19
Ein paar Tage später ist Waschtag im Kinderheim und jeder soll seine Wäsche abgeben, sodass sie in den nächsten paar Tagen gewaschen werden kann. Die älteren müssen ihre Wäsche schon selbst waschen, aber meist gibt es einen Tag, damit man nicht den Überblick verlor und einen organisierten Ablauf seines Lebens hatte.
„Soll ich deine Wäsche mitnehmen?", fragt Bo Zak, der auf seinem Bett liegt und in einem Buch vertieft ist. Er reagiert erst gar nicht.
„Zak?", fragt Bo nun noch einmal und nun bemerkt Zak ihn endlich.
„Was?", fragt er liebevoll.
„Hast du noch dreckige Wäsche?", fragt Bo ihn nun.
„Ja, der Pulli, den ich anhabe, müsste in die Wäsche", sagt er und zieht seinen Pulli von seinem Körper. Seine blauen Augen verschwinden darunter und Bo nutzt den Moment, um seinen Bauch anzustarren, der darunter zum Vorschein kommt, der viel definierter ist, als man denkt. Als Zaks Gesicht jedoch wieder zum Vorschein kommt, schaut Bo schnell weg.
„Noch was, oder ist das der Rest?", fragt Bo und zeigt auf den roten Wäschekorb, der Mitten im Zimmer steht.
„Das ist alles", sagt er und sammelt noch eine letzte Socke vom Boden auf, die er in den Korb schmeißt.
„Ich wasche deine Sachen mit, wenn das okay ist", sagt Bo und kippt Zaks Wäsche aus dem roten Wäschekorb mit in seinen Wäschekorb, der blau ist.
„Wieso hast du eigentlich einen roten genommen, wenn deine Lieblingsfarbe blau ist?", fragt Bo ihn, als er die Wäsche umkippt und ihm ein paar Sachen hinausfallen, die er wieder einsammeln muss.
„Es gab keine blauen mehr", antwortet Zak.
„Du kannst meinen blauen haben", lächelt Bo.
„Ich mag rot sowieso lieber", sagt er, was allerdings nicht stimmt.
„Danke, das ist wirklich süß. Du bist der große Bruder, den ich mir immer gewünscht habe. Meine Wäsche waschen, mir alle meine Lieblingssachen überlassen", lacht Zak. Wenn man in jemanden verliebt ist, will man nicht unbedingt als seinen großen Bruder bezeichnet und wahrgenommen werden.
„Wir sind aber gleich alt", sagt Bo.
„Du bist einige Monate älter, nicht wahr?", fragt Zak ihn grinsend. Er hatte sich immer noch kein Shirt übergezogen und Bo muss sich zwingen, seine Augen auf Zaks Gesicht gerichtet zu halten.
„Okay. Du hast gewonnen", sagt Bo und verschwindet nun mit der Wäsche aus dem Raum, um die Sachen zu waschen. Im Kinderheim gibt es mehrere Waschmaschinen, damit die Jungen und Mädchen die Sachen selbst waschen konnten. Die kleinen hatten immer noch Namen im Shirt und in der Hose, sodass die Betreuer einmal die Woche die jeweiligen Wäschekörbe ausleerten und die Wäsche in die verschiedenen Farbtrommeln warfen, damit sie schließlich die Wäsche waschen konnten. Die großen waren selbst verantwortlich, denn je älter man wurde, desto selbstständiger sollte man werden.
Die älteren waren in einen anderen Gebäudetrakt eingeteilt und hatten eine eigene Wäscheküche. Manchmal ließen auch sie ihre Wäsche in verschieden farbige Trommeln werfen, um sie alle auf einmal zu waschen. Sie wechselten sich mit dem Dienst ab. So war es zumindest früher einmal gewesen. Nun gab es nur noch sehr wenig ältere im Kinderheim, da die meisten erwachsen geworden sind und ausziehen konnten. Deshalb verwaltete Bo die Wäsche und sammelte all seine Klamotten immer, um sie schließlich zu waschen. Es war gut, dass Zak nun da war. Jetzt hätte Bo auch mal wieder saubere Sachen im Schrank, weil die Klamotten sich anhäuften. Bevor er anfängt die Wäsche nach Farbe zu sortieren nimmt er den Pullover, den Zak eben ausgezogen hatte und riecht daran, schließt die Augen. Der Pullover riecht verdammt gut, eben nach Zak. Bo sortiert den Rest der Wäsche in die verschiedenen Farben und stellt schließlich die erste Waschmaschine mit schwarzer Wäsche an. Den Pullover von Zak steckt er ein. Zak würde ihn schon nicht vermissen. Danach geht er zu Zak ins Zimmer zurück, doch der scheint ihn gar nicht zu bemerken, denn er ist wieder total in sein Buch vertieft. Inzwischen hat er sich ein weites Shirt übergezogen. Diesen Moment nutzt er und steckt den Pullover in sein Kopfkissen.
Schließlich setzt Bo sich an den Schreibtisch und beginnt eine neue Zeichnung.
*
„Drew, es freut mich, dass du gekommen bist", kreischt ein Mädchen ihm über die laute Musik hinweg an, als er mit Bash zusammen auf der Party aufkreuzt.
„Es freut mich, dass ich eingeladen wurde", brüllt er zurück.
„Wollen wir rausgehen? Da verstehen wir uns besser", kreischt sie wieder, dieses Mal lachend. Sie hat ein verdammt schönes lachen. Er nickt. Bash war schon wieder in der Menge verschwunden. Im Nachhinein denkt er darüber nach, weshalb er nicht Bo oder Zak gefragt hatte, mitzukommen. Doch das schien ihm, wie Verrat vorzukommen. Nach ein paar Minuten waren sie draußen angekommen und stellten sich abseits der Raucher in eine Ecke.
„Du bist nicht so der Partygänger, oder?", fragt sie lächelnd.
„Ne, ich mag Partys eigentlich nicht", gibt er ehrlich zu.
„Weshalb nicht?", fragt sie.
„Ich bin eher introvertiert und mag keine Menschenmassen. Die Enge und der Alkohol. Das ist nicht so meine Welt", gibt er zu.
„Deinem Freund scheint es zu gefallen", lacht sie.
„Wie heißt er nochmal?", fragt sie lachend.
„Bash", grinst er.
„Ist das ein Spitzname?"
„Ja, eigentlich heißt er Sebastian. Aber niemand nennt ihn so. Nur seine Mutter, wenn sie sauer auf ihn ist" , lacht nun auch er.
„Ist Drew auch dein Spitzname?", fragt sie, nun ehrlich interessiert.
„Ja"
„Wofür?", fragt sie lächelnd.
„Andrew", sagt er.
„Wow, der Name ist schön. Ich mag meinen überhaupt nicht", schmollt sie.
„Becca? Der ist doch voll schön", antwortet Drew ihr. Die beiden haben sich in der Schule schon ein paar Mal gesehen.
„Ist ja auch nur mein Spitzname. Rebecca. Nur meine Mutter nennt mich so, wie bei Bash", lacht sie wieder.
„Nennt deine Mom dich auch nur Andrew, wenn sie böse ist?", fragt sie.
„Meine Mom nennt mich eigentlich nur Drew. Wir streiten uns nicht oft", erwidert er.
„Habt ihr ein gutes Verhältnis?", fragt sie.
„Ja, sogar ein sehr gutes. Meine Eltern leben getrennt und seit Auryn weg ist, hocken wir die ganze Zeit aufeinander. Eigentlich ein Wunder, dass wir uns noch mögen", grinst er.
„Wer ist Auryn? Und das mit deinen Eltern tut mir Leid", sagt sie.
„Auryn ist meine Schwester und ist zum Studieren weg gezogen. Das mit meinen Eltern braucht dir nicht leidtun. Sie sind schon ewig getrennt und haben ein gutes Verhältnis. Ich glaube, sich zu trennen war bisher ihre beste Entscheidung", antwortet er.
„Was studiert deine Schwester? Und ich glaube, ihre beste Entscheidung war, ein zweites Kind zu bekommen", grinst sie und zwinkert ihm zu, bevor ihre beste Freundin dazwischen grätscht.
„Becca? Kommst du jetzt endlich? Ich wioll tanzeeen", sagt diese, die schon ziemlich betrunken sein muss.
„Tut mir leid, ich glaube ich muss mich hier um jemanden kümmern, bevor das zur Kotz-Party wird", entschuldigt sie sich und verschwindet mit ihrer Freundin.
„Es war schön, mich mit dir zu-", sagt er noch, aber Becca ist mit ihrer Freundin schon wieder drinnen und Drew wird auch langsam kalt. Im Inneren der Party läuft laut Musik und alle Menschen scheinen auf der Tanzfläche zu sein, denn niemand steht mehr an der Bar. Der Raum ist gefüllt von tanzenden Menschen. Drew fragt sich, wie sie es hinbekommen, wirklich alle Menschen hier zum Tanzen zu bewegen. Er will schon wieder aus dem Raum flüchten, als Bash ihn entdeckt und auf die Tanzfläche zieht.
„Bash, lass mich. Ich hasse dieses Lied und ich kann auch nicht tanzen", bettelt Drew.
„Watch Me ouh", singt sein bester Freund mit, anstatt seinem Leid ein Ende zu bereiten.
„Guck, es ist ganz einfach. Mach einfach so", sagt er und zeigt Drew die Tanzmoves. Bash kann im Gegensatz zu Drew tanzen.
„Offiziell hasse ich dich jetzt", erwidert Drew, als er am Ende des Songs immer noch auf der Tanzfläche steht.
„Aber jetzt mögen deine neuen Freunde dich. Sie haben gesehen, dass du Spaß haben kannst und tanzen kannst", grinst Bash ihn an.
„Ich habe eher bewiesen, dass ich absolut nicht tanzen kann", lacht Drew nun auch. Die beiden bewegen sich schließlich zur Bar und Bash will sich noch ein Bier geben lassen, aber Drew kann ihn abhalten.
„Nur noch Wasser für ihn, okay?", fragt er den Barkeeper. „Spaßbremse", erwidert Bash.
„Ich will nur nicht, dass du wieder über der Kloschüssel hängst und ich deine Haare halten muss", antwortet Drew, völlig emotionslos.
„Man, du bist wirklich witzig", lacht auf einmal ein Mädchen neben ihm, welches er nach einigen Sekunden als Becca identifizieren kann.
„Tut mir leid, dass wir vorhin von meiner Freundin unterbrochen wurden, aber du musst scheinbar auch auf deinen Freund aufpassen", lächelt sie.
„Ich muss ihr auch immer die Haare halten", grinst sie. Daraufhin fällt Drew aber nichts mehr ein, was er erwidern könnte. Bash stupst ihn an.
„Ich habe gesehen, dass du mit dem Auto gekommen bist, wie lange hast du deinen Führerschein denn schon?", fragt sie.
„Ich bin gerader erst achtzehn geworden, deshalb kann ich noch nicht so lange fahren, aber ich hab mit siebzehn angefangen. Vielleicht ein Jahr" , erwidert er nach kurzem Überlegen.
„Okay. Dann kannst du gut fahren. Du hast kein Alkohol getrunken?", fragt sie weiter.
„Kein Alkohol. Ich muss ja schließlich auf jemanden aufpassen", grinst er und zeigt auf Bash, der in seinen Strohhalm pustet, sodass das Wasser unten im Glas anfängt zu sprudeln.
„Kannst du mir eventuell einen riesengroßen Gefallen tun?", rückt sie schließlich raus.
„Kommt drauf an, was ich dafür kriege", grinst er.
„Einen Kuss?", fragt sie lachend.
„Oh Gott, so war das nicht gemeint", versucht er sich aus der unangenehmen Situation herauszureden.
„Das war eher als Witz gemeint. Was soll ich denn für dich tun?" Seine Wangen haben sich rot verfärbt, aber dies kann man zum Glück nicht sehen, da es in dem Raum zu dunkel dafür ist.
„Meine Freundin ist am Kotzen. Ja, richtig. Ich bin eine miese Aufpasserin. Ein fremdes Mädchen hält ihr gerade die Haare und ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen. Wir müssten zu Fuß, oder mit der Bahn nach Hause fahren und ich weiß nicht, ob sie dazu in der Lage ist"
„Ich fahre euch nach Hause. Wann denn?" , fragt er.
„Wir müssen sie erst auskotzen lassen", lacht sie.
„Okay, in zehn Minuten auf dem-", überlegt er.
„Vorm Eingang", ruft sie ihm noch zu, als er schon außer Hörweite ist.
„Bash, komm. Wir gehen jetzt", sagt er und zieht seinem Freund am Arm, sodass er mit dem Gurgeln aufhören muss.
„Ich hatte gerade aber sooo viel Spaß", jammert dieser.
„Ich will aber nicht, dass du endest, wie Beccas Freundin, okay?", fragt Drew. Es scheint nicht mehr sehr weit entfernt von dem Zustand zu sein, in den Beccas Freundin verfallen war.
„Wohin gehen wir?", fragt Bash, völlig beschwipst und torkelnd.
„Eingang", murmelt Drew und zerrt seinen Freund weiter. Dort setzen die beiden sich auf eine Bank, um auf Becca und ihre Freundin zu warten. Die beiden kommen nach einer Weile und jeder kümmert sich um den jeweiligen Freund. Beccas Freundin hat inzwischen auch aufgehört zu kotzen, ist aber immer noch genauso betrunken, wie Bash.
„Ich will wieder zurück zur Party", sagt sie und will die Tür schon wieder öffnen, als sie zum Glück noch nicht losgefahren sind.
„Okay, bitte schließ die Türen ab. Ich hab kein Bock, dass sie auf die Straße fällt", sagt sie, als sie Becca angeschnallt hat und sich auf den Beifahrersetz setzt. Sie haben Bash und Beccas Freundin jeweils eine Kotztüte gegeben und nun schauen beide sich an, um gleich darauf miteinander rumzuknutschen.
„Oh mein Gott", lachen die beiden vorne. Gleich darauf nicken sowohl Bash, als auch Beccas Freundin ein, als sie sich noch küssen.
„Die beiden sind viel zu betrunken, alter Schwede", lacht Becca nun wieder. Danach fahren sie eine Weile und Becca beschreibt ihm den Weg zu ihrem Haus, wo die beiden heute übernachten werden. Zwischendurch schaut sie sich die CDs an, die auf dem Amateurbrett liegen.
„AnnenMayKantereit? Ich liebe den", freut sie sich, als sie die erste CD entdeckt.
„Die Beatles, Radiohead, Green day und Nico Santos", zählt sie die einzelnen CDS auf, die in seinem Auto herum liegen.
„Da drinnen liegen noch mehr", grinst er sie an.
„Blackrose, Lewis Capaldi, Ansel Elgort. Ich liebe sein Lied 'Thief' ", freut sie sich.
„Soll ich die CD anmachen, die ich gerade drin habe?", fragt er grinsend. Er ist sich sicher, dass sie es lieben wird. Immerhin scheinen sie bis jetzt den gleichen Musikgeschmack zu haben.
„Ja, unbedingt!", freut sie sich. Sie müssen an einer roten Ampel halten und die Gelegenheit nutzt er, um den CD Player anzumachen, der die ganze Zeit über aus war. Der Anfang des Liedes stürmt langsam aus den Boxen des Radios und Drew fängt an, mit zu summen. Dann beginnt der Sänger zu singen und Drew stimmt mit ein.
„Du sagst, es geht uns viel zu gut in diesen kranken Zeiten. Schaust traurig in dein leeres Glas hinein, ja, ja. Und ich bestell noch einen für jeden Während du dich in Rage redest. All die Ängste, all die Probleme. Du fühlst dich allein, ja", singt er fröhlich mit.
„Ich liebe es, ich liebe es wie du dich vergisst. Bitte, komm doch mit. Ich gib dir das, was uns high macht. Gib dir das, was und fliegen lässt. All die Angst so weit weg, weit weg für dich", singt sie im Refrain schließlich auch mit.
„Oh mein Gott, du kennst Provinz? Das ist meine absolute Lieblingsband", freut sich Drew.
„Ernsthaft? Meine auch!", kreischt sie, nun sich auf die Oberschenkel klopfend, weil sie sich so freut einen Gleichgesinnten gefunden zu haben.
„Die meisten mögen meinen Musikgeschmack nicht. Sagen, ich höre Deprimusik und alles.", erklärt sie ihm.
„Ich habe nie jemanden gefunden, der die gleichen Sachen mag und hört, wie ich"
„Okay. Was ist dein Lieblingslied von ihnen?", grinst er nun.
„Scheiße, Drew. Das ist eine verdammt schwere Frage. Ich liebe alle ihre Lieder. Aber ich denke", überlegt sie.
„Ich denke 'Reicht dir das'" ist mein liebstes Lied von ihnen.
„Okay. Jetzt kann ich nachvollziehen, dass sie finden, dass du deprimusik hörst, wenn du das langsamste von allen am liebsten magst", lacht er, um sie zu ärgern.
„Und welches magst du am liebsten?", fragt sie.
„Was stellst du denn solch komplizierte Fragen?", fragt nun er grinsend.
„Ich denke ich mag 'Wenn die Party vorbei ist 'am liebsten"
Als er den Satz beendet sind sie bei Beccas Haus angekommen und Drew parkt ein. Die beiden steigen aus dem Auto aus.
„Kann ich dir noch irgendwie helfen?", fragt Drew.
„Du könntest sie reintragen. Alleine schaffe ich das nicht. Können wir Bash alleine lassen?", fragt sie unsicher.
„Der hält das schon fünf Minuten ohne mich aus. Hoffe ich", antwortet er und sie frachten Beccas Freundin aus dem Auto, um sie in Beccas Bett zu tragen.
„Danke. Sehen wir uns Montag in der Schule? Ich würde mich freuen, wenn wir mal wieder etwas zusammen machen. Du bist wirklich cool", verabschiedet sie sich an ihrer Haustür und umarmt ihn zum Abschied.
*
„Ich habe schon gehört, dass du eine wirklich süße neue Freundin gefunden hast", grinst Frau Silverstone Drew an, als dieser in den Raum kommt.
„Woher wissen sie das?", fragt er, seine Wangen werden wieder rot.
„Maciek hat mir den Instagrampost gezeigt, auf dem du markiert wurdest. Magst du sie?", fragt Frau Silverstone ihn. Drew nickt leicht.
„Sie ist echt cool. Sie und ich haben total denselben Musikgeschmack. Ich habe wahre Freunde gefunden, auf meiner neuen Schule. Seitdem ich gewechselt habe, hat sich alles zum Guten gewendet", freut er sich erneut über den Schulwechsel. Es ist echt das Beste, was ihm hätte passieren können.
„Wie heißt sie?", fragt Zak erfreut.
„Becca", grinst er.
„Aber wir wollen nicht die ganze Zeit über mich reden. Was ist bei euch so los gewesen?", fragt Drew in die Runde.
„Letzte Woche wäre die Aufnahme für die olympischen Spiele gewesen und ich hätte eigentlich daran teilgenommen", sagt er leise.
„Bist du traurig deswegen?", fragt Bo.
„Ja, irgendwie schon. Es fühlt sich total seltsam an, nicht mehr zum Schwimmtraining zu gehen", antwortet er.
„Meine Freunde habe ich alle behalten, aber es fehlt irgendwie etwas. Versteht ihr? Aber ich will gar nicht mehr schwimmen. Ich verstehe meine Gefühle nicht, denn es ging mir seit langen nicht mehr so gut", erklärt er es den anderen.
„Vielleicht musst du dir ein anderes Hobby suchen, welches so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie das Schwimmen. Vielleicht hilft dir das", überlegt Arlo.
„Aber ich bin doch eigentlich glücklich. Ich will gar kein neues Hobby, denn ich bin froh, endlich mal Zeit zu haben und ohne Druck an etwas heran zu gehen", erklärt Maciek seine Gefühlslage.
„Ich denke, dir fehlt einfach etwas, weil du es seit deinem Kindesalter gemacht hast. Du schwimmst schon dein ganzes Leben lang, oder?", fragt Zak ihn, woraufhin Maciek nickt.
„Siehst du. Es ist komisch, von den einen auf den anderen Tag damit aufzuhören", sagt er.
„Woher weißt du das so genau?"
„Weil es bei mir genauso ist. Ich bin weg von meinem Vater, werde nicht mehr geschlagen, nicht mehr misshandelt und es fühlt sich seltsam an, obwohl es das nicht sollte. Weil er mich vom Kindesalter an so behandelt hat.", erklärt Zak ihm das.
„Wie gehst du damit um? Was machst du dagegen?", fragt Maciek nun wieder.
„Fuck", sagt Zak nun, atmet laut aus und zieht seinen Ärmel von seinem Pullover hoch. In seiner Haut kann man tiefe Wunden erkennen.
„Verletzt du dich selbst?", fragt Maciek nun leise, unsicher.
„Nein. Nicht mehr. Es hat mich Überwindung gekostet, euch das zu zeigen. Am Anfang habe ich es getan, weil ich den Schmerz gewohnt war und etwas gefehlt hat, in gewisser Weise, was ich dadurch bekommen habe. Aber ich habe bemerkt, dass das nichts bringt und habe aufgehört. Es hinterlässt nur hässliche Wunden und Narben, die ich sowieso schon genug habe. Wenn ich einmal Kinder habe, will ich ihnen dies nicht zeigen und erklären müssen", erklärt Zak ihm. So ehrlich war er noch nie gewesen.
„Was ich eigentlich sagen will ist, dass es mit derZeit besser wird", lächelt er seinen Freund an, während er seinen Ärmel wiederhinunter zieht. Bo hasst sich in diesem Moment, dass er nichts davonmitbekommen hat und seinem Freund nicht helfen konnte.
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