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Ein paar Tage später steht das Treffen mit Auryn und Scarlett an. Alle Jungen sind ein bisschen aufgeregt, doch besonders Arlo und Drew schlägt der Puls hoch. Sie haben beide Angst, was die anderen von ihrer Schwester und ihrer Freundin halten würden. Drew hatte den Treffpunkt und die Zeiten in die Whatsappgruppe geschrieben und nun fahren Drew und seine Schwester im Auto zum Treffpunkt. Auryn hat auch einen Führerschein, aber sie fährt nicht gerne, weshalb Drew auch jetzt fährt.
Nach einer viertel Stunde Fahrt sind sie angekommen und suchen sich einen Parkplatz in der Nähe des Cafés. Schließlich setzen sie sich in eine der Sofaecken, sodass alle genug Platz haben würden, doch die anderen sind noch nicht da. Drew und Auryn sind allerdings auch viel zu früh da, um einen guten Platz zu bekommen. Um drei sollten die anderen kommen. Als erstes kommt Maciek in den Raum und sieht sich um. Als er nach einer Weile jedoch Anstalten macht, sich einen Platz zu suchen, weil er Drew und Auryn nicht gesehen hatte, steht Drew auf und begrüßt ihn. Dann stellt er Auryn Maciek vor. Nach einer Weile kommen auch Bo und Zak und begrüßen Auryn freundlich. Zum Schluss kommen Arlo und seine Freundin in den Raum und sehen die anderen schon von weitem.
„Nimm das, was Bo sagt, nicht persönlich", sagt Arlo zu seiner Freundin, bevor sie sich lächelnd zu den anderen setzen.
„Puh, weibliche Unterstützung", lacht Auryn und gibt Scarlett die Hand, um sich vorzustellen.
„Ich dachte schon, ich muss die ganzen Jungs hier alleine aushalten", lacht sie.
„Ich glaube, die sind alle in Ordnung", lächelt Scarlett und schaut sie sich nach der Reihe an.
„Ich glaube, die sind alle in Ordnung", äfft Bo sie nach. Darauf reagiert jedoch keiner, nur Zak stößt ihn an, was so viel heißen soll, wie das er sich zusammen reißen soll.
Nun ist Drew es, der noch einmal alle vorstellt.
„Ich weiß nicht, ob ich mir das alles merken kann", lacht Auryn. Sie scheint ein ziemlich fröhlicher Mensch zu sein.
„Es freut mich wirklich sehr, euch alle kennen zu lernen. Drew hat schon so viel von euch erzählt", lächelt sie in die Runde. Drew stößt sie peinlich berührt mit der Schulter an.
„Du skatest, oder?", fragt sie Arlo.
„Ja, schon eine ganze Weile", sagt er strahlend.
„Kannst du mir mal ein paar Tricks zeigen, wenn ich mal zu Besuch bin?", fragt sie. Er nickt begeistert.
„Du musst mir etwas vorspielen", lächelt sie Maciek an und er muss lachen.
„Ich habe gerade erst angefangen. Das kann noch eine Weile dauern, bis da etwas gut klingt", entgegnet er.
„Zak, du schreibst Geschichten, oder? Hast du die irgendwo veröffentlicht, oder schreibst du die bloß für dich?", fragt Auryn nun Zak. Bo ist froh, dass sie ihn nichts fragt.
„Ja, ich schreibe Geschichten. Und eigentlich schreibe ich die nur für mich.", lächelt er.
„Schade. Ich hätte gerne mal eine gelesen", lächelt sie.
„Irgendwann werde ich berühmt und dann bist du die erste, die ein Exemplar bekommt. Unterschrieben", grinst er.
„Drew macht ja schon ständig Fotos von mir, aber ich habe von deinen Zeichenkünsten gehört. Könntest du mich vielleicht einmal zeichnen? Das is ja immer noch einmal etwas anders, als fotografiert zu werden" , wendet sie sich nun an Bo. Doch der ist einfach nur still und antwortet nicht. Seine Wut wächst, doch er kann sich noch beherrschen.
„Bo?", fragt sie noch einmal.
„Lass mich verdammt nochmal in Ruhe. Du kennst mich doch gar nicht! Wieso sollte ich dich also zeichnen?", schreit er sie an. Alle Menschen im Café schauen sie an.
„Ich dachte, dass machst du sowieso. Drew hat erzählt, dass du alle Menschen zeichnest, die dir begegnen und das finde ich ziemlich cool", entgegnet sie ruhig.
„Drew! Du hattest kein recht dazu, ihr das zu erzählen!", schreit er weiterhin. Zak zieht ihm am Ärmel, damit er sich wieder hinsetzt. Scarlett ist von Bo ziemlich eingeschüchtert und sagt nichts, denn immerhin will er sie auch gar nicht hier haben.
„Ich- Ich wusste nicht, dass", stottert er vor sich hin.
Auryn steht schließlich auf und flüstert Bo etwas ins Ohr, was ihn scheinbar beruhigt und die beiden gehen einen Moment aus dem Café.
„Es tut mir Leid, dass ich dich darauf angesprochen habe, aber ich finde es tatsächlich sehr cool. Ich kann deine Reaktion sehr verstehen. Du willst das Zeichnen ganz alleine für dich haben, stimmt's?", fragt sie. Er nickt langsam, unsicher.
„Ich werde dich nie wieder danach fragen, okay?", grinst sie. Er muss irgendwie lächeln und nickt.
„Und jetzt lass uns wieder reingehen, sonst fragen die anderen sich noch, wo wir bleiben", lächelt sie und hält ihm die Tür auf, damit er wieder hinein gehen kann. Er setzt sich hin und ist den Rest des Nachmittages still, bis sie sich alle auf den Weg nach Hause machen.
*
Drew parkt gerade in der Garage des Hauses ein, als seine Mutter auch schon aus dem Haus gelaufen kommt.
„Da seid ihr ja endlich, ich habe Erdbeerkuchen gebacken", erklärt sie strahlend. Auch wenn es erst März ist, hatte sie es geschafft, Erdbeeren zu ergattern.
„Wie war es beim Treffen?", fragt sie, als alle drei in das Haus gehen und ihre Schuhe von den Füßen streifen. Auryn und Drew hängen auch ihre Jacken auf. Sie setzen sich an den Esstisch in der Küche und essen alle zusammen Erdbeerkuchen.
„Es war wirklich schön. Drew hat ein paar sehr tolle Freunde gefunden", lächelt sie.
„Aber Bash übertrifft keiner", lacht sie.
Nachdem sie den Kuchen gegessen haben, räumen sie gemeinsam den Tisch ab und setzten sich auf das Sofa, welches in dem kleinen Wohnzimmer steht.
„Wollen wir ein Spiel spielen?", fragt Auryn.
„Uh, einen Spieleabend haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Hast du Lust, Drew?", fragt seine Mutter ihn. Sie holen die alten Spiele aus dem Schrank und spielen eine ganze Weile, bis Drew schlagartig ziemlich müde wird.
„Ich kann nicht mehr, ich muss echt ins Bett", sagt er und gähnt demonstrativ.
„Okay, ich denke, ich werde auch gleich ins Bett gehen", sagt seine Mutter und steht auf, um sich die Zähne putzen zu gehen.
„Räumt ihr den Rest auf?", fragt sie. Auryn und Drew nicken, um dies eine Minute später umzusetzen.
„Was hast du zu Bo gesagt, dass er sich beruhigt hat?", fragt Drew vorsichtig.
„Das ist ein Berufsgeheimnis", grinst sie.
„Nein, ich glaube, es ist besser, wenn das zwischen Bo und mir bleibt", fügt sie hinzu.
„Er rastest momentan andauernd aus und ich weiß nicht, woran das liegen könnte. Er boxt, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das seine Wut lindert. Ich würde gerne wissen, weshalb er so wütend ist und ihm dann helfen", erklärt Drew.
„Ich denke, er wird es euch irgendwann sagen, wenn er bereit dazu ist. Du hast den anderen ja schließlich auch noch nicht alles von dir gesagt", erklärt sie verständnisvoll.
„Die anderen hatten schon ihre Stärke, in einem gewissen Moment, um sich den anderen mitzuteilen und du und Bo braucht eben eine Weile länger. Es ist eigentlich nur fair, oder?", fragt sie. Drew nickt. Auryn hat Recht. Es ist nicht fair, wissen zu wollen, weshalb Bo diese Ausbrüche hat, wenn er selbst die Hälfte von sich noch nicht preisgegeben hatte, aber es von anderen erwartet. Vielleicht hängt alles mit Bos Erkrankung zusammen.
*
„Kann ich heute bei dir schlafen?", fragt Scarlett ihren Freund, als die beiden mit der Bahn nach Hause fahren.
„Wenn du willst", grinst Arlo. Die Beziehung war wieder, als hätte er nie den Krebs gehabt und das machte ihn verdammt glücklich. Scarlett behandelte ihn nichts anders oder mitleidig. Am Anfang hatte er nie eine Mütze aufgehabt, doch als er draußen war, im Park des Krankenhauses oder einkaufen ging, sahen ihn alle Menschen immer mitleidig an. Er hasste dieses Mitleid und deshalb hatte er sich angewöhnt, eine Mütze oder Kappe zu tragen, denn so sahen die Menschen seine Glatze nicht. Man konnte nicht erahnen, dass er darunter keine Haare mehr hatten und schon bald würden sie nachwachsen, hatte der Arzt gesagt. Darauf freute Arlo sich sehr.
Die beiden fahren eine ganze Weile lang schweigend, bis sie bei der Haltestelle angekommen sind, von der aus man Arlos Wohnung erreichen kann. Diese kleine Wohnung reicht für seine Mutter und ihn völlig aus. Sie ist zwar ziemlich klein, aber gemütlich und Arlo gibt sich damit zufrieden. Man braucht kein Geld, kein großes Haus, um glücklich zu sein.
„Hallo, Frau Barrymore", begrüßt Scarlett Arlos Mutter, als die beiden das Wohnzimmer betreten, weil Arlo seine Mum immer begrüßt, wenn er nach Hause kommt.
„Du kannst mich doch duzen. Das hatten wir doch schon tausend Mal, Scarlett", lächelt Arlos Mutter sie an. Arlo gibt seiner Mutter einen Kuss auf die Wange, um daraufhin mit Scarlett in seinem Zimmer zu verschwinden.
„Warte, ich beziehe uns noch schnell das Bett neu. Ich muss sowieso die andere Bettdecke holen.", sagt er und verschwindet noch einmal. Als er wiederkommt hat Scarlett das komplette Bett schon neu bezogen.
„Oh", erwidert er, als er wieder in das Zimmer kommt. Schließlich schließt er die Tür hinter sich und schmeißt das andere Bettzeug ebenfalls auf das Bett, bevor er Scarlett leidenschaftlich küsst. Sie fängt an zu lachen und die beiden legen sich zusammen auf das Bett, um miteinander zu kuscheln.
„Ich habe dich vermisst", sagt sie noch einmal.
„Ich habe dich auch vermisst", erwidert er und küsst sie noch einmal. Eine Weile sind die beiden leise und genießen die Stille, um sich bloß an den anderen anzuschmiegen. Arlo ist schon fast eingeschlafen, als sie das Gespräch erneut aufnimmt.
„Deine Freunde sind wirklich nett"
„Ich finde sie auch toll", lächelt er, die Augen immer noch geschlossen.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie alle psychisch krank sind"
„Ich weiß. Aber wie wirkt man schon, wenn man eine psychische Krankheit hat?", lacht er. Daraufhin ist sie still.
„Vielleicht sind sie es auch gar nicht. Ich weiß nicht, was Bo und Drew haben. Ich habe schließlich auch nur Krebs, also keine psychische Krankheit und bin trotzdem in der Therapie"
„Bo ist ganz schön aggressiv", stellt sie noch einmal fest.
„Ich glaube ihm geht es momentan nicht besonders gut, weshalb er so drauf ist. Alle zeigen das irgendwie anders und bei Bo schlägt es schnell in Wut um. Ich glaube, er kann diese Wut gar nicht kontrollieren. Ich wüsste gerne, wo diese ganze Wut herkommt", sagt er.
„Geht es euch allen schlecht? Das ist irgendwie total traurig", erwidert sie.
„Ja, irgendwie schon", antwortet Arlo.
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