•• 7 ••

Auch, wenn ich gerade überhaupt keine Nerven für meinen Nebenjob im Kindergarten und somit kleine Kinder hatte, musste ich mich regelrecht dazu zwingen, hinzugehen. Wir brauchten Geld, um uns Essen holen zu können und so lief ich ungeduldig und nervös zu den Gebäude, aus dem schon das schallende Lachen kleiner Kinder zu hören war. Auch auf dem Spielplatz tobten die Kleinen schon und normalerweise freute ich mich immer auf die Zeit in meinen Nebenjob, doch heute war das anders. Das Wissen, dass Mum nicht wieder auftauchte, lastete tonnenschwer auf meinem Herzen und Gemüt.

In den heutigen Stunden war ich nicht bei der Sache, was man mir auch deutlich anmerkte. Wenn mich jemand ansprach, war ich entweder so in Gedanken versunken, dass ich es erst gar nicht mitbekam, oder meine Antworten fielen ziemlich schroff und knapp aus. Es tat mir auch leid für die Anderen, die es mit mir aushalten mussten, doch mir fehlte die Kraft, mich anders zu verhalten.

Trotz allem waren die zweieinhalb Stunden recht schnell vergangen, ich verabschiedete mich noch von ein paar Kollegen und versuchte, die mitleidigen Blicke zu ignorieren und nicht an mich heranzulassen.

Zu Hause schlüpfte ich schnell ins Innere der Wohnung und lehnte mich erschöpft gegen die Tür. Kurz schloss ich meine Augen, massierte mir mit den Zeigefingern die Schläfen und seufzte leise. Die Kraft verließ meinen Körper, ich sank an der Tür nach unten und blieb dort motivationslos sitzen. Mein Kopf war nach unten gerichtet, die Haare vor meinem Gesicht hingen wie ein Vorhang herunter und in dem Moment wollte ich einfach nur vergessen. Die ganzen Probleme, Sorgen und Ängste sollten aus meinem Kopf verschwinden und ihn endlich frei machen. Doch diesen Gefallen taten sie mir nicht.

"Halo?!", vernahm ich Zacs leicht panische Stimme und Schritte ertönten, im nächsten Moment kniete er vor mir.
"Hey, Süße..", murmelte er besorgt, berührte leicht meinen  Arm und kraftlos klammerte ich mich auch schon an ihn. Fest nahm er mich in seine Arme und war einfach für mich da.

"Ich will nicht wieder in dieses Loch fallen..", hauchte ich mit zitternder Stimme und er drehte seinen Kopf zu mir, sah fest in meine Augen.

"Das wirst du nicht. Und weißt du wieso? Du bist stark. Wir zusammen sind stark. Wir dürfen nur die Hoffnung nicht aufgeben" Der Blick während seinen Worten war voll von Sicherheit und Geborgenheit. Er wäre immer für mich da. Egal, was auch geschah. Wir würden das gemeinsam durchstehen. Leicht nickte ich also, atmete ein paar Mal tief ein und aus und stand dann auf, er folgte meinem Beispiel.

Zusammen beschlossen wir, uns etwas abzulenken und bereiteten für den Abend eine Pizza vor, die wir schließlich auch gemeinsam auf der Couch verputzten. Mein Blick wanderte vom Fernseher zu meinem Bruder und ich räusperte mich leicht, wodurch er auch schon zu mir sah.

"Ich geh morgen 15 Uhr weg und weiß noch nicht, wann ich wieder komme", gab ich ihm Bescheid und hoffte einfach, er würde nicht sonderlich nachfragen. Sein skeptischer Blick aber verriet schon, dass das Gegenteil der Fall war.

"Wo gehst du hin?", fragte er prüfend und kurz seufzte ich.

"Musst du alles wissen?", gab ich vorsichtig zurück, worauf sein Blick noch fordernder wurde.

"Halo, wohin?" Kann es ihm nicht egal sein?

"Zac.."

"Halo."

"Alec", sagte ich knapp und biss mir auf die Lippe.

"Was?" Er war von dem Wortwechsel sichtlich verwirrt, doch dann schien ihm das Licht aufzugehen.
"Du gehst zu Alec?", fragte er nochmal nach und als ich leicht nickte, wurde seine Miene immer missmutiger.
"War das deine Idee?"

"Nein.." Er wollte mir schon wieder eine aufbrausende Antwort entgegenschmettern, doch ich war schneller.
"Aber er hat mich zu nichts gezwungen. Wir wollen uns nur besser kennenlernen" Seine Augen musterten mich prüfend und er seufzte.

"Was soll ich auch schon großartig machen? Davon abbringen kann ich dich ja eh nicht, auch wenn mir das Ganze nicht gefällt. Pass einfach auf dich auf" Den letzten Satz hängte er noch murmelnd hintendran und ich nickte daraufhin leicht lächelnd.

"Werd ich. Aber Alec ist in Ordnung, du wirst sehen" Von ihm hörte ich als Antwort nur ein leichtes Schnauben, doch trotzdem war ich zufrieden. Und er hatte recht. Davon abbringen konnte er mich nicht, denn tatsächlich freute ich mich auf unser Treffen morgen. 

-------------------------------------------------

Etwas zögernd und auch nervös stand ich vor Alecs Haustür und drückte vorsichtig auf die Klingel. Kurze Zeit später wurde die Tür aufgemacht und ein lächelnder Alec kam zum Vorschein. Seine grünen Augen strahlten mir entgegen und ich kam nicht umhin, ein kleines bisschen für sie zu schwärmen. Allgemein war sein Aussehen der Hammer und sehr anziehend..

"Hey, Halo", begrüßte er mich freundlich und sein Lächeln erwiderte ich leicht. Mit vorsichtigen Schritten folgte ich ihm ins Innere der Wohnung. Ausgiebig sah ich mich um und entdeckte an den Wänden allerlei Bilder. Sowohl Fotografien, als auch gemalte Bilder. Kunst erweckte schon immer mein Interesse und so blieb ich vor einigen Zeichnungen neugierig stehen. Die Gemälde waren größtenteils in dunkleren Farben gehalten und auch die Geschichten, die die einzelnen Bilder erzählten, waren eher düster, mysteriös und auch traurig.

"Hast du die selbst gezeichnet?", fragte ich leise und erhielt seinerseits ein Nicken. Ob die Bilder seiner Seele entsprachen? Womöglich hatte er auch etwas schlimmes in seinem Leben erfahren müssen.. Kurz musterte ich ihn, doch auch sein Blick verriet mir nichts. Keine Trauer. Keine Enttäuschung. Keine Wut. Nichts. Er hatte alles vernebelt und gut in sich versteckt. Seine Augen ruhten ebenso auf mir und im Gegensatz zu ihm konnte man bei mir wahrscheinlich allerhand Emotionen erkennen.

"Denk nicht so viel nach, Princess", hauchte er beinahe, kam langsam zu mir und blieb dicht vor mir stehen. Seine Stimme entlockte meiner Haut eine leichte Gänsehaut und meinem Herzen ein schnelleres Klopfen. Trotzdem wich ich zur Seite hin aus, denn ich fühlte mich ein klein wenig bedrängt. Noch kannte ich ihn nicht gut genug, um ihm zu 100% vertrauen zu können. Doch wer weiß.. Vielleicht änderte sich das heute ja.

"Ich versuchs.. Und es ist ja heute dein Job mich abzulenken also.. Leg mal los" Ein leichtes Grinsen zierte meine Lippen und daraufhin erhellte sich auch seine Miene.

"Ich dachte mir, wir könnten einen Kuchen backen, oder Muffins oder sowas und es uns dann auf der Couch bequem machen und nen Film schauen?" Kurz musste ich schmunzeln und dann nickte ich schnell.

"Gerne. Und wenn wir dann noch Zeit haben ne Runde zocken?", fragte ich grinsend und seine rechte Augenbraue zuckte überrascht nach oben. Als ob Mädchen nicht auch zocken würden..
"Also natürlich nur, wenn du eine Konsole hast", fügte ich nun wieder zurückhaltender hinzu und er nickte.

"Wie die Dame wünscht, dann werden wir danach noch zocken", erwiderte er nun grinsend und entlockte mir dadurch ein halbherziges Lachen.

"Hast du Fifa?", fragte ich und erhielt erneut ein Nicken.
"Glaub mir, ich werde dich zerstören, Alec" Ein kehliges Lachen erklang von ihm und mein Herz machte einen leichten Hüpfer. Ich hatte ihn zum Lachen gebracht.. Durch meine einfachen Worte. Ein Stück Freude erwachte in meiner Seele und die halbwegs gute Laune tat mir gut. Die Sorgen und Ängste waren nicht verschwunden, doch für den Moment vergaß ich sie ein wenig. Natürlich blieb in meinem Hinterkopf der Gedanke an Mum, doch diese paar Stunden mit Alec wollte ich genießen, es zumindest versuchen.

"Das schaffst du nie im Leben, Halo" Er sah mir grinsend tief in die Augen und lehnte sich spielerisch ein Stück zu mir. Mit einem leisen Lachen tat ich es ihm gleich und wieder waren wir uns ziemlich nah. Die Spannung hing deutlich in der Luft und mein Herz schlug automatisch schneller.

"Wetten doch?", flüsterte ich ihm entgegen und musterte seine Augen. Mein Blick wanderte sein Gesicht entlang und seine Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen.

"Gut. Um was wetten wir?", fragte er, doch ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen. "Wenn ich am Ende beim Zocken gegen dich gewinne, gehen wir zusammen was trinken" Eine Weile ließ ich mir das durch den Kopf gehen, absichtlich lange, um ihn warten zu lassen und es zeigte auch seine Wirkung. Seine Fassade der Selbstsicherheit bröckelte langsam und er schien an seinem Wetteinsatz zu zweifeln. Gerade machte er den Mund auf und ich fing an zu Grinsen.

"Einverstanden", stimmte ich nun seinem Vorschlag zu und sein Gesicht zierte nun ein freudiger Ausdruck. Warm lächelte er mich an und zog mich dann an der Hand zu seiner Küche. Seine Berühtrung erwarmte die Stelle und es fühlte sich an, als würde sie ein Stück meiner kaputten Seele heilen.
"Mit wem wohnst du hier?", fragte ich nebenbei und durchsuchte die Schränke nach einer Schüssel. Als ich schließlich eine fand, stellte ich sie auf die Anrichte.

"Meinen Eltern" Also hatte er keine Geschwister. Ohne Zac könnte ich mir mein Leben gar nicht mehr vorstellen.. Er bedeutet mir so viel und ist immer da, wenn ich Hilfe brauche. Im Grunde sind wir Beide eins. Wenn es mir schlecht geht, merkt er es sofort und anders herum ist es genauso. Selbst wenn wir uns anzickten und gegenseitig ärgerten, hatten wir uns lieb. Doch Alec hatte diese Geschwisterliebe anscheinend nie erfahren und deswegen misste er sie wahrscheinlich auch nicht. Deshalb nickte ich auch nur und sah dann zu ihm.

"Na dann fangen wir mal an" Schmunzelnd schüttete ich die Zutaten in die Schüssel, die er mir nach und nach in die Hand drückte. Noch gut vermischen und fertig war der Teig. Alec steckte den Finger in die Schüssel und schmierte mir den Teig dann einfach so an die Nase, woraufhin ich ihn leicht geschockt, aber auch amüsiert ansah.

"Hey! Was soll das, du Spinner?", fragte ich lachend und schielte auf meine Nase. Auch ihm entfloh ein Lachen und dann betrachtete er mich grinsend.

"Mir war grad danach" Gespielt genervt verdrehte ich die Augen, doch das Grinsen auf meinen Lippen verriet mich. Den Teig auf meiner Nase wischte ich mit dem Finger weg und probierte ihn dann.

"Wenigstens haben wir ihn gut hin bekommen" Grinsend klopfte ich mit selbst als Lob auf die Schulter und Alec zog eine Schmolllippe.

"Bekomm3 ich kein Lob?" Kurz schüttelte ich den Kopf.

"Nein, du hast mir nämlich nur die Zutaten gegeben. Ich hab den Teig gemacht", erwiderte ich toternst und sah ihn streng an. Verdutzt erwiderte er meinen Blick, bis er das leichte Zucken meines Mundwinkels bemerkte und dann lachte er leise.

"Du freches Ding", murmelte er kopfschüttelnd und brachte mich somit zu einem breiten Grinsen. Ohne noch etwas zu sagen, wandte ich mich ab und stellte den Kuchen in den Ofen. Während dieser vor sich hin gedeihte, suchten wir uns schon mal einen Film raus, beziehungsweise entschieden wir uns schlussendlich für eine Folge der Serie 'Supernatural', da wir uns nicht auf einen Film einigen konnten. Wie wir nach kurzer Zeit rausfanden, schauten wir die Serie beide unglaublich gerne, und so war das eine beschlossene Sache.

Während der Folge spürte ich immer mal wieder seine Blicke auf mir. Dieses Mal fand ich das aber angenehm und lächelte vor mich hin, was wahrscheinlich ziemlich dämlich aussah. Als ich meinen Kopf einmal zu ihm drehte und seinen Blick erwiderte, lächelte er mich sanft an und mittlerweile fühlte ich mich in seiner Nähe richtig wohl.

Der Kuchen war auch relativ schnell verputzt und dann war noch das Zocken dran. Am Anfang stand es noch 2:3 für mich, doch dann schmetterte er den Ball ins Tor, was mich leise zum Fluchen und ihn zum Grinsen brachte.

"Warts nur ab", murmelte ich nehr zu mir selbst und tatsächlich schaffte ich es am Ende. Ich gewann gegen Alec.
"Ha! Na, was hab ich dir gesagt?", fragte ich und grinste gewinnend. Er fing an, schmollend die Zähne zu knirschen und antwortete mir nicht. "Aww nicht beleidigt sein, Alec" Kurz piekste ich ihm in die Wange und grinste.

"Lass das" Alec lachte und schubste meine Hand leicht weg. Grinsend schüttelte ich den Kopf und ließ meinen Blick schweifen.

"Oh, Scheiße. Schon so spät?", fragte ich schockiert. Draußen war es mittlerweile schon dunkel und die Digitaluhr auf dem kleinen Schrank zeigte mittlerweile schon 19:56 Uhr an. Die Zeit war wie im Flug vergangen.. Zac würde ziemlich wütend sein. Mist.
"Ich muss los, Alec.. Zac macht sich bestimmt schon Sorgen", meinte ich hektisch und holte meine Tasche.

"Schon gut. Es hat Spaß gemacht" Sein Lächeln erwärmte mein Herz ein klein wenig und im Flur zog ich meine Jacke an.

"Fand ich auch. Danke, Alec..", murmelte ich lächelnd und er nickte wissend. Für diese 5 Stunden konnte ich tatsächlich mal auf andere Gedanken kommen, ein wenig lachen und etwas Spaß haben. Doch sobald ich jetzt wieder alleine war, würde die Freude verschwinden und den Ängsten Platz machen. 

"Nicht dafür. Bis morgen" Er hielt mir die Tür auf und unschlüssig, was ich jetzt zum Ahschied tun sollte, stand ich vor ihm. Ein Handschlag wäre jetzt doch ziemlich unangebracht, also umarmte ich ihn kurzentschlossen einfach. Kurz verfestigte er den Griff um mich und entfachte dadurch ein Kribbeln auf meiner Haut. Seine Nähe und Gegenwart taten mir gut.. Sehr gut sogar.

"Bis morgen", sagte ich leise, warf ihm noch einen letzten Blick zu und verschwand dann nach draußen in die kühle Nacht.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top