24. Lily mag Potter nicht?

KAPITEL 24
Lily mag Potter nicht?
Montag, 21. November 1977

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      ES GAB VIELE DINGE, MIT DENEN REMUS GERECHNET HÄTTE, als er zurück zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum kam. Es gab auch viele Szenarien, in denen er Sirius vermutet hätte, aber nicht — niemals — in dieser Konstellation, nicht mit... Lily.

Er blieb überrumpelt stehen, als das Sofa im Gemeinschaftsraum in Sicht kam. Am liebsten hätte er souveräner reagiert, aber das war ihm unmöglich. Auf Lilys Schoß lag ein Stück Papier und sie sahen beide zu Remus auf, als hätte er sie bei einem Gespräch unterbrochen, das sie nicht in seiner Anwesenheit fortführen konnten.

Sirius hob ein wenig herausfordernd die Augenbrauen, während Lily ruhig anmerkte: „Du bist früh wach."

„Ja", sagte Remus, der immer noch auf eine Erklärung wartete. Vielleicht ging es ihn auch nichts an, aber die Sorge, die er als guter Freund von den beiden und vor allem von James und Vanessa empfand, war plötzlich omnipräsent. „Ihr auch."

„Jup." Sirius nickte, als wolle er ihn unbedingt loswerden.

Remus fuhr sich unbeholfen durch die Haare, als niemand etwas hinzufügte. „Ich geh dann mal hoch", kündigte er an, doch obwohl er vorher geplant hatte, sich wenigstens kurz noch einmal hinzulegen, war es ihm nun unmöglich. Zu sehr grübelte er über die komische Begegnung nach, die er heute Morgen gehabt hatte.

Vielleicht hätte er keinen weiteren Gedanken daran verschwendet und es als nicht wichtig abgetan, wenn Sirius nicht vor dem Frühstück zu ihm gekommen wäre. „Erwähn das mal mit heute Morgen lieber nicht vor den anderen...", hatte er beiläufig begonnen. „Das wäre irgendwie peinlich."

„Wieso?", hatte Remus sofort gefragt und Sirius hatte mit den Schultern gezuckt.

„Wir haben über ein paar private Dinge geredet, das ist alles."

Dann hatte er sich in ein Gespräch zwischen James und Vanessa eingemischt, während Peter verwirrt zu Remus blickte. „Worum ging es da?", fragte er.

Remus winkte ab, gerade als sie die Große Halle betraten. „Nicht so wichtig, Pete." Sein Blick wanderte zum Slytherin-Tisch, aber sie war nicht da. Er fragte sich, ob sie heute in ihrer Freistunde etwas miteinander unternehmen würden. Er würde sich freuen. Sie womöglich auch. Ihre Worte heute... Irgendetwas war anders an ihr gewesen und vielleicht, nur vielleicht hieß das... Er wusste selbst nicht, was das hieß. Bei Darjana kam er sich ungewöhnlich unwissend vor.

Ihr seltsames, beinahe zugängliches Verhalten stürzte Remus den ganzen Vormittag in eine grüblerische Stimmung. Sie war heute Morgen zutraulich gewesen, auf eine seltsame Art sogar sehr offen. Plötzlich hatte sie ihn angesehen, als wäre es etwas ganz Bestimmtes, das sie von ihm hören wollte, und Remus fragte sich erneut, ob sie damals mehr gehört hatte, als sie zugab. Würde sie dieses Spiel so lange spielen? Sie hatte seine Narben gesehen und nicht danach gefragt. Noch nicht zumindest.

Selbst als er mit seinen Freunden aus Verwandlung kam, um sich auf dem Weg zum Mittagessen zu machen, hörte er kaum richtig zu, als Sirius redete. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Darjana und daran, wie gut sie sich anfühlte.

Lily!", unterbrach James' Ruf seine kreisenden Gedanken.

Die Angesprochene fuhr ebenso überrascht herum wie Remus, der das Geschehen nun aufmerksam beobachtete. Lily sah zu James, der bereits auf sie zulief. Vanessa und Remus tauschten einen Blick aus, als Lily sich verlegen eine Haarsträhne zurückstrich, aber dabei ihre Bücher einfach aus der Hand fallen ließ. Hastig versuchte sie, sie in der Luft zu fangen, aber sie schlugen schon laut auf dem Boden auf. 

„Oh, sorry", sagte Lily völlig zerstreut und wollte sich schon bücken, als James in die Hocke sank und ihr die Bücher aufsammelte.

„In welchem Kitschroman bin ich denn hier gelandet?", fragte Vanessa verwirrt, als James kniend zu ihr aufsah und ihr die Schulbücher emporhob. Doch Lily machte keine Anstalten sich zu bewegen. Sie starrte ihn an, als wäre sie von einem Fluch versteinert worden. Kurz wünschte sich Remus, dass Darjana ihn so ansehen würde, wenn sie an Lilys Stelle wäre und er an James'. Denn Lilys Blick war nicht schwer zu interpretieren.

Als sie aus ihrer Starre gerissen wurde, stolperte sie einen Schritt zurück, dann noch einen — und ohne Vorwarnung drehte sie sich um und eilte davon. Auf James' Frage oder ihre Bücher hatte sie gar nicht gewartet.

James rappelte sich wieder auf und lief mit einem ahnungslosen Blick auf seine Freunde zu. „Was ist denn mit ihr?", fragte er verwirrt.

Vanessa kratzte sich verzweifelt an ihrem Haaransatz und auch Remus fragte sich, wie sein bester Freund so gute Noten haben konnte, ohne sich groß anzustrengen, wenn er das nicht verstand.

Plötzlich weiteten sich James' Augen. Die Galleone fiel. „Aber sie hat doch gesagt: Ich betrachte dich mittlerweile als Freund, Potter. Sie hat es mir glasklar gemacht, dass es Freundschaft ist. Ich habe versucht, das zu respektieren." Er dachte schwer nach. „Und jetzt steht Lily auf mich?"

„Ist das was Schlechtes?", fragte Sirius. „Sie ist ein kluges Mädchen, irgendwann musste sie es ja merken."

„Sie denkt in letzter Zeit viel über dich nach", stimmte Vanessa zu.

„Ja, und sie war eifersüchtig wegen Amaya", fügte Remus hinzu.

James verfiel in tiefes, nachdenkliches Schweigen. Vermutlich kam die Erkenntnis erst in ein paar Minuten richtig bei ihm an. Vielleicht wollte er auch sicherheitshalber alle Fakten durchgehen, die er kannte, um die plausibelste Theorie zu finden. So würde Remus es tun. Oder um genauer zu sein: Das tat Remus. Es gab sicherlich Hinweise, die dafür sprachen, dass Darjana Gefühle für ihn entwickelte. Er wusste nur nicht, wie objektiv er in diesem Fall war.

Auch beim Mittagessen redete James untypisch wenig, zumindest bis die Gruppe Ravenclaws zu ihnen kam, vor der Remus gerne auswich, um nicht in unangenehme Situationen zu kommen. Auch jetzt warf er Zara ein unbeholfenes Lächeln zu, die ebenso unbehaglich dreinblickte, während ihre Freundin James anlächelte. Das andere Mädchen, das sie begleitete, schaute gelangweilt auf ihre Nägel herab und ließ ihre Augen schließlich über den Tisch wandern.

„Hallo, James", sagte Amaya und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Remus sah zur Seite und suchte nach Lily ein paar Köpfe weiter, deren Blick bereits angespannt auf die Ravenclaw gerichtet war.

„Hey", erwiderte James, doch sein Grinsen war schwächer als sonst. Dennoch konnte er die Aufmerksamkeit nicht unbeachtet lassen.

„Ich wollte nur auf dein Angebot zurückkommen, mir ein paar Quidditch-Bluffs zu erklären. Ich habe gerade ein wenig mehr Zeit und viele meiner Hausaufgaben abgearbeitet."

Remus unterdrückte ein Augenrollen und konzentrierte sich auf die Essensauswahl vor ihm. Sein Kopf tat weh und er hatte unbändigen Hunger. Kein Wunder, wenn man den anstehenden Vollmond bedauerte. Vielleicht hatte auch Darjana ihn deswegen so gereizt. Vor dem Vollmond war alles intensiver.

„Klar, für dich habe ich immer Zeit", erwiderte James lässig und Remus warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Auch Vanessa sah entsetzt aus.

Vermutlich wollte er sich vor seinen Freunden nicht die Blöße geben, sie abzuweisen wie ein liebestoller Schwachkopf. Dabei würden sie alle es verstehen... na ja, vielleicht würden ein paar blöde Sprüche von Sirius kommen. Remus hatte die Theorie, dass all die Mädchen, mit denen James je geflirtet oder die er geküsst hatte, nur ein Versuch gewesen waren, Sirius und allen anderen zu beweisen, dass er cool war. Irgendwie war das so eine Sache unter Jungs: Man prahlte damit, dass man Frauen rumbekam. Selbst Remus, dem das eigentlich egal war, hatte schon öfters den Gedanken gehabt, dass Sirius ihm Respekt für seine Art der Beziehung mit Darjana entgegenbringen würde. James glaubte vermutlich, dass er mit seiner sensiblen Seite, die er eigentlich hatte, uncool wäre. Das war wohl auch das Problem mit Lily: Nur wenige bekamen sie zu Gesicht. Selbst Remus hatte lange Probleme damit gehabt zu verstehen, dass ein Teil Ernst dabei war, wenn James maßlos übertrieb. Die Kunst war es, den Anteil der Ernsthaftigkeit zu ermitteln.

„Apropos Hausaufgaben", mischte sich Sirius in das Gespräch ein. „Westwick, hast du die für Kräuterkunde gemacht?"

„Ja", erwiderte Zara schüchtern, als sich alle Blicke auf sie richteten.

„Kann ich da mal einen Blick drauf werfen?", fragte Sirius so dreist weiter, dass Remus gereizt seine Gabel auf den Tisch knallte. Irgendetwas an Sirius brachte ihn heute zur Weißglut.

„Du kannst deine Hausaufgaben selbst machen, Sirius", erwiderte er harsch, im gleichen Augenblick, in dem Zara „Okay", sagte.

Die beiden warfen sich einen Blick zu und Zara setzte zu einem hilflosen Schulterzucken an.

„Ich habe sie mit Peter gemacht, du kannst auch ihn fragen", meinte sie.

„Können wir jetzt essen gehen?", fragte die blonde Ravenclaw quengelnd und tatsächlich wurde ihrem Wunsch stattgegeben. Kurz darauf saßen die drei an ihrem Haustisch, während Vanessa James einen leichten Klaps auf den Hinterkopf gab.

„Was soll das denn?", fragte sie empört. „Was ist denn mit Lily?"

Bevor James antworten konnte, schnaubte Sirius. „Vanessa, Evans hatte lang genug ihre Chance. James kann ja nicht ewig auf sie warten."

„Entschuldige mal, hast du gesehen, wie Lily ihn heute angesehen hat?", entfuhr es ihr empört. „Das kann er sich doch nicht kaputt machen!"

„Ich mache mir hier gar nichts kaputt", meinte James eine Spur zu arrogant, wie Remus fand. Was für ein Idiot. Da stand das Mädchen seiner Träume endlich auf ihn und er war zu dumm, um zu erkennen, dass— Remus atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken zu beruhigen. Er projizierte gerade zu sehr von sich auf James. Vielleicht war er neidisch, weil er sich wünschte, dass Darjana ihm solche offensichtlichen Signale geben würde.

Nach dem Mittagessen jedoch nahm er das fast zurück. War es nicht ein offensichtliches Signal, dass Darjana genau auf der Bank saß, an der Remus vorbeigehen musste, egal ob er zur Bibliothek, zum Gemeinschaftsraum oder gar mit seinen Freunden zu den Gewächshäusern ging? Sie hatte sich Gedanken gemacht, um ihn zu sehen.

Er versuchte, sein Lächeln zu unterdrücken, als er sie sah, und verabschiedete sich stattdessen entspannt von seinen Freunden, um Geschichte lernen zu gehen. Das musste keine Lüge sein.

Beschwingt lief er zu dem Platz, an dem er Darjana gesehen hatte und lehnte sich neben sie an die Wand. Sie war in ihr Buch versunken, während ihr blondes Haar hinter ihr Ohr gestrichen war. Ihre Augen bewegten sich sprunghaft über die Zeile, doch sie verweilten ruhig auf einer Stelle, als sie Remus bemerkte. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, bevor ihre braunen Augen zu ihm aufblickten. Remus schluckte.

„Was liest du da?", fragte er ohne auf die Idee zu kommen, sie anderweitig zu begrüßen. So nah standen sie sich mittlerweile. Der Gedanke machte ihn glücklich.

„Ein Buch über den ersten Weltkrieg und wie die magische Welt davon beeinflusst wurde beziehungsweise wie sie sich einmischte", erklärte sie.

Sie bemerkte, wie Remus interessiert aufhorchte. „Hat sie sich eingemischt?"

„Teils teils", meinte Darjana, während Remus sich neben sie setzte und auf das Buch blickte. „Das ist ja die komplizierte Angelegenheit, die in diesem Buch behandelt wird. Es war auch je nach Land unterschiedlich, wie sich die einzelnen Länderinteressen in den Zaubereiministerien widergespiegelt haben. Manche Länder haben mehr mitgemischt als andere, manche Zauberer waren sogar an der Front. Viele Heiler haben geholfen."

Eine kleine Falte bildete sich zwischen Remus' Augenbrauen, als er mit einer gewissen Faszination darüber nachzudenken schien. „Davon wusste ich gar nichts", gab er zu. „Das ist unglaublich spannend, wie unsere Welt von den Ereignissen in der Muggelwelt beeinflusst wurden."

Darjana nickte. „Und es ist so selten, dass es Bücher wie diese gibt. Es gibt so vieles, was wir über unsere eigene Geschichte nicht sicher wissen. Allein die Anfänge der Magie sind so spannend. Wir wissen wenig über Länder, in denen sie vielleicht das erste Mal auftrat. Und unser Verhältnis zu der Muggelwelt... dafür, dass es sich eigentlich so beeinflusst, gibt es wenige Historiker, die sich damit beschäftigen." Ein Seufzen entwich ihr. „Du weißt nicht, wie gern ich Historikerin werden würde", sagte sie plötzlich. Es war einfach aus ihr herausgeplatzt.

„Was hindert dich?", fragte Remus überrascht.

Sie zögerte kurz. „Geld", beichtete sie schließlich. „Magische Geschichte zu studieren ist teuer. Es gibt nicht viele Historiker, sie haben selbst viel zu tun und haben nicht die Kapazität für viele Schüler. Na ja..."

„Wie teuer wäre das denn?"

Sie zögerte kurz. „Fünfhundert Galleonen im Jahr."

„Fünfhundert?", wiederholte Remus fassungslos.

Darjana nickte. „Ich könnte natürlich einen Kredit aufnehmen... aber der Gedanke hindert mich."

Sie bemerkte, wie seine Hand kurz Anstalten machte sich zu bewegen, doch er hielt sie zögernd bei sich. Als Darjana zu ihm aufsah, hob er sie jedoch an und legte sie vorsichtig auf ihren Rücken.

„Na ja", fuhr sie fort. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht, an einer Muggel-Universität zu studieren. In England gibt es keine Studiengebühren. Dann hätte ich aber auch nur Muggel-Geschichte und Muggel-Politik. Mich interessiert ja die Mischung. Ich habe mir aber auch schon überlegt, erst Muggel-Geschichte zu machen, ein wenig Geld zu verdienen und dann Zauberei-Geschichte raufzusetzen. Aber das würde ewig dauern und Geschichte ist auch bei Muggeln nicht das lukrativste Fach."

Remus nickte nachdenklich, als wäre er auf der Suche nach einer sofortigen Lösung, die Darjana in den letzten Monaten nie in den Sinn gekommen war. „Irgendetwas übers Ministerium?", fragte er.

„Da will ich bei den momentanen Unklarheiten nicht hin", sagte sie sofort. „Wer weiß, was noch auf uns zukommt. Deswegen will ich eigentlich auch nicht in England bleiben. In den USA oder Kanada wäre eine Muggel-Uni aber teuer." Sie seufzte. „Ich hatte die letzten zwei Jahre einen Job unten in dem Schreibwarenladen Hogsmeade. Ich habe vierzehn Galleonen im Monat verdient, aber als ich erkannt habe, dass ich damit vielleicht gerade so das erste Jahr finanzieren kann und das alles mit Du-weißt-schon-wem kam, habe ich dieses Jahr aufgehört. Vielleicht war das blöd."

„Das ist echt beschissen", sagte Remus, den das selbst zu betrüben schien. „Darjana, ich wünschte, ich könnte dir helfen."

„Bist du reich?"

Remus lachte. „Willst du mich heiraten und dann ermorden?", fragte er amüsiert. „Dein Halloween-Kostüm hat es schon angekündigt, ich wusste es."

Sie verdrehte mit einem leichten Lächeln die Augen. „Ich muss dich ja nicht gleich ermorden", sagte sie leichthin. Remus runzelte die Stirn.

„Da musst du James oder Sirius rumkriegen", meinte er nach einer kurzen Pause. „Die könnten dir das zahlen."

„Lass uns eine kommunistische Revolution starten", schlug sie grinsend vor. „Oder ich überwinde mich und werde James' und Sirius' neue beste Freundin."

„Vermutlich hätten Lily und Vanessa was dagegen."

„Aber Lily mag Potter doch nicht."

Remus lachte leicht auf. „Natürlich", stimmte er übertrieben zu. „Letztens hat er eine Ansage im Gemeinschaftsraum gemacht, richtig verantwortungsbewusst und ganz ungewohnt. Am Ende hat James sich zu ihr umgedreht und sie gefragt, ob sie was hinzufügen will, und sie hat ihn ganz verschreckt und ertappt angeschaut, als hätte sie ihm gar nicht zugehört. Du hättest sehen müssen, wie sie ihn angesehen hat. Heute auch..."

Darjana fragte sich, wie sie ihn ansah. Was lag in ihren Augen, während sie mit ihm sprach? Sie wusste nur, wie sie sich fühlte: Leicht und offen. Sie sah keinen Grund, Remus etwas vorzuspielen. Nicht mehr.

„Apropos reich — ich habe dein Buch weitergelesen", erzählte sie. Remus horchte interessiert auf.

„Wow, ich bin stolz auf dich", scherzte er und stieß ihr in die Seite.

Darjana schnaubte. „Lass diese Floskel."

„Was?"

Er bekam ein Augendrehen als Antwort „Dieses ganze ‚Ich bin stolz auf dich'."

Remus zog die Lippe zwischen seine Vorderzähne und runzelte kaum merklich die Stirn. „Es— Ähm— war ein Witz", versuchte er es vorsichtig. Sie war so undurchsichtig.

„Sag ich ja." Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist nie ernst gemeint."

„Darjana...", begann Remus. „Was—" Doch Darjana unterbrach ihn, als wäre nie etwas vorgefallen.

„Zumindest habe ich schon das ganze Eifersuchtsdrama von ihm und ihr Liebesgeständnis hinter mir. Und gerade kam der Herzog und hat sie wählen lassen zwischen seinem Geld und Armand. Da hat sie sich doch tatsächlich für ihn statt für das Geld entschieden."

Remus lachte leise, aber sein Blick wanderte nachdenklich in die Ferne. „Ist es so unergründlich für dich, dass man so eine Entscheidung für die Person trifft, die man liebt?", fragte er.

„Also wenn ich reich wäre, würde ich das doch nicht für jemanden wegwerfen, den ich kaum kenne", sagte sie und hob ungläubig die Augenbrauen. „Und außerdem wäre das ja die Entscheidung für eine Person, die ich liebe: Mich selbst."

„Merlin", murmelte Remus, der wie immer nicht einschätzen konnte, wie viel davon die Wahrheit war und was die harte Schale des Mädchens neben ihm war. Vielleicht war es ähnlich wie bei James. „Ich würde das Geld wegwerfen für jemanden, den ich kaum kenne, wenn ich der Person das Leben retten könnte", überlegte er.

Darjana sah ihn an. Da war er wieder, den Heldenkomplex... Nicht einmal einen Scherz konnte er so stehen lassen, ohne seine Edelmütigkeit raushängen zu lassen. Einen kurzen Moment zögerte sie, dann atmete sie genervt durch. „Für meinen Bruder würde ich es machen."

Remus warf ihr einen überraschten Blick zu.

„Was denn? Ich habe durchaus Menschen, die mir sehr wichtig sind", sagte sie sofort.

„Das habe ich nie bezweifelt", erwiderte Remus ernst.

„Auch wenn mein Bruder manchmal wirklich dumm ist", fügte Darjana hinzu, was ihr ein Stirnrunzeln von ihrem Gegenüber einbrachte. „Nein, wirklich, er hat so romantische Anwandlungen wie du."

„Romantische Anwandlungen?", wiederholte Remus und unterdrückte nun deutlich ein Lachen. „Darjana, ist es so schwer für dich zu verstehen, dass manche Menschen geliebt werden wollen und das Gleiche zurückgeben möchten? Da ist man eben romantisch."

„Nein, Grayson vertraut Leuten viel zu schnell", erklärte sie. „Zweimal wurde ihm das Herz gebrochen — und jetzt verkündet er mir, dass er heiraten will. Ich hoffe nur, er ist sich sicher. Zumindest will er, dass ich sie vorher kennenlerne, was ein schlauer Gedanke ist."

„Er vertraut sicher auf deine Ehrlichkeit", stimmte Remus zu und Darjana verengte bei seinem Gesichtsausdruck die Augen.

„Du musst dich gar nicht lustig über mich machen", meinte sie. „Ich werde sie mir genau ansehen — sie ist auch noch Amerikanerin, musst du wissen."

„Nicht auch das noch", erwiderte Remus ironisch.

Darjana verdrehte die Augen, während er einen versöhnlichen Blick aufsetzte. Erst jetzt fiel ihm auf, wie viel Privates sie ihm in den letzten Minuten erzählt hatte, und dass das etwas war, was er wertschätzen konnte.

„Könnte dein Bruder dich finanziell unterstützen?", fragte er.

„Nicht genug", sagte Darjana seufzend. „Seine Verlobte allerdings ist ziemlich sicher nicht arm." Sie grinste und Remus erwiderte es mit einem leichten Schnauben. „Außerdem ist ihre Familie für mich als Geschichtsfan extrem spannend. Du musst wissen, sie ist eine Sayre, eine Nachfahrin von Isolt Sayre, der Gründerin von Ilvermorny. Das könnte extrem spannend sein. Die Sayres hatten ursprünglich irische Wurzeln, aber die Mutter von Isolt ist eine Gaunt..."

Remus sah sie verwirrt, aber neugierig an. „Und?", fragte er.

Darjana schnalzte mit der Zunge. „Die Gaunts sind eine der ältesten Zaubererfamilien und direkte Nachfahren von Salazar Sly—"

„Rowe?"

Erschrocken zuckte Darjana zusammen. Die tiefe Stimme hatte die beiden mit einer Entschlossenheit unterbrochen, die ihr nicht behagte. Langsam sah sie auf und auch Remus folgte ihrem Blick. Als sie erkannte, wer es war, der dort vor ihnen stand, runzelte sie die Stirn.

Ares Parkinson.

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Was er wohl will?

Ich lieeeebe dich jily Momente <3
Was meint ihr, haben Sirius und Lily wohl geredet? Vorher hatten die beiden ja nicht wirklich was miteinander zu tun...

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