22. Eifersucht oder Ego?

KAPITEL 22
Eifersucht oder Ego?
Sonntag, 20. November 1977

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ES WAR NICHT GENUG, DASS JAMES UND SIRIUS IHN MIT ZARA VERKUPPELN WOLLTEN, SIE WOLLTEN AUCH NOCH ALLES ÜBER DAS ARRANGIERTE DATE ERFAHREN.  

„Remus, ich habe gehört, ihr wart in einem Buchladen", musste er sich gerade einen Vorwurf von Sirius anhören, dem die Sache so ernst zu sein schien, dass er nicht einmal Moony zu ihm sagte. Na prima. Bewusst auf sein Frühstück fokussiert, antwortete Remus so entspannt wie möglich:

„Ja, sie liest gerne."

„Warum lesen denn alle gern?", fragte Sirius so übertrieben, als hätte er gerade verkündet, dass sie Briefmarken sammelte. „Das ist so ein langweiliges Hobby."

Remus hob die Augenbrauen und atmete tief durch. Es war ja nicht so, dass er die letzte halbe Stunde fast jedes Wort aus Zaras Mund rezitieren musste. Nur ihren Kommentar über Darjana ließ er natürlich außen vor. „Du hättest mal sehen sollen, was sie so liest", merkte er trocken an und betrachtete, wie Sirius die Stirn runzelte und sowohl Vanessa als auch James einen fragenden Blick zuwarf.

„Wie?", fragte er dann deutlich verwundert. Maggie, die neben Remus saß, schnaubte amüsiert.

„Also, Sirius, dass ich diejenige sein muss, die dich aufklärt, hätte ich nicht gedacht, aber es gibt Bücher mit gewissen detaillierten Szenen..."

Sirius klappte der Mund auf. „Deswegen lest ihr also?", fragte er, als hätte ihm das eine völlig neue Sicht aufs Leben beschert.

Remus wollte nein sagen, beschloss aber, dass es deutlich einfacher wäre, Sirius in dem Glauben zu lassen.

„Dann macht es auch Sinn, dass ihr so verbissen darauf seid, Singles zu bleiben — ihr habt ja schon ein fiktives Sexualleben." Er stieß James grinsend in die Seite. „Fiktiv", murmelte er und die beiden kicherten, als wären sie zwölf. Vanessa verdrehte die Augen.

„Wenn es nach mir ginge, könnte es aufhören, fiktiv zu sein", murmelte Maggie mit einer Spur Frustration in der Stimme.

Remus schmunzelte leise und die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu. Doch Sirius hatte natürlich gehört, was sie von sich gegeben hatte. „Was ist denn mit Brenton, deinem Nachhilfeschüler?"

„Erstens ist er ewig nicht mehr mein Nachhilfeschüler", platzte es aus Maggie heraus. „Und davon abgesehen kann ich echt nicht deuten, ob er was von mir will oder nicht."

Sirius runzelte die Stirn. „Jungs sind nicht so kompliziert", gab er altklug von sich.

„Doch", murmelte Vanessa mit einem Seitenblick auf James, der eine Grimasse in ihre Richtung schnitt.

„Ich hätte einfach mal gerne jemanden", jammerte Maggie.

Sirius winkte ab. „Ach, so schwer ist das nicht. Irgendwer findet sich schon."

„Ich will aber nicht irgendwen", protestierte Maggie schmollend.

James bekam ein seltsames Glühen in den Augen und Remus vermutete, dass ein weiterer Verkupplungsplan in seinem Gehirn entstand. Warum hatte Maggie damit nicht früher um die Ecke kommen können? Dann wäre ihm das vielleicht alles erspart geblieben.

„Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, Jungfrau zu sein", murmelte Sirius angestrengt.

Remus verdrehte genervt die Augen. „Es war kein bisschen anders."

„Das sagst du nur, weil es bei dir länger als ein Jahr her ist." Sirius deutete mit seiner Gabel auf ihn. Erneut rollte Remus mit den Augen.

„Klar, ich hab ja keine Ahnung", sagte er übertrieben.

Sirius legte grinsend einen Arm um Vanessa. „Vanessas Leben zumindest hat sich komplett geändert, seit sie mit mir schläft, nicht wahr?"

„Zieh mich da nicht mit rein", murmelte sie und schob seinen Arm von sich weg.

Remus sah Sirius an und lächelte übertrieben freundlich. „Die Frage ist, ob zum Guten oder Schlechten."

Sirius' Grinsen fiel in sich zusammen, während James, Vanessa und Maggie wegen Remus' Kommentar schallend zu lachen begannen. Er grummelte finster etwas und sah dann James und Maggie beleidigt an. „Das ist kein Gespräch für Jungfrauen", feixte er beleidigt und James warf ihm einen dunklen Blick zu.

„James?", fragte Maggie überrascht.

„Was?", gab dieser neutral zurück. „Hast du je gesehen, dass ich eine Freundin hatte?"

„Nein, ich dachte nur..." Sie zuckte mit den Schultern.

„Er wartet auf Lily", warf Remus ein. „Also wird er vermutlich ziemlich lange nicht mitreden können."

Maggie, die schon wieder so aussah, als würde gleich ein Lachen aus ihrer herausplatzen, stieß Remus warnend in die Seite, damit er damit aufhörte.

„Bist heute irgendwie gut drauf, was, Moony?", fragte Sirius.  „Und das, obwohl gestern nix lief. Apropos: Warum hast du Zara nicht geküsst?"

„Warum hätte ich Zara küssen sollen?"

Sirius sah aus, als wäre er äußerst verzweifelt und sprachlos, dieses Gespräch tatsächlich zu führen. „Warum nicht?"

Remus zuckte mit den Schultern. „Ich küsse kein Mädchen, ohne mir vorstellen zu können, dass es mehr sein könnte."

Vanessa warf Sirius einen finsteren Blick zu, als dieser so tat, als würde er gelangweilt gähnen. Peter räusperte sich und warf kleinlaut ein: „Das ist doch nett von ihm", meinte er leise. „Das hat Zara auch verdient."

„Danke", gab Remus trocken zurück.

„Ach komm, ich glaub nicht, dass sie so abgeneigt wäre — ich denke durchaus, dass sie dich mal..." Er nickte vielsagend. „...ranlassen würde."

Remus atmete nur tief durch und schüttelte leicht den Kopf, als müsste er sich ein inneres Mantra aufsagen, Sirius nicht zu erwürgen.

„Vielleicht seid ihr alle zu nett—", fuhr Sirius fort. „Die Mädels stehen nicht auf mich, weil ich nett bin. Oder Vanessa?"

„Sirius, du bist eigentlich der größte Softie, also wirf mal nicht mit so Sprüchen um dich, als wäre es anders", wies Vanessa ihn zurecht. Sirius wich kleinlaut ihrem Blick aus und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich mag dich nicht wegen dieser Prolo-Seite hier."

Remus grinste zufrieden.

„Apropos Sex", wechselte Sirius das Thema, als wäre nichts passiert, gerade als Remus seine Teetasse anhob. „Weißt du, was Darjana Rowe gesagt hat?"

„Oh ja, das war gut", stimmte Vanessa belustigt zu und nahm Sirius' Ablenkungstaktik ohne weiteren Kommentar hin.

„Ne", entgegnete Remus betont beiläufig, während er einen Schluck aus seiner Tasse nahm.

„Dass sie mit dir schläft."

Kaum dass Sirius seinen Satz beendet hatte, spuckte Remus seinen Tee aus — direkt auf Vanessa, die einen angesäuerten Blick aufsetzte, als ihr der schwarze Tee von ihren Locken ins Gesicht lief. „Danke, Remus", scherzte sie, während Remus hustete, als wäre sein Leben gleich zu Ende. Maggie klopfte besorgt ihm auf den Rücken. Zum Glück konnte er sein hochrotes Gesicht darauf schieben, fast erstickt zu sein. Er räusperte sich mit einem letzten Husten und strich sich durch die Haare.

„Warum sagt sie denn sowas?", fragte er perplex. Vanessa hob diskret die Augenbrauen in seine Richtung, während sie sich sauber machte und sich mehr Pfefferminztee eingoss.

„Weiß ich auch nicht — war wohl ein Witz", meinte Sirius schulterzuckend und wackelte mit den Augenbrauen. „Aber sie scheint ja darüber nachgedacht zu haben, was? Vielleicht steht sie auf dich."

Remus schauspielerte nicht einmal, als er ungläubig schnaubte. „Sicher nicht", murmelte er.

„Und wir dachten, Remus braucht Verkupplungshilfe", lachte James. Remus lachte verunsichert mit und ließ seinen Blick reflexartig zum Slytherin-Tisch hinter James, Sirius und Vanessa wandern. Natürlich entging Sirius das nicht und er drehte sich herum, um in die gleiche Richtung zu schauen. Es dauerte nicht lange, bis Vanessa und James es ihm gleichtaten und sie alle auffällig nach Darjana suchten, bis sie sie fanden. Es fehlte nur noch, dass sie mit dem Finger auf sie zeigten.

Remus vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Gerade als er hochsah, bemerkte sie die Blicke der Gryffindors auf sich und erwiderte sie einen Moment, bevor sie kopfschüttelnd zurück auf ihr Frühstück sah.

„Wir können ja Pete mit ihr verkuppeln", schlug James amüsiert vor, als er sich zurückdrehte. Peter wurde rot, als er das hörte.

„Was?", fragte er verunsichert, im gleichen Moment wie Remus, dem dieses „Was?" jedoch ein wenig kräftiger entfuhr. 

Vanessa warf ihm einen ungläubigen Blick zu, den er gekonnt ignorierte.

„Mit einer Slytherin?", fügte Remus dann hinzu. Er fand, dass er das Ganze gut gerettet hatte.

„Stimmt schon", räumte Sirius ein.

„Nur ein Witz", beschwichtigte James die Gruppe schnell mit einem Grinsen. „Aber hätte Maggie mal vorher was gesagt, hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und sie mit Remus verkuppelt."

„Lass mal", sagte Maggie so schnell, dass Remus ihr einen angegriffenen Seitenblick zuwarf. „Nichts gegen dich", fügte sie hastig hinzu, „Aber wir sollten unser Blickfeld ein bisschen erweitern und nicht nur Gryffindors unseres Jahrgangs und innerhalb dieser Freundesgruppe miteinander verkuppeln."

„Stimmt", gab Remus schulterzuckend zu.

„Ja, Krone, du machst meiner Mum und allen anderen reinblütigen Müttern Konkurrenz. Da gilt auch das Motto: Keep it in the family. Offiziell Toujours pur, aber ehrlicher wäre das andere." Sirius schmunzelte vor sich hin, was auch Vanessa zum Lächeln brachte.

Krone", sagte Peter plötzlich und deutete den Tisch entlang zum Eingang, durch den niemand Geringeres als Lily Evans spaziert kam. James' Gesicht hellte sich auf und er setzte ein charmantes Grinsen auf, als die rothaarige Schulsprecherin tatsächlich bei ihnen stehenblieb.

„Morgen", sagte Lily freundlich. Mary lief in einem langen, hübschen rosa Kleid neben ihr her und schien ausgelassener zu sein als sonst. Remus und sie warfen sich ein verhaltenes Lächeln zu. „Remus", wandte sich Lily in diesem Augenblick freundlich an ihn. James' Blick verfinsterte sich. „Ich wollte nur fragen, ob du heute vielleicht Zeit hast wegen dieser Zauberkunst-Aufgabe? Vielleicht wäre es ganz gut, heute deswegen in die Bibliothek zu gehen."

Remus nickte. „Klar, warum nicht."

Lily nickte lächelnd, bevor sie sich auf die Lippe biss. „Ich habe gehört, du warst gestern in Hogsmeade mit einer gewissen Ravenclaw?", fragte sie mit einem neugierigen Grinsen.

Remus atmete tief durch. „Ja", sagte er langsam.

James rührte extra laut in seiner Porridgeschale herum, da Lily ihn kaum beachtete. „Potter", wandte sie sich plötzlich an James, der sich sofort auf seinem Platz aufrichtete. „Vergiss nicht, dass wir uns noch mit McGonagall morgen besprechen sollen. Du hast nichts vor, oder?"

„Nein, Evans", antwortete er ein wenig überrumpelt. „Warum sollte ich?"

„Ach, ich weiß ja nicht." Lilys gute Laune schien nun nur noch aufgesetzt zu sein. „Remus ist ja nicht der einzige, der mit einer Ravenclaw anbandelt, habe ich gehört."

Sirius und Vanessa tauschten einen vielsagenden Blick aus.

„Amaya?", fragte James überrascht. „Na ja, Evans, sie ist nicht das erste Mädchen, das erkennt, wie toll ich bin."

„Findest du es nicht ein wenig peinlich, wie hirnlos sie dich anhimmelt?"

Remus warf Lily einen ungläubigen Blick zu und auch Mary richtete sich unbeholfen ihre Haare, die sie um ihren Kopf herum zu einem Zopf geflochten hatte. Unauffällig klaute sie sich ein Croissant vom Tisch und Remus stellte fest, dass sie irgendwie glücklich aussah. Ihre Wangen waren rosig, ihre mit pinken Lipgloss schimmernden Lippen waren nach oben verzogen und in ihren Augen lag ein verdächtiges Funkeln. Remus zog die Augenbrauen zusammen, wandte seine Aufmerksamkeit dann aber wieder Lily zu, in deren Augen auch ein Funkeln lag, allerdings ein sehr aggressives.

„Nein, warum auch?", fragte James unschuldig. „Sie kennt sich echt gut mit Quidditch aus."

„Ach, echt?" Lily machte einen Gesichtsausdruck, als hätte ein sehr schlechter Geruch ihre Nase erreicht.

„Eifersüchtig, Evans?", sprach Sirius den Gedanken aus, den Remus hatte.

Lily wurde blass. „Eifersüchtig?", wiederholte sie, als wäre es das Absurdeste der Welt. „Wenn dann empfinde ich Mitleid für sie." Ein falsches Lachen entfuhr ihr. James schien gekränkt zu sein und Lilys Gesichtszüge wechselten zwischen etwas, das wie Traurigkeit und Wut aussah, bevor sie sich umdrehte und ohne ein Wort ging.

Mary sah ihr überrascht hinterher und versuchte, ihr Croissant hastig zu essen, während sie ihr nachrief, kurz zu warten.

„Ist alles in Ordnung, Mary?", fragte Remus sie. Ihre Wangen röteten sich ertappt. Remus wurde klar, dass er diesen Blick an ihr kannte.

„Jaja", sagte sie hastig. Sirius hob die Augenbrauen, als Marys Blick unruhig zu einer Gruppe Hufflepuffs wanderte, die den Raum betrat. „Maggie—", wandte sie sich hastig an die Gryffindor. „Ist mein Lipgloss noch dran?"

„Ähm, ja", antwortete Maggie perplex, während Mary schon einen kleinen Taschenspiegel hervorholte, um sich zu betrachten und sich eine Haarsträhne zur Seite zu streichen.

„Du siehst gut aus", redete Vanessa ihr gut zu und Remus nickte geistesabwesend, als Mary ihre Zähne kontrolliert hatte und den Spiegel wieder einsteckte. Perplex sahen die Rumtreiber ihr hinterher, als sie zu den Hufflepuffs herüberlief.

„Eigentlich sah MacDonald echt gut aus", stellte Sirius fest, als bemerke er das zum ersten Mal und warf Remus einen skeptischen, aber anerkennenden Blick zu.

„Was soll das denn jetzt wieder heißen?", fragte Remus sprachlos.

Sirius zuckte lediglich unschuldig mit den Schultern, was Remus dazu brachte, erneut die Augen zu verdrehen.

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ES WAR NICHT SO, DASS DARJANA SCHLECHT DRAUF WAR, ABER IHRE LAUNE HÄTTE ÜBERRAGEND SEIN KÖNNEN UND WÄRE BEIM ANBLICK VON REMUS UND ZARA TROTZDEM IN DEN KELLER GERUTSCHT. Sie hatte sich selbst eingeredet, dass es keinen Grund gab, eifersüchtig zu sein, aber die beiden abends durch die Gänge patrouillieren zu sehen, löste irgendetwas in ihr aus.

Sie hatte noch nicht schlafen können. Der Brief ihrer Mutter wirbelte ihr seit ihrem Geburtstag erneut im Kopf herum, ebenso wie Graysons seltsam überstürzte Heiratsabsicht. Und auch Remus, der ihr irgendwie nicht mehr so egal war, wie es sein sollte. Eigentlich war das die Erkenntnis, die sie so aufgewühlt hatte.

Was machte man also bei Gedanken, die nicht stillstehen wollten? Spazieren gehen, richtig? Darjana brauchte einfach Luft. Gut, vielleicht war ihr auch ein bisschen schwummrig von dem Feuerwhiskey, den sie heute Abend einfach gebraucht hatte.

Als sie die beiden im Korridor sah, hätte sie noch genug Zeit gehabt, abzuhauen und aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, aber irgendetwas in ihr legte einen Schalter um und sorgte dafür, dass sie direkt auf die beiden Vertrauensschüler zumarschierte. Sie wollte seine Aufmerksamkeit, sie wollte, dass er sie ansah.

„Hey", rief sie ihnen provozierend zu. Zara warf Remus einen überraschten Blick zu, doch er schien selbst zu perplex zu sein, um eine Erklärung aufzubringen.

„Du solltest nicht hier sein", meinte Remus so ruhig, wie es ihm möglich war. „Es ist nach neun."

„Und?", gab Darjana gelangweilt zurück.

Remus warf ihr einen langen Blick zu, den sie herausfordernd erwiderte.

„Hör zu, wir können noch einmal ein Auge zudrücken, wenn du zurück—", begann Zara, doch Darjana unterbrach sie schon mit funkelnden Augen.

„Ach, sei doch einfach still", murrte sie sie an.

„Hey", verteidigte Remus sie und trat einen Schritt vor. Das machte es nicht besser. „Sprich nicht so mit ihr. Sonst zwingst du mich, dir Punkte abzuziehen."

Darjana hielt inne und hob die Augenbrauen an. „Das würdest du nicht wagen", provozierte sie ihn. Oh, es tat gut, ein bisschen Dampf abzulassen.

„Ähm", begann Remus und zog spöttisch die Augenbrauen zusammen, als wäre er nun auch ein wenig gereizt. „Doch."

Sie stemmte die Hände in die Hüften.

„Fünfzehn Punkte von Slytherin", fuhr er ruhig fort.

„Fünfzehn?", wiederholte Darjana.

„Ja", entgegnete Remus gelassen. „Geh zurück zu deinem Gemeinschaftsraum."

„Was wenn nicht?"

Remus verengte die Augen. „Zara", sagte er plötzlich und drehte sich seelenruhig zu der Ravenclaw um. „Ich bringe sie zu Slughorn — geh du doch schon mal weiter."

Zara schien skeptisch zu sein, als sie zwischen den beiden hin und herschaute, lächelte aber schließlich unbeholfen, ohne Darjana anzusehen. „Okay", stimmte sie nach einem kurzen Zögern zu und drehte sich nur einmal kurz um, bevor sie um die Ecke verschwand.

Darjana verschränkte die Arme.

„Was soll das?", fragte Remus beherrscht, konnte seinen Ärger aber nicht ganz unterdrücken. Es war fast Vollmond, er brauchte nicht noch jemanden, der seine Nerven ohne ersichtlichen Grund strapazierte. Er war zu dieser Zeit immer ein wenig angeschlagen und empfindlich.

„Was?", gab sie ahnungslos zurück.

„Oh, ich weiß auch nicht", sagte Remus mit einer Spur Gereiztheit in der Stimme. „Das hier vielleicht?"

Sie zuckte mit den Schultern. Einen Moment lang sah er sie schweigend an, bevor er genervt schnaubte und sie am Arm packte, um sie mit sich zu ziehen, doch Darjana stemmte verbohrt ihre Füße in den Boden. Remus drehte sich zu ihr um und starrte ihr förmlich ein Loch in den Kopf, als sie ihn so stur anfunkelte. „Was ist dein Problem?"

„Ich habe keins", antwortete Darjana schlicht.

Remus atmete tief durch. Das konnte doch nicht wahr sein— Erst hatte er sich heute mit einer eifersüchtigen Lily in der Bibliothek herumschlagen müssen, jetzt das.

Es würde ihm gefallen zu glauben, dass auch Darjana Eifersucht empfand, aber etwas an Lilys Aussage heute hatte ihn nachdenklich gemacht. „Ich bin nicht eifersüchtig, Remus", hatte sie ihm verbissen erklärt. „Das ist eine völlig normale Reaktion. James hat all die Jahre seine Aufmerksamkeit mir geschenkt — jetzt, wo er das nicht mehr tut, ist mein Ego verletzt, das ist alles, ja, genau."

Er wusste nicht, ob sie sich das selbst einredete, aber vielleicht war es bei Darjana auch nur ihr Ego, das sauer darauf reagierte, dass Remus sich mit Zara traf. Wenn er das doch nur wüsste...

Doch ehe er darüber nachdenken konnte, machte sie einen Schritt auf ihn zu und drückte ihre Lippen auf seine. Er war so gereizt, dass er in ihr Haar griff und ihren Kuss erwiderte. Darjana schloss die Augen. Sie wollte ihm nur nahe sein. Doch Remus wich schnell von ihr zurück. „Du hast getrunken", stellte er fest. Augenrollend zuckte sie mit den Schultern.

„Und?", fragte sie, doch als sie ihn erneut küssen wollte, hielt Remus sie zurück.

„Nein", sagte er mit fester Stimme und Darjana stieß ihn gereizt von sich, bevor sie weitergehen wollte. Doch Remus ließ sie nicht gehen und hob sie hoch, ehe sie sich dagegen zur Wehr setzen konnte.

„Hey", protestierte sie, als er seinen Arm unter ihre Kniekehlen schob und ein angestrengtes Geräusch ausstieß, als er mit ihr loslief. „Lass mich runter." Trotzdem wehrte sie sich nicht.

Remus ignorierte ihre Einwände und trug sie schweigend durch die Kerker zu ihrem Gemeinschaftsraum, vor dem er sie behutsam absetzte, was ihm einen finsteren Blick von Darjana einfing.

„Du solltest dich ausruhen", riet er ihr und Darjana kniff die Lippen zusammen. Sie mochte das alles nicht. Es machte ihr Angst. Ihr gefiel es nicht, so über jemanden nachzudenken, wie sie es über ihn tat, vor allem, wenn er sie immer so ansah, immer noch einfühlsam, obwohl sie sich so dumm verhielt. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich erbärmlich.

„Ja", murmelte sie und wich seinem Blick aus. Etwas abweisend sagte sie „Nacht", bevor sie sich hastig umdrehte und durch den Eingang verschwand. Remus seufzte schwer, als er ihr nachsah. Wie sollte er je aus ihr schlau werden?

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NOTE
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Remus tut mir irgendwie leid 😅
Aber Darjana tut sich nicht leicht damit, sich zu öffnen und einzusehen, dass sie Remus mag... aber es ist echt interessant, Darjanas Charakter zu schreiben, gerade weil sie nicht perfekt ist — wer ist das schon?

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