18. Remus' Geheimnis
KAPITEL 18
Remus' Geheimnis
Samstag, 12. November 1977
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SLYTHERIN GEWANN.
Und es war ziemlich frustrierend, um es milde auszudrücken. Zumindest für die Gryffindors, die neben Darjana saßen, als Regulus den Gryffindors den Schnatz nach viereinhalb langen Stunden vor der Nase wegfing. Darjana erwischte sich dabei, fast zu klatschen, bis ihr bewusst wurde, dass das vermutlich nicht ganz so gut ankommen würde. Also tat sie es aus Protest.
„Hörst du auf", flüsterte Remus warnend herüber und kniff ihr in die Seite. Sie unterdrückte einen leisen Aufschrei, aber seine Augen funkelten dennoch amüsiert, als sie aufhörte zu klatschen und ihn vorwurfsvoll ansah. Sie war froh, dass das hier endlich ein Ende hatte.
„Moony?" Peter beugte sich vor und sofort drehte sich Remus zu ihm, was dazu führte, dass sie wieder flüsternd die Köpfe zusammensteckten.
„Die ziehen das wirklich eiskalt durch, oder?", wandte sich Darjana kopfschüttelnd an Maggie.
„Was?", fragte diese verwirrt.
„Das Spitznamending."
„Oh." Maggie lachte leicht. „Ja, schon."
„Ähm", wandte sich Remus an die beiden Mädchen. „Ich glaub, wir sollten runter zu James und Sirius gehen — Darjana, vielleicht kannst du irgendwo warten?"
Darjana warf ihm einen ungerührten, langen Blick zu, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Klar", erwiderte sie unterkühlt und sprang von der Tribüne auf, ohne ihn anzusehen. Remus kannte sie mittlerweile gut genug, um es zu bemerken, aber bevor er etwas sagen konnte, ging sie davon, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. „Wir sehen uns dann bei der Slytherin-Party", rief sie den dreien zu, bevor sie den Kopf umwandte und davon stolzierte.
Remus atmete angestrengt durch.
„Wir gehen nicht wirklich—?", begann Peter ein wenig überrumpelt, doch Remus unterbrach ihn schnell.
„Natürlich nicht." Er sah kurz zu Maggie, die vor ihm lief, bevor er ein wenig die Stimme senkte. „Pete, hör mal, Krone und Tatze sind jetzt eh ein bisschen aufgebracht, also müssen wir ihnen nicht sagen, dass sie hier war, hm?"
Peter sah ein wenig verunsichert zu ihm, nickte dann aber. „Du weißt doch, dass ich gut darin bin, Geheimnisse für mich zu behalten", entgegnete er und tatsächlich war Remus überrascht, wie normal er sich bei James und Sirius verhielt. Er hatte fast schon befürchtet, dass seine ersten Worte „Ihr wisst nicht, wen Moony mitgebracht hat" sein würden.
James sagte ein paar böse Schimpfwörter, bei denen seine Mutter nach Luft schnappen würde. Remus würde ja versuchen, sie liebevoll zu umschreiben, aber das könnte sich als äußerst schwierig gestalten. Sirius dagegen beschränkte sich auf ein einfaches, aber vor Verachtung triefendes: „Mein verdammter Bruder."
Bevor jemand etwas dazu sagen konnte, wirbelte etwas an Remus vorbei und ehe er sich versah, hatte Vanessa sowohl James als auch Sirius in eine dramatische Umarmung gezogen. Sie stieß ein sehr frustriertes Geräusch aus. „Es lief erst so gut", maulte sie und ließ endlich ihrem Ummut lauf, den sie hatte unterdrücken müssen, als sie das Spiel moderiert hatte. „Und dann das!"
„Das letzte Spiel jemals gegen Slytherin und wir verlieren, ich kann's nicht glauben", erwiderte James. Vanessa schüttelte teilnahmsvoll mit dem Kopf.
„Wenigstens hatten wir eine tolle Moderatorin", versuchte es Maggie und als Sirius zustimmend grinste und Vanessa einen Kuss auf die Stirn gab, hob Remus die Augenbrauen. Ja, Vanessa hatte ihr Quidditchwissen zeigen können, aber sie hatte die Zeit auch zum Flirten genutzt. Wenigstens hatte sich das Stadion so auf Sirius' bombastisches Haar konzentriert, während Regulus den Schnatz gefangen hatte.
„Dafür haben wir die letzten zwei Jahre gewonnen", versuchte Peter ebenfalls, die Lage zu beschwichtigen, aber James und Sirius schnaubten nur verachtend. In dem Moment verließ das Slytherin-Team das Feld und stolzierte mit hämischen Gesichtsausdrücken an den Gryffindors vorbei. Regulus' Blick traf kurz den seines Bruders, bevor er sich zurück zu seinen Teamkameraden drehte und spöttisch über etwas lachte.
„Er hat sich verändert", sagte Sirius so distanziert wie möglich, aber sie wussten alle, dass die Gleichgültigkeit in seiner Stimme nicht echt war. „Er war immer eher für sich, aber jetzt tut er alles, um zu ihnen zu gehören. Schlimmer, sie sehen ihn an, als würden sie ihm nacheifern."
„Na ja, er ist ein Black. Ob es dir gefällt oder nicht, deine Familie ist ganz weit oben und sie buhlen nach seiner Aufmerksamkeit, um zu zeigen, auf wessen Seite sie stehen." Vanessa zuckte mit den Schultern.
„Es ist erbärmlich", schnaubte Sirius, bevor er seinen Besen fester umpackte.
„Eins musst du ihm lassen, er ist ein höllisch guter Sucher", meinte James zu Sirius, auch wenn er sich über diese Tatsache nicht zu freuen schien. „Marlene McKinnon, die hat jeden Schnatz gekriegt, als sie noch hier war."
„Und jeden Kerl, den sie wollte", stimmte Sirius zu.
„Zu schade, dass sie einen Bestimmten nicht wollte, was?", fragte James unschuldig und Vanessa verschränkte die Arme, während sie unbewusst einen mürrischen Blick aufsetzte.
„Ach ja, die Frau, die dein Ego zertrümmert hat, ein Tag für die Geschichtsbücher", erinnerte sich Remus dramatisch zurück und grinste, als Sirius ihm einen finsteren Blick zuwarf. Als Remus bemerkte, wie Vanessa dreinblickte, stieß er ihr in die Seite und sie sah schmollend aus ihren Wimpern zu ihm hoch, bevor sie auch leicht lächelte.
Dann schien etwas die Aufmerksamkeit von James und Sirius zu erregen, da sie sich kurz ansahen und verschwörerisch zu grinsen begannen.
„Was?", fragte Remus, als er spürte, wie sie beide plötzlich zu ihm schauten.
James nickte auf etwas hinter ihm und als sich Remus umdrehte, unterdrückte er ein Seufzen. Zara und ihre Freundinnen standen in der Nähe und die beiden Mädchen um sie herum schienen sie wegen irgendetwas zu bedrängen, während Zara ein wenig verzweifelt versuchte, sie abzuwehren. Dann bemerkte sie, dass er und seine Freunde schon zu ihr blickten und sah ihre Freundinnen vorwurfsvoll an.
„Kommt mir bekannt vor", murmelte Maggie. Vanessa warf ihr einen kurzen Blick zu.
Es dauerte nicht lange, bis Zara, begleitet von ihrer Freundin vor ihnen stand. Er kannte nicht einmal ihren Namen... Er wusste nur, dass die Blonde mal etwas mit Sirius gehabt hatte, aber das hier war die andere, die japanische. Zu seiner Überraschung sprach sie anstelle von Zara, allerdings richteten sich ihre Worte mit einem strahlenden Lächeln an James.
„Ihr hättet es wirklich verdient zu gewinnen", sagte sie und seufzte laut. „Das war so ein spannendes Spiel. Diese Porskoff-Täuschung, die du gemacht hast — und wie du mit den anderen Jägern die Falkenkopf-Angriffsformation gemeistert hast, das war wirklich gut."
James mochte es bewundert zu werden, sie alle wussten das. Es war daher wenig überraschend, das selbstgefällige Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. „Du kennst dich mit Quidditch aus?", fragte er.
Sie nickte. „Und dir beim Fliegen zuzusehen... Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so in die Luft gehört wie du."
Vanessa klappte ein wenig der Mund auf, als er sich lässig an der Wand abstützte und seinen Besen unter seiner Handfläche drehte. „Ach, ich weiß auch nicht... Es war schon immer ein natürliches Talent."
Sirius schien das Ganze sehr unterhaltsam zu finden, während Maggie die Augenbrauen zusammenzog und einen kurzen Blick mit Vanessa wechselte.
Auch Zara und Remus tauschten einen unbeholfenen Blick aus und versuchten sich verhalten anzulächeln. Und da Sirius nie etwas entging, grinste er, sobald er das bemerkte. „Wie fandest du denn das Spiel, Westwick?", fragte er, um sie in die Unterhaltung einzubinden.
„Oh", erwiderte sie, als hätte sie nicht erwartet, angesprochen zu werden. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Es war ein wenig lang."
Remus' Mundwinkel hoben sich daraufhin sofort und er musste ein Lachen unterdrücken, während Peter offen über ihren Witz lachte. Als er jedoch Sirius' und James' Blick spürte, hörte er schnell auf. Zara zuckte kleinlaut mit den Schultern, lächelte Peter aber ermutigend zu.
„Wir müssen aber auch wieder zurück", meinte Zara und auch wenn ihre Freundin nicht begeistert darüber zu sein schien, grinste sie James an, bevor sie zurückgingen.
Vanessa hob die Augenbrauen und sah zu James. „Was war das denn?", fragte sie.
„Was das war?", wiederholte er. „Das war die natürliche Reaktion weiblicher Wesen auf meine Anwesenheit."
„Ja, das ist auch gut so", stimmte Sirius stolz zu. „Wenn Sirius Black eine Freundin hat und sich nicht um die Frauen kümmern kann, muss sich eben James um die Frauen kümmern. Und Remus natürlich—" Er schlug ihm grinsend auf den Rücken, was ihm einen vorwurfsvollen Blick bescherte. „Aber jetzt müssen wir erstmal was trinken, weil wir gegen diese Schlangen verloren haben..."
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AUCH DIE SCHLANGEN TRANKEN AN DIESEM ABEND, ALLERDINGS AUS SIEGERLAUNE UND NICHT AUS FRUSTRATION.
Eins der besten Geheimnisse, das ihr großer Bruder ihr als Schulsprecher in seinem letzten Jahr anvertraut hatte, waren die Küchen von Hogwarts gewesen. Es war der Ort, den man in Hogwarts dringend brauchte, wenn man hungrig war, vor allem nachts. Und auch wenn sie in der Großen Halle zu Abend gegessen hatte, verursachten gute Partys vor allem eins: Hunger. Manchmal auf Typen, manchmal auf etwas Süßes. Heute war es letzteres.
Also saß Darjana in der Küche und ließ sich von einem Hauself Pancakes mit Ahornsirup bringen, die göttlich waren. Gut, sie waren nicht anders als beim Frühstück, aber es war spät und außerdem hatte sie wirklich Lust darauf gehabt. Jedes Mal, wenn sie kurz vor ihrer Periode stand, hatte sie dieses Verlangen — wenigstens war das etwas Verlässliches in ihrem Leben.
Kurz fragte sie sich, wie Potter und Black das verlorene Spiel wohl verkraftet hatten, aber wenn sie Remus morgen finden würde, wäre es das erste, was sie ihn fragen wollte. Es war halb elf, als sie das Porträt wieder zur Seite schob und sich kaum umschaute, bevor sie in den Gang schlüpfte... Was ein Fehler war.
„Guten Abend", sagte eine Stimme in genau diesem Moment und Darjana zuckte heftig zusammen, während sie sich ihre Hand auf die Brust legte.
„Merlin, du bist es", stieß sie aus, als sie Remus an der Wand gegenüber der Küche lehnen sah. Er trug seinen Gryffindor-Pullover und legte den Kopf schief, als er sie sah, beinahe so, als hätte er darauf gewartet, dass sie aus der Küche kam. Was verschlug ihn denn hier her? Und woher wusste er immer, wo sie war? War das Glück? „Was machst du hier?"
„Die Frage ist, was du hier machst", gab er mit einem frechen Lächeln zurück. „Es ist nach Sperrstunde. Nicht dass dich jemand erwischt, der dir Punkte abzieht. Ein Vertrauensschüler zum Beispiel..."
Darjana warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du würdest es nicht wagen", meinte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?"
Kurz sah er ertappt aus und schien nach einer Erklärung zu suchen. „Lass mir noch ein paar Geheimnisse, um interessant zu sein, okay?", fragte er und Darjanas Mundwinkel zuckten leicht.
„Na gut." Sie wartete kurz. „Also, wie haben deine kleinen Freunde den Verlust aufgenommen?", fragte sie mit einem frechen Grinsen. „Konntest du dich wegschleichen, weil sie sich schon in den Schlaf geweint haben?"
„Du bist wirklich..." Remus schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Sie sind nicht meine kleinen Freunde."
„Wieso? Lupin und seine kleinen Freunde — klingt doch nett." Sie biss sich auf die Lippe. „Bis auf Potter, der ist nicht so klein, okay."
Remus schmunzelte leise und sah kurz auf den Boden, bevor er wieder mit einem Funkeln in den Augen zu ihr aufblickte. „Ich bin im Gemeinschaftsraum geblieben, als sie frustriert ins Bett sind. Und da dachte ich, ich kann die Zeit auch sinnvoll nutzen." Er musterte sie kurz. „Also, was machst du hier?"
„Na ja, in unserem Gemeinschaftsraum wird natürlich gefeiert, und zu viel Alkohol auf leeren Magen ist nicht gut, also habe ich mir noch etwas zu essen geholt."
„Du bist betrunken?", fragte Remus.
Sie verdrehte die Augen. „Ich habe etwas, das nennt sich Alkoholtoleranz. Von ein bisschen Met und Feuerwhiskey kippt man nicht um. Ich fühle eine angenehme Leichtigkeit in meinem Kopf."
„Sowas nennt man angetrunken sein", schloss er.
„Nenn es, wie du willst." Ihre Mundwinkel zuckten leicht und sie nickte in Richtung des leeren Ganges vor ihnen. Er stützte sich von der Wand ab und folgte ihr schweigend.
„Warst du sauer?", fragte er nach einer Weile und machte keine Anmerkung dazu, dass sie nicht zurück zu den Kerkern lief, sondern auf die Treppe zuging, die zur Eingangshalle führte.
„Wann?", gab sie ungerührt zurück. Remus musterte sie ein paar Sekunden von der Seite.
„Nach dem Spiel heute."
„Nein", antwortete sie und unterdrückte das bittere Gefühl, das sich beim Gedanken an heute Nachmittag in ihr bildete. Natürlich war sie nicht sauer gewesen. Sie war höchstens sauer darüber, dass es sie... gereizt hatte. Remus hatte ihr ja sogar vorgeschlagen, zu seinen Freunden gehen, damals in Hogsmeade, es war nicht so, dass es seine Schuld war. Sie wollte sie ja gar nicht treffen. Das wäre viel zu dramatisch, viel zu...offiziell. Es war in Ordnung wie es jetzt war. Alles andere würde das hier kompliziert machen. Sie hatte kein Problem damit, sein Geheimnis zu sein, sie wollte es nicht anders.
„Nein", imitierte Remus sie belustigt und Darjana konnte nicht anders, als dabei leise zu lachen. Merlin, klang sie denn wirklich so?
„Ich bin gern dein Geheimnis", fuhr sie unberührt fort. „Es ist nur... diese ganze Gryffindor-Slytherin-Sache nervt manchmal ganz schön."
„Ich weiß." Remus seufzte. „Ich bin ja selbst nicht besser. Aber als Gryffindor wird einem vom ersten Jahr an eingebläut, dass Slytherins... na ja... dass ihr böse seid."
„Nicht nur Gryffindors. Hufflepuffs und Ravenclaws denken doch das Gleiche." Sie blieb kurz stehen, als sie den Fuß der Treppe erreichten, die in die Eingangshalle führte. „Vor allem seit der Sache mit Vol— Du-weißt-schon— Ach, ihm halt. Seit er sich offenbart hat, ist es schlimmer geworden. Nicht nur, dass selbst die Zeitungen fürchten, seinen Namen zu schreiben, manchmal habe ich das Gefühl, die Erstklässler haben richtige Angst vor uns. Sie denken, wir unterstützen ihn alle."
„Viele tun das." Es lag keine Wertung in seiner Stimme. Kein Protest, keine Überheblichkeit. Es war eine neutrale Feststellung, der Darjana nichts entgegensetzen konnte.
„Viele sind nicht alle", sagte sie nur und fragte sich, warum nachts jedes Gespräch so viel bedeutungsvoller erschien, beinahe so, als hätten die Sterne und der Mond eine magische Wirkung auf die Erde.
„Ich weiß", entgegnete er ruhig. Darjana lächelte leicht.
„Komm mit", sagte sie dann leise. „Ich will dir was zeigen."
Bedacht darauf keinen Lärm zu machen ging sie voran die Treppe herauf und drehte sich zu ihm um, wobei ihre Mundwinkel zuckten. „Also, mein lieber Rumtreiber, ich kenne auch ein paar Geheimnisse von Hogwarts."
„Ach wirklich?", fragte Remus beeindruckt zurück.
Sie waren beide vorsichtig, denn im Gewirre der Großen Treppe konnte man zwar leicht den Überblick verlieren, aber auch leicht von einem Lehrer oder Filch gesehen werden. Filch hatte ein paar Jahre vor ihrer Einschulung als Hausmeister angefangen, in dem Jahr, in dem Grayson eingeschult worden war. Auch wenn er nicht ihr Lieblingsangestellter in diesem Schloss war, war er immer noch besser als sein Vorgänger, über dessen Rohrstock genügend Schüler Geschichten erzählt hatten. Filch würde zwar gerne auf die gleichen Methoden zurückgreifen wie er, aber er durfte es nicht, also konnte man zum Glück mit der Gewissheit herumlaufen, nur Nachsitzen zu bekommen. Trotzdem war sie nicht scharf darauf, erwischt zu werden.
Bereits bei der Treppe im ersten Stock stoppte sie. Remus beobachtete sie aufmerksam und ein wenig neugierig, als sie ein paar Stufen nach dem Eingang zum Korridor weiterlief und schließlich auf ein Porträt deutete.
Es zeigte einen traumhaften, üppigen Garten mit einer Trauerweide an der Seite, deren Blätter sich bis zum saftig grünen Gras erstreckten. Ein kleiner Bachlauf war im Hintergrund zu erkennen, mit pinken, violetten und rosa Blumen, die das Flussbett zierten, während dahinter weitere Bäume in die Höhe schossen.
„Nach dir." Sie deutete vielsagend auf das Porträt.
Remus sah sie ungläubig an. „Was?", fragte er verwirrt. Darjana grinste nur bei seiner Reaktion, legte den Kopf schief und winkte kokett, bevor sie ohne zu zögern in das Porträt hineinlief. Ganz genau wie in King's Cross stieß sie ihren Kopf nicht an einem kunstvollen Ölgemälde oder einer Backsteinmauer, stattdessen fühlte sie Gras unter ihren Füßen, hörte das sanfte Rauschen des Bachs und des Windes, das Flattern von Schmetterlingen und das Zirpen einiger Grillen. Über ihnen funkelte ein Nachthimmel und ein sichelförmiger Mond zeichnete sich auf dem dunklen Hintergrund ab.
Sie drehte sich um, als Remus neben ihr erschien und warf ihm einen stolzen Blick zu, ihm etwas Neues zeigen zu können.
„Wow", entfuhr es ihm, als er sich andächtig umsah. Sein Blick fiel auf den Pavillon weiter rechts, den man im Bild nicht mehr gesehen hatte, bevor er sich zu dem Baum umdrehte, in dem der Durchgang zu sein schien. Schließlich blickte er mit geöffnetem Mund zu ihr. „Ist das ein Portal? Wo sind wir hier?"
Darjana zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob es zu einem ganz anderen Ort führt oder ob wir immer noch in Hogwarts sind und das nur ein verzauberter Raum ist. Keine Ahnung. Ist auf jeden Fall ziemlich cool."
Sie sah ihn eine Weile an, bevor sie ihm ihre Hand hinhielt. Langsam führte sie ihn unter den Zweigen der Weide hindurch, vorbei an dem Pavillon und schließlich zu einem anderen Platz neben dem Bach, an dem ebenfalls eine Trauerweide wuchs. „Das sind meine Lieblingsbäume", sagte sie zu ihm, als sie sich darunter setzten und Remus nach einem der Zweige griff, die über ihnen herabhingen.
„Du hast einen Lieblingsbaum?", fragte er ein wenig überrumpelt.
„Warum ist das so überraschend?"
Remus zuckte mit den Schultern und versuchte eine Erklärung zu finden. „Du wirkst nur nicht wie der Mensch, der einen Lieblingsbaum hat."
Sie verdrehte die Augen und schlug nach ihm, lachte aber, bevor sie ein wenig ernster wurde. „Meine Mutter hat eine mit mir gepflanzt, als ich klein war. Sie hat gesagt, dass der Baum mit mir wachsen wird und es meine Aufgabe ist, mich um ihn zu kümmern. Grayson hat auch einen. Ich weiß nicht, sie haben irgendwie etwas... Friedliches."
Sein Blick verweilte automatisch auf ihr, als sie das erzählte. Er betrachtete das Mondlicht, das ihr Gesicht beleuchtete und wusste sofort, dass sie nicht jedem so etwas erzählen würde. Ihre Augen trafen seine und sie lächelte leicht. Auch sie hatte in diesem Moment etwas Friedliches an sich.
„Ich würde gerne hier bleiben", gab sie zu. „Hogwarts macht es einem leicht, alles zu vergessen, was in England passiert, findest du nicht?"
Remus seufzte und konnte nicht anders, als ihr zuzustimmen. Er würde am liebsten für immer hier bleiben, in diesem Garten unter einer Trauerweide mit Darjana Rowe.
„Wir müssen jeden guten Moment, den wir haben, ausnutzen", antwortete er und Darjana setzte sich in einen Schneidersitz, während sie nachdenklich auf den Boden schaute. Es war gut, mit jemandem darüber reden zu können.
„Ich habe nicht viele, denen ich das sagen kann", gab sie zu und fragte sich, warum sie so verdammt offen an diesem Abend war. Es musste an Remus' schrecklichen grünen Augen wirken. Sie waren zu vertrauenswürdig. „Viele haben Angst, es ist schwer, jemandem zu vertrauen. Am Anfang haben sie nur Muggel angegriffen, dann Muggelstämmige... jetzt fängt es an mit Blutsverrätern."
Remus zog die Augenbrauen zusammen, als er ihren Tonfall bei ihrem letzten Wort hörte. „Aber du musst nichts befürchten, oder? Deine Familie ist... in Ordnung für sie, oder nicht?"
Sie schüttelte stumm den Kopf, seufzte aber. „Mein Ur-Großvater war ein Blutsverräter", gab sie zu. „Hat eine muggelstämmige Hexe geheiratet. Davor war er ein Rowle, aber er hat seinen Namen geändert. Sie sehen es nicht gerne, wenn jemand mit unreinem Blut mit reinem Namen rumläuft. Deswegen würde es mich nicht wundern, wenn sie sehen wollen, was meine Ansicht ist."
„Mhm", stimmte Remus zu, bevor er den Kopf hob. „Warte mal... Rowle?"
„Ähm..." Darjana zog die Augenbrauen zusammen. „Ja."
„Vanessas Mum ist auch eine Rowle."
„Oh, großer Gott", entfuhr es Darjana und Remus konnte nicht anders, als bei ihrem Gesicht herzlich zu lachen.
„Hör auf", drohte sie ihm und versuchte ihn von sich zu stoßen, konnte aber selbst ein leichtes Lachen nicht unterdrücken. „Reinblüter haben wilde Verwandtschaftsverhältnisse, okay?"
Das brachte Remus nur noch mehr zum Lachen. Und irgendwie mochte Darjana es zu sehen, wie er sich kaum einkriegen konnte, weil es so... untypisch war. „Ich weiß", sagte er plötzlich undeutlich. „Sirius ist sein eigener Cousin."
Und das war der Moment, als auch Darjana in Gelächter ausbrach.
Man könnte es auf den Alkohol schieben, dass sie beide plötzlich in eine solche Hochstimmung verfielen, aber Darjana wusste, dass es nicht an dem bisschen liegen konnte. Es war seine Anwesenheit, die ihr irgendwie den Verstand leichter machte.
Mit einem Lachen ließ Remus seinen Kopf auf ihre Schulter fallen und selbst als sich die beiden beruhigten und sich ihr Brustkorb nicht mehr unregelmäßig auf- und abbewegte, sondern wieder rhythmische Züge annahm, hob er ihn nicht wieder an. Ihre Haut kribbelte, wo seine Haare sie berührten, und sie genoss die Wärme, die von ihm ausging. So schnell wie sie gekommen war, war die Ausgelassenheit plötzlich abgeflacht, und stattdessen legte sich eine andächtige, unerklärlich intime Stimmung der Nacht über sie. Er atmete tief ein, um ihren Geruch in sich aufzunehmen, und bewegte sein Gesicht zur Seite, damit er seine Lippen auf ihre Halsbeuge pressen konnte, wo ihr Pullover endete.
Darjanas Hand wanderte automatisch in seine Haare und sie atmete laut aus, als Remus begann, ihren Hals mit Küssen zu überdecken. Es war ihre empfindlichste Stelle. Seine Lippen unter ihrem Kiefer und in der Nähe ihres Ohrs zu spüren, löste ein Kribbeln zwischen ihren Beinen aus. Ihr entwich ein wohliges Seufzen, als er sie sanft, aber mit so viel Hingabe auf den Mund küsste, dass ihre Knie weich wurden. Entschieden griff er mit einer Hand ihr ihr Haar und zog sie näher an sich heran, während er den Kopf leicht schief legte, um sich mehr in ihre Bewegung zu lehnen und den Kuss hitzig zu vertiefen.
Man merkte schnell, ob die Chemie stimmte, und Darjana hatte schon beim ersten Mal, als sich ihre Lippen berührt hatten, gemerkt, dass er ein guter Küsser war.
Oh, wie seine Küsse sie sich nach ihm sehnen ließen...
Ihre Finger verhakten sich in seinem Pullover, als sich ihre Zungen berührten, und Darjana musste sich wirklich zusammenreißen, leise zu bleiben, als er wieder begann, die andere Seite ihres Hals zu küssen, mit einer Sorgfältigkeit und Begierde, die es ihr schwer machten zu atmen.
„Warte", wisperte sie, während sie in sein Haar griff, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, damit er ihr in die Augen sah. „Wollen wir hier bleiben?"
„Wenn du möchtest." Etwas Entschlossenes lag in seinem Blick. „Aber ich lauf auch bis zum Ende der Appariergrenze, wenn es sein muss, um zu mir nach Hause zu apparieren", fügte er mit heiserer Stimme hinzu.
Sie sah ihn mit glasigen Augen an, als wäre alles andere aus dem Fokus gerückt, während Remus ihr mit seinem Daumen über ihre geöffneten Lippen strich. Ihr entwich ein lauter Atemzug, bevor sich ihre Lippen wieder trafen. Er wusste nicht, ob es die Nachwirkung des Feuerwhiskeys war, den er vor ein paar Stunden mit James, Sirius und Peter wegen des verlorenen Spiels getrunken hatte, aber egal ob es daran lag oder nicht, das Selbstbewusstsein, das er plötzlich hatte, war ihm nicht unlieb. Vielleicht war sie auch seine Droge.
Ihre Finger vergruben sich erneut in seinem Ärmel und sie zog ihn zu sich herunter, bis sie mit dem Kopf auf dem Gras lag, das überraschend weich war. Er folgte ihr hinab und beugte sich über sie, um sie weiter zu küssen. Seine Hand wanderte über ihren Kiefer, ihren Hals, und als er sie bis zum Saum ihres Pullovers wandern ließ, fühlte er, wie schwer sie unter seiner Berührung atmete.
Es tat etwas mit ihm, sie so zu sehen.
Sie setzte sich ein Stück auf, um sich ihren Pullover über den Kopf zu streifen, und ehe sie sich ihm komplett entledigt hatte, beugte sie sich schon wieder vor, um ihn leidenschaftlich zu küssen, als wäre eine Sekunde, die sie ihn nicht berühren konnte, schon zu viel. Er konnte fühlen, wie sie hinter sich griff und hielt in seiner Bewegung inne, als er hörte, wie ihr BH zu Boden fiel. Sein Blick glitt über sie und schließlich zu ihren Augen, mit einem Ausdruck, der Darjana gefiel.
Erneut traf ihr Hinterkopf auf das Gras, doch dieses Mal konnte Remus sie weiter mit seinen Lippen berühren. Sie konnte seine Hände und seinen Mund fühlen, auf ihrem Schlüsselbein, ihren Brüsten, ihrem Bauch... Ihr Kopf kippte zur Seite, als sich ihr Gesicht vor Ekstase verzog.
Er spürte ihren verstärkten Griff um seinen Oberarm, als er die Knöpfe ihrer Hose öffnete und seine Finger unter ihre Unterwäsche schob. Remus hob den Kopf von ihrem Dekolleté, um ihr in die Augen zu sehen, gerade in dem Moment, in dem sie den Blick wieder auf ihn richtete.
„Küss mich", wisperte sie und und er zögerte nicht, ihren Worten nachzukommen, während er sie weiter berührte. Sie löste sich zittrig atmend von seinen Lippen und krallte ihre Finger in seine Schulterblätter, als sie fühlte, wie langsam er sich bewegte und seine Fingerspitzen über sie streifen ließ. Dann fasste er sie wirklich an. Ihr entfuhr ein leises Geräusch in seinen Mund.
Sie führte ihn ein wenig, küsste ihn, ließ sich von ihm an ihrem Oberkörper berühren. Ihre Wangen fühlten sich heiß an, als sie sich von seinem Mund löste, um ihren Kopf zurückfallen zu lassen, ihre Augen flackerten automatisch zu, während er seine Finger weiter gegen sie bewegte. Seine Lippen strichen über ihre Hals und seine Hände... Es waren so viele Empfindungen, so viele auf einmal.
Plötzlich fühlte er, wie sich ihre Hand von seinem Arm löste und erschöpft auf das Gras fiel, während sich ihre andere hinter ihrem Kopf in die Erde krallte. Ein leichtes Wimmern verließ ihre Kehle, als sie ihre Hüfte gegen seine Hand bewegte und sich die Muskeln ihrer Beine schließlich entspannten. Remus hob den Blick zu ihr, als er merkte, dass sie sich nicht mehr rührte und schweratmend und mit geschlossenen Augen dalag.
Sie sah ihn an, als er nach ein paar Sekunden ihre Haare aus dem Gesicht strich und sie einfach nur betrachtete. „Du bist so wunderschön", sagte er und Darjana hatte das Gefühl, die ganze Welt brach auseinander.
Er konnte das doch nicht einfach machen. Er konnte sie nicht in einem versteckten Garten fingern, während er sie vor allen anderen geheim hielt, und sie dann einfach mit seinen hübschen grünen Augen ansehen und ihr sagen, dass sie wunderschön sei.
Plötzlich verstand sie, was sie heute Mittag so gereizt hatte — was ihr den ganzen Tag schlechte Laune bereitet hatte. Er sollte es der ganzen Welt erzählen. Er sollte jedem sagen, dass sie wunderschön war, dass kein Mädchen ihr in seinen Augen das Wasser reichen konnte; er sollte ihnen klar machen, was ihre Berührung mit ihm machte, und dass er in diesem Garten war, um bei ihr zu sein, weil er sie so sehr wollte.
Darjana setzte sich auf und umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, während sie sich so aufrichtete, dass er gezwungen war sich hinzusetzen, damit sie sich auf seinem Schoß niederlassen konnte. „Sag mir, dass du mich willst", flüsterte sie in sein Ohr und sah ihn lange an. Als er sie nur anstarrte, fuhr sie mit ihrem Daumen über seine Lippen und sagte erneut, diesmal fast als Bitte: „Sag es."
Er umfasste ihr Handgelenk und ließ ihre Finger von seinem Kinn über seinen Hals bis zu seinem Pullover gleiten, wo er ihre Hand ergriff. „Ich will dich", sagte er mit leiser Stimme, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Sie sah ihn an wie in Trance, bevor sie nach seinem Pullover griff, um ihn ihm über den Kopf zu ziehen. Remus dachte erst an seine Narben, als sie ihr Gesicht in seiner Halsgrube vergrub, um ihn zu küssen. An seiner Schulter bemerkte sie es schließlich. Die Unebenheit, das weiße Mal, das an dieser Stelle besonders groß und ausgeprägt war. Das waren nicht nur Kratzer. Das war ein Biss.
Ohne darüber nachzudenken blickte sie zu ihm auf und in diesem Moment erinnerten sie sich beide daran, warum sie hier waren. Remus sah sie an, als rechnete er damit, dass sie jede Sekunde gehen würde. Aber das tat sie nicht. Sie küsste ihn.
Als sie es damals gehört hatte, hatte es fast etwas Komisches an sich gehabt. Remus Lupin, ein Werwolf. Welch Neuigkeit, welche Wendung. Aber jetzt konnte sie nicht anders, als ihr Herz bei dem Gedanken schmerzen zu fühlen, wie Remus sich jeden Monat unter Schmerzen in einen Wolf verwandelte, wie seine Knochen brachen, wie schrecklich er sich fühlen musste. Er verdiente es nicht. Er war ein guter Mensch, und sie war sich bewusst, wie man über Werwölfe dachte und sprach. Wer hatte ihm das angetan?
Am liebsten würde sie ihm sagen, dass sie es wusste, aber kurz schlich sich der Gedanke in ihren Kopf, dass das vielleicht der Grund war, warum er hier war. Sie hatte es als Scherz gesehen, als Herausforderung: Wie weit würde Remus Lupin gehen?
Als sich ihre Blicke getroffen hatten, hatte in seinen Augen beinahe etwas Furchtvolles gelegen. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass er etwas wusste oder ahnte.
Es dauerte nicht lange, bis die Gedanken aus ihrem Kopf verschwanden und sich in einen narkotischen Nebel aus Seligkeit verwandelten, hervorgerufen von seinen Lippen und Händen, von dem sinnlichen Gefühl seiner warmen Haut an ihrer.
Und ehe sie sich versah, störte sie kein Fetzen Kleidung mehr und sie beugte über ihm, verschränkte ihre Hände mit seinen neben seinem Kopf und bewegte sich auf ihm, ließ ihn ihre Hüften führen, berauscht von dem Blick in seinen Augen, mit dem er sie betrachtete, und seinen Fingern, die ihre nackte Haut berührten.
Remus ertrank in dem Anblick, wie sie nach ihrer Erlösung von diesem Verlangen strebte, und kam ihr mit den Hüften entgegen, berührte und küsste sie, bis er einen ähnlichen Blick auf ihrem Gesicht wie eben sah. Es war genug, um auch ihn zum Höhepunkt zu bringen.
Sie sagten danach eine Weile nichts, lagen einfach nur im Gras und hörten den zirpenden Grillen und flatternden Schmetterlingen zu, während sich ihr Atem beruhigte. Erst als er seinen Arm bewegte, drehte Darjana ihren Kopf zu ihm. „Danke", scherzte sie und Remus konnte ihr freches Grinsen förmlich hören.
Ihm entfuhr ein leiser Atemzug, der ein Lachen sein sollte, doch dann, als er sich über diese ganze Situation bewusst wurde, legte er seine Hand auf die Stirn und begann lauthals zu lachen. Und Darjana, die immer noch zu sehr im Rausch war, um sich zurückzuhalten, stimmte mit ein.
Er hatte ein paar Mal daran gezweifelt, ob das hier richtig für ihn war, aber wenn er ehrlich war, hatte sich nichts Falsches je so richtig angefühlt.
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