05. Moony, Wurmschwanz, Krone und... Curly?

KAPITEL 5
Moony, Wurmschwanz, Krone und... Curly?
Montag, 19. September 1977

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    „WIR PRÄSENTIEREN FEIERLICH: Den ultimativen Plan, um Remus Lupin und Zara Westwick dazu zu bringen, eines Tages zu heiraten."

„Reizend", entgegnete Remus und hob langsam die Hände, als würde er sich riesig freuen — nur auf die Art ohne Begeisterung.

„Also, folgendes: Sie ist in Kräuterkunde. Aber ihre Freundinnen nicht", verkündete Sirius stolz, und James, der zuvor groß den Plan angekündigt hatte, grinste zufrieden.

„Ich auch nicht..." entgegnete Remus trocken.

„Sie ist wirklich gut in Kräuterkunde", fügte Peter hinzu, als er sich mehr Suppe nahm, die zwischen den vier Jungs auf dem Gryffindor-Tisch stand.

„Wenn dieser Plan darauf hinausläuft, dass ich sie um Hilfe in Kräuterkunde bitte, muss ich euch daran erinnern, dass das ein wenig komisch rüberkommt, wenn ich gar kein Kräuterkunde habe."

„Ganz ruhig, Moony", beschwichtigte James ihn entspannt. „Es ist viel besser."

„Du kannst doch keine Sekunde ohne uns", begann Sirius.

„Und sobald du von uns getrennt bist, zählst du die Sekunden, uns wiederzusehen." James rückte seine Brille zurecht. „Also, der treue Freund, der du bist, wartest du auf uns nach dem Kräuterkunde-Unterricht."

„Aber wir brauchen ein bisschen."

„Weil Professor Sprout mit uns über unsere guten Noten sprechen will", warf Peter ein.

Remus hob die Augenbrauen. Sie wollte wohl viel eher über die halbtoten Pflanzen reden, die James und Sirius sicherlich zurückließen, wenn man sie unbeaufsichtigt ließ.

„Und Zara kommt gerade vorbei und du springst dramatisch vor sie", sagte James und breitete mit einer eleganten Geste den Arm aus. „Zara..." Er schob seine Brille nach vorne. „Wie geht es dir?"

„Hör nicht auf ihn", sagte Sirius und schüttelte missbilligend mit dem Kopf. „Du musst das so machen, Moony." Plötzlich legte er einen Arm um ihn.

„Ich werde sie bestimmt nicht anfassen, wenn ich zum allerersten Mal mit ihr rede", warf Remus ein, doch Sirius war bereits völlig in seinem Element und sah vom Tisch mit einem Blick zu ihm auf, den er wohl als charmant bezeichnen würde.

„Hallo", sagte Sirius mit tiefer Stimme. „Ich bin Remus."

„Hilfe", entgegnete Remus trocken. „Könntest du mich bitte loslassen?"

„Wieso? Wirst du schon schwach?"

Remus verdrehte die Augen. „Selbst Zara hätte Angst, wenn du so zu ihr kommen würdest", meinte er.

Sirius sah persönlich beleidigt aus.

„Wie auch immer, du fragst sie dann irgendwas von wegen: Hey, weißt du, ob James, Sirius und Peter noch drinnen sind? Und sie sagt dann—" James tat so, als würde er sich eine Haarsträhne um den Finger wickeln. „Oh Merlin, Remus, ja—"

„Ja, genau da, bla bla, kein Grund, gleich zum Teil danach zu kommen", warf Sirius grinsend ein.

Remus atmete tief durch. „Tatze—"

„Ich mein's nur gut, Moony, sieh mal", erklärte Sirius geduldig. „Wann war das mit Mary? Vor ziemlich genau einem Jahr, oder?"

„Ja..."

„Nach einem Jahr ist man wieder Jungfrau. Und Mary und du—"

„Was ist los?"

Remus vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Mary war mit Lily und Dorcas am Tisch vorbeigekommen, um zu Mittag zu essen und hatte ihren Namen von Sirius aufgeschnappt. Natürlich. Gerade jetzt musste Mary MacDonald vorbeikommen!

„Oh, gar nichts, Mary, geh nur", log Sirius schnell. Sie sah verunsichert von ihm zu Remus. Er warf ihr schnell ein Lächeln zu, das sagen sollte, dass nichts Schlimmes los war. Lily blieb derweil hinter James stehen und deutete auf seinen Becher.

„Gehört der jemandem?" fragte sie.

„Äh—" begann James, doch da griff Lily schon nach dem Kelch und trank ihn in einem Zug aus.

„Ich wäre fast verdurstet", sagte sie erleichtert, während James fast die Augen aus dem Kopf fielen.

„Das... Das war mein Becher."

Lily sah zu ihm hinunter und lächelte leicht. „Hast du einen Beweis dafür?" fragte sie ruhig.

„Nein?"

„Hm."

Und wieder sahen sie sich geschlagene fünf Sekunden in die Augen. Es schien ein Insider zu sein. (Lily und James hatten Insider?) Dorcas tauschte einen Blick mit Remus aus, während Mary die Hände vor ihrem Rock verschränkte und unbeteiligt versuchte, umherzusehen.

„Im Gegenzug darf ich dann wohl jetzt auch deinen Becher benutzen", sagte James.

„Wenn du dich traust", entgegnete Lily schief grinsend.

Remus war dankbar über diese Gelegenheit, zu essen, ohne von allen Seiten über Zara Westwick informiert zu werden und begann, seine Suppe zu löffeln.

„Bis später, Potter."

James sah Lily etwas verwirrt hinterher, als sie mit Mary und Dorcas weiterging. „Seht ihr, das meine ich", entfuhr es ihm und er sah seine Freunde an, kaum dass sie außer Hörweite war.

„Mann, Krone, frag sie nach einem Date", meinte Sirius. „Das war Flirten."

„Seltsames Flirten, aber so ungern ich das sage, hör auf Tatze", pflichtete Remus ihm bei.

„Aber ihr wisst, was sie vor zwei Jahren gesagt hat—"

„Das war in der Fünften!" sagte Remus.

„Und du hast da gerade Schniefelus kopfüber herumhängen lassen..." gab Peter zu bedenken.

Sirius nickte. „War vielleicht nicht der beste Moment."

„Ich... Ich hatte Panik", verteidigte James sich überfordert. „Plötzlich war sie da und mein Gehirn hat ausgesetzt und ich wollte sie schon die ganze Zeit fragen."

„Aber jetzt mag sie dich", versuchte Peter es weiter und seufzte leicht. „Das wird bestimmt was." Remus lächelte schwach bei Peters niedergeschlagenem Tonfall.

„Wir haben übrigens gleich Kräuterkunde", wechselte Sirius verschwörerisch grinsend das Thema. „Dein Moment kommt, Remus."

„Ich hab' ja mein ganzes Leben drauf gewartet", murmelte er, doch in diesem Moment kamen Vanessa und Maggie in die Große Halle und gingen auf die vier zu. Dankbar für diese Ablenkung unterdrückte er einen erleichterten Gesichtsausdruck.

„Hey", grüßte Vanessa sie, bevor sie sich zu Sirius hinunterbeugte, um ihn zu küssen. Remus sah zur Seite und konnte Darjana am Slytherin-Tisch auf der anderen Seite der Halle sehen, die seinen Blick seltsamerweise erwiderte und theatralisch die Augen verdrehte. Er musste sich davon abhalten, leise aufzulachen. „Ich sitz' heute bei Lily und den anderen, ja?"

Sirius zog einen Schmollmund. „Und verzichtest freiwillig auf mich?" fragte er.

„Ja." Vanessa tätschelte seine Wange. „Du überlebst das schon. Schwer, ich weiß, aber es gibt noch andere Menschen, die mich lieben."

„Vany, weißt du, was heute für ein Tag ist?" mischte James sich mit einem Grinsen ein und schob seine Brille zurück.

„Nein?"

„Heute redet Remus mit Zara."

„Großer Gott", murmelte Maggie. Er warf ihr einen Blick zu.

Remus", entfuhr es Vanessa begeistert. „Wir wollen alles wissen, damit das klar ist, ja?"

Remus seufzte angestrengt. „Klar."

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    DARJANA HATTE DEN BRIEF MEHR ALS EINMAL GELESEN — und doch löste er jedes Mal dasselbe in ihr aus: Verwirrung, Unverständnis, Wut. Vielleicht sogar Sehnsucht. Sehnsucht nach etwas, das sie hätte haben können, wenn ihre Mutter nicht so egoistisch gewesen wäre. Ihre Schrift zu sehen, nach all den Jahren, nach all der Zeit alleine, fühlte sich immer noch surreal an.

Liebe Darjana, stand in der ersten Zeile in geschwungener Schrift. Du wunderst dich wahrscheinlich, woher ich den Mut hole, dir nun zu schreiben, doch auch, wenn ich Fehler gemacht habe, habe ich dich und Grayson nie vergessen.

Darjana biss die Zähne zusammen, als sie diesen Satz las. Ihr brannten Tränen in den Augen — und das sicher nicht aus Trauer. Das Brennen in ihrer Brust, das sie nur schwer schlucken ließ, war sicherlich keine Trauer. Nicht wegen dieser Frau, die im Sommer auf die Idee gekommen war, ihrer Tochter zu schreiben.

Als sie Schritte hinter sich hörte, faltete sie den Brief hastig zusammen und schob ihn zurück in ihre Tasche, bevor sie ein Schulbuch hervorkramte. Niemand musste davon wissen — sie würde am liebsten selbst nichts davon wissen. Denebola Rowle kam um das Sofa des Gemeinschaftsraums stolziert und ließ sich auf dem Sessel ihr gegenüber fallen. Ihre beiden Anhängsel, Goyle und Bulstrode, begleiteten sie — folgten ihr —, strichen sich über ihr Haar, das nicht ansatzweise so glänzte wie das von Denebola und sahen sie an, als wäre sie die Gründerin von Hogwarts.

Jeder Slytherin kannte Denebola Rowle, selbst Darjana, die ein Jahr über ihr war. Die einzige, die ihr Kontra bot, war Caterina — doch hin und wieder waren sie wieder die besten Freundinnen. Darjana kam nicht ganz mit.

Denebola seufzte theatralisch und Darjana hörte dabei zu, wie sie von Ares Parkinson zu ihrem neuen Ernährungsplan, zu der erbärmlichen Fünftklässlerin, die versucht hatte, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und schließlich wieder zu Ares Parkinson sprang. Ernsthaft, wie konnte man so dumm sein, sich auf den Kerl einzulassen? Er sah schrecklich gut aus, das musste Darjana zugeben. Doch er brach Herzen, als würde er dafür Hauspunkte bekommen.

Die Denebola-und-Anhängsel-Gruppe zog nach einer halben Stunde wieder ab. War ja klar, dass sie ihre Freistunde mit ihnen hatte. Und dann — die Gruppe, um die sich das ganze Drama drehte, war hiermit komplett — kam Ares Parkinson genau zu dem Sessel geschritten, auf dem vor ein paar Minuten noch Denenola gesessen hatte. Er nahm Platz und schlug mit königlicher Geste das Buch vor ihm auf.

Darjana beobachtete ihn über den Rand ihres eigenen Buchs — und zu ihrem Pech bemerkte er es und grinste. Sie konzentrierte sich weiter auf das Schulbuch für Verteidigung gegen die dunklen Künste und machte sich ein paar Stichpunkte für den Vortrag mit Lupin. Sie hatte ja sonst nichts zu tun.

„Rowe, richtig?" fragte Ares plötzlich.

„Richtig", entgegnete Darjana knapp. Ein L in ihrem Nachnamen trennte sie von der Hochzeit mit einem edlen Reinblut... Schade aber auch. Ares schien etwas Ähnliches zu denken.

„Du bist kein Reinblut, oder?"

„Nope", sagte sie. Er kam direkt zum Punkt, was? „Zwei Ur-Ur-Großeltern, die Muggel waren, machen mich wohl zum Halbblut..."

„Hm." Er schien darüber nachzudenken. „Wir haben alle kleine Schandflecke in unseren Stammbäumen, schätze ich."

„Vermutlich", wiederholte Darjana desinteressiert. Sie war keine Expertin, was ihren Stammbaum anging — so sehr interessierte es sie auch nicht wirklich. Ihre Mutter war ein Reinblut, eine geborene Prewett, doch vielleicht trug sie den alten Namen auch wieder. Wie man merkte, interessierte diese Frau sie ebenfalls nicht wirklich. Zumindest, seit sie entschlossen hatte, dass ihre Kinder sie nicht interessierten. „Wie läuft's so mit Denebola?" fuhr sie fort und hoffte, dass er sie durch diese persönliche Frage in Ruhe lassen würde. Doch er grinste nur leicht.

„Warum glauben alle, dass da etwas ist?" fragte er kopfschüttelnd. „Wir sind... Verbündete. Gleichgestellte sozusagen."

„Ah."

Psycho. Verbündete darin, Leute fertig zu machen und Intrigen zu schmieden, oder was?

„Ich muss jetzt los", ergriff Darjana das Wort und stand auf, ohne auf eine Antwort zu warten.

„Mach's gut, Rowe...", sagte er langsam mit schneidender Stimme. Lag es an ihr oder war er gruselig? Dummerweise war sie in Slytherin von vieler solcher Reinblüter umgeben. „Darjana!" hörte sie eine andere Stimme hinter sich, als sie ihre Tasche schon über ihre Schulter geworfen hatte und auf den Ausgang zuging. „Wie geht's dir?"

Darjana war nicht unbedingt jemand mit vielen Freunden, mit denen sie jede Pause verbrachte und deren Händchen sie auf der Toilette hielt, aber auch sie war ein Mensch, der hin und wieder jemanden zum Reden brauchte. Charity war diese Person für sie. Sie war nett, sie war lustig und so... unschuldig. Nicht so verkorkst wie sie. Es tat gut, jemanden wie Charity Dearborn um sich zu haben.

Sie war sehr klein, bestimmt gerade einmal eins fünfundfünfzig groß, aber ihr Lächeln und ihre Energie konnte einem den Eindruck geben, dass sie zwei Meter groß war. Darjana dachte manchmal, dass sie ebenso gut nach Hufflepuff gepasst hätte, aber es gab etwas, das sie zu einer Slytherin machte: Sie wollte überall dazugehören, mochte es, gemocht zu werden und wusste, wie sie es anstellte, das zu erreichen. Es gab drei andere Mädchen in ihrem Schlafsaal und sie waren allesamt reinblütig, eingebildet und herablassend. Zumindest nach außen hin. Sie hatten einfach die falschen Ansichten und waren innerhalb ihrer Gruppe die Art von Menschen, mit denen man gerne befreundet sein würde, weil sie sich gegenseitig unterstützten und aufbauten. Charity gehörte dazu. Doch sie ignorierte, wie sie sich anderen Schülern gegenüber verhielten — wie sie mit Muggelstämmigen oder „Unwürdigen" umgingen. Also sprach sie es einfach nicht an, als ob es das besser machte.

„Ganz gut", entgegnete Darjana. „Ich muss diesen Vortrag für Verteidigung gegen die dunklen Künste noch weitermachen."

„Mit wem hältst du?"

„Lupin. Aus Gryffindor."

Charitys braune Augen weiteten sich kurz vor Überraschung. Sie wickelte sich gedankenverloren eine ihrer gekräuselten, voluminösen dunklen Haare um den Finger, während sie neben ihr herging. „Skandalös", kommentierte sie Darjanas Antwort grinsend. „Dass ein Gryffindor und eine Slytherin überhaupt reden."

„Du hast ja keine Ahnung." Darjana schüttelte mit dem Kopf. „Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich mich kurzzeitig in eine Abgottschlange verwandle, so wie er mich manchmal anguckt."

„Naja..." lenkte Charity ein. „Du bist manchmal auch ein wenig beängstigend."

„Merkt man etwa, dass ich Menschen hasse?"

„Ja!"

Darjana grinste leicht und versuchte, das Bedürfnis zu unterdrücken, Charity zu umarmen. Sie bekam es oft in ihrer Nähe. Sie sah einfach zu niedlich aus, wenn sie so bezaubernd lachte und ihre Nase dabei unbewusst hochzog. Als sie die erste Treppe hinaufgingen, kniff sie leicht die Augen zusammen, da sie sich an das Sonnenlicht gewöhnen musste. In den Kerkern waren die einzigen Lichtquellen die Fackeln an den kühlen Steinwänden.

„Wohin musst du eigentlich?" fragte Darjana.

„Ich gehe zu den Gewächshäusern. Patience hatte gerade Kräuterkunde."

Sie nickte. Patience Parkinson war eine von den Slytherins aus ihrem Schlafsaal und die ältere Schwester von Ares.

„Du magst sie nicht, ich weiß", sagte Charity mit einem leichten Seufzen. „Es wäre so schön und einfach, wenn wir alle zu fünft befreundet wären — dann könnten wir auch mehr Zeit miteinander verbringen."

„Das ganze Verstellen ist nicht so mein Ding", entgegnete Darjana. „Aber ich find es okay, wie es ist."

Charity nickte, doch eine Sache schien sie noch nicht ganz loszulassen. „Patience kann ziemlich gemein sein, ja, aber... Sie hat auch eine sehr liebe Seite."

„Charity, du musst dich nicht für deine Freunde rechtfertigen."

„Hm..." entgegnete sie schlicht. „Wahrscheinlich nicht, nein. Ich sag ihr auch, wenn ich es nicht in Ordnung finde, was sie macht."

„Tust du?"

„Ja..." Charity zuckte mit den Schultern und ihre Haare fielen dabei leicht über ihre Schulter. „Ich bin wohl die einzige, die es darf."

„Ich kann mit dir gehen, wenn du magst", bot Darjana an. „Danach haben wir eh Zauberkunst."

Auch wenn die Strecke über die Gewächshäuser einen kleinen Umweg darstellte, machte es Darjana nichts aus. Ob sie durch das Schloss lief oder auf ihrem Platz in Zauberkunst saß und darauf wartete, dass der Unterricht anfing, tat nicht viel zur Sache. Als sie um die Ecke bog, sah sie Lupin an der Wand des Ganges lehnen. Vermutlich wartete er auf seine kleinen Freunde. Ein wenig beneidenswert war die Freundschaft der vier schon, das musste Darjana zugeben. Sie hatten vermutlich immer jemanden, an den sie sich wenden konnten, in jeder Lage ihres Lebens.

Darjana hatte das auch, natürlich: Sie hatte ihren Bruder. So blieb die Anzahl der Menschen, denen sie ihr Vertrauen schenkte, recht gering, und das war vermutlich nichts Schlechtes.

Als Lupin zu ihr aufsah, sah er ein wenig aus dem Konzept gerissen aus — das hatten sie doch alles schon, ernsthaft? Er war immer noch nervös? „Hey", sagte er.

Darjana zwang sich ein Lächeln auf. Sie war schlecht in Smalltalk. Charity neben ihr jedoch schien aufzublühen — sie traf gerne neue Menschen. „Hi", entgegnete sie. „Ich bin Charity."

„Remus", entgegnete Lupin. Remus. Wie auch immer. In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Gewächshaus und die ersten Schüler kamen heraus. Die Mädchen aus ihrem Haus waren die ersten.

„Wir sehen uns gleich, ja?", sagte Charity zu Darjana und umarmte sie fest, wenn auch nur kurz. Sie lächelte ihr zu, als Charity auf Patience und ihre anderen Freundinnen zuging.

„Du hast gewartet!" hörte sie Patience sagen. „Danke."

„Slytherins können Danke sagen?" murmelte Remus leise. Darjana sah zu ihm. „Ich meinte nicht..." Er sah aus, als würde er sich gerne schlagen. „Tut mir leid, ich bin es einfach gewöhnt. Ich bin nur mit Gryffindors befreundet und—"

„Schon gut, ich lästere auch immer darüber, wie dumm und schräg Gryffindors sind", unterbrach Darjana ihn. „Zumindest seitdem ich einen kennengelernt habe."

„Hey." Er zog die Augenbrauen zusammen.

Darjana unterdrückte ein Grinsen. „Wartest du auf deine kleinen Freunde?" fragte sie.

„Könntest du aufhören, sie meine kleinen Freunde zu nennen?"

„Warum?"

„Weil..." Ihm schien kein richtiges Argument einzufallen. „Es seltsam ist?"

Darjana hob die Augenbrauen. „Dass ich mal gehört habe, wie ihr Pettigrew Wurmschwanz genannt habt — das ist seltsam."

„Naja..." begann Lupin sich zu verteidigen. „Wir haben eben Spitznamen füreinander."

„Naw, wie niedlich", entgegnete sie ironisch. „Und wie heißt du?"

„Ist das wichtig?"

„Ja."

Er sah genervt aus. „Moony..."

„Nicht dein Ernst jetzt, oder?" Darjana konnte ihren Ohren kaum trauen. Seit wann waren Leute mit Spitznamen wie Moony und Wurmschwanz die beliebten? Und vor allem: Wie offensichtlich war es denn, den Werwolf der Gruppe Moony zu nennen? Vielleicht nicht so offensichtlich, weil niemand daran denken würde, gut, aber... Moony?!

„Doch?" entgegnete Remus und zuckte mit den Schultern. Er hatte wieder dieses etwas hilflos-verzweifelt-unschuldige Lächeln. Sein Blick glitt plötzlich an ihr vorbei zu einem Ravenclaw-Mädchen. Er sah für einen kurzen Moment unentschlossen aus, doch dann wandte er sich wieder an sie.

„Und die Leute denken, ihr wärt cool..." Als er dazu ansetzte, etwas zu sagen, hob sie die Hand. „Und sag mir jetzt nicht ‚Das sind wir aber', weil... nein. Weißt du, was ich dachte, als ich Wurmschwanz gehört habe?"

Remus sah sie eine Weile lang an, bevor er sein Grinsen nicht länger unterdrücken konnte und leicht auflachte. „Vermutlich."

„Es ist also nicht so gemeint?"

„Nein. Nein." Er schüttelte hastig mit dem Kopf.

„Ich meine, es hätte sein können..."

„Nein."

„Okay..."

Lupins Wangen waren leicht gerötet.

„Macht das Thema dich verlegen?" fragte sie.

Er schüttelte schnell mit dem Kopf.

„Nichts, worüber man verlegen sein müsste?" fuhr sie beiläufig fort und biss sich auf die Lippe. Lupin sah zu ihr und schaute ihr in die Augen, vermutlich um zu verstehen, was in ihrem Kopf vor sich ging, doch Darjana lächelte nur schief und erwiderte seinen Blick. Irgendetwas an ihm und seinen grünen Augen war so unglaublich... von sich einnehmend. „Ich habe übrigens ein paar Sachen für unseren Vortrag rausgesucht."

Als sie so ruhig das Thema wechselte, blinzelte er zweimal, da er aus seiner Starre gerissen worden war. „Ja..." sagte er langsam. „Super. Ähm, du hast, oh, danke—"

Sie holte eine Pergamentrolle aus der Tasche und sah auffordernd zu ihm, als sie sie aufrollte. „Du kannst ruhig ein bisschen näher kommen, ich töte immer noch nicht."

Er lachte leicht auf und kam tatsächlich näher zu ihr. Und diesmal war es Darjana, die ein wenig aus der Bahn gerissen reagierte. Er stützte einen Arm hinter ihr an der Wand und stand neben ihr, um das lesen zu können, was sie aufgeschrieben hatte. Doch während sich seine Augen konzentriert über die Buchstaben bewegten, wurde sie sich seiner Nähe immer mehr bewusst. Sie spürte die Wärme, die er ausstrahlte, hörte ihn schlucken und fühlte seinen Atem auf ihrem Arm, woraufhin sich eine Gänsehaut auf ihrer Haut ausbreitete.

Sie hatte nicht gedacht, dass sie so reagieren würde. Eigentlich war er überhaupt nicht ihr Typ. Und trotzdem hatte er etwas an sich, das dafür zu sorgen schien, dass Darjana sich irgendwie zu ihm hingezogen fühlte. Doch sie war sich sicher, dass er eher nach der festen, ewig währenden Beziehung suchte und das... das tat sie eben nicht. Zu schade. Er war so bemüht ruhig und ein wenig unbeholfen... Sie war sich sicher, dass da viel mehr dahintersteckte. Vielleicht schien er unschuldig, aber Darjana war sich sicher, dass er genau das nicht war. Schaut euch seine Freunde an.

Remus schien zu bemerken, dass sie ein wenig zu lange zu ihm aufsah und blickte von ihren Notizen zu ihr, wieder zurück und schließlich erneut in ihre Augen (und das alles in einer einzigen Sekunde). „Das sieht doch gut aus", sagte er ruhig, bevor er sich räusperte und ein wenig von ihr wegtrat. „Du kannst mir das ja mitgeben und ich überarbeite es noch ein bisschen."

„Überarbeiten?" fragte Darjana. „Du hast ja so eine höfliche Art, mir mitzuteilen, dass es schlecht ist."

Er schüttelte etwas verzweifelt mit dem Kopf. „Damit meinte ich, dass ich ein paar Sachen hinzufüge... falls ich was finde."

„Gut, damit kann ich leben." Sie sah nach vorne. Die meisten Schüler waren schon weg. „Machst du dann die Einleitung? Ich hab es nicht so mit motivierenden Worten am Anfang."

„Klar", meinte Remus.

„Du bist gut mit Vorträgen, oder?" fragte sie. „Ich glaube zumindest, du warst ganz gut."

„Naja, ich denke, ich kann ganz gut erklären — und ich finde Vorträge besser als irgendwas zu schreiben."

„Macht Sinn", sagte sie und hielt ihm die Pergamentrolle hin. „Wollen wir dann vielleicht morgen zur Bibliothek nochmal alles durchsprechen?"

„Hört sich gut an", entgegnete Remus.

„Gut, dann—"

„Moony, was machst du denn?" unterbrach Sirius Black sie dramatisch, der aus dem Gewächshaus spaziert kam. Neben ihm lief James Potter, der unterstreichend mit dem Kopf schüttelte, dicht gefolgt von Peter Pettigrew. „Und was machst du hier? Du hast den Plan verbockt!"

Darjana öffnete empört den Mund. „Welchen Plan?" fragte sie.

„Als ob wir dir das erzählen würden", sagte Potter.

„Krone..." begann Remus beschwichtigend. Potter war also Krone? Darjana konnte ein spöttisches Schnauben nicht zurückhalten.

„Was gibt's denn jetzt so Amüsantes?" fragte Sirius kühl.

„Okay, das ist mir echt zu blöd — bevor ich Gehirnzellen verliere, gehe ich. Krone, Wurmschwanz, Moony..." Sie warf Remus ein belustigtes Lächeln zu und wandte sich anschließend an Sirius. „Und wie auch immer du heißt, Curly. Man sieht sich."

Falls sie sich nicht irrte, lächelte Lupin ihr leicht zu, als sie ging, bevor er sich zu seinen Freunden umdrehte. Sirius schnaubte. „Curly?" wiederholte er und sah zu Remus. „Ernsthaft?"

„Wegen deiner Locken", versuchte Peter zu erklären.

James verschränkte die Arme. „Was wollte sie?"

„Es ging um den Vortrag, Leute", erklärte Remus. „Und wie gesagt, sie ist wirklich eine nette Slytherin."

„Ich kenne keine netten Slytherins", entgegnete Sirius. Vermutlich war es sinnlos, mit ihm darüber eine Grundsatzdiskussion zu führen. Sirius war geprägt von seiner Familie. Für ihn saßen viele Dinge zu fest verankert, um seine Ansichten durch ein paar Worte zu ändern. „Weißt du überhaupt, welche Chance du dir hast entgehen lassen?"

Wenn Remus ehrlich war, wusste er nur eines: Dass sein Herz raste, als hätte er einen Marathon hinter sich, wann immer er mit Darjana Rowe redete.

»»——⍟——««

Wenn Sirius und James irgendwann herausfinden, dass Remus und Darjana sich ✨mögen✨, wird es gefährlich hahaha
Ich denke, die Voreingenommenheit gegenüber den Slytherins ist ziemlich passend bei den Rumtreibern und deswegen wird auch Remus teilweise solche Sprüche bringen — aber der Junge lernt, gebt ihm Zeit.

Auf jeden Fall fühlen sie schon ein wenig zueinander hingezogen und Darjana ist im Ich-finds-süß-wenn-er-verlegen-wird-Flirtmode, aber ich meine, würde ich ein wenig Zeit mit Remus oder Darjana verbringen, würde ich mich auch zu ihnen hingezogen fühlen, also ist das realistisch ig
Wie auch immer, das heißt nicht, dass es schnell geht, allerdings werden die beiden eine... spezielle Art der Beziehung haben, die nicht weniger frustrierend ist 👀

(😉)

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