t h i r t y f i v e.
t h i r t y f i v e.
How dangerous it is, to finally have something worth losing.
„Ich habe gewonnen! Ich habe gewonnen!", ruft Harry freudestrahlend, nachdem wir das Spiel beendet haben.
Ashton lag nur ein paar Punkte hinter seinem kleinen Bruder, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass er Harry hat gewinnen lassen, denn es war doch sehr merkwürdig, dass er in den letzten beiden Runden, so gut wie gar nichts getroffen hat, während er ansonsten nicht wenige Strikes geworfen hat.
Ich bin überraschenderweise doch besser geworden im Laufe des Spiels und damit alleine bin ich schon zufrieden.
Ashton schlingt die Arme um mich und küsst meine Wange.
„Geht es dir gut?", murmelt er leise.
Ich nicke. „Ich muss mich nur zuhause etwas ausruhen. Das Ganze war doch anstrengender als ich gedacht hätte", erwidere ich.
„Es ist wirklich alles okay? Willst du dich vielleicht kurz hinsetzen? Oder soll ich dir was zu trinken bringen? Oder-?
„Mir geht es gut, Ash", unterbreche ich ihn mit einem Lächeln und küsse ihn, als er Anstalten macht, zu protestieren.
„Ihr beiden seid ekelig!", beschwert sich Harry lautstark und bringt uns somit zum Lachen.
Ich winde mich aus Ashtons Armen und sehe seinen kleinen Bruder fragend an. „Wie wäre es mit einer Schachtel Popcorn für den Gewinner?", schlage ich vor, denn ich habe mitgekriegt, wie Harry während unserer Zeit hier allen Kindern neidisch hinterhergestarrt hat, die eine Tüte Popcorn in der Hand hatten.
„Ja, ich will Popcorn haben!", meint Harry.
„Popcorn ist viel zu ungesund. Außerdem bin ich sicher, dass Mum dir was richtig Schönes gekocht hat", meint Ashton eilig.
Ich drehe mich zu ihm um und sehe seinen gequälten Gesichtsausdruck.
„Jul die Tüten hier kosten fünf Dollar pro Stück. Bitte schlag ihm so etwas nicht vor", flüstert er mir ins Ohr.
„Lass mich das einfach bezahlen, okay? Er hat eine Tüte verdient", erwidere ich und streichele ihm die Wange.
„Du musst das nicht für mich tun, Jul", murmelt er.
„Nun, ich tue es auch nicht für dich, sondern für deinen Bruder. Den habe ich sowieso viel lieber als dich", meine ich grinsend und gehe dann mit Harry zum Schalter.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Ashton mir kopfschüttelnd, mit einem dicken Lächeln auf den Lippen hinterher sieht.
Ich zwinkere ihm zu, was seine Mundwinkel noch höher schießen lässt.
„Also, was willst du haben, Harry?", frage ich den kleinen Jungen, der neben mir die ganzen Süßigkeiten hinter dem Verkaufsschalter anschielt, als wäre er im Paradies und könnte es selbst noch nicht ganz glauben.
„Eine Tüte Popcorn, bitte. Und darf ich – darf ich vielleicht eine Schnuckeltüte haben? Ich würde auch echt nicht viel reintun", murmelt er und sieht mich zögerlich an, als hätte er Angst, ich würde ablehnen.
Ich schenke Harry ein Lächeln und wuschele ihm durch die Haare. „Na klar. Such dir aus, was du willst. Der Gewinner des Tages braucht schließlich auch einen ordentlichen Preis.
Ashtons Bruder fängt an zu strahlen und lässt sich begeistert von dem Käufer seine Tüte befüllen, bis diese randvoll ist.
„Danke, Jules!", meint er dann lächelnd und wartet geduldig, bis ich bezahlt habe.
In einer Sekunde wirkt Harry wie das kleine Kind, das er immer noch ist und in der nächsten kann man ihn schon wieder für einen Jungen halten, der viel zu schnell erwachsenen werden.
Ich frage mich, ob Ash als Kind auch schon so gewesen ist. Oder ob die beiden erst seit dem Tod ihres Vaters so schnell großwerden mussten.
Denn so sehr Ashton auch versucht, seinen kleinen Bruder vor allem zu schützen und ihn möglichst unwissend zu lassen, alles geht nicht an Harry vorbei.
„Hast du dich bei Jul bedankt?", fragt Ash seinen kleinen Bruder, sobald wir wieder bei ihm sind.
Harry verdreht die Augen und streckt ihm die Zunge raus.
Lachend nehme ich Ashtons Hand in meine und verschränke unsere Finger mit einander.
„Natürlich hat dein Bruder sich bedankt", meine ich und streichele über seinen Handrücken.
„Na dann ist ja gut", erwidert Ashton und küsst meine Wange. „Wollen wir fahren?"
Ich nicke und zu dritt gehen wir zu Ashtons Wagen, wo Harry auch sogleich den Beifahrersitz beansprucht.
„Harry", meint Ashton mahnend.
„Ashton", erwidert sein Bruder in demselben Tonfall.
Ich lache und schnalle mich auf der Rückbank an.
„Ich bringe erst Harry nach Hause und dann fahren wir zu dir. Ist das in Ordnung?" Ashton wirft mir einen fragenden Blick zu, während er das Auto ausparkt und sich in den Verkehr einfädelt.
„Ja klar. Ich habe keine Eile", erwidere ich, wobei ich bis jetzt verdrängt habe, dass ich meinen Eltern ehrlich gesagt nicht einmal mitgeteilt habe, dass ich nicht zuhause bin.
Ich hoffe einfach, dass sie mein Verschwinden nicht gemerkt haben und ich mich einfach wieder reinschleichen kann.
„Danke Jules!", bedankt Harry sich artig, als wir ihn zuhause rauslassen.
Ich schenke ihm ein Lächeln. „Nichts zu danken. Es hat mir wirklich Spaß gemacht."
„Heißt das, du gehst jetzt mit meiner Familie an Weihnachten bowlen?" Neugierige Kinderaugen gucken durch das Fenster.
Ich lache leicht. „Mal sehen, ja?"
„Harry, geh rein! Mum wartet schon auf dich", fordert Ashton seinen kleinen Bruder auf und verscheucht ihn mit einer Geste.
Dieser winkt uns noch einmal zu und verschwindet dann im Haus.
„Tut mir leid, dass er Weihnachten schon wieder angesprochen hat. Es ist nur so, dass es sein Lieblingstag im Jahr ist", meint Ash entschuldigend, während ich von der Rückbank aus nach vorne auf den Beifahrersitz klettere.
„Kein Problem, Ash. Wirklich nicht. Es ist nur so, dass ich Weihnachten nicht allzu gerne mag", gebe ich zu, wobei ich versuche, möglichst unbekümmert zu klingen.
In Wirklichkeit gibt es für mich nichts Schlimmeres als Weihnachten. Das Fest der Familie. Das Fest der Liebe. Einfach weil ich von beidem nicht allzu viel abbekommen habe.
Es erinnert mich wieder und wieder daran, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann.
Das es Wichtigere Dinge im Leben gibt. Dinge, die ich vermutlich nie haben werde.
„Willst du darüber reden?", bietet Ashton mit leiser Stimme an.
Ich schüttele den Kopf und lehne mein Gesicht gegen das Fenster. Die Unangenehme Kühle hindert mich daran, dass mir Tränen aus den Augen schießen.
„Schon gut", murmele ich. „Wie wäre es mit einer Runde 20 Fragen?"
Ashton startet den Motor und fährt an.
„Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?" Er wirft mir einen kurzen fragenden Blick zu, bevor e sich wieder auf die Straße konzentriert.
„Jetzt gerade?", hake ich nach, um Zeit zu gewinnen. Denn eigentlich weiß ich schon, was ich tun würde. Ich würde Worte aussprechen, die bis jetzt noch nicht einmal im Leben einen Weg über meine Lippen gefunden haben.
„Jetzt, morgen, irgendwann. Ganz egal", meint Ashton.
Ich schlucke. „Ich würde dir eine Frage stellen", sage ich schließlich.
„Und die wäre? Du kannst mich alles fragen."
Ich spüre seinen musternden Blick auf mir, kann mich jedoch nicht dazu durchringen, ihm in die Augen zu sehen.
„Was bedeutet ich dir, Ash?", flüstere ich, wobei ich starr geradeaus sehe.
„Jul", murmelt Ashton zögerlich. „Frag mich etwas anderes. Bitte. Jede andere Frage nur nicht diese. Bitte."
„Schon okay. Vergiss es einfach. Es war bescheuert von mir", murmele ich und schlucke hart.
„Jul-"
„Nein, schon gut. Das war vollkommen unangebracht", flüstere ich und schenke ihm ein kleines Lächeln. „Kannst du mich einfach nur nach Hause fahren, bitte?"
„Sicherlich."
Zwanzig Minuten später, die wir in vollkommenen Schweigen verbracht haben, parkt Ashton das Auto am Straßenrand vor unserem Haus.
Er räuspert sich lautstark und sieht mich dann an.
„Was ist?", frage ich leise.
„Willst du nicht aussteigen?" Ashton stupst mich leicht an und schenkt mir ein Lächeln.
Ich zucke mit den Achseln.
Er verschränkt unsere Hände miteinander und fängt an, meine Hand mit seinem Daumen zu streicheln.
Gedankenverloren sehe ich aus dem Beifahrerfenster. Der Spielplatz liegt geradezu verlassen da. Alleine eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern ist zu sehen.
Ansonsten wirkt die Straße vollkommen ausgestorben.
„Ich habe mich vorhin einfach davongeschlichen. Ich weiß nicht, ob meine Eltern bemerkt haben, dass ich nicht da bin. Aber falls ja, dann erwartet mich jetzt ziemliche Ärger. Und das macht mir Angst", gebe ich zu.
„Nun, du kannst es nicht mehr rückgängig machen, oder?"
„Nein, wahrscheinlich nicht", murmele ich.
Ashton drückt meine Hand. „Falls es dich beruhigt. Wenn du da weg willst, dann kannst du mich einfach anrufen und ich hole dich sofort ab. So schnell es geht."
Ich schenke ihm ein kleines Lächeln. „Danke."
„Nichts zu danken. Und jetzt geh. Es wird nicht besser werden", antwortet er mir.
Ich gebe ihm einen zögerlichen Kuss, dann steige ich aus und winke ihm noch einmal zu, bevor ich auf den Ort zugehe, in dem ich großgeworden bin.
Sobald ich vor der Haustür stehe, wird sie aufgerissen und meine Mutter zerrt mich ins Haus.
Anscheinend bin ich aufgeflogen.
„Hey, Mum", meine ich mit einem unschuldigen Lächeln. „Ich war nur kurz etwas frische Luft schnappen.
„Kurz frische Luft schnappen? Du warst ganze sieben Stunden verschwunden, junge Dame! Dir hätte sonst etwas passieren können. Ich habe mir Sorgen gemacht!", zischt sie und führt mich ins Wohnzimmer.
Dort drückt sie mich aufs Sofa und baut sich drohend vor mir auf.
„Ach ja? Was denn? Hattest du Angst, dass ich einfach tot umkippe?", murmele ich.
„Nicht so frech, Julie! Du warst mit dem Jungen weg, das habe ich gerade genau gesehen!", schreit sie mich an.
„Nun, wie du siehst hat er mich nicht vergewaltigt", erwidere ich mich sarkastischem Unterton.
„Das reicht. Ich habe genug von dir und diesen Aktionen, zu denen dich dieser Junge verleitet." Sie spuckt das Wort ‚Junge' geradezu aus, als wäre es das neueste Schimpfwort.
„Ashton verleitet mich zu gar nichts!"
„Du hast dich wiederholt aus dem Haus geschlichen! Das du das als gar nichts betitelt, zeigt ja wohl nur, wie schlimm es schon um dich steht!", entgegnet meine Mutter. „Ich habe mit deinem Vater gesprochen und wir sind uns beide darin einig gewesen, dass dir etwas Zeit ohne diesen Jungen gut tun wird. Wir werden uns ein paar Broschüren für Heime für kranke Kinder zukommen lassen. Ich bin sicher, da ist auch etwas Schönes für dich dabei."
Sie sieht mich an, als sollte ich allen Ernstes noch begeistert darüber sein.
„Soll ich jetzt in Applaus ausbrechen?", erwidere ich und stehe auf.
„Wo willst du hin?", zischt mich meine Mutter an.
„Auf mein Zimmer. Mir geht es ja anscheinend nicht gut", entgegne ich und gehe an ihr vorbei aus dem Zimmer.
In meinem Raum angekommen, schließe ich ab und werfe mich auf mein Bett. Ich kann nicht verhindern, dass mir die Tränen in Strömen aus den Augen laufen.
Ich nehme mein Handy und rufe Ashton an.
„Steht das Angebot noch? Kannst du mich abholen?", schluchze ich, noch bevor er ein Wort sagen kann.
„Ich bin so schnell ich kann da", erwidert er.
„Jules, wag es ja nicht, da jetzt raus zu gehen."
Meine Mutter sieht mich strafend an und ich recke trotzig die Schultern.
„Ach ja? Was willst du dagegen tun? Mir lebenslänglich Hausverbot verpassen?", erwidere ich und rücke meinen Rucksack, in den ich in den letzten fünfzehn Minuten wahllos die wichtigsten Dinge hineingeworfen habe. „Ist ja nicht sehr wahrscheinlich, dass dieser länger als ein paar Monate anhalten wird. Denn falls du es noch nicht realisiert hast. Bis dahin bin ich wahrscheinlich tot."
Ihr schockierter Blick ist das letzte, das ich sehe, bevor ich die Haustür aufreiße und hinaus in die Kälte gehe.
Ashton wartet schon in seinem Auto direkt in unserer Ausfahrt und ich lasse mich eilig auf den Beifahrersitz fallen.
„Fahr los!", schreie ich und ziehe die Autotür hinter mir zu.
„Sind wir auf einer Verfolgungsjagd?", entgegnet Ashton lachend und startet den Motor.
„Wer weiß, was ihr noch alles einfällt", meine ich schulterzuckend.
So wie ich meine Mutter kenne, wäre es gar nicht so unwahrscheinlich, wenn sie schon dabei ist, die Polizei zu verständigen und Ashton als Vergewaltiger zu bezeichnen, nur um ihre Tochter zurückzubekommen.
Nicht zum ersten Mal in den letzten Monaten frage ich mich, wie ich es solange mit ihr aushalten konnte, ohne überhaupt zu bemerken, wie sehr ihr Verhalten mich einschränkt.
Erst durch meine Krankheit habe ich realisiert, dass die Welt so viel größer ist, als ich bis zu dem Zeitpunkt angenommen hatte.
„Also? Wohin soll es gehen, Jul?", fragt Ashton mich, als wir uns einer der größeren Straßen nähern.
„Ich weiß nicht. Hauptsache weg von hier", erwidere ich mit Überzeugung.
Er nickt und sieht mich an, als könnte er verstehen, was gerade in mir vorgeht. Ich war noch nie dankbarer dafür als jetzt gerade.
Jemanden zu haben, der einen ohne Worte versteht, wirklich versteht, ist manchmal mehr wert als alles andere.
„Okay. Dann fahren wir einfach ein bisschen durch Sydney", meint Ash und nimmt meine Hand in seine. „Ist das okay für dich?"
„Das ist mehr als okay", erwidere ich mit einem kleinen Lächeln und schließe kurz die Augen, um mich wieder zu sammeln.
Der ganze Tag war mehr als anstrengend und ich merke, wie mein Körper diesem gerade seinen Tribut zollt. Meine Hände zittern, mein Rücken schmerzt und meine Nase juckt.
Und ich fühle mich müde. Einfach so furchtbar müde. Des Lebens müde.
Ashton streichelt über meinen Handrücken, dreht das Radio lauter und fängt an, die Lieder mit zu summen.
Seine sanfte Stimme hat einen beruhigenden Einfluss auf mich und ich merke, wie ich langsam innerlich ruhiger werde.
„Besser?", fragt er mich nach fast einer Stunde, in der wir einfach wahllos durch die Straßen Sydneys gekurvt sind.
„Besser", bestätige ich leise.
„Erzählst du mir was los ist?" Ashton wirft mir einen kurzen Blick zu. Ich weiß, dass er nicht nachhaken wird, wenn ich nicht bereit dazu bin.
„Meine Erzeugerin ist der Ansicht, dass ich mich verändert habe und will mich in ein Heim stecken", stoße ich aus und fange an zu lachen, denn das Ganze ist einfach zu lächerlich, um es überhaupt ernst zu nehmen.
Ashton tritt abrupt auf die Bremse und hebt entschuldigend die Hand, als das Auto hinter uns ebenfalls zur Vollbremse gezwungen ist und wütend hupend an uns vorbeizieht.
„Habe ich das gerade richtig verstanden?"
„Ja, voll und ganz", erwidere ich und verdrehe die Augen. „Irgendwie hat meine Mutter es sich anscheinend in den Kopf gesetzt, dass der Krebs mein Leben nicht schon genug zerstört. Und sie ist wirklich der Ansicht, dass mir das Ganze gut tun wird. Oder vielleicht denkt sie das auch nur, um kein schlechtes Gewissen zu haben."
„Und wie geht es dir dabei?", fragt er mich und betrachtet mich aus den Augenwinkeln, während der Rest seiner Konzentration auf den Verkehr gerichtet ist.
Wir sind mittlerweile so lange unterwegs, dass wir in dem Abendverkehr stecken, in dem alle versuchen, Richtung Zentrum zu kommen.
Noch nie in meinem Leben war es mir so egal, dass ich in einem Stau gefangen bin.
„Meine Mutter ist für mich gestorben. Ich brauche sie nicht", erwidere ich. „Ich brauche niemanden."
„Ich weiß", meint Ashton leise. „Und genau das macht mir Angst."
„Wieso?", murmele ich.
„Weil ich dich brauche, Jul. Mehr als du wahrscheinlich ahnst. Und ich sollte der Starke von uns sein, das weiß ich. Doch das schaffe ich manchmal nicht. Und dann sehe ich dich. Du bist so stark und unerschütterlich und wirkst so, als könnte dir niemand etwas anhaben. So als würdest du niemanden brauchen. Aber ich brauche dich. Ich brauche dich so sehr", flüstert er.
„Ich bin alles andere als stark und unerschütterlich, Ash. Ich bin nichts anderes als ein hilfloses Mädchen, dass manchmal nachts vor Angst vor dem Leben nicht schlafen kann."
Ich blinzele und streiche ihm über die Wange. „Und wenn du gerade nicht Auto fahren würdest, dann würde ich dich küssen, bis du keine Luft mehr zum Atmen hättest."
Sofort lenkt Ashton das Auto zum Seitenstreifen und macht den Motor aus. „Ich fahr nicht mehr."
Lachend schnalle ich mich ab und klettere auf Ashtons Schoß.
Grinsend sieht dieser mich an und vereint unsere Lippen miteinander.
Das Lenkrad drückt mir unangenehm in meine Rippen und ich bin sicher, dass ich morgen mehr als ein paar blaue Flecken davon zurückbehalten werde.
Doch das alles spüre ich kaum.
Es gibt gerade nichts außer Ashton und mir. Verloren zwischen Tausend Seelen. Und einem Kuss, so verzweifelt und süß und leicht, dass ich schwören könnte, für einen Moment zu wissen, wie es sich anfühlt, fliegen zu können.
„Jules", flüstert er schließlich außer Atem aus angeschwollen Lippen und mit glänzenden Augen.
Ich bin sicher, dass ich nicht anders aussehe.
„Das was du mich vorhin gefragt hast. Ich habe dir keine Antwort gegeben, weil-"
Er bricht ab und sieht mich an, als wäre er auf der Suche nach den richtigen Worten. So als hätte er Angst, dass ein falsches Wort als zerstören könnte.
„Du musst dazu nichts sagen", murmele ich und fahre ihm sanft durch seine ohnehin schon völlig zerstörte Frisur.
„Es ist nur so, dass- Wenn ich dir sage, dass ich das liebe, dann will ich es nicht tun, weil ich eine Frage beantworten muss. Das käme mir irgendwie falsch vor. Ich will es tun, weil ich es wirklich will. Weil ich gar nicht anders kann, als es dir zu sagen."
Er holt einmal tief Luft und sieht mich an.
„Ich liebe dich, Jul."
Ich könnte schwören, dass mein Herz kurz aufhört zu schlagen und dann flattert wie die Flügel eines Kolibris.
Ich verschränke unsere Hände miteinander. „Ashton."
„Nein, bitte. Lass es mich wenigstens einmal sagen, bevor ich mich gleich nicht mehr dazu traue", meint er eilig und sieht mich mit glänzenden Augen an.
„Ich liebe dich. Und glaub mir, dass ist keines der Dinge, die ich so einfach sage. Ehrlich gesagt, habe ich diese Worte noch zu niemandem gesagt. Ich habe nie gedacht, dass ich mich überhaupt verlieben könnte. Ich dachte immer, dass Liebe eine Illusion sei und Menschen einander nur wehtun würden, sobald die Liebe ins Spiel kommt. Aber dann kamst du. Du hast dich neben mich auf die Schaukel gesetzt und mich so unglaublich genervt. Und dennoch hast du mich an diesem Tag irgendwie zum Lächeln gebracht. Und dann hast du mich mit diesem Lächeln von dir angesehen. Du hast nicht dieses Lächeln gehabt, dass du immer hast, wenn du dich amüsierst oder dir etwas gefällt. Sondern dieses, was du so selten lächelst. Diese unbewusste Lächeln, das so wunderschön ist. Und nicht nur das Lächeln, sondern auch du bist wunderschön. Alles an dir ist so wunderschön. Und ich habe mich in dich verliebt.
Und du musst auch gar nichts darauf antworten. Ich bin dir nicht böse, wenn du es nicht tust. Ich will nur, dass du es weißt."
Mein Herz fühlt sich an, als würde es jeden Moment zerspringen.
Ich lache zittrig. „Sagst du es mir noch einmal?"
„Ich liebe dich, Julie Ann Morrison", meint Ashton mit einem kleinen Lächeln.
„Nun, wenn das so ist. Ich liebe dich auch, Ashton Fletcher Irwin", erwidere ich und bin mir noch nie so sicher gewesen.
Und als ich ihm sage, dass ich ihn liebe, sage ich in diesem Moment so viel mehr als nur drei Worte.
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