e l e v e n.
e l e v e n.
I didn't want to fall in love with him. Not at all. But one moment he smiled and it just happened.
Ich würde nie erfahren, was Ashton sagen wollte, denn von einem Moment lang auf den anderen wechselte sein Blick von Unsicherheit zu Schock.
„Was ist los?", frage ich irritiert, bevor ich merke, was los ist.
Ich habe Nasenbluten. Wieder einmal.
Dr. Hemillton hat mir erklärt, dass dies eine Nebenwirkung meiner Krankheit sei. Und seitdem verabscheue ich es.
Das klebrige Blut läuft mir aus der Nase und tropft mir auf mein bis jetzt weißes Shirt.
Ich muss mich zwingen, meinen Kopf nicht in den Nacken zu legen, um das Ganze nicht noch schlimmer zu machen und mir wird leicht schwindelig, sodass ich auf dem ohnehin schon wackeligen Eis hinfalle.
Ein Adrenalinstoß durchfährt mich und ich merke, wie die Panik anfängt, in mir aufzusteigen.
„Jul? Komm ich helfe dir hoch", meint Ashton und hilft mir eilig auf, bevor er mich langsam, aber bestimmt zu seinem Auto führt.
„Scheiße, scheiße, scheiße", wimmere ich, während ich mir hektisch das Blut aus dem Gesicht wische und das Ganze vermutlich noch schlimmer mache.
Ashton öffnet die Beifahrertür seines Autos und zieht ohne zu Zögern sein T-Shirt aus. „Hier, halt dir das an die Nase", befiehlt er und beobachtet kritisch, wie ich in das Auto steige.
„Bleib hier sitzen, okay? Ich bringe eben die Schlittschuhe zurück und dann fahre ich dich sofort zu mir nach Hause. Das ist näher als dein Haus", fügt er als Erklärung hinzu, ohne mir in die Augen zu sehen und zieht sich einen Pullover an, der auf der Rückbank gelegen hat.
Er will gerade gehen, dreht sich jedoch noch einmal zu mir um. „Mach dir keine Sorgen, Jul. Das kann schon mal passieren. Wahrscheinlich ist bei deinem letzten Fall eines der Blutgefäße geplatzt. Das wird schon wieder werden. Und ich beeile mich. Versprochen!"
Ich nicke, während ich die aufsteigende Panik in mir zu unterdrücken versuche. „Ja, wahrscheinlich kommt es einfach vom Fallen", murmele ich, während ich genau weiß, dass es nicht so ist.
Meine zitternden Hände drücken den Ärmel von Ashtons T-Shirt fester gegen meine Nase und ich schließe die Augen in dem Versuch, mich etwas zu beruhigen.
Das ist das zweite Mal in dieser Woche, dass mit dies passiert. Es passiert immer öfter in letzter Zeit. Es führt mir auf, wie wenig Zeit ich in Wirklichkeit vielleicht wirklich noch habe. Es macht meine Krankheit viel realer. Und das macht mir Angst.
Als Ashton zurückkommt und das Auto startet, habe ich mich wieder einigermaßen im Griff, sodass ich es wage, zu sprechen.
„Danke", murmele ich. „Für das T-Shirt."
„Nichts zu danken", erwidert Ashton und starrt konzentriert auf die Straße.
Ich überlege verzweifelt, was ich sagen könnte, aber mir fällt nichts ein. Stattdessen spielt sich die Szene, die sich vorhin ereignet hat, immer wieder vor meinem inneren Auge ab.
Ich bekomme nicht aus dem Kopf wie rosa und einladend seine Lippen ausgesehen haben. Wie ich seinen Atem auf meinen Wangen gespürt habe. Das Funkeln seiner Augen. Das leichte Lächeln seiner Mundwinkel.
Wie mein Herz so furchtbar schnell geschlagen hat und mein Atem vor Aufregung schneller gewrden ist.
Wie er mich angesehen hat, Sekunden bevor das Nasenbluten uns zurück in die Wirklichkeit gerissen hat.
Ashton fummelt umständlich an dem Radio herum, ohne seinen Kopf auch nur annähernd in meine Richtung zu drehen. Ich bin froh darüber, dass die Stille nun von Musik durchbrochen wird. Länger hätte ich sie nicht ausgehalten.
Als wir schließlich langsamer fahren und dann vor einem kleinen, fast unscheinbaren Haus halten, ist Ashtons T-Shirt blutdurchtränkt, aber mein Nasenbluten hat aufgehört.
Neugierig sehe ich mich um und folge Ashton aus dem Auto. Wenn ich ehrlich bin, bin ich auch in diesem Teil der Stadt erst wenige Male in meinem Leben gewesen und ich lebe in Sydney seit meiner Geburt. Meine Eltern haben immer die Nase gerümpft und über die Leute in diesem Viertel geschimpft.
Die Häuserreihe sieht nicht wesentlich besser aus, als die, in der sich die Bar befindet, in der Ashton und ich vor ein paar Tagen gewesen sind.
„Hier wohne ich", meint Ashton fast zögernd und deutet auf das kleinste und heruntergekommenste der ohnehin schon kleinen Häuser. „Tut mir leid, falls...wenn du mehr erwartet hast."
„Ich mag es", lüge ich.
Das ist das erste Mal seit der Eisbahn, dass er mir direkt ins Gesicht sieht. „Du musst nicht lügen, Jul. Ich weiß, dass es scheiße ist", murmelt er und steckt einen Schlüssel in die Haustür, bevor er einmal dagegen haut. „Sie klemmt meistens."
„Ash. Du musst dich nicht schämen." Ich berühre ihn kurz an der Schulter, um ihm zu zeigen, dass es mir ernst ist. Und das ist es auch. Ich würde mein großes Haus liebend gerne gegen eines wie dieses eintauschen, wenn ich dafür eine Familie wie seine hätte.
Ich habe sie nicht einmal kennengelernt, aber all seine Erzählungen über seine Mutter und seine beiden Geschwister strahlen gerade von Liebe und Geborgenheit.
Er bedeutet mir einzutreten und das tue ich. Der Flur bietet gerade mal genug Platz für uns beide, aber er strahlt sofort etwas Einladendes aus. Die wenigen Möbelstücke sind sorgfältig angeordnet und zeugen davon, dass der jemand Ahnung vom Einrichten hat. Es wirkt modern, aber dennoch nicht kalt.
„Es gefällt mir. Es ist gemütlich", meine ich.
„Danke. Meine Mutter war Architektin", antwortet er.
Einen Moment lang denke ich, dass er noch etwas hinzufügt, aber er lässt es bleiben. Ich sehe mir mit einem kleinen Lächeln ein Bild auf einer Kommode an, dass Ashton im Grundschulalter mit einem kleineren Mädchen neben ihm zeigt. „Ist das deine Schwester?"Ashton lächelt ebenfalls.
„Ja. Das wurde bei ihrer Einschulung gemacht. Ich war so stolz und kam mir so erwachsen vor."
Ich lache leicht. „Immerhin muss man dir anrechnen, dass diese Anzugsjacke dir das Nötige etwas gibt."
Jemand kommt polternd die Holztreppe heruntergesprungen und bleibt sekundenspäter mit neugierigem Gesichtsausdruck vor uns stehen. Er sieht aus wie eine jüngere Version Ashtons.
„Mum, Ashy hat seine Freundin mit nach Hause gebracht!", ruft er und winkt mir grinsend zu, bevor er hüpfend in einem der Zimmer verschwindet.
„Nicht die Art von Freundin. Sie ist nur eine Freundin!", ruft Ashton hastig.
Ich bin irgendwie enttäuscht, dass ich für ihn 'nur' eine Freundin bin, aber wahrscheinlich ist es so das Beste.
„Mir egal! Bring sie trotzdem zu mir in die Küche!", befiehlt seine Mutter neckend und er sieht mich entschuldigend an.
„Ashy, hm?", ziehe ich ihn auf, während in die Küche gehen. Wie alles andere in diesem Raum ist auch dieser Raum gerade groß genug für einen kleinen Esstisch und die nötigen Schränke sowie Küchenutensilien. Ashtons Mutter ist gerade dabei, einen Kuchen anzuschneiden und wendet sich zu uns um, als sie hört, dass wir die Küche betreten.
„Ich hasse dich", grummelt er und schenkt seiner Mutter ein Lächeln.
„Redet man so mit seiner Mutter, Ash?", tadelt sie ihn mit einem Grinsen. „Wollt ihr auch ein Stück Kuchen?"Ihr Sohn sieht mich fragend an, woraufhin ich mit den Schultern zucke und er mir bedeutet, mich zu setzen, bevor er auf dem Stuhl neben mir Platz nimmt.
Frau Irwin stellt drei Stücke Kuchen auf den Tisch und setzt sich ebenfalls.
„Willst du mir deinen Namen nicht verraten?", fragt sie mich neugierig.
Ich schlucke hastig das Stück Kuchen herunter, dass ich gerade gekauft habe. „Ich heiße Jules, Misses."
Sie mustert mich plötzlich mit stechendem Blick. „Wie ist dein Nachname, Liebes?"
„Morrison", antworte ich und winde mich unbehaglich unter ihrem intensiven Blick. „Wieso?"
„Ich kenne...kannte deine Mutter", erwidert sie und schenkt mir ein kleines Lächeln.
„Wirklich?", frage ich überrascht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter auch nur einmal in ihrem Leben mit irgendwelchen Menschen in Kontakt gekommen ist, die nicht weniger als drei Immobilien besitzen.
„Ja. Es ist schon eine Weile her. Grüß sie von mir", lächelt sie.
„Natürlich", erwidere ich überrumpelt.
„Mum? Wir sind dann mal in meinem Zimmer", mischt Ashton sich ein und bedeutet mir, ihm zu folgen.
Ich gehe hinter ihm die Treppe herauf, die knatscht und weiche einer lockeren Stufe aus, auf welcher ich fast umgefallen wäre, während Ashton sich den Weg so sicher erkämpft, als würde er dies schon seit Jahren machen. Was er auch macht, denke ich sarkastisch.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mir ihn in einem Haus wie diesem vorstellen könnte, aber er passt perfekt hier hinein. Genauso wie Ashton strahlt dieses Haus Geborgenheit und Sicherheit aus.
„Das ist das Zimmer von meiner Mum und meiner Schwester", erklärt er mir und deutet auf die Tür zu unserer Rechten.
Würde ich mit meiner Mutter zusammenleben müssen, hätte eine von uns beiden den anderen sicherlich schon im Schlaf erstickt. Wobei das wahrscheinlich ich wäre, wenn man bedenkt, dass meine Mutter mich in letzter Zeit wie einen Porzellanteller behandelt.
„Und das hier ist Harrys und mein Zimmer."Ashton öffnet die Tür und bedeutet mir mit einem Grinsen, einzutreten und schließt die Tür hinter uns.
„Lass mich raten? Die linke Seite gehört dir und die rechte deinem Bruder?"
Er lacht herzlich und sieht mich zwinkernd an. „Wie hast du das bloß erraten?"
„Oh ich weiß nicht. Könnte daran liegen, dass die Seite deines Bruders über und über mit Fußballpostern und Bildern überseht ist, während deine einfach nur weiß ist", erwidere ich grinsend.
„Wer weiß? Vielleicht bin ich insgeheim David Beckhams größter Bewunderer?"
Ich muss lachen.
„Wie geht es dir?" Er wirkt plötzlich wieder ernst.
Ich winde mich unruhig unter seinem Blick und schäme mich schon jetzt für die Wörter, die gleich aus meinem Mund kommen werden. „Meine Nase hat aufgehört zu bluten. Es lag garantiert nur am Schlittschuhlaufen. Wahrscheinlich sollte ich mich in nächster Zeit von Eisbahnen fernhalten. Sie scheinen etwas gegen mich zu haben. Sorry übrigens für dein T-Shirt. Es liegt noch im Auto. Tut mir Leid, dass ich es so vollgeblutet habe", murmele ich. Teilweise, um auf andere Gedanken zu kommen, teilweise, weil es mir wirklich leid tut.
„Kein Problem. Das kann man waschen. Ich bin nur froh, dass es dir wieder gut geht. Ich will schließlich nicht schuld an deinem Tod sein", scherzt er.
Ich zwinge mich zum Lachen, während ich stattdessen lieber angefangen hätte zu weinen.
Er mustert mich einen Moment prüfend und geht dann zu seinem Kleiderschrank herüber, aus dem er eines seiner T-Shirts herauszieht.
„Hier. Ich weiß, dass es dir garantiert viel zu groß sein wird. Aber es ist besser als ein Shirt mit seinem eigenen Blut", meint er und drückt es mir in die Hand.
„Danke", murmele ich erneut und sehe ihn abwartend an.
„Kannst du dich vielleicht, ähm, umdrehen?", stottere ich, als er keinerlei Anstalten dazu macht.
„Ach so. Ähm. Klar", meint er hastig und sekundenspäter steht er mit dem Rücken zu mir.
Ich ziehe mir mein T-Shirt aus, das einiges abbekommen hat, bevor ich Ashtons zum Blutstillen zur Verfügung hatte und dann das an, was Ashton mir gerade gegeben hat.
Es riecht angenehm nach Waschmittel und etwas anderem, was mich an den Jungen erinnert, der nur einen Meter von mir entfernt gegen die Zimmerwand starrt. Ich bin versucht, meine Nase in das Shirt zu pressen. Einfach, um Ashtons so unverwechselbaren Geruch in mir aufzusaugen. Aber ich lasse es sein.
„Du kannst dich wieder umdrehen."
Ashton folgt meiner Anweisung und mustert mich grinsend.
„Es steht dir."
„Hör auf, dich über mich lustig zu machen. Es ist viel zu groß", grummele ich und wackele mit den Armen, sodass das Shirt an mir flattert und zeigt, wie wenig es mir wirklich passt.
„Ich mache mich nicht über dich lustig. Es lässt dich irgendwie süß aussehen", lächelt er, was mein Gesicht zum Glühen bringt.
In diesem Moment realisiere, dass ich dabei bin, mich in Ashton zu verlieben. Und das macht mir furchtbare Angst. Denn wir werden niemals zusammen sein können. Mein Tod würde ihn mit in den Abgrund reißen. Das kann ich nicht zulassen. Wahrscheinlich sollte ich ihn für immer aus meinem Leben ausschließen, zu seiner eigenen Sicherheit. Ihn so sehr verletzen, dass er mich hasst.
Aber das kann ich nicht. Dazu bin ich zu selbstsüchtig. Dafür brauche ich ihn zu sehr.
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