»||Prolog||«


Wenn ich morgens zur Schule fahre, dann sitze ich allein.
Die meisten in meinem Alter fahren mit ihren Autos zur Schule oder wohnen nicht in der Nähe, sodass ich den Bus morgens für mich habe.
Es fährt niemand sonst mit dem öffentlichen Verkehrsmittel von meinem Wohnort in die Stadt.
Das liegt wohl daran, dass mein Wohnort aus ungefähr fünf Häusern besteht und man ihn daher gar nicht als Ort bezeichnen kann.

Wir wohnen gute fünf Kilometer von der Stadt entfernt, in der auch meine Schule liegt.
Ich weiß bis heute nicht, wie meine Eltern darauf gekommen sind so weit und so abgelegen ihr Haus zu bauen.
Aber ganz bereuen tue ich ihre Entscheidung auch nicht.

Von hauptsächlich Bäumen umgeben, auf einem Berg mit scharfen Kurven in die Stadt zu wohnen und liebenswürdige Rentner als Nachbarn zu haben, ist manchmal auch sehr idyllisch.

Hier oben hat man seine Ruhe und Landschaft so weit das Auge reicht.
Von meinem Fenster kann ich bis tief in den Wald sehen und manchmal zeigen sich mir Rehe und sogar Wildschweine aus ungewöhnlicher Nähe.
Es ist schön hier oben. Ich brauche nicht täglichen Stress, den ich mit der Stadt verbinde. Scheppernde Züge in der Nacht, Sirenengeheul und betrunkene Partygäste vor der Haustür. Das ist nichts für mich.
Ich liebe die Natur, meine Ruhe und selten auch die Einsamkeit.

Daher kommen mir die Busfahrten am Morgen und Nachmittag auch sehr gelegen, obwohl ich manchmal doch gerne jemanden neben mir hätte.
Dieses Gefühl von zu viel Einsamkeit und zu viel Stille frisst mich oftmals und scheucht mich in eine Ecke aus purer Dunkelheit.
Es ist das Gefühl, komplett verlassen zu werden und wenn ich so auf meinem Bett liege und an die Decke starre, langweile ich mich manchmal so sehr, dass ich glaube wirklich alleine auf der Welt zu sein.
Und das will ich nicht.

Ich möchte nicht alleine sein und in der Einsamkeit versauern, während neben mir das Leben vorbeifährt und alles Schöne mit sich zieht. Es gibt so viele Dinge, die ich erleben will und Erfahrungen, die ich machen muss, um mir selbst sagen zu können: »Du hast es geschafft. Du hast gelebt.«

Aber meine Träume scheinen mir manchmal zu weit entfernt, zu weit weg und unantastbar, dass ich sie wieder vergesse, ich mir selbst einrede, dass sie zu viel für mich sind und ich sie sowieso nie erlebe.
Vielleicht bin ich ein zu großer Träumer und sollte endlich anfangen auf die Tatsachen zu leben.
Gewisse Dinge auf meiner To- do Liste kann ich schließlich nicht steuern und manchen Menschen sind Dinge gegönnt und anderen eben nicht.
Ich sollte womöglich die rosane Brille abnehmen und aufhören mit offenen Augen zu fantasieren.
Vielleicht erfahre ich manches eben nie und sollte aufgeben, danach zu suchen.
Vielleicht bin ich aber auch einfach zu ungeduldig und übersehe dabei einen unglaublich wichtigen Punkt.

Nämlich, dass das Leben ziemlich spontan ist.

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