23«||Ein Tagebuch voller Liebe||
Ich wollte nie ein Held sein.
Superman und Thor habe ich immer in anderen Menschen gesehen. Helden sind Menschen, wie Mum und Dad, wie Stina und Julia und Ryan.
Menschen, die man bewundert.
Menschen, zu denen man aufsieht, weil sie etwas getan und damit im Vorteil anderer gehandelt haben.
Ich will kein Held sein.
Will nicht, dass die Zeitung über mich schreibt oder Reporter vor meinem Zimmer stehen und versuchen mich zu interviewen.
Die Leute sollen nicht über mich reden, Mitleid haben oder sich meine Genesung wünschen.
Sie sollen mir keine Blumen schenken und sie mit einem Lächeln an meinem Bett abstellen.
Sie kennen mich nicht einmal und trotzdem stehen beinahe hunderte Blumenvasen um mich herum, behangen mit Karten und purem Dank.
Ich verdiene diese Pracht nicht. Nicht eine Dorne am Stiele einer Rosa steht mir zu.
Denn ich bin immer noch ich. Lora, das stille Mauerblümchen, dass niemand interessant findet.
Für mich hat sich nichts geändert. Aber die Welt um mich, scheint sich geändert zu haben.
Ist das eine Nebenwirkung vom Achtzehnwerden ?
Plötzlich sprechen sie über mich.
Über das Mädchen, das in den brennenden Bus sprang um eine Person vor dem Sterben zu bewahren. Ist das nicht etwas komplett normales ? Hätte das nicht jeder getan ?
Über das Mädchen, was dabei beinahe ihr eigenes Leben ließ. Über das Mädchen, das dem Tod nur knapp entging und nun endlich wieder aufgewacht ist.
Die ganze Stadt scheint erleichtert darüber aber ich verstehe nicht wieso. Sie alle kennen mich nicht einmal.
Ich habe Juan und Mr. Gilson nur aus einem Grund gerettet und diesen Grund kennen nur ich und meine unreine Seele. Wir sind eins und wir haben es uns geschworen und einen Schwur bricht man nur mit dem Tod.
Ich wäre für die beiden gestorben.
Eigentlich habe ich nicht einmal daran gedacht im Danach aufzuwachen und mich womöglich erklären zu müssen.
Aber etwas oder jemand scheint mir getrieben zu haben hier aufzuwachen und es zu erklären und das habe ich getan.
Von vorne bis hinten habe ich meinen Eltern erklärt, was da in mir wohnt und welche Dämonen in mir rumoren und sich meinen Untergang wünschen.
Ich habe es Stina erklärt, warum unser Haus ein Haufen aus Scherben war, als sie mich besucht hatte und warum ich ständig so verschlossen war.
Nur einer Person musste ich es nicht erklären.
Einer Person musste ich nicht von mir erzählen und mich weinend wieder dem Geschehenen stellen.
Diese Person sollte ich bloß umarmen und ich habe nie etwas lieber getan.
Ryan war schon immer so einfach.
Sein Gemüt weiß genau was ein jeder Mensch braucht und was in uns Wesen vorgeht um uns harmonisch leiten zu können. Er ist wahrhaftig ein Licht in der Dunkelheit und ich habe mich nie besser in dieser Sonne gefühlt.
Seine Strahlen wärmen mich und füllen mich mit Licht, dass die Dunkelheit in mir vertreibt, bis ich wieder sehen kann.
Er verurteilt mich nicht, bringt mich bloß zum Lachen, und seine Zuneigung fordert nichts.
Wenn er mich etwas fragt, braucht er keine Antwort, wenn er mir etwas schenkt, braucht er keine Rückgabe und wenn er mir etwas überlässt, braucht er keine Gegenleistung.
Mit Ryan kann man wahrhaftig leben und seine so reine Seele bringt mein Herz um den halben Verstand. Es schmerzt, wenn er nicht da ist und es stirbt, wenn ich nicht atmen kann.
Mittlerweile bin ich mir sicher.
Ryan bedeutet mir mehr als jeder Fußgänger da draußen und mehr als eine Eisschokolade mit Vanille.
Für ihn würde ich diese Begierde sogar aufgeben nur um ihn für immer lieben zu können.
Wir haben nie über die Zeit geredet in der ich weg war.
Nachts höre ich seine Stimme in meinem Kopf, lächle mich in den Schlaf, weil mir diese Fantasien unglaublich gefallen, aber tagsüber sind von meinen Träumen keine Spur.
Ryan verhält sich merkwürdig. Manchmal ist er distanziert aber meist verhält er sich einfach wie ein guter Freund.
Es schneidet mir ins Herz, wenn er sich von mir entfernt und anscheinend nichts von dem weiß, was ich mir im Kopf eingebildet habe. Ich muss im Koma halluziniert haben.
Mein Kopf muss sich vertun, wenn er mir ins Ohr flüstert, Ryan würde mich lieben.
Ich dachte, Ryan hätte es gesagt.
Ich habe es gehört, als ich geschlafen habe. Aber es muss ein Traum gewesen sein, denn Ryan verhält sich nur wie ein Freund.
Wie jemand, der sich freundschaftlich kümmert und der sich nicht aufdrängt. Er ist nur mental da, aber nicht zu spüren und das tut weh.
Ich weiß, dass ich mehr will.
Ich weiß, dass ich ihn noch immer küssen will und umarmen will und lieben will.
Und nicht zu wissen ob er meine Gedanken wirklich einmal ausgesprochen hat, ist zum verrückt werden.
»Ich kann sie erleichtern, Mrs. Singh. Ihrer Tochter geht es gesundheitlich wieder sehr gut. Ihr Körper ist stabil und sollte ihre Atmung auch fernerhin so ruhig und leicht laufen, darf ich sie gerne heute entlassen. Ich bestehe allerdings auf Bettruhe und für den Anfang so wenig Stress und Körperliche Anstrengung wie möglich, ihr Körper muss sich langsam von den Strapazen erholen, ich denke...«
Die Stimme von Dr. Willis verschwimmt an meinen Ohren und ich lausche wieder meiner selbst.
Gestern war Ryan nicht hier und heute auch nicht.
Seit ich vor anderthalb Wochen aufgewacht bin, war er täglich hier und hat mir das quirlige Zimmer zu einem zuhause gemacht. Aber er war immer distanzierter als sonst und nun herrscht Funkstille.
Er meldet sich nicht und meine Mailbox war noch nie so leer, wie heute.
Ich spüre förmlich wie die Kälte sich von seiner fehlenden Nähe auf mir niederlässt und das Bedürfnis ihn zu sehen, wächst in meiner Brust, dass ich gewillt bin nach ihm zu schreien.
Die Distanz macht mich wahnsinnig und mir wird schlecht, wenn ich mir vorstelle, dass er vielleicht gerade wieder auf dem Schulhof steht und dieses Fremde Mädchen umarmt oder einer anderen die ruhige Fahrt mit dem Bus zeigt. Vielleicht ist er deswegen nicht hier.
Weil ich ihm zu langweilig bin und er mich nicht liebt, weil er ein anderes Mädchen kennengelernt hat und mich zu vergessen versucht.
Jeder dieser Gedanken bereitet mir Kopfschmerzen und lässt meine Augen verzogen brennen. Ich will gar nicht daran denken.
»Lora, kommst du, Schatz ?«
Mum sieht viel besser aus. Ihr Gesicht hat, seitdem ich mit einer Krankenschwester zusammen das Laufen und Atmen geübt habe und alles funktioniert hat, wieder eine gesunde Farbe angenommen und auch ihre Statur strahlt wieder einen Menschen, als eine Leiche aus.
Seit sie wieder lächelt, geht es uns allen besser und die Beschlüsse, die Dad und sie geschlossen haben, machen auch mich unglaublich froh. Ich werde nicht mehr allein sein, sie halten ihr Versprechen.
»Ja.«
Bedacht stehe ich vom Bett auf und laufe mit Mum im Arm aus dem Zimmer, in dem ich über einen Monat meines Lebens verbracht habe.
Freiheit umgibt mich, als sie die Tür des Eingangs aufstößt und mich als erste in die Welt lässt.
Wind wirbelt meine Haare auf und bläst unter meine Sweatshirtjacke, dass ich augenblicklich zu frieren beginne.
Noch nie hat sich der Winter so gut angefühlt. Frische, klar Luft wirbelt in meiner Lunge und durchströmt meinen Körper, das mir beinahe schwindelig wird.
»Komm.«
Sie drückt mich wieder an sich und haucht mir einen Kuss auf die Wange, als sie mein breites Strahlen sieht. Ich lebe und dieser Gedanke, macht mich unglaublich glücklich.
Im Auto ist es warm und ich belächle jede Einzelheit des Inventars, weil ich es vermisst habe. Kein Desinfektionsmittel liegt in der Luft, sondern der Zimt Geruch nach Mums Lieblingsshampoo. Und der Sitz ist nicht so unbequem wie die Matratze des Krankenbettes, sondern weich und komfortabel, dass ich mich verträumt zurücklehnen kann.
Es dauert einige Minuten, aber schließlich kommt auch Dad und setzt sich, nachdem er meine Krankenhaustasche im Kofferraum verstaut hat, auf den Fahrerplatz um nach Hause zu fahren. Endlich.
Auf dem Rückweg präge ich mir alles ein. Jede Laterne, die am Straßenrand steht und jeder Baum, der vom Regen draußen durchnässt wird. Ich lächle, als ich die Welt an mir vorbeischleichen sehe und zum ersten Mal seit langem, ist da keine Angst die mich der Dämmerung des Abends erschreckt. Ich bin beinahe vollkommen glücklich, wäre Ryan nur hier.
Es dauert nicht lange, bis wir ankommen, wo ich ankommen wollte, und ich bin die erste, die aussteigt und sich überglücklich einmal im Kreis dreht.
Ich atme und das Haus mit dem chaotischen Vorgarten hat sich kein bisschen geändert.
Der Briefkasten hängt noch immer schief und der Spiegel im Flur unseres Hauses, ist noch immer von meinem Lippenstift verschmiert.
Niemand hat meinen Alltag und niemand hat wegen meinen Ängsten irgendwas verändert und ich bin froh darüber.
Hier ist alles so wie es sein sollte.
»Soll ich dir deine Tasche nach oben tragen und sie für dich ausräumen ?«
Lächelnd taucht Dad neben mir auf und nimmt mein Kopfschütteln mit zuckenden Schulter hin.
»Nein, das mache ich selbst und danach gehe ich schlafen, gute Nacht.«
Dankbar, das er sie mir eingepackt hat, drücke ich Dad einen Kuss auf die Wange und nehme ihm die Tasche ab um, nachdem ich auch Mum eine gute Nacht wünsche, sie nach oben zu tragen.
Auch in meinem Zimmer hat sich nichts verändert und ich bin ehrlich erleichtert, das bloß die Spuren meiner sechs Tage keine Rückstände hinterlassen haben.
Mein Badezimmer ist von allen Gerüchen befreit und kein getrocknetes Blut erwartet mich, als ich meine Zähne putzen will.
Das Mädchen im Spiegel gefällt mir plötzlich wieder.
Denn das Mädchen im Spiegel hat sich getraut ihr Geheimnis preiszugeben und sich im Schutz nun zurücklehnen zu können.
Das Mädchen im Spiegel könnte trotzdem glücklicher sein.
Ryan hat sich den ganzen Tag über nicht gemeldet und auch vom gestrigen ist kein Pieps bei mir eingegangen. Er war nie ganz der selbe, als ich aufgewacht bin und ihn einfach nur angelächelt habe. Ich habe kein einziges Wort herausbekommen und jeder darauffolgenden Tag schien mir meine Fantasie beweisen zu wollen. Wir haben nämlich nie über die Liebe gesprochen und ob zwischen uns mehr als diese Freundschaft ist.
Er hat nie davon gesprochen und ich scheine mich meiner Sicherheit getäuscht zu haben. Enttäuschend.
Und dazu tut diese Tatsache auch noch so unglaublich weh.
Mit deprimierten Gedanken schlüpfe ich in einen meiner Pyjamas und kuschle mich ins Bett um dann voller Gedanken die Decke anzustarren.
Ich bin froh wieder zuhause zu sein und mein Körper fühlt sich mittlerweile auch wieder so an, wie vor dem Unfall.
Es war anstrengend sich nach dem zwanzig Tagen Auszeit wieder auf das Leben zu konzentrieren aber die Nachmittage der letzten Woche haben mir gezeigt, dass es mir Familie und Freunden durchaus möglich ist in einer Woche wieder gesund zu werden.
Stina war unglaublich froh, als ich aufgewacht bin und ich erinnere mich an ihr tränenüberströmtes Gesicht, das sie an meiner Halsgrube versteckt hatte. Sie war unglaublich aufgelöst, hat sich ständig entschuldigt und mir gesagt, dass sie mich unglaublich lieb habe. Und auch wenn ich nicht weiß, woher sie plötzlich das Bedrängnis verspürt hat, mir das ins Gesicht zu sagen, hat es doch gut getan.
Unsere Freundschaft ist etwas echtes, besonderes und tiefes und ich weiß, dass Stina und mich nie jemand trennen wird.
Als mir Mr. Gilson, Magarete, Julia und Juan zwei Tage nach meinem Erwachen besuchten, ging mir beim Anblick des kleinen Jungen das Herz auf.
Viel schüchterner als sonst hatte er mir seinen Lieblingsteddy geschenkt und mir einen Kuss auf die Wange gehaucht.
Die gesamte Familie hatte sich bei mir bedankt und vor allem mein Lieblingsbusfahrer, der mit einem Krückstock und einem Verband um den Kopf aus einem Zimmer über mir zu Besuch kam, hatte mir aus reinster Seele für meine Rettung gedankt.
Für mich zählte in dem Moment nicht gelobt zu werden oder der Teddy, das wichtigste war die Tatsache, dass sie beide lebendig vor mir standen und sich unterhalten konnten.
Wir haben den Unfall alle überlebt. Jeder von uns und das mit im Verhältnis sehr wenigen Folgen.
Ich werde meinen Ring- und Mittelfinger an der linken Hand nie wieder spüren können. Bei dem Feuer sind sie mir bei lebendigem Leibe einfach zu heiß verbrannt.
Es ist merkwürdig dieses Nichts in ihnen zu haben, nicht fühlen zu können ob man Dinge wirklich festhält oder nicht, aber ich werde damit und auch den kommenden Trainingseinheiten leben können.
Mr. Gilson wird auch fernerhin an seine Krücke gebunden sein, denn sein rechter Fuß hat bei Überschlägen des Busses einiges abbekommen. Auch er scheint mir dieser Folge noch ganz zufrieden zu sein und seine nun kommende Rente, wird ihm und seiner Frau endlich die lang ersehnte Reise finanzieren.
Er schien nicht unglücklich damit.
Juan ging von uns allen inbegriffen aus. Seine Folgen sind das Leben, denn er lebt und wird so weiter leben können wie bisher.
Das erleichtert und alle am meisten, denn er hat noch sehr viel zu erfahren auf dieser sich drehenden Schallplatte.
Seufzend atme ich aus. Dieser Dezember war wirklich verrückt und anstrengend und ich bin froh, dass nun ein neues Jahr gestartet ist. Und ich habe nur einen Vorsatz gehabt, als ich am Montag den Raketen aus meinem Krankenzimmer nachgesehen habe.
»Jeden Tag leben als sei es der letzte«
Ich erinnere mich nämlich, das ich am Tage des Unfalls ziemlich grob zu meinen Eltern war und ohne Abschied das Haus verlassen habe.
Womöglich wäre diese Funkstille der Abschied an meine Familie gewesen und so möchte ich nie wieder gehen.
Vielleicht hat man mir genau deswegen eine zweite Chance des Lebens gegeben.
Weil ich die Menschen um mich herum, nicht ohne ein vernünftiges »Tschüss« verlassen soll, weil ich sie mehr schätzen und lieben soll.
Das werde ich von nun an tun.
Gähnend lasse ich mich auf mein Kopfkissen sinken und rieche eine Weil daran, weil der Geruch nach zuhause mich einfach glücklich macht. Als ich dann um mich fasse fehlt an meiner Seite etwas.
Juans Teddy liegt nicht bei mir und ohne ihn kann ich nicht einschlafen.
Seufzend rapple ich mich erneut auf und ziehe die Tasche an das Bett um den Reißverschluss zu öffnen und den Teddy herauszuziehen. Er ist aber nicht das einzige was ich im Inneren der Tasche finde und mit einem fragenden Blick ziehe ich mit dem braunen Stoffwesen auch noch ein graues Lederbuch hervor.
Ich kenne dieses Buch.
Es lag beim ersten Treffen von Ryan und mir auf seinem Schreibtisch und hat sich in all den Monaten nur vom Cover her geändert.
Statt einem reinlich grauen Einband, klebt in der Mitte ein Bild von uns beiden, auf dem wir herzlich in die Kamera lachen und den Spaß unseres Lebens haben.
Ich erinnere mich an diesen Tag.
Für den Oktober war es furchtbar sonnig und wir beide waren gemeinsam am Strand spazieren, als wir von einer Möwe verfolgt wurden. Es war ein Wettlauf mit der Zeit aber unglaublich lustig und ich habe selten so intensiv gelacht.
Alles nur wegen Ryan.
Und genau wegen diesem Gedanken, tut mir der Anblick des Buches unglaublich weh.
Meine Brust zieht sich zusammen und mein Herz scheint vor Emotionen zu platzen.
In den Vordergrund stellen sich mir allerdings die Fragen, wie Ryans Tagebuch sich in meine Tasche geschlichen hat und wie es überhaupt in meine Nähe kommt.
Und während ich darüber nachdenke und es nicht verstehe, blättert mein Unterbewusstsein wie von selbst darin herum und beginnt zu lesen.
Und ich weiß, dass ich es nicht sollte, ich sollte es weglegen und Ryan das Tagebuch bei Gelegenheit wiedergeben aber schon nach den ersten Zeilen ist es mir egal.
»Lora,
weißt du eigentlich wie hübsch du im Schlaf bist. Deine Nase legt sich dann immer kraus und du seufzt alle paar Minuten auf, wenn jemand deine Hand hält.
Dein Lächeln dabei ist bezaubernd.
Ich vermisse dich sehr. Die Tage sind unglaublich langweilig ohne dich und wenn ich morgens Bus fahre, und niemand neben mir sitzt, bekomme auch ich es mit der Angst zu tun. Ich verstehe dich jetzt viel besser, ohne das du es mir erklären müsstest strahlt dein Körper gewisse Dinge aus und ich kann sehen, wie lebendig du unter diesem Schlaf bist.
Du lebst und bald wirst du mich wieder aus deinen bezaubernden Augen ansehen und lachen, wenn ich dich kitzle. Du wirst kichern, wenn ich Blödsinn rede und vielleicht, ganz eventuell, versuchst du noch ein zweites Mal mich zu küssen.
Ich werde dich nie wieder enttäuschen.«
»Lora,
wenn die Sonne dein Haar so anleuchtet, wie sie es heute tut, siehst du noch hübscher aus.
Deine Haare sind zu leichten Wellen gerollt und deine Sommersprossen haben einen dunkleren Teint angenommen.
Deine Nase liegt immer noch kraus und damit siehst du unglaublich aus.
Ich wünschte ich könnte dich wecken und es würde dir danach genauso gehen, wie Tage vor deinem Einschlafen. So, wie in der Nacht im Oktober, wie es dir ging, als du das erste mal in meinen Armen eingeschlafen bist.
Du wirst immer so ruhig, wenn ich dich halte und umarme. Ich weiß, dass das an der Körperwärme liegt.
Wenn du Angst hast, erfriert dein Innerstes und sehnt sich nach etwas, was ganz warm ist. Und ich weiß auch, dass du dafür manchmal extra meine Nähe gebraucht hast.
Mir tut es leid, dass ich in den schwierigsten Minuten nicht da war, dich umarmt habe, ich bereue das sehr, und deine Hand gehalten habe. Nichtmal deine Angst hat diese Tränen verdient, die geflossen sein müssen, als du dir das an deinen Armen angetan hast.
Ich frage mich, ob du das schon früher einmal gemacht hast.
Hast du dich schon einmal in deiner Vergangenheit geritzt ?
Ich wünschte du könntest mir das beantworten und du wünscht dir vermutlich gerade, dass ich gehe, weil du darüber nicht sprechen willst.
Glaub mir, mich wirst du nicht mehr so schnell los.
Sobald du wach bist und dich hoffentlich an diese Zeilen und Worte erinnerst, werde ich dich bis in den Tod begleiten. Nie wieder lasse ich dich los.«
»Wenn ich sie so ansehe, sieht sie nicht wie die Lora aus, die sie einmal war. Sie sieht viel zu friedlich und niedlich und brav aus.
Ihre Haare sind zu glatt und ihr Gesicht zu mäßig, zu weiß.
Auch wenn sie nicht geschminkt ist, sieht sie ihrem Naturell nicht mehr ähnlich und je länger ich hier sitze, desto mehr bilde ich mir ein, sie sei eine andere.
Aber sie ist nicht anders. Sie ist immer noch das Mädchen mit den fransigen Haaren, dem Milchbart und unlackierten Fingern. Lora mit einer Falte auf der Stirn, wenn sie nachdenkt, und sprenkelnden Sommersprossen unter den Augen.
Sie ist sich selbst in keiner Sekunde aus dem Körper gewichen und ich weiß, wen ich ansehe, wenn ich das Zimmer betrete.
Lora - das Kakaotrinkende Monster.
Lora - meine Freundin.«
Zum Ende des dritten Eintrags beginne ich zu lächeln.
Ich bin tatsächlich ein Kakaotrinkendes Monster und so hat mich Ryan nicht das erste mal genannt. Dafür ist er ein Müslischlürfender Vielfrass und so nenne ich ihn auch nicht das erste mal.
Im Spitznamen geben hat er es und im Moment ist mir diese Tatsache in keinster Weise nervig.
Denn Ryan liebt mich und er will, dass ich es noch ein zweites Mal versuche.
All die Worte, die ich mit seiner Stimme gehört habe, waren keine Lügen oder Hirngespinste des Komas. Sie waren echt und kein Traum.
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