13«||Lodernde Eifersucht bei einem miesen Plan||
»Wofür macht ihr euch denn so hübsch ?«
Neugierig steht Christa, Stinas Mutter, im Türrahmen und beobachtet ihre Tochter und mich, wie wir uns Ohrringe in die Löcher ringen und gegenseitig die Haare hochstecken.
»Mum, erstens das ist Privat, und zweitens hat uns Loras Freund in eine Bar eingeladen, zu der wir gleich fahren.«
»Du hast einen Freund, Lori ?«
Ich rolle mit den Augen, in solchen Themen sind sich unsere Mütter wohl einig.
»Nein, nicht so ein Freund.«, korrigiere ich Stina und werde von beiden wissentlich angegrinst, als sie ihre Blicke tauschen.
»Noch nicht.«, beharrt Stina weiter und fügt hinzu: »Ich habe ihn heute kennengelernt und er hat meine Prüfung ohne eine Frage bestanden ! Er ist perfekt für Lora, Mum.«
Jetzt boxe ich Stina in die Seite und erst als sie sich schmerzlich über ihr enges Kleid streicht, bin ich zufrieden.
»Okay, klärt das mal lieber unter euch, vergesst später die Zeit nicht, Kinder !«
Mit einem letzten mahnenden Blick verlässt sie uns und schließt die Tür hinter sich.
»So, fertig, du sieht super aus.«
Stinas Finger verschwinden von meiner brennenden Kopfhaut und mit einem unangenehmen Zirpen, öffne ich meine Augen und sehe zu dem Mädchen im Spiegel.
Ihre Hochsteckfrisur lässt ihre sonst so fransig welligen Haare für den Abend akzeptabel aussehen und die glitzrig silbernen Ohrringe, kommen fabelhaft hinter einzelnen Strähnen zur Geltung.
»Steh auf !«, fordert Stina aufgeregt und reicht mir helfend eine Hand, um mich zu ihrem bodentiefen Spiegel zu führen.
Der schwarze Rock des Kleides, fällt weit bis zu meinen Knien und die schwarzen Poems sind für meine Schmerzensgrenze perfekt hoch. Mein Oberkörper wird von einem glitzernden Silber bedeckt und von dem schwarzen Stoff, ist wegen Millionen Glitzersteinen, nichts mehr zu sehen. Das Kleid strahlt, es ist elegant und auffällig aber bedeckt meine Oberweite optimal, dass ich mir keine Sorgen machen muss.
Zufrieden, gebe ich Stinas Lächeln bei.
Sie hat sich in ein dunkelblaues, hautenges Kleid gewagt und dazu passende High Heels.
Unsere silberne Freundschaftskette betont ihren Hals und ihre lockigen Haare, sind zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden.
Sie sieht fabelhaft aus, betont ihre Kurven und trotzdem würde ich mich in ihrer Haut nicht wohl fühlen, ich könnte es nicht.
»Wir sehen beide toll aus.«, hauche ich ins Spiegelglas und versuche die Haarnadeln in meinem Zopf zu lockern. Sie schneiden sich in meine Haut, tuen mir weh, aber für diese Frisur muss ich das wohl den Abend lang aushalten.
»Dann lass uns los !«, quiekt Stina freudig, die Bill vor knapp einer Stunde ebenfalls eingeladen hat und sich nun auf sein Kommen freut.
Nach dem Fußballspiel standen wir noch einige Zeit mit Ryan an seinem Auto, ehe er von seinen Teamkollegen zurückgepfiffen wurde.
Das Team hatte sich dann entschieden heute Abend in der Bar weiterzufeiern, in der Ryan arbeitet, und wir wurden kurzerhand dazu geladen. Finns Aufforderung mitzukommen, konnte ich dem Witzbold wohl kaum ausschlagen und als Ryan mich dann auch noch bat, seine Begleitung zu werden, war ich komplett verloren.
»Weißt du wo genau diese Bar ist ?«, fragt Stina mich als wir in ihr Auto steigen und uns anschnallen.
Wir haben ein wenig länger gebraucht als vereinbart und werden bestimmt die letzten sein, die dazu stoßen.
»Ja, Ryan mir vor ein paar Wochen schon den Weg dort hin gezeigt, es ist wirklich nett dort.«
Ich deute in die zu fahrende Richtung und steuere Stina geschickt durch die Straßen der Stadt. Lorenzoos Bar liegt ein wenig außerhalb des Stadtrummels und das kleine Fachwerkhaus könnte von Nichtwissenden ziemlich leicht übersehen werden. Es ist eine kleine Bar, aber das Tanzparkett und die süßen Sitzbänke, die einen ziemlich englischen Flair verströmen, machen es wirklich angenehm dort auf seinen Abend anzustoßen.
Ich weiß Ryan arbeitet gerne dort.
Seine Kollegen sind für ihn wie eine zweite Familie und Lorenzo selbst, sein Chef, ersetzt für ihn ein stückweit den Vater, der ihn und seine Mutter mit sechs Jahren verlassen hat.
Das Leben miteinander ist nicht zerstört, Ryan und sein Erzeuger pflegen einen ziemlich engen Kontakt, aber was einmal war, als sie noch zusammen waren, wärt nie mehr.
»Lora ?«
Leuchtende Buchstaben flackern vor meinen Augen und im tröpfelnden Regen, ist mir gar nicht aufgefallen, dass wir bereits angekommen sind.
Benommen steige ich weniger elegant aus dem Auto und drohe ungeschickt umzukippen, würde ich mich nicht rechtzeitig an der Autotür festhalten. Grazie ist wirklich nicht meine Stärke.
»Komm her, du Tollpatsch, wenn wir uns an der Hand halten, färbt meine Sexyness vielleicht auf dich ab.«
Eingebildet grinsend umrundet Stina klackend ihr Auto und nimmt mich bei der Hand, nur um ihren nächsten Schritt direkt in einer Pfütze zu versenken.
»Das kann nicht wahr sein.«,murmelt sie die Stimmung sofort fallenlassend und langsam nimmt sie ihren nun tröpfelnden Schuh aus dem Wasser.
Nun bin ich es die zu lachen beginnt und irgendwann stimmt sie ironisch mit ein und ärgert sich über das Karma.
»Na gut, schneid Dir davon doch lieber keine Scheibe ab.«, schlägt sie vor und läuft neben mir her zum Eingang.
»Hatte ich nicht vor.«, gebe ich lachend zu und strecke ihr, gleichzeitig wie auch sie, meine Zunge entgegen, ehe wir hintereinander den kleinen Laden betreten.
Das Licht ist gedämmt als wir hineinkommen und an jedem Tisch sitzen Leute und trinken lachend ihr Bier.
Von der Tanzfläche, im hinteren Teil der Bar, säuselt sanfte Musik durch den Laden und für einen normalen Wochentag ist sehr gut besucht. Überall schwirren Gespräche und ich könnte zu lächeln beginnen, weil die Welt so normal in den vier Wänden scheint.
All die Scherben des Lebens, verlieren für den Moment an Schärfe und mich beschwingt ein fröhlich positives Gefühl, als ich Stina durch die Sitzreihen folge.
An einem langen Tisch mit zahlreichen Plätzen, hat sich eine Gruppe Jungen breit gemacht und bei näherem hinsehen, entdecke ich Noah, Finn und Jim, sowie Freunde aus Ryans Fußballmannschaft und sogar Jungen aus meiner Stufe unter denen sich auch Bill findet.
Die Jungs entdecken uns erst als wir uns zu ihnen an den Tisch stellen und ohne Worte nicken mir Ryans Engsten an, lächeln freundlich und machen mir Platz auf ihrer Sitzbank.
Gut gelaunt lasse ich mich neben Finn fallen, der mich amüsiert betrachtet und sich dann den mir Fremden Jungen zuwendet.
Stina macht es sich ohne Probleme neben mir bequem und verliert ihre Augen sofort in Bills, der sie über den Tisch hinweg schluckend betrachtet. Endlich...
»Finn, wer ist denn die Kleine ?«, fragt ein Kamerad der Fußballmannschaft und zu meiner Verwunderung sieht er mich an.
»So klein ist sie nicht, für dich immer noch 'ne Nummer zu groß.«, mischt sich Noah ein und Gelächter bricht am Tisch aus, während der fragende Typ empört seinen Blick schweifen lässt.
»Ich bin Lora.«, stelle ich mich schmunzelnd vor und reiche ihm meine Hand. So unsympathisch sieht mir der Junge nämlich aus und ich möchte mich heute mit niemandem streiten.
»Sie gehört zu Ryan, deswegen hüte dich, Steff.«
Jim hebt drohend einen Finger und mit erhobenen Händen bricht Steff unseren Körperkontakt.
Sie Grinsen amüsiert und nachdem sich auch die anderen Jungen, unter diversen Witzen, bei mir vorstellen, verflechtet sich der Abend in eine wunderbare Richtung.
Die Jungs sind ausgelassen, feiern ihren Sieg, unterhalten sich und weihen mich und Stina in ihre Insider ein, dass es immer etwas zu lachen gibt.
Trotzdem fehlt mir ein Stück meines Glücks und die wahre Person, mit der ich heute meinen Abend klingen lassen wollte, steht nur Meter entfernt hinter der Theke und mixt Cocktails für eine junge Frau, die sich zu ihm an die Bar gesetzt hat.
Das Gefühl, dass ich auch während des Fußballspiels hatte, breitet sich wieder aus und der Tintenfleck wird so groß, dass ich drohe mit dem Killer nicht mehr hinterher zu kommen.
»Mach Dir da mal keine Gedanken, Lori, er starrt dich schon den ganzen Abend über an, sie ist nichts für ihn.«
Finn flüstert mir ins Ohr und folgt meinem Blick zu dem hübschen Lockenkopf, dessen Haar so goldig im Schatten des Lichts leuchtet, der in mir für Eifersucht sorgt.
Ich bin eine schreckliche Freundin, dabei sind wir nicht einmal zusammen.
»Sie ist hübsch.«, flüstere ich gebrochen zurück und wünschte sein breites Lächeln würde mir gelten. Ich liebe es.
»Sie gefällt ihm trotzdem nicht.«, beharrt Finn und ich möchte ihm so gerne glauben, mir da auch so sicher sein, wie er es scheint.
»Was macht euch darin immer so sicher ?«, frage ich kläglich und stütze mein Gesicht auf meine Hand, während wir ihn beide weiter anstarren.
»Seine Mimik ist gestellt, er ist bloß freundlich, weil es sein Job ist. Aber falls du mir nicht glaubst, Loriot, dann beweise es dir doch selbst.«, schlägt Finn lächelnd vor und erhält meinen fragenden Kopf.
Wie soll ich es mir beweisen ?
»Ryans Schicht ist in zehn Minuten vorbei, dann würde er hierherkommen. Wie wäre es aber, wenn du den Spieß umdrehst und dem Typen dort an der Bar einen Drink bestellen gehst ? Mal sehen, wer dann eifersüchtig Ausschau hält.«
Er wendet sich ab und klinkt sich mit einem letzten Zwinkern wieder bei den Gesprächen der Jungs ein.
Es zwickt mir ins Gewissen tatsächlich ein bisschen mit einem seriösen Auftritt den Barkeeper zu bequatschen und noch einen Moment wartend, siegt schließlich der geringe Champangeranteil in meinem Körper.
Mich zusammenreißen laufe ich durch das besuchte Lokal und steuere auf den jungen Mann zu, der alleine auf einem Hocker an der Bar sitzt und auf sein Handy starrt.
Als hätte ich es nicht beabsichtigt laufe ich neben ihm her und lasse reichlich ungeschickt meine Handtasche vor seinen Füßen fallen, dass er, ob er wollte oder nicht, auf mich aufmerksam wird.
»O weia.«, murmle ich schauspielend und bücke mich um meinen Tascheninhalt wieder aufzuheben.
»Warte, ich helfe dir.«
Finger handeln vor meinem Gesicht und auch der Labello findet seinen Weg von seinen Fingern zurück in meine Tasche.
Breit lächelnd sehe ich auf und bedanke mich für die Hilfe und indirekt auch für das unbewusste Mitspielen in meinem Plan.
»Dankeschön.«, murmle ich leise und erhalte ein munteres Lächeln von dem schlaksigen Jungen, der seine Brille wieder vor seine Augen schiebt und mich ansieht, zurück.
»Kein Problem, ich bin Torben.«, stellt er sich vor und auf seine angenehme Stimme hin, sage ich ihm auch meinen Namen.
»Ich bin Lora und wie du siehst, ein kleines bisschen ungeschickt.«
Umständlich gestikuliere ich, doch es scheint zu funktionieren und er scheint nicht gerade abgeneigt, dass ich mich dazu entschließe mich neben ihn, direkt an die Bar vor Ryan, zu setzen.
Aus den Augenwinkeln sehe ich seine braunen Locken, die in meine Richtung zeigen, doch mein schönstes Lächeln gilt pokernd Torben.
Triumphierend bleibe ich in meiner Rolle und stütze meinen Kopf auf die Hand, während ich mich und Torben in ein Gespräch verwickle.
»Kommst du von hier ? Ich habe dich noch nie vorher gesehen.«, stelle ich fest und lüge damit nicht einmal.
»Kein Wunder, ich komme nicht von hier, aber meine Oma wohnt in der Innenstadt.«, erklärt er und ich nicke interessiert.
»Achso, dann macht das Sinn. Auf meiner Schule habe ich dich nämlich auch noch nicht gesehen und wir scheinen doch gleich alt.«
Er nickt zustimmend und wieder beginne ich zu lächeln, um es ein wenig spannender zu machen. Ich wünschte ich könnte Ryan direkt ansehen und ihn bei seinen Selbstreimen beobachten.
Dass er uns nämlich ansieht, fällt mir brennend heiß auf.
Kein anderer Blick, frisst sich so tief unter meine Haut und erfüllt mich dort, wie der Ryans.
»Ich bin achtzehn und du ?«
»Siebzehn, aber auf dem besten Wege dorthin.«, erzähle ich und himmle den falschen Jungen vielleicht ein wenig zu sehr an.
Ryan allerdings scheint es mir trotzdem abzukaufen und auch Torben fällt nichts auffällig ins Auge.
»Der ist gut. Möchtest du etwas trinken, Lora ?«
Torben deutet auf die Getränkekarte vor uns und nickend nehme ich sie zur Hand, mich innerlich freuend, dass dieses Gespräch genau dorthin führt, wo ich es gehofft hatte.
»Gerne, aber ich bezahle selbst.«, bestimme ich und hebe verspielt einen Finger, um meine Worte zu verdeutlichen.
Hell lachend dreht sich Torben auf seinem Hocker in Ryans Richtung, behält seinen Blick allerdings bei mir und nickt.
»Dann machen wir es so.«, stimmt er schulterzuckend zu und will sich gerade melden, als seine ausgestreckte Hand, gegen eine Brust prallt.
Ich habe Ryan gar nicht kommen sehen, doch er steht uns so nahe, dass mein Herz einen auffälligen Hüpfer in seine Richtung wagt.
Seine Nähe erweckt Impulse und ich muss mich am Riemen reißen, um ihn nicht auffällig zu mustern während Torben zu reden beginnt.
»Hey, Mann, kannst du uns beiden einen Cocktail mischen ?«, fragt der Brillenträger ihn vertraut und grinst in meine Richtung, dass ich es nun doch wage den Lockenkopf anzusehen, als er leise zu Knurren beginnt.
Ryans Gesicht ist Zornes verzogen und eine kleine Ader pocht unter seinem Auge, dass ich mich kaum zu kichern traue. Womöglich war dieser Plan, doch keine so weise Entscheidung. Aber weise sind viele meiner Handlungen nicht und im Nachhinein ist jeder schlauer, auch von Fehlern.
»Nein, entschuldige, ich habe jetzt frei und bevorzuge es, meiner Freundin selbst ein Glas zu spendieren.«
Ryans Blick bohrt sich kühl in die Augen Torbens und der schüttelt nach wenigen Sekunden abwehrend die Hände, als er versteht.
»Nein, keine Sorge, Mann, ich will nichts von ihr.«, erklärt er sich und ich fühle mich sofort schuldig in meiner Haut.
»Gut, denn das hätte ich zu verhindern versucht.«, knirscht Ryan und entspannt seine Züge langsam. Sein angespannter Körper fällt mir erst jetzt auf und die geballte Faust auf dem Tresen, mummt mir abermals ins Gewissen. Wieso muss man am Ende immer alles bereuen ?
»Tut mir leid, Torben, ich wollte dich nicht in solch eine missliche Lage bringen.«, entschuldige ich mich, obwohl er und auch Ryan noch immer nicht wissen, worum es wirklich geht.
»Hey, kein Ding, mir geht's gut und es mir ebenfalls leid.« Er sieht einmal zu Ryan und dann wieder zu mir.
»Ich wollte nicht zwischen euch beide funken.«
Er beginnt munter zu Grinsen, schnappt sich dann seine Jacke und verlässt die Bar ohne einen weiteren Blick. Ich fühle mich schlecht aber lange Zeit zum bereuen bleibt mir nicht.
»Gut das er weg ist, sonst hätte ich ihn auseinander gemixt.«, murmelt Ryan mehr zu sich selbst und läuft dann um die Theke herum, um neben mir Platz zu nehmen.
»Ryan, er war wirklich sehr nett.«, brumme ich ihn an, weil Torben solch abfälligen Worte nicht verdient hat. Dass Ryan allerdings nicht einverstanden mit mir und ihm war, hat man ziemlich deutlich gesehen. Er war eifersüchtig, so wie Finn es gesagt hat.
Die Blondine, die er eben noch freundlich bedient hat, sitzt allein auf ihrem Hocker und er würdigt sie keines Blickes mehr, als er mich an der Hand nimmt und durch das Lokal führt.
»Natürlich war er nett, aber ich bin netter.«, pflegt er zu sagen und ich ringe mit einem sanften Lächeln.
»Was macht dich darin so sicher ?«, frage ich und ärgere ihn doch noch ein wenig mit dem Fremden Jungen.
»Willst du mir etwa sagen, dass du ihn mir vorziehst ?«, fragt Ryan dagegen und sein Blick flieht zu mir nach unten.
»Süß war er ja schon.«, provoziere ich es und lasse mir meine Hand für diesen Blick gerne zerquetschen. Nervös, ärgerlich und verletzt sieht Ryan zu unserem leeren Sitzplatz und dann zur Tanzfläche, wo sich unsere Freunde über das Parkett führen.
Stina tanzt eng umschlungen mit Bill und die beiden haben nur Augen für einander.
Die restlichen Jungs tanzen für sich allein oder haben es geschafft ein Mädchen zum Tanz aufzufordern.
Lachend drehen sie sich im Kreis und ich ziehe uns beide zu ihnen um auch zu tanzen.
Meiner Worte wegen sträubt sich der große Junge an meiner Hand gegen einen Tanz, aber als ich ihn mit einer Klammerumarmung befalle, meine Hände um seinen Oberkörper und meinen Kinn gegen seine Brust lege um zu ihm aufzusehen, scheint er aus dem Konzept gebracht.
»Bist du etwa eifersüchtig ?«, lege ich die Steilvorlage und höre sein seufzen auch über die Musik hinweg.
»Was denkst du denn was ich bin, wenn du einen anderen Typen so hübsch anlächelst ? Natürlich geht das nicht einfach so an mir vorbei.«
Er klingt als müsste ich wissen, dass ihm das nicht gleich ist, aber das wusste ich nicht. Er zeigt mir nur endlich, dass wir beide die Nähe des anderen Geschlechts nicht aushalten.
»Ich denke, dass du dich genauso aufführst, wie ich es tue wenn du eine andere umarmst.«, stelle ich das offensichtlichste klar und verdeutliche ihm indirekt, wie mies ich das finde. Er scheint zu verstehen.
»Dann sollten wir uns von falschen Umarmungen trennen.«, bestimmt Ryan und legt seine Hände um meine Taille und meine um seinen Hals.
»Ist das die richtige Umarmung ?«, frage ich grinsend, als wir beginnen uns mit der Musik zu bewegen.
»Das ist die einzig richtige.«, murmelt er an mein Ohr und grinst wissentlich über meine Gänsehaut.
»Finde ich auch.«, murmle ich und senke meinen Blick, weil mir solche Feststellungen noch immer nicht leicht über die Lippen gehen.
»Du siehst heute übrigens wunderschön in dem Kleid aus. So hübsch wie immer.«, komplimentiert er mein Aussehen und lässt seine Hände ein wenig höher wandern. Dass ich wegen dieser Worte erröte bemerkt er nicht und so hebe ich meinen Kopf wieder um ihn fragend anzusehen. Wieso ist er so gut zu mir ?
Wieso ist das Leben gerade so unfassbar schön ?
»Allerdings-«
Sanft streicht er mir eine Strähne hinters Ohr und sieht belustigt zu, wie nervös und schaurig mich diese Berührungen machen.
»gefällst du mir ohne Schmerzen, noch mehr.« Beendet er seinen Satz und zieht damit die feste Nadel aus meinen Haaren, sodass das Zirpen endlich nachlässt und meine Strähnen locker über meine Schulter fallen.
Mit großen Augen sehe ich zu ihm auf. Unser Tanzen ist nur noch ein Wiegen im Wind und mit nur einem Blick schalte ich die Umgebung aus. Er und ich und dieses Nichts von galanter Schönheit, dass uns beiden Zeit gibt. Ich vergesse die Welt, vergesse wo ich stehe, wo ich bin und was ich gemacht habe um hier her zu kommen.
All dieses Wissen gibt es nicht mehr, es ist nicht wissenswert, solange Ryan da ist und mich hält.
»Du bist wunderschön, Lora.«, haucht er leise und ich genieße die Ernsthaftigkeit dieser Worte.
Seine Gesicht schwebt vor meinem, wir ringen beide mit der Luft, die man uns in solcher Nähe raubt, und kurz vorm Ersticken erwische ich mich dabei, wie ich auf seine Lippen starre.
Es ist absurd, dass ich ihn küssen will, dass ich mir einbilde er würde mir die letzte Luft zum Atmen geben und mich bewahren.
Aber das Leben ist absurd.
Menschen sind absurd und Menschen haben absurde Einbildungen, die sie absurde Dinge glauben lässt.
Und es ist egal wie oft ich mir selbst einrede es würde nicht stimmen.
Ich habe es meiner Mutter erzählt, als sie meinen Luftkuss vor vier Wochen mitbekam und ich habe es meinem Vater erzählt, als er mich beim Starren auf ein gemeinsames Bild von Ryan und mir erwischt hat. Ich habe es Stina erzählt, als sie mich in meinen verträumten Mathestunden beim Schreiben seines Namens erwischte und allen anderen, die mitbekamen wir mir das Herz aus der Brust sprang, sobald ich seinen Namen hörte.
Mrs. Olip, die mich seit es Ryan gibt jeden Samstag im Romme abzieht und an meinen Blicken genau ablesen konnte, dass ihre Worte von vor vier Wochen ihre Lösung gefunden haben, Mr. Gilson habe ich es weis gemacht, der mich auf einer Busfahrt, ohne Ryan, auf diesen Jungen ansprach, der mich angeblich so glücklich machen soll und zuletzt, zuletzt habe ich es mir selbst erzählt.
Jeden Abend beim Zähneputzen, vor jedem Treffen mit ihm, jeden Morgen beim Kakaotrinken und jede freie Minute, die ich an ihn denken musste.
Ich habe es jedem erzählt, erzählt das ich nicht verliebt bin und Ryan mich nur dermaßen glücklich macht.
Aber wie konnte ich lügen,
wo ich doch weiß, dass jeder mich dann durchschaut ?
Wie konnte ich mir selbst predigen, nicht verliebt zu sein ?
Wo ich doch weiß, dass mich nichts auf der Welt so gut fühlen lässt, als die Nähe und der Kontakt
zu diesem Jungen.
Wo ich doch weiß, dass mein Herz nur bei ihm so schnell schlägt und ich nur mit ihm so viel zu lachen habe.
Wo ich doch weiß, dass ich Ryan schon seit Wochen unbedingt küssen möchte.
Ich bin schon seit unserem ersten Treffen verliebt. Verliebt in seine Augen und seinen Körper und seine Locken. Verliebt in sein Lächeln und seine Mimik und vor allem in seine Stimme.
Ich bin verliebt in Ryan.
In den Jungen, mit dem ich gerade tanze und in den Jungen, dem ich von meiner tiefsten Angst erzählt habe. In den Jungen, der mich verrückt macht und dessen Stimmungen mich in Wellen nach oben und unten spülen. In den Jungen, der mir mein Herz gestohlen hat und es mir nie wieder zurückgeben wird.
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