Prolog
Hermines POV
In Gedanken versunken saß ich am offenen Fenster und lauschte dem sanften Wind, der sich durch die Blätter eines Baumes kämpfte. Die kühle Herbstbrise, die von einem leisen Vogelgezwitscher begleitet wurde, schlängelte sich durch meine lockigen Haare und bescherte mir eine wohlige Gänsehaut am ganzen Körper. Ich genoss diese friedliche Ruhe, die mir beinahe schon unheimlich vorkam, wenn man bedachte, dass die letzten Monate alles andere als ruhig und friedlich gewesen waren.
Die Schlacht von Hogwarts war nun seit fast vier Monaten vorbei und im Laufe dieser Zeit war wieder ein Hauch von Normalität in mein Leben zurückgekehrt.
Nach dem Krieg hatte ich mich zusammen mit Harry, wie jeden Sommer, bei den Weasleys einquartiert. Zum einen, weil meine Eltern keinerlei Erinnerungen mehr an mich und meine Existenz hatten, und zum anderen brauchte ich einfach die Gesellschaft meiner Freunde, um alles, was passiert war, verarbeiten zu können.
Was aus Ron und mir geworden war?
Nun ja... Nach dem Kuss in der Kammer des Schreckens waren wir offiziell ein Paar. Wir hatten nach all den Jahren tatsächlich und endlich zueinander gefunden und jeden einzelnen Tag gemeinsam verbracht. Seine Liebe und Nähe hatten mich all den Schmerz und all die schlechten Erinnerungen beinahe vergessen lassen und er war der erste Junge, in den ich mich wirklich verliebt hatte.
Mit der Zeit hatte er sich jedoch immer mehr von mir abgewandt und sich zurückgezogen, doch ich hatte mir nicht erklären können, warum. Ein paar Wochen hatte sich das so gezogen, bis er eines Tages, ohne jegliche Erklärung, mit mir Schluss gemacht hatte.
Für mich war in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen und auch alle anderen waren mehr als schockiert gewesen, doch ich hatte meine innere Verzweiflung gut überspielen können, was ich ihm, seiner Familie und vor allem unserer Freundschaft zuliebe wohl schuldig war, die wir daraufhin versucht hatten aufrechtzuerhalten, doch es war einfach nicht mehr dasselbe.
Harry und Ginny hingegen hatten während der Zeit im Fuchsbau Tag und Nacht miteinander verbracht und waren nach wie vor ein glückliches Paar, worauf ich wirklich neidisch war, doch, auch wenn ich die Zeit mit Ron unglaublich vermisste, wusste ich, dass ich nun damit abschließen und nach vorne blicken musste.
Heute würde mein letzter Tag bei den Weasleys sein, denn wie wir vor einigen Wochen erfahren hatten, war Hogwarts wieder vollständig aufgebaut und wir waren alle eingeladen worden, das versäumte, letzte Jahr nachzuholen. Jeder hatte für sich selbst entscheiden dürfen, ob er wieder zurückkehren wollte, oder den Ort, an dem wir so viel Grausames erlebt hatten, hinter sich lassen wollte.
Für mich war sofort klar gewesen, dass ich auf jeden Fall meinen Schulabschluss nachholen wollte und auch Harry und Ginny hatten nicht lange gezögert.
Ron hingegen hatte beschlossen, vorerst im Scherzartikelladen von George auszuhelfen, ehe er ein Jahr später die Ausbildung im Ministerium antreten würde, die ihm und Harry nach dem Krieg angeboten worden war. Zwar war ich einerseits traurig darüber, dass er in unserem letzten Jahr in Hogwarts nicht dabei sein würde, doch andererseits würde ich so vermutlich besser über ihn hinwegkommen können.
An diesem Tag ging ich früh schlafen, um für den morgigen ausgeschlafen zu sein, denn die Fahrt nach Hogwarts war oft anstrengender als gedacht und ich konnte es einfach nicht mehr erwarten, endlich zurückzukehren, um viel Neues zu lernen und die Zeit mit meinen Freunden zu genießen.
Anders als in den vergangenen Nächten schlief ich seelenruhig und ohne jegliche Erinnerung an den Krieg, sodass ich am nächsten Tag gut gelaunt aufstand und der Vorfreude geschuldet immer hibbeliger wurde.
Im Fuchsbau herrschte an diesem Morgen zum ersten Mal seit langem eine ausgelassene Stimmung und ehe ich mich versah, hatten wir auch schon gefrühstückt, uns zurechtgemacht und unser Gepäck im Auto von Mr. Weasley verstaut.
Nachdem wir uns schweren Herzens von Ron, George und Molly verabschiedet hatten, fuhren wir zum Bahnhof King's Cross, wo wir uns durch die unzähligen Schüler kämpfen mussten, die am Gleis 9 ¾ umherschwirrten, und schließlich in den scharlachroten Hogwarts Express einstiegen.
Wir hatten es uns in einem der vielen Abteile bequem gemacht und während Harry und Ginny sich durchgehend unterhielten und nur Augen füreinander hatten, starrte ich aus dem Fenster, gegen das ich meinen Kopf gelehnt hatte, und beobachtete die herbstliche, wunderschöne Landschaft, die an uns vorbeizog. Jeder Meter, mit dem wir Hogwarts näher kamen, steigerte meine Vorfreude auf ein hoffentlich lehrreiches, erfolgreiches und vor allem ruhiges, letztes Schuljahr.
Neugierig auf das, was uns alles erwarten würde, blickte ich auf das immer größer werdende Schloss, meine Schule, mein Zuhause.
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