83. | Willkommen zurück (2/2)

Hermines POV


Ich hatte mit allem gerechnet. Mit bösen Blicken, dummen Kommentaren, Sticheleien, Ignoranz, dass man uns bei jeder Gelegenheit anrempeln oder das Gefühl geben würde, sehr unerwünscht zu sein, doch das... damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. 

Es war unbeschreiblich.

Die ganze Halle, jeder einzelne Schüler, jeder einzelne Lehrer, sogar der verbitterte Filch erhoben sich bei unserem Eintreten von ihren Plätzen, klatschten lautstark in die Hände, synchron, als hätten sie sich abgesprochen, als hätten sie diesen Moment genauestens durchgeplant und einstudiert.

Die Zeit schien langsamer zu laufen, ich meinte, dass sich alles in Zeitlupentempo abspielte. Jeder starrte uns an, jeder klatschte, vereinzelt hörte man sogar Jubelschreie. Meine Gänsehaut bekam eine Gänsehaut, so ergreifend war dieser Augenblick.

Ich ließ Draco den Vortritt, ging einen Schritt zurück und stieg in den Applaus mit ein, während sich meine Augen mit heißen Tränen der Rührung füllten. Wie gesagt - ich hatte mit allem gerechnet, aber definitiv nicht damit. Und aus diesem Grund gönnte ich ihm diesen Moment so sehr. 

Es war ihm zwar sichtlich unangenehm und seine Nervosität wusste er auch nicht zu verstecken, doch wer konnte ihm das verübeln? Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, wollte vermutlich am liebsten im Erdboden versinken. Aber da musste er jetzt durch. Punkt. Aus. Ende.

Ich ließ meine Augen vereinzelt über die Schüler und Lehrer wandern, entdeckte dabei Professor McGonagall, die in der Mitte des Lehrertisches stand, Zabini und Ginny, die nebeneinander standen und von allen am lautesten klatschten und jubelten, Luna und Neville, sogar Seamus und Dean, ehemalige Slytherins, Hufflepuffs, Ravenclaws, Gryffindors und zu meiner größten Überraschung auch Harry und Parkinson. Diese saßen etwas abseits von allen anderen am hinteren Ende der großen Halle, wirkten aber aufrichtig und freundlich, vor allem aber friedlich. Auch in deren Haut wollte ich gerade nicht stecken.

Die Zeit schien noch immer stehenzubleiben, ich konnte auch absolut nicht einschätzen, wie lange wir nun schon dort standen oder wie lange all das noch andauern würde. Sollten wir einfach weitergehen und uns zu unseren Plätzen begeben oder hörte dieser Applaus irgendwann von selbst auf? Allmählich wurde es auch mir unangenehm, da wollte ich mir gar nicht erst ausmalen, was Draco in diesem Augenblick dachte.

Als hätte Merlin meinen stillen Hilfeschrei gehört und Erbarmen mit uns, ging McGonagall ein paar Schritte nach vorne und steuerte das Rednerpult an, wo sie letztlich Halt machte und offenbar eine Rede halten wollte. Auch das noch...

Der Applaus verstummte allmählich, die letzten Klatschgeräusche echoten durch die große Halle, ehe die Schulleiterin zu sprechen begann und es endgültig still wurde.

„Im Namen aller Lehrer und aller Schüler möchte ich Sie ganz herzlich willkommen heißen, Mr. Malfoy. Wir sind ausgesprochen froh und freuen uns, dass Sie von nun an wieder am Unterricht und am Alltag in Hogwarts teilnehmen werden." 

Ein erneuter Applaus ertönte, dieser verebbte jedoch nach kurzer Zeit wieder.

„Miss Granger," Oh nein... „auch Sie heißen wir mit großer Freude wieder willkommen."

Ein verlegenes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, ein leichter Rotschimmer legte sich über meine blasse Haut, als auch für mich kurzzeitig applaudiert wurde, und ich wusste mir nicht anders zu helfen als dankend zu nicken, in der Hoffnung, dass die Aufmerksamkeit gleich wieder Draco allein gelten würde.

„Wir werden Sie beide in den nächsten Tagen wieder in den Alltag eingliedern und Ihnen die nötige Zeit geben, um sich wieder einzuleben und sich zurechtzufinden. Bis dahin und darüber hinaus stehen wir Ihnen natürlich jederzeit zur Seite und unterstützen Sie wo wir nur können. Schön, dass Sie wohlauf wieder bei uns sind. Herzlich willkommen zurück.", schloss McGonagall ihre kleine Rede und machte einen Schritt zurück, ging wieder auf ihren Platz, während ein erneuter und letzter Applaus ertönte, der auch Draco sichtlich erleichtert wieder aus seiner Schockstarre erwachen ließ.

Wir hatten es geschafft.

Die Rückkehr und das Aufeinandertreffen mit allen anderen verlief zwar mit überdeutlich mehr Aufmerksamkeit als erwartet und erhofft, aber Draco hatte es nach allem so sehr verdient, auf diese Weise empfangen zu werden. Ich hoffte so sehr, dass jetzt auch der letzte von seiner Gutherzigkeit überzeugt war und der Hass gegen ihn nun endgültig begraben wurde. Ich wünschte es mir so sehr.

Besagter ging einen Schritt auf mich zu, legte seinen Arm um mich, als suchte er einen Anker oder einen Rettungsring, der im Halt geben würde in diesem weiten, offenen Meer, das in den letzten Monaten so stürmisch und wellig gewesen war.

Sein sanftes Lächeln und seine Berührung ließen meine Anspannung verfliegen und schenkten mir neue Kraft und neuen Mut, mit dem ich mich zusammen mit meinem Draco in Bewegung setzte, um die beiden freien Plätze neben unseren beiden besten Freunden anzusteuern.

Diese warteten schon sichtlich gespannt auf uns, winkten uns zu sich und wirkten dabei fast nervöser als wir. Allen voran Ginny strahlte wie die Sonne höchstpersönlich.

„Ihr hättet uns wenigstens vorwarnen können!", presste Draco angestrengt heraus, als wir an unserem Tisch angekommen waren und auf den Stühlen Platz nahmen.

„Dann wäre doch die ganze Überraschung weg gewesen.", verteidigte sich Zabini, wobei Ginny ihm sofort zustimmte.

„Eben, wo wäre denn dann der ganze Spaß geblieben?"

„Schön, dass es zumindest für euch spaßig war." Draco verdrehte die Augen, konnte jedoch ein kleines Lachen nicht unterdrücken und griff nach der Karaffe mit dem Kürbissaft, um sich ein Glas einzuschenken und somit vermutlich seiner staubtrockenen Kehle entgegenzuwirken. Auch ich musste dringend etwas trinken, um nicht gleich zu ersticken.

Während wir uns etwas zu Essen nahmen, uns mit unseren Freunden unterhielten und somit auch unseren Puls wieder etwas herunterkurbelten, wurden auch die Gespräche in der großen Halle wieder lauter. Fast so, als wäre nie etwas passiert. 

Es war wie früher, als alles noch so unbeschwert und einfach war. Als unser Alltag noch nicht von Sorgen und Ängsten geprägt war. Als ich in dieser Halle sitzen und einfach nur diese wundervolle Magie auf mich wirken lassen konnte. Früher, als ich Draco noch abgrundtief hasste. Und jetzt? Jetzt war er mein engster Vertrauter. Mein Freund. Mein Seelenverwandter. Keine Sorgen, keine Ängste. Kein Gut und Böse. Endlich ein Aufatmen an Stelle des Gefühls keine Luft mehr zu bekommen. Alles war anders.

Und zum ersten Mal in diesem Schuljahr war es mir nicht unangenehm hier zu sein. Ich fühlte mich sogar ziemlich wohl. Obwohl oder eben weil Draco bei mir war. Weil meine beste Freundin bei mir war und sie ebenfalls so glücklich war.

Mit ausschließlich positiven Gedanken und Gefühlen nahm ich einen Schluck Kürbissaft und hätte beinahe das ganze Glas auf einmal geleert. Etwas anderes als Wasser zu trinken - und noch dazu außerhalb des Krankenflügels - war emotionaler und befreiender als erwartet. 

Merlin, hatte ich es vermisst hier zu sein...

Draco und ich taten es allen anderen gleich und beluden unsere Teller mit allen möglichen Speisen, die vor uns standen und so verdammt gut dufteten. Es wurde wild durcheinander geredet, gelacht, immer wieder warfen einige Schüler ihr Augenmerk auf Draco, beobachteten ihn, einige beteiligten sich an unseren Gesprächen und behandelten ihn nicht wie Abschaum, betitelten ihn nicht als Todesser, wie es in den vergangenen Monaten der Fall gewesen war.

Sie akzeptierten ihn endlich, nahmen ihn auf, ab und zu gingen Mitschüler an uns vorbei, blieben kurz stehen und hießen Draco persönlich willkommen.

Ich fragte mich immer wieder, wann ich wohl aus diesem Traum aufwachen würde.

War es das jetzt? War das der Frieden? Die Ruhe NACH dem Sturm? Nach dem Tornado?

Ich hatte keine Ahnung, was McGonagall oder die anderen Lehrer während Dracos und meiner Abwesenheit gesagt und getan hatten, um all das umzusetzen, doch es zeigte ganz offenbar Wirkung und Erfolg.

Gedankenverloren suchten und fanden meine Augen Harry und Parkinson, die sich ebenfalls über das Essen hermachten und sich unterhielten. Ich wusste nicht worüber, doch natürlich hätte es mich brennend interessiert. Worüber sprachen zwei Menschen, die beinahe ein Leben zerstört hätten? Über das Wetter? Über den Unterricht? Über ihr Fehlverhalten? Über Reue?

Was es auch war - sie schienen sich gut zu verstehen. Ob mich das freuen oder mir doch eher Sorgen bereiten sollte, wusste ich noch nicht.

„Ich würde euch ja gerne anbieten, heute Abend im Raum der Wünsche mit Feuerwhiskey auf eure Rückkehr anzustoßen, aber dazu ist es denke ich noch zu früh oder?", riss mich Zabini aus meinen Gedanken und zwang mich somit, meine Aufmerksamkeit wieder unserer kleinen Runde zu schenken. 

Es dauerte keine Sekunde, da schlug Ginny auch schon sichtlich beschämt ihre Handfläche gegen die Stirn und auch Draco konnte auf den Vorschlag seines besten Freundes nur lachend den Kopf schütteln.

„Wir müssen morgen in den Unterricht, falls du das schon wieder vergessen hast. Hermine und ich haben morgen unseren ersten Tag, da sollten wir fit sein.", warf der Blondschopf ein, klang dabei wie ein tadelnder, strenger Vater.

Ich hingegen freute mich über diese Worte, über diese Idee und die gesamte Situation. Zabinis krankhafte Vorliebe zu Alkohol hatte mich in den vergangenen Monaten selbst immer wieder den Kopf schütteln lassen, doch jetzt...

„Ist es komisch, wenn ich sage, dass mich dieser Vorschlag gerade verdammt glücklich macht?", sprach ich meine Gedanken laut aus und erntete dafür nicht nur einen schrägen Blick von Draco und Ginny, sondern vor allem von Zabini, der überrascht die Augen weitete. „Außerdem müssen wir uns ja nicht betrinken, es geht ja nur darum, dass wir auf unsere Rückkehr anstoßen. Was sind denn schon ein, zwei Gläser Feuerwhiskey?"

„Muss ich mir Sorgen machen?", wollte Draco teils belustigt, teils besorgt wissen, doch ich wusste, dass er verstand, was ich mit meinen Worten eigentlich sagen wollte. Nämlich, dass ich so froh und dankbar war, dass es diesen Vorschlag, diese Möglichkeit überhaupt noch gab. Dass es nach allem, was passiert war, überhaupt noch realisierbar war, zu viert einen Abend im Raum der Wünsche zu verbringen.

„Abgemacht. Dann also nach dem Abendessen im Raum der Wünsche.", beschloss Zabini ohne die Zustimmung der anderen, doch ihm widersprach auch keiner mehr, womit es wohl beschlossene Sache war. 

Ich hätte auch nichts dagegen gehabt den Abend alleine mit Draco zu verbringen, jetzt, wo wir endlich mal außerhalb des Krankenflügels waren, doch ein gemütliches Beisammensein mit unseren besten Freunden war genau das, was wir heute brauchten.

Und wie gesagt sollte es ja auch kein Besäufnis werden, sondern einfach nur ein entspannter Abend, bevor morgen wieder der Alltag beginnen würde. Wirklich bereit fühlte ich mich noch nicht, ich hätte um ehrlich zu sein auch nichts dagegen gehabt, wenn Draco und ich erst ab nächster Woche wieder am Unterricht teilgenommen hätten, aber ich bezweifelte stark, dass wir diesbezüglich Mitspracherecht hatten.

Ich brauchte dringend Ferien oder zumindest ein paar freie Tage, die ich nicht im Krankenflügel verbringen musste, aber die Weihnachtsferien begannen erst in zweieinhalb Wochen. Die große Halle war bereits weihnachtlich dekoriert und der viele Schnee außerhalb der kalten Steinmauern sorgte für frostiges, winterliches Ambiente, meine Vorfreude auf Weihnachten ließ jedoch stark zu wünschen übrig. Ich kam mir vor wie der Grinch. 

Die große Frage war nämlich nach wie vor, wo ich die Feiertage dieses Jahr überhaupt verbringen würde. Eines war klar - bei den Weasleys definitiv nicht. Für mich gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: In Hogwarts bleiben und Weihnachten dort verbringen oder bei Dracos Mutter... Im Malfoy Manor...

„Schaut euch die beiden an... sitzen hier als wäre nichts gewesen. Ich könnte im Strahl kotzen."

Zabinis Worte holten mich sofort ins Hier und Jetzt zurück, nachdem ich gedanklich mal wieder etwas abgetaucht war. Ich folgte seinem Blick, ließ meine Augen durch die große Halle wandern und blieb letztlich bei Harry und Parkinson hängen, die immer noch in ihr Gespräch vertieft waren.

„Worüber die wohl reden?", sprach Ginny mir aus der Seele, wobei ich irgendwie erleichtert war, dass ich nicht die einzige war, die sich Gedanken darüber machte. 

Ich hätte alles getan, um die beiden irgendwie belauschen zu können. Wie gerne hätte ich die Langziehohren von Fred und George zurück...

„Bestimmt schmieden sie schon wieder irgendwelche Pläne und überlegen, wen sie als nächstes niederstrecken.", kam es eher belustigt als ernst von Draco, gefolgt von einem spöttischen Schmunzeln, doch ich für meinen Teil konnte darüber nur wenig lachen. Ich traute den beiden inzwischen nämlich alles zu. 

Sie wirkten zwar einsichtig und ich war mir genau genommen auch ziemlich sicher, dass sie so etwas wie im 'Drei Besen' nie wieder tun würden, aber man wusste ja nie...

Zabini und Ginny hingegen schienen sichtlich amüsiert über Dracos Worte und stiegen in sein Lachen mit ein, allen voran meine beste Freundin spottete in die Richtung ihres Exfreundes und seiner neuen Verbündeten. Dass hierbei womöglich auch ein Hauch Eifersucht dabei war, konnte ich definitiv nicht ausschließen.

„Aber eines muss man ihnen lassen. Die passen zusammen wie die Faust aufs Auge. Würde mich nicht wundern, wenn die zusammen durchbrennen.", prophezeite Zabini mit ernster Miene und keinem Funken Sarkasmus mehr, was sowohl Draco als auch mich, aber vor allem Ginny angewidert dreinschauen ließ.

„Bitte?! Die passt doch nicht zu ihm! Harry braucht eine ruhige, anständige Freundin und keine hochnäsige Zicke mit Aggressionsproblemen." Jap, definitiv ein Hauch von Eifersucht.

„Ja stimmt, hat man ja bei dir gesehen, dass das nicht zusammenpasst." Oh Merlin...

Zabini war offenbar lebensmüde.

Ganz anders als erwartet jedoch, lachte Ginny seinen Worten geschuldet leise auf und ließ sich - ein gespielt empörtes „Ey!" verlautend - gegen die Brust ihres Freundes sinken, der seinen rechten Arm um sie legte, sie gegen sich drückte und sanft ihre Stirn küsste. Ich hatte erwartet, dass sie ihm den Kopf abreißen würde oder ihm zumindest einen Fluch auf den Hals hetzen wollte, doch anscheinend hatte sie ihre eigenen Aggressionsprobleme inzwischen gut im Griff.

Ich schmunzelte und beobachtete amüsiert das Geschehen vor mir, ehe ich meine Augen erneut auf meinen einstigen besten Freund warf, der meinen Blick zu meiner allergrößten Verwunderung erwiderte. Ich erschrak fast ein wenig, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er zu mir sehen würde. Wie gefesselt starrten wir uns an, es war wie ein Blickduell - der, der zuerst wieder wegsieht, verliert.

Es war kein Hass, der sich in mir breit machte. Auch keine Verachtung. Es war vielmehr ein riesengroßes Bedauern. 

Warum nur hatten die beiden das getan? Warum hatte er das getan? Mein bester Freund...

Mein Herz wusste, dass er kein Monster war.

Dass er bereute, was er getan hatte.

Dass er eine zweite Chance wollte.

Dass er diese zweite Chance irgendwann vielleicht sogar bekommen würde. Oder vielleicht auch nicht. Wer wusste das schon?

Er könnte hier bei uns sitzen. Könnte sich mit uns unterhalten, mit uns lachen, unser letztes gemeinsames Schuljahr genießen. Aber stattdessen saß er mehrere Meter von uns entfernt, mit Pansy Parkinson, die ihn vor wenigen Monaten noch an Voldemort ausliefern wollte.

Es tut mir leid, meinte ich ein leises Flüstern zu vernehmen, das zu mir herüber echote, doch ich war mir sicher, dass dies nur Einbildung war. Oder ein Wunschdenken...

Es tut mir leid...

Ich weiß, Harry... „Ich weiß..."

„Was?", ertönte es plötzlich nahe am meinem rechten Ohr, was mich derartig aus der Fassung brachte, dass ich erschrocken zusammenzuckte und meinen Kopf herumwirbelte, bis ich in zwei eisgraue Augen blickte.

Hatte ich gerade allen Ernstes laut gedacht?!

„Hm?", machte ich auf unwissend, war mir allerdings ziemlich sicher, dass Draco genau wusste, dass ich ihm nur etwas vormachte. Für einen kurzen Moment sah er fragend zu Harry, ehe er sich erneut an mich richtete.

Was weißt du?"

„I-Ich... tut mir leid, ich... war gerade ein wenig neben den Spur.", stotterte ich hilflos, schielte vorsichtig zu Ginny und Zabini, die von dem kleinen Zwischenfalls offenbar nichts mitbekommen hatten, da sie sich gerade auf den Nachtisch stürzten.

Bei einem erneuten, kurzen Blick auf Harry wandte dieser nun doch seine Augen von mir ab und widmete sich stattdessen wieder seinem beladenen Teller, in dem er allerdings nur gedankenverloren herumstocherte. Sein Essen war inzwischen bestimmt schon kalt und ungenießbar.

„Alles okay?", wollte Draco weiter wissen und legte vorsichtig seinen linken Arm um meine Taille, um mich näher zu sich zu ziehen, womit er wieder meine volle Aufmerksamkeit hatte. Als Antwort bekam er ein eher zaghaftes Nicken von mir, gefolgt von einem leisen Gemurmel, das ich selbst nur schwer verstand.

„Ja, ich... war nur etwas in Gedanken versunken." Ergeben und auch ein wenig ertappt ließ ich mich gegen ihn sinken.

„Willst du darüber reden?"

Gute Frage... Wollte ich darüber reden? Konnte ich darüber reden?

„Danke, aber... da gibt es eigentlich nichts zu reden. Ist nur alles etwas viel.", winkte ich letztlich ab, da es genau genommen wirklich nichts zu bereden gab. Zumindest nicht zwischen Draco und mir. Dieser legte sanft seine Lippen auf meine Stirn und hauchte mir einen federleichten Kuss darauf, der mich kurzzeitig dazu veranlasste meine Lider zu schließen und einen tiefen Atemzug zu nehmen.

Gib dir Zeit, Hermine. Es wird alles gut.

Doch statt mich zu beruhigen, begann ich leicht zu zittern und mich von Sekunde zu Sekunde zunehmend unwohl zu fühlen.

Als ich meine Augen wieder öffnete, erschien mir das Licht in der großen Halle auf einmal viel zu hell, dabei waren es lediglich die vielen schwebenden Kerzen überhalb unserer Köpfe, die als Lichtquelle dienten.

Das laute Gerede, all die verschiedenen undefinierbaren Geräusche, das Klirren von Gläsern, von Besteck, das in den Tellern kratzte... all das zerrte gerade viel zu sehr an meinen Nerven. Es war zu hell, zu laut, ich wollte hier weg und mich zurückziehen. Ich brauchte Ruhe.

„Gehen wir dann?", bekam ich gerade noch heraus, bevor ich leicht erschauderte und mein Körper von einer Gänsehaut gepackt wurde. 

Weil keiner der anderen etwas dagegen einzuwenden hatte und sie von meinem plötzlichen Gemütswandel nichts mitbekommen hatten, kamen sie meiner Aufforderung nur ein paar Sekunden später nach und wir erhoben uns allesamt von unseren Plätzen.

Halt suchend hakte ich mich bei Draco ein, damit er mich sicher nach draußen bringen konnte, wobei ich im Vorbeigehen mit sehr gemischten Gefühlen registrierte, dass Harry und Parkinson in der Zwischenzeit ebenfalls die große Halle verlassen hatten.


>>>

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top