8. | Gespräche am See (2/2)
Dracos POV
„Danke.", sagte ich nach einer Weile, in der wir nichts weiter getan hatten, als uns in die Augen zu sehen und uns anzulächeln.
„Wofür?", hakte sie sichtlich überrascht nach, ehe ihr Blick zu ihrer Hand wanderte, mit der sie immer noch meinen Unterarm festhielt. Ihre Augen weiteten sich auf diesen Anblick hin, und als hätte sie sich verbrannt, löste sie abrupt ihren Griff und nahm mir somit die Wärme, die bis eben noch meinen Körper durchströmt hatte.
„Dass du mir zugehört hast, dass du mir glaubst, dass du immer noch neben mir sitzt und nicht wie alle anderen vor mir flüchtest oder schlecht über mich redest. Das... bedeutet mir viel, wirklich!"
Das Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht breitmachte, trieb mich beinahe in den Wahnsinn, denn ihre Augen funkelten dabei wie verrückt und ähnelten flüssiger Schokolade, die an einem heißen Sommertag in der Mittagssonne geschmolzen war.
„Ich denke, ich muss mich auch bei dir bedanken.", sagte nun sie und fesselte mich mit ihrem Blick. „Danke für deine Ehrlichkeit und dass du mir hinterhergelaufen bist, um mich zu trösten. Das bedeutet mir auch sehr viel."
„Du bedankst dich also dafür, dass ich dir hinterherlaufe?", schmunzelte ich und brachte sie damit zum Lachen, was meinen Puls abnormal in die Höhe katapultierte.
Salazar, dieses herzliche Lachen war mit Abstand das schönste, das ich jemals hören durfte und das Gefühl, das dieses in mir auslöste, war mir so vertraut und doch so fremd.
Wie von selbst legte ich vorsichtig meinen Arm um ihre Taille und nachdem sie sich nicht dagegen wehrte, sondern sogar noch weiter zu mir aufrückte, zog ich sie noch fester an mich heran. Ihren Kopf ließ sie kurze Zeit später auf meine Schulter sinken und ich wünschte mir in diesem Moment nichts weiter, als die Zeit anhalten zu können.
Ich genoss ihre Nähe und dass sie einfach nur für mich da war, oder besser gesagt, dass wir für einander da waren. Der Schmerz, der mich in den letzten Jahren verfolgt hatte, war auf einmal wie weggeblasen und machte Platz für innere Ruhe und Glückseligkeit.
Der Wind, der über die Ländereien zog, schlug kleine Wellen auf dem großen Gewässer vor uns, auf das ich zufrieden lächelnd sah.
Ich ließ meinen Kopf auf ihren sinken, der nach wie vor auf meiner Schulter ruhte und schloss die Augen, um diese Zweisamkeit und ihren lieblichen Duft zu genießen, der mich beruhigte und gleichzeitig fast um den Verstand brachte.
„Warum warst du damals wirklich mitten in der Nacht in der Bibliothek?", wollte sie einige Zeit später wissen und setzte mir damit ein spitzes Messer auf die Brust, denn ich wusste genau, worauf sie hinauswollte.
„Was meinst du?", spielte ich den Unwissenden, während ich innerlich tierisch nervös wurde.
„Naja, du hast gesagt, du wärst meinetwegen dort gewesen, aber sind wir mal ehrlich...warum warst du wirklich da?" „Das war nicht gelogen, falls du das denkst."
„Bitte?", fragte sie verblüfft und löste ihren Kopf von meiner Schulter, um mir erneut in die Augen zu sehen, sodass auch ich meinen Arm wieder zurückzog.
Warum muss sie denn ausgerechnet jetzt damit anfangen? Kann sie nicht einfach, so wie ich, unser... Kuscheln... genießen?
„Das war nicht gelogen, ich war wirklich deinetwegen dort." „Du... Was?! Warum?"
Salazar, ich sollte mich wirklich mal untersuchen lassen, denn dieses Mädchen schafft es immer wieder, mich komplett aus der Fassung zu bringen.
„Ich... wollte einfach nach dir sehen." „Wa-...Machst du Scherze?"
„Nein.", schmunzelte ich, sah dabei in ihr überraschtes Gesicht, das mein Grinsen immer breiter werden ließ.
Meine eben noch starke Nervosität hatte ihre Sachen gepackt und sich verzogen, was mir ganz recht war, denn so konnte ich meiner Lieblingstätigkeit nachgehen, nämlich sie zu triezen.
„Warum?", verstand sie noch immer nicht und ich hoffte stark, dass sie ihr sonst so kluges Hirn, mit dem sie sonst auch eins und eins zusammenzählen konnte, für einen Moment ausgeschaltet hatte, um mir nicht schneller auf die Schliche zu kommen, als mir lieb gewesen wäre.
„Brauche ich denn einen Grund, um nach dir zu sehen?" „Ehm...JA!?" „Echt? Also, ich finde nicht, dass-"
„Malfoy!", fiel sie mir bissig ins Wort.
„Ja bitte?", verhöhnte ich sie weiter, was sie immer wütender machte.
„Mein Gott, kannst du nicht mal ernst bleiben?" „Malfoy reicht." „Was?" „Du musst mich nicht Gott nennen, es reicht, wenn du Malfoy zu mir sagst."
Ich hatte meinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sie mir auch schon einen Schlag auf den Oberarm verpasst hatte, der zu meinem Erstaunen ganz schön schmerzvoll war und mich ins dritte Schuljahr zurückversetzte, nur dass meine Nase dieses Mal verschont blieb.
„Okay, okay.", gab ich mich schließlich geschlagen, da man sich mit einer wütenden Granger besser nicht anlegen sollte. „Ich wollte dich einfach sehen und mich eigentlich bei dir entschuldigen, weil ich mich wie der letzte Vollidiot verhalten hab, als du im Gang geweint hast."
„Du meinst, als du mich eigentlich trösten wolltest?", wollte sie sich vergewissern, worauf ich langsam nickte.
„Das wollte ich wie gesagt wirklich, aber als du mich...oh man, wehe du lachst jetzt, Granger, aber... das eine Wort, das du zu mir gesagt hast, hat mich unglaublich wütend gemacht und... da sind mir letzten Endes die Sicherungen durchgebrannt."
Sie schien zu überlegen, denn sie wandte ihren Blick ab und starrte stattdessen mit zusammengekniffenen Augenbrauen auf den großen See.
Nachdem sich ihr Ausdruck wieder gelockert hatte und sich auf ihrem Gesicht ein leichtes Grinsen breitgemacht hatte, sah sie mich wieder an und musste sich ganz offensichtlich zurückhalten, nicht loszulachen.
„Sag mir nicht, dass man dich mit dem Wort 'Frettchen' zur Weißglut treiben kann?", fragte sie amüsiert und ich zuckte unweigerlich tatsächlich zusammen, was auch ihr nicht entging, denn sie grinste über beide Ohren.
„JEDENFALLS...", presste ich hervor, um nicht länger auf diesem Thema herumreiten zu müssen. „...hab ich dich beim Abendessen gesehen und beobachtet, wie du aus der Halle geflüchtet bist. Ich hab gedacht, dass du immer noch wegen dem Projekt und unserer Auseinandersetzung so aufgewühlt warst, da wollte ich mich entschuldigen...eigentlich."
„Was hat dich daran gehindert?", hakte sie weiter nach und warf mir einen skeptischen Blick zu.
„Die Tatsache, dass du ohne mich mit dem Projekt begonnen hast."
„Oh...", kam es ihr beschämt über die Lippen. „Ich... also, ich weiß, dass das nicht richtig von mir war. Ich hätte das nicht einfach hinter deinem Rücken tun sollen, das... tut mir leid, aber ich... wusste einfach nicht weiter und... wollte nicht auf dich zugehen, weil... na ja... du-"
„Hey...", fiel ich ihr sanft ins Wort und legte erneut meinen Arm um ihre zierliche Gestalt, um sie zu beruhigen. „Ist schon gut, Schwamm drüber. Auch wenn das alles teilweise etwas eskaliert ist, eine gute Sache hatte dieses dumme Projekt doch, oder nicht?"
„Was meinst du?" „Naja, ohne das Projekt würden wir jetzt nicht hier sitzen und normal miteinander reden.", machte ich ihr deutlich, was sie verblüfft dreinschauen ließ.
„Und... das findest du gut?" „Wäre ich sonst noch hier?", stellte ich leicht amüsiert die Gegenfrage, woraufhin sich in ihrem Gesicht ein Lächeln breitmachte.
„Ich finde es auch gut.", wisperte sie kaum hörbar, bevor sie ihren Kopf wieder auf meine Schulter sinken ließ und mein Herz somit zu Überstunden verdonnerte.
„Ist... ist das der wahre Malfoy?" „Wer?"
„Na, der Malfoy, der du jetzt gerade bist. Der nette, rücksichtsvolle und ehrliche. Ist...Ist das der, der du hinter deiner Fassade und deinen Beleidigungen bist?"
„Ich denke schon, ja.", hauchte ich, zog sie daraufhin noch fester an mich heran, da sie mir im Moment gar nicht nah genug sein konnte, doch viel mehr verblüffte mich, dass sie sich ebenfalls verstärkt an mich schmiegte.
„Ich mag diesen Malfoy. Er soll mit dieser Information anfangen, was er will, aber er soll wissen, dass ich froh bin, dass es diese Seite an ihm gibt."
Salazar, was macht dieses Mädchen nur mit mir?! ...
Wie konnte es sein, dass ausgerechnet sie, die mich für meine Taten von allen am meisten hassen sollte, die Einzige war, die auf einmal mehr in mir sehen konnte, als nur dieses Monster?
„Ich werde es ihm ausrichten.", versuchte ich scherzend, meine Verblüffung zu überspielen, denn zu einer sinnvollen und ernsthaften Konversation war ich gerade nicht mehr imstande und auch sie sagte darauf nichts mehr, sondern kuschelte sich in meine Arme und verweilte dort eine lange Zeit, die ich unglaublich genoss und nie wieder enden lassen wollte.
Meine eiskalte Maske war an diesem Tag endgültig geschmolzen, hatte sich mit dem Wasser des großen Sees vermischt und war mit den sanften Wellen ein für alle Mal weggeschwemmt worden...
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