73. | Alte Liebe rostet nicht (2/2)
Hermines POV
„Ich hab mich von Harry getrennt."
Dann war es erneut totenstill.
Als hätte die gesamte Menschheit den Atem angehalten. Als wäre die Welt stehengeblieben. Und obwohl ich bereits zuvor gewusst hatte, dass dies früher oder später passieren würde, war ich zutiefst schockiert.
Ginny hat sich von Harry getrennt.
Ausgesprochen schlug diese Neuigkeit ein wie eine Bombe. Wie ein Komet, der alles erschütterte.
„Du hast was?", kam es ungläubig und brüchig von Zabini, der noch immer mit dem Rücken zu uns stand, sich nach diesen Worten und nachdem er einen tiefen Atemzug genommen hatte, jedoch umdrehte; langsam und in Zeitlupentempo. Seine geweiteten Augen suchten und fanden die der Rothaarigen, die er fassungslos anstarrte.
Auch Draco neben mir verkrampfte sich spürbar, traute sich kaum zu atmen, das Piepsen seines Herzschlages nahm deutlich an Schnelligkeit zu und überschlug sich fast. Jenes Geräusch rückte aber ganz weit in den Hintergrund, als meine beste Freundin erneut zum Sprechen ansetzte.
„Ich hab mit Harry Schluss gemacht.", bekräftigte sie ihre vorherigen Worte und entknotete ihre verschränkten Arme, die kraftlos nach unten fielen.
Ich wusste weder was ich tun, noch sagen, noch denken sollte, ob ich aufstehen und sie in den Arm nehmen, oder einfach nur beobachten sollte, was Zabini vorhatte. Ich wollte für sie da sein, aber nicht diesen magischen Moment zwischen den beiden zerstören, indem ich mich zwischen sie drängte.
„Jetzt kannst du dich gern verpissen, ich wollte nur, dass du weißt, warum ich mich mit ihm getroffen hab. Und tu mir das nächste Mal bitte einen Gefallen - wenn du keine Ahnung hast, dann denk erst mal nach und lass mich ausreden, bevor du deine vorlaute Klappe aufmachst!", fauchte sie angesäuert in seine Richtung, als hätte sie ihre vorherige Schüchtern- und Unsicherheit von jetzt auf gleich abgelegt, doch gleichzeitig war es die Ginny, wie ich sie kannte. Schnell eingeschnappt, streitlustig, aber auch selbstsicher, willensstark und schlagfertig.
Sie drehte sich von ihm weg, zeigte uns auf diese Weise wieder ihr Gesicht, das kalkweiß, nur an den Wangen leicht gerötet war, und ihre Augen starrten an uns vorbei ins Leere.
Etwas wackelig auf den Beinen, setzte sie sich in Bewegung, steuerte den Stuhl an, von dem Zabini sich vor wenigen Minuten erhoben hatte, hielt allerdings inne, als eben dieser mit leiser Stimme in die entstandene Stille hineinsprach:
„Warum?"
Es war ein einziges, geflüstertes Wort, eine einfache Frage, die Ginny empört schnauben, sowie ungläubig die Augenbrauen nach oben ziehen ließ. Entsetzt lachte sie auf.
„Ist das dein Ernst?! Du hast mir doch gerade genügend Gründe genannt, warum ich mich von Harry trennen sollte, oder nicht? Dass er zum Beispiel nicht für mich da war, dass er mich alleingelassen und ignoriert hat, dass ihm egal war, wie es mir geht. Denkst du wirklich mir ist das nicht auch aufgefallen?!"
„Das weiß ich doch nicht, du hast ja-" „Ganz genau, Blaise, du weißt es nicht! Du weißt gar nichts!", fiel sie ihm wutentbrannt ins Wort, inzwischen war ihr ganzes Gesicht so rot wie ihre Haare, wenn nicht sogar noch einen Tick dunkler.
„Dann klär mich doch endlich mal auf, verdammt! Wie oft muss ich mir noch von dir anhören, dass ich keine Ahnung hab? Ich hab's satt wie ein Idiot behandelt zu werden!"
„Beruhigt euch doch mal, ich bin mir sicher, ihr-", versuchte Draco die Situation ein wenig zu entschärfen, wurde aber von Ginny, die ihn gar nicht zu bemerken schien, übertönt und unterbrochen.
„Glaubst du mir macht es Spaß dir wehzutun?!"
„Ganz ehrlich?", lachte er spöttisch auf. „Ja, das glaub ich!"
Ein erstickter Laut entwich ihrer Kehle, als sie überrascht nach Luft schnappte.
„Wie kannst du nach allem, was war, so etwas sagen?" Sie klang nicht mehr ganz so wütend und aggressiv, sondern viel mehr verletzt und gekränkt, was ihr enttäuschter Gesichtsausdruck und ihre flatternden Augenlider zusätzlich verstärkten. Ein Anblick, der mir einen kleinen Schlag in die Magengrube verpasste, Zabini jedoch völlig kalt zu lassen schien.
Dieser schnaubte nur, spannte seinen Kiefer an und musterte die Rothaarige völlig unbeeindruckt, als wäre sie nicht das Mädchen, dem seit zwei Jahren sein Herz gehörte.
„Nach allem was war? Tu nicht so, als wär's für dich irgendwas Besonderes gewesen. Ich war bloß dein Lückenfüller, bis du was Besseres gefunden hast."
„Das stimmt nicht.", wisperte sie, schüttelte mit schimmernden Augen den Kopf. „Du warst viel mehr als nur ein Lückenfüller, du warst-"
„Ein netter Zeitvertreib? Dumm genug, um sich ausnutzen zu lassen?", unterbrach er sie mit einem Hauch von Spott in der Stimme, worauf sie verstummte.
„Waren die in den letzten Tagen auch so schlimm?", flüsterte Draco in mein Ohr, so leise, dass nur ich ihn hören konnte, was ich unverzüglich und mit einem genervten Augenrollen bejahte.
Ich kuschelte mich wieder fester an ihn, ließ mich von ihm auf die Stirn küssen und hoffte, dass die beiden Streithähne ihre Probleme endlich lösen würden, denn genau genommen hatten sie doch jetzt, was sie wollten. Zabini war single, Ginny war single und sie standen aufeinander. Würden sie ihren Stolz einfach mal beiseitelegen und offen und ehrlich über alles reden, könnten sie sich diese dümmliche Diskussion sparen.
„Wenn du's genau wissen willst-"
„Tu ich nicht.", würgte er ihr einmal mehr das Wort ab, mein Geduldsfaden riss immer weiter ein, es fehlte nur noch ein kleines Stück, bis ich die Beherrschung verlieren würde. Einmischen wollte ich mich trotzdem nicht, denn wie Zabini bereits zuvor gesagt hatte, ging es mich ja nichts an...
„Vorschlag!", was Draco offenbar anders sah. „Wie wär's, wenn du sie mal ausreden lässt? Oder zumindest aufhörst hier so rumzuschreien? Mein Schädel dröhnt schon genug, also schalt 'nen Gang runter oder klär das woanders mit ihr!"
Überrascht, weil er vermutlich nicht damit gerechnet hatte, dass Draco das Wort ergreifen würde oder weil er ihn bis gerade eben vollkommen ausgeblendet hatte, schossen die Augen des Dunkelhäutigen in unsere Richtung, musterten seinen blassen und nach wie vor geschwächten besten Freund.
Seine eiserne, verbissene Miene lockerte sich, machte Platz für einen schuldbewussten und einsichtigen Ausdruck, der sich auf seinen markanten Gesichtszügen manifestierte. Er schluckte. Ein paar Sekunden lang war es still - angenehm still! - und ich erlaubte es mir tief durchzuatmen, während ich beobachtete, wie die beiden völlig neben der Spur und wie zwei begossene Pudel dreinschauten.
Streit gehörte bei ihnen fast schon zur Tagesordnung, was wirklich lästig und anstrengend war, doch Draco hatte recht. Würde Zabini seine Angebetete mal ausreden lassen, wüsste er vielleicht, was wirklich Sache war und womit Ginny schon seit Tagen, wenn nicht sogar seit Wochen haderte.
Gerade als er hörbar nach Luft schnappte, um offenbar etwas zu sagen, funkte ihm die Rothaarige dazwischen, vermutlich, weil sie davon ausging, dass er sie nur wieder mit irgendwelchen Vorwürfen bombardieren würde, was sie - und das konnte ich durchaus verstehen - verhindern wollte.
„Ich hab mich deinetwegen von Harry getrennt.", gestand sie geradeheraus, ohne zu zögern, ohne mit der Wimper zu zucken, mit keinem Funken von Zurückhaltung oder Schüchternheit.
Zabinis Reaktion darauf? Unbezahlbar!
Millisekunden nachdem Ginny diese Worte ausgesprochen hatte, stürzte seine Kinnlade in die Tiefe, schien jeden Augenblick Bekanntschaft mit dem Fußboden zu machen, zeitgleich schossen seine Augenbrauen in die entgegengesetzte Richtung und legten seine Stirn in Falten.
„Bitte was?!", stieß er teils entsetzt, teils ungläubig aus, ein empörtes Lachen verlautend, die Augen weiter aufgerissen als jemals zuvor. Ich konnte nicht sagen, ob er in diesem Moment schockiert, sprachlos oder noch immer wütend war, denn sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus allen möglichen Emotionen und kaum zu deuten oder einzuschätzen, doch nicht zu leugnen war, dass er völlig überfordert war.
„Ich hab mich wegen dir von Harry getrennt.", wiederholte sie etwas unsicherer und nicht mehr ganz so entschlossen wie zuvor, aber dennoch ausreichend, um den Dunkelhäutigen erneut schwer schlucken zu lassen.
„Warum wegen mir?! Was hab ich denn bitte damit zu tun?!"
„Blaise, i-ich..." Beschämt senkte sie ihren Kopf, ihr Blick wanderte zu Boden und blieb dort für die nächsten Sekunden haften, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen, während sie flüsternd weitersprach. „Ich hab damals einen riesengroßen Fehler gemacht. Ich hätte nicht... ich hätte dich niemals gehenlassen dürfen. Damit hab ich nicht nur dich und Harry, sondern... vor allem mich selbst belogen."
„Inwiefern belogen?", verstand er nicht. Ginny seufzte.
„Als ich... als ich dich damals für Harry verlassen habe, da... i-ich hab ihn geliebt und... d-das hab ich wirklich, ich... ich meine... er war meine erste große Liebe, mein... mein 'Kindheitsschwarm', wenn man das so sagen kann und... irgendwie hat doch jeder erwartet, dass wir zusammenkommen. Aber... es ist so, dass... mein... m-mein Herz, es... hat zu dem Zeitpunkt nicht mehr ihm gehört... sondern dir. Nur dir.", betonte sie heiser, nahm einen tiefen Atemzug für ihre folgenden Worte.
„Und d-das... das tut es auch heute noch." Ihre Stimme zitterte, glich zum Ende hin nur mehr einem äußerst leisen, sanften Hauch, der spärlich durch das kleine Zimmer hallte, doch es war genau dieser eine, kurze Satz, der alles verändern würde.
Noch während sie sprach, hob sie ganz langsam ihren Blick, suchte und fand den von Zabini, dem sie unsicher und mit zunehmend nach unten sinkenden Schultern in die Augen sah. Sie schien zu warten. Auf eine Reaktion, auf eine Antwort, auf irgendetwas, doch es kam nichts.
Er reagierte nicht auf ihre Worte, gab keinen Mucks von sich, bewegte sich keinen einzigen Millimeter, was sogar mir unnormal starke Bauchschmerzen bereitete. Es war, als würde mir das Blut in den Adern gefrieren, so nervös war ich gerade. Und wenn es mir schon so erging, wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie Ginny sich fühlte.
Ihre Verlegenheit, ihre Angst und ihre Nervosität erfüllten den Raum, waren unverkennbar und konnten nicht sonderlich gut überspielt werden, doch sie bemühte sich auch nicht wirklich darum. Sie biss sich auf die Unterlippe, kaute darauf herum und knetete unruhig ihre Hände, wobei ihre dünnen Finger immer wieder unwahrscheinlich laut knacksten.
„Sag doch irgendwas...", flennte sie mit glasigen Augen, als er sich nach einer ganzen Weile immer noch nicht zu Wort gemeldet hatte, auch Draco neben mir rührte sich nicht, doch ein verstohlener Blick zu ihm verriet mir, dass er, genau wie sein bester Freund, ziemlich verblüfft und sprachlos war. Was ich keinem von beiden verübeln konnte. Ganz besonders Zabini nicht, dessen Welt gerade vermutlich vollständig auf den Kopf gestellt wurde.
„Ich... w-was soll das werden?", fand er nach einer gefühlten Ewigkeit dann doch endlich seine Stimme wieder, klang jedoch alles andere als freudig oder glücklich, sondern wütend und aufgebracht, irgendwie gereizt.
„Ich versuch dir gerade zu erklären, dass ich... ich hab mich von Harry getrennt, weil... weil ich uns eine Chance geben will. Weil ich... ich will endlich zu dem stehen, was ich fühle und... den Jungen an meiner Seite haben, den ich wirklich..." Ein leises Schniefen erstickte den Rest ihres Satzes. „I-Ich hasse mich dafür, dass ich dir so wehgetan habe. Dass ich... dass ich meine eigentlichen Gefühle ignoriert habe und mich gegen dich entschieden habe und... glaub mir, d-du warst... du warst und bist so viel mehr als nur ein Zeitvertreib oder ein Lückenfüller, d-du... Blaise, ich... ich..."
Sag es, Ginny! Bitte!
„Ich liebe dich."
Bei Merlins verdammtem Bart - endlich!
Nachdem diese drei, magischen Worte Ginnys Lippen verlassen hatten, wurde es einmal mehr totenstill im Raum, vermutlich sogar auf der ganzen Welt, und während es für mich irgendwie befreiend und gewissermaßen erlösend war, diese endlich aus ihrem Mund zu hören, schienen sie bei dem Dunkelhäutigen einzuschlagen wie eine Bombe.
Ungläubig und fast schon entsetzt schüttelte er den Kopf, seine Augen wurden immer größer und leerer, verloren an Ausdruck und Emotion, sein gesamter Körper schien in sich zusammenzufallen wie ein Kartenhaus. Kurzzeitig hatte ich die Befürchtung, dass er einfach auf der Stelle umkippen würde, doch er hielt stand und starrte die Rothaarige an, als hätte sie soeben verkündet, dass Voldemort ein weiteres Mal von den Toten auferstanden war.
„Heilige Scheiße, was hab ich denn bitte alles verpasst?", kam es unerwartet und nur äußerst leise von Draco, der mir von hinten ins Ohr flüsterte und sich etwas stärker in meinen Schopf kuschelte, wovon die anderen beiden aber nichts mitbekamen. Sie waren gerade in ihrer eigenen kleinen Welt, in der nichts und niemand Platz hatte außer sie.
Auf seine Frage konnte ich nur ebenso leise auflachen, denn die Tatsache, dass er absolut keine Ahnung von alldem gehabt hatte - seien es Ginnys wahre Gefühle oder die Ereignisse der letzten Tage - war beinahe schon amüsant und musste demnach ein ziemlich großer Schock sein. Und für Zabini noch um ein Vielfaches mehr.
„W-Was?", stammelte dieser, doch selbst das gelang ihm mehr schlecht als recht, da ihm sogar diese eine, einfache Silbe im Hals steckenblieb.
Am liebsten wollte ich aufstehen, den nach wie vor enormen Abstand zwischen den beiden verringern und sie einmal stark durchrütteln, entschied mich allerdings dagegen und beobachtete schließlich mit klopfendem Herzen, wie Ginny sich in Bewegung setzte, langsamen Schrittes auf den Dunkelhäutigen zuging und sich letztlich kraftlos gegen seine Brust sinken ließ, die gerade mit großer Sicherheit stärker bebte als der Erdboden unter einer zwanzigköpfigen, wildgewordenen Herde Riesen.
Ein befreites Schluchzen entwich ihrer Kehle, in dem Moment, in dem sie ihr Gesicht an seiner Halsbeuge vergrub und ihre Arme um seinen Oberkörper schlang, sich so fest wie nur irgendwie möglich an ihn schmiegte, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie bemühte sich auch nicht darum, sich zurückzuhalten oder diesen Gefühlsausbruch zu unterdrücken, sondern ließ ihren Emotionen und Tränen hörbar freien Lauf.
Etwas, das den ehemaligen Slytherin merklich überrumpelte, der nach diesem Liebesgeständnis nichts weiter tun konnte, als wie versteinert dazustehen und mit großen Augen dabei zuzusehen, wie sich Ginny mit aller Kraft an ihn presste.
Erst, als sie sich vorsichtig zurückzog und sich ein Stück von ihm löste, legte er seine Arme um ihre zierliche, schlanke Taille, um sie bei sich zu behalten und zu verhindern, dass sie sich gänzlich distanzieren würde.
Sachte und behutsam umfasste sie mit ihren blassen Händen sein Gesicht, auf dessen Zügen sich ein völlig ratloser Ausdruck breitgemacht hatte, der sich jedoch ein wenig aufhellte, als sie flüsternd zu ihm sprach:
„Ich erklär dir das alles noch in Ruhe, okay? Ich will nur, dass du weißt, d-dass ich..." Nervös streichelte sie mit ihren beiden Daumen über seine Wangen, wobei ihr Blick immer wieder sehnsüchtig zu seinen Lippen huschte.
„Ach, scheiß drauf!", fluchte sie, schlang ihre Arme um seinen Nacken und warf sich schwungvoll um seinen Hals, sodass er das Gleichgewicht verlor und einige Schritte nach hinten taumelte, zeitgleich drückte sie ihren Mund bestimmend auf seinen und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die vermutlich feurig genug war, um den gesamten Krankenflügel in Brand zu setzen.
Was nicht nur ihn vollkommen aus der Bahn warf, sondern auch Draco, der hörbar scharf und überrascht nach Luft schnappte, und natürlich mich, die sich insgeheim aber unendlich für die beiden freute. Sie hatten es verdient gemeinsam glücklich zu sein. Für viele würde es natürlich ein riesengroßer Schock sein - allen voran für Ginnys Familie - doch sie hatten schon zur Genüge aufeinander verzichten müssen, und gegen seine wahren Gefühle konnte man sich ja bekanntlich nicht wehren.
Und Harry? Auch er würde irgendwann 'die Eine' finden und glücklich werden, da war ich mir sicher.
„Na toll... Du weißt schon, dass wir das jetzt jeden verdammten Tag mitansehen müssen, oder? Ich könnte brechen.", lachte Draco amüsiert auf, nachdem er diesen ersten Schock offenbar verdaut hatte, dieses zufriedene Strahlen in seinen eisgrauen Augen zeigte jedoch, dass er sich mindestens genauso stark freute wie ich.
Noch dazu, weil Zabini laut Erzählungen ja ziemlich unter Ginnys Abfuhr vor zwei Jahren gelitten hatte und in ein tiefes Loch der Verzweiflung gezogen worden war, aus dem er sich mithilfe von Alkohol vergeblich hatte befreien wollen. Jetzt hatten sie sich endlich wieder und dieser Schmerz schien überwunden, oder zumindest vergessen zu sein.
„Wenigstens halten sie dabei mal die Klappe und schreien sich nicht nur an.", wandte ich mich schmunzelnd an meinen Schatz - zumal die beiden sowieso nichts mehr mitbekamen und augenscheinlich damit beschäftigt waren sich gegenseitig aufzufressen - und stieg in sein Lachen mit ein, das für ein sanftes Kribbeln in meinem Bauch sorgte.
Wenn ein Mensch denn dazu imstande wäre, wäre dieser Augenblick hier der perfekte Zeitpunkt gewesen, um die Erde langsamer drehen zu lassen oder die Zeit anzuhalten.
Vergessen waren für einen Moment unsere Sorgen und Ängste, all das Negative und Schlechte, das außerhalb dieses Zimmers lauerte, denn all das konnte - besser gesagt musste - jetzt warten.
Erst, als sie sich schwer atmend aus diesem Kuss lösten, kehrte ich in die bittere Realität zurück und schenkte meine volle Aufmerksamkeit wieder Ginny und Zabini, die einander kaum loslassen wollten und sich nur minimal voneinander distanzierten, sich in den Armen lagen und sich verträumt in die Augen sahen, als gäbe es nur noch die beiden in einer heilen, friedlichen Welt.
Und so sehr ich dieses Szenario, dieses Bild, das sie uns boten, auch bewunderte, so angesäuert und empört war ich, als Draco diesen magischen Moment zerstören musste, indem er theatralisch in die Hände klatschte und einen kleinen Freudenschrei ausstieß.
Die beiden fuhren sofort und wie vom Blitz getroffen herum, ließen völlig entgeistert voneinander ab, starrten uns aus erschrockenen Gesichtern an, und so sehr ich mich auch bemühte und es zu verhindern versuchte, konnte ich ein leises Kichern nicht unterdrücken.
„Nur für den Fall, dass ihr uns schon vergessen habt und euch gleich die Klamotten vom Leib reißen wollt: Wir sind auch noch da.", spottete Draco mit einem breiten und selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen, das vor allem Ginny, die etwas unwohl und peinlich berührt zu Boden schielte, dunkelrot anlaufen ließ.
„Aber wäre ja nicht das erste Mal, dass ich euch dabei erwische, stimmt's?", sprach er ungehalten weiter und bohrte somit immer tiefer in die Wunde, doch, anderes als die Rothaarige, fing Zabini sich relativ schnell wieder und kniff sichtlich angefressen die Augen zusammen, um seinen besten Freund bedrohlich anzufunkeln.
„Wärst du nicht verletzt, würd ich dir jetzt am liebsten eine knallen, du taktloser Troll!"
Und dennoch konnte er nicht anders, als ebenfalls zu lachen, dann schlang er von hinten seine Arme um Ginny, die entkräftet gegen seine Brust sank.
„Hätte ich dir nicht befohlen die Klappe zu halten und sie ausreden zu lassen, würdet ihr euch bestimmt jetzt noch ankeifen, also sei mal etwas dankbarer!", wusste Draco sich sofort zu verteidigen, der gespielt ängstlich dreinschaute und abwehrend die Hände nach oben hielt.
Wobei ich ihm aber definitiv recht geben musste, auch, wenn es lediglich als Scherz gemeint war, doch sogar Zabini zeigte sich letzten Endes einsichtig und konzentrierte sich stattdessen vermehrt auf Ginny, die nur augenrollend den Kopf schütteln konnte.
„Was hältst du davon, wenn wir die beiden jetzt in Ruhe lassen und... in den Raum der Wünsche gehen bevor Sperrstunde ist?", kam es wenig später und nach einem kurzen Blick auf die Uhr flüsternd von eben dieser, womöglich, um zu verhindern, dass diese vergleichsweise friedliche Stimmung doch wieder kippen würde.
Oder aber - und das war meine Vermutung - weil sie mit ihm alleine sein wollte, um ihm ausführlich und in Ruhe zu erklären, was Sache war, ohne, dass ihr jemand dazwischenfunkte oder spöttische Kommentare von sich gab. Was ich durchaus verstehen konnte.
Allerdings reagierte und sagte keiner etwas darauf, nicht einmal Zabini, ich persönlich dachte mir nur meinen Teil und verfluchte mich im nächsten Moment für dieses Kopfkino, das daraufhin in meinem Gehirn herumspukte.
Sie griff nach seiner Hand und verflocht sie mit ihrer eigenen, als er ihr stumm und lediglich mit einem Nicken zustimmte, dann verabschiedeten sie sich und setzten sich schließlich in Bewegung, um die Tür anzusteuern und uns für diesen Abend alleine zu lassen.
„Übertreibt es nicht!", feixte Draco gut gelaunt in die Richtung seines besten Freundes, der daraufhin noch einmal innehielt und die Rothaarige anzüglich von oben bis unten musterte.
„Kann ich nicht versprechen." Mit einem durchtriebenen Grinsen auf den Lippen, verpasste er ihr einen sanften Klaps auf den Hintern, bevor er uns ein letztes Mal frech zuzwinkerte und gemeinsam mit Ginny, deren Augen stärker funkelten als jemals zuvor, das kleine Krankenzimmer verließ.
Und ich war nicht die Einzige, die erleichtert durchatmete, als die Tür geschlossen wurde und eine ruhige, angenehme Stille einkehrte.
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