72. | Lass mich dein Zuhause sein (2/3)
Hermines POV
„An sich eine schöne Idee, aber... ich bezweifle, dass meine Eltern an Weihnachten fremde Menschen bei sich haben wollen...", wisperte ich eine halbe Ewigkeit später, in der ich immer tiefer in ein dunkles, schwarzes Loch gefallen war.
In Wirklichkeit waren vielleicht ein, zwei Minuten vergangen, doch diese hatten sich gefühlt ins Unendliche gezogen und mein Herz Stück für Stück zerrissen.
Nichts als Verzweiflung und eine riesengroße Leere erfüllten mich in diesem Moment. Allein schon daran zu denken, war jedes Mal unendlich schwer für mich, aber die Tatsache, dass Draco nichts von alldem wusste, riss diese inneren Wunden, die ich durch den Verlust meiner Eltern davontrug, wieder auf. Und dieser seelische Schmerz war so unerträglich, dass ich am liebsten schreien wollte.
Mir wurde nämlich in eben diesem Augenblick bewusst, dass ich nicht umhinkommen würde, Draco über alles aufzuklären. Ich hatte keine Wahl. Ich musste ihm davon erzählen, ob ich wollte oder nicht. Und ob ich konnte oder nicht. Denn über etwas zu sprechen war oftmals noch viel schlimmer als nur darüber nachzudenken. Sobald man etwas aussprach, war es nämlich eine Tatsache, die Realität, und dieser wollte ich beim besten Willen nicht ins Auge sehen.
Meine vielen, wirren Gedanken ließen mich ganz vergessen, wo ich gerade war und warum ich mich überhaupt in dieser Situation befand, doch als mein Blick wieder klarer und schärfer wurde und einen äußerst verwirrt dreinblickenden Draco fokussierte, fiel es mir wieder ein. Unser Gespräch, seine Unwissenheit, meine Worte.
„Okay, d-das... also... ich versteh das natürlich, dass sie keine Fremden bei sich haben wollen, aber...", begann er stotternd und sichtlich verlegen, vermutlich, weil es ihm gewissermaßen peinlich war sich selbst eingeladen zu haben ohne erwünscht zu sein, doch so war es verdammt nochmal absolut nicht. Meine Eltern würden unbedingt und um jeden Preis den Freund ihrer Tochter kennenlernen wollen, das wusste ich.
Wenn sie denn noch wüssten, dass sie eine Tochter hatten...
„Irgendwann müssen sie mich doch kennenlernen, oder? Ich meine... ich bin dein Freund und... sind wir mal ehrlich; wenn sie mich erstmal kennenlernen und sehen, wie charmant ich bin, dann-"
„Ich hab nicht von dir geredet...", fiel ich ihm ruhig ins Wort, als er gerade dabei war seine Selbstgefälligkeit zurückzugewinnen, doch eben diese verschwand auf meinen Einwand hin wieder schlagartig.
Ich spürte, wie bereits die ersten Tränen in mir aufstiegen, wie ein kaputtes Schiff auf hoher See, das sich nach und nach mit Wasser füllte. Und ich war verdammt nochmal kurz vorm Ertrinken. All die Gefühle und Emotionen, die sich seit ihrem Verlust in mir angestaut hatten, schienen plötzlich gleichzeitig aus mir herauszubrechen und mich in einen Strudel zu ziehen, aus dem ich nie wieder herauskommen würde.
Und obwohl ich Draco an meiner Seite hatte, die mit Abstand liebevollste und fürsorglichste Person, die ich kannte, fühlte es sich gerade an, als könnte ich nie wieder glücklich sein.
„Von wem dann?"
Ich zuckte leicht zusammen, als ich sein sanftes Flüstern vernahm, das mich für gewöhnlich beruhigte und mir ein Kribbeln im Bauch bescherte, doch davon war ich gerade meilenweit entfernt. Diese Unruhe in meinem Inneren war unerträglich, zusätzlich zerrten die Ereignisse der letzten Tage gewaltig an meinen Nerven, wodurch ich vollkommen ausgelaugt, müde und entkräftet war. Und das, obwohl ich gerade stundenlang geschlafen hatte.
Nur mit größter Mühe schaffte ich es, meine schimmernden Augen auf Draco zu richten, der meinen Blick äußerst verwirrt erwiderte, bevor meine Sicht gänzlich verschwamm.
„Von mir.", wisperte ich, dann versagte mir die Stimme. Während sie das tat, brach ein ganzer Schwall von Tränen hervor, den ich nicht mehr länger zurückhalten konnte und der meine Wangen überflutete.
Ungehalten und ohne dass ich mich dagegen wehren konnte, schluchzte ich, wobei sich mein Herz und mein gesamter Brustkorb schmerzlich zusammenzogen. Auch das Atmen fiel mir immer schwerer, da ich nur noch schwer Luft bekam und jeder Atemzug zu einem harten Kampf wurde. Mein gesamter Körper verkrampfte sich und zitterte wie verrückt, als würde die Welt um mich herum von einem Erdbeben erschüttert werden und in sich zusammenbrechen. Als würden tonnenschwere Trümmer auf mich herabstürzen und mich begraben, bis ich eines qualvollen Todes sterben würde.
„Hey, w-was... was ist denn los?", hörte ich plötzlich, wie aus dem Nichts ein leises Flüstern, eine Stimme, die nur dumpf in meinen Ohren widerhallte und doch dafür sorgte, dass ich wieder aufhorchte. Ein weiteres Schluchzen verlautend, legte ich meine zitternden, eiskalten Hände über mein Gesicht und spürte, wie sich zwei Arme um mich schlangen, die mich vorsichtig an einen warmen Körper drückten.
„Hermine?", kam es erneut von dieser Stimme, von der ich wusste, dass ich ihr für gewöhnlich blind vertraute. Ich war mir auch durchaus darüber bewusst, wer bei mir war und mich zu trösten versuchte, doch mein Gehirn war derartig benebelt, dass ich gedanklich immer wieder abdriftete und mir erst wieder vor Augen führen musste, was gerade vor sich ging.
„Hab ich... irgendwas Falsches gesagt oder..."
Er brach ab, als ich langsam und so gut wie nur irgendwie möglich den Kopf schüttelte, um ihm diesen Gedanken ganz schnell wieder auszutreiben, denn nichts von alldem war auch nur ansatzweise seine Schuld. Er hatte auch definitiv nichts Falsches gesagt. Ganz im Gegenteil.
„Schhh... ganz ruhig.", redete er weiterhin beruhigend auf mich ein, als ich zum wiederholten Male schluchzte und mich Halt suchend in sein T-Shirt krallte, wobei es mich nicht gewundert hätte, wenn es gerissen wäre.
Fast schon krampfhaft versuchte ich mich gegen diese vielen, übermannenden Emotionen zu wehren, doch ich scheiterte und wurde immer wieder lawinenartig von ihnen überrollt und überwältigt. Ich wollte dagegen ankämpfen, indem ich mich verstärkt auf Draco konzentrierte und auf die vielen, sanften Küsse, die er stetig auf meine Stirn oder meinen Scheitel hauchte, was alldem auch nur bedingt Abhilfe schaffte. Dennoch gab ich mich dieser Geste hin und schloss erneut die Augen, in der Hoffnung, dass ich irgendwann, irgendwie zur Ruhe kam.
Unzählige Tränen und ein paar Schluchzer später, lag ich immer noch in Dracos Armen, den Kopf auf seiner Brust abgelegt, damit ich seinem etwas zu schnellen, aber regelmäßigen Herzschlag lauschen konnte. Das Zeichen, dass er lebte und diese grauenhaften, letzten Tage überlebt hatte. Eine Tatsache, die gerade das Einzige war, das mich beruhigen konnte. Sein Verlust wäre nämlich mindestens genauso schrecklich gewesen wie der meiner Eltern.
Sie waren zwar am Leben, aber dennoch fühlte es sich an, als wären sie gänzlich und ein für allemal von uns gegangen. Sie lebten am anderen Ende der Welt, hatten sich ihren größten Wunsch erfüllt und sich ein komplett neues Leben aufgebaut. Ein Leben, in dem ich keinen Platz mehr hatte. Weil ich für sie nie existiert hatte. Aber - und das war gerade mein einziger Trost - sie waren in Sicherheit. Das war das Wichtigste.
Inzwischen befand ich mich wieder im Hier und Jetzt, in der bittersüßen Realität (Draco war hierbei der 'süße' Part), und auch mein Gefühlschaos hatte ich wieder einigermaßen in den Griff bekommen. Diese Leere in meinem Inneren schwand ebenfalls immer mehr und wurde Stück für Stück mit der Liebe gefüllt, die ich durch meinen Draco zu spüren bekam. Seine rechte Hand streichelte zärtlich und beruhigend über meinen Rücken, mit der anderen kraulte er sanft durch meine Haare, in denen er zur Hälfte sein Gesicht vergraben hatte.
Erst eine gefühlte Ewigkeit später gelang es mir, einen tiefen und vergleichsweise ruhigen Atemzug zu nehmen, ehe ich mich ein kleines Stück von ihm löste und zu ihm aufsah, um in seine silbergrauen Augen zu blicken. Darin entdeckte ich eine große Unsicherheit und Besorgnis, die ich definitiv nicht sehen wollte, doch was hatte ich denn auch erwartet? Ich hatte minutenlang geweint und geschluchzt, ohne mich zu Wort zu melden oder ihm anderweitig zu erklären, was los war. Demnach war es ja irgendwie logisch, dass er sich Sorgen machte.
„Alles okay?", fragte er, wusste seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen aber ganz genau, dass dem natürlich nicht so war. Was ich ihm mit einem verzweifelten Kopfschütteln schließlich bestätigte.
„Was ist los, Süße?" Diese Fürsorge in seiner Stimme und seine schimmernden Augen ließen mein Herz dahinschmelzen wie warme Schokolade und mich einmal mehr darüber bewusst werden, wie glücklich ich mich trotz allem schätzen durfte. Ich hatte ihn an meiner Seite.
„Es ist...", begann ich zögerlich, hielt allerdings inne, da der Rest meiner Worte in meiner staubtrockenen Kehle zu ersticken drohte. Ich räusperte mich und versuchte dieses starke Brennen in meinem Hals zu ignorieren, konzentrierte mich hauptsächlich auf Draco und darauf, dass er mich auffangen würde, sollte ich erneut in dieses Loch fallen.
„Es ist wegen meinen Eltern." Um zu verhindern, dass meine Stimme ein weiteres Mal versagte, nahm ich mir ein paar Sekunden, um tief durchzuatmen und mich seelisch auf das vorzubereiten, was gleich folgen würde.
„Normalerweise würden sie sich unendlich freuen dich kennenzulernen und uns bei sich zu haben, es ist nur... wir können sie nicht besuchen, w-weil ich... weil sie nicht mehr wissen, dass es mich gibt." Ein brennendes Stechen durchzuckte mein Herz.
„Wie meinst du das?" Sichtlich ratlos und überfordert verzog er das Gesicht.
„Es ist... es ist so, d-dass ich... i-ich-"
„Hey...", fiel er mir ins Wort, umfasste dabei ganz sachte meine Wangen „Ich bin da, okay? Was es auch ist, ich bin für dich da." und küsste mich sanft auf die Stirn.
„Es ist so, dass... damals, als ich... b-bevor ich mich mit Harry und Ron auf die Suche nach den Horkruxen gemacht hab, ... zu der Zeit wurden unzählige Muggelfamilien getötet und... und w-weil ich als beste Freundin von Harry Potter unter Beobachtung stand und jeder wusste, d-dass ich... dass meine Eltern Muggel sind und..." Ich schluckte. „I-Ich hatte solche Angst um sie, dass ich... i-ich wollte ihnen dieses Leid einfach ersparen und... ich wusste ja nicht, ob ich diesen Krieg überleben würde und ob ich jemals zurückkehren würde, also... also hab ich..."
Ich nahm einen allerletzten, tiefen Atemzug, bevor der wohl schwierigste Satz, den ich jemals von mir geben würde, in einem heiseren Flüstern meine trockenen Lippen verließ.
„I-Ich hab ihre Erinnerungen an mich gelöscht."
Von dem Moment an, in dem ich diese Worte aussprach, vergingen vielleicht fünf, höchstens zehn Sekunden bis hin zu Dracos Reaktion, der ungläubig die Augen weitete.
Ich spürte regelrecht, wie ihm der Atem stockte und er sich am ganzen Körper verkrampfte, als würde er in eine Schockstarre verfallen und sich keinen Millimeter mehr bewegen können. Besagter Schock war ihm unverkennbar ins Gesicht geschrieben, das schlagartig kalkweiß geworden war und viel mehr dem einer Leiche glich als dem eines Menschen.
„D-Du hast was?!", stammelte er fassungslos, sichtlich darum bemüht zu verhindern, dass seine Kinnlade in die Tiefe stürzte und Bekanntschaft mit dem Boden machte.
Zähneknirschend presste er seinen Kiefer zusammen, sodass seine Wangenknochen verstärkt und markant hervortraten, ihn kränklich und abgemagert wirken ließen.
„Ich musste sie beschützen.", wisperte ich mit frischen Tränen in den Augen. „I-Ich konnte nicht zulassen, d-dass sie... ich hätte es mir niemals verziehen, wenn sie... w-wenn man sie meinetwegen getötet hätte und-"
„Schhh...", setzte er meinem Gestotter ein Ende und löste seine Hände von meinen Wangen, um mich wieder richtig in die Arme zu schließen und mich an seine Brust zu ziehen, gegen die ich mich ergeben sinken ließ.
„Was meinst du damit, dass du... ihre Erinnerungen an dich gelöscht hast? Also... was genau?", hakte er vorsichtig, fast schon schüchtern nach, vermutlich, weil er Angst hatte etwas Falsches zu sagen oder mich auf etwas anzusprechen, worüber ich nicht reden wollte, doch er verdiente die ganze Wahrheit. So schmerzhaft sie auch sein mochte.
„Alles... Alle Erinnerungen an mich und meine Existenz."
Ich beobachtete, wie er völlig überfordert nach Luft schnappte und immer wieder zum Sprechen ansetzte, doch er verstummte jedes Mal und konnte irgendwann nur noch den Kopf schütteln. Eine ganze Weile starrte er mich einfach nur an, vollkommen in sich gekehrt und ohne auch nur ein Wort zu sagen. Offenbar musste er diese Informationen erst verarbeiten und sich darüber bewusst werden, was das bedeutete.
„Das heißt also..."
„Würde ich vor ihnen stehen, dann... würden sie mich nicht erkennen. Sie wissen nicht mehr, dass es mich gibt und... dass sie eine Tochter haben.", vollendete ich seinen Satz, als er nicht den Anschein machte weiterzusprechen, doch genau diese Erklärung schien ihn endgültig aus der Fassung zu bringen.
Er wurde noch einen Tick blasser um die Nase, obwohl ich der festen Überzeugung gewesen war, dass das überhaupt nicht mehr möglich wäre, und ich konnte spüren, wie all seine Muskeln, die bis gerade eben noch angespannt waren, schlappmachten. Als würde er wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, diesem tobenden Sturm geschuldet, den ich mit dieser Wahrheit auf ihn abgefeuert hatte.
„Wie?", kam es nur mehr heiser aus seinem Mund, wie ein kleiner, kaum wahrnehmbarer Hauch, der mir entgegenwehte.
Und trotz allem formten sich meine Lippen zu einem Lächeln. Zu einem bedrückten Lächeln, dem jegliche Art von Fröhlichkeit fehlte, ausgelöst von dieser Ironie, die sich in diesem Moment in meine Gedanken schlich.
„Du weißt wie...", flüsterte ich atemlos. Denn wenn einer diesen Zauber kannte, dann Draco. Und eben diese Erkenntnis schien ihn gerade zu treffen wie ein Blitz.
„D-Du meinst..."
Noch während er sprach nickte ich, was ihn schockiert innehalten und verstummen ließ. Er musste auch gar nicht weiterreden, denn wir wussten beide, was er sagen wollte.
„Ich hab sie obliviiert.", erklärte ich dennoch, einfach, um es laut ausgesprochen zu haben. Vielleicht erhoffte ich mir dadurch auch, dass ich besser oder leichter damit abschließen könnte, ich wusste es nicht.
Daraufhin kehrte ein totenstilles Schweigen ein, das von nichts als dem kühlen Herbstwind gestört wurde, der draußen wehte und die hohen Glasfenster zum Klirren brachte. Ich konnte mein eigenes Herz in den Ohren schlagen hören und musste mit leichter Sorge feststellen, dass dieses mal wieder viel zu schnell und unregelmäßig klopfte, und sich einen Wettlauf mit Dracos lieferte.
Auf seinem Gesicht hatte sich inzwischen ein betrübter, gar schuldbewusster Ausdruck manifestiert, der mir einen imaginären Schlag in die Magengrube verpasste. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie schockierend diese Nachricht für ihn sein musste und was ihm gerade alles durch den Kopf ging, doch sein fassungsloser Blick und seine müden Augen sprachen Bände.
„D-Das ist..." Seine Stimme zitterte, als er offenbar versuchte die richtigen Worte zu finden, brach jedoch ab und nahm stattdessen einen tiefen Atemzug, während er sich frustriert und völlig neben der Spur über das Gesicht fuhr. „Hermine, ich... i-ich weiß nicht, was ich... was ich sagen soll, ich-"
„Schon okay.", besänftigte ich ihn, legte zusätzlich meine linke Hand an seine Wange und streichelte mit meinem Daumen über seine weiche, blasse Haut. Ein kleines, halb erzwungenes Lächeln zierte dabei meine Lippen, die nur wenige Zentimeter von seinen entfernt waren, das allerdings gänzlich verschwand, als sich eine einzelne Träne aus seinem Augenwinkel stahl.
„Es tut mir so unendlich leid.", wisperte er, dann folgte eine zweite und eine dritte Träne, die über seine Wangen kullerten, aber auf halbem Weg von mir aufgefangen und weggewischt wurden.
Es brach mir das Herz ihn so zu sehen, noch dazu, weil er absolut nichts dafür konnte und ihm demnach auch nichts leid tun musste. Es war damals meine Entscheidung gewesen, meine Eltern zu obliviieren und ich konnte es nicht mehr ändern. Ob ich es nun bereute oder nicht, ich konnte nicht rückgängig oder vergessen machen was passiert war.
„Das war übrigens auch der Grund warum ich... warum ich dich letztens gefragt habe, ob du einen Gegenzauber für den Obliviate kennst. Nicht, weil ich mich erinnern wollte, sondern... in erster Linie, damit ich meine Eltern zurückholen kann.", erklärte ich nach einer Weile des Schweigens, um diese doch recht bedrückende Stille zu durchbrechen, vor allem aber, um mir auch noch den Rest, der mich belastete, von der Seele zu reden. Ich wusste, Draco würde mir zuhören, für mich da sein, mich in seinen Armen halten und mich trösten, und eben diese Tatsachen beruhigten mich gerade.
„Warum hast du mir denn nicht schon früher davon erzählt?"
„Ich wollte uns damals nicht den Abend versauen. Ich meine... du hast ein perfektes Date organisiert und... da wollte ich uns die Stimmung nicht verderben." Ich versank in Gedanken und dachte an besagtes Date im Raum der Wünsche zurück. An diesen wundervollen Abend, den Draco für uns organisiert hatte. An den Strand, an dieses köstliche Essen, an unseren Tanz im Mondschein, an die kleine Box mit den Erinnerungen, die er mir geschenkt hatte. An meine Frage, ob er denn einen Gegenzauber für den Obliviate kannte. Und natürlich an seine Antwort, die mir damals wie heute den Boden unter den Füßen wegriss.
„Ich nehme mal an, dass du... immer noch keinen Zauberspruch kennst, der den 'Obliviate' aufheben kann, oder?", fügte ich nach einer weiteren kurzen Pause hinzu.
Ein paar Sekunden lang hatte ich tatsächlich Hoffnung, dass er vielleicht doch noch eine Idee hatte, wie er all das rückgängig machen und den Zauber aufheben könnte, doch eben diese Hoffnung starb, als er nach kurzem Überlegen frustriert und sichtlich mitgenommen den Kopf schüttelte.
„Nein.", nuschelte er und senkte betrübt den Blick. „Es gibt keinen Spruch."
Es gibt keinen Spruch.
Diese Worte und diese bittere Tatsache waren nicht wirklich überraschend oder unerwartet, und trotzdem erschütterten sie mich zutiefst. Erneut.
Diese Gewissheit, dass ich meine Eltern nie wieder sehen und nie wieder mit ihnen reden könnte, war einfach ein unerträglicher und mit nichts zu vergleichender Schmerz, der sich durch meinen ganzen Körper fraß. Wie ein Blitzschlag, der mich traf und dauerhaft durchzuckte, nur, dass ich am Leben blieb und diese Höllenqualen ertragen und aushalten musste.
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