69. | Am Ende des Tunnels (1/2)

Hermines POV


Zwei Tage nach diesem nervenaufreibenden Gespräch bei McGonagall und der Diskussion mit Ginny und Zabini im Krankenflügel, hatten sich meine Laune und mein Gemüt wieder ein wenig gebessert, anders als diese unendlich große Angst in mir, die sich im Laufe dieser 48 Stunden verdoppelt zu haben schien. 

An besagtem Tag hatten die beiden Streithähne noch etwa zwei Stunden bei mir und Draco verbracht, sich wider Erwarten nicht die Köpfe eingeschlagen, sondern sich wieder vertragen, anschließend hatten sie mich mit ihm alleine gelassen, damit ich mich ausruhen und ein wenig schlafen konnte, doch wie bereits in der Nacht zuvor, hatte ich kein Auge zumachen können.

Der Mittwoch verging ähnlich langsam und schleichend, am Nachmittag hatten wir erneuten Besuch von Ginny und Zabini bekommen, Madam Pomfrey kam jede Stunde vorbei und überprüfte sowohl Dracos als auch meinen Gesundheitszustand. 

Abgesehen von meinem enormen Schlafmangel und dem Schock, den ich so schnell nicht mehr loswerden würde, ging es mir den Umständen entsprechend okay. Und abgesehen von dieser panischen Angst, die nicht mehr schwinden wollte.

Heute war Donnerstag, was bedeutete, dass Draco noch einen Tag, noch exakt 24 Stunden hatte, um aufzuwachen, bevor man ihn auf die Intensivstation des St. Mungo verlegen würde.

Mein Albtraum würde Realität werden. Man würde ihn mir wegnehmen und ich könnte nicht mehr durchgehend bei ihm sein. Ich würde alleine in diesem Raum liegen müssen, unwissend, was gerade mit Draco geschah.

Ein Kloß in der Größe eines Kürbisses bildete sich in meinem Hals und schnürte mir die Kehle zu. Auch der Druck, der auf meiner Brust lastete, wurde immer größer und unerträglicher, ich spürte ein schmerzhaftes Stechen an der Stelle, an der sich mein schnell klopfendes Herz befand. Und all das lediglich der Vorstellung geschuldet meinen Draco in die Hände fremder Menschen übergeben zu müssen.

Ein sanftes Kribbeln durchfuhr die Fingerspitzen meiner linken Hand, als ich diese über seine Wange wandern ließ und die vielen, kleinen Kratzer darauf nachfuhr. Meine Lippen lagen auf seiner anderen Wange und küssten sich immer wieder hoch zu seiner Schläfe, seiner Stirn und wieder zurück, bis sie auf das Beatmungsgerät stießen, das unverändert über seiner Nase und seinem Mund lag.

Meine Augenlider wogen mal wieder Tonnen, was größtenteils daran lag, dass ich auch diese Nacht nicht länger als zwei oder drei Stunden geschlafen hatte. Mit jedem Schließen der Augen kehrten nämlich diese grausamen Albträume zurück, die hauptsächlich davon handelten, dass Draco erstochen, erschossen, erwürgt oder ertränkt wurde und ich nur völlig hilflos und machtlos danebenstand und dabei zusehen musste, wie er starb.

Mein Körper war inzwischen so geschwächt, dass jedes Aufstehen zur Qual wurde und ich mich nicht länger als ein paar Minuten auf den Beinen halten konnte. 

Was ich mir natürlich keineswegs anmerken lassen wollte und zu verstecken versuchte. 

Wenn Madam Pomfrey zum Beispiel ihre stündliche Visite vollzog, schloss ich des Öfteren die Augen, um sie in dem Glauben zu lassen, dass ich schlief, ähnlich wie bei Ginny und Zabini, wenn ich nicht motiviert genug für ihren Besuch und ihre damit verbundenen Zankereien war.

Gestern hatten die beiden McGonagall in ihrem Büro aufgesucht, um ihr unsere zweite Vermutung - Astoria Greengrass - mitzuteilen, der sie im Laufe der nächsten Tage zusammen mit Shacklebolt nachgehen wollte. 

Ansonsten waren wir nach wie vor völlig ratlos.


Inzwischen bahnten sich die ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch die hohen Fenster, außerhalb ertönte ein leises Vogelgezwitscher, welches das Ende dieser erneut schlaflosen Nacht ankündigte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade einmal 7:00 Uhr morgens war, doch das spielte ohnehin keine große Rolle. 

Ich hatte schon lange kein Zeitgefühl mehr und genau genommen hatte die Uhrzeit mich auch nicht sonderlich zu interessieren, wo ich doch sowieso auf unbekannte Zeit hierbleiben musste.

Allem voran gestern hatte mir gezeigt, wie lange ein einzelner Tag sein konnte und wie unfassbar langsam eine einzige Stunde oder eine einzige Minute vergehen konnte. Ich hatte durchgehend mit Draco gekuschelt und ihm aus einem der vielen Bücher vorgelesen, die Ginny mir vorbeigebracht hatte, in der Hoffnung, dass er etwas mitbekam oder gar meine Stimme erkannte und es unterbewusst als kleine Motivation sah, endlich aufzuwachen. 

Vergebens. Ich könnte vermutlich wie verrückt an ihm rütteln und ihm in betäubender Lautstärke ins Ohr schreien, und er würde nicht darauf reagieren. Doch solange er überhaupt am Leben war und das Herz in seiner Brust klopfte, konnte ich mich einigermaßen damit arrangieren. Bedauerlicherweise blieb mir ja auch nichts Anderes übrig.

Da Madam Pomfrey jeden Moment hereinkommen, kurz nach uns sehen und eine Stunde später mein Frühstück bringen würde, beschloss ich, eine Dusche zu nehmen und mich ein wenig frisch zu machen, da meine letzte schon wieder zwei Tage her war und ich mich ehrlich gesagt ziemlich vor mir selbst ekelte. Vor allem, da ich jedes Mal schweißgebadet aufschreckte, wenn ich doch mal für ein paar Minuten einnickte. 

Ganz vorsichtig robbte ich mich an den Rand des Bettes, stand langsam auf, um zu verhindern, dass mir - wie so oft in letzter Zeit - schwarz vor Augen werden würde, und tappte in Richtung Schrank, um frische Klamotten herauszuholen.

Bevor es an der Tür klopfte, womit sich die Medihexe ankündigte, war ich auch schon im Badezimmer verschwunden.

Völlig erschöpft und unkontrollierbar wackelig auf den Beinen drehte ich den Duschkopf auf und ließ das lauwarme, überwiegend jedoch kühle Wasser auf meinen Körper prasseln, der sich wie verrückt nach dieser Abkühlung sehnte. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf jeden einzelnen Tropfen, die gleichmäßig von meiner Kopfhaut bis zu meinen Füßen liefen und schließlich im Abfluss verschwanden.

Allerdings nur so lange, bis diese schrecklichen Bilder von Freitagabend und meine Albträume wieder die Oberhand meiner Gedanken gewannen und mich in ein tiefes, schwarzes Loch zu ziehen drohten. Um sicherzugehen, dass diese Ängste unbegründet waren, riss ich die Augen wieder auf und atmete erleichtert auf, als ich realisierte, dass ich nach wie vor im Badezimmer war. 

Ich spülte den Rest meines Shampoos aus, seifte mich nicht allzu gründlich mit meinem Duschgel ein und entfernte schließlich den ganzen Schaum von meinem Körper, damit ich es so schnell wie möglich hinter mir hatte. Nachdem ich noch meine Zähne geputzt, mich umgezogen und meine widerspenstigen Haare gekämmt hatte, um sie lufttrocknen zu lassen, schmiss ich die Handtücher in den Wäschekorb und ging zurück in das kleine Zimmer. 

Madam Pomfrey war inzwischen wieder verschwunden, hatte die leere Wasserkaraffe auf meinem Nachttisch aufgefüllt und Dracos Infusion gewechselt, ansonsten schien alles unverändert zu sein. 

Fast.

Ich wusste nicht, ob es nur Einbildung oder ein Wunschdenken von mir war, aber ich hatte das Gefühl, als wäre Draco nicht mehr ganz so blass und seine Haut somit nicht mehr ganz so leblos wie an den vergangenen Tagen. Allmählich sah er wieder wie früher und wie ein normaler Mensch aus. Aber wie gesagt... vielleicht war es auch einfach nur Einbildung.

Zurück auf dem Bett kuschelte ich mich sofort wieder an ihn, meine rechte Hand verflocht ich vorsichtig mit seiner linken, auf die ich ihm einen zärtlichen Kuss hauchte. 

Ich seufzte. Was würde ich nur dafür geben, dass er aufwachte, seine Arme um mich schlang und mich nie wieder losließ. Mich um den Verstand küsste und mir zuflüsterte, dass er mich liebte.

„Ich liebe dich.", war stattdessen ich diejenige, die diese drei magischen Worte über die Lippen brachte, die ich anschließend ganz sanft auf seine Stirn legte. 

Sie war nicht mehr ganz so erhitzt und fiebrig wie am Vortag oder an dem Tag, an dem Zabini mich zu ihm gebracht hatte, dennoch war seine Körpertemperatur nach wie vor ein wenig zu hoch. Was sich hoffentlich ebenfalls bald ändern würde.

Da ich vor dem Frühstück noch genügend Zeit hatte, schnappte ich mir mein Buch, klappte es an der Stelle auf, an der ich gestern Abend stehengeblieben war und legte es schließlich auf Dracos Brust ab, um weiterzulesen und ihn erneut indirekt daran teilhaben zu lassen, indem ich flüsternd daraus vorlas. Seine Hand ließ ich dabei keine Sekunde los.

Es war ein Roman aus der Muggelwelt, den ich vor einigen Jahren von meinen Eltern zu Weihnachten geschenkt bekommen und bereits an die zehnmal gelesen hatte. Dass Draco es kannte, war demnach so wahrscheinlich wie Schneefall im Sommer. Möglich, aber eine äußerst bizarre Vorstellung.

Doch es war viel mehr der Gedanke an meine Eltern, der gerade unaufhörlich in meinem Kopf herumspukte. 

Ob es ihnen gut ging? Ob sie glücklich waren? Ob sie mich vielleicht doch irgendwie vermissten? Zumindest unterbewusst? So, wie ich Draco all die Jahre unterbewusst, trotz des Vergessenszaubers vermisst hatte?

Die in mir aufsteigenden Tränen bemerkte ich erst, als eine einzelne auf das leicht vergilbte und bereits abgenutzte Papier des Buches tropfte. Die schwarze Tinte verschwamm an dieser Stelle, gänzlich, als ich den kleinen, salzigen Tropfen vorsichtig wegwischte.

Ich fragte mich immer wieder, ob meine damalige Entscheidung wirklich die richtige gewesen war. Ob es wirklich notwendig gewesen war, ihnen ihre Erinnerungen an mich zu nehmen. Ob sie diesen Krieg auch ohne diesen Zauber überlebt hätten. Hatte ich damals einfach zu voreilig und undurchdacht gehandelt?

„Miss Granger?", wurde ich plötzlich aus meinen tristen Gedanken gerissen. Madam Pomfrey.

„Alles in Ordnung?", fragte sie sichtlich besorgt, in ihren Händen hielt sie das hölzerne Tablett mit meinem Frühstück, das sie vorsichtig Richtung Bett balancierte.

Im ersten Moment war ich völlig überfordert, von der Tatsache, dass ich gerade total neben der Spur war, ganz zu schweigen, und verfiel demzufolge in nervöses Gestotter.

„Ich... ehm... J-Ja, ich... entschuldigen Sie, ich... es ist alles gut, ja.", log ich, wischte mir dabei kopfschüttelnd die tränenverschmierten Wangen trocken. 

Dass sie mir meine Worte keineswegs abkaufte, erkannte ich an ihrem wissenden Gesichtsausdruck, dafür, dass sie dennoch nicht weiter nachhakte, war ich ihr unausgesprochen dankbar. Es fiel mir nämlich nach wie vor unheimlich schwer über meine Eltern zu reden, alleine darüber nachzudenken versetzte mir tausende Stiche in mein Herz, das aufgrund ihres Verlusts auf ewig ein großes, schwarzes Loch haben würde.

Sie nickte nur, stellte das Tablett auf dem kleinen Nachttisch ab und reichte mir - wie jeden Morgen - die Tasse mit dem degoutanten Gemisch aus lauwarmem Tee und Heiltränken, was mich äußerst widerwillig dazu veranlasste, mich im Bett aufzurichten. Das Buch klappte ich zu, legte es zurück auf den Stapel und nahm letztlich das Getränk entgegen, dessen fürchterlicher Geruch genügte, um mir den Appetit zu verderben.

Dennoch führte ich es an meine Unterlippe - darum bemüht möglichst wenig einzuatmen - und kippte es in nur wenigen Schlücken herunter, bevor es mich unkontrollierbar und unbändig schüttelte. Dem folgte ein hektischer Griff Richtung Nachttisch, zu meinem halb vollen Wasserglas, das ich direkt nachschüttete, um diesen grausamen Geschmack wieder loszuwerden. Wir waren verdammt nochmal Zauberer, warum konnten wir Medizin nicht einfach genießbarer machen?!

Madam Pomfrey konnte über mein vor Ekel verzogenes Gesicht und dieses Szenario, das ich ihr gerade geboten hatte, nur schmunzeln, dann wurde sie wieder etwas ernster, nahm am Rand des Bettes Platz und legte behutsam ihre Hand auf meinen Hinterkopf.

„Wie geht es Ihnen heute?"

Na toll, wenn ich in diesem Moment etwas aus dem Weg gehen wollte, dann dieser Frage. Denn wie sollte es mir schon gehen, wenn mein Freund auf unbestimmte Zeit im Koma lag? Und dass ich nicht unbedingt das blühende Leben war, konnte wohl auch keiner bestreiten.

„Ganz okay.", lautete meine Antwort, die nicht ganz der Wahrheit entsprach. Das erzwungene Lächeln, das ich dabei auf meine Lippen zauberte, sorgte für einen kleinen, unangenehmen Krampf in meinen Wangen.

„'Ganz okay' sieht meines Erachtens zwar anders aus, aber..." Sie hielt kurz inne. „Sie haben schon wieder nicht geschlafen, oder?"

Man sollte meinen, dass meine tiefen, dunklen Augenringe eigentlich Antwort genug waren. Und dennoch...

„Ein, zwei Stunden vielleicht. Und selbst da bin ich nicht wirklich zur Ruhe gekommen."

„Verstehe.", nickte sie verständnisvoll. „Gibt es denn etwas, das ich für Sie tun kann?"

Ich schmunzelte bedrückt.

„Dafür sorgen, dass Draco aufwacht." Die erneut aufsteigenden Tränen schluckte ich weitestgehend herunter, wissend, dass sie darauf natürlich keinen Einfluss hatte und sowieso schon alles Mögliche tat, um Draco so gut es ging zu stabilisieren.

„Glauben Sie mir, wenn ich das könnte, wäre er bereits seit Samstagabend wieder auf den Beinen, aber-" „Ich weiß.", fiel ich ihr kleinlaut ins Wort. 

Dann herrschte erstmal Stille, die einen Moment anhielt, irgendwann jedoch so unangenehm und unerträglich war, dass ich mich räuspernd abwandte und es mir wieder auf Dracos Brust bequemmachte. Zudem verstärkte ich den Griff um seine weiche Hand, um mir erneut über seine Anwesenheit bewusst zu werden, die ab morgen Vormittag nur mehr eine Erinnerung sein würde. 

Meine Hoffnung, dass er noch vor dieser gesetzten Frist aufwachte, war inzwischen so gering, dass ich schon jetzt versuchte, mich damit abzufinden, dass man mich ab morgen wieder alleine und im Unwissenden lassen würde.

„Ich werde in zwei Stunden wieder kommen und nach Ihnen sehen, einverstanden? Vergessen Sie Ihr Frühstück nicht.", erinnerte mich die Medihexe an all die Speisen, die noch unberührt auf dem Tablett standen, ein letztes Mal streichelte sie mir über den Kopf, bevor sie den Raum verließ. 

Erst, als sie gänzlich verschwunden war, seufzte ich ernüchtert auf.

„Ich werde dir auf ewig beleidigt sein, wenn du mich hier alleine lässt!", raunte ich gegen Dracos Halsbeuge, an der ich abermals mein Gesicht vergrub.

Mein Frühstück war vergessen und um ehrlich zu sein hatte ich auch absolut keinen Appetit darauf. Ich hatte weder Hunger, noch die Motivation oder den Antrieb etwas zu tun. Alles war schwarz und leer, ich fühlte nichts mehr, hatte durchgehend das Gefühl unter Wasser zu sein. Nichts und niemand auf dieser vermaledeiten Welt konnte diese Leere in meinem Inneren füllen oder diese Schwärze daraus verbannen. Niemand außer Draco. 

„Draco, ich... b-bitte tu mir... den Gefallen und... b-bitte wach auf." Meine letzten Worte gingen in einem Schluchzen unter, das derartig schmerzhaft war, dass ich meinte, mein Herz würde in tausend Teile zerrissen werden. 

„Ich weiß d-du hast schon... so viel für mich getan, aber i-ich... ich will, d-dass du... endlich aufwachst und... ich brauch dich hier. Du hast es mir versprochen, Draco. Du hast mir versprochen, d-dass du... mich nie wieder alleine lässt und... bitte, Draco. Ich will dich nicht noch einmal verlieren."

Ein Welle aus salzigen Tränen brach aus meinen brennenden Augen, rauschte wie ein Wasserfall über meine Wangen und überflutete Dracos weiche, blasse Haut.

„Ich liebe dich, mein kleiner Drache.", wisperte ich vollkommen aufgewühlt, meine zitternden Lippen kämpften sich zu seinem Hals vor und hinterließen dort einen liebevollen Kuss, in den ich all den Schmerz und all die Verzweiflung der letzten Tage, aber auch all meine Leidenschaft und Liebe steckte.

Und als wären diese Geste, diese Worte, sowie dieser eine, hauchzarte Kuss schon die ganze Zeit über die Erlösung und das Heilmittel für dieses unendlich große und schmerzhafte Leiden gewesen, spürte ich plötzlich, wie der Druck um meine Hand zunahm.

Aber das war unmöglich.

Es sei denn...

Ich versteifte mich augenblicklich am ganzen Körper. 

Von Kopf bis Fuß war ich höchst angespannt, wirkte somit dem Zittern entgegen, für das meine verkrampften Muskeln verantwortlich waren. 

Das konnte keine Einbildung sein. Das durfte keine Einbildung sein.

Vorsichtig, auf jede noch so kleine Bewegung achtend, zog ich meine Hand zurück, um sie von Dracos zu lösen, doch eine Kraft, die definitiv nicht von mir ausging, hielt mich auf.

Nur ein Traum, versuchte ich mir einzureden, doch wenn es ein Traum war, ... warum spürte ich dann den wechselnden, aber immer stärker werdenden Druck um meine Hand?

Nur am Rande bekam ich mit, dass dieses Piepsen, das ich innerhalb der letzten Stunden relativ gut hatte ausblenden und ignorieren können, mit einem Mal immer schneller und hektischer wurde, vollkommen außer Kontrolle geriet und sich zu überschlagen schien.

Auch mir klopfte das Herz bis zum Hals, lieferte sich ein rapides Wettrennen mit dem von Draco und ließ meinen Brustkorb erschüttern wie ein marodes Haus während eines Erdbebens. Ich war wie versteinert, auch das Atmen fiel mir immer schwerer und ich weigerte mich, meine Augen zu öffnen, um zu sehen, was los war. 

Ich hatte nämlich panische Angst. Davor, dass es doch nur ein Traum oder Einbildung war. Dass Dracos Zustand wieder schlechter wurde. Oder dass er noch tiefer ins Koma fiel. 

Vor allem aber davor, dass er aufwachte.

Was absolut absurd klingen mochte, wenn man bedachte, dass ich mir seit Tagen nichts sehnlicher wünschte, doch... wenn dem wirklich so war und er tatsächlich jeden Moment zu Bewusstsein kam, dann war ich mir nicht sicher, ob ich diesem Tsunami an Emotionen in meinem derzeitigen, geschwächten Zustand standhalten könnte. Vermutlich nicht.

Und ich sollte recht behalten, denn als ich meinen allerletzten Mut zusammenkratzte, einen tiefen Atemzug nahm, mich mit letzter Kraft nach oben stemmte, um in Dracos Gesicht blicken zu können, und schließlich bei seinen zitternden Augenlidern hängenblieb, durchfluteten derartig viele, verschiedene Gefühle meinen Körper, dass mir kurzzeitig komplett schwarz vor Augen wurde und ich meinte in Ohnmacht zu fallen. 

Er wacht auf.

Draco wacht endlich auf.


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