60. | Zwischen Illusion und Wirklichkeit (2/2)

Hermines POV


„BITTE WAS?!" Das konnte unmöglich Ginnys Ernst sein. Ich konnte unmöglich mehr als zwei Tage lang geschlafen haben. 

Dennoch nickte sie sichtlich verlegen, bemühte sich dabei um ein aufmunterndes Lächeln.

„Nachdem du eineinhalb Tage lang komplett ausgeknockt und bewusstlos warst, bist du gestern Vormittag für ein paar Minuten wach gewesen, aber... dann hast du... immer wieder... 'Draco' gerufen und... dann hast du wieder das Bewusstsein verloren."

Sie wurde zum Ende hin immer leiser, ihre Worte waren nicht mehr als ein sanfter, kaum wahrnehmbarer Windhauch, doch ab dem Moment, in dem sie Draco erwähnte, schaltete mein Gehirn komplett ab, meine Ohren machten zu und ich vergaß schlagartig alles, was sie zuvor gesagt hatte.

https://youtu.be/Flsw58Zn7Oo

(Lied-Empfehlung zum Weiterlesen)


Mir war egal, was mit mir war. Das Einzige, das mich gerade interessierte, war Draco. 

Mein wundervoller Draco.

„Wo ist er?" Meine feuchten Augen fesselten die von Ginny, die sich auf meine Frage hin merklich anspannte und vorsichtig zu Zabini schielte, der in Zeitlupe den Kopf schüttelte und ganz bewusst meinen durchbohrenden Blicken auswich.

„Wo ist Draco?", wiederholte ich, meine Stimme zitterte, ich spürte einen riesengroßen Kloß in meinem Hals und ich meinte, mich jeden Moment übergeben zu müssen.

Das Piepsen des Monitors wurde wieder lauter, hektischer, unregelmäßiger, mein Puls drohte erneut außer Kontrolle zu geraten.

„Bitte nicht! Ganz ruhig, Mine." Ginny zog mich noch näher zu sich heran, gab mir einen sanften Kuss auf den Scheitel, während eine ihrer Hände beruhigend über meinen Rücken streichelte. „Es wird alles gut, okay? Versprochen. Aber zuerst musst du wieder zu Kräften kommen."

„Nein.", winselte ich, vergrub mein Gesicht gänzlich in ihrer Halsbeuge und ließ meinen Tränen erneut freien Lauf, sodass diese unaufhaltsam über meine Wangen rauschten und schließlich auf ihre weiche Haut tropften.

„Malfoy würde nicht wollen, dass du jetzt aufgibst. Wenn du ihn wirklich liebst, dann... musst du stark bleiben und durchhalten. Bitte. Das wird wieder."

„Nichts wird wieder! Ich hab ihn verloren! Ich hab ihn verdammt nochmal verloren, obwohl er mir versprochen hat bei mir zu bleiben! Er ist tot! E-Er ist t-tot u-und... er ist weg! Er ist für immer w-weg und... er hat m-mich allein gelassen! Wie soll jemals wieder alles gut werden?! I-Ich k-kann das nicht! I-Ich k-kann n-nicht-t m-m-"

Ich verkrampfte mich wie verrückt, als diese Worte aus meinem Mund sprudelten, was Ginny sofort zu besänftigen versuchte, indem sie beruhigend über meinen brünetten Schopf streichelte und mich sanft in ihren Armen wog, doch damit bewirkte sie bedauerlicherweise überhaupt nichts.

Mein Bewusstsein schwand immer mehr, ich vernahm nur noch ein lautes Rauschen in meinen Ohren, mein Kopf stand kurz vorm Explodieren und mein Körper kämpfte noch immer gegen diese Flammen an, die mein Inneres und meine Seele niederbrannten.

Mein linker Unterarm pochte und schmerzte wie verrückt, ich bildete mir sogar ein, jeden einzelnen darin eingeritzten Buchstaben spüren zu können.

Wäre ich damals im Malfoy Manor doch einfach gestorben. Gezeichnet als das, was ich nun mal bin. Ein Schlammblut. 

ICH sollte tot sein. Nicht Draco.

Er hatte es nicht verdient zu sterben. Er hatte sein Leben lang nur gelitten und Höllenqualen ertragen müssen. Er hätte es verdient endlich glücklich zu werden, doch diese Chance war ihm durch Ron verwehrt worden.

Ein stechender Schmerz durchfuhr die Narbe auf meinem Unterarm, ein dumpfes Echo drang von weit weg an meine Ohren, die komplett dichtmachten und sämtliche Töne und Schallwellen abwehrten.

Nur langsam kehrte mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung zurück, beides verabschiedete sich immer wieder für ein paar Sekunden, mein Gehirn war völlig überfordert damit, die unzähligen Sinneseindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten, recht deutlich spürte ich jedoch die zwei Hände, die sich plötzlich um meine beiden Handgelenke schlossen.

Ich wollte mich losreißen, mich wieder frei bewegen können und dieser verfluchten Situation entfliehen, doch ich wurde immer wieder zurückgehalten, wieder auf das Bett gedrückt und meiner Bewegungsfreiheit beraubt.

Meine rechte Hand krallte sich in etwas, das nachgiebig und weich, aber seltsam zäh war. An meinen Fingerspitzen und meinen Nägeln spürte ich etwas Dickflüssiges, das über meine Hand in Richtung Arm lief.

Ich öffnete meine flackernden Augen, richtete diese auf die besagte Stelle und entdeckte schließlich nichts als die Farbe Rot.

Blut.

Zähes, dickflüssiges, dunkelrotes Blut, das sich auf meiner rechten Hand, meinem linken Unterarm, meinem Bett, meiner weißen Decke und dem weißen Laken verteilte.

„-ne!" Eine einzelne und völlig zusammenhanglose Silbe ertönte, ich wollte aufhorchen und wieder zu Bewusstsein kommen, doch es gelang mir nicht.

Mir wurde immer wieder schwarz vor Augen, schwindelig und der Schmerz in meinem Arm immer größer. Ich spürte regelrecht, wie das heiße Blut aus meiner Narbe quoll, meinen Unterarm überflutete und meine dünne, sensible Haut in Brand setzte.

So musste sich Draco gefühlt haben, als er von Ron mit dem 'Sectumsempra' angegriffen worden war, bis er langsam, elendig und äußerst qualvoll an den unzähligen, tiefen Schnitten verblutet war.

Ich krallte mich noch fester in mein Fleisch, kratzte die Wunde immer weiter, immer tiefer auf, ein höllischer Schmerz durchfuhr mich und ließ mich laut aufschreien.

„-mine!"

Ständig drangen irgendwelche abgehackten Wörter und Silben an meine Ohren, ich konnte sie niemandem zuordnen, nicht logisch verknüpfen und demnach nicht herausfinden, was es damit auf sich hatte, doch mehr als deutlich vernahm ich plötzlich einen lauten Knall, der wie das Aufschlagen einer schweren Tür klang und mich zusammenzucken ließ. 

Dieses Geräusch vermischte sich mit verschiedenen Stimmen, in allen möglichen Tonlagen, und diesem verdammten Piepsen, das sich kurzzeitig überschlagen hatte, inzwischen jedoch durchgehend, monoton und ohne Pause ertönte. 

So, wie ich es mir erhofft hatte.

Ich fragte mich, ob ich endlich tot war, in einer Zwischenwelt feststeckte oder einfach nur erneut das Bewusstsein verlor, doch wie sich wenig später herausstellte, war keine meiner Vermutungen korrekt. 

Die kleine Klammer des vermaledeiten Pulsmessgerätes, die bis eben noch mit meinem rechten Zeigefinger verbunden gewesen war, hatte sich dadurch, dass ich mich derartig fest in meinen Arm gekrallt hatte, gelöst und hatte die Kontraktionen meines Herzens demnach nicht mehr messen können.

Der Griff um meine beiden Handgelenke wurde immer stärker, eine mir unbekannte Kraft versuchte, diese voneinander zu trennen, was ihr nach einem kurzen, aber anstrengenden Kampf schließlich gelang. 

Ich wollte mich wehren, selbst entscheiden, was mit meinem Körper passieren würde und diesen Höllenqualen ein endgültiges Ende setzen, doch auch diese Entscheidung wurde mir abgenommen und ich wurde gegen meinen Willen festgehalten und auf die weiche Matratze gedrückt.

„Schhh... -s... w-d... -l-s... g-t."

Ich konnte kein einziges Wort verstehen, mein Kopf flog unkontrollierbar von der einen auf die andere Seite, dieses grausame Piepsen kehrte zurück, das hektischer und schneller war als jemals zuvor.

Etwas Warmes legte sich auf mein Gesicht, streichelte sanft über meine Wangen, im Kontrast dazu spürte ich etwas Kaltes auf meinem linken Unterarm, das fürchterlich brannte und mich ein weiteres Mal aufschreien ließ.

Ich biss die Zähne zusammen, hörte das leise Knirschen, das diese verursachten und verkrampfte mich am ganzen Körper, der gerade auf Hochtouren lief und völlig überfordert mit allem war.

Eine riesengroße Panik überkam mich, als sich etwas über meine Nase und meinen Mund legte, das die Kontrolle über meine Atmung übernahm, es mir gleichzeitig jedoch erleichterte. Sie wurde regelmäßiger, weniger hektisch und deutlich ruhiger, ohne dass ich Einfluss darauf hatte oder es steuern konnte.

Ich versuchte angestrengt meine Augen zu öffnen, um herauszufinden, was gerade vor sich ging, doch ich scheiterte kläglich und konnte mich nur weiterhin auf meine Sinne verlassen und mir selbst logische Erklärungen hierfür zusammenreimen.

Der brennende Schmerz meiner Narbe schwand allmählich, wurde fast erträglich und ich spürte, dass eine Art Stoff darumgewickelt wurde, nachdem eine fremde Hand mehrere Sekunden oder gar Minuten lang mit etwas Weichem über die Wunde gestrichen hatte.

„-ne?"

Ich spürte etwas Kühles auf meiner Stirn, die in Flammen zu stehen schien und vor sich hin glühte, während etwas über meine Haare streichelte und mir einige meiner verschwitzten Strähnen aus dem Gesicht strich.

„D-Drac-co." Meine Stimme war rau, äußerst kratzig und mein gesamter Rachen brannte, ich schüttelte den Kopf, die Dunkelheit kehrte zurück und umschlang mich wie eine eiskalte Hülle, als ich dieses eine Wort aussprach.

„D-Draco.", wiederholte ich, dieses Mal etwas lauter und deutlicher, doch es erstickte zum Ende hin in einem leisen Schluchzen.

Ein intensives, glänzendes Grau tauchte vor meinem inneren Auge auf, das schlagartig meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog und mich derartig fesselte, dass ich mich ausschließlich darauf konzentrierte. Hinzu kamen weißblonde Haare, die zu einem blassen Gesicht und diesen wunderschönen, eisgrauen Augen gehörten und in Kombination mit diesem liebevollen Lächeln das Einzige war, dem ich gerade Beachtung schenken wollte.

Ich wusste, dass es nur eine Illusion, nur ein Traum war, doch es war genau das, was ich mir für die Wirklichkeit wünschte. Für meine Zukunft, die seit Freitagabend eine ganz andere Richtung einschlug.

„-s... w-d... -ls...g-t."

Er hat keinen Puls mehr.

Draco ist tot.

„Draco." Heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen, drohten mich zu ertränken und mich zu verbrennen, als sie sich lösten und über meine Wangen liefen.

So schnell sie gekommen waren, lösten sie sich jedoch wieder auf, irgendetwas fing sie auf und trocknete meine Haut.

„Schhh. -s... w-rd... -les... g-t. -r l-bt."

Zwei Arme legten sich um mich, drückten mich sanft und äußerst vorsichtig an einen warmen, zierlichen Körper. Zeitgleich wurden die unzähligen Stimmen in meinem Kopf immer lauter, deutlicher, verständlicher, dieses Rauschen in meinen Ohren hingegen wurde immer leiser und löste sich zunehmend auf.

„Es w-rd -lles g-t."

Draco ist tot.

„Er ist-t t-tot.", schluchzte ich mit letzter Kraft, inzwischen rauschten die Tränen wie ein Wasserfall über meine Wangen.

„N-n. -r l-bt."

Er hat keinen Puls mehr.

„D-Draco ist-t t-"

„Schhh. Ruhig, Granger.", fiel mir eine tiefere, dunklere Stimme ins Wort. Die von Zabini, der mich ebenfalls umschlang, mir sanft über den Kopf streichelte.

„Er ist nicht tot."

Er ist tot.

„Draco lebt."

Draco ist tot.

„Es wird alles gut."

Nein.

„Mr. Malfoy lebt." Eine weitere Stimme ertönte. Eine weibliche, mir relativ unbekannte, jedoch äußerst beruhigende Stimme. 

Eine Stimme, die schlagartig und wie auf Knopfdruck diese bösen Gedanken aus meinem Kopf vertrieb.

Er ist nicht tot.

Es wird alles gut.

Mr. Malfoy lebt.

Draco... lebt?

Mit einem tiefen, lauten und halb erstickten Atemzug schreckte ich auf, ich riss die Augen auf, die sofort von der Farbe Weiß überströmt wurden, und krallte mich in die Bettdecke, die sich mit einem Mal wie ein leichtes, seidiges Tuch anfühlte. Wie eine Wolke, die mich umschloss und meine Haut streichelte.

Generell fühlte ich mich mit einem Mal vollkommen befreit. Als würde ich schweben, immer höher und höher, die Sorgen und Ängste, die eine Last waren und mich nach unten zogen, ließ ich zurück.

Er ist nicht tot.

Diese vier Worte waren wie das lang ersehnte Licht am Ende eines endlos erscheinenden, pechschwarzen Tunnels.

Draco lebt?

Tränen stiegen in mir auf.

Zeitgleich hörte ich, wie das Piepsen wieder ruhiger und gleichmäßiger wurde, ansonsten war es still. Totenstill. Die vielen Stimmen, die ich vor wenigen Sekunden noch vernommen hatte, waren plötzlich vollkommen verstummt.

Draco ist nicht tot.

Dieser unendliche Schmerz in meiner Brust wurde immer weniger, der Knoten in meiner Kehle löste sich langsam, das Zittern meines Körpers schwächte allmählich ab.

Einzig und allein der Druck, der auf meiner Nase und meinem Mund lastete, blieb beständig und unverändert, wurde sogar noch stärker.

Ich hob vorsichtig die Hand, führte sie an mein Gesicht und stieß letztlich auf etwas, das sich wie Plastik oder Kunststoff anfühlte, daran war ein dünner Schlauch befestigt, doch ich hatte nicht die geringste Ahnung, was es damit auf sich hatte. 

Ich merkte nur, wie es dafür sorgte, dass meine Atmung ruhiger und gleichmäßiger wurde. Etwas, das ich jedoch selbst steuern und über das ich selbst entscheiden wollte. Ich wollte es wegreißen und mich davon befreien, da es mich beengte und äußerst unwohl stimmte, doch ich wurde zurückgehalten.

Eine Hand legte sich auf meine eigene, ich zuckte erschrocken zusammen, meine Augen schnellten so rasch wie nur möglich zu der Person, die leicht über mich gebeugt war und mit einem sanften Lächeln auf mich herabsah.

Madam Pomfrey.

Meine Sicht verschwamm ein wenig, ich konnte ihre Silhouette nur noch erahnen, doch sie strahlte dennoch eine derartige Ruhe aus, dass mein Argwohn immer kleiner wurde.

Trotz allem war ich nach wie vor völlig überfordert und überrumpelt, ich wusste nicht mehr, was ich noch glauben konnte und was nicht, doch diese Erkenntnis, die ich soeben erlangt hatte, rückte alles andere in den Hintergrund.

Draco lebt.

Ich wusste nicht, ob diese Aussage der Wahrheit entsprach oder ob sie nur wieder ein Wunschdenken, ein Traum oder eine Illusion war, doch in meinem Inneren breitete sich ein wohlig warmes Kribbeln aus, das mich immer mehr von der Wirklichkeit überzeugte.

„Wo ist er?", presste ich mit letzter Kraft hervor, das fürchterliche Brennen in meinem Rachen ignorierend.

Ich musste mich von dieser unvorstellbaren Behauptung selbst überzeugen und das war nur möglich, wenn ich Draco zu Gesicht bekam. Wenn ich sah, wie er atmete und spürte, wie sein Herz schlug.

Immerhin hatte ich es doch mit eigenen Augen gesehen. Er war verblutet. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Er war gestorben. Er konnte nicht mehr leben.

Er hat keinen Puls mehr.

Draco ist tot.

„Er ist tot.", wimmerte ich, ohne die Antwort von Madam Pomfrey auf meine zuvor gestellt Frage abzuwarten, doch sie führte sofort ihre Hand an meine Wange, trocknete diese und bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln, das mir in Kombination mit ihrem Kopfschütteln wieder ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung gab.

„Er ist nicht tot."

„D-Doch, er... ist t-tot, e-er... R-Ron Weasley hat... er hat ihn... angegriffen und... getötet und... e-er hat ihn mir weggenommen, ich... hab m-meinen D-Draco verloren, e-er ist t-tot."

„Er ist nicht tot, Mine. Er lebt.", ertönte wie aus dem Nichts eine zweite Stimme - die, meiner besten Freundin Ginny - die ich komplett vergessen und ausgeblendet hatte, jedoch nach wie vor an der Brust von Zabini kuschelte, der sie in seinen Armen hielt, als würde er einen wertvollen Schatz bewahren.

„Wo ist er?", fragte ich ein weiteres Mal, ich versuchte möglichst bedrohlich zu wirken und hielt es nicht mehr aus, noch länger im Unwissenden gelassen zu werden.

Die Augen von Madam Pomfrey, meiner besten Freundin und Zabini suchten und fanden sich, jeder von ihnen hatte das gleiche, wehmütige Lächeln auf den Lippen. Ohne ein Wort zu sagen, sahen sie einander an, sie ließen ihre Blicke sprechen, doch diese Sprache beherrschte ich gerade nicht. Dafür fehlte mir die nötige Information.

„Weißt du, Mine... Es... es ist so, d-dass-"

„Ginny, bitte! Sag mir wo Draco ist, i-ich... b-bitte! Ich m-muss wissen wo er ist und... ich m-muss zu ihm u-und-"

„Schhh... ruhig, Miss Granger.", unterbrach mich die Medihexe, sie setzte kurz darauf erneut zum Sprechen an, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen.

„Wo ist Draco?"

„Miss Granger, Sie sollten-"

„WO IST ER?!" Mein Geduldsfaden war endgültig und ein für alle Mal gerissen, ich hatte keine Lust mehr auf dieses Spiel und diese Geheimnistuerei. Ich musste auf der Stelle wissen, wo Draco war und was mit ihm passiert war, nachdem ich im 'Drei Besen' das Bewusstsein verloren hatte.

Ich war mir darüber bewusst, dass es nicht gerade höflich und hilfreich war, Madam Pomfrey derartig anzuschreien, und ehrlich gesagt war ich selbst ganz überrascht, dass ich überhaupt etwas von mir geben konnte.

Eine Stille kehrte ein. Eine äußerst bedrückende, gefühlt ewig andauernde Stille, die einzig und allein durch dieses dämliche Piepsen unterbrochen wurde.

Ich presste meinen Kiefer gefährlich fest zusammen, meine Zähne knirschten dabei lautstark und schienen jeden Moment zu zerbrechen.

„Na schön.", resignierte die Heilerin endlich, ein ergebenes Seufzen verließ ihren Mund, als sie sich das Einverständnis von Ginny und Zabini holte, bevor sie einmal tief durchatmete und mich mahnend ansah.

„Wenn Sie wissen wollen, was mit ihm passiert ist, sollten Sie mir zuhören. Und mich nicht mehr unterbrechen! Verstanden?"

Ich nickte, spürte und hörte, wie mein Herzschlag an Schnelligkeit gewann, dieses Mal vor Aufregung und Nervosität. 

Sie trat noch näher an mich heran, beugte sich über mich und entfernte ganz vorsichtig das Atemgerät, das bis gerade eben noch den Großteil meiner Atmung kontrolliert hatte und mir zuvor dieses beklemmende, einengende Gefühl gegeben hatte. Nachdem sie es beiseitegelegt hatte, setzte sie sich zu mir aufs Bett, wo sie vorsichtig meine rechte Hand nahm und beruhigend über meinen Handrücken streichelte.

„Es stimmt. Mr. Malfoy lebt."

B-Bei Merlins Bart, d-das... 

Wenn das ein Traum ist, dann lass mich bitte nie wieder aufwachen.

„Wie genau er überlebt hat und was in den letzten Tagen passiert ist, werden Ihnen Miss Weasley und Mr. Zabini noch in Ruhe erklären. Für den Moment aber kann ich Sie etwas beruhigen und Ihnen sagen, dass er... am Leben ist."

Draco lebt.

„Wo ist er?", hakte ich zum gefühlt tausendsten Mal nach, meine eigentliche Frage war damit nämlich noch immer nicht beantwortet. Nach einem letzten Blick auf Ginny und Zabini, die beide zustimmend mit dem Kopf nickten, lenkte sie ihr Augenmerk wieder auf mich, ein besorgter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.

„Miss Granger... Es ist so, dass er-"

„WO ist er?!"

Ein betrübtes Seufzen verließ ihren Mund. „Er ist derzeit nicht ansprechbar. Er ist nicht bei Bewusstsein."

„Was soll das heißen?", verlangte ich zu wissen und spürte, wie mein Mund staubtrocken wurde. 

Eine Antwort blieb jedoch aus.

„Was ist mit ihm?"

Immer noch keine Reaktion.

„Ich will jetzt sofort wissen, was mit Draco ist!", schrie ich schon fast, das Blut in meinen Adern kochte über, drohte aus mir herauszubrechen wie heißes Magma aus einem aktiven Vulkan.

Madam Pomfrey wich nach wie vor meinen Blicken aus, schielte verlegen zu Boden, zu Ginny, zu Zabini und wieder zurück. Dann hob sie langsam den Kopf, ihre plötzlich glasigen Augen suchten meine und scheiterten bei dem Versuch mich zu beruhigen. 

Denn nach ihren nächsten Worten wusste ich nicht, ob ich mich nun freuen oder doch lieber in Ohnmacht fallen sollte.

„Er liegt im Koma."


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