58. | Inferno (2/2)
Hermines POV
„DRACO!", schrie ich geschockt und stürzte mich völlig kopflos auf meinen Freund, der sich keinen Millimeter mehr bewegte.
Überall um mich herum ertönten empörte Aufschreie, irgendwo zerbrach ein Glas und generell entstand plötzlich eine riesengroße Unruhe.
Madam Rosmerta erwachte als eine der ersten aus ihrer Schockstarre, gefolgt von Zabini und Harry, die allesamt auf Ron losgingen und ihn festhielten. Er wehrte sich mit aller Kraft, zappelte und strampelte mit den Armen und Beinen, und ich fragte mich, was aus ihm geworden war.
Noch vor ein paar Monaten war er mein Freund gewesen, jahrelang zuvor einer meiner besten Freunde, fast schon wie ein Bruder.
Und nun war er zu einem gewalttätigen und tobsüchtigen Monster mutiert, das seiner Eifersucht zufolge unschuldige Menschen quälte.
Ich umfasste Dracos Gesicht, das mit roten und blauen Flecken, sowie mehreren Wunden und Kratzern übersät war, und beugte mich beschützend über ihn. Meine Augen musterten jeden Zentimeters seines Körper, der sichtlich schwach und entkräftet war, was mich nach allem noch nicht einmal wunderte.
Er musste dringend und so schnell wie möglich zu Madam Pomfrey, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Die Tatsache, dass er bewusstlos war und die Wahrscheinlichkeit beim Apparieren zu zersplintern viel zu hoch war, machte die Sache nämlich um einiges schwieriger und riskanter.
Er wirkte beinahe leblos, um nicht zu sagen tot, doch seine flackernden Augenlider, seine unregelmäßige Atmung und sein schneller Puls deuteten glücklicherweise darauf hin, dass er noch am Leben war.
Ich klopfte immer wieder gegen seine Wange, sprach ihm immer wieder gut zu und hauchte ihm immer wieder sanfte Küsse auf die Stirn, doch er reagierte nicht.
Meine Wut vermischte sich mit Panik und beides wurde mit jeder weiteren Sekunde immer stärker und in unsägliche Höhen katapultiert. Ich musste stark an mich halten, mich nicht auf Ron zu stürzen und ihn mit einem Zauber außer Gefecht zu setzen oder ihn mit dem Todesfluch niederzustrecken, doch ich widerstand diesem inneren Drang und beobachtete, wie Madam Rosmerta, Harry und Zabini ihn Richtung Tür schleppten, was sich aufgrund seines Zappelns jedoch sichtlich schwierig gestaltete.
Ginny kam mir zu Hilfe und half mir dabei, Draco etwas nach oben zu ziehen, damit er aufrecht saß, doch sein Körper, der vollkommen erschlafft und dadurch umso schwerer war, sackte immer wieder zurück zu Boden.
Daher kniete ich mich hinter ihn, legte seinen Kopf auf meinen Beinen ab und streichelte durch seinen blonden Schopf und über sein blasses Gesicht, auf das vereinzelt meine Tränen tropften, die ich nicht mehr länger zurückhalten konnte.
Selten hatte ich mich derartig aufgeschmissen und unbeholfen gefühlt wie in diesem Moment, noch nicht einmal während der Horkruxjagd oder dem Aufenthalt im Malfoy Manor.
„Hör endlich auf und verpiss dich von hier!", keifte Zabini, als Ron sich erfolgreich von ihm losgerissen hatte und die anderen beiden ihn nur mit größter Anstrengung zurückhalten konnten.
Es war mir nach wie vor ein Rätsel, wie tobsüchtig und aggressiv der Rotschopf plötzlich war, denn er war jahrelang ein Tollpatsch, ja fast schon ein Schwächling gewesen, doch davon fehlte nun jede Spur.
Ein weiterer, lauter Knall ertönte, gefolgt von einem lauten Poltern, als auch Madam Rosmerta und Harry von ihm weggerissen und gegen die Wand geschleudert wurden, sodass er wieder ohne zurückgehalten zu werden auf Draco und mich zusteuern konnte.
Als Ginny sich darüber bewusst wurde, sprang sie auf und ging auf ihren Bruder los, um ihn aufzuhalten, doch er schubste sie gewaltsam und unbeeindruckt weg. So, als wäre sie wertlos oder Abfall.
Sie taumelte daraufhin einige Schritte zur Seite, knallte letzten Endes gegen Zabini, der sie sofort auffing und beschützend in seine Arme schloss, während mir selbst erneut schwarz vor Augen wurde.
„R-Ron, b-bitte! Hör auf! Hör verdammt nochmal endlich auf!", schluchzte ich, nach wie vor über Draco gebeugt, um ihn vor Ron abzuschirmen, doch dieser lachte nur spöttisch auf und schnappte sich erneut seinen Zauberstab, den er krampfhaft und so fest umklammerte, dass ich meinte, dieser würde jeden Augenblick zerbrechen.
Doch das tat er nicht. Das Einzige, das zerbrach - und das zum gefühlt tausendsten Mal innerhalb weniger Minuten - war mein Herz und der Glaube an das Gute in meinem einst besten Freund.
Instinktiv griff ich nach meinem eigenen Zauberstab, der bislang vollkommen unberührt in meiner Hosentasche versteckt gewesen war, und ich wusste, dass das absolut keine gute Idee war, doch es war in meinen Augen der einzige Ausweg. Und wenn sie mich dafür der Schule verweisen würden. Ich nahm alles in Kauf, um Draco und mich selbst, sowie alle anderen zu retten.
Ich umfasste den schmalen Holzstab, der sich plötzlich unfassbar schwer und falsch in meiner Hand anfühlte, doch ignorierte dieses Gefühl und zielte vorsichtig mit der Spitze auf meinen Exfreund, der sich davon jedoch keineswegs abschrecken ließ.
Im Gegenteil.
Sein Grinsen wurde nur noch breiter, was vermutlich daran lag, dass er genau wusste, dass ich ihn niemals angreifen und ihm niemals Schaden zufügen würde.
Und er hatte verdammt nochmal recht. Ich konnte es nicht. Und könnte es vermutlich auch nie, was meine zitternde Hand nur noch unterstrich.
„Na los, Schlammblut. Worauf wartest du?", lachte er, überbrückte die letzten Meter, die zwischen uns lagen und packte grob mein Handgelenk, um sich meinen Zauberstab selbst an die Kehle zu drücken.
Es wäre ein Einfaches gewesen, ihn mit einem 'Expelliarmus' zu entwaffnen oder ihn mit einem 'Stupor' nach hinten zu schleudern, doch ich brachte kein Wort heraus.
Mein Inneres sagte mir nämlich immer wieder, dass er an sich ein guter Mensch, und lediglich verletzt und eifersüchtig war, denn ich hatte mir nicht vorstellen können, dass Ron böse Absichten hatte oder bösartig war. Naiv wie ich manchmal war, hoffte ich, dass er doch noch nachgeben würde, aber ich hatte ihn unterschätzt. Vollkommen unterschätzt!
Mein innerer Konflikt und mein Gedankenchaos schienen ihm nicht zu entgehen, was mir sein hämischer Gesichtsausdruck und sein dämliches Grinsen bestätigten.
Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich nicht handeln und eingreifen konnte und nicht stark genug war, ihn außer Gefecht zu setzen, doch wie gesagt hoffte ich nach wie vor auf Einsicht und Reue seinerseits, worauf ich aber lange warten konnte.
Der Ron vor mir war nicht der Ron, der mich damals vor dem Troll gerettet hatte.
Nicht der Ron, der Harry beim Finden und Erreichen der Kammer des Schreckens geholfen hatte.
Nicht der Ron, der uns dabei geholfen hatte, Sirius und Seidenschnabel zu retten.
Nicht der Ron, der meinetwegen eifersüchtig auf sein Vorbild Viktor Krum gewesen war.
Nicht der Ron, der in der Mysteriumsabteilung Mut bewiesen und für Dumbledores Armee gekämpft hatte.
Nicht der Ron, in den ich mich zu Beginn des sechsten Schuljahres verliebt hatte.
Nicht der Ron, der sich mit uns auf Horkruxjagd begeben und für Harrys Leben sein eigenes aufs Spiel gesetzt hatte.
Nicht der Ron, mit dem ich während der großen Schlacht einen Kuss geteilt hatte.
Doch vor allem war er nicht der Ron, mit dem ich nach jahrelanger Freundschaft endlich zusammengekommen war und mit dem ich eine - zumindest in meinen Augen - glückliche Beziehung geführt hatte.
Dieser Ron vor mir war ein anderer Mensch.
Ein Fremder.
Ein Monster.
Harry und Madam Rosmerta hatten sich inzwischen wieder erhoben und beobachteten äußerst geschockt dieses Szenario, genau wie Ginny, die nach wie vor in den Armen von Zabini lag und mehrere Tränen vergoss.
Dieser Moment war so unwirklich, aber gleichzeitig auch so real, dass ich absolut nicht mehr wusste, was ich davon halten oder denken sollte.
Ich wurde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein leises Husten von Draco vernahm, weshalb ich sofort und wie vom Blitz getroffen meinen Zauberstab zurückzog, diesen achtlos auf den Boden schmiss und mich von Ron abwandte, um mich ausschließlich auf meinen Freund zu konzentrieren.
Seine Lider flackerten noch schneller als zuvor und ich bildete mir ein, dass es ihm immer wieder gelang, für ein paar Sekunden die Augen zu öffnen, doch sein Zustand war nach wie vor kritisch und bereitete mir unheimlich große Angst.
Meine Hände umfassten sachte sein Gesicht, das zwar kalkweiß, jedoch seltsam warm und erhitzt war, was meinen Sorgen alles andere als Abhilfe schaffte.
Er röchelte und schnappte immer wieder angestrengt nach Luft, was ihm jedoch nicht sonderlich gut gelingen wollte und in einem weiteren Hustenanfall endete.
Ich drehte ihn auf die Seite, um ihn zu stabilisieren und ihm das Atmen zu erleichtern, doch in dem Moment, in dem er plötzlich Blut hustete, dieses aus seinem Mund und seiner Nase lief und sein gesamter Körper sich verkrampfte, verfiel ich endgültig in Panik.
„Scheiße, w-was... G-Ginny, du... du musst... Madam Pomfrey holen u-und... und McGonagall, er... verdammt, er... b-bitte, er-"
„Ich kümmere mich darum.", unterbrach sie mich und beschwor nur wenige Sekunden später ihren Patronus herauf, ein Pferd, das - völlig unpassend für diese schreckliche Situation - freudig herumhüpfte, bis es durch eines der Fenster in Richtung Hogwarts verschwand.
Meine Hände zitterten wie verrückt, als ich ebenfalls wieder nach meinem Zauberstab griff, und nur am Rande bekam ich mit, dass Harry und Madam Rosmerta sich erneut auf Ron gestürzt hatten und ihn einmal mehr von mir und dem Blondschopf wegzogen.
Ganz sachte und behutsam, so, als könnte er durch meine Berührungen zerbrechen, umfasste ich Dracos Gesicht, mit meiner zweiten Hand richtete ich vorsichtig meinen Zauberstab auf ihn, den ich derartig fest umklammerte, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn dieser entzweigebrochen wäre.
„Episkey.", murmelte ich äußerst leise - selbst für mich kaum hörbar und unverständlich -, doch dass der Zauber Wirkung zeigte, bestätigte mir das leise Knacksen seiner Nase und die Tatsache, dass das Blut nach und nach versiegte und trocknete.
Dadurch wurde auch sein Husten wieder besser und verstummte nach mehreren Sekunden komplett, doch all das beruhigte mich dennoch keineswegs. Seine Stirn glühte und man sah recht deutlich die vielen, kleinen Schweißperlen darauf, die ich ihm immer wieder vorsichtig wegwischte.
„Wenn ihm irgendetwas passiert, bring ich dich um, Weasley! Hörst du?! ICH BRING DICH UM!", donnerte auf einmal Zabini, der sich ruckartig von Ginny löste, um stattdessen auf Ron zuzugehen, der inzwischen vergleichsweise ruhig gestellt war und von Harry und Madam Rosmerta an beiden Armen festgehalten wurde.
Aufgrund der erneut in mir aufgestiegenen Tränen, konnte ich ihn nur unscharf und verschwommen sehen, doch nach allem wollte ich ihn ohnehin nie wieder zu Gesicht bekommen.
Jahrelange Freundschaft hin oder her, aber mit dieser Aktion und diesem Benehmen hatte er alles zerstört. Er war für mich gestorben. Ein für alle Mal.
„Draco?", flüsterte ich, in der Hoffnung, dass er mich hören konnte, und konzentrierte mich abermals auf meinen Freund, da ich keinen weiteren Gedanken mehr an Ron verschwenden wollte. „Es wird alles gut, okay? Madam Pomfrey und McGonagall sind bestimmt gleich hier und... dann bringen wir dich hier weg. Versprochen."
Ich beugte mich noch weiter zu ihm herunter, legte meine Lippen an seine erhitzte Wange, auf die ich ihm einen sanften Kuss hauchte.
„Es wird alles gut.", wiederholte ich - hauptsächlich, um mich selbst zu beruhigen und um mir selbst einzureden, dass alles wieder gutwerden würde. Dass Madam Pomfrey und Professor McGonagall jeden Moment auftauchen würden, um Draco zu helfen und ihn wieder zu heilen, doch mein Gefühl sagte mir, dass das noch nicht alles war und das Schicksal es uns dann doch nicht so leicht machen würde.
Und dieses Gespür, diese Vermutung, sollte sich tatsächlich noch bewahrheiten.
Nämlich ab dem Moment, in dem ein lauter Schrei von Harry zu hören war, der damit sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Nase fasste, die erneut Bekanntschaft mit Rons Ellbogen gemacht hatte.
Seine Augen funkelten und blitzten wie verrückt, strahlten puren Hass und Tobsucht aus, als er sich auch aus Madam Rosmertas Griff wieder erfolgreich befreien konnte, indem er sein Bein in ihre Kniekehlen schlug und sie auf diese Weise auf die Knie zwang, sodass sie mit einem erschrockenen Aufschrei zu Boden krachte.
Zabini handelte augenblicklich, packte den Rotschopf an seiner Kapuze und auch Ginny stürzte sich auf ihren Bruder, um ihn mit aller Kraft davon abzuhalten, wieder auf uns zuzugehen und Draco noch mehr zu schaden, doch sie konnten gar nicht so schnell schauen, da hatte er sich binnen Millisekunden erneut in Bewegung gesetzt und sich seinen Zauberstab geschnappt, den er mit zitternder Hand auf uns richtete.
Ich ahnte Schlimmes und wollte um jeden Preis verhindern, dass er etwas äußerst Dummes und Unüberlegtes tun würde, doch gerade als ich mich zwischen ihn und meinen Freund werfen wollte, ertönte auch schon ein ohrenbetäubendes „Sectumsempra!" aus Rons Mund, gefolgt von einem hellen Blitz, der aus der Spitze seines Zauberstabs schoss und direkt auf uns zuflog, bis er mit voller Wucht auf Dracos Brust traf und ihn gewaltsam von mir wegriss.
„NEIN!", kreischte ich, als ich durch den heftigen Aufprall ebenfalls ein Stück nach hinten geschleudert wurde, doch ich fing mich recht schnell wieder und robbte mich am Boden entlang sofort zu Draco, dessen Körper wie verrückt bebte.
Nur wenige Sekunden später vernahm ich überall im Pub erschrockene und schockierte Aufschreie, sowie das laute Schreien von Harry, dieses Mal jedoch nicht vor Schmerz, sondern weil er Ron mit einem 'Petrificus Totalus' bewegungsunfähig machte, und ich fragte mich, warum wir nicht schon früher auf diese Idee gekommen waren.
Der Rotschopf sackte daraufhin ebenfalls der Länge nach zu Boden, so, als wäre sein gesamter Körper in ein dickes Seil gewickelt worden, doch er interessierte mich nicht im Geringsten und um ehrlich zu sein war mir gerade auch scheißegal, was mit ihm passieren würde. Für diese Aktion gehörte er weggesperrt und auf die Geschlossene im St. Mungo geschickt.
Ginny und Zabini eilten sofort zu mir, während Harry und Madam Rosmerta neben dem Rothaarigen stehenblieben, um sicherzugehen, dass er auch wirklich ruhiggestellt war.
„FUCK! Was machen wir denn jetzt?!", tobte der Dunkelhäutige, als er sich neben seinem besten Freund und mir auf die Knie fallen ließ.
Überall auf Dracos Körper zeichneten sich lange Kratzer ab, die immer größer, breiter und tiefer wurden und aus denen jeweils eine Unmenge an Blut herauslief, das sich überall auf seiner Haut und auf dem Fußboden des Pubs ausbreitete.
„Scheiße, d-das... das... D-Draco, d-du... du musst durchhalten, okay? Madam Pomfrey ist bestimmt schon auf dem Weg u-und... scheiße, er... er verblutet noch!", schluchzte und flennte ich, mein Herz wurde mir schmerzlichst aus der Brust gerissen und zerfetzt, je länger ich ihn betrachtete.
Er lag in einer riesengroßen Blutlache, seine Atmung war extrem unregelmäßig, hektisch, gepresst und er tat sich immer schwerer, nach Luft zu schnappen.
„Episkey.", murmelte ich, in der Hoffnung, dass dieser Spruch etwas bewirken würde, doch nachdem die Blutung für ein paar Sekunden tatsächlich weniger geworden war und die Wunden den Anschein machten sich zu verschließen, brachen sie wieder auf und es wurde nur noch schlimmer.
„Finite!" Auch dieser Zauber hielt nicht lange an und schien alles nur noch zu verschlimmern, weshalb ich es dabei beließ und nur noch auf ein schnelles Eintreffen von Madam Pomfrey und McGonagall hoffte.
Meine Hände umspannten Dracos Gesicht, das von diesen Kratzern und Wunden zwar verschont blieb, doch durch Rons Schläge war auch dieses bereits mit Platzwunden und roten und blauen Flecken übersät.
Äußerst vorsichtig umfasste ich seine Wangen, legte meine Lippen auf seine glühende Stirn, hauchte ihm einen Kuss darauf und flüsterte ihm immer wieder zu, dass alles gutgehen würde, während Ginny und Zabini nur daneben sitzen und hoffen konnten, dass dieser Albtraum bald ein Ende haben würde.
Erneut begann Draco zu husten, eine große Menge Blut strömte aus seiner Nase und seinem Mund, die über sein Gesicht und somit auch über meine Hände lief, was mir alles egal war. Ich wollte nur noch, dass es aufhörte. Dass er wieder zu Kräften kam.
Denn allein der Gedanke daran, dass er verbluten und es nicht überleben könnte...
Seine Augenlider flatterten und zitterten so stark wie der Rest seines Körpers, doch es gelang ihm tatsächlich, diese zu öffnen und auf mich zu richten.
Seinen wunderschönen, eisgrauen Augen fehlte jedoch dieses Funkeln, dieses Strahlen, das mich derartig verzaubert und immer wieder um den Verstand gebracht hatte, denn nun war darin nichts als eine riesengroße Leere und höllischer Schmerz zu finden.
„I-Ic-I-Ich-"
„Schhh... ruhig. Es wird alles gut, Draco.", fiel ich ihm sanft ins Wort, als er zum Sprechen ansetzen wollte, jedoch von einem weiteren Hustenanfall unterbrochen und geplagt wurde. „Du musst stark bleiben, okay? Es wird alles gut. Das verspreche ich dir."
Ich küsste erneut seine Stirn, um zumindest irgendetwas zu tun, denn ich fühlte mich vollkommen hilflos, nutzlos, machtlos und aufgeschmissen.
Plötzlich und wie aus dem Nichts spürte ich etwas an meiner Wange, Dracos Hand, die zärtlich und behutsam über meine Haut streichelte, und ich umfasste sie sofort mit meiner eigenen, um diese Berührung und seine Nähe bei mir zu halten, da es im Moment das einzige war, das ich brauchte und mich zumindest ein ganz kleines bisschen beruhigen konnte.
„I-Ich... ich liebe d-dich, mein k-kleiner B-Bücherw-wurm."
Nach diesen Worten sprudelten die Tränen nur so aus meinen Augen und rauschten wasserfallartig über meine Wangen, während eine Gänsehaut meinen Körper packte, die mich kaum merklich erschaudern ließ.
„Ich liebe dich auch, mein kleiner Drache."
Ein leises Schluchzen entwich meiner Kehle und erstickte mein Schmunzeln, als ich mich noch weiter zu ihm herunterbeugte und meine Stirn vorsichtig an seine legte, die eine abnormale, fiebrige Hitze ausstrahlte.
Es fiel mir äußerst schwer, seinem Blick, der voller Schmerz und voller Qual war, standzuhalten, denn ihn derartig leiden zu sehen, fühlte sich an, als hätte man mir einen riesengroßen Stock ins Herz gerammt und einmal herumgedreht.
Und trotz allem gelang es ihm, seine Lippen zu einem sanften und liebevollen Lächeln zu formen, das so schön und zugleich so ergreifend war, dass ich endgültig die Beherrschung verlor und sie mit meinen verschloss, um ihn zärtlich zu küssen.
Mir war bewusst, dass wir gerade in einer Kneipe waren, die Augenpaare aller Anwesenden gerade auf uns lagen und der Großteil dieser Menschen alles andere als begeistert von unserer Beziehung war, doch all das waren Dinge, die mir gerade scheißegal waren.
Ich wollte einen Moment mit meinem Draco haben, der nur uns beiden gehörte und in dem ich ihm zeigen und beweisen konnte, wie sehr ich ihn liebte.
Ganz sachte bewegte ich meine Lippen gegen seine, die vergleichsweise rau und spröde waren und ein wenig nach Blut schmeckten, doch das hinderte mich auch nicht daran, in meinem Tun fortzufahren.
Anfangs kam er mir noch entgegen und erwiderte diesen Kuss, doch als ich spürte, dass er immer zurückhaltender wurde und seine Gesichtszüge sich spürbar entspannten und lockerten, hielt ich inne und löste mich wieder von ihm, da mir all das etwas suspekt war.
Vorsichtig und in Zeitlupentempo öffnete ich meine Augen, blickte auf seine geschlossenen Lider herab, die inzwischen nicht mehr flackerten, sondern komplett ruhig waren, und auch sein Ausdruck war plötzlich völlig emotionslos.
„D-Draco?", stammelte ich, fuhr dabei mit meiner Hand über seine Stirn und seinen Schopf, doch er reagierte nicht darauf und sein Kopf rollte nur völlig entkräftet und wie gelähmt zur Seite, genau wie sein gesamter Körper, der vollkommen in sich zusammensackte.
„Draco?", wiederholte ich und klopfte immer wieder gegen seine Wange, auf eine Reaktion seinerseits hoffend, aber diese blieb aus.
„Hermine?" Mein Herz setzte zu ganz neuen Höchstleistungen an, übertraf gefühlt alle Werte, die jemals an Menschen gemessen worden waren, als plötzlich ein leises Flüstern ertönte, das Ginny gehörte und mein Herz komplett aussetzen ließ.
Für ein paar wenige Sekunden war es totenstill, und allein durch diesen panischen, geschockten und gleichzeitig besorgten Unterton in ihrer Stimme, wurde mir schwarz vor Augen.
Nachdem dieser Schleier sich wieder verzogen hatte, richtete ich meinen Blick auf meine beste Freundin, die entsetzt dreinblickte, kalkweiß war und wie verrückt zitterte. Ihre Hand umschloss das Handgelenk meines Freundes, ihr Daumen tastete immer wieder seinen Unterarm ab, bis sie gänzlich von ihm abließ und sich empört aufatmend die Hand vor den geöffneten Mund schlug.
„Er... er hat keinen Puls mehr."
„WAS?!", donnerte Zabini, schubste die Weasley-Tochter sanft zur Seite, um sich auf seinen besten Freund zu stürzen, doch auch er ließ sich bereits wenige Sekunden später völlig entgeistert nach hinten fallen.
„Nein." Fassungslos und komplett weggetreten schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein, nein, das... d-das kann n-nicht sein, er... er..." Ich packte ihn an den Schultern und rüttelte und zerrte wie verrückt an ihm. „Nein! Draco! Wach auf! D-Du musst aufwachen, Draco, du... Bitte! Du... du darfst nicht... bitte, Draco!"
„H-Hermine, er... er ist-"
„Nein!", schnitt ich meiner besten Freundin das Wort ab. „Es geht ihm gut, er... es wird alles gut, okay? Wach auf, Draco! Bitte wach auf! Du hast gesagt du lässt mich nicht mehr allein! Du hast es mir versprochen, Draco!"
Tausende Tränen lösten sich aus meinen Augen und tropften auf seinen Körper. Auf seinen erschlafften, leblosen Körper.
Er hat keinen Puls mehr.
Sein Herz hat aufgehört zu schlagen.
Meine Sicht verschwamm, mein Kopf wurde immer schwerer, alles in mir schnürte sich zusammen. Alles drehte sich und es war, als würde ich in einen Strudel gezogen werden. In ein tiefes, schwarzes Loch.
Ich bekam keine Luft mehr, vernahm nur noch ein dumpfes Rauschen, das sich in ein leises Flüstern verwandelte und unaufhörlich in meinen Ohren widerhallte.
Er ist tot.
Draco ist tot.
Das Letzte, das ich spürte, war der Aufprall meines Kopfes auf den Boden.
Dann wurde alles schwarz.
- - - - - - -
Ihr wollt es vermutlich nicht hören, aber... es tut mir leid :(
Zauberstäbe nach oben für unseren wundervollen und tapferen Draco /*
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