5. | Es ist unser Projekt (1/3)
Dracos POV
Es hatte ab dem Moment, in dem Granger ihren Kopf in den Händen vergraben hatte und Potter und die Weaslette durch ihr lautes Lachen die Aufmerksamkeit der gesamten Schülerschaft auf sich gezogen hatten, keine zehn Sekunden mehr gedauert, dass ich aus der großen Halle geflüchtet war.
Es war mehr als offensichtlich, über was die drei gesprochen hatten und diese Blöße wollte ich mir keines falls geben, also begab ich mich einfach vorzeitig zu den Klassenräumen.
Die erste Unterrichtsstunde an diesem Tag war Zaubertränke, was den Umständen entsprechend alles andere als optimal war.
Dass ich doch lieber den ganzen Tag im Bett hätte verbringen sollen, bestätigte mir nun auch Professor Ralson, der wollte, dass wir uns mit unserem Projektpartner zusammensetzten und den Unterricht dazu nutzten, an unserem Projekt zu arbeiten, damit er sich einen groben Überblick verschaffen konnte.
Das Schicksal meint es in Zaubertränke dieses Jahr wirklich nicht gut mit mir!
Granger setzte sich also widerwillig zu mir in die letzte Reihe und während wir beide schwiegen wie ein Grab und kein Wort miteinander wechselten, hatten alle anderen sichtlich Spaß an der Sache, denn in den anderen Gruppen wurde lauthals diskutiert und gelacht.
Da ich viel zu stolz war, um ein Gespräch zu beginnen und sie sich ebenso wenig zu Wort meldete, kritzelte ich gelangweilt auf einem Blatt Pergament herum und hoffte auf ein schnelles Ende der Stunde. Dass sie eins auf stumm machte, wunderte mich immer mehr, denn sonst redete sie ununterbrochen und ignorierte nie die Anweisungen der Profs.
Dieser saß auf dem Lehrerpult und beobachtete freudig das wilde Treiben, warf jedoch des öfteren einen fragenden Blick auf Granger und mich, was mich allerdings nicht wirklich interessierte.
„Die Stunde ist gleich vorbei, Sie dürfen schon mal gehen!"
Diese Worte waren Musik in meinen Ohren und schon bevor Ralson zu Ende gesprochen hatte, packte ich meine Sachen zusammen und auch Granger sprang so schnell wie möglich auf, um zurück zu ihrem Platz nach vorne zu gehen.
Unsere Erleichterung wurde jedoch jäh zerstört, als der Professor sich ausschließlich an mich und die kleine Streberin wandte.
„Sie nicht, Miss Granger und Mr. Malfoy! Wenn Sie bitte noch warten würden, ich muss mit Ihnen reden!"
Das ist jetzt ein Witz oder?
Ich wusste zwar genau, warum wir noch warten mussten und aufgrund unseres Verhaltens war es auch absehbar, dass wir nicht so einfach davonkommen würden, aber es nervte mich in dem Moment trotzdem gewaltig.
Nachdem auch der letzte Schüler den Klassenraum verlassen hatte, trat ich nach vorne, stellte mich neben Granger und machte mich auf eine saftige Standpauke gefasst.
„Wenn Sie schon die ganze Stunde über nicht miteinander reden wollen, so tun Sie es hoffentlich jetzt! Also, wieso folgen Sie meinen Anweisungen nicht?", begann er diese und ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte, doch Granger kam mir glücklicherweise zuvor.
„Ehmm... wissen Sie, Professor Ralson, ehm... Sir, ich... ehmm... ich meinte natürlich... WIR waren bereits in der Bibliothek und haben dort schon eine Menge herausgefunden. Die Bücher dort sind wirklich sehr hilfreich und uns fehlt nicht mehr viel, deswegen wollten wir uns heute eher zurückhalten."
Ich konnte nicht anders, als sie mit offener Kinnlade anzustarren, denn das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Ralson schien ebenso perplex zu sein, doch er fing sich schnell wieder und räusperte sich.
„Und wo sind Ihre Aufzeichnungen, wenn ich fragen darf?"
„Ah, Verzeihung. Die habe ich hier in meiner Tasche.", antwortete sie ihm erneut entschlossen und reichte ihm den Zettel, den sie letzten Abend in der Bibliothek vollgeschrieben hatte.
Kurz begutachtete er ihr Pergament, ehe er seinen Blick auf mich richtete.
„Und was haben Sie in der Zeit gemacht, Mr. Malfoy? Gestrickt?", fragte er spöttisch und wusste wohl ganz genau, dass ich noch keine Sekunde für das Projekt gearbeitet hatte.
Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, schnatterte das kleine Nervenbündel einfach weiter und log ihn weiterhin und ohne mit der Wimper zu zucken an.
„Er hat aus dem Buch vorgelesen und dann haben wir die wichtigsten Informationen herausgeschrieben."
An ihr ist definitiv eine Slytherin Schlange verloren gegangen...
„Welches Buch?", hakte er weiter nach, da er ihren Aussagen wohl keinerlei Glauben schenken wollte und nur auf einen Fehler ihrerseits wartete.
„Veritaserum und dessen Wahrheiten dahinter, Sir.", kam nun ich ihr zuvor, als mir der Buchtitel von gestern Abend wieder in den Sinn kam.
„Okay, danke. Ich erwarte dennoch von Ihnen, dass Sie künftig meinen Anweisungen folgen! Sie dürfen jetzt gehen."
Wir atmeten beide erleichtert auf und kurze Zeit später verließen wir gemeinsam den Klassenraum.
Der Gang war wie leer gefegt und nachdem ich mich wohl oder übel bei ihr bedanken musste, nutzte ich diese Zweisamkeit. Jedoch auf meine ganz persönliche Art und natürlich ohne mich wirklich bei ihr zu bedanken, denn dieses Wort existierte im Malfoyschen Wörterbuch nicht.
„Und Granger? Was willst du jetzt dafür?" „Wofür?", wollte sie wissen und sah mich verwirrt an.
„Fürs Lügen. Ist dir bestimmt schwergefallen, oder? Also, was willst du?"
„Nichts. Erst recht nichts von dir. Ich möchte einfach nur ein gutes Projekt abgeben können und keinen Stress mit den Lehrern haben, mehr nicht!", gab sie mir gereizt zu verstehen und beschleunigte ihre Schritte, während ich letztlich einen Entschluss fasste, der mich mehr Überwindung kostete, als gedacht.
„Okay, dann treffen wir uns am Abend in der Bibliothek und beginnen wirklich mit unserem Projekt!" „Bitte was?", stieß sie ungläubig aus und blieb abrupt stehen.
Ich schnaubte genervt und konnte selbst kaum glauben, dass ich das gleich sagen würde, doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Gefallen fand ich an der ganzen Sache.
„Wir haben lang genug um den heißen Brei geredet. Es ist unser Projekt und deshalb müssen wir gemeinsam daran arbeiten. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich denke, das sollten wir auch tun." „Dein Ernst? Du willst freiwillig mit mir zusammenarbeiten? Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden oder was?"
„Ja, war ja auch eine kurze Nacht, nicht wahr?", neckte ich sie mit einem breiten Grinsen, weshalb sie mit den Augen rollte, doch als sie den Anschein erweckte, gehen zu wollen, hielt ich sie an ihrem Arm zurück.
„Dann heute Abend nach dem Essen in der Bibliothek, ja?"
Ohne auf meine Frage zu antworten, löste sie sich mit einem Ruck aus meinem Griff und verschwand schnellen Schrittes hinter der nächsten Ecke.
War das jetzt ein Ja oder ein Nein?...
Hermines POV
Malfoy konnte wirklich froh sein, dass ich ihn bei Professor Ralson nicht verpfiffen hatte.
Da fällt mir ein... Warum eigentlich nicht?! Immerhin hatte er tatsächlich noch gar nichts für das Projekt gemacht.
Aber... na ja, hätte er mitbekommen, was wirklich los war, hätte er uns wohl nie gehen lassen und uns im schlimmsten Fall noch nachsitzen oder Strafarbeiten verrichten lassen, also war es besser so.
Und dieser Dummtroll hatte sich nicht einmal bedankt, sondern hatte allen Ernstes gedacht, dass ich irgendetwas dafür von ihm wollte. Doch das Schrägste war immer noch, dass er sich mit mir nach dem Abendessen in der Bibliothek treffen wollte.
Zuerst hatte ich alles für einen dummen Scherz gehalten, aber als er mich auch noch zurückgehalten hatte, um sein Angebot zu wiederholen, wurde mir klar, dass er es tatsächlich ernst gemeint hatte. Ich war völlig überrumpelt und nicht fähig gewesen, ihm zu antworten, doch er würde schon sehen, ob ich mich darauf einlassen würde oder nicht.
Als ich in der großen Halle neben Ginny und Harry Platz genommen hatte, stürzten sich diese sofort auf mich, um zu erfahren, warum Malfoy und ich noch länger hatten bleiben müssen. Dass Harry seiner Freundin sofort von diesem Zwischenfall erzählt hatte, wunderte mich jedoch etwas.
„Er wollte nur wissen, wie unser Projekt läuft, weil wir ja nicht miteinander gesprochen haben beziehungsweise uns komplett ignoriert haben." „Und was hast du dann gesagt?", hakte Ginny interessiert nach.
„Dass wir schon an unserem Projekt gearbeitet haben." „WAS?! IHR?! Wieso um alles in der Welt lügst du für ihn?"
Innerlich rollte ich mit meinen Augen, denn ich konnte es ja selbst kaum glauben, dass ich das getan hatte, doch wie bereits erwähnt, ersparte mir dieser Weg womöglich großen Ärger.
„Weil er uns sonst nie hätte gehen lassen und wir vermutlich jetzt noch da drin wären, wenn er merken würde, dass es nicht läuft!"
Ginny nickte kaum merklich mit dem Kopf, denn sie verstand wohl meine Intention, und für mich war das Thema an diesem Punkt beendet, jedoch nicht für Harry, der weiter nachhakte, ganz so, als würde er meine Verunsicherung bemerken.
„Und wie macht ihr oder besser gesagt du jetzt weiter?"
„Ich gehe heute wieder in die Bibliothek.", antwortete ich darauf, ohne auch nur ein Wort über Malfoy zu verlieren.
„Schon wieder? Komm doch heute ausnahmsweise mal mit ins 'Drei Besen', ein Butterbier würde dir guttun, glaub mir!", versuchte Ginny mich von meinem Plan abzuhalten, doch ich hatte mich mittlerweile bereits entschieden.
„Nein, ein anderes Mal, wenn wi-...ich mit dem Projekt fertig bin." „Sollen wir dir in der Bibliothek Gesellschaft leisten?", bot Harry an, was meinen Puls gehörig ankurbelte.
„NEIN!", sagte ich fast schon panisch. „Ich meine, ihr wisst ja, wie ungern ich in der Bibliothek Gesellschaft habe. Ich gehe ja schließlich dort hin um zu lernen und nicht um zu reden, oder?"
„Klar.", antworteten die beiden gleichzeitig und musterten mich mit einem fragenden Blick, so, als würden sie ahnen, dass der Grund für mein Ablehnen ein anderer war.
„Aber wir können doch den ganzen Nachmittag zusammen verbringen, oder nicht? Zum Beispiel könnten wir zum See gehen, denn das Wetter ist wirklich herrlich und das sollten wir genießen.", brachte ich den Vorschlag, um mich irgendwie aus dieser verzwickten Situation zu retten, dem sie mir ohne weitere Fragen bezüglich des Projekts zusagten.
Die restliche Zeit des Essens verlief zum Glück reibungslos und ohne weitere Unannehmlichkeiten, wofür ich unaussprechlich dankbar war.
Nachdem auch der letzte von uns aufgegessen hatte, verließen wir die große Halle und begaben uns stattdessen nach draußen, wo uns ein angenehmes Herbstwetter begrüßte.
Da fiel mir auf, dass ich seit dem neuen Schuljahr kein einziges Mal außerhalb der Schlossmauern war, denn die meiste Zeit verbrachte ich in der Bibliothek, im Unterricht oder in meinem Schlafsaal, doch wie wunderschön die Ländereien um Hogwarts waren, hatte ich vollkommen vergessen.
Harry und Ginny liefen Hand in Hand neben mir her und in diesem Moment fühlte ich mich trotz ihrer Anwesenheit wieder einmal mehr alleine und fragte mich deshalb, was Ron wohl die ganze Zeit tat. Ich hatte seit unserer Ankunft nichts mehr von ihm gehört und einen wirklichen Plan für seine Zukunft hatte er damals auch noch nicht gehabt, abgesehen von der Ausbildung, die man ihm angeboten hatte.
Ich konnte nicht leugnen, dass ich ihn vermisste, doch anders als sonst vermisste ich ihn nicht als meinen Partner, sondern als meinen besten Freund, mit dem ich einfach nur lachen und herumalbern konnte. Woher dieser plötzliche Sinneswandel kam, konnte ich mir nicht erklären, doch es war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, nämlich über ihn hinwegzukommen und ihn nur als 'besten' Freund zu sehen.
Der Nachmittag am See verging verdammt schnell und weil es langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den Rückweg zum Schloss, wo das Abendessen bereits auf uns wartete.
Während ich meine Aufmerksamkeit einzig und allein dem köstlichen Essen und meinen Feunden schenkte, kam mir plötzlich die Unterhaltung mit Malfoy und dem damit verbundenen Treffen für heute Abend wieder in den Sinn.
Möglichst unauffällig ließ ich meinen Blick über die Tische und Schüler wandern, um daraufhin festzustellen, dass sein Platz neben Zabini und Parkinson mal wieder frei war, was mich etwas irritierte.
Harry, Ginny, Neville und Luna beeilten sich mit dem Essen, um so früh wie möglich nach Hogsmeade zu gehen, während ich mir Zeit ließ und die warme Mahlzeit genoss.
Als allmählich immer mehr Schüler die große Halle verließen, beschlossen auch die anderen, sich auf den Weg zu machen.
Bevor sie mich jedoch alleine zurückließen, versuchte Ginny, mich ein letztes Mal zu überreden mitzukommen, was ich allerdings nach wie vor ablehnte und ihnen stattdessen viel Spaß wünschte.
„Den werden wir garantiert haben. Dir auch viel Spaß!", waren ihre letzten Worte, bevor sie mit den anderen verschwand.
Den werde ich garantiert NICHT haben...
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