47. | Aufklärung (2/2)

Hermines POV


Nachdem Draco geendet hatte, atmete er einmal tief durch und nahm einen großzügigen Schluck seines Feuerwhiskeys, während ich vorsichtig einen Blick auf unsere beiden Freunde warf, die vollends verstummt waren und restlos geschockt dreinschauten.

Ginnys Augen blickten ins Leere, wirkten beinahe leblos und sie schüttelte ungläubig den Kopf, den sie wenig später ergeben auf die Sofalehne sinken ließ, um an die Decke zu starren. Zabini hingegen hatte sein Gesicht in den Händen vergraben und seine Ellbogen auf den Knien seiner angewinkelten Beine aufgestützt, während er hörbar und merklich überrumpelt durchatmete und ebenfalls den Kopf schüttelte.

Keiner von uns sagte etwas, da in der letzten Stunde, die Draco gebraucht hatte, um unsere Freunde über alles aufzuklären, bereits genug geredet und erzählt worden war. Diese Stille, die entstanden war, war jedoch keineswegs bedrückend oder unangenehm, denn ich fühlte mich in diesem Moment total befreit und war unglaublich erleichtert, weil die beiden nun endlich Bescheid wussten. Dass sie derartig sprachlos werden würden, hatte ich zwar nicht erwartet, doch ich konnte es ihnen überhaupt nicht übelnehmen. Immerhin hatte ich am Vortag auch nicht anders reagiert.

Draco zog mich näher zu sich heran und legte seine weichen Lippen auf meine Stirn, die er mehrmals zärtlich küsste. Ich schmunzelte und schlang meine Arme um seinen Oberkörper, während ich ergeben die Augen schloss und mich an seine Schulter kuschelte, um einmal mehr seine Nähe zu genießen.

Dabei stieg mir sein Duft, sowie der Geruch von Feuerwhiskey in die Nase, was mich alles in allem unglaublich beruhigte. Er streichelte zärtlich über meinen Oberarm und malte undefinierbare Muster darauf, worauf mein gesamter Körper mal wieder von einer Gänsehaut übersät wurde, die sich bis in meine Fingerspitzen ausbreitete und mich kaum merklich erschaudern ließ.

Erst, als ich ein leises Schluchzen vernahm, erwachte ich aus meiner Trance und öffnete wieder die Augen, die letztlich Ginny fokussierten, der dieses - für sie untypische - Geräusch entwichen war.

„Ginny...", murmelte ich dezent überrumpelt und warf meiner besten Freundin einen überraschten, aber gleichzeitig besorgten Blick zu.

Doch damit war ich nicht die einzige, denn auch Zabini und Draco sahen die Rothaarige etwas überfordert an und warteten gespannt darauf, was sie sagen würde und was überhaupt mit ihr los war.

„Tut mir leid, ich... Merlin, das... war gerade alles ein bisschen... viel und... unerwartet."

Sie wischte sich über die Augen, die einen leichten Schimmer aufwiesen, und vergrub anschließend ihr Gesicht in den Händen, weshalb ich mich vorsichtig von Draco löste und mich ein wenig aufrappelte.

„Du sagst es!", stimmte Zabini ihr zu und legte wenig später seine Hand auf ihren Rücken, um sie offenbar zu beruhigen, doch Ginny wich sofort ein Stück zur Seite und warf ihm einen genervten Blick zu, worauf er sich wieder zurückzog und etwas beleidigt dreinschaute.

Draco konnte daraufhin nicht anders, als leise und spöttisch aufzulachen, während ich in gewisser Weise Mitleid mit dem Dunkelhäutigen hatte, denn dass er sie hatte trösten wollen, war keineswegs selbstverständlich, doch meine beste Freundin schätzte diese Geste scheinbar überhaupt nicht.

Sie setzte sich wieder aufrecht hin und fuhr sich kurz durch die Haare, ehe sie einmal tief durchatmete, sich räusperte und sich eines der Butterbiere schnappte. Sie öffnete die Flasche und nahm mehrere, große Schlücke daraus, ehe sie diese lautstark auf dem Tisch abstellte und sich um einen neutralen Ausdruck bemühte, doch der Schock war ihr nach wie vor ins Gesicht geschrieben.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...", gab sie zu und blickte immer wieder zwischen mir und meinem Freund hin und her, bis ihre Augen gänzlich bei Draco hängenblieben. „Ich fass es einfach nicht, dass du dich und deine Gefühle jahrelang so gut verstecken konntest. Wirklich, ich... ich hab dich total falsch eingeschätzt und dachte immer, dass du ein arroganter und selbstverliebter Schnösel bist, aber-" 

„Das ist er trotzdem.", warf ich spöttisch dazwischen und schielte amüsiert zu Draco, der mir daraufhin leicht in die Seite zwickte.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du das alles auf dich genommen hast. Und das nur, um Hermine zu beschützen. Das... das ist einfach nur krass und... du hast meinen vollsten Respekt, ehrlich!"

„Geht mir auch so!", meldete sich wenig später Zabini zu Wort, der wie gebannt auf sein Glas mit dem Feuerwhiskey starrte, welches er in seiner Hand hin und her schwenkte. „Ich bin vermutlich noch überraschter als ihr alle zusammen, immerhin... bist du seit Jahren mein bester Freund und... Ehrlich, Dray, warum hast du nie mit mir geredet? Du hättest mir jederzeit alles erzählen können, dann hätte ich dir irgendwie geholfen, aber... es tut mir unheimlich leid, was du alles durchmachen musstest."

„Dir muss überhaupt nichts leidtun. Ich wollte es so und ich würde es immer wieder so machen. Ich konnte nicht mit dir darüber reden, weil keiner davon erfahren durfte. Hätten Voldemort oder mein Vater einen meiner Freunde ausgequetscht und auf diese Weise von den ganzen Dingen erfahren, wäre das mein sicheres Todesurteil gewesen und... ich wollte niemanden in diese ganze Scheiße mit reinziehen.", erklärte Draco und blickte seinem besten Freund bedrückt in die Augen, der daraufhin langsam mit dem Kopf nickte.

„Versteh ich. Ich bin trotzdem total überrumpelt, weil ich nie etwas von alldem mitbekommen hab." „Ich hab meine Rolle eben perfekt gespielt. Das musste ich auch. Es durfte nämlich keiner Verdacht schöpfen oder auch nur ansatzweise herausfinden, was ich wirklich vorhabe und will. Sonst wäre ich jetzt vermutlich nicht hier."

Allein der Gedanke daran machte mir unglaublich Angst und versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herz, weshalb ich mich wieder stärker an meinen Freund kuschelte und mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub, worauf er leise schmunzelte und mir einen Kuss auf den Scheitel hauchte.

„Ich gönn euch das total. Wirklich! Ihr verdient es, endlich glücklich zu sein."

„Danke.", sagten Draco und ich gleichzeitig und mit dem gleichen glücklichen und dankbaren Lächeln auf den Lippen, was uns dreien ein Lachen entlockte. Ginny hingegen starrte gedankenverloren ins Leere und machte auf mich den Eindruck, als hätte sie gerade kein einziges Wort unserer Unterhaltung mitbekommen, weshalb ich mich vorsichtig und besorgt an sie wandte.

„Alles okay, Ginny?"

Stille.

„Ginny?"

„W-Was?" Sie zuckte erschrocken zusammen und warf mir einen überrumpelten Blick zu, den ich mit einem sanften Lächeln erwiderte.

„Ich wollte wissen, ob alles okay ist." „Ach so, ja klar! Ich... tut mir leid, ich... ich war nur etwas... egal. Ich muss das alles erstmal verdauen, weil... das ist einfach nur... unglaublich."

Ich schmunzelte.

„Verstehst du jetzt, warum ich heute Morgen so emotional und sprachlos war?" „Allerdings! Ich... Merlin, ich... kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich für euch beide freue. Für dich ganz besonders, Malfoy! Was du alles durchmachen und ertragen musstest ist echt heftig und... umso mehr freut es mich für dich, dass Hermine ihren sturen Kopf mal beiseitegelegt und dir diese Chance gegeben hat."

„Ey!", empörte ich mich und warf meiner besten Freunden einen beleidigten Blick zu, die daraufhin leise kicherte.

„Na ja, so unrecht hat sie ja nicht.", stänkerte Draco gespielt und zwinkerte mir frech zu, worauf ich meine Augen zusammenkniff und ihm meinen Ellbogen in die Seite stieß.

Er lachte amüsiert auf und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, der mich augenblicklich wieder besänftigte und mich dazu veranlasste, mich wieder richtig an ihn zu schmiegen.

„Jedenfalls... danke.", ergriff Ginny erneut das Wort und ließ meinem Freund dabei ein freundliches Lächeln zukommen, das er etwas verwundert erwiderte.

„Wofür denn?" „Dafür, dass du meiner besten Freundin, meinem Bruder und meinem Freund immer wieder das Leben gerettet hast, natürlich! Das ist nämlich nicht selbstverständlich! Und in gewisser Weise hab auch ich dir mein Leben zu verdanken... Hättest du Hermine im zweiten Schuljahr nicht diesen Zettel in die Hand gelegt, wäre ich in der Kammer des Schreckens vermutlich gestorben. Also danke... für alles."

„Keine Ursache.", schmunzelte er sachte, ehe er sich ein Stück nach vorne beugte und sich die Flasche mit dem Feuerwhiskey schnappte, um sein inzwischen leeres Glas erneut zu füllen, und mir entging dabei nicht, dass er aufgrund von Ginnys Worten verlegen dreinschaute und peinlich berührt zu Boden schielte. Was ich ziemlich niedlich fand, denn ich wusste ja mittlerweile, wie unangenehm es ihm war, wenn sich jemand bei ihm bedankte, doch das hatte er sich nach allem auch wirklich verdient.

Zabini tat es ihm gleich und füllte sein ebenfalls leeres Glas wieder mit der rotbräunlichen Flüssigkeit, die er sofort bis zur Hälfte in mehreren, großen Schlücken herunterkippte.

Wundert mich ehrlich gesagt nicht, dass sein Gehirn ab und zu aussetzt...

Letzten Endes entschied auch ich mich dazu, ein Butterbier zu trinken, weshalb ich mich leicht nach vorne beugte, um mir eines zu nehmen, doch Draco kam mir zuvor, erhob sich ein Stück vom Sofa und griff nach einer Flasche, die er mir letztlich breit grinsend vor die Nase hielt.

„Sag doch einfach was.", schmunzelte er und legte wieder seinen Arm um meine Schulter, worauf ich mich wieder stärker bei ihm einkuschelte und ihm liebevoll in die Augen sah.

„Ich hab zwei starke und gut funktionierende Hände. Ich kann mir mein Butterbier also auch selbst nehmen.", stellte ich lachend klar. Draco hingegen zog aufgrund meiner Worte eine Augenbraue nach oben und lächelte mich äußerst arrogant und spöttisch an.

„Was denn?"

„Zwei starke und gut funktionierende Hände also, hmm?" Er wackelte süffisant mit den Augenbrauen und grinste mich dreckig an, was zur Folge hatte, dass sowohl Ginny als auch Zabini in Gelächter ausbrachen, bis auch ich endlich begriff, worauf er damit hinauswollte. Meine Wangen färbten sich aufgrund dieser Erkenntnis augenblicklich dunkelrot und glühten regelrecht vor sich hin, was Draco ein leises Schmunzeln entlockte.

Ich stieß ihm mit meinem Ellbogen in die Seite und warf ihm einen mahnenden Blick zu, doch dieser schien den Blondschopf nicht wirklich zu beeindrucken, denn er grinste nach wie vor schelmisch vor sich hin und hauchte mir einen schnellen, neckischen Kuss auf die Nasenspitze.

„Da freue ich mich ja noch mehr auf heute Abend.", raunte er mit einer tiefen und äußerst verführerischen Stimme in mein Ohr, jedoch merklich darauf bedacht, nicht lauthals loszulachen, weshalb ich ihm sofort den nächsten Stoß in die Seite verpasste.

„Was ist denn heute Abend?", mischte sich Ginny verwirrt ein und blickte fragend zwischen mir und Draco hin und her, worauf letzterer erneut leise schmunzelte.

„Heute Abend werde ich meine bezaubernde Freundin noch zum Essen ausführen.", säuselte er, während er mir tief in die Augen sah und mich liebevolle anlächelte, was ich ihm augenblicklich gleichtat.

„Wohin geht's denn?", hakte Zabini interessiert nach und zwang uns somit, unseren Blickkontakt zu unterbrechen und unsere Augen erneut auf unsere beiden Freunde zu richten, die uns neugierig musterten.

„Geheimnis."

„Geheimnis?", stießen wir drei gleichzeitig aus und sahen den Blondschopf allesamt verwirrt an, ehe ich misstrauisch ergänzte: „Ich dachte, dass wir wieder in den Raum der Wünsche gehen?"

„Ja, aber du weißt nicht, wohin genau es geht.", grinste er fast schon schadenfroh, was mich immer mehr wunderte, denn ich hatte an ein schlichtes und gemütliches Candle-Light-Dinner gedacht - so, wie er es vor wenigen Stunden noch vorgeschlagen hatte.

Ich zog meine Stirn kraus und sah fast schon schüchtern zu ihm auf, doch er gab mir sofort einen beruhigend Kuss auf die Wange, ehe er mich noch fester an sich drückte und sich wieder an unsere Freunde wandte.

„Ich will nur so viel sagen: Sollten Hermine und ich nicht zurückkehren, dann macht euch bitte keine Sorgen, okay?"

Bitte was?! ...

Ich meinte, einen Hauch von Sarkasmus aus seiner Stimme heraushören zu können, doch das änderte absolut nichts daran, dass seine Worte mich endgültig und restlos verunsicherten.

„Was soll das denn heißen?", wollte ich flüsternd wissen, doch er winkte - zu meinem Bedauern - sofort ab.

„Lass dich überraschen." „Aber-" „Nichts aber. Du musst nicht immer alles hinterfragen, Süße. Vertrau mir doch einfach."

„Tu ich ja...", murmelte ich kleinlaut und nickte langsam mit dem Kopf, doch in diesem Moment war ich mir ehrlich gesagt nicht ganz so sicher, ob ich das auch wirklich tat. Seine Worte machten mir nämlich ein wenig Angst, denn ich hatte keine Ahnung, was genau er vorhatte und was er für heute Abend geplant hatte, doch vielleicht sollte ich wirklich damit aufhören, alles sofort hinterfragen und herausfinden zu wollen.

„Solange du nichts Schlimmes mit ihr anstellst und sie nicht in Gefahr bringst, könnt ihr so lange wegbleiben, wie ihr wollt.", lachte Ginny wenig später amüsiert auf und nahm einen großen Schluck ihres Butterbiers, an dem sie sich nach Dracos nächsten Worten jedoch halb verschluckte.

„Kann ich nicht versprechen."

Was zur Hölle?!

Ginny, Zabini und ich blickten ihn völlig entgeistert und überrumpelt an, doch er ließ sich davon mal wieder nicht sonderlich beeindrucken, sondern lachte erneut spöttisch und schadenfroh auf, was mich gedanklich laut schreien ließ, doch nach gestern Abend, seinen Worten und Taten war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass er mir nichts antun würde und das nur wieder einer seiner Scherze war, mit denen er mich in Verlegenheit bringen wollte.

„Idiot.", nuschelte ich äußerst leise und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, ehe ich einen Schluck meines Butterbiers nahm, dieses auf dem kleinen Tisch abstellte und mich letztlich wieder von ihm in die Arme nehmen ließ, während ich meine eigenen um seinen Oberkörper schlang und meinen Kopf auf seine Brust sinken ließ.

Ich sah zu ihm auf und blickte ihm liebevoll und verträumt in seine wunderschönen Augen, mit denen er mich fesselte und fast um den Verstand brachte. Dieses weiche, leicht schimmernde Sturmgrau raubte mir mal wieder den Atem und verwandelte mein Gehirn - wie eigentlich immer - in Wackelpudding, was mir jedes Mal aufs Neue die Sprache verschlug. Ich wollte am liebsten stundenlang darin versinken und mich in diese einmalige Welt entführen lassen, in der es nur uns beide gab, doch ich hatte die Rechnung ohne Zabini gemacht, der diesen Augenblick einmal mehr zerstören und unseren intensiven Blickkontakt unterbrechen musste, indem er sich kurz räusperte und schließlich zum Sprechen ansetzte.

„Ich will ja nicht stören, aber-" „Dann sei still, wenn du nicht stören willst!", fiel Draco ihm jedoch sofort ins Wort und warf ihm, nachdem er genervt mit den Augen gerollt hatte, einen finsteren Blick zu, der seinen besten Freund sichtlich einschüchterte.

„Ich will doch nur wissen, wie es jetzt weitergeht. Also... keine Ahnung, aber... wollt ihr jetzt allein sein oder gehen wir alle nach Hogsmeade oder... oder bleiben wir hier und reden noch?"

„Ihr zwei wollt vermutlich allein sein, oder?", mutmaßte Ginny, die ihren Kopf ein wenig zur Seite kippte und mir ein sanftes Lächeln schenkte, was mich darauf schließen ließ, dass sie meine Antwort darauf bereits kannte, denn nach diesem bislang stressigen Tag wollte ich in der Tat nichts lieber tun, als mit meinem Draco zu kuscheln und diese Zweisamkeit mit ihm zu genießen.

Ich konnte immer noch nicht fassen, wie wichtig er mir in den letzten Tagen und ganz besonders gestern Abend geworden war, da die Liebe normalerweise etwas war, das sich über mehrere Monate oder gar Jahre entwickelte, doch nach allem, was er für mich getan hatte, konnte ich nicht anders, als das, was ich für ihn empfand, jetzt schon als Liebe zu bezeichnen. Und dass man diese Liebe keineswegs mit dem vergleichen konnte, was ich jemals für Harry, Viktor oder Ron empfunden hatte, denn meine Gefühle für Draco waren ganz anders. Um Welten anders. Sie waren viel intensiver, stärker und konnten kaum in Worte gefasst werden.

Ich verstärkte meine Umklammerung um Dracos Oberkörper und drückte mich so fest wie nur möglich an ihn, da meine Emotionen mal wieder wie verrückt mit mir durchgingen und mich zu übermannen drohten. Kleine Tränen sammelten sich in meinen Augen und versuchten, sich einen Weg daraus zu bahnen und über meine Wangen zu rauschen, doch ich schluckte sie weitestgehend und erfolgreich herunter und vergrub mein Gesicht gänzlich an Dracos Halsbeuge.

Er legte vorsichtig seine Hand auf meinen Hinterkopf, um mich sanft und noch fester an seine Brust zu drücken, und kraulte dabei zärtlich durch meine Haare, die er immer wieder strähnenweise um seine Finger wickelte, während ich ergeben die Augen schloss und dem beruhigenden Geräusch seines Herzschlags lauschte.

„Und was machen wir zwei Hübschen heute noch?", vernahm ich plötzlich die Stimme von Zabini, was mich augenblicklich ins Hier und Jetzt zurückkatapultierte und dazu veranlasste, mich von Draco zu lösen, um einen überraschten Blick auf den Dunkelhäutigen zu werfen.

Er hatte sich mit diesen Worten an Ginny gewandt, die ihn völlig überrumpelt anstarrte und ziemlich blass um die Nase geworden war, was noch schlimmer wurde, als er auch noch zu ihr aufrückte und einen Arm um ihre Schultern legte, um sie noch fester zu sich zu ziehen.

„Was hältst du davon, wenn wir nach Hogsmeade gehen und etwas Feuerwhiskey trinken? Immerhin werden wir durch Granger und Draco jetzt öfter miteinander zu tun haben."

Er sah ihr tief in die Augen, formte seine Lippen zu einem anzüglichen Lächeln und wackelte dabei süffisant mit seinen Augenbrauen, was Draco ein leises Glucksen entlockte.

Ginny und ich hingegen weiteten erschrocken die Augen und musterten den ehemaligen Slytherin äußerst argwöhnisch, doch er ließ sich davon nicht beirren und trank völlig unbeeindruckt einen großen Schluck Feuerwhiskey. Ich warf einen Blick auf meine beste Freundin, der es doch tatsächlich die Sprache verschlagen hatte und die sichtlich damit kämpfte, nach Luft zu schnappen und irgendetwas zu sagen, doch sie blieb erfolglos.

„Darf ich vorstellen? Blaise und seine nicht vorhandenen Flirt-Künste.", flüsterte Draco belustigt in mein Ohr und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Wange, dem ich jedoch nur wenig Beachtung schenkte, denn ich war gerade ebenfalls ziemlich perplex und konnte nicht anders, als Zabini völlig entgeistert anzustarren.

„D-Danke, aber... n-nein... nein, sorry.", stotterte Ginny nach einer Weile, während sie ihm wie gebannt in die Augen sah und mit leicht geröteten Wangen den Kopf schüttelte.

„Wenn dir ein Butterbier lieber ist, dann-" „Es liegt doch nicht am Getränk!", fiel sie ihm ins Wort, worauf er kurzzeitig verstummte.

„Woran dann?"

„An dir.", platzte es aus ihr heraus, doch bereits wenige Sekunden nachdem diese Worte ihre Lippen verlassen hatten und sich ein fast schon betrübter Ausdruck auf Zabinis Gesicht breitgemacht hatte, bemerkte sie offenbar erst, was sie gerade überhaupt gesagt hatte.

„Also... n-nein, es... es ist so, dass...", fing sie stotternd an. „Nach allem, was passiert ist, denke ich, dass das keine gute Idee ist. Und... und außerdem hab ich einen Freund und... also... Harry wäre sicher nicht begeistert, wenn ich mit einem anderen nach Hogsmeade gehen würde, weißt du?"

„Okay, schade. Eigentlich... hab ich mir gedacht, dass wir versuchen könnten als Freunde zu funktionieren, weil... egal, vergiss es. Falls du deine Meinung trotzdem noch änderst, dann-"

„Werd ich nicht. Aber danke.", unterbrach sie ihn erneut und schielte schließlich peinlich berührt zu Boden, ehe sie sich leise räusperte, ihre Augen auf mich richtete und sich letztlich vom Sofa erhob. Zabini beobachtete sie dabei und musterte jeden Zentimeter ihres Körpers, bis er wie vom Blitz getroffen wegsah, als sie für einen kurzen Moment wieder in seine Richtung blickte.

„Danke für alles. Wir sehen uns.", wandte sie sich wieder an Draco und mich und ging einige Schritte rückwärts, doch ich hielt sie sofort auf und sprang in die Höhe, um ein Stück auf sie zuzugehen.

„Warte doch mal! Was ist denn plötzlich los?", wollte ich wissen und packte sie sanft an den Schultern, doch sie schüttelte sofort den Kopf und versuchte sich an einem Lächeln, welches ich ihr jedoch keineswegs abkaufte.

„Nichts, es ist alles gut. Es war einfach nur ein anstrengender Tag und ich will mich ein bisschen hinlegen, das ist alles."

„Sicher? Wenn was ist, dann-" „Es geht mir gut. Ehrlich. Wir sehen uns dann später, okay? Du wirst dich vor dem Date bestimmt noch umziehen und schick machen wollen, oder?"

Ich schmunzelte und nickte anschließend langsam mit dem Kopf, worauf sie einen letzten Schritt auf mich zu machte und mich fest in ihre Arme schloss.

„Du hast in Malfoy einen wirklich tollen Freund gefunden. Ich wünsch euch beiden nur das Beste.", flüsterte sie so leise in mein Ohr, dass nur ich sie hören konnte, und ich konnte daraufhin nicht anders, als meine Umklammerung zu verstärken und meine beste Freundin so fest an mich zu ziehen, dass ich nur noch schwer Luft bekam.

„Danke Ginny."

Sie löste sich wieder von mir und streichelte mir kurz und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen über die Wange, bevor sie erneut einige Schritte zurückwich, die Tür ansteuerte und nach einem letzten Blick auf unsere kleine Runde den Raum der Wünsche verließ.

Ich sah ihr noch hinterher und wartete, bis sie die Tür wieder verschlossen hatte, ehe ich zurück zu Draco ging, der mich sofort wieder in seine Arme schloss und mich fest an sich drückte.

„Nicht einfach weglaufen.", murmelte er äußerst leise, als er sein Gesicht in meinen Locken vergrub und seine Lippen an meinen Hals legte, um diesen mehrmals zärtlich zu küssen. Ich schmunzelte und wollte gerade etwas erwidern, doch Zabini, den ich ehrlich gesagt ausgeblendet hatte, kam mir zuvor.

„Hab ich was Falsches gesagt?"

Ich löste mich wieder von Draco und blickte im nächsten Moment seinem besten Freund in die Augen, der gedankenverloren auf sein fast leeres Glas starrte.

„Nein, hast du nicht.", antwortete ich sanft, worauf er seinen Blick sofort auf mich richtete. „Ginny ist manchmal sehr impulsiv und denkt meist nicht darüber nach, ob sie mit ihren Worten jemanden verletzen könnte, also nimm es nicht persönlich, okay?"

Zabini nickte vorsichtig mit dem Kopf und sah immer wieder zwischen mir und Draco hin und her, der beruhigend über meinen Oberarm streichelte und dem Dunkelhäutigen ein aufmunterndes Lächeln zukommen ließ.

„Ich wollte einfach nur nett sein."

„Dann solltest du vielleicht aufhören, sie zu überrumpeln.", warf Draco dazwischen, zu dem Zabini fragend sah.

„Warum überrumpeln?" „Zuerst die Sache im Korridor und jetzt das hier. Mach nicht immer so viele Anspielungen, sondern sei einfach nur freundlich zu ihr." „Das im Korridor war ja nicht ernst gemeint und die Aktion von gerade eben sollte auch einfach nur lustig sein, aber... ach egal. Ich... lass euch dann auch mal allein."

„Du kannst ruhig hierbleiben, wenn du-", fing ich an, doch ich spürte sofort den spitzen Ellbogen von Draco, den er mir sanft in die Seite stieß.

„Danke, aber ihr wollt jetzt alleine sein. Das sehe ich.", fiel mir zudem Zabini ins Wort, der mir vorsichtig in die Augen blickte. „Ich hab sowieso noch zu tun und... dann geh ich später einfach alleine nach Hogsmeade."

„Danke, dass du uns zugehört hast.", bedankte sich Draco bei seinem besten Freund, auf dessen Zügen sich daraufhin wieder ein fröhliches Lächeln breitmachte, mit dem er uns freudestrahlend ansah.

„Danke, dass ihr mich ins Vertrauen gezogen habt."

Er zwinkerte uns frech zu und erhob sich anschließend vom Sofa, jedoch nicht, ohne vorher noch den letzten Schluck seines Feuerwhiskeys zu trinken, ehe er sein Glas lautstark auf dem Tisch abstellte und sich schließlich in Bewegung setzte, um, wie Ginny vor wenigen Minuten, den Raum zu verlassen und uns alleine zu lassen.

Kaum, dass er aus der Tür getreten war und diese geschlossen hatte, zog Draco mich so fest wie nur möglich an sich heran und verwickelte mich in eine innige Umarmung, die mir beinahe die Luft zum Atmen nahm.

„Wir haben es geschafft.", flüsterte er erleichtert und legte seine weichen Lippen an meinen Hals, den er wenig später mit sanften Küssen bedeckte.

Ich seufzte ergeben und legte meinen Kopf etwas schief, damit er mehr Fläche hatte, doch als er einen der Kratzer streifte, die seit Pansys Ausbruch meine Haut lädierten, zischte ich leise und schmerzerfüllt, was ihn sofort innehalten ließ.

„Tut mir leid.", hauchte er und löste sich wieder ein Stück von mir, doch ich wusste dies sofort zu besänftigen, indem ich meine Hand auf seine Wange legte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gab.

„Alles gut."

Er zog mich vorsichtig auf seinen Schoß, was ich ihm selbstverständlich gewährte, während er mich mit seinen wunderschönen, grauen Augen fesselte, in denen ich mal wieder schlagartig versank. Mein Blick huschte wenig später zu seinen Lippen, die er zu einem überglücklichen Lächeln formte und die sich mir derartig verführerisch entgegenstreckten, dass ich nicht anders konnte, als mich auf diese zu stürzen und Draco in einen leidenschaftlichen, aber liebevollen Kuss zu verwickeln, der sämtliches rationales Denken aus meinem Gehirn schwemmte und mich vollends um den Verstand brachte.

Während unsere Lippen miteinander verschmolzen und unsere Zungen sich wild umspielten, klopften unsere Herzen wie verrückt und lieferten sich einen rapiden Wettkampf, der immer weiter angetrieben und irgendwann ins Unermessliche katapultiert wurde.


Für den Moment war alles gut.


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