45. | Erwischt (1/2)

Hermines POV


„War Harry sehr wütend?", wollte ich wissen und blickte meiner besten Freundin vorsichtig in die Augen. Ginny, die sich offenbar wieder etwas beruhigt hatte, senkte betrübt den Kopf und sah verlegen zu Boden, was wohl Antwort genug war.

„Wütend ist noch harmlos ausgedrückt. Anfangs war er zwar überrascht über deine Worte und deinen Abgang, aber danach war er außer sich vor Wut. Seamus und die anderen waren auch sehr... schockiert."

„Verständlich...", murmelte ich bedrückt. „Und dann hast du Harry gesagt, dass er mit mir reden soll?"

„Ja." „Und warum hat er das nicht getan?" „Keine Ahnung. Als er dir dann tatsächlich hinterhergelaufen ist, dachte ich eigentlich, dass er wirklich mit dir reden würde."

„Was meinst du damit, dass er mir hinterhergelaufen ist?", verstand ich nicht.

„Als ich ihm gesagt hab, dass er dir nachlaufen soll, hat er erst ein paar Sekunden gezögert, aber es dann gemacht. Deswegen dachte ich auch, dass ihr das inzwischen geklärt hättet, aber... scheinbar nicht."

„Ich hab Harry aber nirgends gesehen und er ist mir auch nicht nachgelaufen. Draco ist wie gesagt der einzige, den ich seitdem gesehen hab."

„Okay...", grübelte die Rothaarige. „Ich war so mit Harry beschäftigt, dass ich nicht mal mitbekommen hab, dass Malfoy aus der großen Halle verschwunden ist. Das ist ziemlich... seltsam." 

„Allerdings..." „Hast du jetzt nicht sowieso Kräuterkunde mit Harry?" „Ja." 

„Gut. Ich hab jetzt gleich Wahrsagen. Dann komm ich nach der Stunde vor die Gewächshäuser und dann stellen wir ihn gemeinsam zur Rede, okay? Ich will, dass ihr das endlich klärt!", beschloss Ginny und schnaubte genervt. 

Ich konnte mich dem nur anschließen, denn auch mir ging es tierisch auf die Nerven, dass Harry mir nicht zuhörte und mich meistens nicht einmal ausreden ließ, doch ich bezweifelte, dass sich irgendetwas daran ändern würde. Er würde mich vermutlich auch später nicht zu Ende sprechen lassen und mir immer wieder ins Wort fallen, worauf ich getrost verzichten konnte.

Ich stimmte ihrem Vorschlag dennoch zu und bemühte mich um ein dankbares Lächeln, ehe ich mich einige Schritte von ihr distanzierte, um endlich in den Unterricht zu gehen, zu dem ich ohnehin schon viel zu spät kommen würde.

Wir verabschiedeten uns voneinander, ehe auch sie sich in Bewegung setzte und sich auf den Weg zum Treppenhaus machte, während ich die Gewächshauer außerhalb der Schule ansteuerte. Draußen wehte ein sanfter Wind, der eine kühle Brise über die Ländereien jagte und mich kaum merklich erschaudern ließ, denn für Herbst war es bereits ziemlich kühl und frisch geworden, und auch meine Schuluniform spendete nicht wirklich viel Wärme.

Bei den Gewächshäusern angekommen, blieb ich kurz stehen und atmete ein letztes Mal tief durch, ehe ich eintrat und mich im Raum umsah.

„Tut mir leid, ich... hatte noch etwas zu klären.", entschuldigte ich mich bei Professor Sprout, die bereits eifrig am Unterrichten und Erzählen war, jedoch kurz innehielt, als sie mich entdeckte.

„Ahhh, Miss Granger. Wie schön, Sie zu sehen. Stellen Sie sich einfach zu den anderen. Ich erzähle Ihren Mitschülern gerade von den Besonderheiten eines Snargaluffbaumes."

„Okay.", lächelte ich sie verlegen an und wandte mich schließlich von ihr ab, um mich zu den anderen zu begeben, die sich bereits um das große Beet in der Mitte des Raumes versammelt hatten und den Worten von Professor Sprout lauschten.

Ich ließ meine Augen über die Schüler wandern und stellte letztlich mit Entsetzen fest, dass von Harry jede Spur fehlte und er überhaupt nicht anwesend war. Ich entdeckte lediglich Seamus, Dean und Neville, die mir allesamt einen fragenden Blick zuwarfen und mich damit unheimlich verunsicherten. Jedoch ließ ich mir das nicht anmerken, sondern bemühte mich um einen gleichgültigen und unbeeindruckten Gesichtsausdruck, welcher mir vermutlich nicht besonders gut gelang.

Ich sah mich ein weiteres Mal um und erblickte schließlich Draco und Zabini, die auf der anderen Seite des Beetes standen und mich musterten. Während der Dunkelhäutige relativ gelangweilt dreinschaute, schenkte mir der Blondschopf ein liebevolles Lächeln, welches ich vorsichtig erwiderte. Ich stellte mich letzten Endes zwischen Neville und Parvati und versuchte krampfhaft, dem Unterricht und den Worten von Sprout folgen zu können, doch ich blieb erfolglos, da meine Gedanken immer wieder zu Harry schweiften, während meine Augen immer wieder die von Draco suchten. Er machte auf mich den Eindruck, als würde er ebenfalls nicht zuhören und nur auf ein schnelles Ende der Stunde warten, doch diese kam mir an diesem Tag ewig, um nicht zu sagen endlos vor.

Als gerade mal die Hälfte des Unterrichts vorbei war, wurden wir darum gebeten, uns in Dreiergruppen zusammenzutun und mit besagten Snargaluffbäumen herumzuexperimentieren. Glücklicherweise hatte ich bereits alles über diese aggressiven Pflanzen gelesen, denn ich hatte von der Theorie, mit der Professor Sprout uns gerade bombardiert hatte, überhaupt nichts mitbekommen.

Unsere Aufgabe bestand darin, die Früchte, die sich im Stamm des kleinen Baumes verbargen, zu bergen und letztlich herauszuholen, damit diese später für die Zubereitung von Zaubertränken benutzt werden konnten.

Ich bildete eine Gruppe mit Parvati und Neville, wobei letzterer sichtlich motiviert und begeistert war, während bei mir das genaue Gegenteil der Fall war. Wir setzten unsere Schutzbrillen und unseren Mundschutz auf, da der Umgang mit diesem Gewächs sehr tückisch und gefährlich war, und Neville holte zusätzlich Schutzhandschuhe für uns, damit wir die Pflanze nicht mit bloßen Händen anfassen mussten. Ich schielte kurz zu Draco und Zabini, die ausgerechnet mit Parkinson in einer Gruppe waren und sich gerade ihre Utensilien zurechtlegten.

„Hermine?"

„Hm?" Ich fuhr panisch herum, als mich die Stimme von Neville erschrocken zusammenzucken ließ.

„Alles okay?" „Ja klar, ich... war nur in Gedanken versunken. Tut mir leid."

„Kein Problem. So... wir müssen den Snargaluff jetzt irgendwie reizen, damit er seine Stacheln ausfährt, aber wir müssen dabei ganz, ganz vorsichtig sein.", erklärte der Spezialist für Kräuterkunde und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Ich war froh, dass wenigstens einer aus unserer Gruppe motiviert zu sein schien, denn Parvati zeigte - genau wie ich - keinerlei Begeisterung.

Ein helles, piepsiges und äußerst nerviges Lachen riss mich aus meinen Gedanken und veranlasste mich dazu, mich unauffällig zu der Geräuschquelle umzudrehen, die sich letzten Endes als Parkinson herausstellte.

Wem sollte dieses dämliche Kichern auch sonst gehören?!

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, worüber sie lachte, doch sie gluckste wie ein kleines Schwein während der Schlachtung und hielt sich dabei mit einer Hand den Bauch, während sie sich mit der anderen an Dracos Schulter festhielt. Eine unglaublich große Wut kochte augenblicklich in mir hoch und ließ mich mit den Zähnen knirschen, was noch schlimmer wurde, als Draco doch tatsächlich in ihr dämliches Lachen mit einstimmte.

Ich war eigentlich nicht bekannt dafür, sonderlich eifersüchtig zu sein, doch dieser Anblick trieb mich - zusammen mit meinem momentan generell sehr großen Gefühlschaos - zur Weißglut. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und musste stark an mich halten, nicht auf Parkinson loszugehen und diese in ihr Gesicht fliegen zu lassen, um ihr klarzumachen, dass sie gefälligst ihre Griffel von meinem Freund lassen sollte, doch-

„Au!", zischte ich, als mich etwas in den Handrücken stach, worauf ich erschrocken herumfuhr und letztlich den Übeltäter entdeckte, der sich als diese dumme, verdammte Pflanze entpuppte.

„Hermine!", stießen Neville und Parvati gleichzeitig aus und stürzten sich auf meine Hand, auf der sich - anstelle des Schutzhandschuhs, den ich vor lauter Ablenkung nicht angezogen hatte - nun ein langer, roter Schnitt befand, der sofort zu bluten begann.

„Miss Granger, ist alles in Ordnung?", meldete sich auch noch Professor Sprout zu Wort, die geschockt in unsere kleine Runde blickte und auf mich zugestürmt kam. Sie blieb dicht vor mir stehen und nahm meine verletzte Hand in ihre, ehe sie ein kleines, weißes Tuch herausholte und meine Wunde damit abtupfte.

„Sie wissen doch, wie tückisch diese Pflanzen sind, Miss Granger. Wie konnte denn das passieren?"

„Keine Ahnung, ich... war irgendwie abgelenkt und... ich hab nicht richtig aufgepasst.", stammelte ich mit leicht geröteten Wangen, die mich vermutlich mal wieder richtig dämlich aussehen ließen, doch Professor Sprout beruhigte mich sofort, indem sie zusätzlich einen kleinen Verband herausholte und meine Blessur damit einwickelte.

„Es ist zum Glück nur ein kleiner Kratzer, also alles halb so schlimm. Das dürfte die Blutung etwas stoppen."

Ich nickte total eingeschüchtert mit dem Kopf und schämte mich gleichzeitig in Grund und Boden, da inzwischen die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag und mich alle mit ihren Blicken durchbohrten.

„Ich weise Sie noch einmal darauf hin, dass für den Umgang mit Snargaluffbäumen äußerste Vorsicht geboten ist und man diese unter keinen Umständen ohne Schutzhandschuhe anfassen darf!", wandte sie sich nun an alle Schüler, die noch immer sichtlich schockiert in meine Richtung blickten und letztlich synchron mit dem Kopf nickten.

Darunter auch Draco, der mich besorgt musterte und mir ein schüchternes Lächeln zukommen ließ, doch die Tatsache, dass Parkinson immer noch ihre Hand auf seiner Schulter hatte und selten dämlich grinste, brachte die Wut in meinem Inneren erneut zum Brodeln.

„Scheinbar ist sie doch so dumm, wie sie aussieht.", lachte besagtes Mopsgesicht wenig später auf und klopfte meinem Freund dabei amüsiert auf die Schulter, doch Draco fand das offenbar - zum Glück möchte ich sagen - alles andere als lustig, denn er drehte seinen Kopf in ihre Richtung, schlug ihre Hand - endlich - weg und funkelte sie böse an.

„Halt gefälligst deine Klappe!", knurrte er mit breiter Brust und sah dabei wütend auf sie herab, was diese arrogante und selbstverliebte Ziege jedoch keineswegs beeindruckte.

„Was denn?! Ist doch so! Sie macht immer auf allwissend und superschlau, und ist dann zu dumm dazu, ihre Handschuhe anzuziehen! Aber jetzt kann wenigstens jeder den dreckigen Schlamm sehen, der durch ihre Adern flie-"

Sie hatte ihren Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als Draco der Kragen platzte und er auf Parkinson losging, indem er sie an der Krawatte packte und sie gefährlich nahe zu sich zog.

„Halt jetzt sofort deine verdammte Klappe!"

„Mr. Malfoy!", stieß Professor Sprout erschrocken aus und stürzte sich sofort auf das Geschehen, um sich zwischen die beiden zu drängen und diese voneinander zu trennen.

Was sich als äußerst schwierig herausstellte, denn Draco wollte partout nicht von ihr ablassen, sondern ihr offenbar den Kopf abreißen, worüber ich mich keineswegs beschwert hätte, denn ihre Worte waren wirklich meilenweit unter der Gürtellinie gewesen.

„Ich dulde in meinem Unterricht keine Streitereien und Schlägereien, also verlegen Sie das bitte auf die Pause!", verlangte sie sichtlich überfordert, ehe ihr scheinbar erst bewusst wurde, was sie gerade überhaupt gesagt hatte. „Nein, nein, nein, also... Sie verlegen das nicht auf die Pause, Sie... Miss Parkinson, Sie... Sie verlassen umgehend den Raum und melden sich unverzüglich bei Professor McGonagall! Ich dulde eine derartig schreckliche und respektlose Wortwahl nicht in meinem Unterricht und werde Sie zum Nachsitzen verdonnern!"

Parkinsons Gesicht lief nach diesen Worten hochrot an und man sah recht deutlich, dass sie gerade kurz vorm Platzen war, was mich innerlich breit grinsen ließ, denn damit, dass Professor Sprout auch mal laut und streng werden konnte - sofern man dies als streng bezeichnen konnte - hatte die ehemalige Slytherin offenbar nicht gerechnet. Sie warf Draco einen tobsüchtigen Blick zu und presste angestrengt ihren Kiefer zusammen, ehe sie sich in Bewegung setzte und wütend schnaubend aus dem Gewächshaus stapfte.

Alle anderen hatten ihren Abgang und generell diese ganze Situation völlig ernüchtert und schockiert beobachtet, und lenkten ihre Augen schließlich wieder auf Sprout, die sich kurz räusperte, ehe sie das Wort an Draco richtete, der immer noch gepresst atmete und merklich angespannt war.

„Und... und Sie, Mr. Malfoy, Sie... bleiben hier und... verhalten sich einfach ganz unauffällig, verstanden? Sie sollten sich in Zukunft zwar zügeln, was Ihre Wortwahl und Ihre Angriffslust betrifft, aber ich finde es sehr mutig von Ihnen, dass Sie Miss Granger verteidigt haben. Vielen Dank dafür."

„Mhm... keine Ursache.", murmelte Draco sichtlich überrumpelt und schielte zu Boden, während er sich peinlich berührt und verlegen am Hinterkopf kratzte.

Zabini, der neben ihm stand, sah so aus, als müsste er sich gerade stark zusammenreißen, nicht lauthals loszulachen und irgendeinen dummen Kommentar von sich zu geben, und ich betete inständig, dass er seine vorlaute Klappe zumindest ein einziges Mal an diesem Tag halten würde.

Eine bedrückende Stille erfüllte den Raum und ich war mir ziemlich sicher, dass jeder mein Herz hören konnte, das so laut hämmerte wie ein Presslufthammer und ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust verursachte.

„Hach, wenn Professor McGonagall das gesehen hätte. Ihr Konzept für den Frieden zwischen den ehemaligen Häusern scheint ja wirklich gut zu funktionieren.", schwärmte Professor Sprout wenig später und klatschte freudig in die Hände, während sie sich wieder auf ihren Platz begab und über beide Ohren strahlte, was mein Gesicht erneut dunkelrot anlaufen ließ.

„Wenn sie wüsste, wie gut dieses Konzept funktioniert.", hörte ich Zabini spotten, der Draco amüsiert auf die Schulter klopfte und mal wieder unglaublich dämlich grinste, doch der Blondschopf fand dies offenbar genau so unlustig, wie ich. Er funkelte ihn böse an, schlug seine Hand weg und verpasste ihm im Gegenzug einen Schlag auf den Hinterkopf, worauf der Dunkelhäutige ein überraschtes „Autsch!" verlauten ließ.

Auch ich warf ihm einen finsteren Blick zu, denn Dracos Aktion war schon auffällig genug gewesen, doch unüberlegte Kommentare seitens Zabini wären vermutlich unser endgültiges Todesurteil gewesen.

Er resignierte glücklicherweise und senkte schließlich den Kopf, sodass ich wieder erleichtert durchatmen und mich abermals auf unsere Aufgabe konzentrieren konnte, doch Neville und Parvati musterten mich äußerst argwöhnisch.

„Was war das denn?", wollte die Patil Zwillingsschwester wissen und blickte immer wieder zwischen Draco und mir hin und her, doch ich ignorierte ihre Fragerei weitestgehend und zog mir nun endlich die Schutzhandschuhe an, ehe ich mich dem Snargaluffbaum widmete, dessen stacheligen Äste immer noch alles Mögliche umklammern und zerkratzen wollten.

Neville tat es mir gleich und stürzte sich wieder auf die Pflanze, jedoch entging mir dabei nicht, dass auch er immer wieder fragend zwischen mir und meinem Freund hin- und herblickte, doch ich versuchte, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

Nach diesem kleinen Zwischenfall gelang es mir nun doch endlich, mich auf die Aufgabe zu konzentrieren, sodass wir gut vorankamen und nach einer Weile tatsächlich die kleinen Früchte entdeckten, die zum Vorschein kamen, als wir die einzelnen Zweige auseinanderzogen und sich letztlich ein kleines Loch im Stamm bildete, in dem sich die kleinen Beeren verbargen. Wir holten diese vorsichtig und erfolgreich heraus und legten sie schließlich in eine kleine Schachtel, die wir Professor Sprout am Ende der Stunde abgeben mussten.

Als dieses Ende dann endlich erreicht war, konnte ich endgültig wieder erleichtert aufatmen, denn nun war Wochenende und dieses hatte ich mir bereits sehnlichst herbeigewünscht. Dennoch graute mir vor dem, was gleich kommen würde, oder besser gesagt musste, nämlich ein Gespräch mit Harry. Beziehungsweise ein Gesprächsversuch, denn ich war mir ziemlich sicher, dass dieses ähnlich wie gestern ablaufen würde, doch ich beschloss einfach, nicht allzu pessimistisch zu sein.

Dementsprechend freute ich mich schon darauf, wenn zwischen Harry und mir wieder alles in Ordnung war und er sich endlich anhören würde, was ich ihm und Ginny bezüglich Draco zu erzählen hatte.

Dieser war auch sichtlich erleichtert, dass die Doppelstunde bei Sprout endlich vorbei war, denn die Anspannung, die ihm nach dem kleinen Streit mit Parkinson förmlich ins Gesicht geschrieben war, war nun vollends verschwunden und hatte Platz für ein zufriedenes Lächeln gemacht, welches er mir zukommen ließ.

Er fesselte mich mit seinen Augen, während alle anderen so schnell wie möglich ihre Sachen zusammenpackten und aus dem Gewächshaus stürmten, um rechtzeitig zum Mittagessen in der großen Halle zu erscheinen, doch ich ließ mir Zeit und versank immer mehr in dem wunderschönen Silber.

Draco hatte es offenbar ebenfalls nicht allzu eilig, denn er verstaute völlig gelassen seine Unterlagen in seiner Tasche und das in einer Langsamkeit, die jeder Schnecke Konkurrenz machen würde.

Zabini hingegen war der erste gewesen, der beim Gong leise gejubelt und sich sofort aufgerappelt hatte, doch als er einen Blick auf seinen besten Freund warf, verdrehte er genervt die Augen.

„Ich warte schon mal draußen. Viel Spaß euch beiden.", seufzte er kopfschüttelnd und verließ schließlich - wie alle anderen Schüler und Professor Sprout - das Gewächshaus, sodass nur noch wir beide übrig waren.

„Na, wie konnte denn das passieren, Miss Granger?", frotzelte Draco, als er langsam auf mich zukam, deutete dabei auf meine Blessur und blieb letztlich dicht vor mir stehen, doch ich fand das alles andere als lustig und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Frag doch mal Parkinson und ihr dämliches Gegrunze!"

Ich bereute es sofort, diese Worte ausgesprochen zu haben, doch allein der Gedanke an das Szenario von vorhin hatte die Wut in meinem Inneren erneut gefährlich hochkochen lassen.

Draco zog eine Augenbraue nach oben und setzte sein arrogantes Malfoy-Grinsen auf, mit dem er meinem ohnehin schon erhitzten Gemüt nicht gerade einen Gefallen tat.

„Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie derartig eifersüchtig sein können, Miss Granger."

„Ich bin nicht eifersüchtig!", knurrte ich leicht angefressen, doch der Blondschopf lachte sofort leise auf.

„Doch, das bist du." „Nein, bin ich ni-" „Doch."

„Draco! Ich bin nicht eifersüchtig auf diese selbstverliebte und arrogante Ziege!", stellte ich zähneknirschend klar und spürte, wie mir mal wieder die Röte in die Wangen schoss, was Draco mit einem breiten Grinsen quittierte.

„Komisch, diese Unterhaltung kommt mir äußerst bekannt vor. Die gleiche hatte ich nämlich mit Severus im dritten Schuljahr, falls du dich noch daran erinnern kannst. Und ich hab, genau wie er damals, recht mit meiner Annahme."

Ich schnaubte.

„Na schön, ich war vielleicht ein bisschen eifersüchtig! Zufrieden?!", gab ich mich schließlich geschlagen, da es sowieso keinen Sinn hatte, mit ihm zu diskutieren, doch - anders als erwartet - lachte er mich dieses Mal nicht aus, sondern schloss mich fest in seine Arme, um mich in eine innige Umarmung zu verwickeln.

„Du musst nicht eifersüchtig sein. Du hast keinen Grund dazu und du musst dir auch keine Sorgen machen, okay?" „Bei dir mach ich mir ja auch keine Sorgen. Aber Parkinson, sie... sie ist scharf auf dich und-"

„Na und?", fiel er mir ins Wort und löste sich wieder ein Stück von mir. „Das geht mir am Arsch vorbei, ob sie scharf auf mich ist oder nicht!"

„Sie schmeißt sich aber total an dich ran und dann lacht sie auch noch die ganze Zeit wie eine sterbende Ziege und-"

Das herzliche und laute Lachen von Draco ließ mich schlagartig innehalten und verstummen. Einerseits, weil ich ziemlich überrumpelt war, andererseits, weil dieses Geräusch so wunderschön und ungewohnt war, dass ich es genießen und in mich aufsaugen wollte. Dennoch zauberte sich unwillkürlich ein verlegener Ausdruck auf mein Gesicht, mit dem ich beschämt zu Boden schielte, doch Draco legte sofort seine Hand unter mein Kinn, hob dieses leicht an und zwang mich somit, ihm wieder in die Augen zu sehen.

„Findest du das lustig?", fragte ich betrübt und vermutlich etwas zu vorwurfsvoll, doch er schüttelte sofort den Kopf, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und sah mich letztlich eindringlich an.

„Ich finde es nur äußerst niedlich, dass du so eifersüchtig bist. Das zeigt mir nämlich, dass dir offenbar etwas an mir liegt und das ist dann doch irgendwie schön zu wissen."

„Du wusstest hoffentlich schon vorher, dass mir etwas an dir liegt! Sonst wäre ich ja nicht mit dir zusammen, du Idiot!", knurrte ich. Draco hingegen lachte erneut leise auf und nahm anschließend mein Gesicht in seine Hände, während er mir tief in die Augen blickte.

„Hör mal, mir ist egal, was Pansy oder andere Mädchen für mich empfinden. Ich liebe dich. Nur dich. Und daran wird sich auch nie etwas ändern, okay? Versprochen.", hauchte er und beugte sich schließlich zu mir herunter, um seine Lippen auf meine zu legen und mich in einen derartig leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln, dass ich kurzzeitig komplett verdrängte, worüber wir zuvor gesprochen hatten.

Ich ließ mich fallen und legte meine Arme um seinen Hals, während er seine um meinen Oberkörper schlang und mich noch fester an sich drückte. Er intensivierte unseren Kuss, indem er mich gegen die Wand in meinem Rücken drängte und mit seiner Zunge um Einlass in meinen Mund bat, den ich ihm bereitwillig und ohne zu zögern gewährte.


Ein Räuspern am Eingang des Gewächshauses ließ uns jedoch schlagartig auseinanderfahren und mir das Blut in den Adern gefrieren...


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