37. | Look closer - Ein letzter Blick zurück (3/3)

Erzähler POV 


„Oblivia-"


„Draco!", platzte es panisch aus Narzissa Malfoy heraus, nachdem diese das Zimmer ihres Sohnes betreten hatte, sich über dessen Handlung bewusst geworden war und letztlich panisch auf ihn zustürmte.

Nach seinem lautstarken Auftauchen von vor wenigen Minuten, hatte sich die blonde Hexe bereits einige Gedanken darüber gemacht, was passiert war, denn sie war der festen Überzeugung gewesen, dass ihr Sohn mit Hermine Granger reden und dementsprechend erst sehr spät nach Hause kommen würde, doch umso verwunderter war sie gewesen, dass er bereits so früh zurückgekommen war. Als sie schließlich ein lautes Poltern vernommen hatte, nämlich, als er die kleine Schachtel mit den vielen Erinnerungen gegen die Wand geschleudert hatte, hatte sie keine Sekunde gezögert und war sofort in das Zimmer ihres Sohnes gestürmt.

Dieser riss nun erschrocken die Augen auf und blickte in das ratlose Gesicht seiner Mutter, die sich neben ihn auf das Bett setzte, ihm den Zauberstab aus der Hand nahm und diesen auf dem Nachttisch ablegte.

„Liebling, was... was soll das? Was wolltest du denn tun?", wollte sie wissen und legte vorsichtig einen Arm um ihren Sprössling, was ihn dazu veranlasste, seinen Kopf auf ihre Schulter sinken zu lassen.

„Vergessen...", war das einzige, das er krächzend und mit heiserer Stimme herausbrachte, doch dieses eine Wort genügte, um Hermines Herz in tausend Stücke zu reißen. 

„Was wolltest du vergessen?" „Alles."

„Alles?", hakte Narzissa verwirrt nach, worauf Draco langsam nickte.

„Alles, was mich an Hermine erinnert."

„A-Aber... Liebling, was... was ist denn passiert? Ich dachte, du redest mit ihr?", stieß die blonde Hexe überrascht aus und fuhr ihrem Sohn durch den blonden Schopf, in der Hoffnung, ihn etwas beruhigen zu können, doch das half auch nichts. Ganz im Gegenteil. Er brach in Tränen aus und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seiner Mutter, die ihn sogleich noch fester zu sich zog.

„Ich... ich war zu spät. Ich hab sie verloren... und zwar endgültig." „Ihr ist doch nichts passiert, oder?" 

„Nein. Es geht ihr sogar ziemlich gut. Bestens, wenn du mich fragst.", entgegnete er bitter.

„Aber... wo ist dann das Problem? Hat sie dir nicht geglaubt oder... oder wollte sie dir gar nicht erst zuhören oder... was ist los, Draco?" „So weit bin ich nicht mal gekommen. Ich... hab sie mit... mit Weasley erwischt." „Das ist doch nichts Neues oder? Die beiden sind doch schon seit Jahren befreun-"

„Sie haben sich geküsst.", fiel Draco seiner Mutter ins Wort, die daraufhin sofort verstummte und völlig überrumpelt die Augen aufriss, mit denen sie ihren Sohn bedrückt musterte.

„Oh nein...", lamentierte sie und drückte ihn so fest an sich, dass er meinte, keine Luft mehr zu bekommen, doch das war dem Malfoy Erben in diesem Moment egal. Er war mit seinen Nerven am Ende und innerlich derartig verletzt und zerstört, dass ihm alles gleichgültig war. Und wenn man ihn stundenlang mit dem Cruciatus gefoltert hätte, hätte er das alles in Kauf genommen und über sich ergehen lassen. Die Schmerzen des unverzeihlichen Folterfluchs waren im Vergleich zu denen, die er in diesem Moment durch sein gebrochenes Herz erlitt, nämlich erträglich. Um nicht zu sagen angenehm.

„Es tut mir so furchtbar leid, mein Schatz.", hauchte Narzissa mit einer Unmenge an Tränen in den Augen und zwang die Brünette somit, sich wieder verstärkt auf die Erinnerung zu konzentrieren, da sie einmal mehr in Gedanken versunken war.

„Das bringt mir auch nichts.", kommentierte Draco daraufhin völlig emotionslos und nach Hermines Meinung viel zu undankbar, doch sie konnte es ihm dennoch nicht verübeln. Und seine Mutter ebenso wenig.

„Ich weiß. Ich meinte nicht nur die Sache mit Miss Granger, sondern alles. Ich hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen. Ich hätte mit dir verschwinden sollen. Hätte dir eine Kindheit ermöglichen sollen, die nicht von Hass, Schmerz und Leid geprägt ist. Ich schäme mich so sehr, Draco. Ich schäme mich dafür, dass ich nicht eingegriffen habe, als dein Vater angefangen hat, dir wehzutun. Dass ich dich nicht richtig beschützt habe. Spätestens als man dir den Auftrag erteilt hat und dir das dunkle Mal eingebrannt hat, hätte ich mit dir untertauchen müssen. Es tut mir alles so furchtbar leid, mein Schatz."

„Du kannst nichts dafür, Mum. Sie hätten uns so oder so gefunden. Man kann aus dieser kranken Welt, in der wir leben, nicht einfach verschwinden. Sie hätten uns irgendwie gefunden, uns gefoltert und uns getötet. Und dann... dann... hätte ich...", brach er ab und seufzte frustriert, was sowohl Hermine, als auch Narzissa verwirrt dreinblicken ließ.

„Dann hättest du...?", hakte letztere nach einer Weile nach, als ihr Sohn immer noch nicht weitergesprochen hatte, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Nicht so wichtig. Ist jetzt sowieso alles scheißegal." „Draco, ich... wenn... wenn ich irgendwas für dich tun kann, dann-"

„Wo ist mein werter Vater Lucius?", unterbrach er seine Mutter und lenkte das Thema somit in eine andere Richtung, da er es satt hatte, über seine Probleme und Gefühle zu reden. Zumal er das alles ohnehin nicht mehr ändern konnte. Narzissa zuckte kaum merklich zusammen und musterte ihren Sohn mit großen Augen, ehe sie tief durchatmete und auf seine Frage, die ihr selbst sichtlich zu schaffen machte, einging.

„Er ist weg. Sie haben ihn geholt." „Sie?" „Die Leute aus dem Ministerium. Nach dem Tod von... von-"

„Voldemort!", warf Draco fast schon genervt dazwischen, worauf Narzissa etwas eingeschüchtert nickte.

„Jedenfalls haben sie nach seinem Tod sofort sämtliche Todesser aufgesucht und ins Ministerium gebracht. Sie sind hier aufgetaucht und haben deinen Vater mitgenommen. Sie meinten, dass es ein Wunder wäre, wenn man ihn nicht nach Askaban schicken würde..." „Und warum haben die mich nicht aufgesucht und ins Ministerium geschleppt?"

„Jemand hat ein gutes Wort für dich eingelegt."

„Jemand?!", hakte Draco misstrauisch nach und rappelte sich etwas auf, um ihr unschlüssig in die Augen zu sehen, da er sich kaum vorstellen konnte, dass es auch nur einen Menschen auf dieser Welt gab, abgesehen von seiner Mutter natürlich, der ihm in irgendeiner Weise den Rücken stärken würde.

„Dein Vater.", lautete die kurze Erklärung Narzissas, womit sie ihren Sohn restlos verwirrte.

„Hä?" „Die Leute aus dem Ministerium haben nach dir gefragt. Sie wollten uns beide ebenfalls mitnehmen, aber dein Vater hat sich für uns eingesetzt." „W-Wie jetzt? Was... was hat er denen denn gesagt?"

„Dass wir keine wirklichen Anhänger des dunklen Lords waren. Dass ich nie ein Todesser war und man dich lediglich in diese Gesellschaft hineingezogen hat, weil sich der dunkle Lord an ihm, Lucius, rächen wollte."

„Warum hat er das getan?", wollte er wissen und wusste im ersten Moment nicht, ob er seinem Vater dankbar dafür sein sollte oder nicht, denn trotz allem war immer noch er es gewesen, der ihn überhaupt erst in diese schreckliche Welt hineingezogen hatte.

„Ich weiß es nicht. Möglicherweise ist er endlich zur Vernunft gekommen."

„Oder er wollte wie immer nur seinen eigenen Arsch retten und hat gehofft, dass sie ihn dadurch ebenfalls verschonen.", mutmaßte der Blonde und knirschte wütend mit den Zähnen.

„Ich weiß nicht. Ich kann deinen Vater schon lange nicht mehr einschätzen und war selbst ganz überrascht, dass er uns urplötzlich in Schutz genommen hat." „Ich hasse ihn trotzdem!" „Draco-"

„Nein!", fiel er seiner Mutter einmal mehr ins Wort. „Er mag uns vielleicht vor Askaban bewahrt haben, aber das ändert absolut nichts daran, dass er der abartigste Vater und generell der abartigste Mensch überhaupt ist! Wie krank muss man sein, seinen eigenen Sohn zu foltern, hm? Nur, weil... weil ich... Fuck, ich... ich kann nicht mehr! Und ich hab keinen Bock mehr! Ich hab mich jahrelang auf diesen Moment gefreut, in dem diese dunklen Zeiten endlich vorbei sind, und... und jetzt? Lucius ist zwar endlich dort, wo er hingehört, aber... aber Hermine ist... ist..." er hielt einen Augenblick inne und seufzte „...auch dort, wo sie hingehört."

Auf diese Aussage hin verzog Hermine überrascht das Gesicht, genau wie Narzissa, die ihren Sohn ungläubig musterte, so, als hätte sie sich soeben verhört.

„Wie meinst du das, Liebling?" „So, wie ich es gesagt hab. Sie verdient es, endlich glücklich zu sein. Und wenn sie es mit diesem Arschloch ist, dann... dann ist das eben so. Das muss ich akzeptieren. Im Endeffekt bin ich ja selbst schuld. Ich hab sie gehenlassen und sie wie den letzten Dreck behandelt." „Du hattest doch gar keine andere Wahl, mein Schatz. Meinst du nicht, dass du doch mal mit ihr reden solltest?"

„Und dann? Sie würde mir doch sowieso nicht glauben, geschweige denn überhaupt zuhören! Und so lange die beiden Hohlbirnen um sie herum sind, komm ich sowieso nicht an sie ran. Ich böser Todesser könnte ihr ja was antun!", murrte der Blondschopf angesäuert und warf anschließend einen Blick auf das Chaos, das er zuvor angerichtet hatte.

Narzissa bemerkte es und richtete ihre Augen ebenfalls auf die vielen Bilder und Gegenstände, die über den Boden verstreut waren und teilweise kaputtgegangen waren, ehe sie sich erhob, ihren Zauberstab von Dracos Nachttisch nahm und auf besagtes Chaos zusteuerte.

Dabei kniete sie sich auf den Boden, nahm die ramponierte Schachtel in die Hand und reparierte sie mit einem „Reparo". Anschließend sammelte sie die vielen Fotos und Pergamente ein, die sie kurz wehmütig lächelnd begutachtete und schließlich wieder in der kleinen Box verstaute. Den herzförmigen Stein, der in zwei Teile gespalten worden war, reparierte sie ebenfalls und legte ihn zusammen mit der Verpackung des Schokofrosches zu den restlichen Erinnerungen.

Dann nahm sie die hölzerne Schachtel in die eine Hand, den kleinen Schlüsselanhänger in die andere und ging wieder auf ihren Sohn zu, der immer noch auf seinem Bett saß und jeden Handgriff seiner Mutter genauestens und mit einem äußerst schmerzerfüllten Gesichtsausdruck beobachtet hatte.

„Wirf sie nicht einfach weg, mein Schatz.", bat sie ihn ruhig, womit sie Draco augenblicklich aus seinen Gedanken riss.

„Was?" „Miss Granger. Bitte sag mir nicht, dass du sie jetzt einfach aufgibst, nur, weil sie mit diesem Jungen zusammen ist."

„Mir bleibt doch nichts anderes übrig.", kommentierte er völlig emotionslos und ließ sich anschließend rücklings auf sein Bett sinken. Narzissa nahm ebenfalls wieder Platz und setzte sich neben ihren Sohn, dessen Augen einmal mehr stark zu schimmern begonnen hatten.

„Wo ist denn der kleine Junge hin, der niemals aufgegeben hat? Dessen größter Wunsch es war, dieses besondere Mädchen zu sich zurückzuholen, wenn das alles vorbei ist?", fragte sie mit einem vorwurfsvollen Ton in der Stimme und hielt dabei den kleinen Schlüsselanhänger nach oben, den er kurz begutachtete, ehe er ihn seiner Mutter aus der Hand nahm und ihn mit seiner eigenen fest umschloss.

„Er ist erwachsen geworden, hat viel Schreckliches erlebt und ist daran kaputtgegangen." „Du weißt, dass dir die elfjährige Miss Granger niemals verzeihen würde, wenn du dein Versprechen nicht einlöst, oder?"

Miss Granger würde mir generell niemals verzeihen! Egal, ob die elfjährige oder die jetzige Version von ihr! Sie hasst mich! Und... es ist vermutlich für alle das Beste, wenn das auch so bleibt.", murmelte er und starrte geistesabwesend auf die hohe Decke seines Zimmers, ehe er seine Augen schloss und einmal mehr frustriert seufzte.

„Was lässt dich das denken?" „Sie ist die beste Freundin von Harry Potter! Von dem, der heute die Welt gerettet hat! Sie und die beiden Hohlbirnen werden jetzt wochenlang gefeiert und bewundert. Da hat ein dreckiger Todesser nichts zu suchen!"

„Sprich bitte nicht so über dich, Draco. Ich bin mir sicher, dass sie dir eine Chance geben wird, wenn sie erst mal weiß, was du alles für sie getan hast. Außerdem hast du genauso zu diesem Frieden beigetragen. Du hast den Dreien immer wieder unter die Arme gegriffen und ihnen geholfen. Ich bin deswegen unheimlich stolz auf dich und möchte, dass auch alle anderen von deiner Tapferkeit und deinen Taten erfahren. Angefangen bei Miss Granger."

„Was alle anderen denken ist mir scheißegal! Ob ich letzten Endes gut oder böse war, interessiert doch sowieso keinen. Das hier ist das einzige, das die Leute interessiert.", knurrte er und warf einen angewiderten Blick auf seinen linken Unterarm, den er wenig später mit seinem Ärmel bedeckte. „Außerdem hab ich keinen Bock auf diese ganze Aufmerksamkeit. Hermine und die beiden Idioten sollen sich feiern lassen, aber ich... ich will nach dieser ganzen Scheiße einfach nur meine Ruhe haben. Ich will endlich keine Angst mehr davor haben, was als Nächstes passieren könnte. Keine Angst mehr haben, dass ihr etwas passiert. Ich will einfach nur, dass sie glücklich wird. Egal, mit wem."

„Und woher willst du wissen, dass sie das nicht mit dir sein könnte?" „Weil ich vorhin gesehen hab, wie glücklich sie mit dem Wiesel ist. Sie... Salazar, sie... sie hat gestrahlt, wie... wie..." Er brach ab und fuhr sich stattdessen über das Gesicht, da seine Stimme allmählich versagte, je länger er an dieses - für ihn - herzzerreißende Szenario von vorhin zurückdachte.

„Wie damals? Als sie noch an deiner Seite war?", mutmaßte Narzissa, zu dem der Blonde schmerzerfüllt sah.

Er musste ihr nicht antworten, denn sie verstand auch so und formte ihre Lippen schließlich zu einem traurigen Lächeln, mit dem sie ihren Sohn wehmütig musterte.

„Es war alles umsonst.", wimmerte Draco mit frischen Tränen in den Augen, womit er Hermine einen imaginären Schlag ins Gesicht verpasste, denn sie fühlte sich einmal mehr unglaublich schlecht und schuldig, weshalb sie sich verstärkt an ihren echten Draco im Raum der Wünsche klammerte. Er tat es ihr gleich und musste leise schmunzeln, wovon sie jedoch nichts mitbekam, da sie sich voll und ganz auf die Erinnerung konzentrierte und beobachtete, wie Narzissa ihrem Sohn über den Kopf streichelte.

„Das war es nicht, Liebling. Du hast ihr und ihren Freunden das Leben gerettet. Und das mehr als einmal. Du hast jahrelang für diese Freiheit gekämpft, also schmeiß es nicht einfach weg. Bitte. Dann war nämlich alles umsonst."

„Es geht ihr gut und sie ist in Sicherheit. Mehr wollte ich nie und mehr will ich auch jetzt nicht. Wenn sie mit diesem Idioten glücklich ist, dann... dann bin ich... dann bin ich es auch..." „Mach dir doch nichts vor, Draco! Du willst mir doch jetzt nicht weismachen, dass du all die Jahre so sehr gelitten und zurückgesteckt hast, nur, damit sie jetzt mit einem anderen glücklich ist!"

„Was soll ich denn tun, verdammt?! Soll ich zu ihr gehen und mich zum Vollidioten machen, indem ich mich zwischen die beiden dränge und ihr von früher erzähle? Als ob sie mir auch nur ein Wort glauben würde! Es... es ist vermutlich besser so, wie es jetzt ist. War doch klar, dass sie irgendwann mit Weasley zusammenkommt. Das wusste jeder. Keine Ahnung, wie er das geschafft hat, aber sie liebt ihn. Das sehe ich."

Hermine trieb es während der Unterhaltung der beiden Malfoys immer wieder die Tränen in die Augen. Einerseits rührten sie Dracos Worte in höchstem Maße, da sie einmal mehr diese grenzenlose Liebe, die er für sie empfand, vor Augen geführt bekam, doch andererseits versetzte es ihr mehrere Stiche ins Herz, je länger sie mitansehen musste, wie stark er aufgrund seines Verlusts gelitten hatte.

Er hatte seine Erinnerungen an sie löschen wollen, um sich diesen Schmerz zu nehmen, der nach all den Jahren unerträglich geworden war. Hatte sie aufgeben wollen, da er es nicht ertragen hatte, sie in den Armen eines anderen zu sehen. Hatte nur gewollt, dass sie glücklich und in Sicherheit war, während er einmal mehr zurückgesteckt hatte.

Sie konnte niemandem sagen, wie froh und dankbar sie war, dass Narzissa aufgetaucht war und Draco davon abgehalten hatte, diesen Zauber, durch welchen Hermine bereits drei geliebte Menschen verloren hatte - nämlich ihre Eltern und Draco selbst - zu vollenden. Dass sie versucht hatte, ihm wieder Mut zu machen und ihm jahrelang eine derartig liebevolle Mutter gewesen war, die sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als ihren Sohn eines Tages wieder glücklich sehen zu dürfen.

Und diesen Wunsch hatte seit diesem besonderen Abend auch Hermine. Sie wollte, dass Draco glücklich war. Dass er nach diesen schrecklichen Jahren endlich seine Ruhe haben und das Leben genießen konnte. Dass er das bekam, für das er jahrelang gekämpft hatte.

Und wenn sie das war, dann wollte sie ihm das erst recht geben.

Sie wollte ihm ihr Vertrauen, ihre Nähe und ihre Liebe schenken. Wollte für ihn da sein, wenn er sie brauchte. Doch vor allem wollte sie ihn nie wieder gehenlassen. Sie wollte diesen wundervollen Menschen nicht noch einmal vergessen und jahrelang unterbewusst vermissen müssen.

„Was hast du jetzt vor, Liebling?", riss die sanfte Stimme von Narzissa die Brünette aus ihren Gedanken, weshalb sie wieder aufhorchte und sich abermals auf die laufende Szene konzentrierte.

Der Erinnerungs-Draco, der noch immer auf seinem Bett lag, zuckte kaum merklich zusammen, da er offenbar - genau wie Hermine - nicht damit gerechnet hatte, dass seine Mutter sich nach seinen Worten noch einmal zu Wort melden würde, und warf ihr schließlich einen etwas ratlosen Blick zu.

„Was meinst du?", hakte er kleinlaut nach, da er nicht ganz verstand, worauf sie damit hinauswollte, und kuschelte sich letztlich an Narzissa, als sie sich ebenfalls auf den Rücken legte und ihren Sprössling behutsam in die Arme schloss.

„Wie geht es jetzt weiter? Generell und... vor allem mit Miss Granger."

Nach diesen Worten hielt Draco einen Moment inne und sah zu seiner Mutter auf, die ihm beruhigend durch den blonden Schopf kraulte, ehe er seine Lippen zu einem bedrückten Lächeln formte und ergeben die Augen schloss.

„Keine Ahnung. Ich mach einfach das, was ich all die Jahre schon getan hab. Das kann ich inzwischen richtig gut, finde ich." „Und das wäre?" „Meine Maske tragen, Hermine still und heimlich beschützen und dabei zusehen, wie sie glücklich wird." „Und du? Du hast es genauso verdient, endlich glücklich zu werden, Draco." „Wenn sie es ist, bin ich es auch. Außerdem hat sie mich jahrelang nicht gebraucht, also braucht sie mich jetzt auch nicht."

„Was soll das heißen, dass sie dich jahrelang nicht gebraucht hat?! Ohne deine Hilfe hätten es die drei noch schwerer gehabt, als ohnehin schon!", brauste die sonst so ruhige und verhaltene Hexe auf, was Draco dazu veranlasste, seine Augen wieder zu öffnen und auf seine Mutter zu richten.

„Das meinte ich nicht. Ich erwarte auch nicht, dass die drei mir dafür danken oder sonst was... die haben ja nicht mal ansatzweise etwas von alldem mitbekommen. Ich wollte einfach nur Hermine beschützen und... das hab ich geschafft. Was ich meinte, war... also... nach... nachdem ich damals Hermines Erinnerungen an mich gelöscht hab, hat sie einfach genau so weitergelebt, wie vorher. Während ich sie Tag für Tag vermisst hab, hat sie einfach weitergemacht. Als wäre nichts gewesen. Als hätte es mich niemals gegeben. Wenn es ihr schlecht gegangen ist, ist sie plötzlich nicht mehr zu mir gegangen, sondern zu den beiden Idioten. Wenn wir uns begegnet sind, hat sie mich nicht mehr angelächelt oder umarmt, sondern mich einfach ignoriert, beziehungsweise mich nicht einmal beachtet, weil sie mich auf einmal nicht mehr gekannt hat. Ich war plötzlich unwichtig. War kein Teil ihres Lebens mehr. So wirklich wahrgenommen hat sie mich dann erst wieder im zweiten Schuljahr, als ich... als ich ihr dieses grässliche Schimpfwort an den Kopf geworfen hab und... und seitdem hasst sie mich. Abgrundtief. Das Schlimme daran ist, dass ich es ihr nicht mal übelnehmen kann... Ich... ich hasse mich selbst dafür. Und... wenn sie mich all die Jahre nicht gebraucht und vermisst hat, dann... wird sie das jetzt auch nicht tun. Gerade jetzt, wo sie endlich mit Weasley zusammen ist. Sie rennt dem schon seit Jahren hinterher und... Salazar, wenn... wenn er sie nicht zum glücklichsten Mädchen der Welt macht, dann... dann reiß ich ihm eigenhändig den Kopf ab! Wenn ich daran denke, dass er Tag für Tag ihr wunderschönes Lächeln zu sehen bekommt, sie in den Armen halten und küssen darf, dann... verdammte Scheiße, es... es zerreißt mich!", presste er angestrengt und heiser hervor, womit er Hermine ein weiteres Mal die Tränen aus den Augen trieb, denn diese Worte rührten die ehemalige Gryffindor in höchstem Maße.

Doch damit rammte er ihr auch einen Stock ins Herz, denn die Tatsache, dass er sich all die Jahre nichts sehnlicher gewünscht hatte, als von ihr wahrgenommen zu werden - und zwar auf positive Weise - ergriff die Brünette zutiefst. Er hatte sich nach ihrer Anwesenheit und Nähe gesehnt, hatte jedoch lediglich ihren Hass und ihre Abneigung zu spüren bekommen, während er ihr immer wieder Schutz und Liebe geschenkt hatte.

Auch Narzissa musste auf die Worte ihres Sohnes schwer schlucken und verzog trübsinnig ihr Gesicht, mit dem sie ihm einen Kuss auf den blonden Schopf hauchte.

„Liebling, d-das... das ist-"

„Liebe.", vollendete er qualvoll ihren Satz, womit er seine Mutter augenblicklich verstummen und in Tränen ausbrechen ließ. „Ich liebe sie. Mehr als alles andere auf dieser Welt."

Auch um Hermine war es nun vollends geschehen und sie konnte nicht verhindern, auf seinen Einwand hin leise zu schluchzen, worauf ihr echter Draco sie noch fester in seine Arme schloss.

Dieser kämpfte in diesem Moment ebenfalls mit seinen Emotionen, wenn er sah, wie gebrochen und hoffnungslos er zu dieser Zeit - im Vergleich zu jetzt - gewesen war. Wie sehr ihn das alles mitgenommen hatte, dass er sogar so weit gegangen wäre, seine kompletten Erinnerungen an dieses wundervolle und einzigartige Mädchen zu löschen. So, wie er es damals bei ihr getan hatte, um sie zu beschützen. 

Doch genau dieses Mädchen durfte er in diesem Augenblick bei sich haben. Durfte sie über seine schreckliche Vergangenheit und seine wahren Gefühle aufklären. Durfte sie in seinen Armen halten, ihre Nähe spüren und diesen besonderen Abend mit ihr genießen.

Sie hatte ihm eine zweite Chance gegeben und ihm somit ermöglicht, ihr sein wahres Ich zu zeigen, seinen kleinen Bücherwurm zurückzugewinnen und - was noch viel wichtiger war, wovon er jedoch noch nichts wusste - für sich zu gewinnen.

Mit diesen Erkenntnissen blickte er glückselig lächelnd auf die letzten Bilder seiner Vergangenheit, mit der er ab diesem Abend endgültig abschließen und die er ein für alle Mal hinter sich lassen wollte. Denn ab sofort zählte nur noch das Hier und Jetzt. Die Gegenwart und vor allem die Zukunft. Was genau diese bereithalten würde, wusste Draco noch nicht, doch er wünschte sich nur eines. Nämlich, dass Hermine an seiner Seite sein würde.

Und obwohl diese Zukunft ein langer, steiniger Weg werden würde, geprägt von Schmerz, Leid und Trauer, wollte und würde er diesen immer wieder gehen...


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Tja meine Lieben, was soll ich sagen?

Das war jetzt tatsächlich die allerletzte Erinnerung und Dracos allerletztes Geheimnis :) Wer jetzt denkt, dass meine Story aus diesem Grund bald zu Ende sein wird, liegt falsch. Vollkommen falsch ;D 

Jetzt geht die Geschichte nämlich erst so richtig los und diese vielen Rückblicke sollten lediglich Dracos Gefühle rechtfertigen und Gründe für ein mögliches Zusammenkommen der beiden sein :)

Jetzt kommt die Zukunft und - ohne zu viel verraten zu wollen - kann ich euch sagen, dass noch eine Menge auf euch zukommen wird (Drama, Liebe, Verrat), also bleibt gespannt :) 

Bis nächsten Dienstag,

Eure Emma <3


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