3. | Frettchen (1/3)

Hermines POV


Einige Tage nach unserer Ankunft hatte ich mich wieder einigermaßen in Hogwarts und den Unterricht eingelebt, doch meine Nerven lagen noch immer blank.

All die schrecklichen Erinnerungen an den Krieg und die Trennung von Ron machten mir nach wie vor schwer zu schaffen, und dieses dumme Projekt mit Malfoy brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.

In den letzten Tagen hatte ich ihn zum Glück nur sehr wenig bis gar nicht gesehen, was auch besser so war, denn ich hätte ihn vermutlich bei der kleinsten Stichelei in Grund und Boden verhext.

Einen Haken hatte diese Sache jedoch, denn weder er noch ich hatten den jeweils anderen auf das Projekt angesprochen und nachdem ich unter gar keinen Umständen auf diesen Schwachmaten zugehen wollte, wovon er mir am ersten Abend ja auch mehr als deutlich abgeraten hatte, beschloss ich, einfach selbstständig zu arbeiten und nach Schulschluss in die Bibliothek zu gehen.


Die Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste kam mir an diesem Tag ewig vor und um ehrlich zu sein hörte ich die meiste Zeit auch nicht hin, da ich einfach nicht klar denken konnte und meine Konzentration seit dem neuen Schuljahr generell zu wünschen übrig ließ.

Zwar war das wirklich untypisch für mich, doch ich hatte im Augenblick ganz andere Sorgen, sodass ich Professor McCallum und seinem Vortrag über sämtliche Flüche, die ich ohnehin bereits alle auswendig gelernt hatte, einfach nicht folgen wollte.

„Miss Granger?", wurde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, was mich erschrocken hochfahren und knallrot anlaufen ließ. 

Da passt man ein einziges Mal nicht auf...

„Ehm...ja?" „Ich habe Sie gefragt, was Sie von der Aussage halten!?"

Verdammt, verdammt, verdammt!!!

„I-Ich...Ich weiß nicht... Sir...", stotterte ich vor mich hin und sah ihn entschuldigend an, doch das ignorierte er gekonnt und schnaubte verächtlich.

„Miss Granger, wenn Sie meinem Unterricht nicht folgen möchten, dann können Sie genauso gut gehen! Nur weil Sie in der Vergangenheit Glück hatten in Ihren Kämpfen, meinen Sie wohl, Sie könnten in Verteidigung gegen die dunklen Künste vor sich hinträumen, was? Nur weil Sie in den letzten Jahren so gute Noten hatten, heißt das nicht, dass Sie nicht aufpassen müssen! Gerade eine Hexe mit Muggelabstammung wie Sie es sind, kann nie genug Neues lernen, also passen Sie auf! Haben Sie mich verstanden?", fuhr mich der Professor mit immer lauter werdender Stimme an, was zur Folge hatte, dass schlagartig Totenstille herrschte.

Alle Blicke waren auf mich gerichtet und durchbohrten mich regelrecht, was mir langsam aber sicher die Tränen in die Augen trieb.

Harry wollte gerade seine Hand auf meine Schulter legen, um mich mit dieser Geste offenbar zu beruhigen, doch noch bevor er mich hätte berühren können, packte ich meine Sachen zusammen, stand hastig auf und ohne über mögliche Konsequenzen meines Handelns nachzudenken, rannte ich aus dem Klassenzimmer.

Auf dem Korridor suchte ich nach einem ruhigen Ort, wo ich mich beruhigen konnte, ohne dass mich irgendwer bemerken würde, und da kam mir der kleine Gang wieder in den Sinn, in dem Malfoy am ersten Abend gesessen hatte.

Also ging ich dort hin, nahm vor dem großen Fenster am Boden Platz und zog meine Knie zu mir heran, damit ich meinen Kopf darauf ablegen konnte.

Keine Sekunde später ließ ich meinen Tränen, die ich seit McCallums Ausbruch mühsam zurückgehalten hatte, freien Lauf, sodass diese nun unaufhaltsam über meine Wangen kullerten.

In meinem Hals bildete sich ein riesiger Kloß, der all den Frust der letzten Tage, Wochen und Monate in mir hochkommen ließ und ich hatte zunehmend das Gefühl, jeden Augenblick daran zu ersticken.

Draußen wehte ein starker Wind, der über die Ländereien zog und ein lautes Pfeifen verursachte, das unheimlich in den Ohren wehtat. Dieses Wetter spiegelte meine innere Verzweiflung perfekt wider und die kalte Luft, die vom Fenster ausging, ließ mich schaudern, weshalb ich mich noch fester zusammenkauerte und dem tobenden Sturm zusah.


Einige Zeit war vergangen und ich saß noch immer mit tränenverschmierten Wangen auf dem kalten Steinboden.

Innerlich hatte ich gehofft, dass Harry und Ginny mich nach der Stunde vielleicht suchen würden, doch nachdem meine beste Freundin ein Jahr unter uns war und gar nichts von der ganzen Sache mitbekommen hatte, gab ich diese Hoffnung schnell wieder auf, zumal Harry ihr vermutlich sowieso nichts davon erzählt hatte, da sie ohnehin meistens nur über einander und deren Zukunftspläne sprachen.


Ich wollte gerade meinen Kopf vom Fenster abwenden und zurück auf die Knie legen, als ich im Augenwinkel sah, dass sich jemand gegen die Wand gelehnt hatte und mich offenbar schon seit einer Weile beobachtete...


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