29. | Look closer - Heilendes Herz
Erzähler POV
„Und? Überrascht?", stichelte Draco, kaum dass er sie zurück in den Raum der Wünsche geschickt hatte und ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, sein arrogant triumphierendes Grinsen aufzusetzen.
„Kommt drauf an, was genau du meinst.", erwiderte Hermine neckisch und stieg in sein Lächeln mit ein, doch der Blonde verstand in diesem Moment nicht so recht, was genau sie damit meinte.
„Das mit dem Schwert natürlich. Ihr habt euch doch bestimmt immer wieder gefragt, woher das kam, oder nicht?" „Ja, das haben wir. Allerdings haben wir dieses Rätsel schon vor Längerem gelöst. Besser gesagt hat Harry es damals während der Schlacht in Snapes Erinnerungen gesehen."
„Ernsthaft? Dann... oh man, dann hätte ich mir diese Erinnerung ja auch sparen können...", seufzte der Blondschopf und fuhr sich dabei fast schon frustriert über das Gesicht, was Hermine jedoch sofort zu besänftigen wusste.
Sie nahm seine Hand, um sie von seinem Gesicht zu lösen, und verflocht sie daraufhin mit ihrer eigenen, was Draco verwundert dreinblicken ließ.
„Dann hätte ich aber nie erfahren, dass du bei dieser Sache auch mitgewirkt hast. Oder dass du mich während dieser Zeit heimlich beobachtet hast.", schmunzelte sie süßlich und beobachtete, wie die Wangen des Blonden einen sanften Rotschimmer annahmen.
Dieser betete inständig, dass sie durch das gedimmte Licht im Raum nichts davon mitbekam, doch ihrer Reaktion nach zu urteilen, welche ein breites Grinsen war, war das Gegenteil der Fall. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass die Brünette ihn derartig in Verlegenheit bringen konnte, doch auf der anderen Seite schätzte er sich äußerst glücklich, dass sie überhaupt bei ihm war und diese Gefühle nur zu gerne in ihm auslöste.
„Du... du hattest immer ein Auge auf mich... Egal, wie gefährlich es für dich war.", murmelte sie und starrte dabei geistesabwesend auf ihre verschränkten Hände, wobei sie mit der anderen zärtlich über seinen Handrücken streichelte.
Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, die sie zutiefst rührte und unheimlich glücklich machte, doch gleichzeitig versetzte es ihr einen Stich ins Herz, denn sie hatte nie gewollt, dass er sich ihretwegen in Gefahr brachte oder sein Leben aufs Spiel setzte.
„Es war mir immer egal, wie gefährlich es für mich ist. Ich wollte nur, dass du in Sicherheit bist und dir nichts passiert. Ich hätte es nicht ertragen und mir niemals verzeihen können, wenn dir etwas zugestoßen wäre.", gestand er und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln, als sie ihren Blick wieder auf seine grauen, strahlenden Augen lenkte.
„Und außerdem... wie könnte man denn kein Auge auf dich haben? Du bist eine wunderschöne, liebevolle und talentierte Hexe, Hermine. Vergiss das bitte nie.", fügte er dem noch hinzu und beugte sich anschließend ein Stück nach vorne, um ihr einen Kuss auf die Wange zu hauchen.
Wenn Hermine nicht schon nach seinen ersten Worten dahingeschmolzen wäre, wäre sie es spätestens jetzt, denn diese Liebesbekenntnisse aus Draco Malfoys Mund zu hören, überwältigten sie dermaßen, dass sie kaum noch klar denken konnte. Während sie die Rotfärbung im Gesicht des Blonden vor wenigen Sekunden noch schmunzelnd zur Kenntnis genommen hatte, versuchte sie in diesem Moment krampfhaft, ihre eigene zu unterdrücken und zu verbergen, doch sie blieb genauso erfolglos wie er zuvor.
Ihre Reaktion war eine Mischung aus Verlegenheit, welche sich durch ihre geröteten Wangen bemerkbar machte, und Ergriffenheit, die ihr ein weiteres Mal die Tränen in die Augen trieb.
„Warum so verlegen, Miss Granger?", raunte er teils belustigt, teils verführerisch in ihr Ohr, was der Brünetten einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
Sie verfluchte in diesem Moment ihren hormongesteuerten Körper und wollte nur noch im Erdboden versinken, denn ihre Reaktionen glichen der einer dreizehnjährigen, pubertierenden Jugendlichen.
Sie war es nicht gewohnt, sonderlich schöne oder reizende Komplimente zu bekommen, denn weder Ron noch Harry hatten ihr während der letzten Jahre auch nur im Entferntesten derartige Worte zukommen lassen.
Die Röte auf ihren Wangen hatte nach seinen letzten Worten eine ganz neue Stufe erreicht und sie hatte das Gefühl, dass ihr gesamtes Gesicht in Flammen stand. Draco bemerkte es, doch er konzentrierte sich dabei viel mehr auf ihre schimmernden, rehbraunen Augen, die ihn beinahe schüchtern ansahen, und er musste sich erneut stark zurückhalten, sich nicht auf sie zu stürzen und ihre vollen Lippen, die sich ihm fast schon verführerisch entgegenstreckten, in Beschlag zu nehmen.
Er verpasste sich innerlich eine Ohrfeige für diese verdammten Gedankengänge und zog stattdessen seine Hand aus ihrer zurück, nur, um seine Hexe daraufhin mit seinen Armen zu umschließen und sie in eine innige Umarmung zu ziehen.
Diese Geste lockerte ihre innere Anspannung wieder und sie vergrub ihr Gesicht im Nacken des Blonden, um dessen einzigartigen Duft stärker in sich aufzusaugen.
„Woher kanntest du Aberforth?", wollte sie nach einer Weile leise wissen und fuhr dabei mit einer Hand durch den Schopf des Blonden, der daraufhin wieder aus seiner Trance erwachte.
„Von Severus. Dumbledore hat ihm vor seinem Tod erzählt, dass Potter diese kleine Scherbe hat, damit sein Bruder ihn beobachten und ihm im Notfall helfen kann. Nachdem ich Severus immer wieder damit genervt hab, wo du bist und wie es dir geht, hat er mir von Aberforth erzählt und mich dorthin geschickt, damit ich mir selbst ein Bild davon machen konnte. Letzten Endes bin ich dann jeden Abend dort gewesen, hab dich beobachtet und mir immer wieder die Kante gegeben."
„Aber... wie bist du denn jeden Abend nach Hogsmeade gekommen? Ich meine... das Manor liegt doch mehrere Stunden davon entfernt, oder nicht?", hakte sie unschlüssig nach und löste sich aus der Umarmung, um sich wieder an seine Brust zu kuscheln, was er ihr nur zu gerne gewährte und mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nahm.
„Severus hat den Apparierschutz um Hogsmeade und das Manor für mich aufgehoben, damit ich ohne Probleme apparieren konnte. Und nach Hogwarts gelangte man durch diesen kleinen Geheimgang hinter dem Bild, der hier im Raum der Wünsche mündet." „Ich weiß, so sind wir damals nach Hogwarts gekommen. Ich wusste nur nicht, dass Snape diesen Geheimgang kannte."
„Es gab viel, das ihr nicht über ihn wusstet. Angefangen damit, dass er mit Abstand der einfühlsamste und gutmütigste Mensch war, den ich jemals kennenlernen durfte. Er... er hat so viel Leid ertragen müssen und so vielen Menschen geholfen, ist aber nie dafür belohnt worden... Er hat jahrelang den Sohn seiner verlorenen Liebe vor die Nase gesetzt bekommen und hat ihm dennoch immer wieder geholfen und ihn beschützt. Er wollte auf ihn aufpassen. Für sie. Für... Für seine Lily."
„Du vermisst ihn sehr, oder?", hakte Hermine kleinlaut und vorsichtig nach, als er nach seinen letzten Worten leise geseufzt und sich frustriert über das Gesicht gefahren hatte.
„Schrecklich... Es... es ist, als hätte ich einen Vater verloren. Ich weiß, dass ihr ihn alle gehasst habt, aber weißt du, was das Traurigste daran ist? Niemand ist auf die Idee gekommen, hinter seine Maske zu blicken. Hinter diese arrogante, herabschauende, verbitterte und kalte Fassade. Denn das war er nie. Nach Außen hin ja, aber tief in seinem Inneren, da... da war er einfach nur ein fürsorglicher, liebevoller und einsamer Mann mit gebrochenem Herzen."
„Klingt fast nach dir.", merkte Hermine flüsternd an und fuhr dabei gedankenverloren über die Brust des Blonden, der auf ihren Einwand hin leise auflachte.
„Stimmt.", schmunzelte er, ehe er sich vermehrt in den Schopf der Brünetten kuschelte. „Mit dem Unterschied, dass ich im Moment alles andere als einsam bin und mein Herz gerade anfängt zu heilen."
Diese unglaublich rührenden Worte trieben der Hexe einmal mehr die Tränen in die Augen, während ihr Herz gerade Überstunden schob und so schnell klopfte, dass sie meinte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie löste ihren Kopf von seiner Brust und rappelte sich stattdessen in seinen Armen auf, um ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange zu hauchen.
„Wird immer besser.", säuselte er daraufhin mit einem äußerst glücklichen Lächeln im Gesicht, was ihr ein Schmunzeln entlockte und sie dazu veranlasste, ihm einen weiteren Kuss auf diese Stelle zu platzieren.
Letztlich kuschelte sie sich wieder verstärkt an den blonden Zauberer, der sie sanft an seine Brust drückte und ihr zärtlich durch den braunen Schopf kraulte.
„So gerne ich das noch fortsetzen und in die Länge ziehen möchte, aber... wollen... wollen wir mit den Erinnerungen weitermachen? Es sind nicht mehr viele, aber die haben es in sich und... also... das sind... mit... mit Abstand die schlimmsten und-", wurde er schließlich wieder ernst, doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht, sodass seine Worte sich in ein endlos erscheinendes Gestotter verwandelten, weshalb Hermine ihn unterbrach und ihm vorsichtig über die Wange streichelte.
„Alles gut. Wir sehen sie uns an und... wenn es zu schlimm wird, dann... brechen wir einfach ab, okay?"
Der Blonde nickte zaghaft und sah Hermine vorsichtig in die Augen, in denen er recht deutlich erkennen konnte, dass auch sie eine gewisse Panik vor den kommenden Bildern hatte, denn sie wusste selbst nur zu gut, wie grausam und schmerzhaft der Krieg gewesen war.
„Ich möchte dich nur vorwarnen, dass... also... besonders die zweite Szene ist... es war der Tag, an dem ihr... bei mir Zuhause wart und... also... meine Tante...", brach er ab, als er in das schmerzerfüllte Gesicht der Hexe sah und beobachten musste, wie ihre Augen immer stärker schimmerten.
„Diese... Sache... werde ich dir natürlich nicht zeigen, allerdings kann ich dir eine andere Szene nicht vorenthalten, weil... also... du wirst schon sehen, wovon ich rede, aber... wenn du das nicht sehen willst, dann... dann bitte quäl dich nicht, sondern brich die Verbindung ab, okay?", stammelte er erneut vor sich hin und kämpfte in diesem Moment selbst mit den Tränen, als diese schrecklichen Bilder und Erinnerungen ihn wieder einholten und zu ersticken drohten.
Nun war es an Hermine, zaghaft zu nicken, ehe sie ihren Zauberstab in die Hand nahm und sich anschließend ganz fest an ihren Draco kuschelte, der sie sofort und ohne zu zögern mit seinen Armen umschlang.
„Bereit?", fragte sie mit belegter Stimme und wartete darauf, den Zauberspruch zu murmeln, doch der Blonde schielte lediglich verlegen zu Boden.
„Eigentlich nicht, aber... ich bin einfach nur froh, wenn wir das alles hinter uns haben...", lautete schließlich seine Antwort, während er noch immer in sich gekehrt ins Leere starrte.
„Ich auch.", erwiderte sie. „Und danach werde ich damit weitermachen, dein Herz zu heilen. Versprochen."
Diese Worte zauberten Draco ein Lächeln ins Gesicht, sodass er sich nun doch dazu überreden konnte, seine Augen auf die Brünette zu lenken, die ihn aufmunternd ansah. Sie nutzte diese Chance, umklammerte verstärkt ihren Zauberstab und wartete auf das Einverständnis des Blonden.
Als beide bereit waren – sofern man das behaupten konnte – tauchte sie auch in diese Erinnerungen ein...
Erneut dauerte es nur wenige Sekunden, bis sich das Bild zu einer verschwommenen Szene manifestierte und sie den Erinnerungs-Draco zu sehen bekam.
Dieser lag auf seinem ordentlich gemachten Bett im Malfoy Manor und starrte dabei an die schwarze Zimmerdecke des düsteren und dunklen Zimmers.
Anders als in der Erinnerung aus dem ersten Jahr, war dieser Raum lieblos eingerichtet und machte nicht gerade einen einladenden Eindruck, doch das lag vermutlich daran, dass dieses Haus generell alles andere als wohnlich und gemütlich war, wie Hermine fand.
Sie beobachtete den Blondschopf, der geistig abwesend zu sein schien und ins Leere starrte.
Nur wenig später kehrte wieder Leben in ihn und er rappelte sich etwas auf, wobei er sich angestrengt seufzend über das Gesicht fuhr. Er lehnte sich gegen die Rückwand seines Bettes und schloss kurzzeitig die Augen, ehe er in seine Hosentasche griff und einen kleinen Gegenstand herausholte, den Hermine inzwischen sehr gut kannte und in den sie sich ab der ersten Sekunde verliebt hatte.
Es war der kleine Schlüsselanhänger mit dem süßen Foto, den sie Draco damals im ersten Schuljahr geschenkt hatte und den er Jahr für Jahr bei sich getragen hatte. Er fuhr mit seinem Daumen über besagtes Foto und lächelte dabei äußerst wehmütig und gequält, was ihr einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzte.
Sie hasste es, ihn so gebrechlich und verletzt zu sehen und wollte ihn in diesem Moment am liebsten in die Arme schließen und ihm sagen, dass alles gut werden würde, doch sie wusste natürlich, dass das nicht möglich war.
Das laute Aufschlagen einer Tür ließ Hermine und auch den Erinnerungs-Draco zusammenzucken, wobei sich Letzterer erschrocken aufsetzte und das kleine Geschenk wieder in seiner Hosentasche versteckte.
Beide atmeten erleichtert auf, als sie sahen, dass es sich lediglich um Narzissa Malfoy handelte, doch ihrem panischen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie alles andere als erfreuliche Neuigkeiten zu verkünden.
„Sie haben sie!"
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