25. | Look closer - Amortentia
Erzähler POV
„Hab ich... was... was Blödes gesagt?", wollte Hermine wissen und tauchte wieder im Raum der Wünsche auf, da Draco die Verbindung abgebrochen hatte, um ihr diese Szene, die für ihn von großer Bedeutung war, genauer zu erklären.
„Nein. Ganz im Gegenteil.", schmunzelte er, was der inneren Anspannung der Brünetten jedoch in keinster Weise Abhilfe verschaffte, denn sie konnte sich noch immer keinen Reim auf all das bilden.
„Aber... ich versteh nicht, was du mir damit zeigen willst, weil... es... es war doch nur das, was ich gerochen hab... Nichts Besonderes also..."
„Okay, wenn du das so siehst, dann... erklär mir doch mal, womit du diese Gerüche in Verbindung bringst." „Warum in Verbindung bringen? Es sind eben Dinge, die... keine Ahnung, die ich anscheinend anziehend finde."
„Ahhhh, du findest also Gras, Pergament und Pfefferminz-Zahnpasta anziehend? Das ist ja interessant.", stichelte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, was Hermine immer mehr verunsicherte.
Sie fühlte sich in diesem Moment äußerst unwohl, weil sie einfach nicht verstehen konnte, worauf der Blondschopf hinauswollte, und nestelte daher nervös an ihrem Zauberstab herum. Draco bemerkte es und wollte sie wieder etwas beruhigen, weshalb er ihr den Zauberstab aus der Hand nahm, ihn neben sich auf dem Sofa ablegte und seine Arme anschließend um die Hexe legte, um sie näher zu sich zu ziehen.
„Das war dumm von mir, tut mir leid.", flüsterte er ihr sanft zu und streichelte dabei vorsichtig über ihren Rücken. „Ich würde nur gerne wissen, was du mit diesen Gerüchen verbindest. Es geht mich zwar nichts an, aber es würde mich trotzdem interessieren. Danach kann ich dir auch erklären warum."
Die Brünette ließ seine Worte kurz auf sich wirken und machte sich schließlich Gedanken darüber. Darüber, warum sie das damals gerochen hatte und mit welchen Erlebnissen oder Personen sie diese Gerüche in Verbindung brachte.
„Ich...", begann sie zögerlich. „Keine Ahnung, ich... ich bin gerne draußen in der Natur... das erklärt vermutlich das mit dem frisch gemähten Gras. Das Pergament... naja, ich... ich lese gern und bin gern in Bibliotheken oder im Unterricht... Pfefferminz erinnert mich an... an... Zahnpasta eben... also... vielleicht verbinde ich damit meine Eltern, weil... weil sie Zahnärzte sind und... ich... ach keine Ahnung, ich versteh's nicht...", seufzte sie und vergrub schließlich ihr Gesicht in der Halsbeuge des Blonden, der ihr daraufhin beruhigend über den Kopf streichelte und dabei ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht hatte.
Dass sie sich nämlich nicht genau erklären konnte, was oder wen sie mit all diesen Gerüchen verband, bestätigte seine Vermutung, über die er sich während der letzten beiden Jahre immer wieder den Kopf zerbrochen hatte.
Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel und ließ ihr nach wie vor zarte Streicheleinheiten zukommen, die sie allmählich wieder etwas beruhigten. Diese ganze Geheimniskrämerei fand sie zwar äußerst spannend und aufregend, doch die letzte Szene und seine seltsame Fragerei stimmten sie aus unerklärlichen Gründen nervös.
„Beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass ich rein zufällig genau das gleiche in Amortentia rieche? Außer das mit der Pfefferminz-Zahnpasta.", meldete er sich wenig später Wort und bewirkte damit, dass sich die Brünette überrascht und gleichzeitig restlos überfordert aufrappelte und ihn mit großen Augen ansah.
„W-Wie jetzt?...", hakte sie stotternd nach und merkte, wie ihr Herzschlag immer schneller wurde und so laut in ihren Ohren hallte, dass sie nur mit größter Anstrengung seinen nächsten Worten folgen konnte.
„Das war auch meine Reaktion damals im Unterricht, als du gesagt hast, was du darin riechst. Ich hab mich danach immer wieder gefragt wie das sein kann, aber bin nie auf eine gescheite Lösung gekommen."
„Und... und jetzt weißt du es?" „Keine Ahnung, deswegen hab ich dich ja gefragt... und nachdem du nicht genau weißt, womit du diese Gerüche verbindest, bestätigt sich meine Vermutung irgendwie... oder es ist nur ein Wunschdenken von mir, ich weiß es nicht..."
„Womit verbindest du sie denn, wenn du sagst, dass du das gleiche riechst?", wollte sie wissen und ließ sich wieder gegen ihn sinken, jedoch ohne dabei den Blickkontakt zu ihm zu unterbrechen.
Er hielt einen Moment inne und starrte gedankenverloren in die braunen Augen der Hexe, ehe sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht breitmachte.
„Mit dir.", lautete seine kurze Antwort, die Hermine jedoch sehr suspekt und zudem viel zu ungenau war, weshalb sie diesbezüglich genauer nachhakte.
„Warum mit mir?"
„Überleg doch mal... ich hab dir doch ganz am Anfang gesagt, dass ich dir bewusst nur unsere wichtigsten und für mich ausschlaggebenden Begegnungen von früher gezeigt hab." „Ja, aber... was hat das denn damit zu tun?"
„Erklär ich dir. Erinnerst du dich noch an unser erstes Gespräch? Also, aus meinen Erinnerungen meine ich.", half er ihr auf die Sprünge und sah zufrieden dabei zu, wie sie ihre Augen zusammenkniff und an jene Erinnerung zurückdachte.
„J-Ja... du... du bist mir nach Zauberkunst hinterhergelaufen und hast mich wegen Ron getröstet."
„Richtig. Und wo waren wir da?" „Wir... wir waren vor dem Schloss... Ich hab mich auf den Ländereien ins Gras gesetzt und..."
Hermine brach an dieser Stelle ab und weitete schlagartig ihre Augen, denn in diesem Moment traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz.
„Dämmert es langsam?", schmunzelte Draco mit größter Genugtuung und konnte regelrecht beobachten, wie es im Kopf der Brünetten ratterte.
Diese meinte kurzzeitig, keine Luft mehr zu bekommen, denn ihr war soeben ein Licht aufgegangen, das sie völlig aus der Bahn warf.
Auch wenn sie inzwischen verstand, was Draco und demnach offenbar auch sie selbst mit diesem ominösen Duft von frisch gemähtem Gras in Verbindung brachte, erklärte er dennoch:
„Es war das erste Mal, dass wir miteinander gesprochen haben und das war der Auslöser dafür, dass wir uns damals angefreundet haben. Es war zwar Herbst, aber das Gras war grün, weich und hatte einen einzigartigen Duft, der mir auch nach all den Jahren stark im Gedächtnis geblieben ist. Damit hab ich immer unsere erste Unterhaltung verbunden und dass ausgerechnet du das gleiche gerochen hast, obwohl du dich nicht mehr daran erinnern konntest, hat mich um ehrlich zu sein ziemlich schockiert und überrascht."
„Verständlich..." „Noch mehr schockiert hat mich allerdings, dass auch der zweite Geruch identisch ist... nämlich Pergament."
„Und... was verbindest du damit?", wollte sie wissen und wartete gespannt auf seine Antwort, auf die er sie nicht lange warten ließ.
„Ebenfalls mit dir. Erinnerst du dich noch an die darauffolgende Szene, die ich dir gezeigt hab?" „Du meinst die in der Bibliothek?" „Ja."
„Ehm... ja, wir... also... wir haben uns in der Bibliothek getroffen und... und über Weihnachten geredet..."
„Das mit Weihnachten ist nicht so wichtig.", fiel er ihr ruhig ins Wort und schenkte ihr dabei ein liebevolles Lächeln, das sie etwas verunsichert erwiderte.
„Okay, also... wie gesagt... wir waren in der Bibliothek... ich hab gelesen... in diesem großen Buch... und wir haben geredet..."
„Ja. Und diese Begegnung bringe ich unter anderem mit dem zweiten Geruch in Verbindung. Eines der vielen Male, die wir damals gemeinsam in der Bibliothek verbracht haben.", erklärte er und musterte dabei die Brünette, die immer verwirrter und überraschter dreinblickte.
Sie war restlos überfordert, gestand sich jedoch ein, dass seine Worte und Erklärungen durchaus Sinn machten. Vor allem, wenn man bedachte, dass sie in gewisser Weise tatsächlich Gefühle für ihn entwickelt hatte, allerdings nicht im sechsten Schuljahr, sondern erst seit wenigen Tagen.
Sie fragte sich deshalb, ob es wirklich ein Teil ihres Unterbewusstseins war, der sich nach wie vor an diese Begegnungen und Unterhaltungen von damals erinnert hatte. Zumal Amortentia, wie sie in jener Erinnerung selbst gesagt hatte, der wirksamste Liebestrank der Welt war. Offenbar so wirksam, dass dieser sämtliche Zauber und Flüche ignorierte und die tiefste Sehnsucht und die tiefsten Gefühle eines Menschen heraufbeschwören konnte.
Diese Tatsache erschien ihr zwar äußerst logisch, schockierte sie jedoch gehörig und machte ihr auch ein wenig Angst, denn das bedeutete wohl, dass sie seit dem ersten Schuljahr unbewusst und ganz tief in ihrem Herzen Gefühle für Draco Malfoy hatte.
Sie bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper und spürte, wie sich ein riesiger Kloß in ihrem Hals bildete, der ihr die Kehle zuschnürte und die Luft zum Atmen nahm.
„Alles okay?", vernahm sie die besorgte Stimme des Blonden, dem natürlich nicht entgangen war, dass sie gerade völlig weggetreten und neben der Spur war.
Er bekam ein zaghaftes Nicken als Antwort, was ihm jedoch keineswegs genügte, weshalb er sie wieder fester zu sich zog und ihr einen federleichten Kuss auf die Stirn hauchte.
„Ich weiß, das ist ziemlich verwirrend und unvorstellbar, aber ich konnte es mir einfach nicht anders erklären, als... als dass du... also, nicht du, aber dein Unterbewusstsein sich noch an früher erinnern konnte. Dass du damals irgendwie... ich weiß nicht... Gefühle für mich hattest oder... keine Ahnung. Deswegen dachte ich, dass du vielleicht eine andere und vor allem logische Erklärung dafür hast, aber... dem ist ja nicht so..."
„Naja, wenn... wenn ich an die ersten Erinnerungen zurückdenke und sehe, wie ich mich dir gegenüber verhalten hab, dann... ist es eigentlich mehr als offensichtlich, dass ich... ziemlich... nun ja... verknallt... in dich war...", stammelte sie verlegen und wich dabei bewusst den Blicken von Draco aus, da sie verhindern wollte, dass er sah, wie ihr Gesicht gerade die Farbe einer überreifen Tomate annahm.
Dieser bemerkte es in der Tat nicht, da ihre Worte ihn dermaßen überrumpelten, dass er lediglich ins Leere starren konnte, ehe er sich langsam aber sicher über die Bedeutung ihrer Aussage bewusst wurde.
Obwohl er sich darüber freuen sollte, kochte eine unermessliche Wut in ihm hoch, die ihn beinahe lauthals aufschreien ließ. Nicht auf Hermine, sondern auf seinen Vater, der dieser Freundschaft und somit auch den Gefühlen der Brünetten damals ein Ende gesetzt hatte. Wäre er nicht gewesen, wäre den beiden nichts im Weg gestanden und sie hätten all die Jahre gute Freunde sein können. Oder auch viel mehr als das.
„Und... was hat das mit der Pfefferminz-Zahnpasta auf sich? Ich meine... vielleicht steht das ja wirklich für meine Eltern, auch wenn die Begründung dazu ziemlich dumm ist, aber... was... also, was riechst du denn?", wollte Hermine nach einer Weile leise wissen und fuhr dabei gedankenverloren über die Brust des Blonden, der sich inzwischen wieder etwas beruhigt hatte.
„Meine Erklärung dafür wäre die dritte Erinnerung gewesen, die ich dir von uns gezeigt hab...", erklärte er etwas zaghaft und wartete darauf, dass sie erneut daran zurückdenken würde und sich das für ihn Offensichtliche selbst zusammenreimen würde.
„Du meinst die, in der wir in diesem Gang waren?" „Ja."
„Als wir tonnenweise Süßkram gegessen haben und ich mal wieder eins auf Besserwisserin gemacht hab?", dachte sie schmunzelnd an jene Szene zurück und hörte, wie Draco auf ihre Worte hin leise lachte, ehe er sich wieder verstärkt in ihren Schopf kuschelte.
„Ja... Ich musste übrigens bis heute noch nicht zum Zähnearzt." „Zahnarzt!"
„Wie auch immer.", lachte er. „Jedenfalls... in dieser Erinnerung haben wir doch Bertie Botts Bohnen gegessen..."
„Ja." „Und weißt du rein zufällig noch, welchen Geschmack ich erwischt habe und welchen du?", hakte er nach und löste sich wieder ein Stück von der Brünetten, um zu beobachten, wie sie erneut angestrengt nachdachte.
„Du... du hattest doch... Erbrochenes, oder?" „Korrekt."
„Und ich... ich hatte..."
Hermine brach an dieser Stelle ab und riss einmal mehr erschrocken die Augen auf, als ihr wieder in den Sinn kam, welche Geschmacksrichtung sie damals erwischt hatte.
„Ich höre?", stichelte Draco ihrer Reaktion geschuldet mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht, als sie sich noch immer nicht zu Wort gemeldet hatte.
„Pfefferminz..."
„100 Punkte für Gryffindor.", witzelte der Blondschopf und klatschte theatralisch in die Hände, was die Brünette teils belustigt, teils schockiert zur Kenntnis nahm, weshalb er im Anschluss wieder etwas ernster wurde.
„Ich weiß, das allein sagt jetzt nicht viel aus und es klingt eher wie ein dummer Zufall, aber drei Zufälle auf einmal finde ich dann doch irgendwie... verdächtig... Und wegen der Zahnpasta, also... ich hab dich damals doch gefragt, warum du Pfefferminz magst. Deine Antwort war, dass es wie Zahnpasta schmeckt... Deswegen die Zahnweiß-Pfefferminzlakritze zu Weihnachten und... naja... das restlos verwirrte Gesicht von Draco Malfoy in Zaubertränke.", schloss er seine Erklärung und beobachtete mit größer Genugtuung, dass Hermine genauso geschockt war, wie er er selbst damals während besagter Unterrichtsstunde.
Gleichzeitig versetzte es ihm aber einen Stich ins Herz, denn ihrer Reaktion nach zu urteilen war sie nicht gerade erfreut darüber, dass ihr Unterbewusstsein in gewisser Weise Gefühle für ihn beziehungsweise sein damaliges Ich hegte, was ihn darauf schließen ließ, dass sie diese auch jetzt nicht hatte.
Natürlich verstand er es, immerhin hatte er sie während der letzten Jahre derartig gedemütigt und verspottet, dass es nur logisch war, dass sie nichts für ihren einstigen Feind empfand. Trotz allem hatte er sich immer wieder erhofft, dass sich das eines Tages ändern könnte und er möglicherweise doch noch die Chance bekommen würde, der Mensch an ihrer Seite zu werden, doch diese sah er gerade den Bach runtergehen.
„Aber... sag mir jetzt nicht, dass du, anstelle von Pfefferminz-Zahnpasta, Erbrochenes riechst.", hakte sie leicht verstört nach, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, und sah schließlich zu Draco, der seine tristen Gedanken daraufhin beiseite schob und stattdessen zu lachen begann.
„Bei Salazar, nein! Für mich riecht Amortentia nach frisch gemähtem Gras, Pergament und Schokolade." „Schokolade?"
„Ja. Vermutlich wegen der vielen Schokofrösche.", schmunzelte er und blickte verträumt in die Augen der Brünetten, als er selbst an jene Erinnerung zurückdachte.
„Sag mir nicht, dass du immer noch so viele isst, wie damals in den Erinnerungen."
„Nein... Der, den du mir damals zu Weihnachten geschenkt hast, war der letzte. Und das bis heute.", gestand er mit einem verlegenen Lächeln im Gesicht, was Hermine einen Stich ins Herz versetzte.
„Ohhh...", war das einzige, das sie darauf sagen konnte. Dabei sah sie ihm mitfühlend in die Augen, ehe sie ihre Arme wieder um seinen Oberkörper schlang und sich fest an ihn drückte. Er nahm es schmunzelnd zur Kenntnis, kuschelte sich ebenfalls an sie und genoss einmal mehr an diesem Abend ihre Nähe und ihren lieblichen Duft.
„Das können wir ja noch nachholen und so viele Schokofrösche essen, bis ich wirklich noch zum Zähnearzt muss.", flüsterte er belustigt in ihr Ohr, vergrub sein Gesicht anschließend gänzlich in ihren Haaren und bahnte sich dabei einen Weg zu ihrem Hals, auf den er ihr einen Kuss hauchte.
„Hja... m-machen wir.", murmelte sie erneut völlig benebelt und lauschte dabei seinem Herzschlag, den sie an seiner Brust vernehmen konnte und dessen pochendes Geräusch sie äußerst zufrieden und ruhig stimmte.
„Aber zuerst sollten wir uns das sechste und siebte Schuljahr zu Ende anschauen. Da kommt noch einiges auf uns zu und wenn wir morgen im Unterricht nicht einschlafen wollen, sollten wir uns beeilen. Es ist nämlich schon spät.", ergriff er erneut das Wort, nachdem er einen kurzen Blick auf die Uhr geworfen und dabei mit Entsetzen festgestellt hatte, dass es bereits nach 23:00 Uhr war und sie die Sperrstunde somit schon lange überschritten hatten.
„Also bitte! Als würde ich im Unterricht einschlafen.", gluckste sie amüsiert, worauf Draco leise auflachte.
Sie rappelte sich dennoch wieder auf und schnappte sich ihren Zauberstab, ehe sie dem Blonden erneut in die Augen sah.
„Bereit?", fragte sie neugierig, worauf er ihr zufrieden lächelnd zunickte und sie den Zauberspruch murmelte, um in die nächste Erinnerung einzutauchen.
Einmal mehr befand sie sich in dieser im Büro von Severus Snape, der an seinem Schreibtisch saß und auf sein Patenkind, das gegenüber von ihm Platz genommen hatte, einredete. Hermine konnte jedoch nichts davon hören, sondern nur sehen, wie sich die Lippen des Professors hastig bewegten.
Sie warf einen Blick auf den Erinnerungs-Draco, der seine Arme verschränkt hatte und angesäuert zu Boden sah. Erst als Snape mit seinen Fingern schnippte, lenkte er seine Augen, in denen ein wilder Sturm tobte, auf seinen Hauslehrer.
„Hörst du mir überhaupt zu?!", wollte dieser wissen und taxierte sein Patenkind äußerst entnervt, der es jedoch in keinster Weise für nötig hielt, auf seine Frage einzugehen.
„Kannst du mir mal sagen, was an dem Wiesel so toll ist?" „Ist das dein Ernst, Draco? Ich versuche dir zu helfen und du hast nichts anderes im Sinn, als über Weasley nachzudenken?"
„Der kann doch nichts außer essen, oder? Und nicht mal das kann er ordentlich fabrizieren! Ehrlich, ich frag mich echt, was sie an dem-"
„Hast du sonst keine Sorgen?", fiel Snape ihm scharf ins Wort. „Weasley ist im Moment dein geringstes Problem!"
„Ich versteh echt nicht, was sie an dem findet! Wie kann sie auf den stehen? Er frisst wie ein Schwein, kann sich nicht benehmen und verletzt sie auch noch die ganze Zeit!", redete sich der Blondschopf immer weiter in Rage und ignorierte dabei gekonnt die Kommentare seines Patenonkels, dem allen Anschein nach jeden Moment der Kragen platzte.
„Du solltest diesbezüglich nicht allzu vorlaut sein! Die letzten beiden Eigenschaften treffen auf dich ebenso zu." „Ich kann mich sehr wohl benehmen! Und ich wollte sie nie verletzten! Daran war nur diese dämliche, rote Hohlbirne schuld! Außerdem hab ich sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr beleidigt!"
„Und dafür möchtest du jetzt eine Auszeichnung erhalten, oder wie soll ich das verstehen?", höhnte der Professor mit ernster Miene, worauf Draco angesäuert mit den Zähnen knirschte.
„Spar dir das, Severus! Ich dachte, du willst mir helfen?" „Würde ich gerne, aber du hörst mir ja nicht zu! Außerdem will ich dir nicht bei Weasley helfen, sondern bei deinem Auftrag, falls du diesen bereits vergessen hast!"
„Ich werd's nicht tun! Das hab ich dir schon mal gesagt!", stellte der Blonde klar und schielte wieder zu Boden.
„Und was denkst du, was passiert, wenn du die Aufträge des dunklen Lords nicht erfüllst?" „Was wohl? Er killt mich."
„Bleib ernst, Draco!", fauchte Snape und stemmte sich, mit den Fäusten auf dem Schreibtisch aufgestützt, nach oben.
„Was denn?! Ist doch so! Er wird kurzen Prozess machen und mich mit dem Todesfluch niederstrecken. So, wie bei allen eben." „Und was gedenkst du, dagegen zu tun?"
„Ich gedenke gar nichts. Soll er doch machen. Ist mit Sicherheit angenehmer, als stundenlang gefoltert zu werden. Und so 'n grüner Lichtblitz hat doch was. Ist immerhin meine Lieblingsfarbe."
Hermine hatte schon die ganze Erinnerung äußerst argwöhnisch und geschockt verfolgt, doch seine letzten Worte und diese Aussage schockierten sie vollends. Sie hielt unbewusst die Luft an und merkte, wie ihre Augen und Lippen staubtrocken wurden, während ihr Herz gerade Überstunden schob.
Sie konnte nicht fassen, wie wenig dem ehemaligen Slytherin zu diesem Zeitpunkt an seinem Leben gelegen hatte, dass er es sogar in Kauf genommen hätte, getötet zu werden. Ohne sich davon großartig einschüchtern zu lassen wohlgemerkt.
„Hast du es inzwischen repariert?", vernahm sie nach einer Weile die Stimme von Snape und war in diesem Moment unglaublich erleichtert, dass er dieser bedrückenden Stille ein Ende setzte und das Thema zudem in eine andere Richtung lenkte.
„Was?" „Das Verschwindekabinett." „Ach so, ja. Das erste Mal, dass ich was hinbekommen hab, nicht wahr?"
„Sei nur nicht stolz darauf! Du kannst froh sein, dass dir noch niemand auf die Schliche gekommen ist! Erst die Halskette und dann der vergiftete Met! Du hättest beinahe zwei unschuldige Schüler getötet, Draco!", echauffierte sich der Schwarzhaarige und taxierte seinen Schützling äußerst wütend, den das jedoch nicht sonderlich interessierte.
„Kann ich doch nichts dafür, wenn das Zeug in die falschen Hände gerät!", redete er sich heraus und nestelte dabei an dem Knopf seines schwarzen Anzuges herum, während Snape sich ein Stück nach vorne beugte und den Blonden eindringlich musterte.
„Dann war es also keine Absicht, dass du damit ausgerechnet Weasley lahmgelegt hast?"
„Nope, das war tatsächlich nur Glück.", resümierte Draco mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, welches jedoch sofort verschwand, als er in das ernste Gesicht seines Patenonkels blickte.
„Verzeihung, Professor. Ich meinte natürlich 'reiner Zufall'...", spöttelte er wenig später, was Snape natürlich nicht auf sich sitzen ließ, denn, auch wenn Draco sein Patenkind war, wollte er diesem manchmal den Kopf abreißen für seine undurchdachten Handlungen und Kommentare.
Und was er konnte, konnte Snape schon lange.
„In jedem Fall hast du das ganz toll hinbekommen. Miss Granger sitzt jetzt nämlich bei ihm im Krankenflügel und hält äußerst liebevoll seine Hand, nachdem er schlaftrunken ihren Namen gekrächzt und mit Miss Brown Schluss gemacht hat. Jetzt dürfte dem gemeinsamen Glück der beiden nichts mehr im Wege stehen. Herzlichen Glückwunsch also.", philosophierte Snape vor sich hin und beobachtete mit größter Genugtuung, wie der Blonde seinen Kiefer zusammenpresste und mit jedem weiteren Wort immer röter wurde.
Die Wut, die in ihm brodelte, war nicht zu übersehen und ließ ihn innerlich kochen, weshalb er wutentbrannt in die Höhe schoss, dabei seinen Stuhl umwarf und letztlich lautstark schnaubend und ohne ein weiteres Wort zu sagen das Büro des damaligen Slytherin Hauslehrers verließ...
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