22. | Look closer - Falsche Zeitform, Süße (1/2)

Erzähler POV


„Und? Hast du deine Meinung über die herausgerissene Buchseite geändert?", stichelte Draco arrogant und mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus in der Stimme, doch die Hexe war noch immer so perplex, dass sie nicht darauf eingehen konnte.

„Hermine?", fragte er und wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum, wodurch sie letztlich aus ihrer Starre gerissen wurde und ihrer Verwunderung geschuldet mehrfach mit den Augen blinzelte.

„Was?" „Ob du deine Meinung über die herausgerissene Buchseite geändert hast?"

„Das war die, die Harry und Ron bei mir gefunden haben, als sie mich im Krankenflügel besucht haben, oder?", wollte sie sich vergewissern und sah ihr Gegenüber eindringlich an, der auf ihre Frage hin breit zu grinsen begann.

„Ja, ich kann's auch kaum glauben, dass diese Hohlbirnen das tatsächlich geschafft haben.", witzelte er übertrieben, worauf Hermine nur mit dem Kopf schütteln konnte.

„Du liebst es, dich über Harry und Ron lustig zu machen, oder?" „Oh ja, allerdings!"

„Warum hasst du die beiden eigentlich so? Sie haben dir doch nie was getan, oder?", hakte sie unschlüssig nach und beobachtete, wie der Blonde seine Augen von ihren abwandte und fast schon verlegen zu Boden schielte.

„Das wirst du im Laufe der nächsten Erinnerungen noch verstehen. Denke ich zumindest. Wenn nicht, dann kann ich es dir am Ende erklären." „Warum erst am Ende?"

„Weil es dann mehr Sinn macht.", erklärte er kurz und legte sein Augenmerk wieder auf die Brünette, die ihn schließlich süßlich anlächelte.

„Was?", hakte er nach, da ihr Blick ihn etwas verunsicherte, doch sie schüttelte lediglich mit dem Kopf und kuschelte sich letztlich und zu seinem Erstaunen an seine Brust.

Er wusste anfangs nicht, wie ihm geschah und sah ihr vorerst dabei zu, wie sie ihre Arme um seinen Oberkörper schlang und ihren Kopf auf seine Schulter sinken ließ.

„Danke.", kam es ihr dabei flüsternd über die Lippen, was Draco letzten Endes doch dazu veranlasste, seine Arme um die Hexe zu legen, die sich daraufhin noch fester bei ihm einkuschelte.

„Wofür?" „Du willst nicht allen Ernstes wissen wofür, oder?"

„Ehm... doch? Sonst hätte ich ja nicht gefragt.", antwortete er sichtlich verwirrt, worüber die Brünette nur schmunzeln konnte.

„Dafür, dass du mir das Leben gerettet hast. Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir damals diese Buchseite in die Hand gelegt hast, von der Harry und Ron die ganze Zeit gesprochen haben. Ich hab mich immer wieder gefragt, wie das passiert ist oder wer dahintergesteckt hat und ich... also, wenn ich ehrlich bin, dann... von dir hab ich es am wenigsten erwartet. Dann bist es aber ausgerechnet du, der mir das Leben gerettet und diesem Spuk ein Ende gesetzt hat."

„Ich? Oh bitte, das waren der einzigartige Blitznarben-Potter und sein verfressener Gehilfe Weaslebee, die einzigen Helden dieser We-"

„Hör auf.", fiel sie ihm kleinlaut und dennoch belustigt ins Wort, ehe sie wieder etwas ernster wurde und zu ihm aufsah.

„Du und Snape, ihr... ihr habt euch gut verstanden, oder?"

Sein bis eben noch zufriedenes Lächeln verschwand auf ihre Frage hin schlagartig aus seinem Gesicht und verwandelte sich in einen betrübten Ausdruck, der Hermine einen Stich ins Herz versetzte, denn es war sehr offensichtlich und vor allem nachvollziehbar, dass dieses Thema nicht einfach war für den Blonden.

„Ja... Er war mein Patenonkel und neben meiner Mutter der Einzige, der mir zugehört und mich verstanden hat. Er hat mir Okklumentik beigebracht, damit ich meine Gedanken kontrollieren, verschließen und verstecken konnte. Er war wie ein Vater für mich... Auch wenn man ihm das vielleicht nie zugetraut hätte, aber Severus konnte sehr einfühlsam sein, wenn er wollte."

„Und wenn er einen mochte.", fügte Hermine schmunzelnd hinzu, um die Stimmung wieder etwas zu lockern, worüber Draco sehr dankbar war.

„Ja, wenn er einen mochte, war er der netteste Mensch auf der Welt. Trotzdem war es manchmal sehr schwer, ihn einzuschätzen. Deswegen war ich anfangs auch eher skeptisch, als er mich auf dich angesprochen hat."

„Ach, warst du das? Ich finde nämlich nicht, dass du skeptisch oder zurückhaltend gewirkt hast, immerhin hast du ihm sofort dein Herz ausgeschüttet und ihm erzählt, dass du mich geliebt hast.", rieb sie es ihm spöttisch unter die Nase und gluckste dabei amüsiert, was den Blonden ebenfalls schmunzeln ließ.

„Falsche Zeitform, Süße." 

Kurze Stille.

„W-Was?" „Nichts.", antwortete Draco sofort, als ihm klar wurde, wie dämlich und unüberlegt sein Kommentar mal wieder gewesen war und er verfluchte sich innerlich selbst für diese undurchdachte Handlung.

„Nein, was meinst du?" „Nichts." „Draco!" „Nein, wirklich, vergiss es einfach."

„Ich will aber nicht mehr vergessen...", flüsterte sie sichtlich bedrückt und mit schimmernden Augen, wodurch es Draco sehr schwer fiel, ihrer Fragerei weiterhin aus dem Weg zu gehen. Dennoch blieb er standhaft und versuchte stattdessen, sich irgendwie aus der Situation herauszureden, denn er wollte um jeden Preis verhindern, diesen Abend genauso zu versauen wie den Kuss am See.

„Na schön, ich hab dich Süße genannt, was ja auch irgendwie stimmt.", säuselte er und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, in der Hoffnung, sie somit aus dem Konzept bringen zu können, damit sie nicht weiter auf diesem Thema herumreiten würde. Die Rechnung hatte er allerdings ohne die - nicht zu Unrecht als schlauste Hexe Hogwarts' betitelte - Brünette gemacht, obwohl er gehofft hatte, dass sie in diesem Fall ihren sonst so klugen Verstand für einen Moment ausgeschaltet hatte. 

„Davon rede ich doch gar nicht!" „Nicht? Dann weiß ich leider auch nicht weiter."

„Draco!", mahnte sie ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der dem Blonden inzwischen vollkommen fremd geworden war, denn seit sie im Raum der Wünsche waren, hatte sie entweder gelacht oder geweint, wobei ihm Ersteres selbstverständlich am liebsten war.

„Ja?", stichelte er spöttisch, was Hermine dazu veranlasste, ihn wütend anzufunkeln, sodass er sich stark zurückhalten musste, nicht loszulachen. „Schau nicht so böse, ein Lächeln steht dir viel besser."

„Dann hör auf, dich über alles und jeden lustig zu machen! Was meinst du mit 'falsche Zeitform'?", fragte sie erneut und dieses Mal noch einen Tick ernster – falls das überhaupt noch möglich war – sodass der Blonde letztlich doch nachgab.

„Liegt das nicht auf der Hand?" „Was meinst du?"

„Naja, du hast gesagt, dass ich Severus erzählt hab, dass ich dich geliebt habe.", führte er sie langsam heran, da er die Bombe nicht sofort platzen lassen wollte und hoffte, dass sie sich das Offensichtliche selbst zusammenreimen würde.

„Ja? Und?" „Eben. Falsche Zeitform." „Hä?"

„Ist das dein Ernst, Hermine?!", seufzte er fast schon frustriert und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, da er nicht fassen konnte, wie blind sie diesbezüglich war.

„Was denn? Ich versteh's wirklich nicht.", gab sie ehrlich verwirrt zu und musterte den Blonden, der dazu übergegangen war, sich sichtlich überfordert durch die Haare zu fahren.

„Ich... Ich hab nie damit aufgehört." „Womit hast du nie aufgehört?" 

Draco fragte sich in diesem Augenblick, ob sie ihm damit eins reinwürgen oder aber es wirklich nicht verstehen wollte, doch für beide Möglichkeiten wollte er am liebsten im Erdboden versinken, denn wenn er in einem nicht gut war, dann darin, über Gefühle zu sprechen.

„Dich zu lieben...", gestand er dennoch, allerdings lediglich flüsternd, sodass die Brünette sich nicht ganz sicher war, ob er auch wirklich das gesagt hatte, was sie gerade verstanden hatte.

Ihr Gesicht wurde schlagartig kalkweiß und ihr Puls schoss unkontrollierbar in die Höhe, als sie sich über die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde.

„Warte... was?! D-Das heißt, du...du...", stammelte sie vor sich hin und weil der Blondschopf die Befürchtung hatte, sie würde jeden Augenblick durchdrehen und in eine erneute Schockstarre verfallen, verstärkte er seinen Griff um die zierliche Hexe und zog sie letztlich wieder näher zu sich heran, um sie, aber auch sich selbst, ein wenig zu beruhigen.

Und es beruhigte ihn in der Tat, als er spürte, dass er nicht der Einzige war, der mit einem viel zu hohen Puls zu kämpfen hatte, denn der Herzschlag der Brünetten und sein eigener lieferten sich gerade ein rapides Wettrennen.

Er war sich dessen bewusst, dass er sich in einer verzwickten Situation befand, aus der es kein Entkommen mehr gab. Er wusste nämlich nur zu gut, dass die ehemalige Gryffindor nicht aufgeben würde, ohne eine angemessene Antwort zu erhalten, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich ihr zu öffnen. Zumal er ihr für diesen Abend versprochen hatte, jede noch so kleine und unangenehme Frage zu beantworten.

„Ja, das heißt, ich tue es immer noch... Meine Worte von gestern Abend waren nicht gelogen, falls du das immer noch anzweifelst. Du hast damals mein Herz gestohlen und... und es nie mehr zurückgegeben...", flüsterte er schließlich und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, worauf sie sich sichtlich überrumpelt, aber dennoch langsam an seine Brust kuschelte und ergeben die Augen schloss.

Er war in diesem Moment erleichtert, dass er endlich über seinen Schatten gesprungen war und sie über seine wahren Gefühle aufgeklärt hatte, denn dieses Versteckspiel hatte er viel zu lange gespielt und er musste dem endlich ein Ende setzen.

Hermine hingegen versuchte in diesem Moment krampfhaft, nicht in Tränen auszubrechen, denn diese ganzen Wahrheiten überrumpelten sie immer mehr und dieses Geständnis gerade war definitiv die Spitze des Eisbergs, denn sie konnte nicht fassen, dass Draco Malfoy sie liebte. Sie, eine muggelstämmige Hexe. Ein Schlammblut.

Sie rappelte sich wieder etwas auf, um ihn anzusehen, und versank sofort in den Tiefen seiner Augen, die ihr das Gefühl gaben, ihm direkt in die Seele blicken zu können. Eine reine, sanfte und gutmütige Seele.

Spätestens jetzt konnte sie nicht mehr leugnen, dass auch sie Gefühle für ihren ehemaligen Feind entwickelt hatte, denn sein Geständnis und generell dieser Abend hatten ihre eigenen Empfindungen nur bestätigt und verstärkt. Zumal er nie wirklich der Feind gewesen war, sondern ein liebevoller und treuer Freund, der ihretwegen furchtbare Schmerzen auf sich genommen und sie dennoch beschützt hatte.

Seine sturmgrauen Augen, die sie anfunkelten wie das wertvollste Schmuckstück der Welt, und sein großes, gutes Herz, das sie an seiner Brust spüren konnte, wirbelten die Schmetterlinge in ihrem Bauch wild durcheinander und ließen sie einen Drang verspüren, dem sie unverzüglich nachgeben wollte.

Wie von selbst legte sie ihre zarten Hände an seine Wangen und durchbohrte ihn dabei mit ihrem Blick, was den Blonden teils fröhlich, teils unsicher stimmte, denn er konnte erahnen, was sie vorhatte und wollte um jeden Preis verhindern, dass sie etwas Unüberlegtes tun würde. Etwas, das sie im Nachhinein bereuen könnte, denn ihr Verschwinden nach dem Kuss am See lag ihm noch immer schwer im Magen.

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er registrierte, dass sie sich ihm entgegenbeugte und langsam ihre Augen schloss, und auch wenn er dieses Verlangen, sie zu küssen, genauso gern gestillt hätte wie offenbar sie, wusste er, dass diese Geste alles zerstören könnte, was er bislang so mühevoll aufgebaut hatte.

Vorsichtig legte auch er eine Hand an ihre Wange, was sie dazu veranlasste, ihre Lippen zu spitzen und sich ihm noch weiter zu nähern, doch er funkte ihr in ihrem Vorhaben – äußerst widerwillig – dazwischen und lehnte stattdessen seine Stirn gegen ihre.

„Du solltest nichts Unüberlegtes tun.", flüsterte er schließlich gegen ihre leicht geöffneten Lippen und schloss dabei seine Augen, während sie ihre eigenen wieder öffnete und ihn überrascht ansah.

„Lass dich von meinen Worten nicht zu irgendetwas verleiten. Du würdest es nur wieder bereuen und... und verschwinden. Das will ich nicht.", fügte er dem noch hinzu, woraufhin sich ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer Magengegend breitmachte.

Sie war sich dessen bewusst, dass ihr Verschwinden damals gewaltig an seinem Ego gekratzt hatte, doch nach diesen Erinnerungen, Eindrücken und Worten wurde ihr klar, dass es weniger sein Ego, sondern viel mehr sein Herz gewesen war, das sie damit verletzt hatte.

Seine Aussage jedoch, dass es ihrerseits unüberlegt gewesen wäre und sie es bereut hätte, versetzte ihr einen Stich in ihr eigenes, denn sie hatte diesen Kuss damals nicht nur zugelassen, sondern auch selbst gewollt. 

Ihre Reaktion hatte zwar etwas anderes gesagt, doch das war viel mehr seinem darauffolgenden Kommentar geschuldet gewesen, aber auch für diesen hatte sie endlich eine logische Erklärung, denn sie wusste ja inzwischen, dass er sie tatsächlich schon länger mochte als sie sich überhaupt hatte vorstellen können.

„Ich hab diesen Kuss nicht bereut, Draco. Weder heute noch damals.", gab sie ihm darauf ruhig zu verstehen und streichelte mit ihrem Daumen über seine Wange, während er vorsichtig seine Augen öffnete. „Und ich werde auch nicht verschwinden, das verspreche ich dir."

„Ich verdiene dich aber nicht. Und gerade du solltest mich hassen für meine Taten und Worte.", stellte er klar, was sie frustriert seufzen ließ.

„Hör auf, das zu sagen. Lass mich selbst entscheiden, was ich verdiene und was nicht, oder was ich bereue und was nicht. Du hast das alles getan, um mich vor deinem Vater und euren Kreisen zu beschützen und diese Tatsache ist nichts, wofür ich dich jemals hassen könnte. Im Gegenteil. Ich weiß zwar nicht, was noch alles kommt, aber ich denke mal, dass du auch für alles andere eine logische Erklärung hast. Du hast diese Schmerzen in Kauf genommen und dein Leben aufs Spiel gesetzt, nur um meines zu retten und dafür stehe ich ewig in deiner Schuld."

„Du stehst definitiv nicht in meiner Schuld! Für gar nichts! Ich... hör zu, ich... ich wollte dich an diesem Abend nicht um den Finger wickeln oder dich zu irgendetwas verleiten... Du würdest das nur aus Mitleid tun und das könnte ich nicht ertragen..." „Warum sagst du so was? Warum... warum bist du so streng zu dir selbst?"

„Das ist keine Strenge, das ist die Realität. Ich hab furchtbare Dinge getan und zugelassen, für die man mich ein Leben lang verachten wird, und das zurecht. Niemand vertraut oder verzeiht einem ehemaligen Todesser.", legte er bitter dar, worauf sie ihm jedoch sofort und fest entschlossen widersprach.

„Ich tue es."

„W-Was?", stammelte er verblüfft, da er meinte, sich verhört zu haben, doch die Brünette belehrte ihn sofort eines Besseren. Eines viel Besseren. 

Sie ließ ihre Hände in seinen Nacken wandern und zog sich daran auf seinen Schoß, was er zwar völlig verdutzt zur Kenntnis nahm, aber selbstverständlich zuließ.


Ich vertraue und verzeihe dir.", hauchte sie schließlich und besiegelte diese Worte, indem sie sein Gesicht in ihre Hände nahm, die Augen schloss und ihre Lippen auf seine legte...


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