14. | Jeder verdient eine zweite Chance (2/2)
Dracos POV
Der Unterricht war zu meiner Erleichterung ohne jegliche Komplikationen verlaufen und auch Blaise hatte glücklicherweise die ganze Zeit über seine Klappe gehalten und keine Anspielungen bezüglich Hermine gemacht.
Ich fühlte mich noch immer schlecht, dass ich sie nach der Aktion im Korridor einfach weggeschickt hatte, doch nachdem am kommenden Abend ohnehin noch das ein oder andere Wörtchen geredet werden würde, beschloss ich, mich bei Gelegenheit dafür zu entschuldigen.
Den Nachmittag hatte ich mit Blaise verbracht, der inzwischen wieder ausgenüchtert war und schon die nächsten Hogsmeade-Abende plante, für die ich allerdings nur wenig Begeisterung aufbringen konnte.
Wir waren gerade beim Abendessen in der großen Halle und meine Nervosität machte mir schwer zu schaffen, sodass ich kaum etwas essen konnte und lediglich geistig abwesend in meinem Essen herumstocherte, das inzwischen komplett ramponiert war.
Gerade als ich meine Gabel zum Mund führen wollte, um doch noch den einen oder anderen Bissen meines Kartoffelgratins zu mir zu nehmen, hob ich meinen Kopf und erblickte Hermine, die gemeinsam mit der Weaslette die Halle betrat.
Meine Kinnlade stürzte mehrere tausend Meter in die Tiefe, als ich meine Augen über die Gestalt der Hexe wandern ließ. Sie war ja ohnehin schon unglaublich attraktiv, doch an diesem Abend übertraf sie sich selbst.
Ihre wilden Locken hatte sie geglättet und auf jeder Seite eine Haarsträhne hinter ihr Ohr gesteckt, was ihr hübsches Gesicht noch besser zum Vorschein brachte. Unter ihrem Umhang, die während der gemeinsamen Mahlzeiten in der großen Halle und während dem Unterricht Pflicht waren, trug sie ein knielanges, rotes Kleid mit einer dunklen Strumpfhose. Unverkennbar war auch ihr dezentes Makeup, das ihr den letzten Feinschliff verpasste und auch wenn sie das keineswegs nötig hatte, war ihre Erscheinung alles in allem einfach nur atemberaubend.
„Isst du das noch?", riss mich Blaise aus meinen Gedanken und katapultierte mich somit ins Hier und Jetzt zurück, sodass ich etwas überrumpelt meine Augen von Hermine abwandte und sie stattdessen auf meinen besten Freund richtete.
„Was?", räusperte ich mich und folgte seinem Blick und seinem Zeigefinger, die beide auf meinen Umhang gerichtet waren, und es dauerte nicht lange, bis ich verstand, worauf er hinauswollte.
Auf meinem Umhang lag nämlich jenes Stückchen Kartoffelgratin, das ich vor wenigen Augenblicken hatte essen wollen, bevor Hermine die Halle betreten hatte und mir mit ihrer Erscheinung die Sprache verschlagen hatte.
„Ob du das noch isst?", spottete Blaise und prustete lauthals los, worauf ich ihm genervt gegen sein Schienbein trat.
„Reiß dich mal zusammen! Noch auffälliger geht's nicht, oder?", zischte ich möglichst leise, um nicht noch den Rest unserer Mitschüler auf uns aufmerksam zu machen.
„Das sagst du! Ich war nicht derjenige, der sie angestarrt hat wie ein Bekloppter und sich mit Essen bekleckert hat. Die Haushelfen haben so hart geschuftet und du schmeißt es einfach weg? Wirklich bedauerlich! Warte nur, bis deine Granger das herausfindet, dann hält sie dir einen Vortrag über Elfenrechte!", kicherte Blaise und ich wollte ihm dafür am liebsten das Maul stopfen mit besagtem Stück Kartoffelgratin.
„Hältst du jetzt mal den Rand?"
„Würde ich gerne, aber deine Herzensdame hat mir, anders als dir, nicht die Sprache verschlagen.", spitzelte er immer weiter und ich wollte nur noch im Erdboden versinken, denn ich rechnete damit, dass irgendjemand unser Gespräch belauschte und sich jeden Moment einmischen würde.
„Ich warne dich, Zabini!" „Oho, jetzt bin ich schon Zabini? Verkehrte Welt oder was? Den besten Freund beim Nachnamen nennen und sie nennst du urplötzlich Her-"
„Halt jetzt sofort den Rand!", donnerte ich und richtete meine Gabel auf ihn, um ihm deutlich zu machen, dass ich nicht davor zurückschrecken würde, ihm mit dieser in die Augen zu stechen, wenn es sein musste.
„Pack den Dreizack weg, Poseidon! Ich bin ja schon still.", spottete er und riss mir die Gabel aus der Hand, um sie anschließend auf den Tisch zu legen.
„Lass dich doch ein bisschen veräppeln, hat doch eh keiner mitbekommen."
„Das hoff ich für dich!", brummte ich und konzentrierte mich wieder auf mein mittlerweile kaltes Essen, das ich jedoch mit angewidertem Blick wegschob.
Blaise verstummte glücklicherweise für den Rest des Abendessens und gab keine weiteren unangebrachten Kommentare von sich, was mir zwar mehr als recht war, doch meiner Nervosität in keinster Weise weiterhalf.
Ich musste an diesem Abend alles auf eine Karte setzen und über meinen Schatten springen, so viel war klar, doch was danach passieren würde, blieb mir ein Rätsel und verunsicherte mich in meinem Vorhaben.
Nachdem Blaise mit dem Essen fertig war und ich noch ein wenig Nachtisch gegessen hatte, machten wir uns auf den Weg zu den Schlafsälen, wo ich mich kurz frisch machte und umzog, da ich, anders als Weasley, gepflegt und ordentlich gekleidet zu dem Date erscheinen wollte.
Mein bester Freund lag in seinem Bett und grinste über beide Ohren, als ich vor dem Spiegel stand und mich gefühlt stundenlang begutachtete, um sicher zu gehen, dass ich auch tauglich war und gut aussah.
„Jetzt schwing deinen Arsch hier raus und überlass das 'Draco anhimmeln' lieber ihr anstatt dir selbst!", stänkerte Blaise belustigt und verwies mich mit seinem Zeigefinger auf die Tür.
„Wie spät?", hakte ich nach und ignorierte gekonnt seinen nervigen Kommentar.
„19:08 Uhr"
„WAS?", platzte es panisch aus mir heraus, da ich viel zu spät dran war und Hermine keinesfalls warten lassen wollte.
„Spaß. 18:47 Uhr, aber du solltest dich trotzdem beeilen.", lachte Blaise, wodurch mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel.
„Du bist unmöglich!"
„Das Wort heißt unglaublich!", verbesserte er mich und ließ es sich nicht nehmen, spöttisch zu grinsen.
„Bis später.", verabschiedete ich mich von ihm, nachdem ich kurz meine Augen verdreht und den Kopf geschüttelt hatte.
Blaise war manchmal einfach unausstehlich und unglaublich nervig, doch letzten Endes brachte er mich auch immer wieder zum Lachen, wofür ich ihm dann doch irgendwie dankbar war.
„Viel Glück mit deiner Herzensdame!", rief dieser mir hinterher und wackelte dabei süffisant mit den Augenbrauen, was mich erneut genervt schnauben ließ.
„Danke..."
Hermines POV
Nachdem ich beim Abendessen doch noch den einen oder anderen Bissen herunterbekommen hatte, war ich noch einmal kurz mit Ginny in unseren Schlafsaal verschwunden, um meinen Umhang abzulegen und mein Makeup ein letztes Mal aufzufrischen.
Ginny saß auf ihrem Bett und strahlte mich an wie ein Honigkuchenpferd, während die Nervosität in meinem Inneren kaum noch auszuhalten war und mir das Gefühl gab, mich gleich übergeben zu müssen.
„Mach dir nicht so viele Gedanken, Mine.", versuchte meine beste Freundin mich aufzuheitern, ehe sie aufstand und mich fest in ihre Arme schloss.
„Es wird alles gut, da bin ich mir sicher.", redete sie mir weiter gut zu und löste somit zumindest einen winzigen Teil meiner Anspannung.
„Danke Ginny."
„Versprich mir, dass du deinen Verstand für heute Abend mal ausschaltest, okay? Lass dich von deinen Gefühlen leiten und hör auf dein Herz. Das sagt dir, was richtig ist."
„Danke.", wiederholte ich und löste mich schließlich von ihr, da ich mich allmählich auf den Weg machen musste.
„Hier.", ergriff Ginny erneut das Wort und streckte mir einen dezenten, roten Lippenstift entgegen, nach dem ich etwas misstrauisch griff.
„Der ist kussecht.", erklärte sie schließlich und zwinkerte mir frech zu.
„Ginny!", presste ich peinlich berührt und mit geröteten Wangen hervor, was sie in schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
„Du kannst mir später dafür danken. Jetzt solltest du nämlich gehen, du willst deinen Eisprinzen bestimmt nicht warten lassen, oder?", scherzte sie und wackelte übertrieben mit den Augenbrauen, was der Rotfärbung in meinem Gesicht nicht gerade einen Gefallen tat.
Ich trug eine dünne Schicht des Lippenstifts auf, was sie breit grinsend und mit einem quiekenden Freudenschrei beobachtete, ehe sie mich ein letztes Mal in die Arme schloss und mir viel Spaß wünschte.
Schlussendlich machte ich kehrt und verließ mit einem letzten Blick auf die freudestrahlende Ginny den Schlafraum, um mich zum Raum der Wünsche zu begeben...
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Sooo meine Lieben ;)
Die 'Wahrheit', von der Draco die ganze Zeit spricht, wird in den folgenden Kapiteln aufgeklärt und erstreckt sich daher über mehrere Kapitel. Es wird eine Menge auf euch zukommen und euch vielleicht etwas überrumpeln, aber Ihr müsst bedenken, dass auch Hermine das alles an einem einzigen Abend erfährt.
Falls etwas unklar ist oder Ihr Fragen habt, könnt Ihr mir diese selbstverständlich jederzeit stellen, ich werde jede einzelne so gut wie möglich beantworten. (Aber ich werde nicht spoilern, hehe ;D)
Zudem sind diese Kapitel alle in der Erzähler Perspektive geschrieben, weil ich finde, dass es sich auf diese Weise besser erklären und veranschaulichen lässt.
Ich bin selbst schon ganz aufgeregt und gespannt, was Ihr dazu sagt :)
Eure Emma <3
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