13. | Ungewollte Offenbarung (1/2)
Dracos POV
„Kannst du nicht aufpassen wo du hinrennst?", maulte mein bester Freund Hermine an, die, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, noch nicht so recht wusste, was eigentlich passiert war.
Der Boden war übersät von Büchern, Pergamenten und Schreibfedern, die Blaise allesamt hatte fallen lassen und ich fragte mich, was ich dem verdammten Schicksal eigentlich getan hatte, dass es mich seit dem neuen Schuljahr durchgehend bestrafen musste.
„ICH?", keifte Hermine und rieb sich den Kopf. „Du hättest genauso deine Augen aufmachen können, du Idiot!"
Wo sie recht hat...
„In meinem Zustand ist es eben schwer die Augen offen zu halten, Miss Ich-bin-ja-so-viel-schlauer-als-ihr-alle-zusammen!"
„Ach echt? Wusste gar nicht, dass Dummheit neuerdings blind macht!", konterte sie und ich musste mir aufgrund dieser Schlagfertigkeit, hinter der eine Menge Wahrheit steckte, ein Lachen verkneifen, während Blaise zuerst ihr und letztlich mir einen bösen Blick zuwarf.
„Ey, siehst du das, Draco? Keinen Respekt vor der Obrigkeit, dieses kleine Schl-"
„Meine Fresse, hört auf euch so anzugiften!", fiel ich meinem besten Freund scharf ins Wort, um zu verhindern, dass er ihr dieses grässliche Wort an den Kopf werfen würde.
Beide starrten mich an, als wäre mir soeben ein zehn Meter langer Bart gewachsen, doch das ignorierte ich gekonnt und bückte mich stattdessen, um das Chaos auf dem Boden zu beseitigen.
Ich kniete mich neben die beiden und packte die ganzen Sachen von Blaise zurück in seine Tasche, die ich ihm anschließend mit angesäuertem Blick entgegenschleuderte.
„Danke Kumpel.", zwinkerte er mir frech zu, was mich die Augen verdrehen ließ.
Ich stand auf und streckte Hermine meine Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen, doch sie blickte lediglich verwirrt zwischen mir und Blaise hin und her.
Dieser saß nach wie vor auf dem Boden und beobachtete mit großer Wahrscheinlichkeit meine unüberlegte Handlung, doch es war schon zu spät, um jetzt einen Rückzieher zu machen, denn Hermine griff nach meiner Hand, womit sie meinen Puls schlagartig in unermessliche Höhe katapultierte.
„Danke.", lächelte sie etwas verlegen, als ich sie nach oben zog und sie sich ihre Tasche über die Schulter warf.
„Hallo? Und ich?", meldete sich wenig später Blaise zu Wort, den ich komplett vergessen hatte, sodass ich augenblicklich Hermines Hand losließ und mein Augenmerk auf den Dunkelhäutigen legte.
„Du kannst selbst aufstehen, ich bin nicht dein Hauself!", fuhr ich ihn an und verpasste mir innerlich selbst eine Ohrfeige, denn ich rechnete im Folgenden mit einer nie enden wollenden Diskussion über Hauselfen und deren Versklavung, wofür die ehemalige Gryffindor mit ihrem komischen Bund für Elfenrechte bekannt war, doch sie machte keinen Mucks.
Stattdessen reichte sie Blaise die Hand, die er anfangs leicht angeekelt und schließlich überrascht begutachtete, ehe er nach dieser griff und sich nach oben helfen ließ.
„Danke Granger! Arbeitest du auch an einer Art Häuserstreit-Schlichtung, oder wie komm ich zu der Ehre?", bedankte er sich bei ihr und mir schoss unkontrollierbar das Blut in den Kopf, was für mich wirklich untypisch war, doch diese Situation war für mich mehr als nur unangenehm.
„Was für ein Ding?", hakte sie verwirrt nach und sah unschlüssig zwischen mir und meinem besten Freund hin und her.
„Der kleine Draco hier", begann Blaise und klopfte mir dabei schmerzhaft auf die Schulter „ist auch total auf Anti-Häuserstreit aus. Der hat sogar dich heute vor Parkinson verteidigt und das muss echt was heißen."
Heilige Scheiße...
„Ach, hat er das?", stichelte Hermine und warf mir kurz einen schmunzelnden Blick zu, ehe sie sich wieder auf Blaise konzentrierte.
„Ja, konnte es selbst kaum glauben. Er hat sich generell stark verändert seit dem neuen Schuljahr. Er hört nicht mehr zu, rennt ständig weg und ist mit seinen Gedanken ständig bei-"
„Blaise, wir sollten jetzt wirklich in den Unterricht gehen!", fiel ich ihm beinahe panisch ins Wort, da ich einfach nicht fassen konnte, dass er ausgerechnet IHR das jetzt erzählen musste.
Ich fragte mich, ob er mir inzwischen doch auf die Schliche gekommen war, denn abgesehen davon, dass mein Verhalten Hermine gegenüber gerade mehr als auffällig gewesen war, verstand ich nicht ganz, warum er sie plötzlich derartig vollquatschen musste.
„Granger hat doch jetzt sowieso den gleichen Unterricht wie wir, da kann sie doch gleich mitgehen, oder?"
Salazar, das darf doch nicht wahr sein...
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich wollte mich am liebsten im Strahl übergeben – am besten auf Blaise – doch mein fast leerer Magen machte mir einen fetten Strich durch die Rechnung.
Ich hatte keine Ahnung, ob mein bester Freund tatsächlich hinter mein Geheimnis gekommen war oder ob er sich gerade selbst an Hermine ranmachen wollte, doch für beide Möglichkeiten wollte ich ihm am liebsten den Hals umdrehen.
„Ich will euch keine Umstände machen, ich wollte sowieso noch-"
„Ach was! Du machst uns doch keine Umstände, Grangerlein! Oder, Draco?", unterbrach er sie und sah mich eindringlich an.
„N-Nein... kein Problem."
„Gut.", strahlte Blaise und legte demonstrativ seinen Arm um meine Hermine, die daraufhin etwas hilflos dreinschaute.
„Ehm... danke Zabini, aber ich kann auch ganz gut ohne deine Hilfe gehen!" Ein genervtes Schnauben verlautend, löste sie sich ruckartig aus seinem Griff und ging ein paar Schritte rückwärts.
Ich musste mich stark zurückhalten, nicht lauthals loszulachen, denn das wäre vermutlich mein Untergang gewesen. Diese Szene war die reinste Genugtuung für mich, doch ich gestand mir selbst ein, dass ich das in keiner Weise zeigen durfte, weshalb ich mich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck bemühte.
Etwas widerwillig setzte ich mich in Bewegung und schlenderte mit Blaise und Hermine, die zwischen uns beiden ging und auch alles andere als glücklich zu sein schien, in Richtung Klassenzimmer.
„Und Grangerlein? Wo wolltest du vorhin denn hin, als du mich umgerannt hast?", ergriff Blaise nach einer Weile das Wort und ich ahnte bereits Schlimmes, doch ich wollte mir das keineswegs anmerken lassen, weshalb ich völlig unbeeindruckt neben den beiden herlief.
„Zum Unterricht." „Ja, schon klar, aber warum denn so alleine unterwegs?"
„Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Harry, deswegen bin ich schon mal früher losgegangen.", erklärte sie mit betrübtem Blick, und mir wurde auf diese Aussage hin unglaublich schlecht, denn ich wusste genau, weshalb die beiden gestritten hatten und wollte irgendwie verhindern, dass Blaise noch vor heute Abend davon spitzkriegen würde.
„Worüber ging's denn?"
Oh verdammt...
„Nichts Wichtiges.", winkte sie jedoch sofort ab und ich wusste nicht, ob ich erleichtert über ihre Worte sein sollte oder enttäuscht.
Sicherlich hatte sie das nur gesagt, um sich aus der ganzen Sache herauszureden, wozu ich in diesem Moment definitiv nicht fähig gewesen wäre.
„Und was macht das schlechte, alte Wieselbienchen?", ergriff erneut mein bester Freund das Wort, worauf Hermine bedrückt zu Boden sah und mich somit zwang, laut zu seufzen, denn dass sie auf diese Hohlbirne nach wie vor nicht gut zu sprechen war, war wohl klar.
„Kannst du sie nicht einfach in Ruhe lassen, Blaise? Das ist ja kaum auszuhalten!", fuhr ihn ihn genervt an und kassierte dafür einen geschockten Blick von ihm.
„Ich rede doch nur mit ihr, das ist doch nicht verboten, oder?" „Merkst du nicht, dass sie nicht darüber reden will?" „Nein, du etwa?"
„Klar merk ich das! Das sieht doch ein Blinder, dass sie nicht über diesen Trottel reden will!", keifte ich ihn an und vergaß dabei, dass Hermine noch immer neben uns lief.
„Krieg dich wieder ein! Heute übertreibst du es aber mit dem Verteidigen, mein Lieber!"
„Halt doch die Klappe.", zischte ich und warf ihm einen Blick zu, der ihn eigentlich tot umfallen lassen sollte.
„Was hast du denn mit dem gemacht, Granger? Oder ist er von selbst zur Vernunft gekommen?", wandte er sich wieder an sie, doch sie wusste offensichtlich überhaupt nicht, worauf er hinauswollte. Ich leider schon.
„Was meinst du damit?"
„Als ob dir das nicht aufgefallen ist! Er lässt dich seit neuestem in Ruhe, stichelt nicht mehr gegen dich, verteidigt dich sogar, nennt dich nicht mehr Schlammblut...", zählte er einige Sachen auf, während in meinem Inneren eine unglaubliche Wut hochkochte, die nach seinem letzten Wort aus mir herausbrach wie tausend Grad heiße Lava aus einem Vulkan.
Ich hatte keine Ahnung, was er noch alles gesagt hatte, doch das war egal, denn ich packte ihn im nächsten Moment an der Gurgel und stieß ihn gegen die harte Steinmauer des Korridors.
Ein lautes und ersticktes Aufkeuchen ertönte neben mir, das ich Hermine zuordnete, während Blaise mich lediglich geschockt und überrumpelt ansah.
„Wenn du sie nicht gleich in Ruhe lässt und noch einmal dieses scheiß Wort in den Mund nimmst, dann stopf ich dir dein Maul, hast du mich verstanden?!", donnerte ich, ehe mir bewusst wurde, dass ich mich nun in einer äußerst miserablen Situation befand.
Ich sollte schleunigst meine Aggressionen in den Griff bekommen...
„Wow, Draco! Beruhig dich mal!", presste Blaise angestrengt hervor. „Warum verhältst du dich ihr gegenüber neuerdings so komisch? Man könnt ja glatt meinen, du-"
Er brach an dieser Stelle ab und schien stattdessen über etwas nachzudenken, denn er kniff seine Augenbrauen zusammen und lenkte seinen Blick von mir auf Hermine und wieder zurück.
Nein, Nein, Nein!!!
Seine Miene hellte sich wenige Sekunden später wieder auf und verwandelte sich in einen geschockten Ausdruck, was mich darauf schließen ließ, dass er offenbar doch dazu imstande war, eins und eins zusammenzuzählen.
NEIN, NEIN, NEIN!! HALT JETZT BITTE DIE KLAPPE, BLAISE!!!
„Ach du Scheiße, Draco! Ist SIE etwa das geheimnisvolle Mädchen, mit dem du dich ständig triffst und auf das du so stehst?"
Bei den vier Gründern von Hogwarts... ich bin so was von am Arsch...
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