12. | Unter Freunden (2/3)
Hermines POV
„Ey, Mine! Wach auf!"
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, die wie verrückt an mir rüttelte, was mich ungewollt aus dem Schlaf riss.
„Komm schon, wach auf!", vernahm ich die Stimme meiner besten Freundin, sodass ich langsam meine Lider öffnete und in ihre Richtung schielte. Sie hatte sich an meine Bettkante gesetzt und strahlte mich nun erleichtert an.
„Na endlich! Du hast gestern schon geschlafen, als ich zurückgekommen bin und es war sehr spät, deswegen wollte ich dich nicht mehr wecken. Aber... erzähl mal, was war denn gestern los?"
Die Bilder der Auseinandersetzung mit Ron von gestern Abend tauchten wieder vor meinen Augen auf und ließen mich gequält grummeln, denn ich hatte das alles durch meine schönen Träume beinahe komplett verdrängt.
Eine große Wut machte sich in meinem Inneren breit, denn ich erinnerte mich an jedes einzelne Wort meines Exfreundes, darunter auch die Aussage, dass Harry über seine 'Überraschung' Bescheid gewusst hatte. Demnach war ich mir sicher, dass auch Ginny in diese ganze Sache eingeweiht worden war und ebenfalls nur auf unwissend gemacht hatte, als ich ihr von dem Brief und dem Treffen erzählt hatte. Ich konnte nicht fassen, dass meine beiden Freunde mich derartig ins offene Messer hatten laufen lassen, denn es war ein Vertrauensbruch allererster Güte.
„Als ob du das nicht wüsstest!", brummte ich angesäuert und rollte mich aus dem Bett, um so schnell wie möglich im Badezimmer zu verschwinden und mich dort mit einer kalten Dusche zu beruhigen.
Ginny jedoch sprang ebenso schnell auf und konnte mich gerade noch am Handgelenk packen und zurückhalten.
„Hey, was ist denn los?"
„Was los ist? Tu nicht so, du weißt genau was los ist! Wie kannst du mir das antun, Ginny? Ich hab dir das mit Malfoy erzählt, weil ich dir vertraue! Und du und Harry habt nichts Besseres zu tun, als Ron hierher zu bestellen? Warum, Ginny? Warum hast du auch noch so getan, als wüsstest du nicht, dass er mir diesen verdammten Brief geschrieben hat?!", schluchzte ich vor mich hin, worauf sie mich fest in ihre Arme schloss.
„Mine, um Himmels Willen, was denkst du von mir? Ich hatte doch selbst keine Ahnung, dass Ron hier auftaucht!"
„Ach nein?"
„Nein! Harry hat mir genauso wenig gesagt wie dir, das musst du mir glauben! Ich war selbst ganz geschockt, als Ron auf einmal ins 'Drei Besen' gestürmt ist."
„Was hat er zu euch gesagt?", hakte ich vorsichtig nach, was Ginny enttäuscht aufatmen ließ.
„Ziemlich viele unschöne Sachen... aber... stimmt das, was er erzählt hat?"
„Was hat er denn erzählt?"
„Dass Malfoy aufgetaucht und grundlos auf ihn losgegangen ist. Er meinte, dass Malfoy ihm gedroht hat und-"
„WAS?", stieß ich empört aus und löste mich aus der Umarmung. „Er hat WAS gesagt?"
„Ganz ruhig, Mine. Beruhig dich."
„Nein, ich beruhig mich nicht! Was fällt ihm ein, so einen Schwachsinn zu erzählen? Malfoy hat mich vor Ron gerettet, wenn ich das so sagen darf! Außerdem hat Ron seinen Zauberstab auf Malfoy gerichtet und nicht anders rum!"
„Okaaaay... also Ron hat das alles ein biiiisschen anders erzählt...", stammelte Ginny und sah verlegen zu Boden.
„Natürlich hat er das ein bisschen anders erzählt! Er kann ja schlecht sagen, dass er mich bedrängt hat und nicht nachgeben wollte, oder?"
„WAS hat er gemacht?!", platzte es aus ihr heraus, während ihr Gesicht immer mehr an Farbe verlor.
Ich konnte verstehen, dass das für sie ein großer Schock sein musste, immerhin war Ronald ihr Bruder und keiner, wirklich überhaupt keiner, hatte ihm so etwas zugetraut.
„Er... er meinte, dass es ihm leid tut, dass er mich damals verlassen hat und dass er wieder mit mir zusammen sein will. Ich hab ihn allerdings abgewiesen, was er nicht verstehen wollte. Er hat versucht, mich zu küssen und ich hab ihm klarmachen wollen, dass ich nicht will, aber das hat er ignoriert."
„Und dann ist Malfoy aufgetaucht?" „Ja. Er hat Ron von mir weggezogen und ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll. Die beiden haben sich ewig einfach nur angeschrien, bis Ron seinen Zauberstab gezogen und ihn auf Malfoy gerichtet hat. Ich hab mich dann eingemischt, weil ich nicht zulassen konnte, dass er Malfoy etwas antut, nur weil er mir helfen wollte und er... er hat mich dann...Schlammblut genannt. Nicht direkt, aber er wollte wissen, warum ausgerechnet er einem wertlosen Schlammblut helfen sollte."
„Moment mal! WER hat dich so genannt?", hakte Ginny verwirrt nach und ich musste schlucken, denn dieses grässliche Wort aus Rons Mund gehört zu haben versetzte mir nach wie vor einen schmerzhaften Stich ins Herz.
„Ron..." „WAS???"
„Pscht! Nicht so laut, bitte!"
„Nicht so laut? NICHT SO LAUT? Dieses Arschloch, das sich auch noch 'mein Bruder' schimpft, hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Er hat nicht mal ansatzweise das erzählt, was du mir gerade erzählt hast!", schrie die Rothaarige aufgebraust und rannte wie ein wild gewordener Löwe im Zimmer herum.
„Das hab ich mir gedacht...", murmelte ich leise vor mich hin.
„Du solltest dringend mit Harry reden. Er ist stinksauer auf dich wegen der Sache mit Malfoy, weil er natürlich nur Rons Version kennt."
„Das kann Harry doch egal sein. Was mischt er sich da überhaupt ein?", fragte ich wütend, da er sich doch nicht einfach auf eine Seite stellen konnte, ohne zu wissen, was wirklich passiert war.
„Ihr seid eben seine besten Freunde. Und dass ausgerechnet Malfoy eine Rolle in dieser ganzen Sache spielt, passt ihm überhaupt nicht."
„Was hat das denn mit Malfoy zu tun? Er kann doch gar nichts dafür! Er wollte mir nur helfen, mehr nicht."
„Aber... naja, du hättest Ron doch zurückgenommen, wenn sich das mit dir und Malfoy nicht so entwickelt hätte oder?", hakte Ginny kleinlaut nach, was meinen mühevoll zusammengeflickten Geduldsfaden erneut reißen ließ.
„Nachdem er mir erklärt hat, dass er Schluss gemacht hat, weil ich zu langweilig bin und noch nicht mit ihm schlafen wollte, hätte ich ihn auch ohne Malfoy nicht zurückgenommen! Selbst wenn er der letzte Mensch auf Erden wäre, hätte ich ihn nicht zurückgenommen!", stellte ich daher klar.
„WAS?", schrie Ginny einmal mehr wie verrückt. „DESWEGEN HAT ER SCHLUSS GEMACHT? Ey, ich sag's dir! Der kann was erleben, wenn ich wieder Zuhause bin! Er wird sich wünschen, dass-"
„GINNY!", fiel ich ihr ins Wort. „Lass gut sein, wirklich! Er... er ist es nicht wert. Ich bin einfach nur enttäuscht von ihm und er hat mich damit unglaublich verletzt. Aber versprich mir bitte, dass du ihm nichts antust."
„Aber-"
„Nein!", unterbrach ich sie erneut. „Das bringt doch nichts. Er ist immer noch dein Bruder und nur weil er und ich momentan nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen sind, heißt das nicht, dass jeder sich einmischen oder Stellung beziehen muss."
„Na gut.", gab sie sich letztlich geschlagen, was mich stark beruhigte.
Wenn einem nämlich eine Konfrontation mit Ginny blühte, konnte man sich vorsichtshalber schon mal ein Grab schaufeln, denn dieses zierliche und harmlos wirkende Mädchen wurde schneller zur Furie als einem lieb war.
„Wo ist Ron denn jetzt?", wollte ich nach einer Weile wissen.
„Er ist wieder Zuhause. Du brauchst dir also keine Sorgen machen." „Okay. Danke Ginny. Für alles! Und es tut mir leid, dass ich dich anfangs so angegangen bin, aber ich dachte wirklich, dass du darüber Bescheid wusstest und-"
„Alles gut! Jetzt haben wir es ja geklärt.", fiel sie mir beruhigend ins Wort und schloss mich wieder in ihre Arme.
„Und jetzt komm! Machen wir uns zurecht und gehen dann frühstücken."
Mir wurde an diesem Morgen erneut vor Augen geführt, dass ich in Ginny tatsächlich die beste Freundin gefunden hatte, denn sie wusste mich immer zu beruhigen und aufzuheitern, wofür ich ihr unausgesprochen und unendlich dankbar war.
Vor dem bevorstehenden Frühstück und dem Aufeinandertreffen mit Harry graute mir jedoch jetzt schon...
Dracos POV
Am nächsten Morgen wurde ich von einem lauten Knall aus dem Schlaf gerissen, dessen Verursacher sich nach wenigen Sekunden als Blaise entpuppte, der nach seinem Vollrausch am Vorabend noch immer total neben der Spur war und gegen die geschlossene Badezimmertür gelaufen war.
Was für ein Trottel...
Ich lachte aufgrund seiner Tollpatschigkeit lauthals los und krümmte mich in meinem Bett, während der Dunkelhäutige sich den Kopf rieb, der ihm vom Aufprall offenbar schmerzte.
„Halt deine Klappe.", fauchte mich dieser an, ehe er sich an die eigentliche Funktion einer Tür erinnerte, diese öffnete und im Badezimmer verschwand.
Meine Nacht war trotz des erfolgreichen Abends eine einzige Katastrophe gewesen. Ich hatte einfach keine Ruhe gefunden, da meine Sorgen mich bis in den Schlaf verfolgt und mich anhand von schrecklichen Albträumen geplagt hatten.
Während ich mich gestern noch gefreut hatte, Hermine endlich die Wahrheit verraten zu können, suchte mich heute eine panische Angst heim, sodass ich am liebsten einen Rückzieher gemacht und alles über den Haufen geworfen hätte.
Dass diese Geheimnisse, die ich jahrelang hatte verstecken müssen, alles verändern und zerstören konnten, war mir bewusst, doch ich war es ihr, beziehungsweise uns, einfach schuldig...
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