10. | Ein Brief mit Folgen (3/3)

Dracos POV


„Hörst du schlecht, Weasley? Du sollst sie in Ruhe lassen!", schrie ich den Rotschopf an, packte ihn am Kragen und riss ihn gewaltsam von Granger weg.

Ich war ihr, einige Sekunden nachdem sie die große Halle verlassen hatte, heimlich in die Bibliothek gefolgt, wo ich mit ihr reden wollte, doch die Hohlbirne, die mich glücklicherweise nicht gesehen hatte, war mir zuvorgekommen. Ich hatte mich hinter einem großen Bücherregal versteckt und dem Gespräch der beiden gelauscht und hatte nicht glauben können, was ich dort zu hören bekommen hatte.

Dass Weaslebee ein Idiot war, war ja nichts Neues, doch seine Erklärungen waren widerlich und respektlos gewesen und die Art, wie er Granger bedrängt hatte, hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.

Ich wollte nicht wissen, was noch hätte passieren können, wenn ich ihr nicht gefolgt wäre, denn Weasley hatte ums Verrecken nicht nachgeben wollen.

Dieser starrte mich nun entsetzt und mit hochrotem Kopf an.

„Verpiss dich du widerliches Frettchen! Was willst du überhaupt hier?", keifte er mich an und löste sich ruckartig aus meinem Griff.

„Wie hast du mich gerade genannt, du armselige Gesichtsgrätsche?"

„Hast schon richtig verstanden! Und jetzt verpiss dich! Hast du nichts Besseres zu tun? Todesser in die Schule schleusen oder so?", schrie der Rotschopf und löste mit dieser Aussage eine unermessliche Wut in mir aus.

Ich krallte mich in sein abgewetztes Shirt und fragte mich, ob er sich ernsthaft zu schade dafür war, zumindest ein einziges Mal in seinem Leben etwas Ordentliches anzuziehen. Immerhin hatte er sich mit Granger getroffen, da konnte man doch nicht einfach wie der letzte Bauer daherkommen.

Doch bevor sich meine Gedanken noch ins Uferlose verloren hätten, konzentrierte ich mich wieder auf das eigentliche Geschehen.

„Halt deine verdammte Klappe, Weasley! Du hast keine Ahnung, was du da redest, also stopf dir lieber selbst dein vorlautes Maul, bevor ich es tue!", knurrte ich und ließ wieder von ihm ab, wobei ich ihm einen Stoß verpasste, der ihn gegen eines der Bücherregale knallen ließ.

„Heul doch!", lachte er spöttisch und unbeeindruckt auf, als er ein weiteres Mal auf Granger zuging, deren Gesicht kalkweiß war vor Schock.

Sie wich zurück und presste sich mit dem Rücken gegen das Fenster, als sie sich über Weasleys erneute Annäherung bewusst wurde, was mich noch wütender machte als seine Aussage zuvor.

Er hätte mir an den Kopf werfen können, was er wollte, und er hätte mir meinetwegen auch eine verpassen können, aber ein Mädchen - und noch dazu Granger - zu bedrängen, überschritt jegliche Grenzen.

„Du sollst sie in Ruhe lassen hab ich gesagt!", zischte ich und hielt ihn erneut an seinem Kragen zurück.

„Und ich hab gesagt, du sollst dich verpissen!" „Ich hab, anders als du, das Recht hier zu sein, Weasley! Du bist kein Schüler mehr, also solltest du dich lieber verpissen!"

„Das ist mir doch scheißegal! Und jetzt verzieh dich, ich muss mit meiner Freundin reden!"

„Freundin?", lachte ich auf und ließ ihn vorsichtshalber los, um ihm für diese Bemerkung nicht doch noch den Kopf abzureißen. „Hat sich aber nicht so angehört, als wäre sie deine Freundin. Immerhin wollte sie dich nicht küssen, geschweige denn von dir angefasst werden, was ich nach deinen jämmerlichen Aussagen auch nachvollziehen kann!"

„Halt dich da raus, Malfoy! Das geht dich einen feuchten Scheißdreck an! Das ist eine Sache zwischen mir und Hermine und die kann sich selbst wehren, wenn sie das nicht will!", fauchte er zornig, doch auf seine Worte hin konnte ich nur erneut auflachen.

„Hat sie doch! Hermine hat dir gesagt, dass sie dich nicht will und trotzdem bist du wieder auf sie losgegangen!"

„Hermine also, hmm?", donnerte der Rotschopf und erst da bemerkte ich, dass ich sie gerade beim Vornamen genannt hatte.

Fuck...

„So heißt sie doch, oder?", scherzte ich, um mich zumindest halbwegs aus meinem Fauxpas zu retten, doch, dumm wie das Wiesel war, dachte er glücklicherweise nicht weiter darüber nach.

„Warum verteidigst du sie überhaupt?"

„Willst du das wirklich wissen, Weaslebee?", stichelte ich und konnte mir mein fieses Grinsen nicht verkneifen.

Er jedoch zückte mit einem Mal seinen Zauberstab, den er im Anschluss auf mich richtete und gegen meinen Hals drückte.

„RON!", stieß Granger erschrocken aus. „Lass das!"

Was zum...?

„WAS? Was ist das für ein Spiel, das ihr hier spielt? Warum verteidigst du dieses Frettchen?", richtete er sich nun an sie, während er seinen Zauberstab immer fester in meine Kehle grub.

Das frag ich mich auch, Weaslebee!

„Er wollte mir doch nur helfen, verdammt! Du wolltest ja nicht auf mich hören!"

„Helfen? Dass ich nicht lache! Warum sollte Malfoy DIR helfen wollen? Warum sollte ausgerechnet ER einem wertlosen Schlammblut-" 

Weiter kam er nicht, denn mit einer schnellen Handbewegung schleuderte ich seinen Zauberstab weg, packte ihn wutentbrannt an der Gurgel und drückte ihn gewaltsam gegen eines der Bücherregale.

„Du solltest jetzt besser deine Fresse halten, bevor ich mich komplett vergesse! Hast du mich verstanden?"

„Lass mich endlich los, du dreckiger Bastard!", versuchte sich der Rotschopf zu wehren, doch ich dachte nicht einmal daran, lockerzulassen.

„Solange du deine Griffel nicht bei dir behalten kannst, werde ich dich bestimmt nicht loslassen!" „Es geht dich einen Scheiß an, wo ich meine Griffel hab! Ich kann Hermine anfassen wann und wo ich will, das hast du nicht zu entscheiden!"

„RON!", schrie Granger erneut auf und drängte sich daraufhin zwischen uns.

Dabei drückte sie ihre Hand gegen meine Brust und sah mir tief in die Augen, als sie an mich gerichtet weitersprach.

„Lass ihn los."

WAS???

Ungläubig starrte ich zwischen ihr und dem Wiesel hin und her, der mich hämisch angrinste.

Ich glaubte, mich verhört zu haben, immerhin hatte ich sie vor diesem Psychopath gerettet und jetzt sollte ich derjenige gewesen sein, der etwas falsch gemacht hatte?

Ich wollte diesem Proleten das Maul stopfen und ins nächste Jahrhundert fluchen, doch die Tatsache, dass Granger diesen Mistkerl nun offensichtlich auch noch verteidigen wollte, echauffierte meine innere Wut immer mehr und ich musste mich stark zurückhalten, Weasley nicht einfach mit dem Todesfluch niederzustrecken.

Mein Argwohn wurde jedoch mit ihren nächsten Worten, mit denen sie sich an mein Gegenüber richtete, über den Haufen geworfen.

„Ron, geh jetzt einfach!"

Salazar, es gibt also doch Gerechtigkeit...

Ich ließ ihn augenblicklich los und nun war es an mir, schadenfroh zu grinsen.

„Bitte WAS soll ich?! WAS ZUM... Willst du mich verarschen, Hermine? Was soll das? Warum verteidigst du diesen dreckigen Todess-", er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als ich ihn erneut packen und anbrüllen wollte, doch Granger kam mir zuvor.

„RONALD BILIUS WEASLEY!"

Bilius? Echt jetzt? Den Weasleys gehen wohl die Namen aus.

„Wenn du nicht gleich freiwillig von hier verschwindest, werde ich dich dazu zwingen! Und glaub mir, ich kenn genug Zaubersprüche, die mir dabei helfen! Geh mir aus den Augen und wage es nicht, mich noch einmal anzufassen!"

Er verstand offensichtlich die Welt nicht mehr, denn er starrte sie nur mit offenem Mund und hochrotem Gesicht an, das sich fürchterlich mit seinen roten Haaren biss.

Zugegeben, ich konnte seine Reaktion nachvollziehen, immerhin wäre Granger in den letzten Jahren nie auf die Idee gekommen, mich vor ihren ach so tollen Freunden zu verteidigen, doch genau das tat sie jetzt.

„Hermine, ich-", setzte Weasley an, doch sie fiel ihm ins Wort.

„5...4...", zählte sie herunter, während sie ihren Zauberstab zückte und damit auf den Rotschopf zielte, in dessen Gesichtszügen sich zunehmend Panik breitmachte.

„Bitte, ich... lass mich doch erklären, ich-"

„3...2..."

„HERMINE! Warum... was... was soll-"

„1..."

Sie ging einen letzten Schritt auf ihn zu und drückte ihm mit zitternder Hand ihren Zauberstab in den Hals, was den Rotschopf scharf die Luft einziehen ließ.

„I-I-Ich... geh ja schon.", gab er sich schließlich geschlagen, trat vorsichtig zurück, hob seinen eigenen Zauberstab vom Boden auf und rannte mit einem letzten Blick auf Granger aus der Bibliothek.


Und... jetzt?...


>>>

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