ACHTUNDZWANZIG
~Zurzeit kursieren Bilder einer Privatparty mitsamt Drake Johnson und seinem Schutzengel im Internet. Nach dem Geschäftlichen kommt der Spass, wie es so schön heisst. Und beim Anblick der Pole-Dance Stange im Privatflugzeug des Millionenerbers, sind wir uns sicher, dass sie den hatten.~
Ich war halbtot, als wir mitten in der Nacht, es war vielleicht halb Vier Uhr Morgens, ankamen. Die anderen schleppten sich betrunken die Treppe hinunter und wieder andere liessen sich einfach von Stufe zu Stufe hinab fallen. Auch eine gute Lösung. Es war immer wieder erstaunlich, wie beweglich alkoholisierte und halb nackte Menschen doch waren. Ich hätte mir beim Weg die metallene Treppe hinunter jeden Knochen gebrochen. Gut gab es auch noch Drake.
Dieser verabschiedete sich gerade beim Piloten, der sich gar nicht erst die Mühe gemacht hatte, auch die betrunkenen Teenies zu verabschieden.
„Vielen Dank für den Flug."
Hörte ich ihn noch sagen, dann kam er grinsend auf mich zu und zwinkerte.
Er legte mir eine Hand auf den Rücken und wir begannen, die Treppe nach unten zu steigen.
„Ich bin so müde, ich könnte auf der Stelle einschlafen."
Murmelte ich und war froh, als meine schmerzenden, in hohe Schuhe gequetschten, Füsse wieder festen Boden unter sich spürten.
„Das kannst du laut sagen."
„Hey, kommt ihr mit? Wir gehen noch in nen' Club!"
Ich blinzelte erstaunt, als die kleine Gruppe aufs Dach des gelben Taxis klopfte und uns zuwinkten. „Um diese Zeit noch?"
Rutschte es mir hinaus. Dafür erntete ich herablassendes Gelächter.
„Süsse, solang nicht acht Uhr morgens ist, darf die Party nicht stoppen! Das weisst doch wenigstens du, Drake!"
Ich blinzelte zu dem Mann hinter mir hoch und dieser sah bloss mich an.
„Magst du noch weiterfeiern? Wenn nicht dann fahren wir nach Hause."
Er lächelte und mit wurde ganz warm ums Herz.
Nach Hause, das klang so gemütlich. Mit ihm zusammen.
„Das klingt schön."
Meinte ich und versuchte, nicht all zu verträumt zu grinsen.
„Gut."
Nickte Drake und schüttelte dann den Kopf in Richtung der Partymäuse.
„Lasst Mal, geht ihr nur ohne uns!"
Pfiffe Ertönten darauf und allerlei unoriginelle Anspielungen, von wegen dass wir wohl Zeit für uns bräuchten. Ich lief deswegen knallrot an und hoffte, dass es in der Dunkelheit des kleinen Flugplatzes niemand sah.
Nur die Lichtanlagen weit über uns erhellten den Teerboden etwas, sodass man gerade noch die Umrisse des grossen Terminals erahnen konnte.
„Ignorier sie einfach."
Meinte Drake. Türen Knallte, ein ratternder Motor wurde angelassen, dann waren sie auch schon weg.
Und mit ihnen verschwand auch meine Party Stimmung gänzlich.
Ich gähnte.
Natürlich brachte die Vorstellung von mir und Drake in einem Bett mein Blut in Wallung. Aber ich hatte ihm gesagt wie ich dazu stand. Mein Körper würde nicht nein sagen. Aber ich hatte erlebt wie er mich in der Schule behandelt hatte und ich wollte eine echte, ehrliche Liebe die auf Respekt und Achtung basierte. Und solange er nicht einmal seine Gefühle für mich aussprechen konnte, würde zwischen uns nicht mehr passieren, als dieser eine Kuss auf der Veranstaltung.
Das war meine feste Überzeugung. Ich würde weder eine Trophäe noch ein Betthäschen für den Sohn des Millionärs spielen und ich wusste, dass ihm das genau bewusst war. Ich wäre auch enttäuscht von ihm, wenn er nach fünf Monaten immer noch bloss daran interessiert wäre.
„Cat? Kommst du?"
Ich schüttelte den Kopf und tauchte aus meinen Gedanken wieder auf in die echte Welt.
„Ja, sorry, komme schon."
Nuschelte ich und setzte mich in das Taxi. Wann war das denn angekommen? Auch egal.
Ich lehnte mich an Drakes Schulter und ehe ich mich versah, klappten mir die Augendeckel zu und ich war eingeschlafen.
Drake hatte sich die ganze Fahrt lang kein Stück bewegt, der Arme. Er hatte mich wohl nicht wecken wollen und als wir jetzt schlaftrunken aus dem Taxi ausstiegen, rieb er sich die Schulter.
„Ganz schön steif geworden, die Schulter."
Lachte er, als er den Fahrer bezahlte und ich lächelte verlegen.
„Entschuldige."
Ich folgte ihm die Treppenstufen zum Eingang hinauf.
„Nicht dafür."
Drake hielt mir die Türe offen und ich lief grinsend an ihm vorbei.
„Ich habe in der Zeit in der du geschlafen hast die neusten Posts der Medien über uns gelesen."
Begann er dann zögerlich, als wir die Treppe hoch in Richtung unserer Zimmer schlurften.
„Und?"
Ich runzelte die Stirn.
„Sie verbreiten Unsinn wie immer. Es war die Rede davon dass du früher vielleicht mal Stripperin gewesen sein könntest und solches Zeug."
Geschockt blieb ich stehen und hielt mich am Geländer fest.
„Was? Wieso? Das ist doch völliger Blödsinn! Jeder der mich googlet weiss das auch!"
Rief ich aus und hielt mir dann schnell die Hand vor den Mund. Achja richtig, es war ja vier Uhr Morgens, da schlief der Rest des Hauses noch.
„Reg dich darüber nicht auf, Wölfchen, okay? So sind die Medien eben, sie wollen Skandale und Normverstösse haben. Ein so gutes und braves Leben wie du nunmal führst ist für sie nicht interessant."
Ich schnaubte und liess mich von ihm an den Armen die Treppe hoch ziehen.
„Und das gibt ihnen das Recht, etwas skandalöses über mich zu erfinden und meinen Ruf zu ruinieren?"
Drake rieb sich entnervt die Stirn.
„Nein, natürlich nicht. Aber solche Posta verlaufen im Sand, kaum sind zwei Tage vergangen. Die Medien wollen bloss die Clicks, danach wird darüber nie wieder was erscheinen, glaub mir. Du müsstest das nach fünf Monaten mit mir und Dahlia in einem Haus eigentlich wissen."
Er schmunzelte und hielt vor meiner Zimmertüre an, vor welcher er sich locker an den Rahmen lehnte.
„Hör auf dir Sorgen zu machen und schlaf jetzt einfach, okay?"
Ich nickte und seufzte.
„Na gut, ändern kann ich es ja sowieso nicht. Ich hoffe nur dass die Leute schlau genug sind, das jetzt nicht einfach zu glauben."
Drake lachte und strich mit eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Naja was das angeht wäre ich mir nicht so sicher. Die Menschen sind beeinflussbar und dumm."
Ich nickte.
„Gut zu wissen, dass wir keine Menschen sind."
Drake grinste breit und sein Finger kreiste leicht auf meiner Wange. Scheisse wurde mir heiss.
„Gute Nacht, Cat. Der Abend heute war schön."
Meinte er und blickte mir mit diesen verführerischen, grünen Augen in die meinen.
„Ja", hauchte ich.
„Das war er wirklich. Danke dafür."
Er senkte den Kopf leicht und ich konnte schon seinen Atem auf meiner Nase spüren.
Er wollte mich küssen. Und ich wollte das auch. Aber ich stand dazu, zu was ich ihm gesagt hatte. Ich würde nicht zulassen dass irgendwas zwischen uns war, solange es ihm nicht ernst war.
Also zwang ich mich, zurück zu weichen.
„Gute Nacht."
Presste ich hervor und hatte es dann sehr eilig, den perplexen Drake vor meiner Türe stehen zu lassen, in meinem Zimmer zu verschwinden und mich schwer atmend an die Türe zu lehnen.
Ich hatte die Augen geschlossen und verfluchte mich selbst. So gerne hätte ich ihn geküsst und meine Hände in seinem weichen Haar vergraben. und vielleicht sogar noch mehr. Aber stattdessen war ich meiner Moral treu geblieben. Blöde Moral, die versaute den ganzen Spass. Aber es war ja schon richtig so.
Ich brachte meinen Puls unter Kontrolle und atmete langsam ein. Dann öffnete ich erst die Augen.
Das ganze mit dem Beruhigen meines Pulses hätte ich mir aber sparen können.
Denn was ich sah, verschlug mir glatt den Atem.
Auf meinem Bett lag mein rotes Kleid, welches ich so sehr vergötterte. Besser gesagt lag dort der Rest davon. Es war zerstückelt, mit einer Schere oder vielleicht sogar den blossen Händen zerrissen. Die Fetzen lagen überall auf dem Bett verteilt herum.
Meine Unterlippe begann zu zittern.
Nicht dieses Kleid...das war das schönste Kleidungsstück das ich jemals besessen hatte.
Ich wankte auf das Bett zu und nahm die Stückchen Stoff in die Hände.
Fetzen, unbrauchbar. Ich atmete ein und aus, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht beruhigen. Ich war so wahnsinnig wütend.
Ich drehte mich um um mich aufs Bett tu setzen. Dabei fiel mein Blick auf den Spiegel am Schrank.
„Bitch" stand dort mit Lippenstift geschrieben. Und einem Kussmund.
Ich hielt in der Bewegung inne und mein Blut begann zu brodeln. Jetzt hatte sie es zu weit getrieben. Jetzt war Schluss damit, dass ich ihr alles durchgehen liess. Diese Zicke wollte sich mit mir anlegen? Gut, dann würde sie mich jetzt kennen lernen! Schnaubend und mit bebendem Körper marschierte ich, die roten Fetzen meines Kleides in der Hand, direkt auf den leeren Gang und auf Dahlias Zimmer zu.
Ich würde ihr die Meinung sagen und ihre hässlichen Extensions raus reissen und am liebsten ihren ganzen Kleiderschrank mit einer Schere zerschnippeln! So wütend war ich! Und dass ich völlig übermüdet und entnervt war, machte das ganze nicht gerade besser.
Ohja, jetzt würde Dahlia das Lachen ein für alle Male vergehen.
Ich griff gerade nach der Türklinke, um sie energisch und dramatisch runter zu drücken und dann in ihr Zimmer zu stürmen, als ich in der Bewegung inne hielt. Erneut.
Dann presste ich das Ohr an ihre Türe.
Lachte da Jemand?
Es war ein echt unheimliches, glucksendes Lachen welches sich echt verrückt anhörte.
Ich blinzelte und Neugierde erfasste mich.
Langsam und leise drückte ich die Klinke hinunter und öffnete die Türe einen Spalt breit.
Was ich sah, haute mich gleich nochmals von den Socken.
Dahlia sass in ihrem Unterhemd und ihren Beats auf den Ohren auf ihrem Bett und liess die Arme kreisen. Über ihrem Kopf. Dabei hatte sie den Kopf in den Nacken gelegt und lachte unaufhörlich. Es war fast schon als weilte sie in Gedanken nicht mehr auf dieser Welt. Zwischendurch griff sie immer wieder zu einem kleinen Döschen und warf sich eine farbige Pille in den Mund. Meine Augen wurden gross, als der Groschen fiel. Diese dumme Kuh hatte wirklich Probleme. Und im Gegensatz dazu was alle dachten, war sie von den Pillen doch noch nicht weg gekommen.
Und dann tat ich etwas sehr dummes. Es war eine Kurzschlussentscheidung, zusammengesetzt aus meiner enormen Wut auf sie und meiner Müdigkeit, die anscheinend meine Gehirnzellen lahmlegte.
Langsam zog ich mein Handy hervor und hob die Kamera zwischen die Türe und den Rahmen. Dann wartete ich bis sie wieder eine Pille einnahm, und drückte ab.
„Das hast du nun davon."
Knurrte ich dann leise und schloss die Türe wieder. Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass sie mich nicht bemerkt hätte, selbst wenn ich im Affenkostüm vor ihr durchgetanzt wäre. Schwankend vor Müdigkeit und mit einem solchen genugtuenden Rachegefühl wählte ich die Nummer des unbekannten Journalisten. Den jungen Mann, der mir angeboten hatte, zu veröffentlichen was ich ihm schickte. Die Nummer hatte ich behalten, obwohl Drake damals gesagt hatte, ich solle sie weg schmeissen. Was hatte der junge Reporter damals gesagt? Für den fall, dass ich mich an Dahlia rächen wollte. Und oh das wollte ich gerade so sehr.
Ich sendete ihm das Bild, welches ich gerade gemacht hatte. Dazu schrieb ich nichts. Das würde ihm schon reichen. Dann atmete ich tief ein und schaltet das Handy aus.
Ich würde jetzt schlafen und mein schönes und auch einzige Abendkleid beweinen. Und morgen würde Dahlia eine böse Überraschung erleben. Selber Schuld. Sie wollte eine Bitch also hatte sie eine bekommen.
Es dauerte eine Weile, bis mir endlich die Augen zu fielen. Schuldgefühle machten sich bereits in mir breit und ich bereute es beinahe, das Bild von ihr an den Journalisten geschickt zu haben. Aber dafür war es zu spät. Also rechtfertigte ich es einfach damit, dass sie es verdient hatte und sie mich auch oft genug zur Schnecke gemacht hatte. Und dann schlief ich. Bis zum nächsten Morgen, an welchem es ganz Ruhig war. Im ganzen Haus.
Wie findet ihr Katys Reaktion? Gerechtfertigt? Oder völlig unrecht?
Bin gespannt auf eure Meinungen ♡
Lg ❥
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top