1. Farblos
Es regnet, mal wieder. Ich trete den Heimweg an. Das war mein letzter Tag auf dieser Schule. Das 2. Halb Jahr mach ich an einem anderen Ort, weil mein Vater versetzt wurde. Er hat keine Zeit mehr für mich, das ist echt nicht fair. Und durch diese Versetzung sehe ich ihn dann wirklich nur noch selten. Langsam steige ich die Treppen hinauf zu unserer Haustür, wo nicht mehr Leonhardt dran steht. Mein Vater verliert echt keine Zeit. Jetzt heißt es packen und dann ab ins Auto.
Ich habe die neue Wohnung noch nicht einmal gesehen. Ich weiß also nicht, was mich erwartet. Mit diesen Gedanken öffne ich die Tür und mein Vater kommt mir schon entgegen. "Da bist du ja, Annie. Wird auch langsam Zeit. Pack deine restlichen Sachen schnell zusammen und komm dann ins Auto. Ich warte auf dich.", meint er, während er eilig an mir vorbei läuft. Ich lasse ihn einfach vorbeiziehen und gehe dann in mein Zimmer. Es ist schon fast alles weg. Meine Möbel sind schon dort. Das kotzt mich echt an. Ich will hier bleiben. Ich packe noch schnell die letzten Kleinigkeiten ein, darunter auch meine Kopfhörer die ich bedauerlicherweise heute vergessen hatte. Als ich fertig bin gehe ich noch einmal durch die Wohnung. Hier haben wir gewohnt, seit ich herkam. Das ist schon 13 Jahre her, ich erinnere mich kaum an diese Zeit. Eine Mutter hatte ich nie und was mit meinem echten Vater ist, weiß ich auch nicht. Ist mir auch eigentlich egal. Ich verwerfe diese Gedanken schnell wieder und begebe mich zu meinem Vater ins Auto und setze mich auf den Rücksitz.
Die ganze Fahrt über höre ich nur meine Musik. Ich höre alles mögliche, Hauptsache es ist gut. Manche Lieder machen mich auch etwas traurig, weil sie mich an mich selbst erinnern. Sonst fühle ich nicht sehr viel, außer Einsamkeit. Doch das würde ich niemals laut aussprechen. Mein Vater würde sich direkt Vorwürfe machen und das will ich nicht. Immerhin arbeitet er ja so viel, damit wir uns überhaupt etwas leisten können. Er schufftet also so viel wegen mir und dann will ich ihn nicht noch vor den Kopf stoßen. Es ist nicht so wichtig wie trostlos die Welt für mich ist. So farblos... leer... Einfach grausam. Ich könnte mich umbringen, um nicht mehr einsam zu sein, aber das könnte ich meinem Vater nicht antun. Außerdem frage ich mich immer was nach dem Tod kommt. Was ist, wenn dort nur leere und eine schlimmere Einsamkeit auf mich wartet? Davor habe ich große Angst.
Die Fahrt dauert 3 Stunden und ich habe die ganze Zeit Musik gehört. Mein Vater und ich haben nicht ein Wort in dieser Zeit gesprochen. Als wir angekommen sind, führt mich mein Vater in mein Zimmer. Er hat es schon komplett für mich eingerichtet. "Ich hoffe es gefällt dir, Annie.", meint er mit einem schwachen Lächeln und ich nicke. Jetzt holt er die restlichen Sachen aus dem Auto und räumt alles ordentlich ein. Ich würde ihm helfen, aber das möchte er nicht. Ich soll die Zeit für mich nutzen, sagt er dann immer.
Ich setze mich auf mein Bett und sehe aus dem Fenster. Ich schaue in den Sternklaren Nachthimmel. Natürlich, ich hatte Mittagschule. Jetzt ist es eben dunkel. Ich habe es aber wirklich nicht bemerkt. Das passiert aber auch öfters. Ich versinke in meinen Gedanken und kapsel mich ab. Für die anderen Menschen bin ich dann wie unsichtbar und das ist auch gut so. Ich mache mich schnell Bettfertig und lege mich in mein Bett. Ich hoffe, ich habe nicht wieder diesen seltsamen, unrealistischen Traum. Mit Musik in meinen Ohren lasse ich meine Augen zu fallen und schlafe ein.
"Opfert eure Herzen!" "Annie!" "Die Titanen kommen!" "Annie!" "Der weibliche Titan! Bringt sie zur Strecke!" "Annie!" "Gib mir Eren zurück!" "Annie!" "Sie sind Verräter." "ANNIE!"
Schlagartig reiße ich meine Augen auf und schnappe nach Luft. Schon wieder dieser Traum... Was soll das? Ich höre immer nur so viele Stimmen durcheinander und sehe riesige nackte Menschen. Was hat das zu bedeuten? Ich habe auf jeden Fall ziemlich kranke Träume. Ich hole mein Handy raus und Google Träume. Tatsächlich haben wiederkehrende Träume verschiedene Bedeutungen. Aber zu meinem Traum kann ich nichts finden. Nicht mal etwas ähnliches. Naja, egal.
Ich schaue auf die Uhr die mir 5:45 entgegen strahlt. Noch 15 Minuten und dann muss ich eh aufstehen. Ich schalte den Wecker schon mal aus und mache mich fertig. Ich begebe mich danach in die Küche und mache mir eine Scheibe Brot und einen Kaffee. Während dem Frühstück schaue ich auf YouTube nach neuen Liedern und vertreiben mir so die Zeit.
Als ich mit dem Frühstück fertig bin, packe ich meinen Rucksack und gehe pünktlich um 7:30 Uhr los zur neuen Schule. Ein Blick in Google Maps zeigt mir auch schon den schnellsten Weg dorthin. Ich hasse Menschen... Je näher ich der Schule komme, desto mehr Schüler sind um mich herum. Schnell setze ich meine Kopfhörer auf und entspanne mich. In der Schule angekommen gehe ich ins Sekretariat und lasse mir den Stundenplan aushändigen. Die Frau ist auch so freundlich und begleitet mich ins Klassenzimmer. Frau Ral steht auf ihrem Namensschild. Sie bringt mich in die Klasse und als sie die Tür öffnet fällt mir der Klassenlehrer direkt ins Auge. Der ist einer von der strengen Sorte. "Guten Morgen alle zusammen. Ich bringe euch die neue Mitschülerin.", erklärt sie der Klasse, aber schaut dabei den Mann vor der Tafel an. "Danke, Frau Ral.", meint er nur und schaut nun mich an.
"Immer schön auf Herr Ackerman hören.", sagt sie noch lächelnd und verschwindet dann wieder. "Dann stell dich mal vor.", befiehlt er mir. "Mein Name ist Annie Leonhardt und ich bin 16 Jahre. Ich bin neu zugezogen.", stelle ich mich schnell vor. "Der Tisch ganz hinten ist noch frei.", meint Herr Ackerman und ich begebe mich zu meinem neuen Platz. Was der erste Schultag wohl bringen wird..
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Das war das erste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch und es ist mir gut gelungen? Und wie es weiter geht seht ihr wie immer im nächsten Kapitel. Bis dann! (^~^)/
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