Party und Pizza
Vielleicht, aber nur vielleicht hatte ich zu viel getrunken. Ja okay, es war auch nicht die beste Entscheidung überhaupt etwas zu trinken, aber man lebt ja nur einmal! Dass ich zu viel getrunken hatte, bemerkte ich jedenfalls auf der Toilette. Eigentlich der beste Ort um betrunken zu sein. Theoretisch. Wenn du aber betrunken bist und eine Pizza mit Champignons gegessen hast, die höchstwahrscheinlich schlecht waren, sodass du in die Toilette kotzen musst, hast du ein dezentes Problem. Erstens, weil Übergeben sowieso scheiße ist, zweitens, weil du dir ganz sicher sein kannst, dass gleich irgendwer hereinkommt und dich fotografiert und drittens, weil du zu betrunken bist, um noch unbeschadet nach Hause zu kommen.
Während ich also um mein Leben würgte, überlegte ich schon fieberhaft, wie ich es schaffen sollte, genau den Jungen zu finden, der mich nach Hause bringen sollte. Meinen besten Freund Max.
Meine Gedanken wurden jedoch von einem weiteren Würgreiz unterbrochen. Ich versuchte verzweifelt mit einer Hand meine Haare von der Sauerei fernzuhalten, während meine andere Hand sich fest an die Kloschüssel klammerte, doch wie es nun mal nur mir passieren konnte, kotzte ich nicht nur neben die Schüssel, sondern auch noch voll auf meine Haare. Tränen verschleierten meinen Blick auf die bunten Fliesen, die in dem Badezimmer verlegt waren. Fluchend stand ich auf und taumelte auf das Waschbecken zu, um mein Haar zu säubern. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich mehrmals abrutschte , bis endlich das Wasser lief. Ich versuchte, den Rest Übelkeit, den ich noch empfand, zu unterdrücken und hielt meine Haare unter den Wasserstrahl, was aber nicht sonderlich viel brachte, weswegen ich kurzerhand den Stöpsel in den Abfluss steckte und das Waschbecken vollaufen ließ.
Während dieser Zeit sah ich mich so gut es ging um. Eine schwierige Aktion, war ich doch mehr als nur wackelig auf den Beinen. Doch es lohnte sich, denn man konnte über Lukas, der diese Party schmiss, sagen was man wollte, Geschmack hatte er auf jeden Fall. Jede einzelne Fliese war unterschiedlich, es sah also keine aus wie die andere. Fasziniert betrachtete ich eine grüne Fliese mit lila Wirbeln, die in das Waschbecken eingelassen war und ich hätte sie mir wahrscheinlich noch stundenlang aufgrund ihrer Absurdität angucken können, hätten meine Haare nicht beschlossen, in mein Gesicht zu fallen und mich daran zu erinnern , warum ich überhaupt hier stand. Seufzend wandte ich mich wieder dem Waschbecken zu, bereit, meine Haare von meinem Mageninhalt zu befreien.
Auch wenn meine braunen Haare danach wieder sauber waren, war es dann doch nicht die schlauste Aktion alle Haare nass zu machen, betrugen die Temperaturen draußen doch so um die -5 Grad. Das war also noch ein Grund mehr, Max zu suchen, um nach Hause zu kommen.
Stolpernd machte ich mich auf den Weg zur Tür. Nein, halt. Aus der einen Tür waren soeben zwei geworden!
Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.
Welche dieser beiden Türen sollte ich nehmen? Verdammt. "Okay. Du schaffst das. Einfach Augen zu und durch!", machte ich mir Mut.
Meinen Ratschlag dann auch sofort befolgend, schloss ich die Augen und rannte los. Naja, es war wohl eher ein taumelndes Joggen, aber um schnell zu sein, reichte es allemal. Die Augen öffnete ich erst wieder, als ich mit dem Kopf voll gegen die Wand krachte. Ich stöhnte, brachte der Kopfschmerz doch die altbekannte Übelkeit mit sich. Ich blieb kurz stehen, damit mein Magen sich etwas beruhigen konnte.
Ich verfluchte den Alkohol und diese verdammten Champions und ging ein paar Schritte zurück, so ohne Anlauf traute ich es mir nämlich nicht zu, auf einer relativ geraden Linie zu laufen.
Als ich anfing, zur zweiten Tür zu joggen, schloss ich wieder meine Augen, um die schwankende Welt auszublenden und mich ganz auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren.
Innerlich war ich schon bei Max und riss ihn von den anderen weg, damit er mich nach Hause fahren konnte.
Doch wiedereinmal wurden meine Gedanken unterbrochen.
Ein rasender Schmerz fuhr durch meinen Schädel, ein Schrei ließ sich nicht unterdrücken.
Immer noch wehklagend öffnete ich meine Augen. Dort wo ich meinte, die Tür zu sehen war eine Wand.
"Wie kann das sein?", murmelte ich und stolperte ein paar Schritte zurück, was auch gut war, da die Wand sich öffnete. Ich blinzelte in das Licht das aus der Öffnung fiel und bemerkte den Engel der in das Badezimmer trat. Sein Oberkörper war unbedeckt und seine Haare schienen aus Bronze zu sein. "Hä?", ich taumelte, der Brechreiz wurde zu groß.
"Wer bist'n du?", fragte mich jemand.
Ich schaute mich erst einmal verwirrt um, suchte die Person die das zu mir gesagt hatte. "Hey, ich rede mit dir!", kreischte die unauffindbare Person. Dann piekste mir jemand in den Bauch und für einen Moment konnte ich klar sehen. In diesem Moment bemerkte ich auch das Mädchen, das sich an den Arm des Engels klammerte, als wäre er das einzige was sie auf den Beinen hielt und mir anscheinend so brutal in den Bauch gestochen hatte.
Dann verging der Moment wieder und das Mädchen versank in dem Nebel, der sich um den Engel versammelt hatte,sodass nur noch eine Silhouette zu sehen war.
Ich hörte ein leises Rumoren und spürte wie mein Magen sich verkrampfte.
Oh nein.
Panisch wollte ich sie warnen und versuchte gleichzeitig das, was aus meinen Magen hochkam, zu unterdrücken.
Ich hätte dann aber doch besser den Mund gehalten.
Denn da es so kommen musste, konnte ich den Brechreiz nicht mehr unterdrücken und statt einer Warnung verließ mein gesamter restlicher Mageninhalt meinen Mund und ergoss sich auf den beiden.
Das Mädchen wich mit einem Aufschrei zurück.
Der Engel schwieg und schaute auf das Mädchen herab. Dann hob er den Kopf und grasgrüne Augen bohrten sich in meine. Die verschwommene Welt verschwand, alles was ich sehen konnte waren diese Augen. Dieser Blick. Obwohl er nicht sonderlich erfreut guckte, fühlte ich mich wohl, Kopfschmerzen und Übelkeit waren vergessen.
"Vanessa?", fragte eine bekannte Stimme und Max schaute durch die Türöffnung auf unsere kleine Versammlung.
"Wo... Wo kommst du denn her?", nuschelte ich verwirrt.
Max antwortete nicht, sondern sah sich nur geschockt um. Sein Blick glitt über meine klitschnassen Haare und wanderte weiter, zu dem Engel, dem meine Galle in Spuren den Oberkörper herunterlief, um dann schließlich bei dem ebenfalls mit Galle bedeckten Mädchen zu stocken und zu mir zurück zu schnellen.
"Was ist hier passiert?", fragte er langsam. Zu langsam. Diesmal waren es keine grünen sondern honigfarbene Augen, die auf meine trafen.
"Vanessa", sagte er leise, "was hat das zu bedeuten?"
Er war wütend. Oder doch eher besorgt?
Das Wohlsein verschwand.
"Ich...", weiter sprach ich nicht. Ich konnte nicht. Wollte nicht.
Ich schwankte, hörte nur noch Bruchstücke von dem was Max sagte. "Vanessa? Hörst...... mich? Verdammt Loki, was... in ihr Getränk...? Was.... getrunken, Loki?"
Loki. Der Engel hieß Loki. Mit diesem Namen wurde alles schwarz.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top