9 ❣ Bloody Desperate
❣LOUIS
Ich war ein Monster. Ich hätte sie geschlagen. Ich hätte meine kleine, nicht einmal volljährige Schwester um ein Haar geschlagen. Etwas Derartiges war mir noch nie passiert und hätte mir auch unter keinen Umständen passieren dürfen! Wie sollte ich das wieder gerade biegen? Harry konnte vielleicht die Wogen glätten, doch die Wunden musste ich verschließen.
Mein Kopf pochte, mein Herz schlug immer noch wie wild und mein Blutdruck rauschte in gefährliche Höhen. Zeit für eine Zigarette. Oder zwei.
Ich hatte aufgehört. Für Leonie. Doch langsam wurde es Zeit, dass ich mein Leben lebte, ohne sie. Gerade hatte ich den perfekten Beweis dafür, dass sie mich in den Wahnsinn trieb. Ohne sie wäre so etwas nie passiert.
Nach einem Zug, der meine Lunge zusammenziehen ließ, hätte ich mich schon wieder ohrfeigen können. Was brachte es mir ihr die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben? Lila war nicht anwesend gewesen. Vor allem aber konnte sie nichts für meine übertriebene Emotionalität, meine Empfindlichkeit und die überflüssigen Flashbacks.
Die Zigarette tat mir gut. Sie ließ mich klarer denken. In gleichmäßigem Rhythmus atmete ich den weißen Rauch ein und wieder aus. Mir kam die Idee.
Part 1: Mich bei Reece entschuldigen.
Wieder im Haus griff ich zu meinem Handy. Allerdings fiel mir schnell ein, dass ich seine Nummer nicht hatte. Meine letzte Hoffnung war also Feli.
„Louis!" Meine kleine Schwester meldete sich mit einer freudig überraschten Stimme. Doch dafür blieb mir keine Zeit. „Mensch, das ist ja eine Ewigkeit her! Schön von dir zu hören. Ich wollte ohnehin einmal mit dir sprechen und dich fragen, ob ich nicht mal wieder bei dir Urlaub machen kann. Hier ist alles so stressig und ich bräuchte mal ein paar ruhige Stunden, damit ich mich auf die GCSE's vorbereiten kann und überlegen kann, ob ich die A-Levels dranhänge. Du weißt ja, wie Mum immer ist. Die Zwillinge halten sie ganz schön auf Trab, beide."
„Hey, Schnecke. Du das ist gerade ein ganz blöder Zeitpunkt aber prinzipiell kannst du gerne herkommen, wenn wir nicht mehr Touren. Aber sag, hast du zufällig die Nummer von Reece?" nervös nestelte ich an der Telefonschnur herum.
„Wieso das?" Und weg war ihre Freude. Das tat mir Leid. Doch Lottie war im Moment wichtiger. Ich musste das wieder geradebiegen. Wenn Fizzy ihre Tage hatte, konnte ich mich darum auch noch später kümmern.
„Das erkläre ich dir ein anderes Mal, es ist wirklich wichtig! Bitte Fizzy."
„Frag doch deine Lieblingsschwester." Und somit war die Leitung tot. Was sollte das denn jetzt?
Den Kopf schüttelnd wählte ich die Nummer von Mum. Sie konnte mir nicht erklären, wo Fizzys Problem lag. Aber immerhin wurde sie nicht hysterisch, was Lottie betraf. Und noch dazu hatte sie Reece's Nummer parat. „Aber du musst mir versprechen, dass du mal wieder einen Fizlou-Tag machst. Sie fühlt sich ausgegrenzt. Was natürlich völliger Blödsinn ist. Aber die kleinen Zwillinge brauchen so viel Pflege und die großen Zwillinge kommen langsam in die Pubertät und Dan und ich sind ja auch noch arbeiten und ach her je, Lottie. Melde dich wenn du alles geklärt hast, ja? Ich werde hier die Wogen glätten, Spätzchen."
„Danke Mum. Ich melde mich die Tage mal wieder. Grüße die Zwillinge von mir—und Fiz, wenn sie wieder gut drauf ist." „Mache ich, Lou. Hab dich lieb."
Erleichtert atmete ich aus. Wenigstens eine Tomlinson-Frau, die man noch gebrauchen könnte. Diese geballte Ladung Östrogen konnte ganz schön brandgefährlich werden. Innerlich schrieb ich mir eine Memo, dass ich Dan unbedingt mal auf einen Männerabend einladen musste, damit er da mal raus kam. Ernie könnte er von mir aus auch mitbringen, wobei ich nicht glaubte, dass der kleine Hosenpupser alles so mitschnitt. Zu seinem Glück, wohl gemerkt.
Lange starrte ich auf den Zettel mit seiner Nummer. Zur Sicherheit nahm ich ihn und setzte mich auf die Couch. Um auf Nummer sicher zu gehen, nur für den Fall der Fälle, nahm ich ein Kissen auf meinen Schoß, in das ich reinschlagen konnte, falls dieser Prolet mich provozierte. Gott, wie konnte ich nur so tief sinken.
Das ellenlange Getute dieses blöden Freizeichens machte mich noch wahnsinnig. In diesen quälend langen fünfzehn Sekunden überlegte ich zehn Mal hin und her, ob ich mir diese Schmach nicht ersparen konnte „Jo, Reece hier?" Doch dafür war's jetzt zu spät.
Ich unterdrückte tapfer das Würgegefühl, griff fest ins Kissen und antwortete mehr oder minder zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch: „Hey, Reece. Hier ist Louis-"
Er schnaubte verächtlich, noch bevor ich zu Ende gesprochen hatte. Keine Manieren der Junge. So sehr ich ihm dafür die Unterhose über den Kopf ziehen wollte- ich konnte es ihm nicht verübeln. „Was willst du noch? Hast du noch nicht genug? Ich bin doch schon weg."
❛ Gott sei Dank.❜ hätte ich beinahe gesagt, doch ich griff einmal fest in das Kissen und kniff die Augen zusammen. „Darum geht es. Ich wollte..." Okay, ich konnte das definitiv nicht. Das war eklig und wiederstrebte mir zutiefst. Ach Scheiß drauf. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Mein Verhalten dir gegenüber war nicht fair. Lottie gegenüber auch nicht. Ich hab wirklich einfach ein bisschen überreagiert und hätte euch nicht diese kindischen Szene machen dürfen." Wir schwiegen uns an. Damit hatte wohl keiner der beiden Parteien gerechnet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es tatsächlich über die Lippen brachte und er dachte vermutlich nicht, dass er mich gerade richtig verstanden hatte. „Ich mache dir einen Vorschlag, Kurzer. Du bewegst deinen Arsch wieder her, und ich sorge für ein romantisches Essen...Flachgelegt hast du meine Schwester ja schon." Den letzten Satz konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Das hatte er sich selbst eingebrockt. Wenn er auf meiner Fernsehdecke vögelte, musste er mit saftiger Rache rechnen. Jedenfalls soweit ich mich rächen durfte.
„Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann."
„Probiere es aus."
Wenn Harry nicht bald mit meiner kleinen Schwester auftauchte, würde ich dem Schleimscheißer das Fell über die Ohren ziehen, das schwor ich bei Gott! Was zu viel war, war zu viel. Seit einer quälend langen Ewigkeit gammelte diese Ratte bei mir rum und glaubte mir Vorschriften machen zu können, der glaubte mich herum kommandieren zu können. Bloß weil ich mich entschuldigt hatte, brauchte dieser Idiot nicht zu glauben, dass ich ihm in den Arsch kriechen würde.
„Wo hast'n du Sahne oder so?" Reece hatte sich bereits einen von meinen Lieblingsjoghurts geschnappt und löffelte ihn genüsslich. Vor meiner Nase. Irgendwann würde er nicht nur meine Lieblingsdecke und meinen Lieblingsjoghurt, sondern auch mein Kissen, meinen Käse, meinen Tee, meine Schwester, meine Schokolade, meine Kalorienarme Milch, meinen Fernseher und schlimmer noch, meine ‚Grease'- Special Edition auf dem Gewissen haben! Soweit würde ich es allerdings nicht kommen lassen. Bei Grease hörte der Spaß eindeutig auf.
Meine Hand verkrampfte sich ungesund um das Küchenmesser in meiner Hand. Doch ich musste mich beherrschen. Das Messer hatte schließlich auch Gefühle.
„Schon mal an Kühlschrank gedacht?" Mein Auge zuckte kontinuierlich und der Griff um das Messer wurde immer fester. Mein Puls lag bestimmt bei 345.
„Könnte sein, ja."
Atmen, Tommo. Einfach atmen.
„Weißt du was? Ich koche fertig, du deckst den Tisch!"
„Wenn du meinst."
„Ja meine ich." („Du gottverdammter Vollidiot!!!!1!!!")
Eine halbe Stunde später stand ich schweißgebadet und fix und fertig vor dem Herd. Die Kartoffelspalten sahen halbwegs essbar aus und die Hähnchenfilets mit der Tomate und dem Mozzarella kamen aus dem Ofen. Anschließend musste ich sie nur noch mit Speck ummanteln und diesen in der Pfanne knusprig werden lassen, ohne dass das Fleisch zu trocken wurde. Eine wahre Herausforderung also. Aber es wurde sicher alle male besser, als Harrys „Manwich" damals bei unserem Livestream. Wirklich fassen, dass er diesen Kram serviert hatte, konnte ich nicht. Gleich nach Liam und Zayn kam Harry auf der »Wer von uns kann kochen, ohne danach renovieren zu müssen« Liste. Schließlich hatte ich das Rezept für die gefüllten Hähnchenfilets von ihm.
Gerade, als ich das erste Filet in der Pfanne hatte, klingelte es an der Tür. Lottie. Und Gnade dir Gott, wenn nicht, würde ich Reece unangespitzt in den Boden rammen.
Ich hechtete aus der Küche und sah, wie Reece die Tür öffnete und seine Arme ausbreitete, um meine kleine Schwester zu begrüßen.
Doch Lottie schlüpfte unter seinem Arm durch und lief direkt auf mich zu.
Ha! Bitch! 1:0 für den Swagmaster!
„Louis, es tut mir so leid, wie ich mich verhalten habe! Ich werde sie nie wieder erwähnen, wenn wir uns streiten, nur um dich zu verletzten..." Sie schniefte und fiel in meine Arme.
„Nein, mir tut es leid. Niemand sollte seine Schwester Nutte oder sonst irgendwas nennen! Ich schwöre dir, es kommt nie wieder vor, dass ich auch nur daran denke, meine Hand...du weißt schon." Fest nahm ich meine kleine Schwester in die Arme.
„Ich habe dich lieb, Kleine."
„Ich habe dich auch lieb, Großer."
♫ How to save a life - The Fray
↬14.02.2017
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