5 ❣ Louis on Tour
❣ LOUIS
Seit Harry die Steilvorlage mit dem Nummer schieben mitgehört hatte, lief mein Handy heiß. Als Anna mit dem Tee holen beschäftigt gewesen war, hatte ich den großen Fehler gemacht und drauf gesehen. Die Whatsapp-Grupp explodierte beinahe. Na herrlich. Und der Männerabend war nicht weit. Da konnte ich mich sicher auf ein saftiges Verhör einstellen.
Indem kurzen Moment, indem Anna den Tee bestellte, nahm ich mein Handy aus der Tasche und schaltete es aus. Ich hatte keine Lust auf einen Dauervibrator. Auch, wenn ich ihn mir selbst eingebrockt hatte.
Ich wollte das Ganze hier- was auch immer es war- so lange, wie möglich aufrecht erhalten, denn zum ersten Mal seit langem genoss ich weibliche Gesellschaft. Dass Anna ein heimlicher Fan war, machte die Sache zwar einen gewissen Grad seltsamer, aber nicht sonderlich schlimmer. Sie hatte zwar gequietscht, aber immer hin nicht mitten in mein Gesicht. Dass sie tatsächlich eine Zalando-Lieferung erwartete, wagte ich stark zu bezweifeln. Für eine spontane Ausrede war der Einfall jedoch gar nicht schlecht gewesen. Solche Spontanität verdiente Respekt!
Als sie wieder kam, nahm ich die Tasse dankend entgegen, stellte sie vor mir auf den Tisch und lehnte mich entspannt zurück. Irgendwie musste ich noch eine Chance finden, ihr das Geld zurück zu geben. Vor allem, wollte ich endlich etwas mehr über sie erfahren. Angefangen mit ihrem richtigen Namen. Ich fühlte mich benachteiligt, schließlich kannte ich nicht eine einzige Kleinigkeit von ihr. Als Fan wusste sie vermutlich mehr über mich, als ich selbst. Andererseits, war sie so ein Hardcore-Fan? Würde sie dann so cool und lässig reagieren und mit mir plaudern? Würde sie sich überhaupt so sträuben, egal, was ich sagte?
„Also, erzähle mir was von dir." Ich beobachtete sie, während ich es mir in diesem alten Holz etwas bequemer machte. Ihre Finger spielten mit dem Griff des alten Porzellans. Sie schaute kurz auf die weinrote Tasse, und dann wieder direkt in meine Augen. „Was willst du hören?"
„Du könntest mit deinem Namen anfangen." Was auch sonst. Dieses Kosenamen-Spielchen, mit dem sie angefangen hatte, war zwar amüsant, doch die Namensliste, die ich in meinem Kopf durch ging, wurde immer absurder. Ihr ‚Deckname' konnte doch nur kommen, weil ihr ihr richtiger Name zu peinlich war, oder etwa nicht? Mittlerweile war ich bei Cinderella, Adolphine, Adelaide oder Ursula. So langsam brauchte ich Gewissheit. Anna schien das allerdings anders zu sehen. Mit einem neuen Schluck Tee im Mund schüttelte sie den Kopf.
„Mir gefällt dieses Spitznamen-Ding ganz gut. Und wie gesagt, am Ende kommst du noch auf die Idee mich zu stalken. Was wenn meine Geheimidentität als Spionin der Königin auffliegt." Anna hatte einen spitzbübischen Blick aufgelegt. Doch so langsam verlor sie ihre geniale und amüsante Schlagkräftigkeit.
Zufrieden und vor allem siegessicher grinste ich sie an. „Das kann ich ausschließen."
„Was macht dich da so sicher?" Auch Anna hatte ein Pokerface aufgesetzt. Doch der Punkt ging eindeutig an den Swagmaster from Doncaster. Jackpot!
„Eine geheime Spionin sagt niemals, dass sie eine geheime Spionin ist."
„Okay, der Punkt geht an dich, Tom-" Hektisch schüttelte ich den Kopf. Ich sah um uns herum, zwar nur alte Omis und Opis, die für gewöhnlich weder Twitter hatten, noch wussten, dass es nichts zum Insektentöten war, doch sicher war sicher. Mein Opa bestätigte schließlich die Regel. Ich glaubte sogar, er hatte mehr Follower, als der Band Account von The Wanted. Wobei das kein großes Kunststück sein dürfte. Selbst das kleine süße, vier Jährige Mädchen unserer Stylistin Lou, hatte mehr Twitterfollower als diese Hupfdohlen.
„Sorry", murmelte sie Schuld bewusst, sobald sie mich verstanden hatte. Ihre Wangen verfärbten sich leicht rosé und somit wirkte sie nur noch schöner. Ihre sonst eher blasse Haut, gespickt mit den dunkelbraunen Haaren und den roséfarbenen Wangen, bildeten ein rundes und schönes Bild. Sie konnte von mir aus auch Primrose, Aldi oder Evelina heißen. Es würde sie nicht weniger schön machen.
„Nicht so schlimm. Es gab ja noch kein...Gewitter." Mein Wortspiel war vielleicht nicht das Cleverste, doch es schien mir sicherer, als die Katze aus dem Sack zu lassen. Die fast fünf Jahre in der Öffentlichkeit hatten mich ein wenig paranoid gemacht.
Ich sah Anna allerdings an, dass sie einen kurzen Moment brauchte, bis sie verstand, wie ich das ‚Gewitter' gemeint hatte.
Nach einem weiteren Schluck Tee und kurzer Stille, versuchte ich wieder mehr aus ihr heraus zu kitzeln. „Also, Prinzessin. Erzählt mir etwas über Euer spannendes Leben als Thronanwärterin."
Die alte Dame drehte sich mit großen Augen zu uns um. Anna reagierte sofort etwas panisch und fuchtelte verneinend mit ihren Händen herum. „Oh nein, Madame. Meinem Freund hier bekommt die Kälte nicht so gut, kein Grund zur Aufregung."
Kurz nachdem sie den Satz von sich gegeben hatte, schlich sich ein breites Grinsen auf meine Lippen. Vielleicht konnte das ja wirklich etwas werden?
Spätestens jetzt war mir klar, dass Harry Recht hatte. Ich brauchte gedanklich kein „vielleicht" mehr in meine Sätze ein zu bauen. Er hatte Recht. Es war Zeit Lila zu vergessen.
„Was?" fragte Anna beiläufig und nippte erneut an meinem Tee. „Ach nichts." War meine beiläufige Antwort. Das triumphierende Grinsen ließ sich aber irgendwie nicht abschrauben.
„So, Prinzessin. Weich meiner Frage nicht aus." Mein Tee war inzwischen leer und meine Finger waren Gott sei Dank wieder aufgetaut. Auch Anna leerte ihre Tasse mit einem letzten Schluck.
„Na gut. Was hälst von diesem Quickfire-Spielchen, was Capital FM so gerne spielt?" Ich zuckte die Schultern. Luke und Ashton hatten letztes Jahr, während wir mit ihnen getourt waren, einen Termin bei dem Radiosender gehabt. Ich könnte mich zwar an keine Details erinnern, doch soweit ich wusste, hatten sie nichts Schlechtes erzählt.
„Magst du zuerst noch einen Tee haben?"
Anna schüttelte den Kopf. Das wäre meine Chance gewesen, meine Schuld zu begleichen. Nein, halt. Das war meine Chance. „Also einen weiteren Himbeertee, geht klar." Ich zwinkerte ihr zu und ging zu der Dame hinter dem Tresen.
„Zwei Himbeer-" „Das Sie mir ja gut, auf mein Engelchen aufpassen, Mr. Tomlinson!" Mit einem verschwörerischen Grinsen schob mir die rundliche, alte Dame mit der pinken Strähne in den weißen Haaren zwei Tassen mit jeweils einem Stückchen Schokotorte entgegen. Mit großen Augen sah ich sie an. „Was...wie...woher?"
„Na glauben Sie ich bin von gestern?! Ihr Auftritt damals bei den Olympischen Spielen, war wunderbar! Und wie Sie sich 2013 für den Red Nose Day engagiert haben; fabelhaft! Das war eine wirklich gute Sache, Mr. Tomlinson, dafür haben Sie und ihre Freunde meinen vollsten Respekt." Verdattert sah ich die Dame an. Insgeheim hatte ich Angst, mir würden die Augäpfel rauskullern. Ich hatte ja schon einiges erlebt: Fans in Koffern, Fans in Mülltonnen, Fans auf Dächern. Aber das hier? Das hier war echt seltsam. Und irgendwie auch echt cool!
„Meinen Sie, es wäre kurz möglich ein Foto mit Ihnen zu machen? Das wäre so eine tolle Sache! Wissen Sie, meine Enkelin hat nächste Woche Geburtstag und sie würde grün vor Neid werden. Aber vielleicht könnten wir zwei Hübschen ihr auch ein Video drehen?"
Jetzt konnte ich nicht mehr. Ich brach in schallendes Gelächter aus, erntete ein herzhaftes Lachen von Ruby, wie sie sich später vorstellte und einen verwirrten Blick von Anna.
„Aber natürlich! Anna, kannst du kurz mein Handy halten und ein Bild machen?" Sie kam grinsend auf uns zu und streckte schon die Hand nach mir aus, doch Ruby war schneller. „Nicht nötig, Kindchen. Mein Sohn hat mir zu Weihnachten ein iPhone 4 geschenkt, das müsste doch noch cool sein oder?" „Sie sind cool!" rutschte es mir spontan über die Lippen.
Noch nie hatte ich ein so breites, mindestens 75 Jähriges, makelloses Grinsen gesehen. „Würdest du das vor laufender Kamera noch einmal wiederholen? –Ist doch in Ordnung, wenn ich dich duze, oder Jungchen? Nenn mich einfach Ruby."
„Du bist definitiv die coolste, Omi, die ich kenne, Ruby!" grinste ich und schloss die alte Dame in die Arme, die während dessen ein hochprofessionelles Selfie schoss. Anna stand etwas abseits und biss sich auf die Unterlippe, um nicht loszubrüllen vor Lachen. Sie hatte also auch noch mehr Selbstbeherrschung als ich.
Auch ein kleines Video mit dem von Ruby diktierten Text, hatten wir schnell im Kasten. „Jaaa da staunst du nicht schlecht, was Gabriella? Da hat doch deine alte Omi tatsächlich mich, den einzig waren Louis Tomlinson – Swagmaster from Doncaster, abgeschleppt. Jetzt bist du neidisch was? Freust du dich dann überhaupt noch, wenn ich dir ‚Happy Birthday' sage? Wahrscheinlich nicht oder? Schließlich hat deine Omi das hier." Grinsend drehte ich mich um und ließ Ruby in meinen Arsch kneifen. Der Spaß war es allemal wert! Zu Schade, dass ich das Gesicht der Kleinen nicht sehen würde. Ruby meinte, sie würde ihre Enkelin zwar lieben, doch sie sei viel zu verwöhnt. Deshalb der Denkzettel.
Nach dem Spaß saß ich mit Anna wieder lachend am Tisch und suhlte mich in dem besten Schokoladenkuchen meines 23 Jährigen Lebens. Dieses kleine Stückchen Himmel war perfekt.
„Ich wünschte, dieser Schokokuchen würde zum Leben erwachen, damit ich ihn nach Vegas bringen kann, um ihn zu heiraten." Genüsslich nahm ich ein weiteres Stückchen in den Mund. Anna begann zu kichern, doch es störte mich wenig. Immer hin war sie diejenige, die schon seit fünf Minuten Sahne am Kinn hängen hatte. Und genau so lange überlegte ich, ob ich eine Klischee-Schnulze covern und ihr die Sahne wegwischen sollte. Doch ich wollte es ja nicht übertreiben. Ich kannte (leider) nicht mal ihren Namen.
Nachdem sie drei Mal wieder von vorne angefangen hatte, zu kichern fragte ich: „Was?" Und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Du stehst also auf Schnulzen, ja? Hätt' ich dir nicht zugetraut." „Häh?" „Das war ein eins A Zitat aus ‚Das Schicksal ist ein mieser Verräter'."
„Zufall."
„Niemals." Annas Pokerface war besser, als mir lieb war.
„Okay, erwischt. Fizzy hatte ihre Tage und brauchte männlichen Beistand und ein offenes Ohr. Ansel Elgort war in dem Fall der männliche Beistand." Gab ich nuschelnd zu. Dieser Nachmittag war der Horror. Es wunderte mich, dass er mich nicht in meinen Träumen verfolgte.
„So genau wollte ich das gar nicht wissen", grinste sie. „Aber ich kann's mir gut vorstellen."
Ein kurzes Schweigen kam auf, indem wir einfach nur unseren Schokotraum genossen. Mein Teller war leider vor ihrem leer. Ich vermisste meine neue große Liebe jetzt schon. Doch mir fiel plötzlich wieder etwas ein, was Anna gesagt hatte.
Meine Gabel stach ich in ihren Kuchen und mit großen Augen und offen stehendem Mund schaute sie mir zu, wie ich genüssliche kaute. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?"
„Nein, alles palletti. Ich erleichtere nur deinen Teller. Du hast doch selbst gesagt, du hattest heute genug Schokolade." Bevor ich meine Gabel ein zweites Mal auf ihrem Teller versenken konnte, zog sie ihn weg.
„Vergreife dich nie an der Schokoladentorte eines an Liebeskummer leidenden Mädchens!" Zunächst wollte sie bedrohlich wirken. Als sie jedoch realisierte, was sie gerade gesagt hatte, lief sie rot an.
War das mein Stichwort? Mit einem sanften Blick, wischte ich ihr nun doch endlich die Sahne vom Kinn. „Wer lässt denn jemanden, wie dich sitzen?" Falls es überhaupt möglich war, war Anna noch mehr rot angelaufen. Sie murmelte ein leises „Danke", bevor sie verstohlen und vollkommen beschämt in ihrer Tasse versank.
Nach einer weiteren Tasse Tee, hatte sich die Stimmung endlich wieder vollständig gelockert.
„Also, Quickfire", bestimmte Anna. „John Travolta oder Patrick Swayze?"
Grinsend schaute ich sie an und stellte meine Tasse wieder auf den Tisch. „Was ist denn das für eine Frage, John Travolta natürlich!"
„Richtige Antwort." „Habe ich was verpasst?"
Anna grinste verschmitzt und strich sich eine ihrer braunen, gekräuselten Locken hinters Ohr. „Was denn? Das hätte ich auch geantwortet." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Weiter geht's. Blau oder Grün?"
„Blau."
„Ferrari oder VW Bus aus den 70ern? Jetzt kannst du richtig punkten, Tomlinson."
„VW Bus. Hälst du mich etwa für so einen Kulturbanause?"
„Meine Meinung tut nichts zur Sache. The Fray oder-" „The Fray!"
„Na immerhin hast du Ahnung von Musik", schmunzelte sie und fuhr fort: „Kaffee oder Tee?"
Wir verplemperten den kompletten Nachmittag mit sinnlosen Fragen, Gelächter und Unmengen an Himbeertee. Inzwischen wusste ich, dass sie studierte. Die Kurse hatte ich mir allerdings nicht gemerkt. Ich wusste, dass Bruce ihr ein und alles war und, dass sie bei ihrer Grandma lebte, weil ihre Mum eigenartige Phasen hatte und ihr Dad schon vor längerem weggezogen war. Ihren Namen wusste ich allerdings immer noch nicht.
Irgendwann zwischen der Frage nach Kartoffel- oder Bohnensalat machte uns Ruby auf den Schneesturm, der sich draußen zusammen gebraut hatte, aufmerksam.
„Wartest du hier? Ich hole meinen Wagen." Anna schaute besorgt nach draußen und anschließend zu mir. „Wollen wir nicht lieber ein Taxi nehmen?" Ich schüttelte mit dem Kopf und versicherte mich, dass Anna hier auf mich wartete.
Eine halbe Stunde später bereute ich meine Entscheidung. Durch gefroren und klitschnass parkte ich meinen Wagen vor Rubys kleinem Laden. Meine Ledergarnitur war definitiv im Arsch!
Anna und ich verabschiedeten uns von Ruby mit dem Versprechen vorsichtig zu fahren und ja lebend wieder bei ihr vorbei zu schauen. Geister wollte sie nicht haben!
Vor ihrer Haustür blieb ich stehen. Die gesamte Fahrt über hatte eine angenehme Stille geherrscht, welche nur durch das leise Radio durch schnitten wurde. Angestrengt hatte ich versucht weder den einen oder anderen Hit mitzusingen, noch die ganze Zeit zu Anna rüber zu sehen. Das Knistern ließ sich allerdings nicht leugnen.
„Ja...dann werde ich wohl mal gehen", meinte Anna ruhig. Langsam schnallte sie sich ab. Kurz bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch einmal zu mir.
„Das war wirklich ein schöner Tag. Danke, Louis." Ihre Augen strahlten eine gewisse Wärme aus, die mich von innen heraus berührte. Es war schon lange her, dass ich solche Blicke bekommen hatte.
„Wann sehe ich dich wieder, geheimnisvolle Eisprinzessin?" Der Schwall Hoffnung, der durch meine Stimme triefte war mir egal. Ich mochte sie und ihre aufgeschlossene Art, ihre Lockerheit und diese anziehende Unbeschwertheit, die sie an den Tag legte.
„Das werden wir sehen." Schwungvoll stieg sie aus dem Wagen. Ich fuhr das Fenster herunter um mich bei ihr zu bedanken, doch Anna war flotter.
„Eleanor."
„Huh?"
„Mein Name ist Eleanor." Und damit war sie in der Haustür verschwunden.
Ihr Name, der so weit entfernt von Ursula war, klang noch bis nach Hause in meinen Ohren. Das Lächeln auf meinen Lippen wollte sich partout nicht abschrauben lassen.
Als ich bestens gelaunt meine Haustür öffnete, die Schuhe auszog, um sie unter den Kamin im Wohnzimmer zu stellen, traf mich der Schlag.
Lottie und Reece hatten meinen Rat befolgt. Auf dem Wohnzimmer Teppich lag eine leere Kondom Packung.
Sie trieben es tatsächlich.
AUF MEINER FERNSEHDECKE?!
♫ She's Kinda Hot - 5 Seconds of Summer
↬14.02.2017
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