31| Loki vs. Mathe
Die Idee für diesen Oneshot ist vor einiger Zeit in den Kommentaren eines Buchs von und mit EPilz2 entstanden. Ist schon eine Weile her, aber jetzt ist das Kapitel da :)
Ich stöhnte auf, während ich meinen Kopf entnervt auf die Tischplatte fallen ließ. Das hatte doch alles keinen Sinn mehr. Diese Formeln würde ich nie verstehen, und wenn ja, würde ich sie mir nie merken können. Es war hoffnungslos. Ich würde diese Prüfung vermasseln, meinen Durchschnitt versauen, weiter abrutschen, nie an einer Universität angenommen werden und mein Leben lang bei McDonalds arbeiten.
Obwohl... Wie sollte ich es bitte bis zu diesem Laden schaffen, wenn meine Mathekenntnisse nichts als Inkompetenz versprachen?!
„Ok, Y/N, beruhige dich... Es wird alles gut. Es ist nur Mathe, das schaffst du schon, guck dir einfach das sechste Video auf YouTube an, dann verstehst du das Thema schon", sprach ich mir selbst zu.
Ich richtete mich wieder auf, schnappte mir mein Handy und begann wieder, nach Erklärvideos zu Funktionen zu suchen. Dabei bemerkte ich erst spät, wie jemand hinter mir das dunkle Zimmer betrat.
„Ich dachte, Tony hat dir schon gesagt, nach Hause zu gehen, Peter", sagte ich ohne mich umzudrehen.
„Hier ist nicht Peter", erwiderte eine mir bekannte, säuselnde Stimme. Ich seufzte.
„Loki"
„Höchstpersönlich!" Der Gott zauberte aus dem Nichts einen Hocker herbei und setzte sich neben mich. Er sah seltsam motiviert aus.
„Was macht der Nachwuchs Midgards denn gerade? Ist das ein Schlachtplan?", fragte er neugierig.
„Nein, das ist Mathematik. Wenn das bis morgen nicht fertig ist, kassiere ich eine richtig miese Note, die mir den Durchschnitt versaut, weswegen ich an keine Uni komme und mein Leben unter der Brücke verbringe", erklärte ich und wurde immer verzweifelter. Loki starrte mich an, als hätte ich einen Dachschaden.
„Ich habe keine Idee, was du mir damit sagen willst, Y/N", sagte er, „Aber ich denke, du könntest meine Hilfe jetzt gut gebrauchen"
Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, alles gut, du bist bestimmt zu beschäftigt! Ich schaff das schon, sind nur noch zwei Aufgaben und ich hab schon ein Video..." - „Nichts da", unterbrach er meine Versuche, ihn abzuwimmeln.
„Thor meinte, ich soll mir Freunde machen, und genau das mache ich jetzt. Im Austausch darfst du mir gerne Brownies backen, die Dinger sind göttlich"
Er blickte verträumt in die Luft, bevor er den Kopf schüttelte und sich wieder mir zuwandte.
„Was ist die Formel, die dir Schwierigkeiten bereitet?"
Wortlos deutete ich auf das Gekritzel vor mir. Der Gott machte große Augen.
„Was ist das denn? Ich dachte, Mathematik ist was mit Zahlen, warum sind da so viele Buchstaben?"
„Naja, im Prinzip muss ich die Buchstaben ausrechnen"
Loki sah mich entgeistert an. „Was für ein Blödsinn. Buchstaben sind Buchstaben, die sind zum Lesen da"
„Da stimme ich dir zu", seufzte ich.
„Musst du das auswendig lernen?"
Ich nickte. Er warf mir einen verwirrten Blick zu.
„Wo ist dann das Problem?"
Ich verzog qualvoll mein Gesicht. „Ich muss es nicht nur auswendig können, sondern auch verstehen. Anwenden können, weißt du"
Nun machte Loki ein noch verwirrteres Gesicht. „Was willst du damit denn anfangen? Ich sehe nur Buchstaben und ein paar - Klammern? Warum sind da- ach, vergiss es"
„Im Prinzip ist das eine Formel, die den Verlauf einer Linie, genannt Parabel bestimmt. Das soll sie zumindest, ich verstehe nicht mal das"
Ich atmete tief durch, bevor ich mich aufregte.
„Als nächstes gibt es zwei Formeln, und ich muss wissen, wo sie sich überschneiden. Und wo die eine höher als die andere ist-"
„Halt Stopp!", rief Loki dazwischen. Ich hielt inne und sah ihn fragend an. Der Gott hatte seine Augen weit aufgerissen, als hätte ich ihn gerade mit einem Fluch belegen wollen.
„Ich verstehe kein Wort. Das ist doch - Wahnsinn!"
„Ist es das? Ist es das?", gab ich erschöpft zurück.
„Und ob! In all meinen Lebensjahr hab ich noch nie so einen sinnlosen Fusel gesehen... Abgesehen vielleicht von Thor in einen von Mutters Kleidern"
„Was?", fragte ich verwirrt, doch Loki wank nur ab.
„Unwichtig. Sag nur, musst du das wirklich alles lernen? Und auf diese Weise?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Wie denn sonst? Andere Lehrer hab ich nicht, das Internet hat mir bis jetzt nur halbwegs geholfen. Selbst du hast keine Ahnung!"
Es war hoffnungslos.
„Gibt es keinen Trick, diese Aufgaben zu lösen?", hakte er nochmal nach. Ich schüttelte den Kopf.
„Nicht mal Steve hat das geschafft"
„Und dieser kleine Apparat für die Tasche?", schlug Loki vor.
„Ein Taschenrechner? Nein, sinnlos"
„Wenn es so zum Scheitern verurteilt ist, warum versuchst du es dann noch?"
„Naja", ich zuckte mit den Schultern, „Was bleibt mir denn anderes übrig?"
Plötzlich veränderte sich Lokis Miene. Seine Ratlosigkeit wurde von einem hämischen Grinsen abgelöst.
Oh nein, was hatte er jetzt wohl-
„Ich werde dir helfen", sagte er, und bevor ich protestieren konnte, hatte er seine Hand erhoben und geschnipst. Hilflos war ich dazu verdammt, zuzusehen, wie mein Schulbuch mitsamt Heft in grünen Flammen aufgibt und sich innerhalb einer Sekunde zu glühender Asche verwandelt.
„Loki!"
„That's my name"
„Was- Was hast du gemacht?!"
Der Gott sah mich mit aller Seelenruhe an, bevor er anfing, sanft und freundlich zu lächeln.
„Ich habe das Problem beseitigt"
„Du- Du kannst doch nicht einfach meine Schulsachen verbrennen! Ich muss das lernen! Und das Buch gehört mir nicht mal, jetzt muss ich alles ersetzen..."
Ich stieß ein frustriertes Stöhnen aus, was sollte ich jetzt nur tun? Lernen ging nicht mehr - vielleicht könnte ich meine Freunde um Hilfe fragen. Zumindest Fotos von den richtigen Seiten waren nötig.
„Y/N?", riss Lokis Stimme mich aus den Gedanken. Ich seufzte leise.
„Bitte, lass es gut sein"
„Ich wollte doch nur..."
„Ja, lass es einfach. Es war lieb gemeint, aber - nicht der richtige Weg"
Obwohl ich Loki nicht ins Gesicht sah, spürte ich, wie seine Miene finsterer wurde.
„Dann viel Erfolg noch", brummte er. Ehe ich ihn aufhalten konnte, hatte der Gott sich schon mit einem kleinen Funkenregen in Luft aufgelöst.
Ich seufzte, jetzt hatte ich ihn auch noch verärgert.
„Egal, weiter jetzt", sagte ich mir selbst. Jetzt müsste ich eben ohne Papier auskommen und mich auf das wunderbare Internet verlassen.
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Es war erst zum späten Abend, dass ich mein Zimmer verließ. Nach Stunden voller Recherche hatte ich es geschafft, die Formeln halbwegs in meinen Kopf zu bekommen. Den Rest der Aufgaben hatte ich im Kopf gelöst oder würde ich in einer halben Stunde von einer Freundin geschickt bekommen. Das würde reichen müssen.
Nun machte ich mich auf den Weg in die Küche; seitdem ich von der Schule nach Hause gekommen war, hatte ich nichts mehr gegessen. Als ich in den großen, offenen Raum trat, sah ich, dass die anderen schon ihr Abendbrot gehabt hatten. Das schmutzige Geschirr wurde gerade von einem von Tonys neuen Robotern in die Maschine geräumt. Ich ging in aller Ruhe zum Kühlschrank und bediente mich an allem möglichen, bis mein Teller bis zum Rand gefüllt war. Gerade, als ich mir noch ein Saftpäckchen schnappen wollte, wurde ich auf einmal angesprochen.
„Hey, Y/N, alles in Ordnung? Du warst heute nicht beim Abendessen", sagte Wanda, die hinter mir die Küche betreten hatte.
Ich lächelte sie entschuldigend an. „Ja, tut mir leid, ich saß den ganzen Abend an meinen Hausaufgaben"
„Verstehe", sagte sie. „Dann hast du wahrscheinlich auch nicht mit Loki geredet, stimmt's?"
Verwirrt von dem plötzlichen Themenwechsel legte ich den Kopf schief.
„Wieso fragst du?"
Wanda zuckte mit den Schultern und ließ sich, mit einem Glas Wasser in der Hand, auf einem der Hocker an der Kücheninsel nieder.
„Nicht, dass es mir allzu große Sorgen bereiten würde, aber als er heute Abend aufgetaucht ist, schien es ihm nicht allzu gut zu gehen. Loki ist zwar öfters schlecht drauf, aber dieses Mal hat es sich anders angefühlt, verstehst du?", erklärte sie etwas gedankenverloren. „Normalerweise ist etwas vorgefallen, wenn er so drauf ist, ich frag mich nur, was"
Während Wanda ihre Vermutungen anstellte, ging mir ein Licht auf.
So ein Mist... Ob er sauer auf mich ist, weil ich seine Hilfe abgewiesen habe? Oder hat er sogar ein schlechtes Gewissen?, fragte ich mich sogleich. Das konnte doch nicht sein - Loki und sich wegen etwas schlecht fühlen.
Und wenn ich, nur zur Sicherheit, nochmal mit ihm rede?
„Ich muss jetzt los", sagte ich zu Wanda, „Gute Nacht und bis morgen!"
Die Rothaarige sah mir verdutzt zu, wie ich meine Sachen abstellte und den Raum in Windeseile verließ. Essen konnte ich auf später verschieben, erst musste ich mich um Loki kümmern. Irgendwie wusste ich jetzt schon, wo ich ihn finden würde: Auf der Dachterrasse.
Glücklicherweise lag ich mit meiner Vermutung richtig, als ich das Penthaus betrat, fiel mein Blick gleich durch die Fenster nach draußen, wo Loki sich befand. Die kühle Nachtluft strich mir wie Seide um die Schultern, sobald ich einen Schritt nach draußen setzte.
„Hausaufgaben erledigt?", fragte Loki. Sein trockener Tonfall löste etwas Unbehagen in mir aus.
„Ja - hör zu, ich wollte mich nur bei dir..." - „Entschuldigen?", unterbrach er mich. Er drehte sich zu mir um und durchbohrte mich mit seinen funkelnden Augen. Seine sein Gesicht umspielende Haarsträhnen ließen das Gesamtbild noch mystischer wirken. Dennoch hatte ich keinen Zweifel, dass er einfach nur schmollte. Auch wenn das mal wieder typisch war, es belustigte mich doch.
„Ist nicht nötig, es war mein Fehler. Ich habe wirklich keine Lust, jetzt darüber zu reden, wenn du also..." Loki machte eine scheuchende Handbewegung, die wohl heißen sollte, dass ich meinen Hintern von der Terrasse zu bewegen hatte. Doch so leicht gab ich nicht auf.
„Das wollte ich nie sagen. Eigentlich wollte ich mich bedanken - du hast nur versucht, zu helfen, auch wenn es der falsche Weg war. Dennoch, etwas Ablenkung tat mir vermutlich auch mal gut"
Schweigen holte uns ein, und ich nutzte die Zeit, um etwas näher an Loki ranzukommen. Der Gott rührte sich weiterhin nicht - bis er ein leises Seufzen ausstieß.
„Ich weiß nicht, ob ich dir diese Aussage jetzt abkaufen soll. Aber wie du meinst"
Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, Loki klang schon ein wenig besser.
„Deine Sache, ob du die Wahrheit akzeptierst oder nicht. Auf jeden Fall ist der schwerste Teil für mich geschafft, das heißt, ich habe wieder Zeit für dich"
Loki lachte leise auf. „Wenn du noch nicht genug von meinem Unfug hast"
„Niemals", murmelte ich.
„Was möchtest du denn machen?", fragte Loki.
Ich lachte kurz auf, dann riss ich mich zusammen. „Auf jeden Fall nie wieder Mathe"
„Natürlich. Ich glaube, ich hätte da eine Idee"
„Die wäre?"
Loki grinste plötzlich breit, seine Augen bekamen wieder dieses Funkeln, welches aufkam, wenn er einen Plan hatte.
„Wir verbrennen alle Mathebücher, weltweit! Das wäre eine wahre Heldentat"
Nun lachte ich ebenfalls. Loki schüttelte den Kopf.
„Das ist mein voller Ernst! Wenn du willst, werden wir die Welt eines Tages gemeinsam von Mathe befreien"
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Was haltet ihr von der Idee?
Ich hoffe, der Oneshot hat euch gefallen.
Tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so inaktiv bin, ich versuche trotzdem, weiter zu schreiben. Momentan ist nur so viel los ^^
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