2.|Backe, backe Plätzchen
„Lokiiii... Ich bin wieder dahaaa!"
Meine singende Stimme klang durch die ganze Wohnung und sofort kam die ungeduldige Antwort aus der Küche.
„Super Schatz, komm schnell her, sonst fang ich ohne dich an"
Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und ging mit dem gewünschten Päckchen in der Hand zu meinem Freund. Der Gott stand in schwarzer Schürze vor einer großen Schüssel, die bereits mit lauter Zutaten gefüllt war.
„Sag bloß, du hast wirklich schon angefangen", sagte ich vorwurfsvoll.
„Doch nicht ohne dich, meine Küchenmeisterin", kam es ironisch zurück.
Ich kicherte und reichte ihm die Packung Eier, die er gleich öffnete.
Während ich aus meinen Stiefeln schlüpfte, ließ Loki zwei Eier aus der Verpackung schweben. Ein makelloser Riss erschien um sie herum, bis sie sich von selbst teilten und ihren Inhalt sauber in die Schüssel gossen.
„Das war geschummelt", murmelte ich.
„Nur weil es bei dir immer eine Sauerei ergibt, heißt das ni..." - „Es ist schummeln, und bei mir klappt das meistens sehr gut, klar?"
„Und weswegen musstest du nochmal neue Eier kaufen?", fragte Loki schmunzelnd.
„Vielleicht, weil du deine verloren hast, Liebling"
Ein Funkeln ließ sich in seinen Augen erblicken, als er die Arme verschränkte. Um ihn trotzdem nicht zu kränken, überwindete ich die letzten Meter zwischen uns und drückte ihn kurzerhand einen Kuss auf die Wange.
Der Gott schüttelte mit einem Ausdruck der Verzweiflung den Kopf, bevor er sich wieder der Schüssel zuwandte.
„Und du bist sicher, dass unser Mixer nicht mehr funktioniert? Das sind ganz schön viele Zutaten"
„Das werden auch ganz schön viele Kekse", flötete ich.
Innerhalb von Sekunden machten wir uns an die Arbeit. Während der Ofen schonmal vorheizte, rührten wir abwechselnd den Teig mit einem Löffel um. Das war eine ganz schöne Arbeit, uns beiden tat irgendwann der Arm weh.
Nachdem wir den Teig etwas ruhen ließen und uns eine Pause mitsamt Kakao gönnen, war es an der Zeit, ihn auszurollen. Da Loki offenbar nicht das nötige Feingefühl besaß und der Teig entweder zu schnell dünn wurde und riss oder einfach an dem Nudelholz kleben blieb, war es an mir, eine gleichmäßige Fläche von Teig zu erschaffen. Meine Arme schmerzen, als ich mein Werk endlich zu Ende brachte.
„Wenn du willst kann ich erstmal ausstechen. Ihr Sterblichen habt ja nur begrenzte Kraftkapazitäten", sagte Loki liebevoll. Aber so von oben herab angesprochen zu werden, gefiel mir nicht.
„Sagt der, der nicht mal mit einem Nudelholz umgehen kann. Pass auf, ansonsten zeig ich dir meine Kraftkapazitäten und pfeffere dir eine"
„Ach ja... Da ist sie ja, Y/N, wie sie lebt und lebt. Es war nur ein Angebot, verzeih mir", entschuldigte Loki sich, halb Ernst, halb belustigt. Kopfschüttelnd erwiderte ich:
„Wenn du willst kannst du gerne anfangen. Vergiss aber nicht, die Formen so nah wie möglich aneinander zu platzieren"
Mit einem Nicken bedeutete Loki mir, dass er es verstanden hatte. Während ich an der einen Seite des Tisches saß, sah ich ihm dabei zu, wie er eine Schneemannform nach und einige Plätzchen ausstach. Er war völlig in der Arbeit versunken, nur hin und wieder änderte er die Ausstechform in eine Sternschnuppe, ein Engelchen, ein Rentier oder ein Herz um.
Erst als er gut die Hälfte fertig hatte, erlaubte ich mir, ihn von der Arbeit abzulösen. Unter meiner Hand kamen auch noch ein Nikolaus, eine Glocke und ein Stern hinzu. Nachdem wir fertig waren, rollten wir den Teig ein zweites, und schließlich ein drittes Mal aus. Insgesamt füllten wir zwei Bleche.
„Was machen wir mit dem kleinen Klumpen da?", fragte Loki und deutete auf das letzte Stück Teig, der sich nicht mehr ausrollen lassen würde. Zu viel Mehl würde den Teig ungenießbar machen. Doch zum Glück hatte ich dafür eine Lösung.
„Daraus fertigen wir einen riesigen Keks an, der nur für uns ist. Wenn du willst können wir auch zwei draus machen"
Loki schüttelte den Kopf. „Nein, einer reicht vollkommen aus"
Lächelnd formte ich eine Kugel und rollte sie ebenfalls aus, bis ein gleichmäßiger Kreis entstand. Somit war auch der letzte Keks fertig. Ich platzierte ihn auf den Blech und klopfte mir stolz die Hände an meiner Hose ab.
Endlich - an die Länge dieses Prozesses wird sich jedes Jahr erneut erinnert.
„Hey, Y/N... Guck mal her"
Überrascht und wahrscheinlich viel zu naiv drehte ich mich um - und schrie auf, als mir auf einmal ein halbes Kilo Mehl in die Visage geklatscht wurde. So viel, dass mir sogar etwas in Mund und Nase flog. Während ich direkt die Fäuste zu den Augen nahm und hektisch das Mehl aus ihnen wischte.
„Du Idiot! Na warte", knurrte ich, schnappte mir die Packung vom Herd und nahm eine große Faust davon. Auch wenn meine Sicht noch nicht zu hundert Prozent frei war, wusste ich genau, wo Loki sich befand.
Mit aller Wucht pfefferte ich ihm das Pulver ins Gesicht. Hustend versuchte er, das Geschoss abzuwehren, bekam aber trotzdem eine gewaltige Ladung ins Gesicht sowie in die Haare.
„Du Monster! Ich war doch erst heute morgen duschen", keuchte Loki und brachte mich nur noch mehr zum Lachen.
„Ich ebenfalls, du blasser Rabe. Aber du hättest das früher wissen müssen"
Der Gott streckte mir die Zunge raus, bevor ich sich wieder zum Blech wandte. Ein kurzer Blick zeigte mir, dass die Kekse unbeschädigt geblieben waren.
„Also... Schieben wir die Teile jetzt in den Ofen?", fragte ich, denn schließlich wollten wir noch fertig werden. Als ich Lokis schelmisches Grinsen sah, hätte ich ihm am liebsten das Mehl in die Augen gerieben. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Hör auf, immer alles falsch zu verstehen du Idiot", schimpfte ich. Man konnte ja gar nichts mehr sagen.
„Nicht meine Schuld, wenn du keinen vernünftigen Satz rausbringst", verteidigte Loki sich. Er ignorierte mein Grummeln, nahm schließlich das Blech und schob es in den Ofen.
„Jetzt haben wir erstmal Freizeit, oder?", fragte ich erschöpft.
„Da muss ich dich enttäuschen, Y/N. Wir räumen auf und bereiten die Keks-Dekorationen so vor, wie du es mir gesagt hast"
Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, machte Loki sich daran, die Arbeitsplatte freizuräumen. Ich stöhnte auf, bevor ich mir einen Lappen schnappte und den freien Platz säuberte. Schneller als erwartet war alles in Ordnung gebracht. Erschöpft wischte ich mir den Schweiß von der Stirn.
Loki hingegen öffnete einige Schränke, bis er lauter Streuselsorten, Zuckerguss und Schokolade fand. Letztere schob er zum Erwärmen sogar selbstständig in eine Schüssel auf den Herd. Den Rest seiner Beute stellte er auf der freien Fläche ab.
„Jetzt haben wir Freizeit", verkündete er stolz.
„Gott sei Dank", sagte ich und ließ mich auf einen freien Stuhl fallen.
„Da brauchst du mir nicht danken"
Ich warf Loki einen schmalen Blick zu, was ihn zum Kichern brachte.
Die restlichen Minuten verbrachte ich schweigend auf meinem Stuhl. Loki hingegen hatte die Motivation gepackt, weswegen er sich die Hände wusch und dann einige Kerzen im Raum anzündete. Unseren kleinen Adventskranz im Wohnzimmer, auf den ich erfolgreich bestanden hatte, ließ er vorerst aus.
Dann war es endlich so weit.
Die Luft war längst erwärmt und von dem süßem Geruch nach Keksen gefüllt.
Ich wollte die Schätze gleich aus den Ofen nehmen, als Loki mich aufhielt. Tatsächlich bestand er darauf, dass ich nicht einfach einen Lappen um meine Hand wickelte und das Blech dann herauszog. Er wollte, dass ich stattdessen richtige Backhandschuhe trug.
Woher wusste der überhaupt, dass das existierte?
Da ich mich aber auch nicht verbrennen wollte, suchten wir nach ihnen. Als ich sie mir endlich übergezogen hatte, holte ich schließlich das heiße Blech aus dem Ofen.
Eilig stellte ich die Ladung Kekse auf dem Tisch ab. Der Duft war nun noch stärker und mit der Wärme, die sie ausstrahlten, einfach fantastisch. Sie waren wirklich beinahe perfekt, auch wenn einige Ecken schon etwas zu braun waren. Noch eine Minute, und sie wären vermutlich zu dunkel geworden.
„Sie sind wundervoll", meinte Loki neben mir. Ich lächelte - wenn ihm die kleinen Fehler dort nichts ausmachen, würden sie es bei mir auch nicht machen.
„Nicht perfekt, aber dafür, dass wir sie das erste Mal gemacht haben, nicht schlecht", räumte ich auch ein. Loki legte mir seine Hand auf die Schulter.
„Dann lass uns sie jetzt zu Kunstwerken machen", raunte er mir ins Ohr. Wieder voller Tatendrang wandte ich mich den kleinen Süßigkeiten auf der Arbeitsplatte zu. Zuckerguss und Schokolade waren bereits flüssig und mit Pinsel bereitgestellt, so dass wir beginnen konnten.
Einige Plätzchen bekamen Zuckerguss, die anderen Schokolade. Einige verzierten wir direkt mit bunten Streuseln, auf andere platzierte Loki Zuckerkügelchen, während der Rest Schokoraspel bekam oder normal gelassen wurde. Es war eine lustige, aber auch langhaltige Arbeit, die mich irgendwie an meine Kindheit erinnerte.
Gruselig, dass Loki von dort keine Kekse kannte.
Selbstverständlich schob ich mir hin und wieder ein bisschen Schokolade in den Mund, bis mir sogar Streusel an der Wange klebten. Loki konnte natürlich nicht widerstehen und küsste mir - trotz einiger Mehlrückstände - jedes Teil liebevoll weg.
„Du bist wirklich noch süßer als sonst, Y/N"
So waren wir nach etwa einer halben Stunde nicht nur mit Zucker, Mehl und Schokolade vollgeschmiert, sondern hatten auch vereinzelte Streusel an Orten kleben, wo sie nicht mehr wegkamen. Das würde ein lustiges Naseputzen werden.
Aber wir hatten es geschafft - die Kekse waren fertig.
Nachdem die Dekoration ebenfalls fest antrocknete, füllten wir gleich große Portionen in Behälter, bis wir etwa vier gleich große Boxen und zwei kleinere Dosen voll hatten.
Einige würden wir behalten, die anderen verschenken. Stichwort Steve, den man mit selbstgemachten Dingen erfreuen konnte.
Nur unseren besonderen Keks legte ich auf einen anderen Teller. Während Loki die Dosen im Schrank verstaute, deckte ich den Tisch mit etwas Tee, Kerzen und unseren Keksen.
Ich setzte mich an den Tisch, als er auch schon wiederkam. Den Blick auf das flackernde Kerzenlicht gerichtet, fing ich meinen Keks an. Nach einem Bissen reichte ich ihn an Loki weiter.
„Y/N, das ist - wundervoll", sagte Loki mampfend. Seine Augen leuchteten begeistert auf.
„Allgemein, für unser erstes Mal als Bäckerin und Bäcker war es gar nicht so übel"
Loki reichte mir wieder den Keks rüber und sagte:
„Hoffentlich wird das auch in Zukunft so sein"
„Plätzchen backen oder unser Weihnachten?", fragte ich zwischen zwei kleinen Bissen.
„Beides", erwiderte Loki. Mit einem Mal wurde mir selber ganz warm ums Herz.
Lag es an dem Zucker oder fand Loki die Idee von Weihnachten gar nicht mehr so schlecht?
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Hey ihr Lieben :)
Ich hoffe natürlich, euch hat dieser Oneshot gefallen.
Backt ihr Kekse, und wenn ja, welche?
Leider habe ich es aus verschiedenen Gründen nicht geschafft, den Part bis Sonntag zu beenden, so dass er heute erst kommt. Eventuell wird dadurch auch der nächste nicht pünktlich auftauchen.
Aber besser spät als nie, oder? ^^
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