13|Need no Saviour

TW: Beschreibung von Schmerz

Bei Odins Bart, war ich müde. Vor allem, da mein Oberschenkel brannte wie Feuer - ohne einen weiteren Blick daraufzuwerfen, war mir klar, dass es sich um eine üble Fleischwunde handelte. Sie war nicht tödlich, nich nicht, doch eine Infektion war dennoch möglich. Außerdem konnte ich, ob ich wollte oder nicht, eh nicht mehr kämpfen. Ich biss die Zähne so fest zusammen, dass kein Tropfen Luft mehr in meinen Mund gepasst hätte.

Ich musste durchhalten, in wenigen Minuten mussten wir an der Heilkammer sein. Die Soldaten gaben bereits ihr Bestes.
Gerade lag ich auf einer improvisierten Trage aus altem Stoff, gezogen von meinen Verbündeten, die ebenfalls mit mir heimkehrten. Um wen es sich handelte oder ob ich eventuell einen von ihnen kannte, war in meinem Zustand unmöglich auszumachen...

Mein Kopf schmerzte vor Müdigkeit und ich konnte kaum scharf sehen, doch ich durfte mir jetzt nicht erlauben, einzuschlafen.
Dieser Anblick würde ihm wahrscheinlich eine Heidenangst einjagen... Dabei reichten die Vorwürfe, die er sich bestimmt bald machen würde. Er war dagegen gewesen, dass ich in eine andere Gruppe als er eingeteilt worden war, doch ich konnte und wollte nicht wechseln.
Wer weiß, vielleicht wären wir dann so abgelenkt gewesen, dass alles viel schlimmer gekommen wäre.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde die Umgebung heller. Ich hörte Geräusche und Menschen, die hastig herbeieilten, um zu helfen. Und ehe ich mich versah, wurde ich von einem warmen, goldenen Licht geblendet, welches von den Wänden reflektiert wurde.
Ein schwaches Lächeln begann, meine vertrockneten Lippen zu zieren: Ich war zu Hause.

Es fiel mir immer schwerer, bei Bewusstsein zu bleiben. Zwischendurch wurden meine Lider zu schwer, so dass ich sie für eine Sekunden ganz senken musste, bevor ich mich wieder zwang, wach zu bleiben.
Wir hatten uns schließlich versprochen, erscheine zu sagen, sobald wir wieder in Asgard waren. Ob er auch schon hier war? Wie es ihm wohl ging?

Ein lautes, donnerndes Geräusch ließ mich aufschrecken und gleich darauf vor Schmerz keuchen - ich hätte mich nicht anspannen dürfen. Ich sah mich um. Anscheinend war ich so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht gemerkt hatte, wie wir das Ziel erreicht hatten.
Es schien eines der Heilerzelte zu sein, zumindest lag die Vermutung bei dem Anblick der ledrigen Decke über mir nahe.

Um mich herum war es höllisch laut, so dass mein Kopf sich so anfühlte, als würde er gleich platzen. Entnervt kniff ich die Augen zusammen, nicht zuletzt, weil mich das Licht der Fackeln blendete. Ich konnte einfach nicht mehr.

„Miss?"
Erschrocken öffnete ich wieder die Augen und blickte in das Gesicht einer brünetten, relativ jungen Frau, die ein beiges Leinengewand trug. Sie musste eine der Helferinnen, wenn nicht sogar Heilerinnen sein.
„Es ist alles in Ordnung. Man wird sich jetzt um Euch kümmern. Könntet Ihr mir nur sagen, wo ihr verletzt seid?", fragte sie mit erstaunlich ruhiger Stimme.

„O-Oberschenkel", brachte ich keuchend heraus. „Öffnet den Verband nicht hier, es... Blutet stark"
Sie nickte und hob meine fetzige Kleidung am Bein an, vermutlich, um sich dennoch einen Überblick zu verschaffen.
„Sagt- sagt Bescheid... Loki..." Ich schaffte es nicht einmal, diesen einen Satz zu Ende zu bringen, als die Dunkelheit wie eine Flut endgültig über mich kam und mich in eine traumlose Bewusstlosigkeit führte.

Das erste was ich von der Welt mitbekam, war das helle Licht, das durch meine Augenlider drang. In der Entfernung waren Stimmen zu hören, doch hier schien es mucksmäuschenstil zu sein... Bis ich ein langes Seufzen von meiner rechten Seite hörte.
Ich lag in einem robusten Bett, vermutlich mit einer Strohmatratze und war mit leichtem Stoff zugedeckt. Ich war müde, doch fühlte mich besser als gestern. Nur von meinem Oberschenkel ging ein unangenehmes Pochen aus.

Vorsichtig öffnete ich die Augen und musste zugleich blinzeln, da das ganze Zimmer von hellen, goldenen Sonnenstrahlen durchflutet war. Es passte sich dabei perfekt der elfenbeinfarbenen Einrichtung und den glänzenden Goldakzenten an, die dieses Zimmer enthielt.
Es gab nur einen Ort, wo ich sein konnte: Die Heilkammer, die eigentlich der Königsfamilie vorbehalten war. Doch ehe ich mir weitere Fragen dazu stellen konnte, wurden meine Gedanken schon von einem Luftschnappen unterbrochen.

„Y/N, bist du wach?", kam es ungläubig von rechts. Ich neigte meinen Kopf zur Seite, wurde daraufhin aber gleich von einem stechenden Schmerz an meiner Schläfe bestraft.
Doch das wurde es mir allemal wert, als ich den Mann erkannte, der dort in einem braunen Sessel saß und mich so besorgt ansah, als fiele ich gleich auseinander.

„Loki", krächzte ich und lächelte. Augenblicklich begann mein Herz wie wild zu klopfen, während sich in mir das Bedürfnis breitmachte, sofort aufzuspringen und zu ihm zu gehen. Zu viel Zeit war vergangen, ohne seine Berührungen, seine Worte, seine Küsse.
„Bei Odin, wie geht es dir?", fragte er und stürzte aus seinem Sessel bis er vor meinem Bett kniete. Dass das harte, laute Aufkommen mit den Knien wahrscheinlich wehtat, schien ihn kein bisschen zu kümmern.

„Ich weiß nicht... Sag du es mir, ich hatte noch nie irgendeine Ahnung von Medizin", versuchte ich müde zu scherzen. Loki reagierte jedoch nur mit einem zweifelnden Stirnrunzeln. Dann umschloss er plötzlich meine Hand mit seinen und strich sanft über meinen Handrücken.

„Verdammt, weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich gebe dir mein Wort, dass ich das nächste Mal nicht zulassen werde, dass man uns trennt!", schwor er und sah mir dabei so intensiv in die Augen, dass ich, auch wenn ich ein gewisses Glücksgefühl bei seiner Fürsorge nicht unterdrücken konnte, ebenfalls anfing, mich zu sorgen.

„Hey, ist doch alles in Ordnung. Ich habe dir schonmal gesagt, dass ich niemanden brauche, der mich rettet. Das war auch nicht mein erster Kampf-"
„Es ist nicht alles in Ordnung!", unterbrach Loki mich aufgebracht. Dann schüttelte er seufzend seinen Kopf.
„Tut mir leid, aber das war wirklich zu viel für mich"
„Für mich war es auch nicht gerade leicht... Aber es war das einzig Richtige. Ich habe im Vergleich zu anderen noch Glück gehabt", stellte ich klar.

„Ehrlich gesagt würde ich wirklich gerne wissen, wann ich hier wieder rauskann. Es kann nicht mehr lange bis zum nächsten Angriff dauern und-"
„Moment mal, denkst du ernsthaft, du ziehst morgen schon wieder in den nächsten Kampf?"
Loki sah mich kurz fassungslos an, dann schüttelte er wieder seinen Kopf und meinte stattdessen:

„Y/N, deine Wunde ging bis zum Knochen und hat große Verletzungen im Gewebe sowie der ein oder anderen Sehne vorzuweisen. Außerdem ist trotz des Verbandes Dreck und Schweiß in die Wunde gelangt. Mit der richtigen Versorgung wirst du vielleicht bald wieder laufen können, aber auf keinen Fall wirst du kämpfen!"
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Glaubte der Gott wirklich, dass ich hier herumliegen würde, während meine Freunde da draußen ihr Leben riskierten?

„Das kommt auf keinen Fall in Frage", meinte ich und erwiderte Lokis ernsten Blick. Dieser schnaubte nur.
„Und ob, so wahr ich Loki heiße. Du wirst das Bett nicht verlassen, ehe du vollständig erholt bist, und danach wirst du hierbleiben und deinen Dienst hier leisten"

Es schien sein voller Ernst zu sein, er wollte tatsächlich, dass ich hierblieb. Doch so leicht würde ich nicht aufgeben.
„Hat Odin das angeordnet? Oder Thor?"
Meine Worte wirkten, denn augenblicklich verfinsterte sich sein Blick etwas. Hörbar gekränkt erwiderte Loki:

„Nein, das war ich, denn als meine Freundin hat das auch kein anderer für dich zu entscheiden! Du. Bleibst. Hier."
„Tu. Ich. Nicht! Das hat nämlich niemand sonst zu entscheiden, als ich. Loki, es tut mir leid, aber das kann ich nicht. Oder willst du mir sagen, dass alle anderen Verwundeten ebenfalls im Bett liegen, während die anderen für Asgard kämpfen?"

Loki holte schon tief Luft, so dass ich befürchtete, es wäre wirklich so, doch dann schien er es sich anders überlegt zu haben. Er atmete langsam aus und sah mich schließlich wieder eindringlich an.
„Nein, sie werden zurückkehren. Aber auch nicht alle"
„Und wieso nicht?", fragte ich stirnrunzelnd.

„Naja, wir haben da... Kleine Kapazitäts- sowie Ressourcenprobleme", gab Loki nach kurzen Zögern zu.
„Aber mach dir keine Sorgen", fuhr er fort, „Ich habe höchstpersönlich dafür gesorgt, dass du ein eigenes Zimmer und die beste Verpflegung bekommst, die möglich ist. Es ist bereits eine Heilerin hierher unterwegs-"

„Halt", unterbrach ich ihn.
„Soll das heißen, dass unsere besten Leute, die dem Königreich am meisten geben, auf eine gute Behandlung warten müssen, nur wegen mir?"
Loki biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich dann mit seinen Fingern durch die schwarzen Locken.

„Das geht in Ordnung. Sie sind alle Krieger und Kriegerinnen, die schon schlimmeres überstanden haben"
Doch ich wollte nicht nachgeben.
„Das tut nichts zur Sache. Ich bin schon so gut wie gesund, morgen kann ich - ohne eine weitere Behandlung - mit den anderen losziehen", prophezeite ich optimistisch.

Der Gott lächelte müde.
„Y/N, auch wenn du es dir vielleicht wünschst, kannst du nicht alles haben"
„Dann lass uns einen Kompromiss finden", forderte ich.
„Du kannst jedoch nicht einfach in die nächste Schlacht ziehen"

„Dann lasse ich mich nicht weiter behandeln", meinte ich störrisch.
„Willst du deswegen riskieren, nie wieder laufen zu können?", fragte er zweifelnd.
Selbstsicher hob ich mein Kinn und erklärte: „Ich kann mich selbst versorgen. Zur Not frage ich nach der richtigen Arznei, sobald die anderen los sind"

Loki seufzte laut. „Du lässt wohl nicht locker"
Mit aller Entschlossenheit erwiderte ich nur: „Exakt"
„Würdest- würdest du dich denn wenigstens von mir versorgen lassen?"

Überrascht hob ich die Augenbrauen.
„Wie meinst du das jetzt... Ärztlich versorgen?"
„Genau das meine ich. Ich weiß genau, was du brauchst, eine der Heilerinnen hat es mir erklärt. Es wäre alles da", erzählte er ruhig.
„Das wäre... Wohl das Mindeste", gab ich schließlich nach.

Nun entspannten sich seine Gesichtszüge. Loki lächelte zufrieden, was trotz meines Widerwillens mein Herz wieder zum Hüpfen brachte. Ich sollte wirklich lernen, mich zu konzentrieren.

„Wundervoll. Aber versprich, dass du dir auch danach noch Ruhe antust"
„Ist ja gut", stöhnte ich. Nur mit Mühe bekam ich es hin, nicht die Augen zu verdrehen.
„Kein Krieg? Keine Schlacht?" Er wollte wirklich nicht lockerlassen.
„Zumindest nicht die nächste...", stimmte ich ausweichend zu und biss mir auf meine Unterlippe.

Seine Gesichtszüge verzogen sich nun zu einem triumphierenden Grinsen, was gleichermaßen Groll wie Begeisterung in mir hervorrief. Er hatte mal wieder gewonnen...
Ich seufzte leicht entnervt.
„Also soweit ich weiß, musst du eine bestimmte Kräutermischung nehmen. Die wirkt sowohl entzündungshemmend als auch beruhigend...", murmelte Loki und blickte sich suchend im Raum um, bis sein Blick auf ein kleines Schränkchen neben dem Fenster fiel.

„Ich meine, es müsste da sein"
„Hauptsache es ist nicht derselbe Dämonenfraß wie letztes Mal", brummte ich, während Loki aufstand und zu dem weißen Möbelstück ging. Er öffnete den Schrank und holte ein Gläschen heraus, dann drehte er sich um und meinte entschuldigend:
„Doch, es scheint genau dasselbe zu sein"

Gequält verzog ich das Gesicht, als er schon wieder zurückkehrte. Loki hockte sich wieder vor mein Bett und beschwor kurzerhand einen silbernen Löffel auf seine Hand. Mit diesem rührte er zunächst das dunkle Gemisch an und hob anschließend eine volle Ladung hoch.
Draußen sah es noch viel schlimmer aus als im Glas, der Brei war grau-grün, klumpig und schimmerte. Außerdem ging ein Gestank von der Mischung aus, der einem beim Einatmen gefühlt die Lunge verbrannte.

„Muss- muss das wirklich sein, Loki?", hakte ich nach und Klang auf einmal nicht mehr so selbstsicher. Der Prinz runzelte nur die Stirn.
„Was jetzt, du willst mit einer Verwundung in die Schlacht ziehen, schaffst es aber nicht einmal, einen Löffel Medizin zu schlucken?"
„Pfft, natürlich schaffe ich das! Es ist nur sehr... Ekelhaft. Einfach nur 'Bah'"

Lokis Augen funkelten belustigt.
„Du hast es doch bald hinter dir. Ich mache dir auch einen Tee", bot er schmunzelnd an.
„Aber vergiss den Honig nicht", erinnerte ich ihn. Daraufhin lachte er leise und kam mit dem Löffel näher. Ich nahm all meinen Mut zusammen, schloss die Augen und kam ihm ebenfalls entgegen, bis ich das kalte Metall des Löffels an meinem Zahnfleisch spürte.

Während ich darauf achtete, möglichst wenig von dem bitteren Zeug an meine Zunge kommen zu lassen, würgte ich alles herunter. Bei Odin, war das scheußlich.
Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, was Loki zum Kichern brachte.
„Das ist nicht lustig... Sowas abartiges gehört verboten", meinte ich beleidigt.
„Schon gut", besänftigte er mich schmunzelnd, ließ den Löffel wieder verschwinden und räumte den Rest der Arznei wieder in den Schrank.

Ich spürte schon bald, wie aus meinem Magen heraus eine sanfte Wärme kam, die sich mit einem leichten Kribbeln überall ausbreitete.
Die Wirkung würde ein paar Stunden anhalten und mich beruhigen, während mein Körper mehr Kraft bekam, gegen Bakterien anzukämpfen und die Wunde zu heilen. Es fühlte sich an wie pure Magie.

„Wirkt es?", fragte Loki, wieder leicht besorgt. Ich nickte langsam und lächelte ihn entspannt an.
„Ja, es wirkt. Wenn du möchtest, kannst du dich jetzt um deine anderen Pflichten kümmern"
„Das tu ich doch gerade", meinte er schmunzelnd und setzte sich auf meine Bettkante.
Wundernd sah ich zu, wie er mit der einen Hand meine Finger umschloss und seine andere an meiner Wange platzierte.

„Ja?", fragte ich, unsicher über die plötzliche Veränderung der Stimmung.
Loki lächelte und sah mir tief in die Augen.
„Ich habe längst dafür gesorgt, dass dein Wohlergehen meine einzige Pflicht bleibt. Und selbst wenn, wären mir die anderen ziemlich egal"
Mir wurde, unabhängig von dem Medikament, ganz warm ums Herz.

Nach kurzem Überlegen erhob ich wieder leise das Wort: „Auch wenn du manchmal übertreibst..."
„Ist schon in Ordnung", unterbrach er mich lächelnd.
„Ich liebe dich, Y/N"
„Und ich liebe dich", ergänzte ich und lehnte meinen Kopf an seine Hand.

Auch wenn ich die nächsten Kampf nicht miterlebte, kümmerte Loki sich letztendlich wundervoll um mich. Zuletzt konnte ich endlich wieder mit dem Training anfangen und dann, mit Loki an meiner Seite, in die letzte Schlacht ziehen und Asgards Feind ein für alle Mal in die Knie zu zwingen.

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Ich hoffe, euch hat der OneShot gefallen :)
Tut mir leid, dass ich immer erst so spät update, aber ich habe wirklich wenig Zeit und möchte trotzdem was Gutes liefern.

Dennoch ein riesengroßes Dankeschön an alle von euch!
Nicht nur für die über 800 Reads, wir haben auch die 100 Votes geknackt!
Das ist einfach nur krass, ich freue mich total <3000
Bis zum nächsten Kapitel ^•^
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