97. Die Schlacht von Asgard (III)

„SIIIIFFFF!"

Alles, einfach alles kam mir vor, wie ein endloser, schrecklicher Albtraum aus dem es kein Erwachen geben würde. Zuzusehen, wie die Türen zufielen, zu hören, wie dahinter alles in sich zusammenbrach, es war wie etwas, was so absurd war, so surreal, dass es nicht real sein konnte.

„Schneller!", schrie Ivanka irgendwo von vorne verzweifelt aus und ich sah wie auch der Gang in dem wir uns befanden zu beben begann, wie einzelne Stück von der Decke abbrachen, alte Gemälde zu Boden fielen und vermutlich der ganze alte Teil des Palastes in sich fallen würde, alles mit sich verschlingen würde, wie ein Ungeheuer.

„Sie ist tot", hauchte ich dennoch völlig unbekümmert von allem, was hier gerade geschah. Alles was für mich zählte, was für mich halbwegs Sinn machte, war die Tatsache, dass Sif nicht länger war, dass sie einfach fort wäre, mir nie wieder beistehen würde, dass ich nie wieder sehen würde, wie sie die Jungs zügelte oder Fandral... oh Fandral. Er hatte keine Ahnung, dass die Person, die am wichtigsten für ihn war, fort wäre, dass sie nie wieder da sein würde und wenn jemand nachvollziehen konnte, wie schmerzvoll so etwas war, dann war das ich. Ich hatte Loki so oft verloren, geglaubt er wäre tot gewesen und schmerzte mehr als igendwas sonst

„Marcy!" Verschreckt realisierte ich erst jetzt, dass Cole mich wieder auf meine Füße gestellt hatte, dass wir im neueren Teil des Palasts angekommen waren und dass vor uns eine Herde an Soldaten zu uns gerannt kamen.

„Sie kann nicht kämpfen, Cole! Sie ist total benommen", rief Ivanka panisch aus, die selbst ein Schwert in der Hand hielt, zitternd vor Angst zu den Männern sah, die bereit wären uns zu töten, die zum Teil unsere eigenen waren, darauf abgerichtet wohl jeden unserer Seite einfach zu eliminieren.

„Sie muss aber kämpfen! Keiner von uns kann sie alle alleine besiegen, während der andere auf sie aufpasst!"
„Ich kann kämpfen", mischte ich mich in dem Streit beider ein, sah wie besorgt Cole mich musterte, wie verzweifelt und hilflos er dabei wirkte, als wolle er das gar nicht zu lassen müssen, doch ich wusste genauso wie er auch, dass wir nur sterben würden, wenn ich wie ein hilfloses Kind nur daneben stehen würde, „Ich kann kämpfen und ich werde es auch!"
„Gib ihr eine Waffe, Cole!", schrie Ivanka, als der erste auch auf sie stürzte, Cole mir zeitgleich sein zweites, deutlich kürzeres Schwert in die Hand drückte und ich leider schnell feststellen musste, dass ich verloren war. Wie lange war es her, seit ich das letzte Mal trainiert hatte? Wie lange war es her, dass ich mich einer echten Bedrohung gestellt hatte? Das vorhin in der Bibliothek war nur dank Cole gut gegangen, doch Cole war dieses Mal selbst beschäftigt und wer sollte mir nun wieder zur Hilfe kommen?

„Verdammt", fluchte ich verzweifelt, als Cole sich auch ins Gefecht stürzte, die ersten es schafften an den beiden vorbei zu gelangen und nun geradewegs auf mich zu schritten.

Loki würde vermutlich ohnmächtig werden, wenn er sehen würde, dass ich mich in meinem Zustand in einen Kampf stürzen würde, nur blieb mir ja kaum eine Wahl als ich schließlich das tat, was ich musste, um mich und das Baby zu beschützen, auch wenn es hart war. Nach wenigen Schlägen mit meinem Schwert merkte ich schon, wie erschöpft ich war, wie schwer es war nicht bei einem Schlag auf den Boden zu fallen, mein Gleichgewicht beizubehalten.

„Cole, sie muss hier weg!", rief Ivanka von irgendwoher aus, während ich mich erschöpft und völlig verschwitzt gegen eine Wand lehnte, dem Schlag eines Kerls auswich und am liebsten vor Überanstrengung das Heulen angefangen hätte.

„Ich weiß doch", schrie Cole zurück, wo mein Blick auf die beiden fiel, die weitaus mehr zu bekriegen hatten als ich, doch immerhin sah es so aus, als würden wir siegen, es waren kaum mehr welche übrig und damit würden wir fürs erste kurz Ruhe haben können wenigstens.

„Dann bring sie weg, ich kann die auch alleine besiegen", erwiderte sie und ich stach zeitgleich dem Mann vor mir mein Schwert in die Brust, der daraufhin endlich zu Boden ging, genauso wie ich auch. Atemlos ließ ich mich an der Wand entlang hinab gleiten, sah völlig fertig zu Cole und Ivanka, die zusammen hinreißend perfekt wirkten, die ein wunderabares Duo zusammen abgaben im Kampf. Cole musste auch schon gerade über Ivankas Worte lachen, da sie wirklich kaum Übung bisher hatte aber glaubte die Welt alleine retten zu können, wenn notwendig. Vermutlich hatte nie auch nur einer von uns gedacht, dass Ivanka zu einer Kriegerin werden würde. Wir hatten sie als verwöhnte Göre kennen lernen dürfen, die einfach nur einen gutaussehenden, reichen Mann haben wollte und nun würde sie all das aufgeben, um andere zu retten in diesem Krieg.

„Du bist unmöglich", lachte Cole auf, während er seinen letzten Gegner zur Strecke brachte, als es geschah. Es ging so schnell, passierte so unerwartet, dass kaum rief ich ihren Namen aus, da war es schon vorbei. Unbemerkt hatte eine weitere Wache sich aus dem Nebengang, wo Ivanka stand, herangeschlichen gehabt und bevor sie auf Coles Worte antworten konnte, bevor Cole mit vor Schock geweiteten Augen eine Warnung hätte aussprechen können, da wurde ihr schon die Kehle durch geschnitten. Coles Schrei übertönte meinen eigenen um einiges, hallte in den Gängen wieder, ließ einem das Blut in der Adern regelrecht gefrieren, als er auf seine Freundin zu eilte, den Kerl erledigte, ehe er sich zu ihr auf den Boden kniete.

„Nein! Ivanka... Ivanka", schrie er immer und immer wieder panisch aus, versuchte ihre Wunde zuzudrücken, wo immer mehr Blut heraus strömte, doch ich sah sofort, dass alles Leben aus der Blondine gewichen war. Ihre Augen sahen leblos an die Decke, ihre Hand lag neben ihrem blutigen Schwert und in ihrem Gesicht konnte man ablesen, dass sie gerade dabei gewesen war lächelnd zu antworten, völlig unbekümmert und voller Zuversicht gewesen war, ehe alles vorbei war.

„Bitte... bitte komm zurück!", schrie Cole und zerbrach mein Herz mit seinen flehenden Worten, der puren Verzweiflung, die ihn umgab, wie er ihr Gesicht abtastet, hilflos in ihre Augen sah, sich eine Antwort erhoffte, doch es würde keine kommen.

Die Erde bebte unter uns erneut, ich hörte wie weitere Wachen sich näherten, wusste dass wir weg mussten, doch wie sollte ich Cole schon dazu bringen zu gehen? Er war im Schock, ich selbst war ja im Schock, glaubte mich nicht mehr bewegen zu können, nicht mehr bewegen zu wollen, doch wo lag der Sinn hinter alledem? Wir starben alle. Wir würden alle sterben und ich würde Loki nie wiedersehen. Wer wusste schon, ob er noch lebte? Jeder starb, jeder konnte sterben, schließlich waren wir nicht unsterblich und doch hatte ich mich immer einer kindlichen Hoffnung hingegeben, dass meine Freunde, meine Liebsten unsterblich wären.

„Cole", rief ich aus, strich mir meine Tränen aus dem Gesicht, doch der Dunkelhaarige schien wie in Trance zu sein, „Cole, wir müssen weiter!"

„Nein", hauchte er lediglich zur Antwort, strich behutsam Ivanka einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, schloss ihr die Augen und küsste sanft ihre Stirn, „Ich laufe nicht weg!" Mit den Worten stand er auf, hielt sein Schwert umklammert und sah den Gang hinab, wo erneut Männer auf uns zu gestürmt kamen.

„Aber..."
„Lauf, Marcy! Bring dich in Sicherheit, ich verschaffe dir einen Vorsprung."
„Cole!"

„LOS!", rief er wütend und ohne weiter abzuwarten, richtete ich mich auf, ließ das viel zu schwere Schwert jedoch liegen und eilte mit meinem Messer in der Hand weg, hörte wie Cole auf die Gruppe Männer traf und betete zu allem, was mir lieb und heilig war, dass er nicht sterben würde. Ich wollte nicht noch mehr verlieren müssen, vor allem nicht auch noch Cole. Er war neben Sif mein bester Freund gewesen, er war neben ihr die einzige Person gewesen, mal abgesehen von Thor und Loki, die immer da war, mir immer zur Seite gestanden hatte und mich am meisten aufheitern konnte, mit der mich am meisten verband.

Ich rannte den Gang vor mir entlang, als würde mein Leben davon abhängen, sah nicht zu den Leichen oder dem ganze Blut auf dem Boden, wich teilweise kämpfenden Soldaten aus und lief einfach nur weiter, wusste gar nicht wohin, wusste gar nicht, wann ich je anhalten würde, was mich noch erwarten würde, als ich plötzlich von einem Mann am Arm festgehalten und zum stehen bleiben gezwungen wurde. Ich war schon dabei mein Messer in seine Hand zu stechen, mich zu wehren, ehe ich erkannte, wer das war.

„Fandral", hauchte ich erleichtert und auch am Rande eines Nervenzusammenbruchs zugleich, dachte an Sif, dachte an Ivanka und ich wollte nur noch um mich schlagen, heulen, schlafen bis alles vorbei wäre.

„Immer mit der Ruhe. Wo sind die anderen? Wieso bist du alleine? Geht es dir gut?", fragte er besorgt, musterte mich dabei hastig, wobei sein Blick vor allem an meinem Bauch hängen blieb.

„Ich... wir wurden getrennt", sagte ich leise, wollte ihm die Wahrheit nicht berichten müssen, wollte ihm nicht in die Augen sehen müssen und ihm sagen, dass Sif vermutlich fort wäre, sonst würde er nur wie Cole enden. Furchtbar lebensmüde.

„Verdammt", fluchte er besorgt, sah zu einigen Kämpfern, die weiter hinten im Gang sich gegenseitig bekriegten. Er selbst wirkte total fertig. Seine Haare klebten förmlich an seiner Stirn, mehrere tiefe Kratzer waren auf seinem Gesicht verteilt, während sein rechter Ärmel voller Blut durchtränkt war.

„Ich... hast du Loki gesehen?", fragte ich nach, sah ihn besorgt an, versuchte zu erahnen, ob er mehr wusste, als er mir sagen würde, ob er mich notfalls genauso schützen würde, wie ich ihn gerade schützte.

„Wir wurden gleich zu Beginn getrennt, aber er war draußen, vermutlich ist Hogun bei ihm", erklärte er, schien aufrichtig zu sein und ich seufzte erleichtert über die Tatsache, dass er noch lebte, „Ich habe eine Idee. Ich war gerade unten in den Kerkern, die sind komplett leer und ich glaube nicht, dass irgendwer so schnell wieder da hingehen wird. Versteck dich da fürs erste, hier oben ist überall die reinste Katastrophe und draußen ist es noch schlimmer."
„Aber...", begann ich zu protestieren, da ich es da unten unheimlich fand, zu sehr an die Zeit denken musste, wo Loki eingesperrt dort gewesen war, nur hörte ich da wie ein Eisriese sich von irgendwoher näherte.

„LOS!", wies er mich an und hastig eilte ich zu der Treppe, die geradewegs herunter führen würde. Ich erinnerte mich daran, wie vor gar nicht so langer Zeit in einem ähnlich erschöpften Zustand hier herunter geeilt war mit der Hoffnung bei Loki glücklich sein zu können, doch nun war eben alles anders. So vieles war anders und ich wusste nicht einmal mehr, wie die Welt früher ausgesehen hatte. Mir kamen Dinge, wie mein Wunsch trainiert zu werden, meine verbotenen Gefühle für Loki oder Thors fast Krönung, so belanglos, so dämlich vor im Gegensatz zu allem, was noch geschehen war. Nichts war mehr so, wie es einst war und es würde nie wieder so werden können. Nie wieder würde ich Zeit mit Sif und Ivanka verbringen, nie wieder würde ich einfach nur bei Frigga um Rat fragen können, würde ein Gefühlskampf wegen Loki haben. Diese Zeiten waren alle vorbei. Alles hatte sich geändert, jeder hatte sich geändert und diese Schlacht hier war der letzte Beweis dafür, dass alles anders war, dass wir keine Kinder mehr waren, die am liebsten nur jeden Tag trainiert hätten, die Jahrhunderte zusammen Zeit verbracht, zusammen gespielt hatten. Wir waren erwachsen geworden und würden nun alle sterben.



Loki

„Reden?", fragte ich spöttisch nach, sah grinsend zu dem Bastard, der Schuld an allem hier trug, der nur eines im Sinn hatte und das war Zerstörung und Chaos, „Worüber willst du denn bitte reden?"

„Über einfach alles, Loki", erwiderte Aras vergnügt, ergriff eines meiner Bücher von dem Tisch neben sich, las kurz ablehnend den Titel, ehe er es achtlos zur Seite warf, „Ihr verliert diesen Krieg und vielleicht wäre es an der Zeit die Fronten zu glätten, bevor du alles verlierst, bevor jeder Mann, jede Frau und jedes Kind Asgards tot sein wird."
„Bis jetzt hatte ich nicht den Eindruck, als ob wir verlieren würden."
„Oh doch, das werdet ihr. Thor ist nicht hier, um euch zu retten und ich habe dafür gesorgt, dass er auch nicht so schnell hier sein wird. Du magst ja vielleicht ein begnadeter Kämpfer sein, das mögen die anderen Krieger Asgards auch, doch ihr seid nichts im Gegensatz zu meiner Armee."
„Ich denke, das werden wir noch sehen", bemerkte ich zynisch, ließ mich nicht ein wenig von seinen Worten verunsichern, als ich schon von einer seiner Männer auf meine Knie gedrückt wurde.

„Ich habe noch nie viel von dir gehalten. Thor, ja er konnte einem Angst machen, strahlte etwas besonderes aus, doch du? Du bist nur genauso wie die kleine Schlampe. Ihr habt beide nichts besonderes an euch, seid beide nur verzogene Kinder, die glauben königliches Blut zu besitzen", sagte Aras deutlich gereizter von meiner Art, stand vom Sessel auf und sah herablassend zu mir herunter, während ich mich anspannte kaum erwähnte er Marcy, „Asgard hat das Geschlecht der Götter untergehen gelassen, doch ich werde die Welten wieder aufblühen lassen und wenn du kooperierst, werde ich darüber nachdenken dich am Leben zu erhalten, dann darfst du deine restlichen endlosen Jahre in einer Zelle verbringen."
„Wie großzügig von dir", erwiderte ich vergnügt, „Nur leider habe ich die Bekanntschaft mit einer Zelle bereits gemacht und es hat mir nicht gefallen." Augenblicklich bekam ich eine für meine Worte verpasst, was mich nicht davon abhielt jedoch weiter zu grinsen, denn so schnell würde ich mich nicht unterkriegen lassen.

„Wo hältst du sie versteckt?", fragte Aras, ohne weiter auf meine Worte zu achten nach, „Wo ist Marcy?"
„Du glaubst wirklich, ich würde dir sagen, wo sie ist?", fragte ich belustigt nach und zog scharf die Luft ein, als ich erneut einen Schlag von einer Wache ab bekam und Blut schmeckte.

„Oh, du wirst es mir sagen, denn wenn ich eines will, dann ist es diese Familie auszulöschen. Thor ist so gut wie tot, sie und das Bastard in ihr werden auch sterben, während du eine Ewigkeit alleine verbringen darfst, wissend dass du alles verloren hast." Abfällig spuckte ich das gesammelte Blut in meinem Mund vor Aras Füße, sah ihn abwertend an, doch das würde nie geschehen. Thor würde nicht so einfach sterben, Marcy war in Sicherheit und ich würde lieber sterben, als auch nur einen zu verraten.

„Oh Loki Loki Loki", lachte Aras erheitert und kniete sich vor mir hin, wo eine Wache auch schon mich am Haar packte und meinen Kopf weiter nach hinten zog, während die anderen mich gut festhielten, „Ich kann verstehen, dass du die Kleine retten willst, Leute ihrer Herkunft sind schließlich ausgestorben, doch dir hätte bewusst sein müssen, dass es dafür einen Grund gibt."
„Von was sprichst du?", fragte ich irritiert, wollte sein bescheuertes Grinsen aus dem Gesicht schlagen, das von Sekunde zu Sekunde nur noch breiter wurde.

„Du hast keine Ahnung, oder? Zu Schade, vielleicht findest du es heraus, wenn sie erst einmal tot ist."
„Ich werde nicht zu lassen, dass du sie tötest, dass du ihr auch nur zu nahe kommen wirst", rief ich aufgebracht aus, als er ich erhob und wieder von mir entfernte, dabei ein Fläschchen aus seiner Manteltasche holte.

„Oh, ich werde auch nicht derjenige sein, der sie umbringen wird, Loki. Du wirst es nämlich sein."


Aloha :) Ich hoffe echt sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat. Aras ist doch ein kleiner Schatz wie immer gewesen und ich hoffe ihr könnt geduldig warten, denn das nächste Kapitel dreht sich nur aus der Midgard-Sicht, die ich dank euren Stimmen aus Tonys Sicht schreiben werde xx

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