90. Jeden Augenblick

Loki

Nachdenklich lag ich neben Marcy, beobachtete, wie sie friedlich schlief, wie erschöpft sie dennoch dabei wirkte und ich wünschte mir so sehr, ihr einige ihrer Sorgen nehmen zu können, alles zu vereinfachen, doch ich konnte es nicht, stattdessen war ich selbst nur so von Sorgen geplagt, was dieses Kind nicht besser machte. Ich lächelte schmerzvoll bei dem Gedanken Vater zu werden, dachte daran, dass es wirklich bald ein kleines Geschöpf geben würde, das Marcy und mich widerspiegeln würde. Es klang zu perfekt, es hätte perfekt sein können, doch dieses Kind trug meine verfluchten Gene in sich. Es war zum Teil ein Eisriese, wegen mir war Marcy verdammt dazu ein Kind zu haben, das zur Hälfte ihr größter Feind war und dazu kam noch, dass das Kind sich jetzt schon wie ein Monster aufführte und versuchte sie umzubringen.

Es fiel mir so schwer es lieben zu können, aber es fiel mir auch so schwer es zu hassen, es war immerhin mein Kind, mein eigenes Kind und ich wüsste zu gerne, wie es aussehen würde. Wie sie aussehen würde. Hätte sie die gleichen Locken, wie Marcy? Würde sie genauso blass sein, wie ich? Wäre sie genauso lebensmüde, wie ihre Mutter? Es waren so viele Fragen, die ich mir stellte und je weiter ich mir ausmalte eine Tochter zu haben, eine kleine Marcy Kopie, umso glücklicher wurde ich, verdrängte so kurz die Tatsache, dass es auch wie ich sein könnte, denn es sollte einfach so sein wie Marcy. Es sollte ein herzensgutes, tapferes, wunderschönes kleines Mädchen werden, mehr wollte ich gar nicht.

„Loki?" Verschlafen richtete Marcy sich neben mir auf, strich sich ihre widerspenstigen Locken aus dem Gesicht dabei und sah zu mir, „Wieso schläfst du nicht?"
„Ich denke einfach zu viel nach, aber du solltest wirklich versuchen zu schlafen", besänftigte ich sie und wollte, dass sie Ruhe fand, sich schonte, doch natürlich war es unmöglich sie so einfach abzuwimmeln.

„Wegen des Babys? Loki, es wird alles gut werden, du brauchst keine Angst zu haben", versicherte sie mir sachte, berührte dabei meine Schulter und lächelte leicht.

„Das weiß ich doch", erwiderte ich und konnte es nicht sein lassen ihre Stirn zu küssen, so hinreißend sah sie aus, wenn sie halb verschlafen war.

„Dann leg dich zu mir und hört auf deine eigenen Nerven zu zerstören!"
„Du hast einen ziemlichen Befehlston drauf, weißt du das eigentlich?", fragte ich amüsiert nach, ließ mich jedoch von ihr zurück auf die Matratze ziehen.

„Natürlich weiß ich das, also gehorche mir schön artig, immerhin trage ich dein Kind in mir."
„Wir sollten dann wirklich mal langsam ein gemeinsames Zimmer einnehmen und nicht mehr zwei verschiedene."
„Dann pack deine Sachen und zieh bei mir ein", murmelte sie und lachend legte ich meinen einen Arm um sie, während sie ihre Augen schon wieder geschlossen hatte.

„Wer sagt, dass wir nicht in mein Zimmer ziehen?"
„Meins ist eben schöner und wie bereits gesagt, hast du mir zu gehorchen so lange ich die Schwangere hier bin", erklärte sie schlicht, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen und ich seufzte ergeben auf.

„Sobald sich die Zeit finden lässt, komme ich mit meinem ganzen Hab und Gut zu dir... endgültig."
„Sehr schön, aber deine ganzen Gifte müssen wo anders hin."
„Du willst mir auch nichts Gutes lassen, oder?"



Am Morgen liefen Marcy und ich Hand in Hand zu den anderen. Es hatte mich viel Überzeugungskraft gekostet sie dazu zubringen, reinen Tisch zu machen, doch die anderen sollten wissen, was es mit ihr auf sich hatte, alle und nicht nur Sif. Alle sollten wissen, dass dieser ganze Krieg gefährlich für sie werden würde und am liebsten würde ich sie packen und irgendwo verstecken gehen, nur wo?

„Ich weiß nicht, ob ich das kann", wisperte Marcy panisch, als wir den Gemeinschaftsraum betraten, wo alle zusammen am Frühstücken waren und nur flüchtig zu uns aufsahen, wobei Sif die einzige zu sein schien, die genaustens wusste, was nun kommen würde und Marcy aufmunternd anlächelte.

„Du schaffst das, ich bin hier", besänftigte ich sie, drückte ihre Hand beruhigend, als ich mich laut räusperte und auch die anderen nun zu uns sahen.

„Kommt jetzt eine Ansprache?", fragte Volstagg belustigt nach, während er weiter aß.

„In der Tat. Marcy und ich haben frohe Botschaften zu verkünden."
„Oh nein, sie wollen Heiraten", seufzte Fandral frustriert auf und ich ignorierte sein Kommentar, während Thor uns interessiert musterte.

„Marcy?", fragte Sif nun aufmunternd und ich sah Marcy ebenfalls aufmunternd an, während diese so wirkte, als würde sie am liebsten weg rennen.

„Ähm... also... Loki und ich werden Eltern, das ist der wahre Grund für meine gesundheitlichen Probleme. Ich bin schwanger", verkündete sie leise, zerquetschte dabei fast meine Hand und sah unsicher zu den anderen, die alle fassungslos wirkten.

„Und du weißt, dass ich mich über alles freue", sprach Sif als erste, was ihr einen noch mehr entsetzten Blick von Fandral einbrachte, doch bevor dieser hätte was sagen können, war Thor aufgestanden.

„Schwanger? Das heißt... ich werde Onkel?" Die Freude zeichnete sich in seinem ganzen Gesicht ab, lachend klopfte er auf den Tisch und eilte dann auch schon auf uns zu, wo ich Marcy hastig hinter mich zog, bevor Thor sie am Ende zerquetschen würde.
„Keine Knochenbrechenden Umarmungen mehr, Thor!", wies ich ihn an, was ihn nur dazu brachte die Augen zu verdrehen, Marcy hinter mir hervorzuziehen und sie hochzuheben, wo diese fröhlich auf kicherte.

„Ich werde Onkel!"
„Wahnsinn", staunte Volstagg ebenfalls erfreut und stand nun mit Hogun zusammen auf, ebenso Sif, die sich alle auf Marcy stürzten, ihr gratulierten, ihren Bauch ansahen, als ob man da schon viel erkennen könnte. Einzig Fandral und Cole saßen nach wie vor an ihren Plätzen und wirkten geschockt.

„Wir sollten ein Kinderbett bauen", schlug Volstagg glücklich vor.

„Eine riesige Babyparty geben", warf Thor ein und ich sah Marcy deutlich an, dass sie sich zwar sehr über die Freude der anderen freute, gleichzeitig aber auch unfassbar überfordert wirkte.

„Am besten warten wir mit alledem noch ein wenig", bemerkte ich und stellte mich wieder zu Marcy, zog sie an mich, wo sie dankend ihre Arme um mich schlang, „Es ist ja noch recht früh und wir müssen uns immer noch um andere Dinge kümmern."
„Sie in Sicherheit zu bringen ist unmöglich. Das Reisen in der Schwangerschaft mit dem Bifröst ist lebensgefährlich", warf Thor besorgt ein.

„Ist Jane denn wenigstens gut versteckt?", fragte Marcy nach, die natürlich wiedereinmal an jeden außer sich selbst denken musste.

„Ich habe dafür gesorgt, dass sie fürs erste in Deckung bleibt", versicherte Thor ihr, während nun auch Fandral und Cole sich dazu bewegen konnten sich zu uns zu gesellen.

„Also ein Kind", meinte Fandral erstaunt, „Du willst wirklich ein Kind von Loki, du überraschst mich immer und immer wieder." Er lachte dabei erheitert, was Marcy dazu brachte die Augen zu verdrehen, ehe er sich an mich wandte.

„Kommen jetzt die Glückwünsche?", spottete ich.

„Nein, eigentlich will ich nur sagen, dass ich hoffe, dass du das hier ernst nehmen wirst und dass ich dich echt töten muss, wenn du es dieses mal vermasseln solltest mit Marcy."

„Was für nette Worte", witzelte ich dazu nur, während Cole seinen Schock überwunden hatte, Marcy gratulierte und scherzhaft meinte das Kind Thor Junior zu nennen, wenn es denn ein Junge werden würde, doch ich sterbe lieber, als mein Kind Thor zu nennen, so viel stand fest! Egal wie sehr ich diese Gruppe hier jedoch zum Großteil verabscheute, wie viele Qualen wir uns gegenseitig angetan hatten, so musste ich lächeln, als ich sie alle beobachtete, wie sie Marcy gratulierten, erfreut wegen des Babys waren, wie Thor mir fröhlich auf die Schulter klopfte. Kurz fühlte es sich an, als wäre einfach alles gut, als hätte ich das Ziel erreicht, nach dem ich mich in meinem Inneren sehnte. Ich war zu Hause.



Marcy

„Auf jede Fall sagte meine Mutter früher immerzu, dass ein Glas Wein beruhigend wirken kann."
„Willst du ihr bei der Schwangerschaft helfen oder das Kind töten?", fragte Cole witzelnd nach, streckte sich dabei auf meinem Bett aus, während Sif beleidigt auf schnaubte.
„Sie hat es während ihrer Schwangerschaft mit mir getan und ich bin hervorragend geworden!"
„Ja klar, aber sehe dir Marcy mal an, sie ist nicht normal, da kann alles passieren", erwiderte Cole und ich schnaubte empört auf.

„Nicht normal? Was soll das denn bitte bedeuten?", fragte ich nach und legte eines der vielen, unzähligen Schwangerschaftsbücher beiseite, die Sif für mich besorgt hatte, die mich jedoch nicht beruhigen konnten. Meine Schwangerschaft war eben wirklich nicht ganz normal, immerhin trug ich ein Kind in mir, das zur Hälfte ein Riese war und versuchte mich wohl irgendwie umzubringen.

„Ich meine nur, dass deine Schwangerschaft nicht so verlaufen wird, wie bei anderen Asen, du bist schließlich kränklich und dein Kind ist zur Hälfte ein Eisriese", sagte Cole hastig und versuchte mich zu beruhigen, da ich wohl recht beleidigt geschaut haben musste. Man sah von der Schwangerschaft immer noch nicht unbedingt viel, zwar bildete jeder um mich herum sich ein, dass mein Bauch runder wurde, doch in meinen Augen war er nicht ein wenig fülliger geworden, aber gut, wenn das, was Yael sagte, richtig war, dann wäre ich auch erst im dritten Monat ungefähr.

„Wie auch immer, ich will nur sagen, dass man nicht auf alles gleich verzichten muss, man darf es nur nicht mehr übertreiben", mischte Sif sich wieder ein, während ich mich nun ebenfalls seufzend auf meinem Bett zurück lehnte, an Loki dabei dachte, der viel aufregenderes machen durfte und nun irgendwo mit Thor und einem Teil der Wachen sich versammelt hatte, um die Wachposten neu zu verteilen und zu planen, was im Falle eines Angriffs passieren würde. Seit alle von meiner Schwangerschaft Bescheid wussten, war der Plan für mich ganz einfach: Bricht der Krieg aus, halte ich mich an die nächst beste Wache und mit dieser gehe ich auf den direkten Weg in die alte Bibliothek, wo hinter einem Bücherregal ein geheimes Zimmer wäre, wo ich mich schön artig verstecken würde, bis alles vorbei wäre.

Ich hasste so ziemlich alles an diesem Plan, doch zu kämpfen mit einem Kind wäre verantwortungslos und gefährlich, also hatte ich nun einmal eben keine andere Wahl. Während Cole und Sif sich weiter darüber stritten, was gut für das Kind wäre und was nicht, tauchte ich in meine eigenen Gedanken ab, legte meine Hand dabei auf meinen Bauch und malte mir die Zukunft mit diesem Kind aus. Ich dachte an meine Träume, in denen ich ein kleines Mädchen gesehen hatte, wie sie das Armband trug, das nun an meinem Handgelenk baumelte. Ich lächelte und dachte daran, wie Loki und ich mit einem kleinen Baby auf einer Decke, mitten auf einer Wiese voller Blumen, saßen, wie die Sonne sanft über uns schien, Thor und die anderen dazu kamen und alle einfach glücklich wären. Ich dachte daran, wie die Kleine Tony kennen lernt, wie Steve vermutlich wegen Lokis Eifersucht nicht einmal in die Nähe unseres Kindes dürfte. Ich hätte fast aufgelacht bei dieser Vorstellung, wurde jedoch von Sif zurück in die Realität gerissen, als diese lautstark aufseufzte.

„Ich kann es nicht fassen, dass du wirklich mit dieser holen Nuss Ivanka zusammen bist."
„Also ist das jetzt ernst zwischen euch?", fragte ich aufmerksam von diesem Themawechsel nach und setzte mich aufrecht hin, ebenso Cole selbst.

„Denke schon", erwiderte er schulterzuckend, „Sie ist hübsch und echt liebenswert eigentlich."
„Eigentlich", schnaubte Sif und ich schüttelte schmunzelnd den Kopf.

„Brich ihr nicht das Herz, das hat keiner verdient."
„Naja, sie kommt leider nicht an Natasha heran", seufzte er frustriert auf, was Sif dazu brachte die Augen zu verdrehen und mich nur noch mehr lachen ließ.

„Ich glaube Natasha ist anderweitig vergeben."
„Etwa an diesen Bogenschützen? So toll kann er doch gar nicht sein", meinte Cole ein wenig beleidigt und ich schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts weiter dazu, ehe mir etwas ganz anders einfiel.

„Ich will sie sehen", sagte ich wie aus dem Nichts heraus, brachte Sif und Cole dazu verwirrt zu mir zu sehen, wo beide nicht so recht zu wissen schienen, was ich versuchte zu sagen.

„Wen willst du sehen?", fragte Sif schließlich nach und ich richtete mich mehr auf.

„Meine Freunde aus Midgard. Ich will Tony sehen und Steve und Natasha und all die anderen auch."
„Aber Marcy, sie sind im Streit und außerdem könnte jeden Augenblick auch bei ihnen der Kampf beginnen", tadelte Sif mich, doch was würde sie besser von ihrem Gestreite ablenken, als ein Baby? Außerdem könnten sie sofort wieder nach Midgard reisen, wenn es unten Ärger geben sollte.

„Ich glaube, es könnte hilfreich sein für ihren Frieden und im Gegensatz zu mir, können sie durch die Welten reisen."
„Aber Sterbliche auf Asgard?", fragte Cole, als wäre das verrückt, was ich anders sah. Jane war hier gewesen und was wäre denn so schlimm daran?

„Als Thors Freundin hier war, ist auch alles gut gewesen, es gibt doch überhaupt nichts, was so falsch daran wäre", bemerkte ich deswegen nur schlicht, sah wie beide verzweifelte Blicke tauschten, doch mir was auszureden war schwer und was sie dagegen sagen sollten, wussten sie offensichtlich auch nicht.

„Am besten reden wir mit Thor darüber", erwiderte Sif, während ich mich glücklich wieder zurück lehnte, denn Thor würde Ja sagen, was sollte er auch schon dagegen sagen?

„Sicher, dass wir Thor damit belästigen...", begann Cole gerade einzuwenden, als in dem Augenblick die Türe lautstark auf knallte, ich verschreckt mich wieder aufsetzte, Sif aus Gewohnheit ihr Schwert gezogen hatte und Cole vom Bett herunterfiel, doch es war keine Bedrohung, die ins Zimmer gestürzt kam, sondern lediglich Fandral. Völlig außer Atem, mit einem besorgten Gesichtsausdruck und der Hand an der Brust, als würde sein Herz vor Überanstrengung gleich aus dieser herausspringen, krallte er sich an der offenen Türe fest und sah zu uns, als er sprach: „Er ist tot!" Diese Worte schafften es wohl wahrscheinlich jedem eine kleine Panikattacke zu bereiten und geschockt war ich nicht fähig etwas zu sagen, wusste nicht, wen er meinte, malte mir jedoch jedes noch so schlimme Szenario aus. Wer konnte denn gestorben sein? Wer war nun schon wieder fort und weswegen? Was war geschehen?

„Wer ist tot?", fragte Cole nun endlich das, wozu ich nicht fähig war, während er sich wieder auf das Bett setzte und Sif ihr Schwert wegsteckte.

„Aras' Vater ist tot", meinte Fandral und noch während ich kurz erleichtert aufatmete, dass es nur Er war, sprach Fandral überaus besorgt weiter, „Aras selbst soll ihn beseitigt haben und er als neuer König hat Streitkräfte nach Vanaheim geschickt."
„Aras hat seinen eigenen Vater ermordet?", fragte ich schockiert nach, während Sif andere Dinge interessierten.

„Er will Vanaheim nicht einnehmen, er will uns nach draußen locken, Asgard schwächen."
„Das glaubt Thor auch, deswegen greifen wir nicht ein, aber es einfach so schutzlos zu Grunde gehen zu lassen, können wir nicht!"

„Und nun?", fragte Cole nach, während ich völlig überwältigt von all diesen neuen Informationen war, erschaudern musste bei dem Gedanken daran, wie Aras seinen eigenen Vater ermordet. Was war er für eine Person? Wer war zu so etwas fähig? Wieso hat er das getan? Wollte er so sehr König sein? Ich schluckte schwer bei dem Gedanken an diesen skrupellosen Verrückten, hielt mir den Bauch und merkte, wie schlecht mir wurde bei dem Gedanken, was er machen würde, wozu er fähig wäre, wenn er hier herkommen würde.

„Nun bleibt abzuwarten, was Thor plant, doch ich würde sagen, dass es jeden Augenblick beginnen könnte."



Der Gang vor mir wirkte auf den ersten Blick wie ausgestorben. Keine Fackel brannte mehr, niemand war zu sehen, alles war still und eine eisige Kälte lag in der Luft, so dass ich zitternd meine Arme um mich schlang. Kurz wirkte es so, als wäre hier alles völlig verlassen und kurz wollte ich mich diesem Glauben hingeben dürfen, als ich da jedoch jemanden qualvoll und so laut aufschreien hörte, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Ohne zu wissen, was ich da tat, rannte ich auch schon los, lief immer weiter dorthin, woher ich die Schreie vernahm, wo jemand um sein Leben bettelte und flehte, anscheinend jedoch nicht erhört wurde.

Diese Schreie musste man sicher im ganzen Palast hören und doch eilte niemand außer mir durch die Gänge, durch den Wirrwarr an Abzweigungen, um der Frau zu helfen, um zu sehen, was da vor sich ging. Ich rannte so schnell ich nur konnte, doch als ich mein Ziel erreichte, wünschte ich mir niemals auf die Suche gegangen zu sein. Wie erstarrt blieb ich stehen, hielt mich stützend an der Wand neben mir fest und sah schockiert zu mir selbst. Ich sah mich selbst auf dem Boden liegen, der voll mit meinem Blut war, während niemand anderes als Aras über mir gebeugt stand, dreckig am lächeln war und ein Messer in der Hand hielt, das rot leuchtete.

„Nein", hauchte ich erschüttert von diesem Anblick, dachte an mein Kind, war irritiert von dieser Szene, als mit einem Schlag das Szenario sich veränderte. Wir waren nicht länger im Gang des Palasts, sondern in einem kleinen Raum, dessen Wände aus Metall bestanden, und Aras war nicht länger Aras, sondern Malekith. Ich verstand nicht, was los war, war zu überfordert davon, was das alles aussagen sollte, als das Bild sich schon wieder veränderte und ich dieses mal in meinem alten Haus stand, doch dieses mal war nur noch ich da, niemand sonst, kein Aras, kein Malekith und keine Kopie von mir und doch wusste ich, was gleich geschehen würde. So oft hatte ich von diesem Ereignis geträumt, so oft hatte ich wiedergesehen, wie die Eisriesen meine Mutter genau hier ermordet hatten und doch war dieses mal dennoch alles anders. Ich merkte es dran, dass ich nicht wie sonst ein kleines Kind war, dass bisher noch keines dieser Monster aufgetaucht war und obwohl das Haus bebte, überall Schreie zu hören waren, so tauchte es nicht auf, genauso wie meine Mutter, stattdessen kam jemand ganz anderes durch die Türe hereinspaziert.

„Loki?", fragte ich irritiert von seinem Erscheinen nach, versuchte das so falsche Bild vor mir zu verstehen, während er näher und näher kam, wo mir erst auffiel, wie anders er aussah. Seine Haare waren zerzaust, seine Haut hatte einen blauen Schimmer an sich und seine Augen... Er sah aus wie einer von ihnen, nur viel kleiner, viel unscheinbarer.

„Loki...", begann ich erneut, wich dieses mal von ihm zurück, hatte aus mir unerklärlichen Gründen panische Angst vor ihm bekommen und spürte einfach, dass er nicht hier war, um mir zu helfen, mir beizustehen, „Loki, bleib stehen!" Doch er dachte nicht einmal daran anzuhalten, zückte stattdessen eines seiner Messer, lief weiter mit diesem durchdringenden Blick auf mich zu, der mit seinen nun roten Augen so wahnsinnig, so beängstigend wirkte, dass mir die Tränen kamen.

„LOKI!", schrie ich hysterisch, als er mich gegen die Wand drängte und...


„MARCY!" Panisch öffnete ich meine Augen, sah in Lokis wunderschönes Gesicht, das nicht länger seltsam verzerrt wirkte und atmete erleichtert von dem Wissen, dass es nur ein Traum gewesen war, auf.

„Du bist hier", hauchte ich den Tränen nahe, während er mir half mich aufrecht hinzusetzen. Es war anscheinend mitten in der Nacht und Lokis besorgten Blick nach zu urteilen, hatte ich sicher geschrien, während ich schlief.

„Natürlich bin ich hier. Was hast du geträumt?", fragte er besorgt nach, umklammerte mein Gesicht dabei behutsam, während ich selbst mir nur über den Bauch strich und über meinen Traum nachdachte, keine Ahnung hatte, was dieser versucht hatte auszusagen und doch wuchs meine Sorge um das Kind mit einem Schlag gewaltig. In meinem Traum wäre ich beinahe so gestorben, wie meine Mutter, und ich wollte mein Baby nur in Sicherheit wissen.

„Loki? Kannst du mir etwas versprechen?", fragte ich, ohne ihm zu antworten, wich seinem Blick dabei aus.

„Alles", erwiderte er ernst und ich lächelte leicht, als er meine Stirn küsste.

„Wenn jemals irgendwas sein sollte, wenn ich diesen Krieg nicht überleben sollte..."
„Marcy!", unterbrach er mich harsch, doch ich musste es einfach wissen.

„Versprich mir, dass du auf das Kind aufpassen wirst. Dass du es lieben wirst und dich immer zuerst für es entscheiden wirst!"

„Marcy...", meinte er nun deutlich sanfter, verzweifelter, sah mich an, als würde ich ihn mit dieser Bitte persönlich foltern, doch er sollte sich auf gar keinen Fall für mich entscheiden, wenn es jemals hart auf hart kommen sollte.

„Bitte", flehte ich ihn an, was ihn schließlich dazu brachte ergeben zu nicken und glücklich schlang ich meine Arme um ihn, drückte mein Gesicht an seine Brust und war kurz einfach nur erleichtert.


Aloha :) Tut mir unfassbar leid, wie lange es gedauert hatte, bis es hier weiterging, aber ich hatte nicht sonderlich viel Zeit gehabt hier voranzukommen. Ich hoffe dennoch, dass es euch gefallen hat, dafür ist es ja schön lang geworden xD

Kurze Info noch: Falls es irgendwelche Dinge in der Geschichte gibt, die ich bisher noch nicht geklärt habe, dann erinnert mich bitte daran, bevor es zu spät ist. Ich will ja zum Ende hin auch alles noch beantwortet haben, was es zu beantworten gibt :P xx

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