86. Kurzer Frieden
Loki
So oft war sie schon weg gewesen, so viele Tage hatte ich ohne sie überlebt und doch fühlte sich ihre Abwesenheit an, als würde ein Teil von mir fehlen. Sie war so weit weg, wenn irgendwas sein sollte, würde ich niemals rechtzeitig mehr ankommen und genau das machte mir Angst. Es machte mir Angst machtlos zu sein, nur einsperren würde ich sie niemals können, da würde sie nur irgendwann ausrasten und mich womöglich umbringen. Der Gedanken daran, wie sie es versuchen würde, hatte zwar was reizendes an sich, doch ich könnte kaum jemanden, die als Göttin der Liebe bekannt ist, wegsperren, vor allem nicht jetzt, wo der Winter ein Ende fand und der Frühling zurück kehrte, wo Asgard jemanden wie sie am meisten bräuchte, jemanden, der anderen Hoffnung gab, Hoffnung, dass alles gut gehen würde.
„Anstatt zu schmollen, solltest du dich nützlich machen, Loki. Geh trainieren oder so." Genervt sah ich bei den Worten zu Fandral, der selber angeschlagen wirkte und eindeutig Streit suchte.
„Sagst gerade du? Enttäuscht weil deine Liebste dich so sehr meidet, dass sie lieber auf Midgard sein möchte?"
„Und was ist mit Marcy?", fragte er zynisch nach und ich lächelte spöttisch.
„Sie ist da wegen ihrer Freunde und ich kann nicht mit. Sif hingegen wirkte erleichtert von hier wegzukommen. Was ist los bei euch? Ich habe euch reden gehört bei eurem Abschied." Da hatte ich eindeutig einen Nerv getroffen. Wütend stand Fandral auf und Volstagg, der gemütlich am Essen war, ließ seufzend dieses stehen und lief auf seinen Freund zu, bevor dieser mich angreifen könnte.
„Genug davon jetzt! Ihr benehmt euch wie Kinder! Marcy und Sif können sich verteidigen und brauchen keinen von euch beiden! Außerdem bin ich mir sicher, dass alles gut gehen wird."
„Wieso bin ich überhaupt hier?", fragte ich herablassend nach und verstand wirklich nicht, wie ich darauf kam meine Zeit bei diesen Idioten zu verbringen. Ich musste wirklich verzweifelt sein, sonst wäre ich sicher nicht hergekommen, doch lieber wäre ich alleine, als mich weiterhin mit einem naiven Kerl wie Fandral zu streiten.
„Wüssten wir auch gerne", zischte dieser nur zur Antwort, während ich aufstand und amüsiert zur Türe schritt, hinaus aus dem Raum und eigentlich auf den direkten Weg in die Bibliothek, die sich im älteren und deutlich unbelebteren Teil des Palastes befand, doch bevor ich dort ankommen konnte, hörte ich Thors laute Schritte durch den Gang hallen und sah wie dieser auf mich zu steuerte.
„Loki."
„Thor"
„Ich brauche Rat", gestand er ganz offen und sichtlich verzweifelt, was mich dazu brachte mein zynisches Lächeln abzulegen und meine Stirn kraus zu ziehen, denn was war geschehen?
„Was ist los?"
„Es beginnt", sagte er und raufte sich die Haare, „Unruhen in den anderen Welten, Heimdall berichtete davon, dass die Chitauri auf Jotunheim gesichtet worden waren, sich offensichtlich mit Aras' Leuten verbündet haben... der Krieg beginnt und ich weiß vielleicht, wie man eine Schlacht gewinnt, aber wie gewinnt man einen ganzen Krieg? Einen Krieg, der sich auf allen Welten gleichzeitig abspielen wird?"
„Sie verbünden sich also wirklich mit den Riesen, aber was anderes hätte ich auch nicht erwartet", murmelte ich beunruhigt von diesen Neuigkeiten. Wir waren zwar allem immer noch überlegen, doch wir durften nicht unsere Macht verlieren, in dem die Chitauri andere Welten einnehmen und dass Aras' Familie Macht gewann musste ebenso verhindert werden.
„Ich weiß nicht, ob es ein kluger Zug wäre einzuschreiten, die Bewachung hier somit zu vernachlässigen, oder die Welten sich selbst zu überlassen."
„Egal was wir machen, es ist gefährlich, aber wir müssen uns hier vorbereiten, dass für den Ernstfall keine Katastrophe mehr passieren kann wie damals mit den Dunkelelfen", meinte ich und wusste, dass es oberste Priorität hatte den Palast zu schützen. Wir mussten einen Plan ausarbeiten, einen verdammt guten Plan, um zu gewinnen, wenn wir es mit so vielen Gegnern gleichzeitig zu tun haben würden.
„Ich weiß, aber..." In dem Augenblick wurden wir unterbrochen, als schwer atmend eine Wache auf uns zugerannt kam, Schweiß dabei sein Gesicht herunterlief und er völlig besorgt wirkte und nicht so recht wusste, wen von beiden er seine Nachricht überbringen sollte, so wie er zwischen uns hin und hersah.
„Was ist los?", fragte Thor ihn besorgt nach und ich spannte mich an, ahnte nichts gutes, dachte daran, dass es vielleicht Neuigkeiten wegen des Krieges gab, dass es vielleicht alles früher anfangen würde, als gedacht, doch so war es nicht.
„Heimdall schickt mich", erklärte er sich und schluckte schwer dabei, „Er sagt ihr sollt kommen, da es um Prinzessin Marcy gehe..."
Marcy
„So viel zum Thema, dass wir uns nicht einmischen werden", tadelte ich Sif und Cole, als ich mal einen kurzen Moment Ruhe mit den beiden zusammen finden konnte von den ganzen Streitereien hier. Ein paar Tage waren wir nun auf Midgard und doch hatten wir im Grunde rein gar nichts bisher erreicht. Ich hatte zwar die neuen im Team ein wenig besser kennen gelernt und musste zugeben, dass Wanda echt nett war und Vision, obwohl er schräg war, ebenfalls freundlich war, doch an die beiden Köpfe des Streites heranzukommen, war unmöglich. Steve wollte einfach nur Bucky beschützen und Tony fühlte sich schuldig für all das Chaos, all das Elend, das sie bisher über die Welt gebracht hatten. Es war alles andere als leicht und ich wollte mich nicht auf eine Seite stellen müssen, aber was ich machen konnte, wusste ich auch nicht.
„Wir können nichts dafür", verteidigte Cole sich, „Wir sind kriegerisch erzogen worden und wissen was richtig und was falsch ist, außerdem stehe ich damit auf der selben Seite, wie Natasha."
„Du bist mit Ivanka zusammen, du Trottel", warf ich ein und sah wie Sif lediglich die Augen verdrehte.
„Ich mache ja auch nichts", bemerkte er abwehrend und ich seufzte genervt auf.
„Es ist falsch, das wissen wir doch auch Marcy, aber zu schaffen, dass sie sich vertragen, werden wir nicht, nicht wenn es um so verschiedene Dinge geht", meinte Sif nun und setzte sich neben mich auf das Sofa hin, während Cole weiterhin stand, „Steve würde seinen Freund niemals im Stich lassen und Stark ist so voller Reue... das ändert einen."
„Also sollten wir einfach gehen und sie sich selbst überlassen?", fragte ich nach und wollte das nicht, ich wollte sie nicht verlassen und am Ende verantwortlich dafür sein, dass sie alle sterben, wenn der Krieg Midgard erreichen sollte und sie zu stolz wären, um miteinander zu kämpfen.
„Ich glaube ja, dass wenn der Ernstfall kommen sollte, sie zusammenhalten würden", bemerkte Cole, „Sie haben alle unterschiedliche Ansichten, aber sie bedeuten sich gegenseitig noch so furchtbar viel, man sieht es einfach."
„Also war das alles hier nichts als eine Zeitverschwendung."
„Würde ich nicht sagen, es war interessant wieder hier gewesen zu sein", bemerkte Sif, „Ich war seit Jahrhunderten nicht mehr hier unten und Cole war es noch nie gewesen."
„Ich hätte mir dennoch eine Schlacht gewünscht", warf dieser ein und ich verdrehte schmunzelnd die Augen.
„War mir klar gewesen, aber gehen können wir dennoch noch nicht."
„Und wieso? Ich dachte es ist zwecklos?", fragte Sif mich und ich dachte an mein Versprechen Steve gegenüber, dass ich helfen würde Bucky in Sicherheit zu bringen, weit weg von diesem Chaos.
„Ich würde gerne Steve noch helfen, wenigstens dafür sorgen, dass Bucky nichts passiert", erklärte ich leise, hoffte, dass sie verstehen würden, wieso das wichtig wäre, doch beide sahen mich eher an, als würden sie das für die reinste Zeitverschwendung halten.
„Marcy, glaubst du nicht, dass er das auch alleine schafft?", fragte Cole mich, „Ich meine ja nur, dass er es geschafft hatte schon weitaus mehr Leute zu schützen, da wird eine einzige Person ein Kinderspiel für ihn darstellen, außerdem hat er ja auch Verbündete."
„Wie den Typen, der andauernd mit Natasha flirtet", warf Sif ein und ich hob belustigt von ihrer Beschreibung Clints meine Augenbrauen.
„Sag nicht, dass ihr noch anfangt euch für das Liebesleben der anderen zu interessieren?"
„Nur ein wenig", erwiderte Cole amüsiert und ich seufzte ergeben auf, denn vermutlich hatten sie Recht. Steve würde auch ohne mich Bucky schützen können, ich meine eine große Hilfe war ich ja auch nie gewesen. Ich wollte schon antworten und ihnen mitteilen, dass wir wirklich gehen sollten, als die Türe da aufgerissen wurde und schon die ganze streitende Gruppe mal wieder zurück kam, um einen Kopfschmerzen zu bereiten.
„Oh super", lachte Cole auf und stellte sich hastig vor Steve hin, der schon dabei war Tony die Augen auszukratzen, als der ein falsches Kommentar von sich gab, was mit Sicherheit etwas mit Bucky zu tun hatte, da konnte Steve nämlich genauso reizbar sein, wie Loki, wenn ich ihm mitteilte alleine in eine Schlacht zu ziehen.
„Leute!", schrie ich genervt von diesem Gebrülle, doch keiner hörte mir, wie zu erwarten, zu.
„Da kann man wie mit einer Wand reden", warf Clint ein, der mit Natasha abseits stand und obwohl beide unterschiedliche Meinungen hierbei vertraten, schienen sie nach wie vor bestens miteinander auszukommen.
„Ich bin wirklich froh, dass Banner nicht hier ist", murmelte ich und hörte Natasha auflachen.
„Ja... das wäre ein kurzer Streit gewesen."
„Wollt ihr euch nicht einmischen?", fragte Sif nach, die amüsiert dabei zu sah, wie Steve Cole zur Seite schubste und Tony an die Gurgel gegangen wäre, wenn Vision nun nicht dazwischen gegangen wäre.
„Nicht unbedingt eigentlich", antwortete Clint, „Wir vertreten ihre Meinungen, aber die beiden lieben es einfach sich die Nerven zu zerstören. Wenn man genau hinhört merkt man sogar, dass es hier um nichts politisches geht."
„Das ist doch idiotisch", schnaubte ich und spürte plötzlich, wie mir von der einen auf die andere Sekunde schwindelig wurde. Meine ganze Sicht fing an unklar zu werden und davon wurde mir schlecht, richtig schlecht.
„Alles ok?", fragte Sif mich besorgt, die das bemerkte und mich stützend festhielt, als ich zu schwanken anfing.
„Ich habe keine Ahnung", gab ich ehrlich zu und hatte das Gefühl, als würde ich wieder krank oder so werden, wobei meine Vermutung sich darin bestätigte, dass meine Narbe am Bauch höllisch zu brennen anfing. Ehe ich mich versah, gaben meine Beine unter meinem Gewicht nach und ich wäre auf dem Boden gewesen, hätte Sif mich nicht hochgehoben und auf das Sofa getragen.
„Was ist los?", fragte Cole, der von allem Wind bekam und ich schloss von Schmerzen gequält meine Augen, atmete hektisch ein und aus und glaubte zu ersticken.
„Ich denke sie wird krank", erwiderte Sif angespannt und tastete mein Gesicht ab, „Wir sollten zurück nach Asgard."
„Aber...", begann Cole, als ich vor Schmerzen laut aufschrie, denn es war als würde das verdammte Ding an meinem Bauch aufreißen wollen.
„Marcy?", fragte Steve, der sich durch meinen Schrei ablenken ließ und ich öffnete meine Augen, nur um zu sehen, dass er und Tony beide bei mir standen und wohl kurz ihren Krieg vergessen hatten.
„Was ist los?", fragte Tony nun nach, der meine Hand nehmen wollte, die jedoch sofort fallen ließ, „Gott, sie ist ja eiskalt."
„Kalt?", fragte ich verwirrt nach, denn normalerweise bekam ich ja eigentlich Fieber.
„Wir müssen gehen", rief Sif besorgt aus und ehe ich hätte protestieren können, hob sie mich erneut hoch.
„Ist das eine gute Idee? Wir sollen vielleicht ins Krankenhaus", beschwerte Steve sich, doch ich hörte wie Cole, der belustigt davon auflachte, ihnen klar machte, dass das dämlich wäre.
„Cole, los!" Müde klammerte ich mich an Sifs Oberteil fest, sah dass wir auf dem außen Bereich des Towers standen, die Avengers etwas abseits und recht hilflos wirkten, während Cole zu uns geeilt kam. Ich schloss meine Augen, als Sif nach Heimdall rief und bekam den Rest von da an auch schon nicht mehr mit. Ich wusste nur, dass wir gingen, dass es ungewiss war, wann wir sie alle je wiedersehen würden im Anbetracht der Lage und ich nicht einmal Lebe Wohl sagen konnte.
Nach und nach drangen verschiedene Stimmen erst wieder zu mir durch. Es war eigenartig nicht in einem Fiebertraum gefangen zu sein und doch fühlte ich mich merkwürdig, kaputt und ausgezehrt, als wäre ich mitten in einem Kampf gewesen.
„Marcy?" Oh wie ich diese Stimme doch liebte. Es war wie ein Licht, das sich in der Dunkelheit ausbreitete mit ihrem Erklingen und ohne was zu sehen, streckte ich meine Hand nach ihm aus, die er schon ergriff und ich schloss meine Finger um seine kühle Haut, war froh wieder bei ihm zu sein.
„Wach auf, Kleine", hauchte er leise und blinzelnd kämpfte ich gegen das helle Licht an, als er mir einen Kuss auf die Stirn drückte, „Anderenfalls werde ich dich wirklich nie wieder irgendwohin lassen."
„Ist das eine Drohung?", fragte ich nach und sah, dass neben ihm noch Thor und Volstagg im Zimmer anwesend waren.
„Von unserer beiden Seiten aus", warf Thor ein, der sich nun auf meine andere Seite setzte und mir übers Haar strich, „Wie hast du das wieder geschafft?"
„Ich habe keine Ahnung", gab ich ehrlich zu, „Irgendeine Ahnung, was das überhaupt war?"
„Wir glauben, es liegt an den Riesen", meinte Volstagg nun, „Sie haben sich mit unseren anderen Feinden verbündet, vielleicht merkst du die kommende Bedrohung ja oder so."
„Oh wie super", seufzte ich sarkastisch, sah wie besorgt Loki wirkte und das zurecht. Beim erklingen des Wortes Eisriese, zog sich alles in mir zusammen und ich dachte panisch daran, wie viel Schaden sie in meinem Leben angerichtet hatten. An alles was ich wegen ihnen verlor und nun würden sie da weiter machen, wo sie aufgehört hatten.
„Ich lasse keinen von ihnen in deine Nähe", versprach Loki mir eindringlich und drückte meine Hand dabei fester, „Lieber sterbe ich."
„Wage es nicht!"
„Keiner stirbt irgendwann, wir haben schon genug Probleme", tadelte Thor uns und stand dabei auf, „Ich habe immerhin von Sif gehört, dass dein Zusammenbruch half, dass auf Midgard teilweise Frieden herrscht."
„Ernsthaft?", fragte ich nach und war erstaunt, dass das anhielt.
„Ob es von Dauer ist bleibt offen, aber laut Sif seid ihr eh machtlos gewesen."
„War ja zu erwarten bei den Schwachköpfen", spottete Loki, blieb aber still nach einem warnenden Blick meinerseits.
„Sie werden das sicher hinkriegen", meinte ich überzeugt, „Sie werden zusammenhalten, wenn es hart auf hart kommt." Cole hatte deswegen einfach Recht. Ob sie sich im Moment hassten, war egal. Sie waren wie eine Familie und würden immer aufeinander aufpassen, wenn es je ernst werden würde.
Aloha :) Ein Tag Verspätung, aber da ist es. Ich hoffe es hat euch gefallen irgendwie xx
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