84. Du gehörst hier her
Ich war noch nie auf einer Beerdigung gewesen. In all diesen Jahren, wo ich nun schon lebte, war ich nicht auch nur bei einer einzigen Beisetzung gewesen. Ich war nicht dabei, als meine Eltern starben, nie wenn irgendeine Wache für Asgard ihr Leben gelassen hatte und als Frigga von uns ging, war ich nicht hier, um dabei gewesen zu sein. Das hier war das aller erste Mal und ich hoffte auch das Letzte. Ich kam mir so unbeholfen an der Seite von Thor und Loki vor, während irgendwo leise traurige Musik gespielt wurde und halb Asgard hier anwesend war, so wie es aussah. Doch ein jeder wollte dabei sein, wenn der Allvater uns endgültig verließ und außerdem wären sie dann schon mal da, wenn Thor offiziell gekrönt werden würde, auch wenn dieser sich bei allem was es dazu zu planen gab recht viel Zeit zu lassen schien.
„Er wird bei ihr sein", sagte Loki aufmunternd neben mir, während mein Blick auf das Meer vor uns gerichtet war und ich jetzt schon wusste, dass dieser Anblick mich in meinen Träumen verfolgen würde. Odin das letzte Mal zu sehen, bevor er für immer weg wäre. Er wäre weg, genauso wie alle anderen, die jemals etwas wie ein Elternteil für mich gewesen waren auch. Egal wie lange man auch lebte, wie alt man war, wenn ein Elternteil starb, fühlte es sich an, als würde einem die Seele zerrissen werden.
„Ich weiß und doch heitert es mich nicht auf", erwiderte ich leise und war dankbar, als er meine Hand in seine eigene nahm, „Wir sind nun alle endgültig Waisen."
„Aber wir haben uns", bemerkte Thor, der wie ich auch starr nach vorne sah und wohl wegen so vielen anderen Dingen angespannt war. Für ihn bedeutete Odins Tod so viel mehr als für uns.
„Und von uns wird keiner mehr so schnell sein Leben lassen", versicherte Loki mir nun und ich sah zu ihm, hätte vieles gerade dafür gegeben ihn zu küssen, mich an ihn zu drücken, doch ich würde das mit uns der Öffentlichkeit nicht aufdrängen. Zwar wusste so ziemlich jeder mittlerweile, dass wir keine Geschwister waren und doch war die Beerdigung unseres Adoptivvaters nicht der geeignete Augenblick für so etwas.
„Ich liebe dich", hauchte ich leise, fast unhörbar, doch er verstand mich, drückte meine Hand nur noch fester und standhaft drehte ich mich wieder nach vorne, sah ein letztes Mal zu Odin, ehe er verschwand.
Die nächsten Tage waren für jeden von uns hart. Thor gab sein Bestes der Rolle des Königs irgendwie gerecht zu werden und doch machte er sich verdammt oft vom Staub, verschwand für Stunden, um seine Ruhe zu haben. Sif und die anderen gaben ihr Bestes ihn zu unterstützen, genauso wie ich und sogar Loki gab hin und wieder einen Tipp von sich, die meistens zwar eher sarkastisch als ernst waren, doch er war kein komplettes Arschloch und das war die Hauptsache.
„Weißt du, wir sollten vielleicht doch eine Krönungsfeier stattfinden lassen", schlug ich leise vor, während ich dabei kleine Muster auf Loki blasser Haut mit meinem Finger zeichnete.
„Wozu sollte das gut sein? Du würdest Thor damit nur noch mehr verscheuchen. Er benimmt sich ja sowieso schon so, als würde er in den heiligen Bund der Ehe gehen müssen, als würde die Krone sein Leben ruinieren."
„Was soll das denn bitte bedeuten?", fragte ich nach und sah zu ihm auf, wo er wohl auch mal begriff, was er da sagte.
„Das gilt nicht für uns, wenn ich dich heirate, wäre ich glücklich, aber Thor ist... naja Thor eben. Er wollte unbedingt König sein, doch nun wo er mal begriffen hat, was das bedeutet, will er nur noch weg", sagte Loki hastig und nahm meine Hand in seine, wo er einen Kuss drauf hauchte und mich so lächeln ließ.
Tage wie diese waren die schönsten. Wir lagen einfach nur zusammen im Bett, taten nichts außer zu reden und alles wirkte friedlich, selbst wenn es nicht so war.
„Es liegt einfach auch daran, dass er als König nicht einfach wie es ihm passt nach Midgard reisen kann und so wird er Jane verlieren", murmelte ich traurig und kuschelte mich mehr an Loki heran, denn ich wusste nur zu gut, wie elendig Thor es damit ergehen müsste. Ich hatte das alles schon mehrfach durchstehen müssen.
„Eine andere Möglichkeit gibt es nicht", seufzte Loki und drückte einen Kuss auf meine Stirn, was mich erneut lächeln ließ.
„Vielleicht würde so eine Feier aber alle ein wenig ablenken, wir könnten Jane dafür ja hier herholen", schlug ich vor und hörte Loki auflachen.
„Und dann was? Soll sie hier leben? Eine Sterbliche auf Asgard?"
„Warum denn nicht? Wir sollten offener werden, scheiß auf die alten Regeln", meinte ich und setzte mich aufrecht hin.
„Die Meinung vertreten nur nicht gerade viele hier", erwiderte Loki und setzte sich ebenfalls hin, wo er mir mein wirres Haar zurück strich und mich dabei mit einem so eigenartigen Blick musterte, dass ich ihn nur fragend ansehen konnte.
„Was ist?"
„Überhaupt nichts", versicherte er mir und dennoch sah er mich auch weiterhin so an, „Ich denke lediglich über einiges nach."
„Und über was? Du wirkst bekümmert und bei dir muss das schon was heißen." Er lächelte mich milde bei meinen Worten an und machte sich auf das Bett zu verlassen.
„Über nichts wichtiges, zerbrich dir nicht den Kopf Liebste und denk lieber darüber nach, was für Möglichkeiten es noch gibt Thor den Thron schön zu reden."
„Ich finde meine Idee immer noch gut", erwiderte ich schnippisch und stand ebenfalls auf, wo ich mir meine Kleidung überzog und mich zu Loki umdrehte, der lächelnd auf mich zu trat und bevor ich weiter hätte etwas sagen können, küsste er mich und vertrieb kurz alle weiteren Sorgen und Gedanken aus meinem Kopf, denn nach wie vor schmolz ich dahin, wenn seine Lippen meine trafen und ich würde für jeden einzelnen Kuss von ihm bereitwillig sterben.
„Dann stellen wir uns mal wieder dem Chaos da draußen", hauchte er an meine Lippen, als er sich schließlich von mir löste und ich seufzte verbittert auf.
„Na dann."
Gemeinsam liefen wir zu den anderen, wo offensichtlich eine hitzige Diskussion am laufen war, denn als wir den Raum betraten, hallte Sifs Stimme uns entgegen, die sich vor Thor aufgebaut hatte, während Fandral versuchte sie zu besänftigen und Volstagg amüsiert das alles mit einem vollen Mund beobachtete.
„Was ist los?", fragte Loki nach, der meine Hand, die er bis dahin gehalten hatte, los ließ und auf Thor zu lief, während ich fragend zu Cole und Hogun sah, die sich komplett aus der Sache heraushielten.
„Thor will nach Midgard wegen eines Problems dort reisen und Sif findet das verantwortungslos", klärte Cole uns auf und lief dabei auf mich zu, „Im Grunde finden wir das auch, er ist der König und wir haben eigene Probleme."
„Da muss ich Sif wohl Recht geben", bemerkte Loki dazu, „Wir haben unsere eigenen Probleme und es ist verantwortungslos, Thor!"
„Was ist denn los?", fragte ich besorgt nach, denn auch wenn ich es so sah wie die anderen, wollte ich nicht, dass es meinen Freunden auf der Erde schlecht ging.
„Sie sind so töricht und fangen einen Krieg untereinander an", donnerte Thor laut und sah an Sif vorbei zu mir, „Sie bekriegen sich gegenseitig, Marcy. Die Avengers zerbrechen und das zu so gefährlichen Zeiten, wo die Welt sie am meisten braucht."
„Dann gehe ich das regeln", meinte ich schlicht, schließlich würde ich das genauso gut hinkriegen, wie Thor auch, ich müsste ja nur mit den Idioten reden und ihnen klar machen, dass sie sich einkriegen müssten.
„Kommt ja gar nicht in Frage, ich lasse dich nicht alleine nach Midgard reisen", schnaubte Loki auf und ich verdrehte von seiner Sorge die Augen.
„Ich glaube, ich kann schon auf mich aufpassen, Loki", sagte ich deswegen und funkelte ihn angriffslustig an, denn er wusste, dass ich mich verteidigen könnte und ich bezweifelte, dass genau in dem Augenblick, wo ich auf Midgard wäre, die Apokalypse starten würde.
„Oh nein, wenn du gehst, dann gehe ich mit dir!", sagte er ernst, als würde er keine weiteren Widerworte dulden, doch das sah Thor anders.
„Du kannst nicht mit, Loki! Auf Midgard ist keiner sonderlich begeistert von dir, du würdest am Ende alles verschlimmern."
„Also willst du sie alleine gehen lassen?", fragte Loki, als wäre Thor nun endgültig übergeschnappt.
„Dann begleite ich sie", mischte Sif sich da ein und ich sah sie verblüfft an, „Ich passe auf sie auf und halte mich aus allem raus, dann muss keiner sich sorgen."
„Ich bin auch dabei", rief Cole augenblicklich aus und stellte sich neben mich, „Ich wollte schon immer nach Midgard und diesen Tony Stark kennen lernen." Ich lachte entzückt von seinen Worten auf und dachte daran, wie sie alle ja andauernd darüber diskutierten, wer bei einem Kampf eher gewinnen würde: Steve oder Tony?
„Wenn du da unten bist, dann wirst du schnell einsehen, dass Steve um einiges besser ist", rief Volstagg aus und während alle mit dem Plan zufrieden waren und nun wieder anfingen über die Avengers lachend zu diskutieren, schien Loki gar nicht erfreut zu sein, weswegen ich auf ihn zu lief und ihm ein Lächeln schenkte.
„Du musst dich nicht sorgen."
„Du hast mich vorhin gefragt, worüber ich nachdenke", murmelte er verbittert, „Ich habe über genau das hier nachgedacht, darüber, was passieren könnte, dass ich dich verliere und du sagst mir ich solle mich nicht sorgen?"
„Midgard ist doch nicht gefährlich!"
„Ach wirklich?", fragte er amüsiert nach und machte wohl eine Anspielung darauf, wie die Chitauri angegriffen hatten, wie er mit Thor auf Midgard gegen Malekith kämpfte und ich schon einmal halb gestorben wäre.
„Sif ist da und Cole auch. Wir bleiben ja nicht lange und dann bin ich wieder da." Er schüttelte lächelnd den Kopf von meinen Worten und fuhr sich durch sein wirres Haar.
„Geh nicht... du gehörst hier her", sagte er fast schon verzweifelt und ergriff meine Hände, doch ich musste gehen. Ich musste wenigstens versuchen den Frieden zwischen meinen Freunden auf Midgard wiederherzustellen, etwas zu unternehmen und deswegen entzog ich Loki meine Hände.
„Aber ich muss."
Aloha :) Ihr dürft mich gerne töten dafür, wie lange es gedauert hat bis es hier weiterging, aber dieses Kapitel hat meine Nerven zerstört. Ich war und bin einfach nicht zufrieden geworden und naja.... ich verspreche es geht wieder schneller voran und ich hoffe es hat euch dennoch irgendwie gefallen xx
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