8. Plötzlich war alles anders *
Marcy: 15
Loki: 20
Thor: 21
Die Zeit verging manchmal einfach wie im Flug. Die Zeiten, wo ich ein kleines Kind war, waren vorbei, zwar wurde ich immer noch so behandelt, doch ich war es einfach nicht mehr. Ich war natürlich nicht die Größte und sicher auch nicht so selbstständig und kämpferisch wie Sif, doch ich war nicht mehr ein kleines, unbeholfenes Kind. In den Jahren hatte sich gezeigt, dass meine Krankheit anscheinend wirklich eher selten auftrat und meistens auch nur dann, wenn ich emotional sehr angeschlagen war, weswegen das vermieden wurde so gut es ging und ich konnte so ein fröhliches Leben führen. Die Angst blieb natürlich bestehen, dass es wieder ausbrach, doch eigentlich versuchte ich mir nicht darüber den Kopf zu zerbrechen, es würde ja nichts bringen und solange ich nicht allein war, wenn es ausbrechen sollte, wäre ja alles gut.
Langsam schlich ich mich mit einem Lächeln im Gesicht durch den Flur auf Lokis Zimmertüre zu. Meine braunen Haare fielen mir offen über die Schultern und ich trug ein grünes Sommerkleid, das luftig und federleicht war. Dass mein verehrter Bruder mich hassen würde, wenn ich einfach in sein Zimmer platzen würde, war mir durchaus bewusst, jedoch war das gerade eben der größte Spaß daran. Ich strich meine Haare zurück, als ich vor der Türe ankam und diese auch schon laut aufschlug, so dass Loki – der oberkörperfrei in seinem Bett saß und einer seiner vielen Turteltäubchen dabei zusah, wie sie gerade ihr Kleid wiederherrichtete – zusammenzuckte, ebenso das arme Mädchen.
„Marcy", sagte er und ich fing zu lachen an, während das Mädchen sich geschockt an die Brust fasste und sich ihre roten Locken richtete.
„Du bist selber schuld. Du hast mir versprochen, dass wir uns beim Sonnenaufgang treffen und der ist schon lange vorbei", bemerkte ich amüsiert und sah wie die Rothaarige auf mich zulief.
„Ich habe schon viel über die Schönheit der Prinzessin gehört, aber Ihr seid wahrlich noch viel schöner", sagte sie und schenkte mir ein kleines Lächeln.
„Vielen Dank", sagte ich fröhlich und sah wie verzweifelt Loki wirkte, „Du bist aber auch schön, ich wollte schon immer solche wundervollen Locken haben." Sie lachte darauf erheitert auf und drehte sich wieder zu Loki um.
„Du hast wirklich eine wundervolle Schwester." Mit den Worten ging sie und ich lief auf Loki zu, wo ich mich vor seinem Bett wie gewohnt auf den Teppich setzte und ihn erwartungsvoll anblickte.
„Ja, ich habe eine wundervolle Schwester", murmelte er und stand seufzend auf, wo er sich dann an mich wandte, „Und du machst keinen Blödsinn, verstanden?"
„Würde ich doch niemals", sagte ich vergnügt und er ging ins Bad. Ich stand auch schon wieder auf und hatte natürlich nicht vor auf sein Gesagtes zu achten, sondern lief auch schon zu seinem Schreibtisch, wo ein Stapel Bücher drauf lag und die ich mir genaustens ansah. Sie alle handelten entweder von Magie oder anderen Welten, was ihn schon immer fasziniert hatte und mich hatte das fasziniert, was er mir darüber berichtet hatte. Ich suchte nach irgendwas, was mich interessieren würde und veranstaltete höchst wahrscheinlich ein kleines Chaos auf dem Tisch, ehe ich eines zur Hand nahm, das offensichtlich von Eisriesen handelte und natürlich interessierte mich das.
„Du kannst es niemals sein lassen, oder?", fragte Loki da auch schon, der fertig angezogen auf mich zu lief und ich schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln.
„Ich wollte nur wissen, was du so treibst in deiner Freizeit", bemerkte ich und er schüttelte amüsiert den Kopf.
„Du machst mich manchmal fertig, Marcy", sagte er.
„Und du könntest mir sagen, was du von denen wissen willst?", fragte ich nach und deutete auf das Buch, während er nur schmunzeln konnte.
„Ich informiere mich gerne über unseren Gegner", erklärte er, „Aber jetzt komm, wenn du den Markt besuchen willst." Ich folgte ihm grinsend aus dem Zimmer heraus und gemeinsam liefen wir, ohne jemanden zu sehen, nach außen und weiter zu den Ställen, die etwas Abseits des Palasts waren und wo ich schon von weitem das Geräusch der Tiere vernahm.
„Ich verstehe immer noch nicht, wieso wir unbedingt dorthin müssen", sagte Loki, während er ein Pferd sattelte, denn nach meiner Vergangenheit mit den Tieren, traute mir keiner mehr zu alleine auf einem zu sitzen und ich mir auch nicht.
„Der Markt ist so selten da und außerdem muss ich dort ein Geburtstagsgeschenk für Thor kaufen", sagte ich und sah wie er die Augen verdrehte.
„Schenk ihm jemanden, dem er seine Heldengeschichten erzählen kann und den es dann auch interessiert", sagte er zynisch und ich seufzte schwer.
„Oh Loki, du weißt doch, dass Thor nun einmal so ist", sagte ich und er setzte sich aufs Pferd und reichte mir seine Hand, die ich kurz panisch ansah, denn erpicht darauf, auf dem Tier zu sitzen, war ich nicht, doch wenn ich nicht den halben Tage unterwegs sein wollte zu Fuß, musste ich da durch. Ich schluckte schwer, ehe ich sie seufzend ergriff und er mich dann hinter sich zog, wo ich meine Arme um seinen Bauch schlang und mich dort panisch festklammerte, denn ich hasste es so sehr auf einem Pferd zu sitzen.
„Ja, aber das heißt nicht, dass es mir gefällt", bemerkte er noch und ich musste darüber schmunzeln.
Wir kamen nach einem kurzen Ritt über die wunderschöne Landschaft schließlich an, wo ich den ganzen Trubel mit einem begeisterten Lächeln vernahm und mich jetzt schon freute wieder die Stände zu begutachten und die normalen Bürger Asgards beim Einkaufen zu beobachten. Es tat so gut mal einfach gewöhnlich zu sein. Als wir hielten, half er mir von diesem Monster herunter und gemeinsam liefen wir durch die belebten Straßen, wo ich richtig aufblühte, auch wenn ich verzweifelt darüber nachdachte, was ich Thor bitte schenken könnte, wohingegen Loki seine Zeit damit verbrachte, mich zu fragen, was ich denn kaufen wollte oder er schaute andere Leute mit diesem typischen Loki Blick an, den ich einfach nicht beschreiben konnte, aber der offen zeigte, dass er sich für etwas Besseres hielt.
„Jetzt hilf mir doch mal", jammerte ich und er lachte erheitert auf.
„Kauf ihm einfach eine Waffe. Er liebt Waffen und macht doch auch nichts anderes als mit Waffen zu herumhantieren", sagte er und ich blickte zu den paar Waffenständen.
„Na dann", seufzte ich betrübt und nachdem ich auch eine weitere Stunde Lokis Nerven damit zerstörte, mir zu helfen das beste Schwert auszusuchen, was uns schließlich gelang, ritten wir zurück, wobei wir beide eigentlich fast durchgehend nur lachten – na gut, eigentlich lachte Loki mich eher aus – nachdem das Pferd bei meinem Versuch es zu streicheln angefangen hatte meine Haare aufessen zu wollen. Irgendwie mochten diese Tiere mich einfach nicht.
„Hör auf zu lachen", jammerte ich, als er fast angekommen immer noch am Lachen war.
„Tut mir leid, aber wie schaffst du das bitte immer?"
„Ich sage ja, die Dinger sind böse", schnaubte ich und er sprang immer noch erheitert vom Pferd.
„Sind sie nicht, sie mögen dich nur nicht", bemerkte er und zog mich auf meine Füße runter, wo er mir meine Haare zurückstrich und ich zu ihm auf sah.
„Kann ich gar nicht nachvollziehen."
„Ob du es glaubst oder nicht, ich kann auch nicht verstehen, wie dich irgendwer nicht mögen könnte", entgegnete er und brachte mich damit zum Lächeln.
„Danke, aber jetzt bring das Ding weg, immerhin muss ich das Schwert unbemerkt nach Innen noch bringen", meinte ich und er seufzte auf.
„Dass ich bei solchen Dingen mitmache", sagte Loki kopfschüttelnd, als er das Pferd zurückbrachte und ich stand grinsend daneben.
„Du machst es mir zur Liebe", bemerkte ich und er seufzte schwer.
„Ich weiß, Kleine und nun komm, sonst wird kein Essen mehr übrigbleiben." Er nahm meine Hand in seine und gemeinsam liefen wir nach innen, wo es wunderbar nach dem Abendessen roch und ich nur hoffte, dass noch etwas da war.
„Glaubst du eigentlich, dass man mir endlich erlaubt zu trainieren?", fragte ich nach, da mir das schon beim Markt in den Sinn gekommen war, nachdem ich ein Schwert gesucht hatte. Wie lange würde man mich noch hinhalten wollen? Daraufhin warf Loki mir einen verwunderten Blick zu.
„Sicher, dass das eine gute Idee ist bei deinem Gesundheitszustand?"
„Wenn ich mal auf Riesen-Jagd gehen will, dann muss ich kämpfen können", bemerkte ich und brachte ihn zum Schmunzeln.
„Wir könne morgen mit Vater reden, er kann ja schließlich kaum eine Prinzessin hilflos durch die Welt ziehen lassen irgendwann."
„Besonders eine, die das Talent hat sich in Gefahr zu begeben", warf ich ein und fand den Tag schön. In letzter Zeit hatten Loki und ich nur wenig Zeit nur zusammen verbracht und so war das zur Abwechslung wieder wirklich notwendig gewesen.
Am nächsten Morgen wachte ich wieder einmal früh auf, was vor allem daran lag, dass ich mich fragte, was Odin sagen würde. Ich wollte unbedingt mal selbst beim Trainingsplatz mitmachen dürfen und ich wollte unbedingt lernen, mich selbst zu verteidigen. Es war so aufregend und deswegen sprang ich auch schon von meinem Bett auf und machte mich im Bad fertig, wo ich mir kein Kleid anzog, sondern eine Hose mit einer Tunika zusammen, ehe ich mich auf den Weg machte Loki aufzuwecken, da dieser ernsthaft immer noch schlief, wie hatte er es damals bitte immer geschafft so früh aufzustehen?
Ich schlich mich über den Gang hinweg zu seiner Türe und öffnete diese leise, wo ich doch tatsächlich einen schlafenden Loki vorfand. So friedlich hatte er sicher noch nie in all den Jahren gewirkt und augenblicklich erschlich sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. Immerhin war heute mal kein fremdes Mädchen hier und so leise wie möglich schlich ich mich zu seinem Bett, wo er nur mit einer Hose bekleidet schlief, die Decke nur noch halb auf ihm lag und wo seine Haare unordentlich und wirr aussahen. Am liebsten hätte ich von dem Moment ein Bild, damit ich es niemals vergessen würde, aber man konnte eben nicht alles im Leben haben und so beugte ich mich über ihn und sagte direkt vor seinem Gesicht: „Buh." Mit seiner Reaktion jedoch hätte ich nicht gerechnet. Er schlug tatsächlich überrascht seine Augen auf und schien in einer Art Verteidigungsmodus zu sein, denn er zog mich einfach über sich hinweg auf die andere Seite der Matratze und hatte sich über mich gebeugt, wo ich ihm nur wie erstarrt ansah, bis er bemerkte, dass es nur ich war.
„Marcy", sagte er verwundert und musterte mich kurz, während ich ihm ein kleines Lächeln schenkt und immer noch verdattert war, denn er war so dicht über mich gebeugt und drückte meine Hände in die Matratze hinein. Der Blick, mit dem er mich ansah, war so anders als es sonst der Fall war, noch nie hatte Loki mich so angeblickt und es verwirrte mich sehr, denn plötzlich war ich so aufgeregt. Er legte langsam und immer noch verwundert seine Stirn an meine und ich spürte die Kühle seines Körpers durch mein Oberteil hindurch, als sein Blick sich auf meine Lippen richtete und ich nicht mehr weiterwusste. Wollte er mich küssen? Was würde ich denn dann machen? Sollte ich vielleicht einfach gehen? Zu viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und mein Herz machte sicher Saltos gerade eben, denn das war schräg. Wir zwei hatten noch nie so einen Moment gehabt, natürlich waren wir sehr innig zusammen, doch das hier war anders und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, als Thor mich aus all dem rettete, denn dieser rief lautstark und ganz schön rücksichtslos lautstark durch die Gänge nach mir und hastig rollte sich Loki von mir herunter und ich setzte mich aufrecht hin, als zeitgleich Thor hereinkam und grinsend auf uns zulief.
„Hey kleine Schwester", sagte er und schmiss sich zu uns aufs Bett, wo Loki seufzend aufstand.
„Ich mache mich fertig", sagte er und klang seltsam angespannt, während ich versuchte meine Gedanken von Loki auf Thor zu richten.
„Na, was treibt dich um die Zeit her?", fragte ich ihn mit einer fröhlichen Stimme und spürte immer noch, wie verrückt mein Herz schlug.
„Ich wollte dich fragen, ob du wieder daran interessiert wärst, reiten zu lernen?"
„Bitte was?" Ich sah ihn verdattert an und brachte ihn damit zum Lachen, aber wie kam er denn darauf, dass ich das noch einmal lernen wollte?
„Ich habe dich mit Loki gestern gesehen und du schienst fröhlich gewirkt zu haben auf dem Pferdchen", bemerkte er und ich schüttelte hektisch den Kopf, denn er sollte bloß nicht versuchen mich noch einmal alleine auf so ein Ding zu setzen
„Das war was komplett anderes, aber ich kann sehr gut ohne das Reiten weiterleben", verteidigte ich deswegen mein Leben, als Loki fertig angezogen aus dem Bad kam.
„Thor wirklich, ich habe keine Lust wieder das Geschreie hier zu ertragen, weil du versuchst unsere Schwester umzubringen", sagte er und wich meinem Blick eindeutig aus. Ich sah ihm einfach an, wie krampfhaft er versuchte nicht zu mir zusehen, also hatte ich mir diesen Moment vorhin nicht eingebildet. Wie wäre es wohl ausgegangen, wäre Thor nicht gekommen? Hätte ich dann meinen ersten Kuss von jemanden bekommen, der mein bester Freund war, für einen Großteil unseres Volkes mein Bruder war und mit dem ich auch so gelebt hatte, als wären wir eben das, Geschwister?
„Na gut, na gut, dann mache ich eben nichts", sagte er amüsiert dazu und zog mich auf meine Beine, „Aber was habt ihr schönes denn geplant?"
„Loki wollte mit mir zu Vater gehen, um zu fragen, wann ich endlich trainieren darf", sagte ich und schon funkelte pure Freude in den Augen Thors auf.
„Dann komme ich doch natürlich mit, immerhin muss ich dann gleich mal mithelfen, wenn es soweit ist."
„Du kannst es eigentlich ganz übernehmen", bemerkte Loki daraufhin und ich sah ihn verwundert an, denn was würde das nun werden? „Ich habe eigentlich noch viel zu erledigen und du schaffst es schon Vater zu überzeugen."
„Na dann", sagte Thor, dem an der Sache nichts merkwürdig vorkam und schon zog er mich mit sich und ich sah Loki noch fragend an, doch er mied meinem Blick vollkommen und so stellte ich mich eben mit Thor meinem Schicksal.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top