60. Wo bist du nur?
~Loki~
Es war schwer. Es war so unfassbar fürchterlich schwer nicht völlig die Beherrschung zu verlieren, doch all diese Emotionen, diese lästigen Gefühle in mir brachten mich dazu völlig durchzudrehen. Meine Hände hatte ich zu Fäusten geballt, meine Muskeln waren angespannt und ich war wie eine tickende Zeitbombe, als ich von der Beerdigung stürmte und das geradewegs weiter in mein Zimmer hinein. Ich war nie überemotional gewesen, hatte nie viele Gefühle zeigen wollen, aber wenn ich mit so vielem konfrontiert war und wütend wurde, dann platzte alles aus mir heraus und ich wollte das nicht. Ich wollte standhaft wirken, ich wollte kalt bleiben, aber sie so tot da liegen gesehen zu haben, es war grauenvoll. Ich fühlte mich plötzlich so unfassbar alleine, obwohl ich es nicht einmal war. Lautstark schlug ich meine Zimmertüre hinter mir zu und raufte mir die Haare, während ich tief durchatmete und mich bemühte ruhiger zu werden, nur schaffte ich es nicht. Dieses Zimmer erinnerte mich zu sehr an mein altes Leben Es erinnerte mich so furchtbar daran, wie viel ich selbst zertsört hatte, wie sehr ich meiner geliebten Mutter weh getan hatte. Ich wollte am liebsten mein ganzes Zimmer verwüsten, alles kaputt machen, was ich finde, nur würde selbst das mich gerade nicht glücklich machen, es würde mich nur fertig machen zu sehen, wie wenig ich mich doch im Griff hatte. Das war der Grund, weswegen ich genauso schnell wie ich hier reinkam, wieder rausstürmte und geradewegs in das Zimmer gegenüber lief. Marcys Zimmer.
Sie war zwar nicht da, um mir Trost zu spenden, mich aufzuheitern und für mich da zu sein, aber hier war ich ihr am nahsten, auch wenn ich es sogleich bereute hergekommen zu sein. Ich war plötzlich wieder in dem Zimmer, in dem ich so unfassbar lange nicht mehr gewesen war und in dem sie Monate lang wegen mir getrauert hatte, in dessen Badezimmer sie versucht hatte sich umzubringen, laut Thor. Ich atmete zittrig aus, als ich die Türe hinter mir schloss und mich in dem ordentlich gehaltenen Zimmer umblickte. Es sah fast noch so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Es war voller Bücher, Pflanzen und Bilder, sie hat Bilder ja so geliebt, sie hatten sie immer an Momente und längst vergessene Dingen erinnert, und doch war irgendwas anders, nur konnte ich nicht sagen, was es war. Ich schritt langsam auf ihr Bett zu und setzte mich auf die weiche Matratze.
„Wo bist du nur?", fragte ich leise und legte mich auf ihrem Bett zurück, plötzlich war ich nicht mehr ein erwachsener Mann, der König sein wollte und so vieles erlebt hatte. Ich war einfach nur wieder ein Kind, ein Kind, das seine Mutter vermisste und seine beste Freundin. Marcy war nun einmal eben genau das: Meine beste Freundin. Sie war vielleicht auch noch vieles andere, doch das was sie immer war, immer sein würde und weswegen ich sie überhaupt erst lieben gelernt hatte, war dass sie meine Freundin war. Sie hatte immer an mich geglaubt gehabt, war für mich da gewesen, hatte für mich eingestanden und sie hatte mich über einfach alles gestellt. Ohne sie kam ich mir wieder wie der kleine Junge von damals vor, der Junge, der Tag für Tag Thor und den anderen ausgesetzt war, mitansehen durfte, wie wenig sie sich doch für einen interessierten. Ich war oft genug von ihr getrennt gewesen, doch das hier war anders. Es gab hier eine unfassbar große Ungewissheit, die mich in den Wahnsinn trieb. Ich wusste nicht, ob ich sie jemals wieder sehen würde und auch nicht, ob sie noch lebte... es machte mich verrückt. Verzweifelt krallte ich mich an ihrer Bettdecke fest und vergrub mein Gesicht in ihren Kissen, es fiel mir so schwer noch klar zu denken und doch musste ich es einfach.
„Ich wusste, dass ich dich hier finden würde." Überrascht drehte ich mein Gesicht zu Thor, der an der verschlossenen Zimmertüre lehnte und mich bekümmert ansah. Er litt und wie er litt und eigentlich sollte es mich glücklich machen, nur war ich selbst so unglücklich und so voller Hass.
„Was willst du Thor? Dich an meinem Leid vergnügen?", spottete ich kraftlos. Ich war nicht in der Stimmung mit ihm zu sprechen, mit überhaupt irgendwem zu sprechen.
„Ich bin nicht du", bemerkte er genervt von meiner Aussage und lief auf mich zu, wo er sich einfach mit auf ihr Bett setzte.
„Was willst du dann?"
„Es ist witzig, dass ich dich hier gefunden habe", erzählte Thor nur, ohne wirklich auf meine Frage zu antworten, dabei sah er sich lächelnd in dem Zimmer um, als würde er sich an Dinge erinnern. Ich selber würde es vermutlich auch können, nur war ich nicht in der Stimmung mich an vergangene Momente zu erinnern, mögen sie noch so schön gewesen sein, „Damals, als du gerade eingesperrt wurdest, da habe ich sie eines morgens in deinem Zimmer gefunden." Wie von alleine hoben meine Mundwinkel sich kurz an, als er das sagte, doch es half nicht af Dauer und ich verstand nicht, was er wollte, was wollte er mir sagen?
„Ihr beide macht so unbewusst exakt die selben Dinge, dass ich nicht länger leugnen kann, dass ihr wohl zusammen gehört, aber dennoch will ich sie niemals mehr bei dir sehen", sprach er weiter und unsere Blicke trafen sich dabei, „Du wirst sie glücklich machen, aber du wirst auch ihr Ende sein. Ich weiß es, sie weiß es, sie hat es mir selber gesagt und mir das hier dabei gegeben, damit sie von dir los kommt." Dabei hielt er das Armband hoch, das ich Marcy einst geschenkt hatte und das sie nie abnehmen wollte, es nur wohl schon vor einiger Zeit hatte, „Und du weißt es in deinem tiefsten Inneren auch, Loki."
„Ich würde ihr nie auch nur ein Haar krümmen", spuckte ich hasserfüllt aus und dachte an alles was war. Ich selber hatte ihr direkt vielleicht nie Schmerzen zugefügt, aber wegen mir hatte sie gelitten! Sie war traurig gewesen, sie hat versucht sich umzubringen, sie wurde beinahe von Eisriesen umgebracht, sie starb beinahe auf Midgard und nun würde sie vielleicht sterben, weil meine Feinde sie hatte. Ich würde ihr Ende sein, doch ich konnte nicht auf sie verzichten.
„Du nicht, aber deine Taten", seufzte Thor verbittert und reichte mir das grüne Armband, wo die vielen kleinen Smaragde im schwachen Licht leuchteten.
„Wenn es das ist, was du mir sagen wolltest, dann darfst du wieder gehen", brachte ich gereizt hervor und hatte Schwierigkeiten meine ganzen Emotionen zurück zuhalten. Zu gerne würde ich ihn anschreien, meine Wut rauslassen, aber ich musste mich benehmen, es ging um zu viel.
„Ist es nicht, ich bin eigentlich gekommen, weil wir handeln müssen, Loki!" Nun war ich aufmerksam. Thors Stimme klang nicht mehr frustriert oder voller Trauer und Schmerz, nein, ich hörte eindeutig den Thor heraus, der heldenhaft sein wollte, der keine Angst vor gar nichts hatte und der sicher etwas ganz, ganz blödes machen wollte, doch den Thor brauchte ich wohl gerade eben.
„Was kam dir in den Sinn?", fragte ich nach und sah ihn erwartungsvoll an, steckte dabei das Armband weg.
„Wir retten sie. Wir retten sie und Jane und beenden das alles!"
„Und wie?", fragte ich nach und mir gefiel seine Einstellung immer mehr.
„Odin ist gerade zu sehr am Ende, um etwas zu machen, also werden wir etwas machen. Du kennst jeden geheimen Weg von hier aus, Jane muss den Äther los werden und wir brauchen Marcy. Selbst wenn wir ihnen dich und Jane ausliefern würden, würden sie Marcy nicht gehen lassen und den Äther dürfen sie nicht kriegen."
„Also willst du sie austricksen", meinte ich und fand seinen Vorschlag gut, er war zwar noch nicht genaustens durchdacht, doch wir würden nicht länger rumsitzen und nichts tun, wir würden handeln und auch wenn ich es Thor niemals sagen würde, dieser verdammte Äther und die Sterbliche waren mir was das anging egal. Ich würde Marcy retten, zu jedem Preis!
„Und mit wem würde das besser gelingen, als mit dir?", fragte Thor lächelnd und ich wusste, dass einen solchen brüderlichen, friedlichen Moment wie diesen, es vielleicht nie wieder zwischen uns geben würde, doch gerade war er da.
~Marcy~
Es war unfassbar kalt. Umgeben von Metall zu sein war eben alles andere als angenehm. Ich konnte nur da liegen, zitterte jämmerlich und hatte meine Beine so eng ich nur konnte an mich gezogen, doch in diesem dünnen Kleid spürte ich deutlich das kühle Metall unter mir und es gab nichts, was mir helfen würde. Meine Kehle schrie nach Wasser, ich hatte Hunger und Angst. Ich hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen würde, was draußen vor sich ging, aber es war nichts Gutes, nein es konnte nichts Gutes sein.
Ich war nichts als eine Schachfigur in einem Spiel, mit dem ich nichts zu tun, von dem ich nichts länger wissen wollte, doch ich würde dem nie mehr entkommen. In dem Moment, wo Thor mich damals gefunden hatte, war mein Schicksal besiegelt und für den Preis meines Lebens müsste ich mit so viel Leid bezahlen.
Ich wimmerte leise auf, als ich meine Arme enger an mich zog und diese dabei höllisch schmerzten. Malekith hatte sich einen netten Spaß daraus gemacht, seine Leute dazu zu beauftragen mich wie Dreck zu behandeln und ich wusste, dass ich die blauen Flecken an meinen Armen kaum mehr zählen konnte.
Quietschend ging meine Türe da auch schon laustark auf und überrascht setzte ich mich aufrecht hin und sah panisch zu dem mir unbekannten Ding von Mann, der schrecklich schaurig wirkte, vor allem mit diesem finsteren Gesichtsausdruck, wobei die Tatsache, dass er die Türe hinter sich zu zog, nicht weiter half. Es ging wieder von vorne los. Sie ließen mich nicht schlafen, sie würde mir keine Ruhe schenken.
„Da ist ja unsere neue Gefangene", lachte er, wobei sein Lachen wirklich nicht wie ein Lachen klang, vielleicht eher als würde er ersticken und kurz husten, um nicht umzukommen.
„Was willst du?", fragte ich nach und klang nicht wirklich standhaft oder mutig, man hörte meine Unsicherheit deutlich heraus, doch alleine mit einem fremden männlichen Wesen in einem solchen Raum zu sein, deutlich unterlegen zu sein, es gefiel mir nicht, ganz und gar nicht.
„Malekith meinte, ich soll versuchen dir eine Botschaft zu vermitteln", sagte er schlicht und ehe ich mich versah, spürte ich einen Schlag an meiner linken Wange und hielt mir diese geschockt, nachdem er mir eine verpasst hatte, „Als hochgeborenes Miststück hast du sicher nie zu spüren bekommen, wie es wäre nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden, nicht wahr?" Ich war viel zu überrumpelt von seiner Tat und den Gedanken, was alles geschehen könnte, ich wusste einfach, dass nichts Schönes geschehen würde, doch seine Worte machten mich gleichzeitg auch so wütend, dass ich meine Hand sinken ließ und ihn zornig anfunkelte. Er hatte doch überhaupt keine Ahnung! Samthandschuhen, dass ich nicht lache!
„Ich halte schon mehr aus", erwiderte ich kalt und erinnerte mich daran, dass ich grausame psychische Schmerzen erlitten hatte und sie überlebte. Wie schlimm konnten körperliche Schmerzen dann noch sein? Nichts würde das jemals toppen können.
„Dein vorlautes Mundwerk treibe ich dir noch aus", knurrte er nicht begeistert von meiner Antwort und hob seine Hand schon zum Schlag, als die Türe aufging und ich schwer schluckte, als ich Malekith erblickte, der recht erfreut zu sein schien.
„Ich weiß, dass du ihr gerne noch mehr Manieren beigebracht hättest, jedoch müssen wir das auf später verschieben, wir haben Besuch erhalten", verkündete dieser und ich schlang meine Arme schützend um mich, mit der Angst, was nun kommen würde.
„Was für einen Besuch?"
„Ein paar Asen sind hier um zu verhandeln", lachte Malekith rau und schritt auf mich zu, wo er mich nicht wirklich sanft am Arm packte und hoch riss, wo ich taumelnd fast wieder hingeflogen wäre, wenn er mich nicht mit seinem Griff schmerzvoll davon bewahrte. Ich biss meine Zähne zusammen, dachte daran, vielleicht gerettet zu werde, doch eigentlich wusste ich, dass egal was auch war, es nicht gut ausgehen würde.
Heyho :) Ich sollte mich schämen für diese Verspätung, aber wirklich, ich bin gestresst wie sonst was und dieses Kapitel hat mich auch zu fertig gemacht xD Ich versuche mich zu bessern.
Kleine Frage: Geht einer von euch zum Bring me the Horizon Konzert am Dienstag in Frankfurt oder lebt dort? Ich bin immer bereit für spontane Freak Treffen :P Naja, ich nerve nicht weiter, ich liebe euch alle meine Kinder xx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top