56. Unerwarteter Besuch
Jemandem nahe zu sein, den man liebte, den man begehrte, für den man sterben würde, es war das unbeschreiblichste Gefühl von allen. Ich wünschte mir nichts sehnlicheres, als dass das bisschen an Zeit, die uns übrig geblieben war, niemals mehr enden würde. Ich wollte am liebsten für immer nur zusammen mit Loki in diesem Bett liegen, in seine strahlenden, grünen Augen sehen können, die schon immer eine gewisse Macht ausstrahlen konnten, ein gewisses Feuer, das jede Zelle in mir mit neuem Leben erwecken konnte. Ich wollte in seine Augen sehen, sehen wie er gefangen von meinem eigenen Blick war, wie er nicht anders konnte als zu lächeln, weil er so zufrieden mit sich wäre mich so in seinen Bann gezogen zu haben. Ich wollte für immer da liegen, ihn über mich gebeugt wissen, seinen nackten Körper berühren dürfen und einfach die Gewissheit haben, dass er nur mir gehörte, dass er immer nur mir gehören würde, genauso wie ich immer nur ihm gehören würde und dass uns nicht einmal eine verfluchte Zelle voneinander fernhalten könnte. Nichts auf der Welt würde das schaffen, außer uns zwei. Wir beide waren unser größter Feind.
Das Problem war eben schon immer die Tatsache gewesen, dass wir zwei uns nicht gut taten. Wir passten so gut zusammen, dass wir nicht anders konnten als uns gegenseitig zu zerstören. Es war einfach eine zu zerstörerische Liebe, die wir besaßen. Ich hatte die Macht, das Beste in Loki hervorzuholen, Licht in seiner dunklen Seele zu erkennen, ihn zu beeinflussen, nur hatte das eben einen Preis. Der Preis war so hoch seine Seele zu retten, denn wenn ich ihn wollte, würde es meine eigene Seele kosten. Irgendwie hatte ich das schon immer gewusst und ich hatte auch immer gewusst, dass ich bereit dafür wäre den Preis zu zahlen. Ich liebte ihn eben so sehr, dass ich ohne zu zögern mich aufgeben würde für ihn und das war alles, aber keine gesunde Liebe.
„Marcy", hauchte Loki leise und strich mir dabei sanft eine Strähne meiner wirren Haare hinters Ohr. Ich spürte, wie ich eine Gänsehaut bekam, als er meinen Namen sagte und einfach wie von alleine lächeln musste. Ich glaube, es gab niemanden, der meinen Namen so wunderschön aussprechen konnte wie er. Wenn er ihn sagte, dann war so viele Liebe in seiner Stimme, dass es mir jedes mal die Tränen in die Augen trieb.
„Ich liebe dich", sagte ich deswegen leise, bevor er irgendwas weiteres hätte sagen können und ich sah, wie glücklich ihn diese Worte machten. Es war verständlich, schließlich war es unklar für ihn gewesen, wie es um meine Gefühle für ihn stand, nach allem was wir durchmachen mussten, nur eigentlich sollte ihm auch klar sein, dass ich ihn wohl immer lieben würde, egal wie wenig ich es auch wollte.
„Ich weiß", meinte er und zog mich auf seinen Schoß, wo ich lachend meine Arme um seinen Nacken schlang und ihm einen flüchtigen Kuss gab, denn leider wurde mir nur wieder bewusst, wie begrenzt unsere Zeit nun einmal war. Mein Verschwinden war sicher schon längst aufgefallen und ich wollte keine Panik riskieren.
„Ich muss gehen." Es fiel mir so schwer es laut auszusprechen, diese Zweisamkeit zu zerstören, nur war unsere Zeit vorbei. Der kurze Moment des Glücks war vorüber und ob ich es wollte oder nicht, ich müsste mich meinem Leben mal wieder stellen.
„Ohne dich werde ich hier vergehen", sagte Loki dazu lediglich und fing an meinen Hals mit Küssen zu bedecken, was es so viel schwerer machte zu gehen, nur konnte ich nicht ewig bleiben, auch wenn die Vorstellung, für immer eigesperrt mit Loki zu sein, verlockend war.
„Dennoch kann ich nicht bleiben. Man sucht sicher schon nach mir", machte ich ihm klar und löste mich widerwillig von ihm, ehe ich von seinem Bett aufstand und meinen Schlafanzug wieder anzog, ebenso machte er sich daran sich wieder anzukleiden. Ich konnte nicht anders als mich derweil zu fragen, wie es nun weitergehen würde. Müsste ich mich nun immer hier her schleichen, um das Bisschen an Zeit mit ihm heimlich nutzen? Sollte ich es doch versuchen es sein zu lassen? Aber noch während ich daran dachte, verwarf ich den Gedanken. Ich könnte nicht ohne ihn leben, das wusste ich ja ganz genau. Jedes mal, wenn ich von ihm getrennt war, drehte ich völlig durch und ich wollte doch nur endlich ein friedliches, geordnetes Leben haben können. Vielleicht sollte ich einfach wirklich wie Frigga es wolle mit ihm fliehen. Ich würde es schaffen ihn hier rauszuholen und dann könnten wir zwei irgendwo anders ein glückliches Leben führen. Vielleicht würde Thor, wenn er irgendwann Allvater wäre, uns ja verzeihen und uns sogar friedlich in Asgard leben lassen? Es war eine schöne Vorstellung und es wäre die einzige Zukunft, die wir hätten. Eine andere Option gab es einfach nicht und egal wie schwer es sein würde, so würden wir mit Sicherheit das Beste daraus machen können, das wusste ich.
„Worüber denkst du nach?", fragte Loki mich leise und schlang seine Arme von hinten um meine Taille, wo er mich an sich zog und ich traurig meine Augen schloss. Wie gerne würde ich nur hierbleiben. Ich wollte nicht gehen müssen, mich Aras stellen und so tun, als wäre ich glücklich, doch ich würde nie ohne Loki glücklich werden können, niemals. Egal wie viel Schmerz und Kummer er mir auch bereitet hatte, ich hatte ihm verziehen. Es war vielleicht naiv, doch früher oder später würde ich ihm wahrscheinlich immerzu alles verzeihen. Genau deswegen war unsere Liebe eine Gefahr für uns beide.
„Darüber wie sehr ich dich liebe", hauchte ich zur Antwort und drehte mich zu ihm um, wo ich nicht anders konnte, als mich auf meine Zehenspitzen zu stellen und ihn zu küssen. Wer konnte schon wissen, wie lange wir ohneeinander auskommen mussten? Ich wollte zur Sicherheit so viel Loki wie nur möglich gehabt haben. Ich wollte mich daran erinnern können, wie weich sein Haar war, wie süß seine Lippen schmeckten und wie kalt seine Haut doch eigentlich war.
„Ich liebe dich auch, aber du solltest nun wirklich gehen, wenn du nicht willst, dass ich dich hier festhalte", murmelte Loki und ich musste grinsen, denn diese Worte hatten etwas verlockendes an sich.
„Ich werde wiederkommen", versprach ich ihm und bemühte mich darum stark zu sein, als ich von ihm trat und durch das Glas lief. Dennoch spürte ich deutlich, wie sehr mein Herz brach und wie quälend diese Trennung zu ihm war, zwar war es nur eine Wand und doch fühlte es sich an wie tausende von Welten.
„Wieso wusste ich nur, dass ich dich hier finden würde?" Ich hätte beinahe aufgeschrien, als die ganze so fiedliche und unbeschwerte Stimmung ganz plötzlich durch das ertönen Odins Stimme vernichtet wurde und ich mich zu diesem umdrehte, der alles, aber nicht erfreut wirkte, so wie er hinter mir stand und wütend von Loki zu mir sah. Bei allen Göttern, das würde Ärger geben.
„V-vater", stammelte ich nur völlig unbeholfen, wusste gar nicht, was ich sagen oder machen sollte und sah deswegen hilfesuchend zu Loki, der seinen arrogantesten Blick aufgesetzt hatte und Odin mit so viel Abscheu ansah, dass er keinerlei Ähnlichkeiten mehr zu dem Loki von vor wenigen Sekunden hatte.
„Wie schön, du willst mich endlich besuchen", sagte er spöttisch an Odin gerrichtet, während ich ängstlich meine Arme um mich selbst schlang und das Gefühl hatte, als wäre die Temperatur hier unten gerade deutlich gesunken.
„Sei nicht albern, Loki! Ich war voller Sorge um Marcy, die nirgends aufzufinden war und in ihrem kranken Zustand doch überhaupt nicht weiß, was sie macht!"
„Krank?", fragte Loki da deutlich sanfter nach und sah zu mir, doch ich schloss nur verzweifelt meine Augen und hatte das Gefühl mir würde bald der Kopf platzen.
„Sie war zwei Tage lang nicht bei Bewusstsein, wacht auf und ist verschwunden. Sie ist nicht zurechnungsfähig und du nutzt das natürlich aus!", sagte Odin wütend, was mich dazu brachte auch mal was zu sagen, denn er hatte kein Recht über meinen Verstand zu reden, als wäre ich psychisch labil.
„Ich bin nicht verwirrt oder sonst was! Ich bin gesund und wollte Loki sehen und das kann mir keiner verbieten, nicht einmal du!", zischte ich nämlich abfällig und wusste, dass das Konsequenzen mit sich bringen würde.
„Ich kann und werde es dir aber verbieten! Du bist meine Tochter und ich bin der König!"
„Was willst du dagegen machen? Mich auch einsperren? Aber nein, das kannst du nicht, weil dann würdest du mich nicht mehr mit Aras verheiraten können", schrie ich ihn an und spürte wie Tränen sich in meinen Augen sammelten. Dass alle Gefangenen uns belauschten, interessierte mich auch schon nicht mehr. Ich war einfach so wütend und so frustriert von allem. Wieso musste das Leben nur so kompliziert sein? Wieso musste Odin nur so unfassbar ungerecht sein? Natürlich hatte Loki Fehler begangen und diese waren grauenvoll, aber als liebender Vater konnte man eigentlich nicht so herzlos sein! Jeder verdiente eine zweite Chance, schließlich gab ich Loki auch eine und mir persönlich hatte er viel mehr Leid angetan als Odin!
„Marcy, ich beschütze dich doch nur", sagte Odin nun ganz väterlich sanft und wollte nach meiner Hand greifen, doch ich wich sofort zurück.
„Vor was?"
„Vor dem Monster in dieser Zelle!", sagte er schlicht und ich hörte Loki amüsiert auflachen, während ich ihn nur entsetzt ansah.
„Monster?"
„Hast du vergessen, was er ist? Ich habe Jahrhunderte nicht akzeptieren wollen, dass er dieses Blut in sich trug, dachte die richtige Erziehung würde ausreichen, um ihn nicht wie Seinesgleichen werden zu lassen, doch du siehst, wozu er fähig ist."
„Wie kannst du das nur sagen?", hauchte ich erschüttert von seinen grauenvollen Worten und sah selbst Loki an, dass es ihn getroffen hatte. Er versteckte dies zwar hinter seiner arroganten Maske und doch waren die Worte verletzend gewesen.
„Verzeihe mir, dass ich nie der perfekte Sohn wie Thor gewesen bin."
„Ich will dich nur daran erinnern, dass er eines der Monster ist, die deine Familie getötet hatten, Marcy", sprach Odin weiter, ignorierte Loki dabei, „Er trägt die selben Gene in sich, jederzeit dazu bereit unschuldige umzubringen."
„Hör auf damit!", sagte ich schmerzvoll von diesen grausamen Worten und schüttelte panisch den Kopf, denn ich wollte nichts mehr davon hören müssen! Loki war nicht wie die anderen Eisriesen, ich wusste das.
„Sieh nur was für eine Gefahr von ihm ausgeht. Er hat Leben auf Midgard genauso zerstört, wie sein Volk es bei dir getan hatte."
„Hör auf ihr solche Dinge in den Kopf zu setzen", zischte Loki abfällig, während ich wusste, dass ich einfach nur weg wollte, denn egal wie wenig ich es auch wollte, so gingen Odins Worte mir nahe. Es war eine Tatsache, über die ich mir schon so oft den Kopf zerbrochen hatte, doch jedes mal hatte ich Lokis Taten verdrängt und wollte sie nicht mit dem vergleichen, was mir selbst passiert war.
„Ich sage nur, wie es ist!", schrie Odin zurück und ich tat das einzige, was ich gerade machen konnte, ich drehte mich um und rannte ohne auf die beiden streitenden Männer zu achten aus dem Raum und weiter die Treppen nach oben. Ich wollte nichts mehr davon hören, mir keine Standpauke anhören müssen, wie falsch mein Benehmen war und auch nichts schlechtes mehr über Loki. Aus diesem Grund ging ich auch gar nicht erst in mein Zimmer, wo Odin mich als erstes aufsuchen würde, sondern rannte blindlings durch die Gänge und würde mich in irgendeinem leeren Raum niederlassen, wozu es gar nicht erst kam, als ich da auch schon gegen Thor rannte.
„Verflucht nochmal, Marcy", sagte dieser erleichtert mich zu sehen und drückte mich an sich, „Ich hörte wie man nach dir suchte und war voller Sorge, wo warst du bitte?"
„Loki" nuschelte ich verlegen und löste mich von ihm, wo ich verwundert die Frau an seiner Seite bemerkte, die genauso groß war wie ich, typische Kleidung aus Midgard trug und ein wenig verloren wirkte.
„Wieso warst du denn bei Loki?", fragte Thor jedoch weiter nach, als würde er nichts sonderbares an der Tatsache finden, dass er eine Frau aus Midgard dabei hatte.
„Ich habe ihn gebraucht, aber willst du mir nicht lieber sagen, was hier los ist?"
„Oh, ja", sagte Thor nun plötzlich weniger besorgt und ernst, sondern plötzlich wie ein verliebter Trottel, der mir stolz die Frau präsentierte, die ich somit wohl als Jane ausmachen konnte.
„Das ist Jane Foster und Jane, das ist meine liebliche kleine Schwester Marcy." Jane schenkte mir daraufhin ihr schönstes Lächeln und ich konnte verstehen, dass Thor sie so sehr mochte. Sie war wunderschön und wirkte bis jetzt schon mal auch freundlich.
„Es freut mich sehr dich kennen zu lernen, Thor hat mir so viel über dich erzählt", sagte Jane offen und ich konnte nicht anders als sie in die Arme zu schließen. Nach all den Monaten, wo ich für Thor bei Heimdall mich nach ihr erkundigt hatte, war es fast schon so, als würde ich sie selber seit Ewigkeiten kennen.
„Und ich freue mich auch, aber wieso ist sie denn hier?", fragte ich nach und löste mich aus der Umarmung.
„Es gab so kleine Schwierigkeiten, nichts worüber du dich sorgen müsstest", wimmelte Thor ab und verwirrte mich nur noch mehr damit. Ich konnte mir vorstellen, dass Odin nicht einfach so erlauben würde normale Menschen hier herzuholen.
„Aber..."
„Kein aber. Du solltest eigentlich im Bett sein und nicht im Schlafanzug durch die Gänge irren", unterbrach er mich und ich realisierte da erst wieder, dass ich ja immer noch meine Schlafsachen trug.
„Oh."
„Ich kann sie ja begleiten. Du wolltest doch sowieso mit deinem Vater sprechen", ergriff Jane nun das Wort und ich sah Thor flehend an, denn Gesellschaft wäre gerade nett und außerdem wollte ich die Flamme meines Bruder mal näher kennen lernen.
„Na gut", seufzte dieser nicht sehr begeistert, „Aber du überforderst sie nicht mit irgendwas, Marcy. Und egal was sie auch über mich sagt, es ist eine Lüge, Jane." Mit den Worten ging er und ich nahm Jane einfach an die Hand und zog sie mit mir in Richtung meines Zimer, wobei ich verzweifelt vesuchte einfach nicht mehr an Loki oder Odin zu denken.
Heyho :) Hier ist wieder ein neues Kapitel, dieses mal etwas kürzer, aber ich hoffe euch gefällt es dennoch. Ja Odin ist wiedereinmal der beste Vater des Jahres xD Im nächsten Kapitel ist was aus Lokis Sicht und jaaaaa bald wird es schön dramatisch :P xx
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