4. Die neue Tochter *

Wieder einmal konnte ich nur im Bett liegen und an meine Eltern denken. Das alles war nun sicher über einen Monat her und doch nahm der Schmerz kein wenig ab. Ich hatte in den letzten Tagen mich deutlich besser mit Loki angefreundet, der eine noch größere Hilfe war mit dem Schmerz klarzukommen als Thor und doch war es so schrecklich wie am Anfang, wenn ich alleine war. Fast jede Nacht wachte ich von einem Albtraum geplagt panisch auf und war eigentlich nur froh, dass es niemand mitbekam, da Frigga sowieso viel zu fürsorglich war und Thor sich sonst dazu verpflichtet gefühlt hätte, mich mit irgendwelchen Witzen dauerhaft aufzuheitern. Ich seufzte schwer, als ich mich aufrappelte und ins Bad begab, wo ich mich selbst versuchte herzurichten und einfach irgendein Kleid anzog. Fertig gewaschen begab ich mich wieder in mein Zimmer, wo auch schon ein grinsender Thor stand.

„Was machst du denn hier?", fragte ich lächelnd nach, während er sich auf mein Bett warf.

„Dir ein Geschenk machen", sagte er fröhlich und ich sah ihn schräg an, denn was meinte er? Ich setzte mich zu ihm aufs Bett, wo er mit einer meiner Haarsträhnen spielte, ehe er breit zu grinsen begann, „Willst du denn gar nicht wissen, was es ist?"

„Du wirst es mir sowieso gleich sagen", bemerkte ich und er lachte auf.

„Da hast du recht. Also, ich habe Vater gefragt, ob es nicht vorteilhaft wäre dich dem Volk vorzustellen und deswegen wird es noch heute Abend zu deiner Ehre ein Fest geben."

„Ein Fest?", fragte ich wirklich verwundert nach und er nickte fröhlich.

„Genau und Mutter wird sicher gleich mit deinem Kleid kommen", sagte er und ich lächelte breit, denn das war wirklich ein liebevolles Geschenk.

„Oh danke", sagte ich und umarmte ihn, als meine Türe aufging und ich zu Loki sah, der kurz überrascht zu Thor blickte, ehe er wieder zu mir schaute.

„Also wurde dir die frohe Botschaft verkündet?", fragte er nach und schloss die Türe hinter sich, während er auf uns zulief und sich dann ebenfalls zu uns aufs Bett setzte.

„Es ist wirklich wundervoll", sagte ich lächelnd und schon stand Thor mit Schwung wieder auf.

„Ich habe dafür noch eine Menge zu erledigen mit den anderen. Aber wir sehen uns heute Abend, kleine Schwester und du Bruder passt schön auf sie auf." Mit den Worten lief er auch schon aus dem Zimmer und ich sah zu Loki, der mich nachdenklich musterte.

„Ist was?", fragte ich deswegen verlegen nach und er schüttelte lächelnd den Kopf.

„Nein, aber du hattest wieder einen Albtraum", bemerkte er und machte mich damit wirklich sprachlos, denn woher wusste er das bitte? „Ich kriege mehr mit, als du wohl denkst." Er lächelte nun breit und ich sah ihn immer noch verwundert an.

„Aber wie?", fragte ich deswegen leise nach und kam mir gleich wieder so verloren vor.

„Ich wache in letzter Zeit ungewöhnlich früh auf und sobald ich mein Zimmer verlasse, höre ich dich, wie du dich abquälst im Schlaf", sagte er und ich seufzte schwer über diese Tatsache, denn eigentlich hatte ich ja gewollt, dass es eben keiner mitbekam.

„Das wird schon wieder."

„Ich überlege mir schon immer dich einfach aufzuwecken, aber ich bezweifle, dass das auf Dauer eine Lösung ist", sagte er und ich ließ mich zurück in die weiche Matratze fallen.

„Wahrscheinlich eher nicht, aber irgendwann wird es vergehen wahrscheinlich." Meine Stimme klang kein wenig zuversichtlich dabei, aber eigentlich konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass ich den Tod der beiden jemals überwinden würde. Wer hatte schon das große Glück haben dürfen seine Eltern sterben zu sehen? Nachdenklich fuhr ich dabei an meiner Seite die Narbe entlang, die ich nun auf ewig mit mir herumtragen würde und blickte zu Loki, der sich ebenfalls zurückfallen ließ und nachdenklich an die Decke starrte.

„Immerhin ist mit deinem Erscheinen alles ein wenig unterhaltsamer hier geworden", murmelte er und ich lächelte ihn an.

„Freut mich zu hören, auch wenn Thor über diese Aussage beleidigt wäre", kicherte ich und er schaute wieder zu mir.

„Wieso das denn?"

„Naja, in seinen Augen ist doch alles was er macht eine spannende, heldenhafte Nummer und daran ist nichts langweilig", erklärte ich amüsiert und wusste, dass ich ihn mit solchen Dingen besonders glücklich machen konnte, denn anscheinend fand Loki es toll, wenn mal nicht jeder immer nur Gutes über den lieben Thor zu sagen hatte. Ich hatte zwar rein gar nichts gegen meinen anderen Bruder und hatte ihn jetzt schon in mein Herz geschlossen, doch wenn es Loki glücklich machte, dann würde ich mich liebend gerne auch weiterhin über Thor lustig machen.

„Er wäre völlig erschüttert gewesen", sagte Loki lachend und seine grünen Augen wirkten dabei so lebendig und voller Freude, als die Türe aufging und ich erschrocken zu Frigga sah, die gefolgt von mehreren Zofen und irgendwelchen Paketen und Verpackungen hereinkam.

„Meine Liebe, jetzt werden Kleider anprobiert", sagte sie und ich sah fast schon verstört zu all den Sachen, denn wie viele Kleider waren das bitte?

„Viel Spaß dabei", sagte Loki sichtlich erheitert über meinen Gesichtsausdruck und stand vom Bett auf.

„Wo willst du denn hin?", fragte ich ihn flehend und sprang ebenfalls auf.

„Das tue ich mir sicher nicht an", erklärte er und ich seufzte frustriert.

„In deinem Zimmer liegen deine Sachen schon Loki Schatz und ich komme dann und schaue nach, ob du es wirklich angezogen hast", trällerte Frigga auch schon und ich warf ihm eine letzten bittenden Blick zu, was er nur schmunzelnd zur Kenntnis nahm, ehe er ging und ich mich meinem Schicksal stellen musste.

Stunden wurde ich in Kleider gezwängt und musste Schuhe anprobieren. Es war wie eine Horror Show und auch wenn ich es immerzu geliebt hatte neue Kleider anzuprobieren, in denen ich wie eine Prinzessin aussah, so war es dieses Mal einfach schrecklich, es dauerte einfach zu lange und an allem hatte Frigga etwas auszusetzen oder sie schwärmte darüber, wie hinreißend ich aussah und dann mussten die ganzen insgesamt 6 anwesenden Zofen ihr immer zustimmen. Es hatte etwas witziges zumindest auch an sich, jedoch wollte ich es einfach nur noch überstanden haben.

„Das ist es", durchbrach Frigga schließlich die Stille, als sie mich mit großen Augen in dem Kleid musterte. Es war grün, bodenlang und wirkte zwar recht luftig vom Stoff her, jedoch gab ich Frigga recht, denn es war schön.

„Es ist wirklich schön", hauchte ich beeindruckt und drehte mich vor dem großen mit einem goldenen Rand verzierten Spiegel.

„Eigentlich wollte ich nichts Grünes für dich, da ich euch allen unterschiedlichen Farben geben wollte und grün immer ein Loki Ding war, doch es passt so schön, besonders passt es so wundervoll zu deinen Augen." Ich lächelte breit und konnte nicht anders als auf sie zuzulaufen und sie in meine Arme zu nehmen. Es war zwar schmerzvoll nun von jemand anderen als meiner Mutter angekleidet zu werden, doch das musste ich nun darüberstehen. Sie schloss mich begeistert in ihre Arme und strich mir behutsam über den Kopf.

„Und nun werden dir noch die Haare gemacht und du bist das hübscheste kleine Prinzesschen überhaupt", sagte sie und ich seufzte schwer, denn das würde auch noch dauern. Während des Ankleidens hatte man uns Essen vorbeibringen müssen und irgendwann hatte Thor nach uns gesehen, ebenso Odin, doch beide sind schnell wieder geflüchtet, als sie das Ausmaß der Sache erkannten.

Als wir schließlich nach Stunden an Arbeit endlich fertig waren mit dem Werk, hatte ich meine Haare nach oben gesteckt bekommen und kam mir wirklich wie eine Prinzessin vor oder eine Fee. Es war wirklich ein schönes Gefühl zu wissen, dass all das nur einem selbst zu Ehren war und geschmeichelt folgte ich deswegen meinen Zofen nach außen, da Frigga zu ihren Söhnen geeilt war, um nachzuforschen, ob sie sich auch schön brav angekleidet hatten

„Prinzessin, Sie sehen umwerfend aus." Ich sah zu Thor, der in einer Mischung aus rot und silber gekleidet war und dessen blonde Mähne ordentlich nach hinten gekämmt wurde, als er mir schon grinsend seinen Arm reichte.

„Vielen Dank", kicherte ich fröhlich und hakte mich bei ihm ein, ehe ich mich mit vor den Thronsaal ziehen ließ, wo schon laute Musik erklang und ich ein Stimmengewirr hören konnte.

„Aufgeregt?", fragte er mich und ich nickte leicht, denn eigentlich war das wirklich seltsam, „Keine Panik, ich bin ja da." Er nahm meine Hand beruhigend in seine und ich war erleichtert, als wir vor der Türe auf Frigga und Loki trafen. Frigga trug ein goldenes Kleid, das ihr wunderbar stand, während Loki ebenfalls toll aussah mit seinem im gleichen grün getauchten Outfit wie mein Kleid es hatte.

„Hübsche Farbe", bemerkte Loki und ich lächelte ihn an

„Kann ich nur weitergeben."

„Also gut meine Lieben. Wir gehen da gleich hinein und zwar gehst du Thor mit Marcy voraus und Loki geht mit mir nach. Ihr müsst nichts sagen, euer Vater übernimmt alles", erklärte Frigga ebenfalls leicht aufgeregt und ich nahm dankend Thors Arm erneut entgegen, als die Türe auch schon aufging, wo die Musik verstummt war und ich lief mit Thor gemeinsam nach vorn auf den Thron zu, wo Odin lächelnd saß.

„Meine wunderbare Familie", ertönte Odins Stimme und er stand auf, als wir alle vorne ankamen, wo er Thor auf die Schulter klopfte, Loki über den Kopf strich und meine Stirn küsste, ehe er Frigga einen Kuss auf die Wange gab. Es war seltsam wie ein Teil dieser Familie behandelt zu werden, jedoch gewöhnte ich mich wohl langsam daran.

„Wie sich sicher schon herumgesprochen hatte, ist dieses Fest meiner wunderbaren Tochter Marcy zu Ehren", erklärte Odin und ich war wirklich erstaunt, wie offen er mich doch als Tochter vorstellte. Ich sah derweil unsicher in die Menge, wo ich Fandral, Volstagg, Sif und Hogun ausmachen konnte, ehe Odin weitersprach: „Unsere kleine 5 Jahre alte Prinzessin wurde bisher von uns immerzu eher aus der ganzen Königssache herausgehalten, doch da sie nun alt genug ist, bin ich froh euch Prinzessin Marcy vorstellen zu können." Hatte ich mich gerade verhört? Genauso geschockt wie Thor und Loki sah ich zu Odin, denn er hatte mich wirklich als seine leibliche Tochter vorgestellt. Ich war offiziell mit ihnen allen verwandt und irgendwie wusste ich nicht wirklich, was ich davon halten sollte.

Als die Feier dann offiziell begann, wurde ich, noch bevor ich reagieren konnte, von Thor und seinen Freunden beschlagnahmt, wobei ich leider Loki aus den Augen verlor.

„Also bist du so ein richtiges richtiges Familienmitglied jetzt?", fragte Sif verblüfft nach, als wir bei ihnen ankamen und ich nickte immer noch verwundert.

„Beeindruckend, also hast du von nun an adeliges Blut", lachte Fandral und ich verdrehte die Augen.

„Das hätte ich auch so gehabt, aber dennoch ist es seltsam", gestand ich und war froh, dass die anderen mich schnell auf andere Gedanken bringen konnten. Wir lachten, Fandral zwang mich mit ihm zu tanzen - wobei der Größenunterschied alles lachhaft machte - und es war wirklich schön, doch schnell wurde mir bewusst, dass Loki nicht mehr anwesend war und naja als gute Freundin und Schwester wollte ich einfach nach ihm sehen.


Loki

Wieso wunderte es mich eigentlich noch? Es war doch von Anfang an klar gewesen, dass Thor und seine Freunde sie gleich für sich beanspruchen würden. Thor musste immer im Mittelpunkt stehen und ich konnte meinem Bruder schon die letzten Wochen ansehen, wie es ihm missfiel, dass Marcy mehr Zeit anfing mit mir als ihm zu verbringen.

Marcy. Meine neue Schwester. Wieso hatte Vater sie als unser Blut vorgestellt? Ich hatte kein Problem damit, sie als meine Schwester offiziell anzusehen, jedoch musste er damit doch irgendeine Absicht verfolgt haben, nur welche? Ich würde es schon noch irgendwann herausfinden, doch gerade wollte ich nichts als meine Ruhe. Ich wollte nicht länger in dieser Halle sein müssen, um dabei zuzusehen, wie Thor wieder versuchte alle zu beeindrucken, wie jetzt schon alle Gäste ihren neuen König in ihm sahen. Ich wollte auch nicht diese anderen verblendeten Narren sehen, die ihn anhimmelten und die höchst wahrscheinlich nichts als Schlechtes über mich bei Marcy erzählten, doch was interessierte es mich überhaupt? Wenn Marcy anfing irgendwann endgültig zum Thor-Fanclub zu gehören, dann sollte sie es lieber gleich und mich verschonen.

„Loki?" Wie gerufen ertönte da auch schon ihre leise, kindliche Stimme und ich drehte mich zu dem kleinen Mädchen um, das gerade meine Zimmertüre hinter sich schloss, „Du warst weg, also wollte ich nach dir sehen."

„Du solltest lieber zu deiner Feier gehen, sonst wirst du vermisst", erwiderte ich und setzt ein Lächeln auf, ehe ich mich wieder wegdrehte und auf meinen Balkon ging. Ich hörte wie sie mir mit ihren kleinen hüpfenden Schritten folgte.

„Ich will dort nicht mehr hin, es ist so befremdlich und außerdem weiß ich nicht, was ich von Odins Aussage halten soll", sagte sie und ich lachte leicht auf, denn dann waren wir schon einmal zu zweit.

„Ja, das frage ich mich auch, aber was solls. Ob du nun von allen als Adoptivkind oder echtes angesehen wirst ist doch belanglos", bemerkte ich und drehte mich zu ihr. Sie sah mit ihren leuchtenden, grünen Augen zu dem Sternenhimmel hinauf und ich wusste, dass sie an ihre Eltern dachte. Als ich sie vor Wochen das erste Mal im Thronsaal gesehen hatte, war ich einfach nur sauer gewesen. Sauer, dass Thor wieder einmal sich in den Mittelpunkt hatte stellen müssen, sauer, dass dieses Mädchen eine neue Gefolgschaft meines Bruders werden würde, doch als ich mich mit ihr unterhielt, hatte sich meine Meinung minimal geändert, da sie so hilflos gewirkt hatte und einfach anders war, was mir spätestens dann klar geworden war, als sie unbedingt hatte mit mir Zeit verbringen wollen. Sie wollte mit mir lieber Zeit verbringen als mit Thor und das war das Beste überhaupt gewesen.

„Ich weiß", sagte sie leise dazu und sah nun zu mir mit ihrem kleinen Lächeln im Gesicht, „Willst du nicht mit mir zurück gehen?" Sie sah mich fast schon bettelnd an, doch weiter ertragen würde ich das nicht.

„Ich verzichte, Kleine", sagte ich, als meine Zimmertüre aufschlug und ich einen lachenden Thor in Begleitung von Fandral erblickte.

Na klasse.

„Da bist du ja, hat Loki dich wieder entführt?", fragte Thor und packte Marcy schon am Arm, um sie mit sich zu ziehen.

„Aber...", versuchte sie sich zu wehren, was jedoch bei ihm nichts brachte. Sie warf mir einen traurigen Blick zu und war dann auch schon wieder weg, während Fandral nur sagte: „Du kannst ja auch kommen Loki." Doch darauf verzichtete ich liebend gerne.


Heyho :) Da habe ich jetzt mal früher ein neues Kapitel und wenn ihr ganz liebe Leser seid, dann gibt es am Mittwoch das nächste, wo einige Jahre vergangen sind :) So, also ich weiß ja, dass Thor und so alle sehr langsam altern, also noch hunderte Jahre später irgendwie jung wirken und deswegen habe ich mich gefragt, wie man das vom Alter her macht? Vergehen 20 Jahre und man sieht dann optisch die nächsten hunderte Jahre einfach wie 20 aus, ehe es langsam vergeht, dass man älter wirkt oder bleibt man optisch in jedem Jahr nur deutlich länger. Zum Beispiel sieht man 10 Jahre aus wie fünf? Versteht einer was ich meine? xD Naja ihr seht dann ja, wie ich es gemacht habe xx

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