104. Tage der Finsternis
Loki
Ich hatte keine Ahnung mehr, wie ich zurück in mein Zimmer gekommen war, wann wir den Saal verlassen hatten und ich erinnerte mich auch nicht daran, was auf dem ganzen Weg hier her geschehen war, ich wusste nur, dass ich mir immer noch eigenartig erstarrt vorkam, während ich auf meinem Bett saß und zu Thor und Volstagg blickte. Ich wusste kaum mehr, was Wirklichkeit war und was nicht, doch das alles ergab einfach kaum Sinn, für niemanden.
„... Suchtrupps aufstellen, irgendwas! Sie ist vielleicht verwirrt und weiß nicht wohin oder..."
„Thor, das alles ist doch absurd", unterbrach Volstagg meinen Bruder, der sich wohl schon eine ganze Weile in Rage geredet hatte, mindestens genauso verwirrt zu sein schien, wie ich und hilfesuchend sich im Raum umsah. Es war eben alles andere als leicht zu verstehen, dass sie lebte und hier irgendwo sein sollte. Ihr Körper war weg und doch war sie nirgends. Hätte ich nicht selbst geglaubt gehabt, sie gesehen zu haben, hätte ich an alle mögliche Optionen denken können, die das erklären würden, an alle außer der Tatsache, dass sie wirklich lebte. Wir hatten sie schließlich tot da liegen gesehen, ich hatte gesehen, wie sie dieses Gift genommen hatte, hatte ihre letzten Atemzüge mitbekommen und nun sollte sie einfach wieder leben? Es war unmöglich! Es konnte gar nicht wahr sein und vermutlich hasste ich einfach nur die Tatsache, dass mir so viele falsche Hoffnungen hiermit gemacht wurden. Pläne zu schmieden sie zu finden, sie sicher heimzubringen, es klang wie ein Traum, doch ich sah kein gutes Ende hierfür. Sie war schließlich nicht da, sie war weg und das konnte alles bedeuten.
„Ich weiß, dass es absurd ist, doch hast du sie gesehen? Sie ist weg, diese Frau hat sie gesehen, Loki hat sie gesehen... Asgard erblüht zu neuem Leben und..."
„Tut es eben nicht. Sieh dir die Pflanzen doch einmal an", bemerkte Volstagg und tatsächlich nahm ich schockiert wahr, wie die Pflanzen auf meinem Balkon anfingen langsam wieder zu vertrocknen, wie alles Leben erneut aus ihnen verschwand.
„Was geht hier vor sich?", fragte ich verwirrt nach, verstand immer weniger von dem, was hier eigentlich ablief. Ich wollte doch einfach nur Marcy sehen, sie bei mir wissen, wissen, dass alles gut war und doch spürte ich, dass das nicht so schnell passieren würde. Ich dachte an ihren Schrei nach mir zurück, wie sie von etwas gejagt wurde, der angeblichen Göttin des Todes, doch was hatte es damit auf sich? Wenn hier alles wieder anfing zu sterben, was bedeutete es bitte? Frustriert schüttelte ich den Kopf, während ich die Blumen ansah, als wären sie schuldig für das, was hier passierte, doch sie konnte nicht wieder fort sein, falls sie je zurück gekehrt sein sollte.
„Wir müssen nochmal mit dieser Zofe reden, sie muss uns genau sagen, was sie gesehen hat!", erwiderte Thor energisch, sah beinahe schon genauso frustriert wie ich zu den sterbenden Pflanzen, doch ich wusste genau, wie er sich fühlte. Wenn alles wieder anfing zu sterben, dann bedeutete es bitte was? Dass sie wieder fort war? Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, hatte das Bedürfnis aufzuschreien, irgendwas kaputt zu machen, doch in meinem Zimmer gab es so gut wie nichts heiles mehr.
„Ich kann sie holen gehen, doch sie hat alles gesagt, Thor", sagte Volstagg dazu nur, ehe er dennoch ging und ich seufzend zu Thor aufsah.
„Also habe ich sie wirklich gesehen gehabt", murmelte ich leise und schüttelte erneut den Kopf, „Ich dachte ich hätte geträumt gehabt, doch sie war hier gewesen, bei mir, nur habe ich es nicht verstanden."
„Von was sprichst du?", fragte Thor mich, der meinen um geschmissenen Sessel wieder aufrichtete und sich nun auf diesen niederließ.
„Ich habe dir doch von meinem Traum erzählt, den in dem ich sie gesehen hatte... vielleicht war er gar nicht so unecht gewesen."
„Ich weiß langsam gar nicht mehr, woran ich glauben soll. Wenn sie von den Toten erwacht sein sollte... es wäre unmöglich. Aber die Alternative würde bedeuten, dass sie nie tot gewesen wäre und das heißt..."
„Du hast zugelassen, dass man ihr aus lebendigem Leib unser Kind herausschneidet", vollendete ich seinen Satz, lachte trocken von dieser Tatsache auf und spürte, wie schlecht mir wurde. Mich würde es nicht wundern, wenn Marcy wirklich einfach abgehauen wäre, nach allem was gewesen war, wenn sie unser Kind gesehen hatte. Ich selbst wollte am liebsten ja einfach nur noch abhauen, allem entfliehen und gleichzeitig einfach nur noch bei ihr sein, doch ich konnte es nicht. Es war alles so viel, es fühlte sich an, als würde man ersticken unter all den Sorgen, all den Dingen, die man gesehen hatte und doch musste man weiter stark sein. Wie sollte man denn stark sein? Wie sollte ich es, wenn ich vorhin noch hatte sterben wollen?
„Ich dachte sie wäre tot! Sie war eingefroren, wie hätte sie noch leben können?", rief Thor wütend aus, schien sich von meinen Worten angegriffen zu fühlen und obwohl ich jeden Grund hatte ihn zu hassen, auf ihn los zu gehen, so war es nicht der Fall. Ich müsste mir wegen des Kindes nichts vormachen, nachdem was ich Marcy in den Kerkern angetan hatte, hätte das Baby das vermutlich niemals überlebt gehabt, so oder so.
„Das ist die Frage der Fragen: Wieso lebt sie?" Ich rieb mir meinen schmerzenden Kopf, fühlte mich einfach nur noch erschöpft, doch wie sollte ich jemals schlafen können? Es kam mir so vor wie die Zeit, als ich mich selbst tot gestellt hatte. Da war sie auch so weit weg von mir gewesen, denn sie war da gewesen und doch auch unerreichbar.
„Ich denke, darauf haben wir die Antwort." Ich sah überrascht zu Volstagg auf, der in Begleitung der nun deutlich gefassten Zofe und einer anderen Frau, die mir wage bekannt vorkam, das Zimmer wieder betrat.
„Und die wäre?"
„Zum einen, wie sie das hier überleben konnte", antwortete die mir bekannt vorkommende Frau, die sich nicht sehr wohl in ihrer Haut zu fühlen schien, als sie etwas vortrat, was mich dazu brachte von meinem Bett aufzustehen.
„Sprich!", befahl ich ihr harsch, doch ich ertrug es nicht mehr auch nur eine einzige Sekunde warten zu müssen. All diese Fragen, diese Unsicherheit, ich verlor den Verstand deswegen.
„Das Gift wirkt nicht bei Eisriesen, es ist eigentlich ziemlich simpel", meinte sie, was mich schnauben ließ.
„Marcy ist nur kein Eisriese und das Gift hat ja wohl offensichtlich bei ihr gewirkt, ich habe es selbst gesehen!"
„Nein hat es nicht! Sie ist vielleicht kein Eisriese, aber durch das Kind trug sie das Blut von einem in sich, nicht viel, doch es war da und genau das hat den entscheidenden Unterschied ausgemacht."
„Das Kind hat sie also gerettet?", fragte Thor leise nach, war ebenfalls aufgestanden und hatte sich nun neben mich gestellt.
„Vermutlich hat es das mit der letzten Kraft, die es hatte, getan, nur... wir haben es raus geholt und das war ein gewaltiger Fehler gewesen. Ich war mir von Anfang an unsicher deswegen gewesen, dachte, dass sie das eigentlich hätte überleben müssen, doch sie wirkte tot, stand vermutlich schon an der Schwelle des Todes und ohne das Baby war sie verloren", erklärte sie und ich wusste nun wieder genau, wer die Frau war. Sie war eine Heilerin, sie war diejenige, die hauptsächlich für Marcy während der Schwangerschaft zuständig gewesen war und ihre Worte halfen nicht sehr dabei mich zu beruhigen. Kein Stück sogar.
„Soll das heißen, dass sie überlebt hätte, dass alles gut gegangen wäre, wenn wir dieses Kind einfach nicht herausgeholt hätten?", fragte ich gereizt nach, spürte wie meine Stimme bebte, wie Wut sich in mir anstaute und doch wusste ich nicht, wem sie am meisten galt. Thor? Dieser Frau? Oder doch mir selbst dafür, dass ich all das überhaupt zugelassen hatte?
„Vermutlich, aber offensichtlich hat sie das alles ja dennoch überlebt", sprach die Frau, die wenn ich mich nicht täuschte Yael hieß und genervt schloss ich meine Augen. Es klärte vielleicht die Frage, wie sie leben konnte, doch nach wie vor nicht, wo sie nun war!
„Und wo ist sie nun bitte? Wenn sie wirklich aufgewacht ist, wo ist sie dann hin?", fragte Thor mit einem flehenden Unterton, als hätte sie die Antwort dazu, doch sie schüttelte lediglich bedauernd den Kopf.
„Ich habe keine Ahnung. Ich bin Heilerin, mehr nicht."
„Und ich weiß es leider auch nicht", bemerkte die Zofe nun leise, sah beschämt zu Boden und schien mit der ganzen Aufmerksamkeit kaum klarzukommen, „Ich weiß sie wollte raus, ich weiß dieses Etwas war hinter ihr, doch ich weiß nicht, was dann geschah."
„Wir werden es herausfinden", sagte Thor zuversichtlich und doch hörte ich einen Hauch Unsicherheit aus seiner Stimme heraus, die Unsicherheit, die einen jeden hier umgab.
„Ich kann einen Suchtrupp zusammenstellen, wenn du willst, Thor, aber ich weiß nicht, wie viele Hoffnungen wir uns machen dürfen", sagte Volstagg bekümmert, während ich schon zur Türe laufen wollte, denn tatenlos herumsitzen würde ich gewiss nicht, als Thor mich da jedoch am Arm packte und zurück zog.
„Mach das Volstagg, wir müssen es wenigstens versuchen!", meinte er, woraufhin dieser mit den beiden Frauen wieder ging und ich fragend zu meinem Bruder sah, der ernst zu mir blickte.
„Was?", fragte ich patzig nach, schließlich sollten wir keine weitere Zeit mehr verlieren. Marcy könnte in Gefahr schweben, sie könnte alleine und hilflos irgendwo da draußen sein und wer wusste schon, in welchem Zustand sie sich befand? Sie hatte immerhin Gift geschluckt und ihr wurde ein Kind aus dem Leib geschnitten und das sicher nicht auf die selbe, behutsame Art, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre, schließlich dachte man sie sei tot gewesen.
„Du bleibst hier!", antwortete Thor mir ernst und ehe ich begriff, was er da verlangt, hatte er mir schon ein Paar Handschellen umgelegt, deren anderes Ende an meinem Bett befestigt wurden und fassungslos sah ich ihn an.
„Was soll das werden, Thor?!"
„Du hast eben noch versucht dich umzubringen, also bleibst du brav hier und richtest keinen Schaden an!"
„Thor, du machst mich sofort wieder los! Ich muss sie finden!", rief ich aufgebracht, jedoch ignorierte er mich gekonnt und lief zur Türe, „Bleib stehen du verdammter Troll oder ich bringe dich eigenhändig um! Es geht hier um Marcy!"
„Genau deswegen bleibst du da! Wir wissen nicht, was los ist, vielleicht hat sie Angst vor dir, nachdem was in den Kerkern war, vielleicht ist sie verwirrt und vielleicht lebt sie gar nicht und ich weiß, dass du nur wieder nach dem nächsten Fläschchen Gift greifen wirst, wenn das der Fall ist. Doch ich lasse das nicht zu! Ich habe genug verloren und mir reicht es!" Mit den Worten verließ er mein Zimmer und ich wollte ihn am liebsten aufhalten, doch seine Worte hatten mich zum verstummen gebracht. Falls sie lebte und falls sie gefunden werden könnte, was würde dann sein? Ich hatte versucht sie zu töten, wegen mir war unser Kind tot und wie sollte sie mir auch nur irgendwas davon jemals verzeihen?
Ich hätte mich vermutlich mit Leichtigkeit irgendwie von diesen Handschellen befreien können und doch tat ich es nicht. Ich saß lieber Stunden einfach nur auf dem Boden, sah mir das Chaos im Zimmer an, dachte über so viele Dinge nach und doch auch irgendwie über rein gar nichts. Thor würde sie finden, er musste sie finden, doch ich vertraute darauf, dass er auch niemals aufgeben würde mit dieser Suche. Er liebte Marcy schließlich genauso innig, wie ich selbst, natürlich auf eine ganz andere Art und Weise, doch ich wusste, dass er für sie genauso blind in den Tod laufen würde, wie ich. Das war vielleicht ein Grund, weswegen ich hierblieb, denn er würde was unternehmen, ich konnte es jedoch nicht, selbst wenn ich frei wäre, denn Thor hatte doch recht mit seinen Worten. Wer wusste schon, ob sie mich überhaupt jemals wiedersehen wollte? Es sollte mir recht sein, so lange sie am Leben war konnte sie mich meinetwegen hassen und verachten, es würde zwar eine endlose Qual für mich darstellen, doch Hauptsache sie wäre in Sicherheit und nicht tot.
„Du siehst beschissen aus." Fragend blickte ich zu keinem anderen als Cole auf, der mindestens genauso beschissen aussah, wie ich und der zögernd mein Zimmer betrat, von mir zu dem Chaos blickte und wieder zurück.
„Womit habe ich diese Ehre hier verdient?"
„Du weißt doch, wie ungern ich mir eine Gelegenheit entgehen lasse dich irgendwie eingesperrt zu sehen", erwiderte er zynisch, doch ich sah ihm schnell an, dass er genauso erschöpft von diesem Streit zwischen uns war, wie ich selbst, als er sich seufzend mit einem Abstand neben mich auf dem Boden niederließ, die Wand vor uns düster ansah.
„Was willst du hier nun wirklich?", fragte ich kalt nach, blickte nun selbst weiter nach vorne und hatte eigentlich alles andere als die Lust gerade mit ihm zu reden, oder überhaupt mit irgendwem, doch so schnell würde er vermutlich auch nicht gehen.
„So ziemlich jede Person, die ich kenne, liegt entweder verwundet im Bett oder ist... du bist jedoch hier und du bist die einzige Person, die vermutlich gerade genauso leidet wie ich, wenn nicht noch mehr", antwortete er mir leise und ich lächelte verbittert, lehnte meinen Kopf gegen mein Bett und griff mit meiner freien Hand in meine Hosentasche, wo ich wieder den kleinen Smaragd herausholte und bekümmert ansah. Wie echt war dieser Traum gewesen? Wie echt war überhaupt noch irgendwas?
„Sie lebt vielleicht doch noch, musst du wissen", murmelte ich, wusste gar nicht, wieso ich ihm das eigentlich sagte, vielleicht um noch mehr Leute dazu zu bringen wirklich daran zu glauben, damit sie mir Hoffnung machen könnten, alles Elend endgültig von mir nehmen würden.
„Ich habe davon gehört. Ganz Asgard tuschelt, wenn nicht über die Schlacht, dann darüber, doch ich will daran nicht denken müssen", bemerkte er und lachte trocken, „Ich will von alledem nichts mehr hören. Ich habe es geschafft innerhalb weniger Stunden so viele Leute zu verlieren, die mir wichtig sind und das nur weil ich nicht auf sie hatte aufpassen können. Ich hatte viele meiner Freunde nicht retten können, ich hatte Marcy nicht beschützen können, genauso wenig Ivanka..." Seine Stimme brach zum Ende hin ab und ich hörte ihn leise fluchen, schloss meine Augen, denn vermutlich hatten Cole und ich das erste Mal etwas gemeinsam, schließlich verstand ich genau, wie er sich gerade fühlte. Wir hatten beide versagt die zu schützen, die uns wichtig waren.Was waren wir bitte für Krieger? Ich kam mir so schwach vor, so erbärmlich, wie ich hier saß, in Selbstmitleid versank, doch daran ändern konnte und wollte ich auch nichts.
„Ich bin aber nicht nur hier, um darüber zu reden, was für ein Versager ich doch bin", ergriff Cole nach einiger Zeit wieder das Wort und ich steckte seufzend den Smaragd wieder weg, drehte meinen Kopf zu dem braunhaarigen Krieger, „Ich soll dich befreien, damit du dich für die Bestattung fertig machen kannst. Thor meinte du würdest sicher anwesend sein wollen, immerhin... ja." Er kratzte sich verlegen den Hinterkopf, schien kurz nicht zu wissen, was er nun machen sollte, ehe er aufstand. Ich wusste genau, wieso Thor wollte oder eher dachte, dass ich dabei sein wollte, schließlich würde nach wie vor mein Kind mit all den anderen bestattet werden, doch nur daran zu denken, ließ meinen Magen sich umdrehen. Ich würde mein eigenes Kind nun lebe Wohl sagen müssen und das obwohl ich es nicht einmal je hatte kennen lernen dürfen, es nie hatte im Arm halten können. Ich würde niemals mehr die Möglichkeit haben herauszufinden, wie es gewesen wäre eine Tochter zu haben, ob sie die gleichen Locken wie Marcy gehabt hätte, ihr Lächeln, ihre schönen grünen Augen oder ob sie vielleicht Bücher und Magie genauso geliebt hätte, wie ich. Niemals würde ich es herausfinden können und doch müsste ich an dieser Bestattung teilnehmen, egal wie schwer mir das fallen würde. Marcy konnte nicht da sein, doch ich musste es, für sie, für unser kleines Mädchen.
„Wann beginnt es?"
„In einer Stunde, also solltest du dich mal etwas herrichten, wenn du mit all dem Blut an deiner Kleidung dort auftauchst, wird jeder nur panisch werden", antwortete Cole mir und befreite mich schon von den Handschellen, dennoch blieb ich sitzen, sah an mir herunter zu all dem Blut, all den Rissen und dem Dreck auf meiner Kleidung. In diesen Sachen hatte ich gekämpft, hatte viele unschuldige Leute getötet, hatte Fandral beinahe ermordet und in diesen Sache hatte ich Marcy gehalten, als sie von mir ging.
„Ich werde da sein", erwiderte ich trocken, was Cole dazu brachte wieder zu gehen, mich wieder alleine mit all den quälenden Gedanken zurück zu lassen.
Ich wusste ja, dass es rein gar nichts brachte sich so den Kopf zu zerbrechen, über alle möglichen wenn und falls Situationen nachzudenken, doch es war unmöglich nicht durchgehend an Marcy zu denken. Bevor sie nicht wieder da wäre, würde eben auch nichts wieder gut sein, nur leider hatte ich nicht das Gefühl sie so schnell wiederzusehen, falls es überhaupt je dazu kommen sollte. Nur mühsam schaffte ich es irgendwann aufzustehen, in mein Bad zu laufen und mich all meiner Kleidung zu entledigen, die regelrecht an mir geklebt hatte, ehe ich mir ein Bad einließ und mich in das kalte Wasser niederließ, das sich ziemlich schnell anfing rot zu verfärben. So gut es ging wusch ich den Krieg von mir, versuchte alles damit verbundene von mir zu kriegen, doch so leicht war es leider nicht. Ich kam mir kraftlos und völlig erschöpft vor, als ich mich abtrocknete und mir neue Sachen anzog, die ausnahmsweise mal nicht grün, sondern pechschwarz waren, mein Inneres perfekt widerspiegelten. Wie sollte ich das bitte überstehen?
Ich war völlig beeindruckt von der Menge, die sich draußen zusammengetroffen hatte für diese Bestattung, hatte gedacht schon bei Odins Bestattung viele Asen gesehen zu haben, doch das hier übertraf wohl wirklich alles. Es war wirklich so, als ob ganz Asgard und noch viel mehr hier anwesend wäre und vermutlich war das auch wirklich so. Jeder hatte irgendwen verloren, es gab niemanden hier, der nicht ehrlich trauern musste und doch hatte ich das Gefühl von allen Seiten nach wie vor neugierige Blicke abzukriegen, während ich mir einen Weg nach vorne erkämpfte. Von allen Seiten hörte ich das Getuschel der Leute, die Fragen darüber stellte, was wegen Marcy war, dass ich der trauernde Prinz sei, dass ich sie getötet hatte oder sogar ihre Leiche geklaut haben sollte. Es waren so viele Gerüchte, so viele verschiedene Dinge, die mir leise an den Kopf zugeworfen wurden, so dass ich fast aufgelacht hätte, fast stehen geblieben und umgekehrt wäre, doch ich blieb standhaft. Es war nicht das erste Mal, dass ich mir irgendwas vom Volk hatte anhören dürfen, es war nicht das erste Mal, dass ich das schwarze Schaf der Familie wäre, doch ich würde mir das hier von niemanden noch schlimmer machen lassen, als es das sowieso schon war.
„Loki." Ich nickte Thor knapp zu, als ich ihn vorne am Ufer schließlich erreicht hatte, zu den hunderten Booten sah, die im Wasser waren, bereit für ihre letzte Reise. Es war eigenartig daran zu denken, dass eigentlich in einem von ihnen Marcy jetzt hätte liegen müssen, doch in dem gewaltigen Boot, das in der Mitte von allen anderen lag, würde jetzt nur ein winziger kleiner Stoffbündel liegen, in dem mein Kind eingewickelt wäre und ich wusste nicht, was ich dabei empfinden sollte. Meine Gedanken kreisten die meiste Zeit so sehr nur um Marcy, dass ich völlig überfordert damit war, wenn es um mein Kind ging.
„Es gibt so viele, die, wo auch immer der Weg sie bringen wird, auf die Kleine aufpassen werden", sprach Thor mir gut zu, während die Sonne anfing langsam aufzugehen.
„Ich werde sie niemals kennen lernen, Thor. Deine Worte können mich also niemals aufheitern", murmelte ich verbittert, als die Boote auch schon mit dem Wasser weitergetrieben wurden, ich die ersten laut aufheulen hörte, Asgard bald schon von einem einzigen Trauerlied erfüllt wurde. Ich wandte meinen Blick von den kleinen Schiffen kurz ab, sah zu all den anderen Anwesenden, konnte Cole ausfindig machen, der eine Flasche Rum in der Hand hielt und diese austrank, während er heulte. Ich sah Fandral, der kreidebleich war und von Volstagg gestützt wurde, während sie um all ihre gefallenen Freunde trauerten. Ich sah Stark, wie er neben Rogers, Romanoff und Barton stand, die wann auch immer hierhergekommen waren, doch nicht einmal die Tatsache, wie beschissen Rogers aussah, konnte meine Stimmung heben. Stattdessen sah ich nur wieder nach vorne, sagte nicht einmal etwas, als Thor seine Hand auf meine Schulter legte, mir wohl irgendwie Trost spenden wollte, doch es würde nichts bringen. Ab jetzt würde nichts mehr jemals gut werden. Ich spürte einfach tief in mir drinnen, dass nichts gut gehen würde, dass egal was ich mir auch erhoffte, es niemals mehr so sein würde, wie es das einst gewesen war. Die Zeiten in denen man jeden Tag sorglos trainieren konnte, in denen ich die anderen dabei beobachtet hatte, wie sie lachend Zeit verbrachten und einzig Marcy bei mir gewesen wäre, die Tage, wo wir alle nichts als ein Haufen naiver Kinder gewesen waren, sie waren alle endgültig vorbei. Die lange Nacht war zwar nun endgültig vorbei, doch nun würden die Tage der Finsternis beginnen und das würde weitaus schlimmer werden, so viel stand fest.
Aloha :) Tut mir leid für das lange warten und dann auch noch dafür, dass das Kapitel so langweilig war, aber bevor ihr noch länger hättet warten müssen, habe ich es mal fertig geschrieben, auch wenn es eigntlich noch länger hätte werden sollen.
INFO: Auch wenn ich es die ganze Zeit gesagt habe, so wird es mit dem Ende der Geschichte wohl doch noch ein wenig länger dauern, als eigentlich geplant. Irgendwie habe ich mich wohl stark damit verrechnet, in wie viele Kapitel ich all das hier klatschen könnte xD Ich habe mir zwar auch kurz überlegt einfach einen Teil 2 zu schreiben, doch ich bin kein Fan von so etwas und schreibe einfach ein paar dutzend weitere Kapitel in diesem Buch. Wer die Nerven bei einer so langen Geschichte verliert, muss ja nicht weiter lesen, ich zwinge immerhin keinen dazu :P Aber keine Sorge, ich versuche bald einmal zu einem Ende zu kommen xx
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