⁰²sour

comparison is killing me slowly
i think, i think too much 'bout kids who don't know me

[20:12 Uhr]

Der Handybildschirm leuchtet auf.

Mein Blick schweift vom Tablet in meiner Hand,
zu dem kleinen Wohnzimmertisch vor mir.

Eine neue Benachrichtigung.
Weißer Geist auf gelbem Hintergrund.

*Alex hat dir einen Snap geschickt*

Der Bildschirm wird schwarz.

Mein Blick geht zurück zu YouTube.
Pamela Reif - Beginner Workout
medium intensity

„Also totale Zerstörung – Egal. Wird mal wieder Zeit."

Seufzend stehe ich auf.
Tablet in der linken Hand.
Die Rechte greift nach dem Handy.

Mit einem einzigen Blick ist mein Handy entsperrt.
Der Finger kreist über der Foto-App.

Ein komisches Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus.
Aufregung und Misstrauen.
Eine bittere Mischung.

Ich öffne Snapchat.

Eine ganze Reihe ungeöffneter Snaps brgrüßen mich.

Richtig interessiert bin ich nur an einem.

Langsam erklimme ich die Treppen in den ersten Stock.
Mein Daumen drückt auf den neusten Chat.

Schlechte Idee.
Ganz schlecht sogar.

Das Bild zeigt einen gedeckten Tisch.
Das Essen auf dem Teller sieht ziemlich teuer aus.
Ein Sticker verkündet DATE NIGHT.

Ich erstarre mitten auf der Treppe.

Eigentlich sollte es mich nicht überraschen,
schließlich war es bis jetzt noch jedes Mal so gewesen.

Dennoch betrachte ich das Foto immer noch ungläubig.

Mein Magen zieht sich schmerzlich zusammen.
Für einen kurzen Moment fühlt sich alles so unwirklich an.

Obwohl ich mich schlecht dabei fühle, öffne ich die Snap Map.
Sein Bitmoji fällt mir sofort ins Auge.

Er befindet sich in der Nachbarstadt.
In einem ziemlich noblem Restaurant.

Hätte ich ihm nicht zugetraut, wenn ich ehrlich bin.

Immer noch ein ziehendes Gefühl im Bauch,
drücke ich auf den Ausschaltknopf.

Der Bildschirm wird schwarz.

Der erste Gedanke, der mir in den Kopf kommt:
Was habe ich falsch gemacht?

Schließlich hatten wir die vergangenen zwei Monate
ununterbrochen Kontakt.
Sogar ein gemeinsames Treffen war im Gespräch gewesen.

Jetzt wohl nicht mehr.

Ich hatte von Anfang an bereits ein komisches Gefühl,
versuche ich mir meine Schwärmerei auszureden.

Und wieder:
Liegt es an mir?
War es mein Fehler dem gemeinsamen Treffen abzusagen?

Aber es gibt bessere erste Dates, als einen Film Marathon.
Man kann sich ja denken worauf das hinauflaufen soll.
Und soweit bin ich noch nicht.

Vielleicht sieht er dich nicht so, wie du ihn siehst?

Wieder diese gemeine Mischung in meinem Bauch.

Ich muss mich ablenken.
Betäubt werfe ich mein Smartphone auf mein Bett.

Es gibt nicht einmal einen Grund dafür,
dass mich das Ganze so berührt.
Ärgert. Verletzt. Mitnimmt.

Ein genervtes Knurren entkommt mir,
als ich mit den Sportklamotten im Bad verschwinde
um mich umzuziehen.

Gefühle sind scheiße!

Warum empfinde ich auch immer so schnell so viel?

Das kann ja gar nicht normal sein.

Ich kann nicht normal sein.

Stopp. Stopp. Stopp.
Das läuft hier schon wieder in die
komplett falsche Richtung.

„ARGH!"

ABLENKUNG! JETZT!
SOFORT!

Viel zu energisch stürme ich aus dem Bad
zurück in mein Zimmer.

Vorgenommen habe ich mir eigentlich
nur ein einziges Workout.
Letztendlich werden es sieben.

[22:33 Uhr]

Das warme Wasser tut gut auf meiner Haut.
Es fühlt sich an wie eine dringend benötigte Umarmung.

Meine Gedanken schweifen erneut ab.

Warum wird mir ein männliches Wesen
eigentlich immer gleich so unnormal wichtig,
wenn es nur nett zu mir ist?

Es ist jedes Mal das Gleiche.
Eigentlich beschämend, nicht aus meinen Fehlern zu lernen.

Warum denk ich mir eigentlich noch immer
'Ach, der ist bestimmt nicht so'
und dann ist er genau so?

Nächstes Mal vertraue ich gleich auf mein Bauchgefühl.
Dann kann ich mir eine Situation wie jetzt ersparen.

Ha ha.

Guter Witz.

Das hast du letztes Mal auch gesagt.
Und das Mal davor.
Und bei dem vorhergehenden Mal genauso.

Ich lehne mich gegen die kalten Fliesen und zucke kurz zusammen, da der Temperaturunterschied mich überrascht.
Langsam sinke ich zu Boden.

Vielleicht wärs auch einfach besser,
Gefühle komplett aus meinem Leben auszuschließen.

Wär doch gar nicht mal so schlecht,
wenn sowas wie Emotionen nicht mehr existieren würde.
Man könnte bestimmt einiges an Leid vermeiden.

Das warme Wasser läuft über mein Gesicht und verschleiert meine Sicht.
Vielleicht sind es auch die salzigen Tränen, die sich langsam mit untermischen.
Vielleicht auch beides gemeinsam.

Enttäuschung.

Sie brennt in meiner Brust und lässt mich gleichzeitig auch so taub fühlen.

Ich bin so enttäuscht von mir selbst.

Wir sind nicht einmal annähernd daran zusammen zu kommen und trotzdem stört es mich, wenn er mit anderen Frauen auf Dates geht .
Was ja doch auch immer hin sein gutes Recht ist als Single.

Wäre auch meins.
Doch ich warte immer noch auf eine Rückmeldung von Alex.
Die kommt wahrscheinlich aber nicht mehr.

Das macht mich irgendwie traurig.
Und das es mich traurig macht, macht mich wütend.

So wütend, dass ich mir meine Fingernägel unbewusst in die Handflächen drücke bis es brennt und ich realisiere, was ich da eigentlich tue.

Ein genervtes Stöhnen entkommt mir.

Das Wasser wird kalt, doch ich bleibe sitzen.

Auch von Alex bin ich enttäuscht.
Er hat es wirklich geschafft, es rüberkommen zu lassen, als wäre ich die Einzige.

Als gäbe es nur mich.

Und nicht noch (keine Ahnung wie viele) andere.

Mein Körper beginnt zu zittern und ich zwinge mich
aufzustehen und die Dusche zu verlassen.

Betäubt wickle ich das Handtuch um meinen
nassen Körper und betrachte mich im Spiegel.

Zurück blickt aus ausdrucksloses Gesicht.
So bekannt und doch so fremd.

Wieso nimmt mich das Ganze so mit?
Eigentlich gibt es keinen Grund dafür.

Langsamer als sonst, wechsle ich in meine Schlafsachen.
Flechte meine nassen Haare in zwei Zöpfe.
Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel und ich verlasse das Badezimmer.

[01:58 Uhr]

Vom Rücken drehe ich mich auf den Bauch.
Vom Bauch auf die rechte und irgendwann auf die linke Seite.

So geht das schon seit über einer Stunde.

Mein Kopf kann einfach nicht abschalten.

Ein genervtes Stöhnen entkommt mir,
als ich nach meinem Smartphone greife.
Mit einer geübten Handbewegung trenne ich es vom
Ladekabel und sofort leuchtet es auf.

Das grelle Hell brennt in meinen Augen und ich
muss blinzeln.

Da Schlaf für die nächsten Stunden wohl alles andere
als selbstverständlich scheint, öffne ich
Instagram um mich abzulenken.

Ich tippe auf das erste Story-Icon in der obersten Reihe
und skippe von Beitrag zu Beitrag.

Bis ich plötzlich innehalte.

Der gedeckte Tisch kommt mir bekannt vor.

Alex hat auch hier sein Abendessen geteilt.
Und das Mädchen auch noch markiert.

Ich weiß, ich sollte es nicht tun.
Aber ich kann nicht anders.
Die Neugierde schlägt die Vernunft.

Ich tippe auf die Markierung und werde
zu ihrem Account weitergeleitet.

Öffentlich.

Gleichzeit ein Vor- als auch ein Nachteil.

Es sieht bereits alles auf den ersten Blick so
verboten ästhetisch aus.
Sie teilt nicht viel von ihrem Leben, aber dennoch kann man sich einen guten Überblick verschaffen.

Sophie | 21 | based on a true story

Auf ihrem Profilbild fallen ihre braunen Haare
in sanften Wellen bis auf die Schultern.
Ihr Lächeln wirkt so sympathisch.

Ich tippe auf ihre Highlights und erkenne schnell,
dass sie gerne mit Freunden feiern geht.
Da unterscheiden wir uns schon einmal grundlegend.

Sie genießt das Leben in vollen Zügen.

Nachdem ich einmal durch ihre besten Momenten
der letzten zwei Jahre geskippt bin,
widme ich mich ihrem feed.

Ich ertappe mich nach einer Weile,
wie ich anfange mich mit ihr zu vergleichen.

Sophia ist so viel hübscher als ich.
Sie wirkt so sympathisch.
So freundlich.
Und oben drauf hat sie ne Bombenfigur.
Von der kann ich nur träumen.

Ich versuche mir einzureden, dass ich glücklich bin,
wenn Alex glücklich ist.

Aber irgendwie wirkt es nicht glaubhaft.
So überhaupt nicht.

Eine salzige Träne befeuchtet meine trockenen Lippen.
Das ist der Moment, in dem ich bemerke,
dass ich zu weinen begonnen habe.

Erneut beginnt kochende Wut in meinem
Inneren zu brodeln
und ich mache mein Handy aus.

Nur Olivia Rodrigos Stimme
klingt noch in meinen Ohren,
als ich erneut versuche etwas Schlaf zu finden.

Hoffentlich meldet er sich nicht mehr bei mir.

Doch ich weiß, dass ich diesen Gedanken
nicht wirklich so meine.

[ — ]

you found someone more exciting
the next second you were gone
and you left me crying
wondering what i did wrong

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